Zweistimmiges Spiel

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Tomthekid
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Hallo,
seit einiger Zeit spiele ich öfters mit der rechten Hand auf dem Keyboard zweistimmig, wobei immer wieder Unsicherheiten bei Durchgangstönen (o.Ä.) bei der Wahl des zweiten Tons neben dem Melodieton aufkommen. Passend zur Jahreszeit ein einfaches Beispiel, stellvertretend für viele Fälle: "Lasst und froh und munter sein (Nikolaus)", Grundharmonie ist C-Dur (linke Hand):

Melodie: G--G--G--A--G--F--E--E--E

Zweistimmig I: E/G--E/G--E/G--F/A--E/G--D/F--C/E--C/E--C/E oder

Zweistimmig II: E/G--E/G--E/G--E/A--E/G--C/F--C/E--C/E--C/E

Die erste Variante würde ich lieber wählen, allerdings sind die Spannungen zu C-Dur durch das F/A und D/F höher als bei der zweiten Variante. Dort gehört mindestens ein Ton immer zu C-Dur. Auf der anderen Seite sind es natürlich keine tragenden Haupttöne. Gibt es dazu eine Regel, die z. B. besagt, dass man möglichst nah an der Grundharmonie bleiben soll? Wie würdet ihr spielen?
 
Eigenschaft
 
Zweistimmig II: E/G--E/G--E/G--E/A--E/G--C/F--C/E--C/E--C/E
geht gar nicht. Dann schon lieber so:

E/G--E/G--E/G--E/A--D/G--D/F--C/E--C/E--C/E
oder so:
E/G--E/G--Es/G--Es/A--D/G--D/F--C/E--C/E--C/E ;)

Variante I ist gut. Besser noch links wechseln: C-C-G-G-G-G-C-C-C
 
Alles ist möglich. Wirklich. Aussagen wie "geht gar nicht" sind hier i.w. grundlegend falsch.

Warum? Es geht um den sogenannten "harmonischen Rhythmus": Der bestimmt i.w., auf welchen Taktteilen ein harmonisch relevantes Ereignis stattfindet. Das entscheidet der/die Arrangierende oder Komponierende oder Improvisierende - und hier darf er oder sie in sehr weiten Grenze entscheiden: Willst Du Deinen Nikolaus in "klassischem Tempo" spielenn, dann ist der harmonische Rhythmus Viertel (Deine I, beide Varianten von @Das_Wesen) oder Halbe - alles andere sind Durchgangstöne. Willst Du ihn sehr schnell spielen, dann ist der h.Rh. auf Ganzen. Aber vielleicht willst Du (Deine Gruppe) einen Calypso draus machen - dann wirst Du die harmonischen Ereignisse auf 3/8+3/8+2/8 legen ...

Deine Variante II ist tatsächlich sehr komisch - weil es keinen "üblichen" Rhythmus gibt, der auf der 8. Achtel die Harmonie wechselt. Allerdings kommt es enorm drauf an, was die linke Hand tut: Wenn der e->c-Fall z.B. durch einen Lagenwechsel entsteht (beispielsweise geht die linke Hand c->e, weil sie dann im 2.Takt mit g-f-e-d-c-Achteln fortsetzt ...), dann kann das goldrichtig sein. Das muss dann aber sauber konstruiert* werden, in aller Regel** muss etwa dieses Motiv der fallenden Achtel muss in dem Arrangement/der Improvisation mehr als einmal auftauchen.

*Musik wird konstruiert. Wer das nicht so sieht und es nicht tut, wird einfach nur schlechtere Musik konstruieren.
** Erstaunlicherweise gibt es aber keine vollkommen feststehenden Regeln der Konstruktion - jede/r, der/die arrangiert, komponiert, improvisiert, darf sich die Regeln selbst machen - muss aber dann damit leben, wie das Ergebnis beurteilt wird.

H.M.

(P.S. Ein bissl oberg'scheit, meine Antwort. Ich lass sie trotzdem so stehen, weil ich sie i.w. für richtig halte ...).
 
Schönen Dank für die Antworten,

für mich ist es wichtig, so eine Art Ablaufschema für zukünftige Fälle zu haben. Als ersten Schritt würde ich immer die (Grund-) Harmonien, vorliegend C-Dur, sowie die Melodietöne, hier für den ersten Takt, ermitteln. Für die Findung der Töne für das zweistimmige Spiel empfiehlt es sich wohl, die Melodie einmal dreistimmig zu spielen, um eine Übersicht über die Harmonien zu gewinnen. Ich habe dies mal gemacht und dabei erkannt, dass bei "froh" in erster Line F oder Am nach C als Zielharmonie in Betracht kommt. Weiterhin wurde dabei deutlich, dass in der ersten Version von Das Wesen das G7 bei "und" vorgezogen wurde. Das ist schon interessant.

In einem weiteren Schritt müsste man dann prüfen, wie die Grundharmonie mit den zweistimmigen Tönen zusammen passt. Zu diesem Zweck habe ich einmal einen Orgelsound verwendet und das C-Dur bei geringem Tempo den ganzen Takt lang gehalten (die Harmonisierung ohne 5. Stufe am Schluss mit der "7" stammt aus dem u. a. Link). Dabei stellte sich eindeutig heraus, dass die von mir als II. Variante angegebene (unmögliche oder komische) Variante am besten klingt, weil die harmonischen Spannungen dort am geringsten sind. Wenn man sich dann einmal vor Augen führt, in welchem Verhältnis ein zweistimmig gespieltes F/A oder gar das D/F zu C-Dur steht, wird auch deutlich, warum. Klar, wenn ich das Stück schneller spiele oder das C-Dur nur zu Beginn des Takts auf der "Eins" mit einem Pianosound anschlage, hört man die Spannungen nicht so heraus.


http://www.volkslieder-songarchiv.de/text_akkorde.php?lied=lasst_uns_froh_und_munter_sein
 

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