Programm für tonale Analyse?

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Unkraut
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Hallo! Weiß nicht, ob ich hier bei Kompositionslehre ganz richtig bin. Aber kommt dem wohl am nächsten.
Ich bin Anfänger in Sachen Musik. Habe gerade angefangen, ein Buch zu lesen: "Die tonale Musik" von Franz Sauter. Gefällt mir ganz gut. Ich hab viel gelernt, obwohl ich mir fast nichts gemerkt hab (klingt komisch, ist aber so). Will heißen: Ich weiß jetzt zwar im großen und ganzen wie die musikalische Wahrnehmung funktioniert und wie Dur und Moll aufgebaut sind, und wie die Tonarten so miteinander verwandt sind und was Kadenzen sind aber mein Gehör hat trotzdem nicht denken gelernt und weiß nichts von den Begriffen, auf denen die ganze Musiktheorie dieses Buches aufbaut. Also so ähnlich wie wenn man ein bisschen mathematische Theorie liest und auch versteht und ganz interessant findet, aber zu faul ist, durch Rechenbeispiele ein bisschen praktische Erfahrung mit dem Stoff zu sammeln. Na ja. Die "Rechenbeispiele" in diesem Fall wären dann wohl tonale Analysen irgendwelcher Musikstücke. Also gucken: Hier und da ist diese und jene Tonart und dann tonale Indifferenz und im nächsten Takt dann Modulation in die nächste Tonart, und hier und da sind diese und jene Dissonanzen in deren Verlauf so und so die Kadenz eingepackt ist, und blah und blub. Dafür gibt es ja auch Computerprogramme. Ein solches hat der Autor dieses Buches, das ich gerade lese, offenbar mal selbst geschrieben und auch zur Analyse einiger Tonbeispiele verwendet. Also einfach ein Programm, das zu jedem Zeitpunkt in einem Musikstück sagen kann, in welcher Tonart man sich gerade aufhält. Mehr brauch ich nicht. Ich hätte einfach gern mal ein paar handfeste Ergebnisse, die ich nachvollziehen kann, bzw. ein Programm, das mir meine eigenen Ergebnisse mal bestätigt, wenn ich so ein Musikstück mal zum Spaß analysiere. Und auch als Hilfsmittel für Eigenkompositionen stelle ich mir das ganz sinnvoll vor. Sowas hab ich auch schon im Internet gefunden. "Mad Education Midi" hieß das Programm, aber das war nur eine Demo-Version, die zwar den vollen Funktionsumfang bot, allerdings nur insgesamt 10 Minuten lang zum Schnuppern. Und dafür noch mal 100 Euro auszugeben ist mir zu viel. Sowas muss es doch auch umsonst geben. Ist ja auch eigentlich nur ein relativ simpler Algorithmus, den man da braucht. Ich brauch ja auch eigentlich den ganzen grafischen Schnickschnack nicht und so. Ich könnte das nach den Erklärungen in dem Buch auch selbst programmieren mit ner simplen Textausgabe, wenn ich wüsste, wie man Dateien im Midi-Format interpretiert, aber dazu bin ich zu faul. Na ja. Mkay. Also, wenn irgendjemand da was weiß, irgendein Programm, das aus ner Midi-Datei die Tonalität raushört, das wär ganz nett. Mkay.
 
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vielleicht solltest du bei deinen Posts mal darauf achten, dass du auch Absätze machst, hmm'? :screwy:

dann müsste ich den Text nicht 4-5 mal lesen um ihn zu verstehen!!:cool:
 
Komm mach bitte echt absätze, dann kann man 10 mal schneller lesen.
 
Ich war nach knapp ner Minute im ersten Lesen durch, wo ist das Problem? :rolleyes:
Leider kann ich dir nicht helfen, und einige Absätze wären wirklich angebracht, aberrrrrrrrr man kann sich ja auch anstellen @meine Vorposter. ;)
 
Plainshift schrieb:
Ich war nach knapp ner Minute im ersten Lesen durch, wo ist das Problem? :rolleyes:
Leider kann ich dir nicht helfen, und einige Absätze wären wirklich angebracht, aberrrrrrrrr man kann sich ja auch anstellen @meine Vorposter. ;)

ir haben aber auch nicht alle so viel Zeit, und daher wäre es schon schon wenn man son Text in 20 sec lesen könnt und nicht in 2 min.
 
vielleicht kommst du mit Band-in-a-box weiter?
das zeigt zumindest schonmal die Akkorde an, was es noch so alles kann, weiß ich nicht. Finde es etwas überflüssig für meinen gebrauch. Vielleicht kann es ja noch viel mehr....
 
Hmm... das sieht nicht ganz nach dem aus, was ich suche. Ich brauch ja kein Programm, um Musik zu machen, sondern nur um Musik zu analysieren. Aber das sieht auch ganz interessant aus. Na ja, danke für den Tip auf jeden Fall!
Aber sowas, was ich suche, gibt's wohl nicht als Freeware. Muss ich wohl selber arbeiten. Mkay.
 
Ich bin der Autor des Buchs "Die tonale Musik" und bin leider erst jetzt auf deine Frage gestoßen. Ich weiß nicht, ob du eine so späte Antwort noch mitkriegst oder dich für das Thema überhaupt noch interessierst.

Es würde mich sehr interessieren, ob du irgendetwas in Richtung automatisierte tonale Analyse erreicht hast. Ich habe selbst daran gedacht, auf meiner Homepage (www.tonalemusik.de) ein kostenloses Programm zur Verfügung zu stellen, das die tonale Analyse von Musikstücken unterstützt. Aber da ich sowieso in meinem Brotberuf den ganzen Tag über programmiere, habe ich abends keine Lust mehr für sowas und beschäftige mich lieber mit Musiktheorie.

Es würde mich sehr wundern, wenn du ein Programm zur Identifizierung von Tonarten im Internet finden würdest. Die Theorie dazu ist noch nicht allzu bekannt, und an den Reaktionen auf deine Frage kannst du ablesen, wie weit Leute, die sich in Sachen Musiktheorie für kompetent halten, davon entfernt sind, deine Frage überhaupt zu verstehen, geschweige denn zu begreifen, warum sie die Frage nicht verstehen. Soweit du nicht schon durch mein Buch über den trostlosen Zustand der heutigen Musikwissenschaft informiert bist, findest du auf meiner Homepage weitere einschlägige Lektüre.

Wenn du selbst ein Programm für tonale Analyse schreiben willst, wirst du sicher bald enttäuscht feststellen, dass du eine Midi-Datei nicht einfach für diesen Zweck "aufbohren" kannst. Eine Midi-Datei enthält einen Stream von zeitlich aufeinander folgenden Tönen. Eine harmonische Analyse müsste darin Harmonien identifizieren, um sie mit Tonarten und anderen Harmonien zu vergleichen. Zu analysieren wären also Taktinhalte oder im Taktinnern wechselnde Harmonien. Siehe dazu den Abschnitt Rhythmik in meinem Buch.

Das von mir in den achtziger Jahren geschriebene Programm benutzte eine Takttaste, die während des Spiels auf einem Synthesizer immer dann mit dem Fuß gedrückt wird, wenn ein Harmoniewechsel stattfindet. In der Regel wird also am Taktstrich die Takttaste gedrückt. Das Programm ist insofern relativ einfach, weil es sich die harmonische Intuition des Spielers zunutze macht, um die von ihm identifizierten Harmonien mit den Tonbeständen der Tonarten zu vergleichen. Wollte man die Feststellung des Taktes einem Programm überlassen, so denke ich, dass der Algorithmus dazu keineswegs trivial wäre. Das Programm müsste nämlich herausfinden, wo Harmonien beginnen und enden, dann feststellen, in welcher Tonart die Harmonien stehen, und schließlich aufgrund dieser Information seine Feststellungen zu etwaigen Harmoniewechseln im Takt überprüfen. Auch dazu habe ich im Buch ein paar Bemerkungen gemacht.

Meine Idee für ein einfaches Analyse-Programm würde in eine andere Richtung gehen: Man müsste den Quelltext eines Programms haben, mit dem man Noten editieren (und daraus Midi-Dateien erzeugen) kann. Beim Notenschreiben setzt man Taktstriche, die ziemlich genau die Information enthalten, die man für die automatisierte Analyse benötigt und die in den Midi-Dateien verloren geht.

Vielleicht habe ich ja mal Zeit für so etwas, wenn ich in Rente bin...

Viele Grüße
Franz Sauter
www.tonalemusik.de

PS: Übrigens findet sich in meinem Online Musiklexikon (www.tonalemusik.de/musiklexikon.htm) unter dem Stichwort „Modulation“ eine Kurzfassung der harmonischen Gesetze, die eine tonale Analyse zu berücksichtigen hat.
 
Vielleicht könnte in diesem Zusammenhang der "Harmony navigator" von

http://www.cognitone.com/

hilfreich sein.

Viele Grüße
ukm
 
Hallo

um aus Midi-Dateien Akkorde zu berechnen verwende ich ... PSRUTI ...

vielleicht kann das einer brauchen .

mfg Sigi
 
Ich denke nicht, dass das klappen kann. Grade wenn Durchgangstöne oder Wechselnoten verwendet werden. Woher soll das Programm es dann wissen welche Töne die Harmonie bilden?
Auch wenn man wirklich nur Akkorde hätte, ohne jegliche harmoniefremde Töne, könnte ein Programm das nicht eindeutig analysieren. woher soll das Programm z.B. in d-moll erkennen, ob E-dur jetzt nun die Doppeldominante ist, oder ob es der Subdominantgegenklang ist?
So etwas erschließt sich ja auch dem harmonischen Kontext, und ob man die Regeln dazu so verallgemeinern vormulieren kann, dass ein PC das analysieren kann wage ich zu bezweifeln.
 
Der Begriff der tonalen Analyse, der hier Thema ist, beruht auf den theoretischen Ausführungen in dem Buch "Die tonale Musik". Die Begriffe der Riemannschen Funktionstheorie haben in diesem Zusammenhang nichts zu suchen. Der Begriff der tonalen Analyse beruht auf der Einsicht, dass in der tonalen Musik der Wechsel einer Tonart durch das Auftreten von Tönen bewirkt wird, die nicht im Tonbestand der bisher gespielten Tonart vorkommen. Denkt man den Begriff der Modulation einmal logisch durch, dann kommt man auf harmonische Gesetze, wie sie im Online Musiklexikon (www.tonalemusik.de/musiklexikon.htm) unter dem Stichwort Modulation dargestellt sind. Es zeigt sich dann, dass alle Töne, die gespielt werden, zu einer Harmonie, und jede Harmonie zu einer Tonart gehören.

Die vulgäre Trennung zwischen Melodie und begleitenden Akkorden ist nicht maßgeblich für das, was in der Musik wirklich passiert. Die melodischen Töne sind zugleich harmonische Töne. "Durchgangstöne" und "Wechselnoten" sind Konstrukte einer falschen Trennung von Harmonie und Melodie. Das Gleiche gilt für das Konstrukt "harmoniefremder Töne". Kommt nach ein paar Takten in C-Dur statt des Tons f plötzlich ein fis vor, so ist das kein "harmoniefremder" oder "tonartfremder" Ton, sondern Indiz dafür, dass ein Wechsel in die Tonart G-Dur stattgefunden hat.

Auch das Konstrukt der "Doppeldominante" ist ein Unsinn. Die Dominante ist durch ihr harmonisches Verhältnis zu Tonika und Subdominante definiert, durch ein Verhältnis, welches eine Tonart konstituiert. Mit dem Begriff der Doppeldominante wird eine Dominante einer inzwischen gewechselten Tonart falsch gekennzeichnet. Die Kennzeichnung unterstellt die Beibehaltung der alten Tonart, obwohl die Dominante einer neuen Tonart aufgetaucht ist. Die Dominante soll dann im Verhältnis zur bisherigen Dominante definiert sein, was ihrem eigentlichen Begriff widerspricht.

Aber solchen Unsinn lernt man eben an den Musikhochschulen, wo man gute Noten kriegt, wenn man alles nachplappert, was der Herr Professor sagt. Darüber Nachdenken oder Denkfehler Kritisieren bringt nichts ein. Genau so ist es mit Software zur Analyse von Musikstücken, für die man Geld ausgeben soll, obwohl sie nur dadurch ein zahlendes Publikum findet, dass sie sich an den herrschenden Standards orientiert, die jeder Dummkopf auswendig kennt.

Die Frage also, woher ein Programm wissen solle, "welche Töne die Harmonie bilden", ist so zu beantworten: Bevor ein Programm es "weiß", muss ein Programmierer oder Systemanalytiker es wissen. Und es ist eigentlich ganz einfach: Jeder Ton ist an der "Bildung" einer Harmonie beteiligt. Er harmoniert mit anderen Tönen und ist Bestandteil von Tonika, Dominante oder Subdominante, die entweder für sich (als Konsonanz) oder kombiniert als Dissonanz erklingen. Das ist er, der "harmonische Kontext", in dem ein jeder Ton steht. Ob die Regeln, nach denen Modulationen vor sich gehen, einsichtig und in einem Algorithmus darstellbar sind, kann jeder im oben genannten Online Musiklexikon überprüfen.

Von den Vorstellungen, die in der Musikwissenschaft heutzutage maßgeblich sind, sollte man sich dabei allerdings lieber verabschieden. Dann erübrigen sich auch alle Zweifel, ob der Vorgang der Modulation objektiv feststellbar und nachvollziehbar ist. Vielleicht hilft auch die Kritik der Riemannschen Funktionstheorie an dieser Adresse:

www.tonalemusik.de/rezensionen/2006/riemann.htm

Viele Grüße
Franz Sauter
 
@Franz Sauter

Von dieser tonalen Analyse, wie du sie beschreibst, halte ich nichts. Die wäre mir zu "unmusikalisch".

Wechselnoten haben rein gar nichts mit einem Tonartwechsel zu tun. Durch Wechselnoten können kurzzeitig Dissonanzen entstehen, was aber noch nicht auf einen Tonartwechsel hindeutet. Wenn in der Tonart C-Dur eine Phrase A G F# G oder F E D# E über dem Dreiklang C-Dur klingt, ist das noch eindeutig C-Dur. Nichts deutet in dem Zusammenhang auf eine Modulation.

Auch beim Beispiel Doppeldominante würde ich spontan nicht zustimmen. Nicht immer, wenn eine Doppeldominante zu hören ist, nimmt man gleich einen Tonartwechsel war. Das ist bei jeder anderen Zwischendominante genauso. Es wird aber eine bestimmte Erwartungshaltung aufgebaut. Daß eine Zwischendominante nicht gleich als Modulation wahrgenommen wird, wird zum Teil an den Tensions liegen, die weiterhin einen Bezug zur Tonart herstellen.

Ich bevorzuge eine Harmonielehre, die sich an der musikalischen Wahrnehmung orientiert, die mir beim Musizieren hilft.

Gruß
 
@kleinschredder

Doch doch, das geht. Ein Programm kann auch mit Unschärfen arbeiten, unterschiedliche Gewichtungen auf bedeutsame oder weniger bedeutsame Töne legen usw. Es ist zwar immer eine Schätzung (keine "exakte Berechnung"), aber eine gute Schätzung ist ja auch schon was.

@Franz Sauter

Ich empfinde diese Auffassung für viele Musikgattungen zu streng angelegt. Ich denke es kommt darauf an, was sich er *Komponist* gedacht hat. Klassische Musik ist sicher strenger auf einzelne Tonarten ausgelegt worden (vor der Romantik) als Jazz. Im Jazz wird schon bei der Komposition funktional gedacht und heftig zwischen "Tonarten" gesprungen -- also ist es dort auch berechtigt, dies bei der Analyse zu tun.

yama
 
Es mag ja sein,dass Riemann seine THeorie nicht anhand der Natur beweisen kann, und dass es eigentlich keinen Grund gibt nach Riemann zu handeln.
Muss man aber auch nicht. Riemann hat seine Theorie ja dadurch erdacht, dass er sich an der Musik, die es bis dahin gab orientiert hat. Er hat also das eschrieben was da war. Und da gab es doppeldominanten, wechselnoten und auch sonst noch viele Dinge, die dir vielleicht nicht passen.

Ich denke einige Werke kann man schon gut mit Riemann erklären. Einige Werkekann man sicher anhand der Stufentheorie besser analysieren.

Villeicht gibt es auch Werke, die sich mit deiner Theorie gut erklären lassen.
Aber es würde sicher zu unnötigen Kompliziertheiten kommen, wenn mann alle Musik anhand deiner Theorie erklären würde.

Ich fände es aber mal sehr interessant, ein Stück zu hören, wo der Komponist nach deiner Theorie gedacht hat.
 
@MaBa

"Wechselnoten haben rein gar nichts mit einem Tonartwechsel zu tun." Ja, genau so sind sie definiert, und genau so wird diese Definition gelernt und ungeprüft übernommen. Du tust dabei so, als könntest du angeben, wodurch ein Tonartwechsel zustande kommt. Woran erkennst du denn einen Tonartwechsel? Und: Wodurch unterscheidet sich denn eine Wechselnote von einer anderen Note? Was ist, wenn die besagte Phrase unter dem C-Dur Akkord liegt?

Könnte es sein, dass deine Empfindung, wann eine Modulation stattfindet, durch die Riemannsche Theorie bestochen ist, die bewusst darauf abzielte, Modulationen weitestgehend nicht mehr als solche anzuerkennen? In meinem Buch "Die tonale Musik" findest du ein paar Hinweise, wie man testen kann, in welcher Tonart man sich gerade befindet.
 
@kleinschredder

Man kann zu dem Sachverhalt, dass es verschiedene Theorien über Harmonik und Tonalität gibt, verschiedene Standpunkte einnehmen.

Man kann sagen: Das interessiert mich nicht. Man braucht keine Theorie, um Musik zu machen. Das finde ich okay.

Man kann sich auch über die Theorien her machen, sie prüfen und herausfinden wollen, wie sich die Sache wirklich verhält. Das habe ich versucht, und das finde ich natürlich auch okay.

Du wählst einen dritten Weg: Du behauptest, zu jeder Theorie gäbe es eine passende Wirklichkeit. Das schützt die Theorien vor ihrer Überprüfung, erspart dir das Denken, und ist nicht gut für den Verstand.
 
M
  • Gelöscht von Gast 23432
  • Grund: versehentlicher Doppelpost
"Wechselnoten haben rein gar nichts mit einem Tonartwechsel zu tun." Ja, genau so sind sie definiert, und genau so wird diese Definition gelernt und ungeprüft übernommen. Du tust dabei so, als könntest du angeben, wodurch ein Tonartwechsel zustande kommt. Woran erkennst du denn einen Tonartwechsel? Und: Wodurch unterscheidet sich denn eine Wechselnote von einer anderen Note? Was ist, wenn die besagte Phrase unter dem C-Dur Akkord liegt?

Vielleicht verstehen wir nicht das selbe unter einer Wechselnote?

Durch eine Wechselnote ändert sich kurzzeitig die Klangfarbe eines Akkordes, evtl. auch der Typ des Akkordes. Wenn ich die Terz oder Quinte des C-Dur Akkordes mit Wechselnoten variiere, könnte ich das mit verschiedenen Akkorden beschreiben. Csus4, C, Cm, C oder C6, C, C(#11), C.

Für mich wäre es aber musikalisch unsinnig, nur weil die Melodie einen Ton umspielt, in verschiedenen Tonarten zu denken. Ausnahme ist vielleicht, wenn der Wechsel wirklich so langsam vonstatten geht, daß es klanglich nachvollziehbar ist, d.h. wenn ich die verschiedenen Färbungen auch als eigene Klänge wahrnehme. (Modal Interchange)

Von Modulation würde ich dann sprechen, wenn sich das tonale Zentrum verändert hat. Das muß für mich ebenso klanglich nachvollziebar sein.

Bei der Akkordfolge in C-Dur: C | D7 | Dm7 | G7 | C würde ich D7 nicht als neue Tonart interpretieren (vorausgesetzt C-Dur ist schon als tonales Zentrum etabliert.) Dazu ist der Bezug zu C-Dur zu groß (V7/V) und die Dauer des Akkordes zu kurz.

Könnte es sein, dass deine Empfindung, wann eine Modulation stattfindet, durch die Riemannsche Theorie bestochen ist, die bewusst darauf abzielte, Modulationen weitestgehend nicht mehr als solche anzuerkennen? In meinem Buch "Die toanle Musik" findest du ein paar Hinweise, wie man testen kann, in welcher Tonart man sich gerade befindet.

Diesen Satz verstehe ich nicht.
Ich kenne die Riemannsche Theorie nicht und dein Buch auch nicht. Ich habe nur etwas in der Rezension zu deinem Buch gelesen. In sofern kann ich diese Theorien auch nicht beurteilen.

Ich bin der Meinung, eine Musiktheorie sollte vom Musiker (mir :rolleyes: ) praktisch nachvollziebar sein und beim Musikmachen helfen, sie darf kein Selbstzweck sein.

Gruß
 
Bevor ich jetzt weiter auf irgendetwas beharre, möchte ich erst einmal versuchen alle möglichen Missverständnisse zu deiner Theorie aus dem Weg zu räumen.
Also fangen wir einfach mal mit einem einfachen Beispiel an.
Wenn du einen C-Dur Akkord in Grundstellung hast. Der Grundton und die Quinte bleiben liegen, und die Terz schreitet in die Sekunde und wieder zurück.
Nach Riemann wäre das ja eine einfache Wechselnote.
So wie ich dich verstanden habe, bildet sich hier dann eine neue Harmonie.
Um welche Harmonie handelt es sich dann nach deinem Verständnis?
 
@kleinschredder

Okay, machen wir ein bisschen Harmonielehre.

Also fangen wir einfach mal mit einem einfachen Beispiel an.
Wenn du einen C-Dur Akkord in Grundstellung hast. Der Grundton und die Quinte bleiben liegen, und die Terz schreitet in die Sekunde und wieder zurück.
Nach Riemann wäre das ja eine einfache Wechselnote.
So wie ich dich verstanden habe, bildet sich hier dann eine neue Harmonie.
Um welche Harmonie handelt es sich dann nach deinem Verständnis?

Wenn wir so anfangen, bleibt das Ganze harmonisch indifferent. Im weiteren Fortgang können sich verschiedene Tonarten herauskristallisieren. Die harmonische Wahrnehmung hat sich bei den Tönen c-e-g, c-d-g, c-e-g noch nicht in einer Tonart eingehaust.

Vielleicht willst du aber wissen, wie es aussieht, wenn c-e-g in C-Dur steht. Wir könnten zum Beispiel spielen: c-e-g, c-f-a, h-d-g, c-e-g, c-d-g, c-e-g

Zunächst hätten wir dann das berühmte Zusammenspiel von Tonika, Subdominante und Dominante (= T, S, D, T), welches eine Tonart konstituiert. D und S haben eine über zwei Quinten hinweg gespannte Harmonie, die im Verhältnis zur dazwischen liegenden T begründet ist und sich in die Tonika auflöst. Dieses Verhältnis der Entgegensetzung und Auflösung der Dominanten macht eine Tonart aus. Die Tonart ist gar nichts anderes als das Harmonieren von T, D und S.

Der dritte Klang im obigen Beispiel sorgt dafür, dass dem Ohr die harmonischen Verhältnisse zugeführt worden sind, welche die Tonart C-Dur definieren. Mit diesem Klang ist also C-Dur in Kraft gesetzt. Demnach ist der nachfolgende Klang c-d-g ein Zusammenklang aus Tonika und Dominante. Die harmonische Formel dafür ist in meiner Schreibweise ein T und ein D jeweils mit zwei Strichen, welche Grundton und Quinte eines Dreiklangs symbolisieren.

Sie dazu http://www.tonalemusik.de/musiklexikon.htm Stichwort Dissonanz.

Es handelt sich bei diesem Klang um eine Dissonanz. Denn alle Dissonanzen sind nicht reine Exemplare von T, D oder S, sondern Zusammensetzungen aus Tönen, die aus unterschiedlichen Grundklängen stammen. Das harmonische Verhältnis von T, D und S erscheint dann nicht nur im Nacheinander der Klänge, sondern im Zusammenklang. Die Auflösungsbedürftigkeit im Verhältnis der Klänge D und S bleibt aber erhalten. Sie erscheint jetzt nur als Auflösungsbedürftigkeit einer Dissonanz. Die Definition der Tonart bleibt davon unberührt.

Harmonisch gesehen ist c-e-g, c-d-g, c-e-g die Abfolge von Tonika, einer tonisch-dominantischen Dissonanz und Tonika. Wenn der Ton d als Wechselnote bezeichnet wird, betrachtet man das melodische Verhältnis des Tons d zum Ton c. Diese liegen nahe beieinander. Überhaupt beruht alle Melodik darauf, dass die Töne von T, D und S, die den Tonbestand einer Tonart ausmachen, unter dem Gesichtspunkt ihrer Tonhöhe betrachtet, geordnet, behandelt und aufeinander bezogen werden. In der Melodie geht es um Intervalle und Intervallverhältnisse. Die melodischen Töne sind aber nur eine andere Erscheinungsform der harmonischen Verhältnisse. Man muss diese Form völlig beiseite lassen, wenn man das Harmonische verstehen will.

Der Riemannsche Begriff der Wechselnote will darauf hinaus, dass der Ton d nur melodisch und nicht harmonisch "gemeint" sei. Dieser Begriff besagt bei Riemann weiter, dass der Ton d harmonisch gesehen einen anderen Ton meint (nämlich das e von c-e-g). Riemann sieht in der Dissonanz nicht das Zusammentreffen von T, D und S in einem Klang, sondern einen Klang, der entweder T oder D oder S exklusiv vertritt. Seine Schlussfolgerung aus der Tatsache, dass eine jede Tonart durch T, D und S bestimmt ist, besteht nicht in der Analyse der Dissonanzen als zusammengesetzter Klänge, sondern in der Behauptung, letztlich wäre alles als T, D und S "gemeint". Wechselnote meint: Eigentlich erklingt c-e-g. Wir merken es nur nicht, weil da der Ton e mal eben zu d "wechselt", was aber nicht heißt, dass das e damit weg ist. Eine mystische Theorie.

Wir können gleich mit dem Beispiel von MaBa fortfahren, um die Sache noch zu vertiefen:

@MaBa

Ich baue auf dem zu kleinschredder Gesagten auf. Du hast im Beitrag davor gesagt:

Durch eine Wechselnote ändert sich kurzzeitig die Klangfarbe eines Akkordes, evtl. auch der Typ des Akkordes.

Dies entspricht der oben beschriebenen Riemannschen Auffassung: Der Akkord ist angeblich derselbe, obwohl er nicht derselbe ist. Eine Absurdität. Die Klangfarbe hat hier nichts zu suchen (eine Trompete klingt anders als eine Flöte). Der Typ des Akkords hat sich in der Tat verändert: Aus einem tonischen wird ein tonisch-dominantischer Klang. Er ist also ein anderer Akkord. Man soll aber denken: Er ist derselbe Akkord, der nur eben die Möglichkeit hat, seinen Typ eben mal so ändern, als ob es sich bloß um eine andere Erscheinungsform derselben Sache handle. Dafür steht die geheimnisvolle Wechselnote: Der Ton, der sich melodisch bewegt (im Unterschied zu den anderen Tönen) wird verantwortlich gemacht für eine bloße "Variation" eines beibehaltenen Klanges.

Für mich wäre es aber musikalisch unsinnig, nur weil die Melodie einen Ton umspielt, in verschiedenen Tonarten zu denken. Ausnahme ist vielleicht, wenn der Wechsel wirklich so langsam vonstatten geht, daß es klanglich nachvollziehbar ist, d.h. wenn ich die verschiedenen Färbungen auch als eigene Klänge wahrnehme. (Modal Interchange)

Es macht in der Harmonielehre keinen Sinn, von nicht wahrnehmbaren Klängen auszugehen. Natürlich kann ich mit der Hand so schnell über die Tastatur eines Klaviers gleiten, dass die Töne nicht mehr einzeln wahrnehmbar sind. Für die Erklärung von Harmonien ist es sinnvoll, wahrnehmbare Töne zu unterstellen. Also auch identifizierbare Klangfolgen. Dann spielt aber der Unterschied von langsam oder schnell keine Rolle.

Bei der Akkordfolge in C-Dur: C | D7 | Dm7 | G7 | C würde ich D7 nicht als neue Tonart interpretieren (vorausgesetzt C-Dur ist schon als tonales Zentrum etabliert.) Dazu ist der Bezug zu C-Dur zu groß (V7/V) und die Dauer des Akkordes zu kurz.)

D7 ist trotz deiner gegenteiligen Auffassung ein Dominantseptakkord, der nicht in C-Dur stehen kann. Eine Tonart ist eben nun einmal - siehe oben - in ihrer Harmonie und in ihrem Tonbestand durch die Verhältnisse von T, D und S definiert. Der Dominantseptakkord ist ein Zusammenklang aus Dominante und Subdominante. Ich will dir meinen Vorschlag für einen Test erläutern (Entschuldige meine Bequemlichkeit, auf meine andernorts gemachten Ausführungen zu verweisen): Brich jedes Stück nach dem Klang ab, dessen Tonart du bestimmen willst und spiele die Tonika einer vermuteten Tonart! Spiele also C / D7 / G!

Du wirst feststellen, dass G (g-h-d) als Auflösung von D7 (d-fis-a-c) wirkt. Spielst du stattdessen d-f-a-c, so ist dies nicht der Fall. Die Auflösung wäre dann C (c-e-g). Aus diesem Test lassen sich ein paar Schlüsse ziehen:

1. Eine Tonart ist wirklich in ihrer Harmonie und in ihrem Tonbestand durch die Verhältnisse von T, D und S definiert.
2. Im Wechsel der Tonart realisiert sich ein harmonisches Verhältnis zwischen Tonarten.
3. Der Wechsel wird verursacht durch Töne, in denen sich die Tonarten unterscheiden.
4. Die Harmonie (Verwandtschaft) der Tonarten wird verursacht durch die Töne, in denen die Tonarten übereinstimmen.

Die Tonart von D7 ist also G-Dur, auch wenn die Tonika nicht folgt, und auch dann, wenn im nächsten Klang die Tonart schon wieder wechselt. Es ist überhaupt ganz üblich, dass Tonarten von Takt zu Takt oder sogar mehrmals im selben Takt wechseln.

Von Modulation würde ich dann sprechen, wenn sich das tonale Zentrum verändert hat.

Das finde ich nicht richtig. Eine Modulation liegt vor, wenn eine neue Tonart in Kraft tritt. Die Tonart wechselt, wenn eine neue Tonart sich mit Tönen bemerkbar macht, die nicht im Tonbestand der bisherigen Tonart vorhanden sind. Der Begriff des "tonalen Zentrums" suggeriert, man könne getrennt von den gespielten Tönen von Tonarten reden. Um das Zentrum herum sollen alle möglichen Töne erklingen können. Entweder man meint die Tonika als Zentrum zwischen D und S; dann ist aber auch die Tonart mit sieben Tönen umschrieben. Oder man meint, dass alle Töne in jeder Tonart erklingen können; dann ist die Behauptung eines Zentrums reine Willkür.

Der Ausgangspunkt deiner Ausführungen war meine fast ein bisschen rhetorische Frage:

Du tust dabei so, als könntest du angeben, wodurch ein Tonartwechsel zustande kommt. Woran erkennst du denn einen Tonartwechsel?

Prüfe mal, ob du wirklich Angaben gemacht hast, die
vom Musiker (mir :rolleyes: ) praktisch nachvollziebar
sind. Ich glaube nämlich, dass du nur immer dann, wenn dir jemand eine Stelle vorführt, an der ein tonaler Übergang stattfindet, sofort mit einem "hier noch nicht" antwortest. Irgendetwas ist immer "zu groß" oder "zu kurz". Du hast nämlich keine präzise Vorstellung von einer Tonart, so dass du Gesetze der Modulation benennen könntest. Du ziehst dich auf den vagen Begriff des tonalen Zentrums zurück und erkennst eine Modulation wahrscheinlich erst dann an, wenn sie schon zehnmal stattgefunden hat und wenn es dem Ohr in einer Tonart schon fast wieder langweilig geworden ist. Dann ist irgendetwas nicht mehr "zu wenig", sondern endlich in genügender Menge vorhanden. Überlege mal, ob nicht eine saubere Begriffsbildung wie oben skizziert endlich einmal wirklich nachvollziehbar macht, was in einem Musikstück harmonisch passiert.

Viele Grüße
Franz Sauter
 

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