Framus Archtop - Projekt oder Sperrmüll?

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Hallo liebe Gitarren- und Bastelfreunde.

Ich bräuchte hier ein bisschen Rat und Hilfe von den erfahrenen Gitarrenbastlern unter euch.

Seit ich vor noch gar nicht allzu langer Zeit mit dem Gitarrenspiel angefangen habe und weil ich schon immer gerne gebastelt habe, reizt mich seit einiger Zeit die Versuchung, eine alte Gitarre zu restaurieren.

Beim Suchen nach Kindheitserinnerungen im elterlichen Keller bin ich nun, auf eine alte Framus Archtop Gitarre gestoßen, die mein Bruder einmal auf einem Flohmarkt fast geschenkt bekommen hat.

Er hält sie für nicht reparierbar und sie stand kurz vor einem Ende im Sperrmüll. Ich habe mich jedoch sofort in ihr Aussehen verliebt und wie sie so erbärmlich da unter dem Gerümpel lag, konnte ich nicht widerstehen.
Mein Bruder überließ sie mir also für den Versuch, wieder ein richtiges Instrument aus ihr zu machen.

Hier erst mal, um sich ein Bild zu machen:
Ganz.jpg
Head.jpg

Folgendes Typenschild ist drinnen zu erkennen:

Typenschild.jpg
Leider hatte der Bajuvare der die Typenbezeichnung aufgeschrieben hat eine arge Sauklaue, so dass die Nummer eher geraten werden muss.:gruebel:
Es handelt sich aber, so denke ich mal, um Modell 5/54 (Riviera), jedenfalls war das das ähnlichste, was ich so im Netz finden konnte. Jedoch habe ich unter diesem Namen viele Gitarren gefunden, die in Details von meinem Sorgenkind abweichen. Ganz genau dieselbe war nicht dabei.
Vielleicht hat ja jemand noch eine andere Idee, um welches Modell es sich handeln könnte.

Bestandsaufnahme:
- Der Korpus scheint völlig in Ordnung zu sein und hat keine sichtbaren Risse.
- Am Hals ist jedoch das Horn abgebrochen, dazu aber später mehr.
- Dem Sattel fehlt außen ein Zahn, was wohl nicht so tragisch, da relativ leicht zu reparieren ist.
- Der Hals sieht nicht verkrümmt aus und die Bünde sind auch noch brauchbar.
- Das Pickguard fehlt. Es müsste also entweder ersetzt werden, oder die Schraubenlöcher müssen verfüllt werden.
- Der Lack ist alters- und Behandlungsentsprechend in einem miserablen Zustand. Viele kleine bis größere Abplatzer und Kratzer. Allgemein haben sich überall in der Oberfläche Risse gebildet (Nitrolack?) Eine Neulackierung ist also unumgänglich.

So weit so gut und wie weiter?
Bevor kosmetische Sachen wie Neulackierung ins Auge gefasst werden, ist es wohl ratsam vorher zu wissen, ob die Gitarre wieder spielbar gemacht werden kann.
Der auffälligste und damit auch ernsteste Schaden ist, wie oben erwähnt, ein Bruch am Horn des Halses. Dadurch verlor dieser seine Stabilität und bog sich unter Saitenzug enorm nach oben, so dass die Saiten fast 2 cm über dem Griffbrett lagen.
Bruch Seit.jpg
Bruch Vorn.jpg
Zudem ist auffällig, dass an die Seite des Griffbrettendes ein kleines Holzstückchen geschraubt ist, vermutlich um den Hals dort (nicht sehr erfolgreich) auf Abstand zum Korpus zu halten.
Holz.jpg
Sieht für mich ganz so aus, als hätte irgend ein Handwerkslegastheniker einen halbherzigen Reparaturversuch gestartet.

Die Hauptfrage ist nun, ist dieser Bruch überhaupt reparabel, oder ist die Arme doch ein Fall für den Schredder?

Spontan würde ich behaupten, man kann ihn wieder flicken. Ich habe im Internet schon weit schlimmer aussehende Brüche gesehen, die wieder ausgebügelt werden konnten.
So wie es aussieht, scheint der Hals von oben in den Korpus eingesteckt und verleimt worden zu sein. Das untere Teil des Horns ist abgebrochen und müsste wieder stabil befestigt werden.
Am besten wäre das Ganze vermutlich zu bewerkstelligen, wenn man den Hals erst einmal komplett aus der Tasche lösen könnte.
Hier liegt das erste Problem.
Der Leim müsste raus aus der gesamten Halstasche. Ich kann mir zwar vorstellen, dass es einfach ist, ihn von außen in den vorderen Bereichen abzulösen, aber hinten, wo man gar nicht daran kommt?
Hat da irgendjemand eine Idee?

Falls dies nicht funktioniert, wäre es erfolgversprechend einfach den Riss weitest möglich aufzudrücken, so tief es geht mit Leim zu verfüllen und mit einer Zwinge ordentlich zusammenzupressen?
Die weitere Frage ist: Welcher Leim ist hierfür zu empfehlen? Er müsste schließlich schon ziemlich gut verbinden und dann auch zuverlässig halten.

Ich wäre dankbar, wenn mir jemand hierbei mit Rat zur Seite stehen könnte. Ich würde die Schöne wirklich gerne vor einem unrühmlichen Ende retten.

Vielen Dank vorab und Gruß,
Purfling
 
Eigenschaft
 
Keine wirkliche Ahnung von ollen Framus' aber:
Der Hals laesst sich richten, wenn der Halsfuß abgebrochen ist (sieht mir eher aus, als sei da der Leim aus denselben gegangen), kann man das wieder leinem. Dafuer muss der Hals runter. Wenn der Hals geleimt sein sollte, kann man den 15. Bund ziehen, 2 kleine Loecher durch den Bundschlitz in die Halstasche bohren und dann den Leim mit Hitze/Dampf aus einer umfunktionierten alten Espressomaschine aufweichen und dann den Halsfuss nach oben ausdruecken. Danach muss man natuerlich die Klebeflaechen sorfaeltig reinigen, alten Leim entfernen und dann alles neu verleimen. Zeitaufwaendig und pfriemelarbeit, aber machbar. Google mal nach "Neck Reset", gibt sogar gute Anleitungenbei StewMac, z.B.
Ich verwende fuer solche Leimarbeit Titebond Yellow, im Original war das wohl Knochenlaeim, aber Arbeit mit Knochenleim stinkt, ist sehr knifflig und IMHO den Aufwand nicht wert.

In der "alten" Zeit hat man wirklich sehr haeufig Nitrolacke verwendet. Mittlerweile gibt's bei StewMac auch Nitrolack ausder Spruehdose, aber das ist immer noch eine gefaehrliche Sauerei. Ich wuerde hier entweder abschleifen und mit French Polisch arbeiten oder mit modernen wasserbasierten Lacken neu finishen.

Ob es sich lohnt? Wirtschaftlich nicht, aber es lernt und macht Spass und Du hast Deine wirklich ureigene Gitarre.
 
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Hey erst mal vielen Dank für die wahnsinnig schnelle Antwort.

Dass es sich wirtschaftlich nicht lohnt, eine solche Gitarre zu restaurieren, wie du geschrieben hast, versteht sich ja von selbst. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich hier eine hochwertige Antiquität in Händen halte.
Aber hey, welcher Musiker und Bastler kann schon guten Gewissens tatenlos einem Instrument beim Sterben zusehen?
Und wie du auch geschrieben hast. Es macht bestimmt unheimlich Spaß, die gewonnenen Erfahrungen sind sicherlich Gold wert und die Gitarre ist nachher (hoffentlich) etwas ganz besonderes.

Ein bisschen Auseinandernehmen und Begutachten hat noch gezeigt, dass die Mechaniken zwar etwas angerostet sind, aber noch sehr leichtgängig und präzise laufen.
Mechanik.jpg
Auch die Brücke sieht noch sehr gut aus, ich habe aber noch nie eine Brücke gesehen, die einfach lose auf der Gitarre steht.
Da muss man doch nach jedem Saitenwechsel wieder die richtige Position finden?
Brücke.jpg

Naja, nun aber erst mal zurück zur Reparatur:
Ich habe mir gedacht, ganz so rabiat wie du, Corkonian, es beschrieben hast muss ich vorerst hoffentlich nicht zu Werke gehen, denn der Hals selbst saß ja schon mit dem verbliebenen Stück Fuß recht wackelig in der Tasche. Außerdem gab es ja auch durch den Riß schon einen Zugang nach hinten.
Da mir derzeit keine alte Espressomaschine oder ähnliches zur Verfügung steht, habe ich es erst einmal nur mit heißer Luft versucht, und siehe da, das Wackeln wurde wackeliger und nach einigem Herumpfriemeln konnte ich den Hals nach oben abziehen.
Darunter kam ein Holzdübel zum Vorschein, der vom Fuß in den Hals führt, sowie ein kleiner Metallstift, der vom Hals in den Fuß führt.
Die Holzfläche ist nicht glatt, sondern sieht wie ausgebrochen aus. Ich gehe also schon davon aus, dass sich nicht der Leim gelöst hat, sondern dass sie einen Schlag bekommen hat und der Hals im Bereich der Leimfläche abgesplittert ist.
Ein paar Leimreste sind zu sehen, die fremd aussehen, der unbekannte "Handwerker" hat also offenbar auch halbherzig versucht, ein wenig Kleber reinzuschmieren, ohne dass er wirklich in die Bruchstelle reingekommen ist. Naja, Glück für mich in diesem Moment.
Anhang anzeigen 225988
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Der Rest des Fußes sitzt offenbar noch bombenfest verleimt und es sieht nach einer Heidenarbeit aus, den zu lösen.
Die Frage ist nun:
Wenn ich den Fuß mit viel Arbeit entfernen würde, könnte ich ja auch nichts weiter damit tun, als ihn gut einzuleimen, mit dem Hals zu verbinden und mit einer Zwinge ordentlich zusammenpressen. Das müsste doch aber auch so möglich sein, ohne dass er entfernt werden muss. Ich meine, man macht ja im Grunde nichts anderes.
Ich scheue mich ein wenig, da jetzt von oben nach unten Löcher durchzubohren, um Dampf einzuführen, da ich Angst habe, den Korpus oder die Halstasche zu beschädigen.
Wäre es also nicht möglich, die Bruchstelle möglichst zu säubern, ein wenig Platz zu machen, und den Hals dann mit einem guten, füllenden Leim am Korpus wieder zu verbinden und festzuzwingen?
 
Erstens: bei einer "floating bridge" nimmt man nie alle Saiten gleichzeitig 'runter, sondern laesst immer mindestens 2 Saiten stehen, somit verschiebt sich die Bruecke nicht und es muss nix neu eingerichtet werden.
Zweitens: Es gibt einige unterschiedliche Hals/Korpusverbindungen, entweder verschiedene geschraubte oder geleimte oder sogar Mischformen. Bitte mache doch mal Fotos von der Hals/Korpusverbindung.

Welche Hals/Korpusverbindung das jetzt genau ist, wird Dir die "altdeutsche" Fraktion hier viel, viel besser erklaeren koennen als ich. Eines ist aber auf jeden Fall klar: Ohne die Klebeflaechen ordentlich zu machen wird das nicht halten. Duebel oder nicht.
 
Danke erst mal zum Hinweis auf die Floating Bridge.
Was die Hals- Korpusverbindung angeht, sieht man eigentlich alles schon auf den eingestellen Bildern.
Ich habe aber mal noch aus ein paar anderen Winkeln fotografiert, vielleicht wird es dann deutlicher.

Halsverbindung.jpg
Halsverbindung2.jpg
Halsverbindung3.jpg

Und die Frage ist eben: Was meinst du mit: Die Klebeflächen ordentlich machen?
Ich kann die Teile von alten Kleberspuren reinigen, wieder passend machen und mit Leim zusammenpressen. Aber das sollte eigentlich, so wie ich es sehe ob mit noch am Korpus sitzenden Halsfuß genau die gleiche Arbeit sein wie mit gelöstem. Vielleicht sogar einfacher, weil es leichter ist, einen Ansatz für die Schraubzwinge zu finden, wenn der Halsfuß noch fest am Korpus sitzt.
 
Frag' doch da bitte die "altdeutsche" Fraktion hier.
Fuer mich sieht das aus, wie ein Dovetail, aber der schwarze Fleck auf dem Bild zwischen dem Duebel und dem Korpus koennte auch ein Stueck Schraube sein. Ich glaube es nicht, denn man koennte da ja nix schrauben, weil die Gitarre ja fast "geschlossen" ist, aber... wie ich schon schrub, ich bin kein Framus-Spezi.

Wenn das Entwarnung gibt und das ist ein Dovetail, dann wirst Du den Rest Hals durch Erwaermung so locker bekommen, dass Du den nach oben auspressen kannst. Danach ist saeubern und neu verleimen des Halses angesagt. Dann ein "Neck reset" - also viel Arbeit.
Wenn das geschraubt ist, dann hast Du richtig viel Arbeit vor Dir, denn dann musst Du von innen an den Halsblock herankommen ....
 
Frag' doch da bitte die "altdeutsche" Fraktion hier.
Ähm, das tue ich ja hiermit, oder muss ich da woanders nachfragen?

Und was den schwarzen Fleck angeht, das ist keiner, sondern die Aussparung in welcher der erwähnte Metallstift steckte, der vom Hals in den Fuß führt. Man sieht das auf den Fotos in den Vorherigen Posts deutlicher, ebenso den besagten Metallstift. Von einer Schraube ist da also nichts zu sehen. Meiner Meinung nach kann da auch nichts geschraubt worden sein.

Die Frage die sich mir stellt war allerdings nicht, wie ich den Halsfuß löse, sondern ob das überhaupt notwendig ist.
Ich meine, es ändert sich ja nichts großartig, wenn ich den Fuß herauslöse. Die Verbindungsstelle zwischen Fuß und Hals liegt auch jetzt schon vollständig frei und ein mühsames Herauslösen dürfte doch da keinen Unterschied machen.
 
Ok, dann ist das ein Dovetail und nein, Du musst den Rest entfernen, denn da ist auch eine Halswinkeleinstellung noetig.
Vorgehensweise waere also den Rest nach oben ausdruecken - unter zuhilfename von Dampf, weil das halt die Waerme dahin bringt, wo die hin muss (keine Ahnung of Heissluft auch geht, ich waere da eher skeptisch), dann Halsfuss und Hals im richtigen Winkel zusammenleimen (auch hier bitte mal die Spezis fragen) und dann den Hals mit Fuss in die Tasche am Korpus leimen, hier kommt es auf Spielfreiheit und den richtigen Winkel an. Eventuell (oder besser: sicherlich) muss hier nachgearbeitet, meist sogar ein Furnierstreifen eingeleimt werden. Denn: Holzleim ist kein Fugenfueller. Holzleim klebt nur Holz auf Holz, nicht Holz auf Leim oder Leim auf Leim. Das muss spielfrei und ziemlich spack sitzen. Wenn's spack und mit dem richtigen Winkel sitzt, ist's fuer die naechsten 50 Jahre gut, denn eine gut geleimte Verbindung ist mindestens so stark wie das umgebende Holz.

Sorry, wenn ich da nix ueber den Winkel sagen kann, ich arbeite ausschliesslich an Flattops, das ist im Halswinkel ein ganz anderes Gelaende.
 
Hi, Purfling. Auf jeden Fall besitzt Du eine sehr interessante Gitarre, bei der es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das Modell Capri handelt (sie ähnelt der Riviera, hat jedoch keine Griffbretteinlagen).

Ich werde diesen Thread auf jeden Fall an unseren Vintage-Framus-Experten weiterleiten, der bestimmt Tipps für dich parat hat. :great:

Beste Grüße
Warwick/Framus Social Media-Team
 
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Hi Warwick.

Danke auch dir für die Antwort.

Das mit der Modelleinordnung ist schwerer als ich gedacht habe. Wenn ich mir die Vintage Gitarren auf der Framus Seite anschaue, passt keine zu 100 %. Es sieht fast so aus, als wäre meine aus verschiedenen zusammengebaut worden. Vom Body her kommt das mit der Capri hin, aber auf der Framus Seite hat gerade die Capri diese großen rechteckigen Griffbretteinlagen und einen ganz anderen Headstock.
Bei der Riviera passt wiederum auf der Framus Seite der Headstock und der Hals.
Schaut man sich andere Quellen an, findet man unter beiden Modellnamen ganz unterschiedlich aussehende Gitarren, die mal mehr und mal weniger meiner ähneln.
Ganz hundertprozentig passend habe ich sie aber noch nicht gefunden.
Wenn ich mir das Geschreibsel auf dem Typenschild aber so ansehe, würde ich sagen, die letzte Zahl heißt deutlich 54 und daher gehe ich am ehesten vom Modell 5/54, sprich Riviera aus.
Die Riviera auf der Framus Seite sieht nun vom Korpus her ganz anders aus als meine, hat im Gegensatz zu meiner auch Tonabnehmer. Sucht man jedoch im Netz allgemein, findet man aber schon deutlich ähnlichere Gitarren unter dem Namen. Nur das Tailpiece bei meiner sieht anders aus als bei denen.

Ich bin jetzt ziemlich verwirrt.

Aber nun gut, die Einordnung ist zunächst eher zweitrangig. Erst einmal geht es darum, dem Patienten das Leben zu retten, bevor man seinen Namen kennt.

In dem Sinne auch danke für die Weiterleitung.

Ich warte jetzt mal ab, bevor ich weiter am Hals knaube, was noch so an Tipps kommen könnte. Ich hoffe immer noch, dass ich ihn vielleicht wieder anleimen könnte, ohne den restlichen Fuß mühsam herauszulösen. Ich habe ausprobiert und festgestellt, wenn ich ihn so wie er ist wieder an die Bruchstelle anleimen würde, würde der Halswinkel wohl auch wieder perfekt passen.
Die Frage ist nur, schafft es der Leim den Hals zu halten, wenn man ihn sorgfältig wieder anleimt.

Gruß und Dank,
Purfling
 
Die Antwort haeltst Du in der Hand.
Nein!
Trotz Duebel, Nein!
Leim auf Leim, dass lass sein!
 
Danke, ich hab dich schon verstanden.
Die Sache ist nur die: An der Bruchstelle ist von Leim nichts zu sehen. Offenbar ist der Hals zwar ungefähr in Höhe der geleimten Stelle gebrochen, aber der Leim scheint gehalten zu haben. Dafür ist das Holz darüber gebrochen. Es wäre also kein Leim als Unterlage für die neue Leimschicht.
Naja, ich werde jetzt erst mal schauen, wo ich einen Dampferzeuger herbekomme.

Übrigens habe ich bei der Suche noch eine Seite mit Bildern einer Restauration einer Riviera gefunden. Die sieht genau aus wie meine, bis auf das Tailpiece und die Bridge. Ich habe daher den Verdacht, dass diese vielleicht mal ausgetauscht wurden.
Da sieht man auch, wie der herausgelöste Hals aussieht.
http://koti.kapsi.fi/hvartial/knu/framus_5_54/

Der Arbeiter, der das Typenschild beschriftet hat, war offenbar der selbe mit der Sauklaue wie bei meiner, das sieht nämlich exakt gleich aus.:D
Oh und das kleine Holzstück an der Seite scheint wie man dort sieht doch kein Reparaturversuch sondern irgend eine Halterung des ehemaligen Pickguards zu sein.
 
Yupp, Dovetail. Sollte - so wie's aussieht - ziemlich einfach auszulösen sein. Der Kollege aus Finland hat nur bisschen viel Leim genommen, das kannst Du besser.
Die Vintage-Leute von Framus koennen DIr bestimmt den richtigen Halswinkel nennen ...
Wenn nicht, dann erkläre ich Dir, wie ich das bei Flattops mache:
Ich lege die Bruecke an den richtigen Platz (grob die Strecke vom Sattel bis zum 12.Bund gedoppelt) und dann nehme ich einlanges Stahllineal, welches ich mittig auf den gerade entspannten (also pfeilgeraden) Hals auflege. Das Lineal sollte 1/8 Zoll oberhalb der Bruecke landen. Du wirst da etwas modifizieren müssen, denn Du hast ja keine richtige Stegeinlage, so wie ich bei meinen Flattops. Gluecklicherweise ist Deine Brücke aber wohl justierbar ....
 
Hallo Purfling,

Das ist schon die Riviera, diese Version dürfte zwischen 1962 und 1966 gebaut worden sein. (Kopfplatte)
Framus hat da im Lauf der Zeit mehrere Modifikationen vorgenommen. )Teilweise um sich dem "Zeitgeist" anzupassen oder auch
wegen Rationalisierung, am Preis selbst konnte wenig gedreht werden.
Zu deinem technischen Problem kann ich nicht viel beitragen. Meine derartigen Problemfälle habe ich in kompetente Hände gegeben - ich bin dafür zu ungeschickt:redface: (2xDaumenlinks).
Ich habe mal bei meinen Exemplaren nachgemessen.
Kleiner Anhaltspunkt, die Oberkante Griffbrett (zwischen D und G-Saite) liegt am Ende jeweils 1,8cm über der Decke.
 
Danke History, für diesen Wertvollen Tipp und danke nochmal Corkonian.

Ich hab mal alles angehalten und vermessen und gehe davon aus, dass der Hals, wenn ich ihn wieder in exakt dem gleichen Winkel angeleimt bekomme, den er vorher hatte, perfekt sitzt.

So ich hätte dann mal noch eine weitere Frage an die Lackier-Fraktion:
Die Gitarre hat viele Schrammen und Abplatzer und der Lack im Allgemeinen ist schon arg rissig.
Ich habe also eine Neulackierung ins Auge gefasst.
So, nun muss ja erst mal die alte Tapete runter. Aufgrund der rissigen Struktur und dem Alter der Gitarre bin ich mal davon ausgegangen, dass hier Nitrolack verwendet wurde.
Ich habe dann auch mal an einer unauffälligen Stelle unter dem Tailpiece mit wenig Nitroverdünnung versucht und konnte den Lack damit auch oberflächlich etwas aufweichen.
Ich gehe also mal davon aus, dass es sich tatsächlich um Nitrolack handelt.

Die Frage ist, wie ich den nun am besten runter bekomme.
Eine Methode wäre Abschleifen, wobei ich nicht weiß, wie gut sich Nitrolack schleifen lässt. Zudem besteht beim Schleifen ja immer das Risiko, dass man mal aus versehen zu viel abträgt.
Eine andere Methode von der ich gelesen habe wäre, den Lack mit einem in Nitroverdünnung kräftig getränkten Tuch ordentlich einzuweichen. Dann sollte er sich angeblich rückstandsfrei abwischen lassen.
Hat schon jemand Erfahrung mit Nitrolack in dieser Hinsicht gesammelt und kann mir ein paar Tipps geben?

Gruß von Purfling
 
Nitro geht anschleifen und dann nass-in-nass.
Es gibt Nitro aus der Dose bei Stew-Mac.
Allerdings ist Nitro eine ziemlich gesundheitsgefaehrliche und explosive Sch.... und ohne eine gute Filtermaske mit Aktivkohle wuerde ich das Zeug nicht verarbeiten,
 
So, ich habe jetzt zuerst mal noch alles abmontiert, was gestört hat.
Das Tailpiece war hierbei eine böse Überraschung. Irgendein Genie ist auf die Idee gekommen, es mit drei Schlagschrauben zu befestigen. Die Schlitze am Kopf waren fast nicht vorhanden und unmöglich mit einem Schraubenzieher zu greifen. Auch mit einer Zange war dem nicht beizukommen.

So blieb mir also nur übrig, die Köpfe abzubohren. Zwei Schrauben konnte ich dann mit einer Zange mühsam herausdrehen, aber die dritte war mit bajuvarischer Kraft so tief ins Holz getrieben, dass ich sie nicht greifen kann. Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als Rundum Holz abzutragen bis ich sie rausbekomme und dann auffüllen oder ausbohren und ein Stück einsetzen.

Was die Lackierung angeht, wurde mir im anderen Forum, wo ich auch noch nach Tipps zum Nitrolack gefragt hatte, nur geraten den Lack so zu belassen, um den Vintagecharakter nicht zu zerstören.
Naja, erstens handelt es sich hier nicht um eine alte hochwertige original Gibson und zweitens gibt es einen Unterschied zwischen Vintage und misshandelt, so schön die Burst-Lackierung auch sein mag.

Ich habe also mal testweise ein kleines Stück mit einem etwas schonenderen Abbeizmittel behandelt, einwirken lassen und siehe da, der Lack lässt sich mit einem Spachtel wie Pudding runterschieben und darunter kommt das nackte Holz zum Vorschein.
Ich werde sie also auf die Weise erst mal ganz nackig machen.
Dann folgt die hoffentlich erfolgreiche Hals-Reparatur.
Danach wollte ich versuchen, die ursprüngliche Burst-Lackierung mit Beize so gut wie möglich nachzuahmen und das Ganze mit Klarlack zu versiegeln.

Ich nehme an, es wäre das Beste, wenn ich hierzu wieder Nitrolack nehmen würde. Mitglieder in anderen Bastelthreads scheinen ja recht gute Erfahrungen damit gemacht zu haben.
Gut, ist klar, dass es stinkt und hochexplosiv ist, aber ich denke, ich kann genug lüften und werde mir entsprechende Schutzausstattung besorgen.
 
Klingt nach einem spannenden projekt. Es wäre super, wenn du hier hin und wieder mit ein paar fotos vom fortgang des projekts erzählen könntest.

Gruss, Ben
 
Ich würde nicht den ganzen Lack runterholen. Nass in Nass geht gut. Aber... Deine Sache. Nur bei Nitro bitte, bite bitte einen Aktivkohlefilter in der Maske. Der übliche Staubfilter hilft da nämlich nicht.
 

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