Saitenlage ausbessern bei alter Gitarre (Archtop, wie Framus)

  • Ersteller guerkelchen
  • Erstellt am
guerkelchen
guerkelchen
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
16.02.21
Registriert
13.07.08
Beiträge
65
Kekse
442
Ort
München
Hallöchen an alle Gitarristen aus der fleißigen Lounge hier ;)

Neues Jahr, neues Projekt! Statt was elektronischem jedoch, ist mir diesmal ne schicke Akustikgitarre in die Hände gerutscht. Umso interessanter, dass ich damit noch kaum Erfahrungen habe. Für ein Problemchen hätt ich deswegen gern euren Rat.
Zur Gitarre: die Marke kann ich nicht genau sagen, aber erinnert sehr an Framus allgemein, Atlantis und so, oder Höfner. Wirkt auf jeden Fall älter. Ob die Bezeichnung "Archtop" richtig ist, kann ich nicht genau sagen, kenn mich da nicht perfekt aus, wollt was Aussagekräftiges in den Titel schreiben, meine damit die angehobene Korpusoberfläche. Bilder sagen in dem Fall mehr als Worte. Hat auch so einige Dings und Dongs, aber das einzige davon, was mir zu denken gibt, ist die Saitenlage. Die ist in den hohen Bünden echt unfreundlich..

Ich hab mal - unprofessionell mit dem Lineal - nachgemessen, wie der Abstand zwischen 12. Bundstäbchen und Saite ist (also ordnungsgemäß von Oberseite des Bundstäbchens zur Unterseite der Saite). Dieser ist 6 - 6,5 mm! Dabei fällt auf, dass vor allem die dünne e-, aber auch die B-Saite einen leicht größeren Abstand zum Griffbrett hat (nach eher provisorischen Messungca. 0,2/0,5mm). Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Jedenfalls ist der Saitenabstand mal wirklich uncool. Die ersten 3 Bünde sind jedoch gut bespielbar.



Ist ja nun nicht so, dass ich mich nicht vor Posteröffnung informiert habe, von wegen Stegeinlage abschleifen usw., aber ich glaube fast, das klappt nicht, da so viel abzuschleifen.
Vor allem der Beitrag von toni 12345 hat da eingeschlagen:
Kleines Rechenexempel: Wenn du die Saitenlage im 12. Bund auf 3-4 mm runterkriegen möchtest, also 5 mm weniger als jetzt, musst du nach dem Strahlensatz bei der doppelten Länge, also am Steg, auch das Doppelte, also 10 mm bzw. 1 cm abnehmen. Das wird mit Sicherheit nicht funktionieren, so hoch ist deine Stegeinlage wahrscheinlich grade mal insgesamt.
Die Vermutung liegt also nahe, dass das Problem irgendwo anders liegt, wie weiter oben ja auch schon angedeutet wurde. [...]

Genau klappt das wahrscheinlich auch nicht mit den Rädchen am Steg, die auf dem Bild zu sehen sind, von denen ich nicht weiss, wofür genau die gedacht sind.

Riskante Frage: Kann man evtl. den Winkel vom ganzen Hals leicht ändern, sodass die Saiten näher ans Griffbrett rücken? Weiss ja nicht genau, wofür da dieser Abstand zwischen Korpus und Griffbrettende existiert. Wobei mir da die Befestigung zw. Hals und Korpus mit dem "Riss" oder so ein bisschen zu unstabil für erscheint. Ist wohl insgesamt ne verwerfliche Idee. :confused:

Ansonsten, ich häng einige Bilder an und hoffe, ihr könnt mir da helfen und sagen, ob man das alles über den Steg regeln könnte.


IMG_9835.jpgIMG_9831.jpg
IMG_9838.jpg Am Ende des Griffbretts
IMG_9843.jpgIMG_9846.jpg Wird hoffentlich deutlich...
IMG_9853.jpg The bridge itself

LG in die Welt und danke schonmal fürs Durchlesen :)
 
Eigenschaft
 
Die "Rädchen am Steg" sind der allererste Punkt, um das Ganze (sehr hübsche übrigens - denk an mich, wenn du doch keine Verwendung dafür hast!) in die Balance zu bringen. Wenn ich richtig sehe, ist da noch Luft nach unten. Schraub den Steg mal weiter runter und schau, obs was bringt. Wenn nicht, kannst du einfach wieder hochschrauben (evl. Saiten vorher lockern [und hinterher weider stimmen!]).
Fast alle Stahlsaitengitarren haben einen einstellbaren Stahlstab im Hals. Das wäre aber eher was für den erfahrenen Spieler oder eine Werkstatt.

Hau rein!
Knecht Recht
 
Danke für deine Antwort! Dacht mir schon, dass die Rädchen dafür da sind, hab da schon ein bisschen rumgedreht, tut sich fast nichts, der höchstens halbe Millimeter, der da rausspringt, würde in dem Fall ja auch nicht reichen. Sollte ja circa 3 mm runter, mindestens jedoch 2. Dass die ein Stahlstab im Hals hat, war ich mir nicht sicher, hatte mit so älteren Akustikgitarren ja noch nicht viel am Hut. Ist schon mal n guter Ansatzpunkt. :) Den einzustellen würde ich auch hinkriegen, wenn´s ähnlich anderen Gitarren funktioniert, sprich aktuellen Western- oder E-Gitarren.. Da muss man ja oft nur das Plättchen am Kopf abschrauben, um an den zu gelangen, oder der Hals ist abschraubbar (E-Gitarre/E-Bass). Hier ist der Hals ja angeleimt. Muss man den also dafür abnehmen? Mir fällt keine bessere Möglichkeit ein. Stegeinlage abschleifen wäre meine Alternative gewesen, aber so viel gibt die glaub ich nicht mehr her.. (Evtl. die obere Hälfte der Brücke "über den Rädchen" gesamtheitlich bearbeiten und wieder einsetzen, und dadurch den Saitenabstand korrigieren?)
Gibt´s da denn n speziellen Kniff, wie man den Hals bei solchen Gitarren abtrennt? Leimt dann den danach einfach wieder dran? Wär ja brutal... :gruebel:
LG :)
 
Bitte reiß der Gitarre den Hals nicht(!) ab! Wenn du keinen Stab findest, kann das durchaus daran liegen, dass keiner da ist. Oder du musst nochmal suchen.
Wenn das dann über die Brücke nicht mehr geht, muss der Hobel - an Griffbrett oder Brücke - ran bzw. der Hals (dann tatsächlich) mit neu angesägtem Winkel neu angesetzt werden. Das wird dann aber endgültig ein Fall für den Profi - und teuer noch dazu.

KR
 
Hallo guerkelchen,
der Gitarrenknecht ist auf der richtigen Spur, deine Archtop hat keinen Halstab;)
Es dürfte sich übrigens um eine Musima (DDR) handeln, ein einfaches Modell.
Lohnt sich also nicht, hier viel zu investieren.
Eine Lösungsmöglichkeit (auch die einzig machbare) wäre die hier:
(wirf die Teile aber nicht weg) - und man kann es auch etwas schöner macher:)
 

Anhänge

  • Sorella Korpus_resized.jpg
    Sorella Korpus_resized.jpg
    49,2 KB · Aufrufe: 786
Hallo Guerkelchen,

herzlichen Glückwunsch zur alten Gitarre.
Meistens haben die alten Gitarren so eine elefantöse Saitenlage, weil der Winkel des Halses zum Korpus sich im Laufe der Zeit verändert.
Der Schwachpunkt ist der Halsansatz. Meistens ist die Verbindung des Halsfußes zum Korpus eingerissen, der Hals wandert dem Saitenzug folgend nach "oben" und dann hast du die hohen Saitenlagen. Auch auf deinen Fotos sieht man, daß das Griffbrett schon ziemlich auf der Decke der Gitarre aufliegt, ein bisschen mehr Platz ist an der Stelle vorgesehen.
Manchmal hat oder hatte sich auch der Boden im vorderen Bereich gelöst und durch fehlenden Gegenzug verzieht sich die Struktur im vorderen Bereich.
Durch kürzen der Brücke kommst du nicht immer zu einem guten Ergebnis, du schreibst ja etwas von 6mm Saitenhöhe am 12. Bund.
Die Brücke kürzen reicht mM nach dann schon nicht mehr aus.
Zum Halsspannstab:
Der Hals macht ja auf dem Foto noch einen guten Eindruck, scheint relativ gerade zu sein. Oftmals befindet sich bei Gitarren ohne Halsspannstab noch ein Metallwinkel zwischen Hals und Griffbrett, aber das ist ja erstmal egal.

Leider sieht man auf deinen Fotos die Verbindung Hals / Korpus nicht richtig.
An deiner Stelle würde ich mal einen Gitarrenbauer aufsuchen und den Patienten vorstellen. Er wird die Verbindung checken und dir dann einen Vorschlag machen, wie das Problem zu lösen ist.
Wenn die Verbindungen schon an-/gebrochen ist, geht es relativ leicht, den neuen Halswinkel festzulegen. Wenn die Verbindung so fest sein sollte, dass ein problemloses Lösen nicht möglich ist oder einen einen "undefinierten Flatterriß" hat, gibt es auch noch andere "unkonventionelle" Möglichkeiten......
Hol dir erstmal ein Angebot ein...
Es ist durchaus möglich, auch diese schönen Gitarren auf Saitenlagen um die 1,6 - 1,8mm im 12. Bund zu bringen. Und wenn der Hals wieder den korrekten Winkel hat, passt hinten auch so ein flacher Tonabnehmer ran :)

https://www.musiker-board.de/attachment.php?attachmentid=167636&d=1291060672
https://www.musiker-board.de/attachment.php?attachmentid=170093&d=1293796308

Viele Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Super, danke!
@ Gitarrenknecht: Hätt ich nicht gemacht, keine Angst; meinte doch, das wär mir zu brutal... ;)
@ Vester: Genau! Das ist, was klein Gurke über den Hals wissen wollte. :)
Ein Metallwinkel gibt´s da übrigens nicht, aber tatsächlich einen leichten Riss, den ich schon erwähnt habe:
SI859924.jpg (sieht auf dem Foto schlimmer aus als in echt..)
Weitere Fotos:
SI859920.jpgSI859929.jpg

@ History: Yeah!
Hätte sonst versucht, ein erhebliches Stück vom oberen Teil der Brücke wegzuschleifen (*grumml*), aber das ist die Lösung: den unteren Teil einfach weglassen. ;) Hab das grad schon mal provisorisch ausprobiert (der Maßstab hatte die perfekte Breite..), um zu schauen, ob das alles klappen würde, auch mit der Spannung auf den Saiten und so:

SI859916.jpgSI859930.jpg

Muss da im Prinzip nur noch n flaches, geeignetes Stück Holz drunter montieren.
Aber vielleicht bau ich auch gleich ne ganze neue Brücke.. :gruebel:
So mit dem Provisorium hier klingt sie auch nicht schlecht, soweit ich das
angetestet hab. Yay! :D
Wenn das Gute liegt so nah..
 
Hallo Guerkelchen,

das sieht doch gut aus. Das Problem lässt sich lösen, wenn der Gitarrenbauer den Riß aufsägt und ein (gglfs. konisch bearbeitetes) dickeres Furnierstück in den aufgesägten Spalt leimt. Wenn es nur an der Stelle gerissen ist, ist das ein sehr geringer Aufwand. Ich hab es schon gemacht, kann aber leider kein Detailbild senden, weil ich unterwegs bin.
An deiner Stelle würde ich die Saiten entspannen und diese Sache erst reparieren lassen, bzw. checken, ob noch weitere Risse unter dem "dicken" Riß sind. (das meinte ich oben mit "Flatterriss :)
Der Metallwinkel, der sich oftmals unter dem Griffbrett befindet, ist nicht zu sehen. Er dient quasi als Halsstabersatz.
Ich würde (so gut der Vorschlag mit der reduzierten Brücke auch ist) zuerst das Problem mit dem Riss lösen. Und dann hast du ja auch wieder eine schöne Saitenlage und kannst die Originalbrücke verwenden.
Sicherlich ist noch Stabilität vorhanden und vielleich hat da schon jemand mal Kleister reingeschmiert? Schlecht zu erkennen.... aber unterschätze die Zugkräfte der Saiten nicht.
Die Reparatur ist wirklich überschaubar:)

Viele Grüße
 
Mit dem tiefergelegten Steg (bzw. Brücke oder Bridge;)) könntest du das Problem kriegen, dass der zu flache Winkel der Saiten an der Stegeinlage den Klang negativ beeinflusst. Die schlechte Saitenlage kommt ja offensichtlich vom Halsriss, und da wäre es eher kontraproduktiv, das Problem an anderen Stellen lösen zu wollen.
Ich würde also auch erstmal den Riss sauber reparieren (lassen) und dann mal sehen, wie die Saitenlage aussieht.

Gruß
Toni
 
Das Problem lässt sich lösen, wenn der Gitarrenbauer den Riß aufsägt und ein (gglfs. konisch bearbeitetes) dickeres Furnierstück in den aufgesägten Spalt leimt.

Naja, ganz so einfach ist die Sache nicht. Der Riß ist kein Bruch, sondern eine Nahtstelle zwischen Hals und Halsstütze.
Bei meiner Atlantis hat der/oder ein Vorbesitzer offensichtlich versucht, deinen Vorschlag in die Tat umzusetzen;)
mal ein paar Bilder :
wie man sieht, sind da zwei Holzdübel, also ein Keil wäre da sinnlos:)
Der Sammlerwert dieser Gitarre beträgt, sehr optimistisch gesehen, vielleicht 200€, also macht es wenig Sinn, da viel reinzustecken. Ich würde einfach den "Riß" zuspachteln, da kann recht wenig passieren.
 

Anhänge

  • 5_52 Bruchst Hals_resized.jpg
    5_52 Bruchst Hals_resized.jpg
    41,3 KB · Aufrufe: 526
  • Hals abgenommen1_resized.jpg
    Hals abgenommen1_resized.jpg
    40 KB · Aufrufe: 481
  • Halstasche2_resized.jpg
    Halstasche2_resized.jpg
    25,5 KB · Aufrufe: 446
Hallo History,

so wie auf deinem Foto geht es natürlich nicht - und schon gar nicht mit Dübeln:)
Natürlich muss die Sache so weit aufgesägt werden, dass beidseits "gesundes" Holz vorliegt, sonst hat es keinen Sinn.



Anhang anzeigen 170526

Aber wenn man sich etwas Mühe gibt, sieht es schon gut aus.

Natürlich kann es ein Gitarrenbauer besser. Da wäre ich sowieso hingegangen, allein schon um checken zu lassen, ob der Boden in dem Bereich fest ist. Auf dem einen Bild sieht das inetwa so aus, im Bereich des Bindings...

Viele Grüße
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben