@Reaper's Ballz
Wenn Du weißt, wie sich eine Quinte anhört, ist es gut. Und wenn Du die Intervalle alle so unterscheiden kannst, auch. Die Solmisation ist eben nur ein Weg zum Blattsingen und zur Improvisation. Der Vorteil der Solmisation ist, dass Du die Intervalle in allen Konstellationen singen kannst. Wenn Du Dir zum Beispiel die Quarte mit der "Kleinen Nachtmusik" von Mozart merkst, hast Du zwar eine Quarte, aber nur die Quarte von der Unterquarte zum Grundton der Melodie. Versuchst Du nun, diese Eselsbrücke anzuwenden, um etwa eine Quarte von der kleinen Sexte zur kleinen Terz abwärts zu singen, musst Du die kleine Sexte blitzschnell zum Grundton umdeuten, was für die kurze Strecke meist zu aufwendig ist. Ist so eine Umdeutung trotzdem notwendig, etwa im Falle einer Modulation, kann man sich durch das Austauschen der Tonsilben viel schneller auf die neue Tonart einstellen.
Ich benutze im Moment das System (chromatisch aufwärts) Do - Ra - Re - Ma - Mi - Fa - Fi/Su - So - Lu - La - Ta - Ti - Do. Mit Hilfe dieser Silben kann ich mir jedes Intervall auf jeder Stufe merken, da es im tonalen Zusammenhang immer ein Unterschied ist, ob ich nun eine Quarte So - Do oder eine Quarte Ma - Lu singe oder spiele.
Zur Übmethode: Ich übe dieses System im Moment so, dass ich mir bekannte Melodien auf Tonsilben singe. Mit diesem System sehen zum Beispiel die folgenden Melodien so aus:
"Wachet auf, ruft uns die Stimme" (EG 147)
Do - Mi - So - So - So - So - La - So - La - So
So - Do - So - Do - Mi - Re - Mi - Re - So
So - Do - So - La - Mi - Fa - Re - Do
et c.
J.S. Bach - Passacaglia
Do | So __ Ma | Fa __ So | Lu __ Fa | So __ Re | Ma __ Ti | Do __ Fa | So __ __ | Do
Findet nun in einem Lied eine Modulation oder Ausweichung statt, so tausche ich an der entsprechenden Stelle die Tonsilbe einfach aus. So weicht das Lied "Du meine Seele singe" (EG 302) an einer Stelle von seiner Grundtonart (im EG B-Dur) zur VI. Stufe (im EG entsprechend g-moll) aus. Das bedeutet: La wird zu Do, Do wird zu Ma, Mi wird zu So. An der entsprechenden Stelle im Lied sieht das dann mit Silben ausgedrückt so aus:
Do | Do - So - La - La | So __ So ' >Mi/So< | Fa - Ma - Re - Re | Do
Der Ton, der nun am Ende Do ist, war vorher La, durch die Kadenz ist die Modulation abgeschlossen.