Der Hinweis auf die "Talking Hands" ist klasse. Im Grunde ist das ein fast universelles musikalisches Prinzip, das in allen Stilrichtungen anwendbar ist. Musikalische Dialoge nach dem Aufbau A - B - A' - B' (oder C) oder sowas in der Art (kann man natürlich beliebig ausbauen) sind sehr häufig. Genauso wie es unterschiedliche Formen des Gesprächs gibt (Fragen nach Informationen, mehr oder weniger kontroverses Diskutieren, Sich gegenseitig in seiner Meinung bestätigen usw.) kann man auch unterschiedliche musikalische Bausteine aneinanderreihen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist Abwechslung. Wie schon gesagt wurde: Immer dieselben Notenwerte ist schnell langweilig. Gute Soli haben einen Spannunsgbogen. Auf stürmische Passagen folgen lang gehaltene Töne, die eine Pause, eine kurzen ruhenden Pol bilden, bevor es wieder weitergeht. Gary Moore in seinen Hardrock-Zeiten hat das zum Beispiel meisterhaft umgesetzt. Selbst Kirk Hammet hat zwischen den Technik-Demonstrationen immer wieder so kleine "Verschnaufpausen" für den Hörer eingelegt. Andere Metal-Helden haben das nicht getan - das Ergebnis ist dann oftmals technisch hochwertiges, aber irgendwie trotzdem langweiliges Gefrickel.
Eine weitere Möglichkeit zum Auflockern sind Wechsel in der Spielweise oder Spieltechnik: Nicht nur singlenote spielen, sondern auch mal doublestopps in Terzen, Quarten, Quinten oder auch Sexten einbauen. Oder mal harmonics einstreuen. Oder von Plek auf Tapping wechseln. Gibt viele Möglichkeiten.
Im Idealfall sollte ein gutes Solo genauso in den Köpfen hängenbleiben wie ein eingängiger Riff oder ein Chorus.
Das erreicht man manchmal auch durch Einfachheit und durch eine gewisse Selbstbeschränkung. Mein Gitarren-Lehrer hat mich mal dazu verdonnert, komplette Soli in einer Lage zu spielen. Oder trotz Akkordwechseln nur mit 4 oder 5 Tönen. Bei so beschränktem Ausgangsmaterial muss man sich Gedanken machen, wie man mit Phrasierung, mit Rhythmik und Ausdruck was Überzeugendes hinkriegt. Ist als Übung wirklich nicht schlecht.
Ansonsten hilft es antürlich auch, sich bekannte und beliebte Licks anzuschauen. MAn wird schnell feststellen, dass es so ein gewisses Grundvokabular gibt, das immer wieder gener verwendet wird.