Berufsmusiker gefragt!

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ruedi
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hallo,

ich bin jetzt 17 jahre alt und habe mir überlegt, musik zu studieren. ich spiele seit ca. 5 jahren gitarre musik macht mir einfach riesenspaß, sogar die theoretischen sachen interessieren mich. meine pläne sind, evt. ne musikschule aufzumachen oder sowas .

jetzt interessiert mich aber, wie man das im alter von 40 oder 50 jahren sieht? vergeht da die abenteuerlust und man ärgert sich, dass man nicht den komerziellen weg eingeschlagen ist, karriere gemacht hat und kinder groß gezogen hat?

villeicht schreibt ihr mir einfach mal son bisschen eure lebensgeschichte, was ihr macht, villeicht wie viel geld ihr verdient, (ist ja anonym hier) und ob euch der beruf immernoch spaß macht, oder ihr es bereut. auch wie ihr dazu gekommen seit, ob ihr euer geld mit band oder studioaufnahmen finanziert usw.
ich will euch nicht ausquetschen, aber ich brauche einfach mal die meinung einiger berufsmusiker, um zu wissen, ob das wirklich das richtige für mich ist.

bitte auch das alter mit hinschreiben!

danke schonma!
 
Eigenschaft
 
Ich war 1992 am Start einer Musikerkarriere, Plattenvertrag etc. in der Tasche. wegen persönlichen Sachen ging dann die Band auseinander und da habe ich die Lust verloren. Studiert, gute Arbeit bekommen und bin zufrieden. Es gibt sicherlich Momente wo man sich mit leichter Sehnsucht an die Zeit und die Möglichkeiten erinnert, aber meine Wahl war bewusst so und im nachhinein erweist sie sich als absolut richtig. Ein Rock'n'roll Leben hätte mich recht schnell verzehrt, bin viel zu gutgläubig und anfällig für Abhängigkeiten. Da wäre es mir gegeangen wie Motley Crue (wer deren Bio "Dirt" nicht gelesen hat - sofort kaufen und lesen, ein sehr geiles Buch).

Ich kenne viele Leute die sich ärgern weil ihre Träume ein Star zu sein nicht in erfüllung gingen, dabei haben Sie sich nicht mal richtig mühe gegeben sondern quasi ein Wunder erwartet - und das funktioniert nicht und führt nur dazu dass man bitter und frustriert wird. Man muss wie ein erwachsener Mensch bewusst Entscheidungen treffen und dazu stehen und dafür Kämpfen. Aber oft hört man nur "die Welt ist so ungerecht, ich häte solen/können", blah. Tatsache ist, die Welt ist nun mal ungerecht und man muss alles geben wenn man Talent hat und seine Träume verwirklichen will. Und alles heißt wirklich _alles_, no prisoners.
 
Hallo,

ich bin kein Berufsmusiker - nur Hobbykünstler.
Da ein Freund von mir Berufsmusiker ist möchte ich Dir mal von Ihm Erzählen.
Er ist 40 Jahre alt und sehr erfolgreich im Bereich der Klassischen Musik tätig.
Am Anfang stand bei Ihm das Studium. Während und danach hat er sich mit Musikunterricht über Wasser gehalten und am grossen Durchbruch gearbeitet. Vor ca 5 jahren war es dann soweit. Nun ist er dauernd Deutschlandweit, aber auch international entweder auf Solokonzerten oder mit einem Kammerorchester unterwegs. Was Ihm nicht schmeckt ist, das ca. 50% der Arbeit Organisation ist und er sich somit nur noch zu 50% auf die Musik konzentrieren kann.
Sein Geld verdient er über seine Live Auftritte. Er hat auch mittlerweile ca. 10CD's produziert, die an den Konzerten oder auf Bestellung verkauft werden.
Meiner Einschätzung nach, hat er den Schritt zum Profimusiker nie bereut. Er ist ein fröhlicher, ausgeglichener Mensch, der auch privat immer noch in jeder freien Minute Musik macht. Gerne auch mal zum Spass mit uns was eigentlich seiner Musikrichtung gar nicht entspricht :).

gruß

Fish
 
ok, vielen dank für eure antworten. deinen freund scheint es ja sehr gut erwischt zu haben, Fish_1!
hoffe auf noch ein paar weitere beiträge. :)
 
ich bin jetzt 17 jahre alt und habe mir überlegt, musik zu studieren. ich spiele seit ca. 5 jahren gitarre musik macht mir einfach riesenspaß, sogar die theoretischen sachen interessieren mich. meine pläne sind, evt. ne musikschule aufzumachen oder sowas .

Eine private Musikschule solltest du vor allem nur dann in Erwägung ziehen, wenn du dich mit Leib und Seele als Musiklehrer siehst und genügend Geschäftssinn mitbringst bzw. dir Marketing-Know-How erwirbst. Du solltest es nur tun, wenn dich an Musik ganz wesentlich die Vermittlung reizt und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen für dich attraktiv ist. Wenn du lieber nur selber spielen willst, lass es unbedingt.

jetzt interessiert mich aber, wie man das im alter von 40 oder 50 jahren sieht? vergeht da die abenteuerlust und man ärgert sich, dass man nicht den komerziellen weg eingeschlagen ist, karriere gemacht hat und kinder groß gezogen hat?

Wieso sollten sich denn diese Wege gegenseitig ausschließen? Du kannst doch eine Musikschule betreiben, dir ein Studio aufbauen und kommerzielle Musik produzieren, eine Band haben und eine Familie! Machen doch viele so. Nicht alles auf einmal, aber eine Existenz baut man ja auch über Jahrzehnte hinweg auf.

villeicht schreibt ihr mir einfach mal son bisschen eure lebensgeschichte, was ihr macht, villeicht wie viel geld ihr verdient, (ist ja anonym hier) und ob euch der beruf immernoch spaß macht, oder ihr es bereut. auch wie ihr dazu gekommen seit, ob ihr euer geld mit band oder studioaufnahmen finanziert usw.

Ich wollte Musiklehrer werden, weil ich es besser machen wollte, als meine eigenen Lehrer (nicht alle, aber einige). Habe daraufhin Lehramt Musik Sek II/I studiert (Hauptfach: Baßposaune), aber gemerkt, daß mir die Musikschularbeit mehr liegt. Habe dann umgeschwenkt auf den Studiengang Instrumentalpädagogik. Da man mit Posaune nicht so wahnsinnig toll verdienen kann und ich eine Marktlücke für Pianisten entdeckt habe, habe ich meine schon vorher ganz guten Klavierfähigkeiten über die Jahre hinweg ausgebaut und kann mittlerweile vom Klavier spielen ganz gut leben. Letztlich bin ich doch eher Musiker geworden und nicht ausschließlich Musikpädagoge.

Nebenher bzw. gleichzeitig als Teil meines Berufs arbeite ich als Musiklehrer, Liedbegleiter, Arrangeuer, Dirigent, Theatermusiker, Schauspieler, Tontechniker und Programmierer. Ich spiele Posaune, Klavier, Keyboards, Schlagzeug und singe. Alles in mehreren Stilen, aber natürlich mit Schwerpunkten.

Vielseitigkeit halte ich bei freiberuflichen Musikern für extrem wichtig, es nützt dir nix, wenn du z.B. nur E-Gitarre spielst, aber keiner in deinem Umfeld eine E-Gitarre braucht. Ein professioneller Gitarrist sollte in der Lage sein, neben E- und A-Gitarre auch Banjo, Ukulele, Balalaika, Bouzuki, etc. und notfalls auch mal E-Baß zu spielen. Wenn du dich dem Markt anpasst, kannst du eher von der Musik leben, als wenn du Spezialist bist.

Harald
 
Nebenher bzw. gleichzeitig als Teil meines Berufs arbeite ich als Musiklehrer, Liedbegleiter, Arrangeuer, Dirigent, Theatermusiker, Schauspieler, Tontechniker und Programmierer. Ich spiele Posaune, Klavier, Keyboards, Schlagzeug und singe. Alles in mehreren Stilen, aber natürlich mit Schwerpunkten.

Ein typisches "ICh verdiene-mein-Geld-als-Musiker-Bild". Nicht einfach, aber wer das alles unter den Hut bekommt: spannend und abwechslungsreich. Und longlife-Jobgarantien ("Junge, werd Beamter...") gibt's ja heute eh nirgends mehr.

es nützt dir nix, wenn du z.B. nur E-Gitarre spielst, aber keiner in deinem Umfeld eine E-Gitarre braucht.

So sah/sieht es bei mir aus. Ich habe früher von Gitarre (Bands, PLatten, Studiojobs, UNterricht, GEMA, GvL) in bescheidenem Rahmen leben können. Ich hab dann aber irgendwann "nasse Füße" bekommen, als ich gemerkt habe, dass meine musikalische Begabung zu einseitig ist, um damit auf Dauer eine Existenz in halbwegs angenehmem Rahmen zu führen. Zumal Alternativen wie "Tanzmucke" immer ein rotes Tuch für mich waren. Da gehe ich lieber 10 Stunden lang für 50 EUR Ziegel kloppen, oder für 100 Euro pro Stunde einen Text schreiben (mach ich am liebsten ;) als im Einheitsdress für 500 EUR den Affen auf Hochzeiten und sonstigen "Events" zu machen.

Da ich eine Zeitlang das Vollprofigeschäft kennengelernt hatte (Plattenverträge, Filmmusik, Fritz-RAu-Tourneen mit AC/DC und Judas Priest usw.) merkte ich irgendwann: Das ist auch außerhalb musikalischer Fähigkeiten zwei Kaliber zu groß für mich. In dem Haifischbecken brauchst du zum Überleben dermaßen stahlarte Eier, dermaßen viele Kontakte, Befürworter, Härte, Einschleimvermögen und Nehmerqualitäten...

Immerhin haben es von meinen frühen Weggefährten einige geschafftt, z.B.: Jens Fischer (komponiert für TV-Aufträge), Uli Roth (in der weltweiten Gitarristenwelt als Marke etabliert), Gero Drnek (mit Fury in The Slaughterhose erfolgreich). Ein weiterer ging als Arranangeur nach London. Sind aber alles Leute, die in Ihrer Schiene als "hochbegabt" einzustufen sind und das schon als Jugendliche eindrucksvoll unter Beweis stellten.

Das Gros ist jedoch in bürgerlichen Jobs verschwunden. Oder spielt in 4 lokalen Club-Bands gleichzeitig. Einig wenige machen mit guten Top-40-Bands dauerhaft gutes Geld - das sind dann aber auch schon wieder solche, denen 2 Stunden Probe (oder überhaupt keine) genügen, mal als Aushilfe einen Abend mit 80 Titeln fehlerfrei auf die Bühne zu bringen. IN Los Angeles haben die Studios allein rund 10.000 Gitarristen in ihren Karteien. Und alle sind top-ausgebildet...

Kurzum: Das Beispiel von Harald bestätige ich als sehr realistisch. Er hat sich die Vielfalt der Verdienstmöglichkeiten als Musiker erschlossen. Steht stabil auf vielen Beinen. Bei mir war's nur eins - kann man zwar auch dauerhaft drauf stehen (siehe Beispiele oben) - ist aber meist schnell weggegrätscht.
 
wow, vielen dank. wart mir alle eine große hilfe! besonders das anpassen auf dem markt werd ich mir zu herzen nehmen. villeicht kauf ich mir wirklich mal ein benjo oder sowas. irgendwas, was saiten hat. ich mache auch gerade praktikum in einem musikladen. Dann kann ich auch gleich sehen, ob mir sowas auch gefällt.

ich wünsche euch noch viel erfolg in eurem weiteren (Musiker) leben ! ;)

machts gut!
 

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