Vintage-Bass-Leiche zu neuem Leben erweckt

Uli
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Gleich zu Anfang möchte ich klarstellen, daß die in diesem Zusammenhang verwendete Bezeichnung Vintage vielleicht nicht etymologisch korrekt ist, allerdings auch in keiner Weise diesen Anspruch erhebt. Wo das Wort herkommt und wer das Recht zur Verwendung hat, soll an anderer Stelle ausgewalzt werden...
Ich habe den Bass als Vintage bezeichnet, weil er vor 1980 gebaut wurde und sich diese Wortbedeutung inzwischen international durchsetzt. Vor 30 Jahren hat man unter 'geil' auch noch etwas anderes verstanden als heute, Sprache lebt eben.

So, nachdem das geklärt wäre, willkommen in meinem vintage bass rebirth thread!:D


Schon lange habe ich mit den (meist shortscale) Bässen der 60er und 70er Jahre geliebäugelt, deren Korpusform der Telecaster-Gitarre nachempfunden wurde. (Nicht zu verwechseln, mit dem Fender Telecaster-Bass, der eine andere Form hat). Daß sich ein solches Modell über die Jahre nicht bei den großen Herstellern etabliert hat, kann daran liegen, daß die Telecaster-Gitarre mit Form und Masse ihres Korpus' noch ein ausgeglichenes Gegengewicht zur üblichen Gitarrenhalslänge darstellt, beim deutlich längeren Basshals hingegen wird solch ein Instrument mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit kopflastig. Das allerdings ist ein Argument, das einen Violinbass-Besitzer eher weniger tangiert.:)

In einem bekannten Auktionshaus fand ich zufällig dieses Fragment eines Japan-Basses:

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bestehend aus dem Body und dem Hals, bezeichnet als 'Morris-Yamaha Bass'.

Das einzige, was von der gesamten Hardware noch übrig war, war die 6-Loch neckplate und eine einzelne Schraube davon, alles andere war weg!

Da sich allerdings bei mir einiges im Laufe der Jahre angesammelt hat, würde ich sicher nicht alle Teile neu kaufen müssen. Ich habe Reststücke an Pickguard-Material, einiges an Pickups, jede Menge Schalter und Buchsen, da kann schon was Lustiges bei rauskommen!

Als das gute Stück bei mir eintraf, begutachtete ich erst einmal den Korpus, und stellte fest, daß da offenbar einer der Endkontrolleure erheblich mit einer Rotor-Raspel nachgearbeitet hat, da anscheinend die Fräsungen des Bodies aus der freien Hand gemacht worden waren, am Schluß aber Schalter und Potis nicht reinpassen wollten:

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Im Bild sieht man auch, daß ich bereits eine neue Brücke angeschraubt habe. Anscheinend hat sich an diesem Standard-Teil über die Jahre nichts Nennenswertes verändert, denn die Montagelöcher paßten noch genau.

Am Hals stellte sich heraus, dass der Yamaha-Schriftzug nur ein Aufkleber war, den ich umgehend entfernte. Als ich die exotische Schrauben-Bohrungen der Tuner sah, war ich zunächt davon überzeugt, daß kein Weg am Umbau auf neue Tuner vorbeiführen würde. Zufällig fanden sich dann aber zwei Wochen später (ebenfalls in der Vintage-Abteilung) beim gleichen Auktionshaus ein Satz Tuner, die zumindest von weitem passend aussahen und bei denen auf Anfrage hin auch die Bohrung stimmte. Es war new old stock, also altes Ersatzteil, noch nie eingebaut!

Für die 6-Loch-Halsplatte konnte ich auch bei allem Bemühen keine passenden Linsenkopf-Schrauben mit Kreuzschlitz bekommen, da mir aber Länge und Dicke der Schrauben letztendlich wichtiger waren, als der Original-Schraubenkopf, habe ich mich durchgerungen, normale (europäische) Schlitzschrauben zu nehmen und soo schlimm finde ich den Stilbruch dann eigentlich auch nicht:

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Da ich zunächst keine blasse Ahnung hatte, wie der Bass wohl mal im Original ausgesehen haben könnte, fertigte ich mir erstmal aus etwas dickerem Papier eine Schablone an, wie ich mir eine neue Abdeckung vorstellen könnte. Pickguard trifft es ja nicht ganz, da es in diesem Fall ja nicht nur um einen Schutz des Lacks gegen Kratzer geht, sondern um die gesamte Abdeckung der Elektronik-Fächer.

Als ich nach einigen Versuchen dann eine Version gefunden hatte, die mir von der Form her gefiel, stellte ich fest, daß diese mit den im Body vorhandenen Löchern nicht zu realisieren war. Also mußten die Bohrlöcher der alten Abdeckung zunächst verschlossen werden.

Das geschieht in meinem nächsten Post!
 
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Eigentlich müßten nur die Löcher verschlossen werden, die entweder
  • später sichtbar wären oder
  • so dicht an einem der neuen Löcher liegen würden, daß die Schraube in den alten Bohrkanal wandert.

Ich verschließe aus Gewohnheit aber grundsätzlich alle alten Löcher. Es ist nicht wirklich mehr Arbeit und ich habe dann irgendwie das Gefühl, nicht nur das Nötigste getan zu haben.:rolleyes:

Wenn man so etwas schon öfter gemacht hat, stellt sich außer einer gewissen Erfahrung auch eine Vorliebe für bestimmte Materialien ein. Ich habe mit einigem experimentiert und meine optimale Lösung gefunden, was nicht heißt, daß es nicht andere, ebenso gute gibt.

Der zu verschließende Schraubenkanal ist nicht wie bei einer Maschinenschraube zylindrisch, sondern er läuft nach unten spitz zu, wie es eben das Profil einer Holzschraube vorgibt.
spax_schraube.jpg


Um diesen Kanal optimal zu verschließen, sollte man auf jeden Fall ein Hartholz nehmen. Auf keinen Fall sollte man daher den leider immer wieder zu lesenden 'guten Ratschlag' mit den Streichhölzern umsetzen. Die Intention bei der Streiholzherstellung ist die gute Brennbarkeit, weshalb dort überwiegend weiche Nadelhölzer zum Einsatz kommen.

Anders liegt der Fall z. B. bei Zahnstochern oder Schaschlikstäbchen. Mit ihnen soll etwas aufgespiesst werden oder sie sollen (im Fall Zahnstocher) möglichst lange selbst unter Feuchtigkeitseinwirkung ihre Härte behalten. Insofern gingen Zahnstocher theoretisch schon, praktisch sind sie aber zu dünn, weshalb sich Schaschlikspieße mit ihrem ebenfalls spitz zulaufenden Ende als ideal herausstellen.(100 Stück 1,50€)

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Ich knipse dafür die untersten 2mm der Spitze ab, damit der Stab nicht schon mit der Spitze am Ende des Bohrlochs angekommen ist wenn er oben noch keinen seitlichen Kontakt zur Wand hat. Dann tauche ich das (gekürzte) Ende in Holzleim (z.B. Ponal), halte es kurz nach unten, damit der Leim etwas zur Spitze läuft und stecke den Stab dann in dasBohrloch. Mit einem kleinen 100g Hammer gibts einen leichten Schlag auf das flache Ende (Schaschlikstäbchen sind nur an einer Seite zugespitzt) und der Konus sitzt stramm im Bohrloch. Oft kommen dann die Sünden des Erstbearbeiters zum Vorschein, denn der Holzspieß paßt sich mit seiner Richtung natürlich optimal an den Bohrkanal an. Wurde dieser durch den Arbeiter schräg gebohrt, sitzt jetzt auch der Holzstab schräg.

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Jetzt heißt es erstmal warten, bis der Leim hart ist, was je nach Art des Klebers stark variieren kann. Ich persönlich halte nicht so viel von extrem schnell härtendem Holzleim, weshalb ich meist eine Variante benutze, die schon einige Stunden zur Aushärtung benötigt.

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Wenn das der Fall ist, wird das Holzstäbchen z.B. mit einem Vornschneider abgeknipst und der dann evtl. noch überstehende Rest mit der leicht schräg angestellten Klinge eines Universalmessers bündig weggeschnitten. Dabei ist darauf zu achten, daß die Klinge nicht zu schräg angestellt wird, damit sie nicht auf der Lackoberfläche hängen bleibt.

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Jetzt kann die Arbeit an der neuen Abdeckung losgehen, was in meinem nächsten Post passiert!
 

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Der Einfachheit halber werde ich im Folgenden von Pickguard sprechen, es weiß ja jetzt jeder, was gemeint ist.

Als Rohmaterial wähle ich einen Rest cream-pearl, der mir vintage genug aussieht.:rolleyes:

Bei den Pickguard-Arbeiten geht es, wenn die Form klar ist, in erster Linie um Sägen und Schleifen. Meine ersten Versuche früher habe ich noch mit der Laubsäge gemacht, heute benutze ich für die grobe Form eine sog. Dekupiersäge, also eine kleine Bandsäge und für kleinere Ausnehmungen, die nicht ausschließlich mit Bohrer und Feile entstehen, eine Mini-Stichsäge, die auf 12V läuft.

Zunächst werde ich die Form aussägen, dann die äußeren Ränder begradigen und danach die Befestigungslöcher bohren.

Zunächst aber muß die mit der Karton-Schablone ermittelte Form mit einem wischfesten Stift auf das Material gebracht werden. (z.B. edding 400 oder Staedler Lumocolor 317 permanent).

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Mit der Dekupiersäge geht das recht schnell, wobei man zum einen aufpassen muß, daß man nicht zu lange auf einer Stelle rumnudelt, weil sonst durch die Reibung das Sägeband heiß wird und der Kunststoff anfängt zu schmelzen. Zum anderen darf man aber auch nicht zu viel Vorschub geben, weil man sonst auch mal schnell 'vom rechten Weg' abkommt und im schlimmsten Fall der ganze Rohling im Eimer ist.

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Ist die äußere Form ausgesägt, werden Unsauberkeiten der Säge zunächst mit Schleifpapier (120) beseitigt, für die Feinarbeiten benutze ich sehr gerne sog. Schleifschwämme, da sich diese imho besser handhaben lassen und auf den beiden Seiten (und Rändern) jeweils unterschiedliche Körnungen haben. Die Schleiferei ist immer recht langwierig, allerdings hängt von der Sorgfalt ihrer Durchführung leider sehr stark der spätere optische Eindruck ab.

Das Schleifergebnis langer gerader Seiten kann man gut auf einer Tischplatte kontrollieren, bei den Kurven ist es manchmal hilfreich, das Werkstück von Vor- und Rückseite zu betrachten, um Unsymmetrien o.ä. leichter zu finden.

Nachdem ich also mit dem Schleifergebnis fürs Erste zufrieden bin, wird zum erstenmal Maß genommen. Ich habe mich entschlossen, einen Satz verchromter Humbucker zuverwenden, die mir ganz gut zu dem alten Schätzchen zu passen scheinen. Da ich die ürsprünglichen Montagerahmen auch noch habe, kann ich diese gut zu Anzeichnen verwenden, einbauen werde ich die Rahmen wohl nicht.

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Jetzt gehts ans Bohren der Befestigungslöcher, die zunächst mit einem Punkt des wasserfesten Filzstiftes angezeichnet werden. Das sollte man nicht nur nach reiner optischer Gleichverteilung tun, sondern auch die Überlegung einfließen lassen, wo später noch mechanische Beanspruchungen der Abdeckplatte auftreten können. Das ist z.B. an der Stelle der Klinkenbuchse der Fall, ggfls. auch bei den Schaltern, jenachdem, was für Vintage-Monster da noch eingebaut werden. Ich habe rund um die Klinkenbuchse gleich drei Schrauben vorgesehen, damit sich nicht beim Rausziehen des Steckers das ganze Pickguard hebt oder gar löst.

Sind alle vorgesehenen Bohrlöcher angezeichnet, steche ich sie mit einer Reißnadel vor, damit der Bohrer gleich an der richtigen Stelle geift und nicht erst sekundenlang auf der Oberfläche rumspaziert, bis er dann an einer Stelle greift, an der ich das Loch gar nicht wollte. Zum Bohren empfehle ich eine Ständerbohrmaschine. Wer so etwas nicht selbst hat, kann ja vielleicht für die paar Löcher fremde Werkstatthilfe in Anspruch nehmen.

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Ich werde angesichts der gelben Farbe des Pickguards Linsenkopf-Messingschrauben verwenden, wozu die Bohrlöcher leicht angesenkt werden müssen, damit die Schraube nachher nicht raussteht. Hierfür empfehle ich, auch tatsächlich einen Senker zu nehmen, nicht wie es gelegentlich auch gemacht wird, einen Bohrer, der den Durchmesser des Schraubenkopfes hat. Die Gefahr bei letzterer Methode ist nämlich, daß sich der Bohrer plötzlich ganz in das weiche Kunststoff-Material frißt und das entstandene viel zu große Loch nicht mehr zu gebrauchen ist.

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Um die Ausnehmungen für die Pickups anzeichnen zu können, muß das Pickguard in exakt der Position fixiert werden, in der es später auch montiert wird. Damit mich nicht das gleiche Schicksal ereilt, wie die japanischen Erbauer des Instrumentes und ich hinterher mit allen möglichen Werkzeugen die Elektronikfächer der Gitarre vergrößern muß, damit alles reinpaßt, werde ich umgekehrt vorgehen:

Ich montiere erst Potis und Ausgangsbuchse provisorisch an und lege dann erst die Abdeckung zum Anzeichnen der Bohrlöcher an. So sollte sichergestellt sein, daß hinterher auch wieder alles reinpaßt. Die drei Löcher für Potis und Buchse sind schnell angezeichnet und gebohrt. Selbst wenn sich später noch etwas an den Potiwerten ändern sollte, die Potigröße wird gleichbleiben.

Nachdem die 'Probe-Elektronik' versuchsweise versenkt ist, wird das Pickguard optimal ausgerichtet und das erste Bohrloch mit der Reißnadel angekörnt.

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Danach drehe ich in das Loch mit wenigen Umdrehungen eine der Schrauben, damit es sich nicht mehr verschieben kann. Dann können die anderen Bohrlöcher mit der Reißnadel vorgezeichnet werden. Jetzt ist es nicht mehr schwer, die Löcher für die PU's anzuzeichnen. Mit einem langen Lineal und dem Filzstift werden die beiden Seiten des Griffbretts mit Strichen verlängert, die Längsausrichtung ergibt sich durch die Ausfräsungen im Korpus, die man bei leichtem Anheben der Kunststoffplatte an der Seite sehen kann.
Mit den Rahmenschablonen werden dann die Öffnungen angezeichnet, in den Ecken jeweils ein 4mm Loch gebohrt und dann kommt die kleine Mini-Stichsäge zum Einsatz.

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Danach ist erstmal wieder eine ganze Zeit lang feilen angesagt. Zweckmäßigerweise führt man die Feile von der Rückseite ein, damit sie nicht die Oberfläche verkratzt, sollte sie einmal abrutschen.
Irgendwann passen die Pickups in die Ausschnitte und zusammen mit dem Thumbrest, den ich mal versuchsweise für 2€ gekauft habe, gibt's jetzt erste größere 'Anprobe'.

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Im nächsten Post gehts dann um die Schalter...​
 

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Ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt finde ich im Internet ein Bild des Morris-Bass', wie er wohl einmal original ausgesehen hat. Der zweite Saitenniederhalter an E- und A-Saite wurde wohl nachträglich angebracht, alles andere scheint aber Auslieferungszustand zu sein.

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Jetzt erhebt sich die Frage: alles wegwerfen und neu anfangen oder weitermachen nach Plan a?

Nach längerer Betrachtung komme ich zu dem Schluß, daß ich meinen Ursprungsplan zu Ende bringe. Nicht nur, weil ich mir bis hierhin schon einige Arbeit gemacht habe. Es gibt aber sicher ein Beschaffungsproblem mit den alten Singlecoils, die ich bewußt so noch nirgends gesehen habe, obwohl mir zugegebenermaßen die dunkle Variante mit dem tortoise-Pickguard zu den schwarzen PU's auch gefällt. Sicher kann man bei ebay Glück haben, wie ich mit den Tunern, aber es kann auch darauf hinauslaufen, daß ich 2 Jahre erfolglos warte.

Weiterhin muß ich ehrlich sagen, daß mir die weiße Potiplatte nicht richtig gefällt. Ich habe kurzzeitig schonmal überlegt, eine Telecaster-Platte einzubauen, dafür müßte ich aber die Ausfräsungen erweitern und für meinen Geschmack sieht das ganze dann etwas plump aus:

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Außerdem will ich auch wieder ein bridgecover anbringen, denn daß ein solches ursprünglich vorhanden gewesen sein mußte, konnte man an den Montagespuren sehen. Allerdings wäre mir das dann etwas zu viel Chrom, wenn die relativ großen Pickups, die control plate und das bridge cover alle in silber wären. :redface:

Also rede ich mir ab jetzt ein, daß meine Version sowieso viel schöner ist und mache weiter. :D

Zunächst geht es ja mal darum, die Art der verwendeten Schalter festzulegen. Möglichkeiten gibt es ja genug, von Drehschaltern über den Telecaster-Schalter, dverse Kipp- oder Schiebeschalter bis hin zu Tastensätzen, wie sie früher auch viel verbaut wurden.

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Wahrscheinlich, weil ich jetzt das Original kenne, entschließe ich mich zu den schlichten Schiebeschaltern. Die beiden, die ich ausgesucht habe, sind gleich 6polig, was aber kein Nachteil ist. Bei den alten Höfner-Bässen habe ich oft die Erfahrung gemacht, daß einpolig geschaltete Wege nach Jahren der Federerlahmung und Kontaktkorrosion nicht mehr zuverlässig schalten. Hier habe ich jetzt theoretisch die Möglichkeit, jeden Pickup über 6 parallel zu legende Schalter einzuschalten, da können dann meinetwegen im nächsten Jahrhundert die Häfte von wegkorrodieren. :)

Die Schalter haben M2-Gewinde, passend zu meinen Messing-Pickguard-Schrauben wähle ich daher auch M2-Zylinderkopfschrauben für die Schalterbefestigung aus, die allerdings etwas zu lang sind. Ich will den Thread nicht unnötig verlängern, weshalb ich mich nicht weiter über das richtige Kürzen von Gewindeschrauben auslasse, nur soviel:
wird ein Gewinde einfach mit der Zange abgeknipst (beim Sägen ist es auch nicht viel besser), ist es in aller Regel an seinem Anfang so beschädigt (Quetschung etc), daß es sich nicht mehr ohne Gewalt einschrauben läßt. Aus diesem Grund muß es dann etwas abgeschliffen, entgratet, ggfls nachgeschnitten werden, was ich im vorliegenden Fall auch gemacht habe.

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Um den richtigen Platz für die Schalter zu finden, ist vor allem wichtig, daß man sie zwar möglichst nah, aber auch nicht zu nah am Rand der Ausfräsung anbringt, weil es eben sonst wieder zu den bereits erwähnten Nacharbeiten mit der Rotor-Raspel kommt.

Eine einfache Methode ist wieder mal die Papierschablone. Zunächst wird grob festgelegt, wo die Schalter hinsollen bzw wieviel Platz eigentlich zur Verfügung steht. (linkes Teilbild), dann schneidet man aus Papier eine Schablone, die genau den Rand der Ausfräsung beschreibt und klebt sie mit Tesafilm rechts und unten am Body fest. (rechtes Teilbild):

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In die entstehende Tasche wird das Pickguard eingeschoben und man hat die exakte Randbegrenzung zur Positionierung der Schalter:

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Ist die Position festgelegt, werden an die Stelle, an der später die Schaltknebel laufen die Anfangslöcher gebohrt, die gerade so groß sein sollten, daß eine Vierkant-Nadelfeile durchpasst.

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Mit dieser Nadelfeile erzeuge ich ein viereckiges Loch, das gerademal so groß ist, daß jetzt eine Vierkant-Schlüsselfeile durchpaßt. In meinem Fall hat diese schon fast die Kantenbreite der Schaltknebel, so daß ab jetzt wieder Vorsicht angebracht ist, damit die Ausnehmungen nicht zu groß werden. Die richtige Länge sowie die Position der Schraubenlöcher kann man leicht herausfinden, wenn man einen Schalter daneben legt.

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Sind die Schalter montagefertig, gehts an die Elektrik. Im nächsten Post...
 

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na das sieht ja schonmal toll aus, immer weiter so.
Was für eine Verdrahtung hast du den vor?

Gruß
Matthias
 
Ein kleiner Seiteneffekt meiner vielpoligen Schalter darf nicht verschwiegen werden: an diesem Schalter liegt das 'heiße' Signal des Tonabnehmers an, das möglichst störungsfrei gehalten werden soll, bis es nach Durchlaufen der diversen Schalter und Regler dann endlich im Verstärker gelandet ist. Je breiter die Basis ist, auf die ich dieses Signal verteile, desto höher könnte auch das Störpotenzial ausfallen. Ich entschließe mich daher, die kleine Schaltergruppe in ein Abschirmkästchen einzusperren, Zu- und Ableitung daraus mit abgeschirmtem Kabel zu realisieren.

Als Material für das Abschirmkästchen wähle ich dünnes Kupferblech, aus dem gleichen Grund, der auch schon zur Wahl des Pickguard-Materials, der PU's und der Elektrik geführt hatte: weil ich es habe, und zwar ausreichend:

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Das Blech ist fast so dünn, daß ich es mit einer normalen Schere schneiden könnte, natürlich nehme ich aber eine Blechschere dafür. In ein ausreichend großes Stück schneide ich die Löcher für Schaltknebel und Schrauben und falte es dann so darum, daß die Schalter gerade so reinpassen:

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Jetzt werden die Seiten eingeschnitten, hochgebogen und gekürzt, so daß eine kleiner Kasten entsteht, dessen Überlappungen ich verlöte. Die Schalter sind ja eigentlich für Print-Montage gedacht, was der Verwendung aber keinen Abbruch tut. Als angenehmen Seiteneffekt kann ich so die ebenfalls zu Kontakten verlängerten Gehäuseenden der Schalter mit meinem Kupfergehäuse verbinden, was hier im Bild aber noch nicht zu sehen ist.

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Die Verlötung des Bleches mache ich allerdings nicht im abgebildeten Montagezustand. Die Gefahr, dabei durch die entstehende Hitze das Pickguard zu verformen, ist zu groß. Grundsätzlich muß zum Veröten von Blechen gesagt werden, daß ein Lötkolben mit ausreichender Leistung zur Verfügung stehen sollte. Blech, und Kupferblech im Besonderen, leitet zugeführte Wärme schnell durchs Material ab so daß das Lötgerät förmlich 'ausgelutscht' wird und das Verlöten mehr einem Verkleben ähnelt, weil der Kolben ständig Wärme verliert, die er bei zu kleiner Leistung nicht sofort nachliefern kann und dadurch unter die Schmelztemperatur des Lötzinns gelangt. Unter 50W sollte man daher Flächenlötungen nicht vornehmen, bei größeren Flächen und dickerem Material muß die Leistung sogar noch deutlich höher sein. Eine Lötung ist meistens dann am saubersten, wenn sie mit ausreichender Hitze schnell erledigt ist. Dran halten - Zinn fließt - fixieren - weg!

Das Abschirmgeflecht verlöte ich anfangs nie komplett, damit der daraus entstandene Draht noch biegsam ist, wodurch er sich z.B. besser an das Gehäuse löten läßt:

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Die Grundidee meines Abschirmkästchens ist sicher verstanden, deshalb will ich das hier auch nicht allzu sehr breittreten. Ich habe noch einen Deckel angefertigt (der auf dem Bild noch dahinter steht) und mich letztlich der Einfachheit haber dazu entschlossen, doch nur 3 der 6 Umschalter zu verwenden. Die von den Pickups kommende Leitung war bereits geschirmt, die abgehende fertige ich aus dem gleichen Material an. Nachdem die drei Kabel seitlich herausgeführt sind, habe ich den Deckel an zwei Stellen angelötet. Schließlich ist das kein UHF-Sender, an dem jede Ritze zugelötet werden muß, es ist nur eine (Bass)-Gitarre!

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Anfangs habe ich noch alle möglichen Trickschaltungen für die Schalter erwogen. Einfach jedem Pickup einen simplen Ein-Schalter zuzuordnen, erschien mir zu einfach und beinhaltete auch die Gefahr, daß man sich versehentlich beide Pickups abschaltet.
Nachdem ich ein bißchen im Internet nach den Schaltungen alter Japan-Gitarren und -Bässe gesucht habe, fand ich dann heraus, daß es aber genau diese Einfachst-Schaltung war, die meistens angewendet wurde.

Um ehrlich zu sein, ich schalte fast nie während des Spielens den Pickup am Bass um, (auf der Gitarre wohl schon). In einem der Internet-Artikel wurde die Möglichkeit der völligen Pickup-Abschaltung sogar angepriesen, was mich an den Spruch einer Softwarefirma erinnerte, den die immer bei einer Fehlermeldung als Einleitung brachten: "It's not a bug, it's a feature..."

Als Service-Erleichterung habe ich die Masseverbindung der Bridge mit einem Lötnagel versehen und die Verbindung dazu mit dem entsprechenden Gegenstück. Sollte ich so nochmal öffnen müsen, kann ich die Masse einfach abziehen, ohne Löten zu müssen. Diese versilberten Kontakte sind eigentlich mehr etwas für Bastelzwecke und im Profibereich kaum zu finden. Für Verbindungen, die idealerweise nur ein- bis ein paar wenige Male wieder gelöst werden müssen, sind sie ok, ansonsten ist die Anpresskraft des Schuhs einfach zu gering und es muß auf die Dauer mit einem anwachsenden Übergangswiderstand gerechnet werden.

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So, bevor es jetzt an den Zusammenbau geht, wird erstmal der Body von der alten Patina gereinigt. Den Rand des Pickguards habe ich (mit einem Edding 3000) geschwärzt, wie es bei den hellen pearloid-pickguards früher oft anzutreffen war. Jetzt fehlt mir noch das bridge cover, das nächste Woche kommen sollte und bis dahin habe ich vielleich ein paar soundsamples eingespielt.

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Mir gefällt der Klang ausgesprochen gut. Die Abschirmung tut was sie soll und für die Optik brauche ich wie gesagt nur noch das Cover und die beiden Security-Lock-pins, dann ist er für mich eigentlich fertig...

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;)

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Danke, an den Pünktchen sehe ich, daß es einigen gefallen hat! :D :D
 

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Danke, an den Pünktchen sehe ich, daß es einigen gefallen hat! :D :D

Ist ja auch richtig so, gefällt mir sehr gut wie sorgfältig und ordentlich du arbeitest.
Der Bass gefällt mir auch gut, nur würde ich die Poti-Knöpfe Chrom oder schwarz machen, weiß auf perloid sieht nicht so gut aus (finde ich).

Das Schlachbrett sollte für meinen Geschmack "hinten" nicht so eckig sein, aber das ist auch nur mein pers. Geschmack.

So das wars auch schon mit meckern, der Rest ist super! :great::great:
 
Der Bass gefällt mir auch gut, nur würde ich die Poti-Knöpfe Chrom oder schwarz machen, weiß auf perloid sieht nicht so gut aus (finde ich).
Das stimmt, die sind auch nur Provisorium und sehen in Wirklichkeit noch schlimmer aus, als auf dem Bild, sie sind nämlich grau! :eek:
Das Schlachbrett sollte für meinen Geschmack "hinten" nicht so eckig sein, aber das ist auch nur mein pers. Geschmack.
Die einzige Ecke, die die Platte hat, war am Original auch so, was ich an der 'Schmutzspur' hatte sehen können. Ich hab es dann aus Faulheit so gelassen, um durch das Abrunden nicht noch ein weiteres verschlossenes Ex-Bohrloch hinterher 'tarnen' zu müssen.:D
 
So, aufgrund einer Anfrage, was ich mit 'Rand geschwärzt' meine, hier ein Bild zur Verdeutlichung. Inzwischen sind mal versuchsweise goldgelbe Drehknöpfe drauf, die besser zu Pickguard und den Messingschrauben passen.

DIe Originalfarbe des Randes ist natürlich hell, wie zB hier zu sehen, diesen Rand habe ich einfach schwarz gemalt:

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Der noch sichtbare Verschluß des Bohrlochs zwischen Bridge und Ausgangsbuchse wird noch durch das Bridgecover abgedeckt und ist dann natürlich nicht mehr zu sehen, (wenn es denn endlich kommt!) :mad:

Am rechten Bildrand, im Übergangsbereich des rot ins Schwarze kann man ein weiteres Ex-Loch erahnen, daß ich eingefärbt und gewachst habe. Am einfachsten war das natürlich mit den Holzstopfen im Schwarzbereich.:rolleyes:


Hier wird mir jetzt übrigens auch klar, weshalb der Originalbass, dessen Bild ich später gefunden hatte, einen zweiten Stringtree hatte:

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Durch die eigenwillige (Fehl-)Konstruktion des Headstocks, liegen E- und A-Saite nicht freiwillig auf dem Sattel bzw dem Nullbund auf. Da werde ich wohl auch noch etwas nachbessern müssen. Ein weiteres Indiz für mich, daß der Bass, den ich ersteigert habe, so gut wie nie gespielt worden ist (denn der hatte definitiv keine Bohrung für einen zweiten Stringtree), was ich aufgrund des Zustandes von Griffbrett und Bünden bereits vermutet hatte.
 

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Echt absolut geil! Glückwunsch zu dieser Wiedergeburt!!

Eine Empfehlung noch: Pickguardkante noch mit einer Ziehklinge richtig glatt schaben, das sieht auf den Fotos noch etwas rauh aus. Aber ansonsten! Hut ab!

Viele Grüße
Moritz
 
Verdammt, hätte ich bloß keine Nahaufnahme gemacht :(:D

Nee, Schmerz beiseite, das stimmt leider, :redface:

in der Hinsicht habe ich mir auch mit dem Schwärzen keinen Gefallen getan, da man vorher die rauhe Kante gar nicht so sehr wahrgenommen hat wie jetzt durch die ungleichmäßige Aufnahme der Farbe. Sollte ich nochmal aufschrauben, wird da auf jeden Fall noch was dran getan!
 
Hast du keine Möglichkeit die Kante anzuschrägen?
 
Hast du keine Möglichkeit die Kante anzuschrägen?
Professionell wird das afaik direkt bei der Hestellung durch einen entsprechenden Fräskopf gemacht. Bei der Heimwerker-Methode ist der Sägeschnitt iaR gerade, so daß eine evtl gewünschte Anschrägung hinterher beim Schleifen entstehen muß.

Insofern steht mir diese Möglichkeit natürlich auch noch offen. Eine 45°-Anschrägung, wie es bei modernen Gitarren/Bässen verwendet wird, hatte ich allerdings auch nicht beabsichtigt. Mir schwebte im Zusammenhang mit diesem cream-pearl so etwas vor, wie zB hier:

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Das ist zwar auch leicht angeschrägt, aber dabei etwas abgerundet.

Ich werde aber ohnehin nochmal alles auseinanderbauen, das Stringspacing ist mir auch an der Brücke zu groß (die Brücke wird für einen Longscale gedacht sein, weshalb ich wahrscheinlich eine seitenverstellbare Schaller-Brücke einbauen werde), bei der Gelegenheit nehme ich mir dann nochmal die ganze Abdeckung vor.
 

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Hast du keine Möglichkeit die Kante anzuschrägen?

.... ehrlich gesagt finde ich das bei "mehrlagigen" Pickguards sehr ansehnlich aber
bei einer Lage eventuell nicht so erforderlich :redface:

=> 500/1 : Absoluter "Hammer" was man aus so einer vermeintlichen "Ruine" so alles zaubern kann :great:
 
So, endlich ist mein bestelltes Bridgecover eingetroffen und es geht in den vorläufigen Endspurt.

Das Cover läßt sich auf etliche Arten befestigen, weshalb es wohlüberlegt sein will, welche Art einem für die eigene Verwendung als die geeignetste erscheint. Bei der Erstfertigung des Originalinstrumentes hat man es sich für meinen Geschmack etwas zu einfach gemacht. Das Cover wurde einfach mit Holzschrauben auf den Body geschraubt. Da aber auch die Japaner bereits in den 60ern wußten, daß eine Holzschraube vom Prinzip her eher für einmalige Anwendung gedacht ist, wäre es dann nach Verschleiß der Erstbesaitung ein Wegwerf-Bass gewesen. So hat man das Cover so weit nach hinten gezogen, daß man bei einer geeigneten Brücke die Saiten auch ohne Demontage des Covers einhängen konnte. Geeignet heißt in dem Fall, daß die Brücke nicht gelocht sondern geschlitzt sein muß, um die Saiten von oben einhängen zu können. Da aber selbst das zu einem endlosen Gefummel ausartet, sieht man heute leider viele dieser 'Vintage'-Bässe, bei denen das Bridgecover fehlt.

Da mir für meinen Geschmack das Cover eh zu weit hinten montiert war, entfiele bei der Variante, die mir vorschwebt, auch das Einhängen der Saiten in eine geschlitzte Brücke. Also muß das Cover auf jeden Fall abnehmbar sein. Daß dabei Holzschrauben ausscheiden, weil sie bei jedem Herausdrehen Holzspäne mitbringen und so das Ende dieser Möglichkeit vorprogrammiert wäre, ist klar.

Eine dauerhaft nutzbare Verschraubung kann also nur mit einer Gewindeschraube erreicht werden, wobei sich vom Prinzip her zwei Möglichkeiten anbieten:

- eine Stockschraube
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wird ins Holz gedreht, auf deren herausragenden Gewindebolzen das Cover mit Muttern (für die Optik idealerweise Rändelmuttern oder sog. Hutmuttern) befestigt wird


- eine Gewindemuffe (sog. Rampa-Muffen)
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wird ins Holz geschraubt und das Cover dann mit normalen Zylinderkopf- oder auch Inbusschrauben in das dann zur Verfügung stehende Maschinengewinde gedreht.

Nach einer kurzen 'Anprobe' ist von der Optik her eigentlich die Variante mit den Rändelmuttern oder den Hutmuttern mein Favorit, allerdings siegen dann doch praktische Erwägungen. Einen Inbusschlüssel habe ich in den meisten Gitarrenkoffern eh rumliegen, einen Sechskant-Schraubenschlüssel wohl weniger und Rändelmuttern erwecken für mich immer etwas den Eindruck, daß man sie ständig sbschrauben müßte, auch wenn sie die bequemsten sind, weil sie ohne Werkzeug verwendbar sind. Zwar ist mir noch nie eine Bass-Saite beim Gig gerissen, aber der Teufel ist ein Eichhörnchen...

Also entschließe ich mich zu der Lösung mit den Gewindemuffen und den Inbusschrauben. Um die Rampa-Muffen in den Body zu bekommen, sollten allerdings ein paar grundsätzliche Sachen beachtet werden.

  • vorgebohrt wird mit einem Holzbohrer mit sog. Zentrierspitze und Tiefenanschlag. Der Sinn der Zentrierspitze ist sicher klar: sie wird mittig in der Markierung angesetzt und man kann sicher sein, daß der Bohrer nicht auswandert. Dadurch, daß die Schneidkanten an der Spitze des Holzbohrers nicht angeschrägt sind, wie zB die eines Spiralbohrers, erhält man ein exakt randbegrenztes Loch ohne Ausrisse. Der Tiefenanschlag wird vorher genau auf die Länge der Muffe eingestellt, so erreicht man, daß das Sackloch weder zu kurz wird, noch (was noch etwas unangenehmer ist) daß man versehentlich auf der Rückseite des Instruments wieder rauskommt. (oops!)

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  • Der Bohrer muß den Durchmesser der Gewindetäler (d3 in der Zeichnung) haben, damit die Muffe optimal sitzt. Bei meinen M4er Muffen ist daher ein 6mm-Bohrer erforderlich.

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Im Bild sieht man benachbart zum neuen Loch noch das jetzt verschlossene alte Loch (das ja nur für eine Holzschraube erheblich kleiner sein durfte). Wie ich vermutet (und gehofft) hatte, wird das neue Cover die alten Löcher verdecken.

Um die Muffen einzudrehen, muß man sie sehr kräftig mit einem passenden Schraubendreher ins Holz eindrücken, bis das Außengewinde gefaßt hat. Ich verwende anfangs den größten Schraubendreher, der gerade noch in den Schlitz paßt, erst für die letzte Umdrehung nehme ich dann einen kleineren, damit ich nicht mit dem seitlich überstehenden Blatt des Schraubendrehers die Materialoberfläche beschädige. Sind die Muffen oberflächenbündig eingedreht, ist auch schon alles fertig! Die Inbusschrauben bekommen noch eine Scheibe und einen Federring, damit sie sich nicht durch Vibrationen von alleine rausdrehen können und jetzt kann das Cover jederzeit problemlos abgenommen werden.

Abschließend habe ich dann doch noch als Reminiszenz an die alten Zeiten den Thumbrest angeschraubt, auch wenn ich dessen Sinn nie so richtig ergründen konnte und ihn auch wohl kaum nutzen werde, sieht aber so authentisch aus..:D

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Im Anhang sind ein paar kurze Soundsamples. Sie sind trocken in den (eigentlich ungeeigneten) Mikrofon-Eingang meines Laptops eingespielt über das XP-eigene Audio-Recorder Programm aufgenommen. Das Programm ist recht spartanisch und das Ergebnis imho sehr leise, aber besser habe ich es mit den Mitteln auf die Schnelle nicht hinbekommen. Vllt bin ich auch nur zu doof und habe etwas Grundlegendes falsch gemacht.:redface:

Sample 1, der gleiche Lauf mit verschiedenen Einstellungen viermal hintereinander aufgenommen.
1. nur der Bridge PU mit Daumen
2. beide Pickups mit Daumen
3. nur der Neck-PU mit Daumen
4. der Neck-PU mit Plektrum

Sample 2, Neck PU mit Plektrum

Sample 3, Neck-PU mit Daumen.

Damit ist das Projekt erstmal beendet und ich bin im Großen und Ganzen zufrieden. Im Anhang ist noch eine Gegenüberstellung des Originals zu meinem 'Reissue', sowie eine Aufnahme des Headstocks, die eine Möglichkeit aufzeigt, auch ohne zusätzlichen Stringtree die E- und A-Saite am Nullbund aufliegen zu lassen.


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Gelegentlich werde ich wahrscheinlich noch etwas an der Brücke verändern, da mir das Stringspacing zu groß ist und dann werde ich das Schätzchen vielleicht irgendwann verhökern, denn das ist jetzt mein vierter Bass und als Gitarrist ist das meiner Frau immer schwerer klarzumachen. Außerdem war es auch nur ein Bastelprojekt für die Wintertage, wo man nicht raus kann, und die sind ja jetzt bald vorbei...:D
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Ah....wie ich sehe, machen Rampa-Muffen Schule...:D
Das Eindrehen ist ne verdammte Fummelei und es ist wirklich nicht einach die Dinger senkrecht einzuschrauben. Die Muffen, die ich für die Halsbefestigung meines Selbstbaus verwendet habe hatten sogar 10mm Außendurchmesser (Innen 5mm). Als es mir zu blöd wurde, habe ich mir aus einem 20mm starken Stahlklötzchen ein Führung gebastelt, was nichts weiter war, als ein 10er Loch in das Stückchen zu bohren, welches ich dann mit Schraubzwingen zentrisch über dem vorgebohrten Sackloch fixiert habe. Muffe rein, mit dem sakrisch breiten Schlitzschraubenzieher anziehen (da ist überigens der Zubehörschlüssel der Stihl Motorsäge prädestiniert dafür) und die Schraube sitzt genau so, wie sie soll.

Aber was mir an deiner Aktion am meisten gefällt ist, dass du die Details genau durchdacht hast und auf die Praxis wert legst. Vielleicht hat der Spruch "Ein Erfahrener weiß mehr als ein Kluger" doch seine Berechtigung, wobei ich dir Letzteres auf keinen Fall absprechen möchte.:)
 
Ah....wie ich sehe, machen Rampa-Muffen Schule...:D
Ich hatte befürchtet, daß du dein Copyright einklagen würdest, war dann aber doch nicht dazu bereit, deshalb auf diese Möglichkeit zu verzichten, die mir bekannt ist, seit ich die Dinger mit meinem Kumpel Hermann 1905 erfunden habe.:cool::p
 
Ich hatte befürchtet, daß du dein Copyright einklagen würdest, war dann aber doch nicht dazu bereit, deshalb auf diese Möglichkeit zu verzichten, die mir bekannt ist, seit ich die Dinger mit meinem Kumpel Hermann 1905 erfunden habe.:cool::p

Lol...ich konnt's mir nicht verkneifen, nachdem du da zunächst deine Zweifel angemeldet hattest...:p

Aber keine Angst, mit Copyright hat das nix zu tun, sollte einfach mal als Alternative zur sonst üblichen Verschraubung aufgezeigt werden.
Ach ja und bestell Hermann schöne Grüße, wenn ihr das nächste Mal am Tüfteln seid...:D
 
Lol...ich konnt's mir nicht verkneifen, nachdem du da zunächst deine Zweifel angemeldet hattest...:p
Das waren keine Zweifel an der grundsätzlichen Verwendbarkeit, nur hängt bei mir ein kleiner Blechdeckel dran und bei dir ein Basshals, der ja bekanntermaßen die Spannung von 4 Stahlsaiten in ein gewisses Drehmoment wandelt...:rolleyes:
 
Das waren keine Zweifel an der grundsätzlichen Verwendbarkeit, nur hängt bei mir ein kleiner Blechdeckel dran und bei dir ein Basshals, der ja bekanntermaßen die Spannung von 4 Stahlsaiten in ein gewisses Drehmoment wandelt...:rolleyes:

Stimmt natürlich, aber meine Zweifel halten sich nach wie vor in Grenzen. Wenn nicht, werden halt nur Downtunings gespielt, das bringt dann ruckzuck ein paar Newton bzw. Kilogramm....:cool::p

Aber ich glaube wir lassen es jetzt bleiben, wäre schade um deine schöne Dokumentation, wenn sie hier wegen sowas vollgespammt würde.
 

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