Deiner Ausführung zum "Voodoo" gebe ich recht - das ist halt aber auch Teil des Hörvergnügens und die meisten wissens auch...
Aber dass Vinyl eine Geldmachmaschine sein soll, verstehe ich nicht
Besonders nicht für Equipmenthersteller. Erschließt sich mir nicht ganz, kannste da bitte etwas genauer darauf eingehen?
Wäre dir da dankbar.
Ich muss vorab sagen, dass ich familienbedingt ein wenig aus der Hifi/High End Schiene komme. Schon mein Großvater besaß einen der ersten McIntosh (nicht Apple Macintosh, das ist was anderes) Transistor(!)-Verstärker, mein Papa hat eine Anlage, bei der der Preis der Lautsprecher (pro Stück) in etwa einem Kleinwagen entspricht. Ich habe mich also schon von klein auf mit Sound und Klang etc. auseinandergesetzt, habe die Suche meines Papas nach der absoluten Transparenz mit ordentlich Bass mitverfolgt. Daraus ergibt sich die zweite Vorabbemerkung: ich bin natürlich nicht neutral, habe mir auf Basis der mir vorliegenden Infos und Hörerlebnisse eine eigene Meinung gebildet.
Mein Fazit ist: Vinyl usw. ist hochgradig veraltet, unpraktisch und überteuert. Ein vernünftiger Plattenspieler, ein vernünftiges Tonabnehmersystem und ein vernünftiger Phono-Preamp (bzw. ein Verstärker mit einer vernünftigen Phono-Entzerrung) kosten zusammen ein Schweinegeld. Zudem knacksen LPs, bekommen Kratzer, man kann nicht zum nächsten Titel springen, muss nach der Hälfte einer Scheibe aufstehen, es gibt temperaturbedingte Klangschwankungen, die Suche nach neuen Musik-LPs ist ziemlich anstrengend, etc. etc. etc. Immerhin: Die Qualität von LPs hat dank der Hifi-Enthusiasten wieder ein Super-Niveau erreicht - dicke Platten, tiefe Rillen, etc. erlauben eine recht gute Qualität. Aber sie sind teuer (geringe Stückzahlen etc.).
Aber: vom subjektiven Höreindruck her klingt - bei gleich hochwertiger Anlage an sich - selbst ein 25-Euro-NoName-MP3-Player vom Mediamarkt, mit einem Billigst-Miniklinke-auf-Cinch-Adapter an den Verstärker angeschlossen, deutlich besser (vernünftig codiertes MP3 vorausgesetzt) und ist zudem deutlich besser bedienbar. Ich kann zu Titeln springen, muss keine Platten wechseln, kann Playlists erstellen, mir die Musik einfach aus einem Shop herunterladen, etc. UND man spart sich halt den LP-Player und den PreAmp und den ganzen Schnadderazong - 25EUR Anschaffungskosten und man ist qualitativ besser dran!
Hauptargument bei "überteuert" ist für mich halt, dass mir meine (Frei)zeit verdammt viel wert ist und diese Zeit verbringe ich lieber damit, Musik zu HÖREN (noch besser: selbst machen) als nach ihr zu SUCHEN oder sie VORZUBEREITEN. Und das will ich bei der für meine Ohren mit verfügbarem Budget bestmöglichen Qualität - und so schön "wohlig" LPs halt klingen (besonders wenn man sie durch sündhaft teure Highend-Röhrenverstärker schickt), so sehr fehlt ihnen bei vielen Produktionen eben überall der richtige Bass, die richtigen Höhen, die präzisen Mitten. Dies ist halt technikbedingt so.
Okay - der Mensch ist ja ein analoges Wesen, deshalb hat Analogtechnik ihren Charme, sie klingt halt immer irgendwie "organisch". Für mich reicht es aber, wenn die Signalkette so spät wie möglich "analog" wird - an den Lautsprechen (denn die machen im Hifi-Bereich vor allen Dingen den Ton).
Daher sieht mein privates Setup so aus:
An meinem Internet-WLAN-Router hängt eine Qnap NAS (Netzwerkfestplatte) mit meiner Musik sowie die SoundBridge eines SONOS Wireless Music Systems. Im Wohnzimmer steht der passende SONOS Player samt integriertem 2x55 Watt Verstärker, der kriegt seine Musikdateien drahtlos (!) per eigenem WLAN von der Bridge. Das geht dann über ein recht preisgünstiges 2.1-Set von Nubert (NuLook Serie) auf meine Ohren. Gesamtkosten für die Technik nur 3000 EUR, vom Klang her ziemliche Spitzenklasse. Zudem habe ich da Internetradio und LastFM integriert, kann mittlerweile drei Zimmer mit meiner Musik über eine Fernbedienung oder ein iPhone steuern, etc. - ich bin "fertig", alle meine CDs liegen in Umzugskartons im Keller, meine gesamte Sammlung ist "at my fingertips". Man hört, ich bin begeistert. Und: ich kenne kein System mit Plattenspieler, das mit annähernd wenig Geld annähernd viel Sound bietet (vom Komfort her ganz zu schweigen). Man hört - ich bin wirklich happy.
Mein Papa ist übrigens gerade auch dabei, seine LPs und alten Revox-Tonbänder in MP3s umzuwandeln - der schieren Bequemlichkeit wegen und durch die Erkenntnis, dass man sich an leicht verfügbare Musik eben leichter und damit häufiger erfreuen kann. Ich habe da ähnliche Ansichten und - bin ja auch sein Sohn - eine ähnliche Einstellung. Bevor jetzt einer kommt "du tust eh nur was dein Dad sagt" - die Idee mit der NAS-plus-Musicplayer-Lösung war von mir.
Ich gehöre aber auch zu den Menschen, die wissen, dass sie den Unterschied zwischen MP3 und FLAC nicht hören (die wo möglich aber trotzdem FLACs wollen und CDs kaufen, einfach, um ein vernünftiges Ausgangsmaterial zu haben). Ich gehöre auch zu den Menschen, die Fender American Stratocaster durch Marshall Vollröhre gegen Asien-made St. Blues durch PCL Transistorverstärker getauscht haben.
Ich versuche halt, nach meinen Ohren und meiner eigenen Einschätzung von "Zeit-ist-Geld" bzw. (Geld wert) zu gehen - und da sieht diese "Berechnung" eben so aus. Ich verstehe aber auch, dass wenn man "irgendwie" Musik hören will, mit altem LP-Equipment mit wenig Kohle schon recht weit kommen kann - halte aber dagegen, dass es mit einem in Deutschland kostenlosen Account bei LastFM noch günstiger geht.
Ende des Sermons.
Besser kann ich's nicht erläutern...