Wie improvisieren über krasse Changes - Giant Steps :)

Fastel
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Bin gerade dabei Giant Steps zu spielen und möcht nun ein Solo improvisieren. Stück für Stück ein Solo schreiben und auswendig lernen wäre nicht das Problem.

http://www.youtube.com/watch?v=2kotK9FNEYU

Aber Impro:
Die Frage ist ob man hier einer Gewissen Methodik folgen könnte. Die Chords sind so grundverschieden, dass 1-2 Skalen nicht ausreichen.
Muss man sich dabei ganz auf sein Gehör verlassen? Oder hilft nichts anderes als sich immer bewusst zu sein "jetzt bin ich in Fis, jetzt in a".
Vielleicht ist die Sache auch noch ne Nummer zu groß für mich :redface: Mit Chormatik ist es mir manchmal gelungen "falsche" Noten schnell woanders hinzuführen und spielt man ein Pattern, stimmt bei der Harmonik von Giant STeps immer irgendwie ein Ton :D

Jedenfalls wechseln die Chords zu schnell, als dass ich bewusst mal in 1,3, 5 oder 7 springen kann. Mit anderen Worten: ich weiß nicht was ich da tue auch wenn ich mir die Harmonie rausgeschrieben habe.

Frage:
Wohlmöglich muss man sich aber ganz aufs Feeling verlassen? Oder geht man das "systematisch" an wenn die Chords auf so kleiner Ebene wechseln?
 
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Wenn man z.B. als Schriftsteller eine komplizierte Geschichte erzählen möchte, die nicht in der Muttersprache stehen soll, dann muss man erst einmal das Alphabet, die Vokabeln, die Grammatik etc. beherrschen um dann etwas halbwegs vernünftiges auf die Beine zu stellen. Wenn es dann noch große Prosa werden soll ........
Also üben, üben, üben und nicht den Kopf in den Sand stecken.
Vielleicht als langsamen Bossa, und dann erst einmal in den drei Pentatoniken, dann kann sich das Gehör schon einmal an die Changes gewöhnen.
Über welche Changes improvisierst Du denn sonst so?
 
...Ich hab's aufgegeben, weil ich keine gute Melodie 'rausbekommen hab'.

Entweder man ist ziemlich bis total nah dran am eigenen musikalischen Genie oder man muss sich sich den Umgang mit diesem Stoff und diesem Tempo vermutlich (hart) erarbeiten.
Nützlich sind bereits vorhandene fundierte Erfahrungen mit "improvisation through the changes" neben solidem Jazz-Theorie-Wissen. Das war auch bei John Coltrane 1959 in reichem Maße vorhanden. Von vielen "Über-Jazzer" Biografien wie z.B. denen von Bird, Trane oder Pat Metheny ist bekannt, dass es harte "wood shedding" Phasen gegeben hat, in denen das Know How eingeübt wurde.

Am besten hört man sich einmal Coltranes Solo auf Folgendes an. Man kann z.B. erkennen, dass er gar nicht immer "intuitiv" vorgeht. Es wird schnell auffallen, dass viele "Scale Patterns" über die Akkorde gespielt werden, die sich angepasst wiederholen. Von Coltrane ist seine Beschäftigung mit den geradezu ermüdend systematischen Übungen aus Slominksys Thesaurus of Scales bekannt, um Skalentechnik aufzubauen.
Für den hier gewünschten Zweck perfekt ergänzend gibt es auch ein Heft mit 100 Solochorussen über die Giant Steps Changes von George Benson, es heißt "Jazz Etudes Over Classic Changes". Darin findet man genau solche permutierenden Scale Patterns wieder, als schier endlose Achtellinien.

Ebenfalls mega-systematisch wird der Umgang mit Skalenfragmenten durch Permutationen in der Reihe von Jerry Bergonzi geübt. Das kann man sich für jeden Akkordtyp rund durch den Zirkel vorbereiten und dann vielleicht eines Tages damit in Höllentempo durch beliebige Changes heizen. :)
http://www.jerrybergonzi.com/books.htm

Eine knappe Anleitung dazu samt vieler mehr "jazz-melodisch" orientierter Improvisations-Techniken steht in dem von mir schon oft erwähnten Fritsch, Kellert, Lonardoni - Improvisieren.
http://alle-noten.de/Improvisieren-Melodie-Instrument-3897750198_Leu_Verlag/6bg4p5v4?lang=de

Bert Ligon hat das Solo transkribiert, einfach nach "giant steps score" googlen.
Eingehend beschäftigt sich damit auch David Berkman, The Jazz Musician's Guide to Creative Practicing. Er widmet dem Umgang mit diesem Stück ein ganzes Kapitel seines Buches samt einer fundierten Analyse und vielen Tips zur Improvisation darüber.


Zum Ansatz mit Coltranes/Bensons Permutations-Technik möchte ich noch ein kleines Beispiel geben, um es konkreter zu bekommen. Bevor das beim Üben empfindsameren Musikernaturen vielleicht den letzten Nerv rauben würde. :D

Im Fünftonraum ohne "avoid note" sehen Permutationen für Major und Dominant Chords (nicht alteriert) z.B. so aus:
1235_1253___1325_1352___1523_1532
2135_2153___2315_2351___2513_2531
3125_3152___3215_3251___3512_3521
5123_5132___5213_5231___5312_5321

Man kann das natürlich anpassen, z.B. für Dominant 7b9 als 1 b2 3 5. Für Moll (dorisch, äolisch) würde der zweite Ton durch die Moll Terz ersetzt und der in Moll sehr gut klingende vierte Ton kommt wieder dazu:
1345_1354___1435_1453___1534_1543
3145_3154___3415_3451___3514_3541
4135_4153___4315_4351___4513_4531
5134_5143___5314_5341___5413_5431

Moll 7b5 könnte man dem Schema entsprechend als 1 b3 4 b5 permutieren, mit Chord Superimposition üben usw...
 
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Hallo,

willkommen im Mathe-Leistungskurs Wahrscheinlichkeitsrechnung und Stochastik!:D
Mann, das letzte Mal, als ich es mit Permutationen zu tun hatte, hab' ich 6 Punkte gekriegt.

Wenn der Solist solche Patterns auf-und abwärts spielt, wo bleibt denn da die musikalische Gestaltung, sprich melodische und rhythmische Gestaltung, die bewußte Wahl konsonanter und dissonanter Töne?

Provokante Frage (na gut, nicht ganz ernstgemeint, da ich nicht über Coltrane herziehen will und wohl auch noch off-topic): In Bezug auf diesen Thread hier, frag' ich mich jetzt, was eigentlich schlechte Musik ist; vielleicht Musik, die man nur versteht, wenn man 'nen Mathe-Leistungskurs überlebt hat?

Yours truly

Arthur Milton
 
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Was gut und was schlecht ist kann wohl nur jeder für sich selbst entscheiden.
Musik ist ja letztendlich Mathematik, plus eine Prise "Gefühl"
Das Erlernen der Permutationen, Dreiklänge/Vierklänge, Pentatoniken etc. ist für mich immer eine Erweiterung der Farbpalette, die Basis sind die Akkordtöne des zu Grunde liegenden Stücks, alles andere Farbtupfer.
Das Üben sollte im Idealfall diese Farben ins Gehör bzw. Unterbewußtsein "prügeln"
Und das Vermischen der Farben in der Impro ist das Ziel.
Und wieso sollte man die Pattern nicht musikalisch gestalten, man kann doch auch hier Töne weglassen und rhythmisch kreativ sein.
Allerdings finde ich, dass der Jazz der letzten Jahre sehr verkopft geworden ist, aber das bleibt wohl nicht aus bei der Suche nach neuem innerhalb der harmonischen Grenzen.
 
...Wenn der Solist solche Patterns auf-und abwärts spielt, wo bleibt denn da die musikalische Gestaltung, sprich melodische und rhythmische Gestaltung, die bewußte Wahl konsonanter und dissonanter Töne?

Welche melodische sowie musikalische Gestaltung fällt dir denn in Coltranes Solo auf und was ergibt deine Analyse der Skalen-/Arpeggio-Fragmente, die von Coltrane eingesetzt werden?

Ich finde, es ist fast unmöglich, dieses Solo zu hören, ohne über den "mechanistischen" Eindruck zu stolpern, den seine Licks in diesem Stück hervorrufen. Daher lohnt sich bei Interesse an dieser Musik ein Blick auf die Konstruktion der Linien, wie es durch seine Veröffentlichung offenbar selbst der eigentlich höchst intuitiv improvisierende George Benson getan hat.

Auch Jazzer haben ihre Kopfgeburten und Musiker wie Miles Davis, John Coltrane oder Ornette Coleman haben nun einmal gegen Ende der 50er Jahre viel dafür getan, die musikalischen Regeln von "Blues und Bebop" zu durchbrechen.



Ein ganz anderer Ansatz: die Mindestvoraussetzung für solche Akkordwechsel wäre m.E. das flüssige spielen und verbinden können von Akkordskalen.

6g75-ai-cf00.png


Man könnte das auch gut ganztaktigen Akkordwechseln bzw. ziemlich langsam gespielten Sechzehntellinien üben.
Bekanntlich ist das Stück ziemlich schnell, die "melodische und rhythmische Gestaltung" dagegen für mein Empfinden eher schlicht. Wenn man die Akkordskalen also (noch) nicht "von Natur aus" bzw. aufgrund einer bisherigen Ausbildung und/oder Nach- bzw.Mitspielen von Solos der großen Meister einsetzen kann, helfen neben den bereits erwähnten Quellen auch die Beschäftigung mit Übungen aus Jamey Aebersold Vol. 1, 3, 16, 21, 24, 84; David Baker, How To Play Bebop bzw. The Bebop Era oder David Berger, Contemporary Jazz Studies. In diesen Materialien werden die Linen übrigens nicht permutativ konstruiert, sondern nach den Regeln des Bebop gebildet.
http://www.jazzbooks.com/mm5/merchant.mvc?Screen=CTGY&Store_Code=JAJAZZ&Category_Code=AEBPLA
http://www.charlescolin.com/playalong/berger.htm


Zum zweiten Teil deines Beitrags muss ich als Moderator antworten:
Off-Topic Diskussionen bringen gar nichts, sie sind aus gutem Grund untersagt. Bitte fordere nicht dazu auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man muss sich auch vor Augen führen in welchem Kontext das Stück entstanden ist. Giant Steps war von Anfang an als möglichst kompliziertes Stück angelegt. Coltrane hat versucht den Bop an die Komplexitäts-Grenze zu treiben. Das sieht man auch daran, dass es ja mehrere Takes gibt ... darunter auch solche bei denen Coltrane viel melodischer, musikalischer und "schöner" spielt. Letztlich hat man sich damals für die halsbrecherische Version entschieden.
 
@Zonquer: Danke für Deine Analyse, ich hoffe übrigens, ich bin Dir nicht irgendwie mit meiner Anmerkung zu 'schlechter Musik' auf den Schlips getreten, war echt nicht meine Absicht, Dich oder Coltrane schlechtzumachen. Klar ist Coltrane 'n großer Name, allein mir fehlt mir als Bluesrocker wohl der Zugang zu seiner Musik. Jerome Kern find ich ganz gut, wie Du in einem anderen Thread gesehen hast, weil's da um schöne Melodien geht, die man variieren kann. Ich fand nur, wie auch später angesprochen durch den Beitrag von Boogie13, daß man sich doch ganz schön weit von der eigentlichen Musik entfernen kann (@Boogie13, jetzt wollte ich Dich nicht beleidigen). Zum Beispiel kann man Töne eines Akkordes oder einer Tonleiter als Permutationen auffassen und so, wie's Boogie13 ja gesagt hat, seine musikalischen Ausdrucksmittel erweitern. Dave Creamer, von dem ich mal 'nen Artikel im Guitar Player gelesen hab', wendet das ja wohl auf ganze Skalen an, wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe; der Mann muß sich ja totüben.

In anderen Threads diskutieren wir ja auch fleißig die Vorzüge diverser Overdrive-Pedale, und Keyboarder können sich stundenlang über die besten Streicher-Samples die Köpfe einhauen. Das ist vielleicht gegenüber der Harmonie ein anderes Ende des Spektrums der Musik, die Klangfarbe. Letztendlich hört den Unterschied zwischen den verschiedenen Zerrpedalen sowieso kein Zuhörer heraus, der nicht zahllose Sonnabendvormittage damit verbracht hat, in Musikgeschäften die power chords zu Smoke on the water auf allen Kanälen durchzuexerzieren.

Der langen Reder kurzer Sinn ist jedenfalls, daß wir zu selten über unsere Zuhörer diskutieren. Ich bin immer überrascht, wenn mich nach einer jam session jemand auf ein Detail anspricht, über das ich gar nicht nachgedacht hatte, z. B. einen bestimmten Akkordwechsel oder ein lick, das mir mal eben so aus dem Handgelenk flog, während die tollen eingeübten Sachen, z. B. ein mühevoll erarbeitetes sweep picking oder ein auf Quarten basiertes lick, völlig untergehen; interessiert niemanden.

Mein Rat an Fastel wäre der gleiche, den ich vor ein paar Wochen noch von Ricky King im Fernsehen in irgendeiner Schlagersendung gehört hab', nämlich die Melodie stärker zu beherzigen.
Bin nun wahrlich kein Freund des deutschen Schlagers, aber immerhin erreicht er seine Zuhörer. 50,000,000 Elvis Fans Can't Be Wrong, wie ja eins von Elvis Presley's Alben heißt.

Rede ich damit Fastel ein, er soll die Finger von Giant Steps lassen und den Weg des Kommerz gehen? Nein, natürlich nicht, Fastel, ich denk', es ist eine wichtige Periode im Leben eines professionellen Musikers, sich auch durch schwierige Konzepte wie Coltranes changes durchzuarbeiten und in eigene Musik zu verwandeln. Hat Boogie13 ja auch gesagt, daß man Töne weglassen oder rhythmisch verändern kann.

Jetzt les' ich gerade in Wikipedia, daß der Schlagerfuzzi auch noch Zeuge Jehovas ist.

Upset

Arthur Milton
 
Verzeihung, aber was hat das Alles mit Giant Steps zu tun?

Mir ist völlig wurscht, wie man zu John Coltrane steht. Er und sein Werk sind seit Jahrzehnten in olympischen Rängen und haben gute Chancen, das zu bleiben.
Daran werden ein paar bemühte Forumsbeiträge von uns sicher nichts ändern.
Außerdem, die Beschäftigung mit diesem Musiker und seinem Werk ist normalerweise freiwillig. Es gibt genügend Jazzer (auch Profis), die sich nie damit befassen würden.

Vielleicht meldet sich Fastel noch einmal. Mich würde sehr interessieren, was ihn auf diesen Brocken gebracht hat und wie er das nun angehen möchte.
 
Hi,
danke für Eure Beiträge.

Was die Diskussion um Offtopicdiskussionen betrifft: ich finde Abseitsinfos immer lesenswert wie etwa in Post 8 .... vor allem weil sie (die Infos) dann schnell hängen bleiben. Diesbezüglich würde mich auch interessieren woher Du das weißt und ob es etwa bei youtube diese alternativen Versionen gibt.

Erst wenn sich daraus eine eigenständige Diskussion ergibt, wird es ungemütlich.

Zum Posting 2:
Das ist mir auch aufgefallen. 3 Töne fallen rein optisch auf: bE, H, bE, G, H, bE => bE, H und G also unter Nichtberücksichtigung der Enharmonik 3 große Terzen.

Wenn man z.B. als Schriftsteller eine komplizierte Geschichte erzählen möchte, die nicht in der Muttersprache stehen soll, dann muss man erst einmal das Alphabet, die Vokabeln, die Grammatik etc. beherrschen um dann etwas halbwegs vernünftiges auf die Beine zu stellen. Wenn es dann noch große Prosa werden soll ........

Vielleicht als langsamen Bossa, und dann erst einmal in den drei Pentatoniken, dann kann sich das Gehör schon einmal an die Changes gewöhnen.
Über welche Changes improvisierst Du denn sonst so?
Ja ich habe mit der Frage nach meiner Erfahrung gerechnet. Nun was soll ich sagen ich bin neu im Jazz... mich reizt das Stück und diese Motivationsmomente haben mir bisher immer viel gebracht, vor allem wenn es darum ging meinen Horizont zu erweitern.

Habe mich als als 14 Jähriger Anfänger, der kaum 3 ordentliche Akkorde auf der Gitarre anschlagen konnte auch mal in das technisch durchaus anspruchsvolle Intro von ACDC's Thunderstruck eingeschossen. Und einen Tag lang gemessene 10 Stunden geübt und es geschafft.
Allerdings lag da die Crux in der Technik und die meistert man eben durch ewiges wiederhohlen und langsame Temposteigerungen. Also alles eine Frage des Fleiß.
Bei Giant Steps ist das Problem ja nicht nur eine andere Liga, sondern auch ein anderer Sport ;)
Daher meine Anfangsfrage auch, ob eine Impro nur auf einer theoretischen Grundlage schaffen (ich will nicht "meistern" sagen) kann oder ob man es auch aus dem Bauch heraus hinbekommt, da es mir bisher nicht gelungen ist.

Mit dem Anfangsbeispiel von ACDC wollte ich nur sagen, dass ich mich an etwas festbeißen kann auch wenn es mich momentan überfordert. Allerdings will ich es inzwischen möglichst systematisch und damit effizient angehen. Vielleicht seid Ihr auch der Meinung, dass es momentan(!) verschwendete Zeit wäre oder gar kontraproduktiv (was schwer vorstellbar ist).

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Habe heute mit einem Song von Minges etwas systematischer angefangen. Mir ein Lead Sheet erstellt und bin dann beim Walking Bass die 4 Klänge durchgegangen. Ich kann da sicher in Kürze auch nochmal was zu hochladen. Würde ja auch in diesen Thread passen. Aber da geht es besser weil man einfach mehr Zeit zum Überlegen hat. Allein ohne den Blick aufs Griffbrett immer die richtige Fingerposition zu finden (um intuitiv die leitereigenen Töne zu finden) ist ein eigener Punkt. Genauer: Durakkorde beginne ich mit dem Mittelfinger, Moll mit dem Zeigefinger. Dann kann ich alle Akkordbrechungen und Leitern blind greifen. Es wird helfen, wenn ich mich daran gewöhne.

Zu Giant Steps habe ich jetzt nochmal etwas aufgenommen. Eigentlich ging es um ein Solo aber eine Walsking Bass Linie zu improvisieren kann ja für Bassisten die Grundlage zur weiteren Impro sein und ist auch essentieller Bestandteil meiner Aufgabe :)
Die Aufnahmequalität ist leider etwas gering. Ich es geht ja auch nicht darum. Das Ganze ist in nur 2 Takes entstanden beim jeweils ersten Versuch, daher kein eigener Perfektionismus-anspruch (v.a. das Timing bei der impro). Dafür hab ich gerade keine Zeit. :)

Inhaltlich geht es mit dem Chorus los. Den spiele ich mit Notengedächtnisstütze natürlich nach Vorgabe. Dann folgt über die ersten beiden Soli ein improvisierter walking Bass der sich grob an die im Gesamten vorkommenden Töne hält + ab und an mal etwas Chromatik. Dann kommt ein Marimbasolo, da ist auch ein deutlicher Cut in der Bass-Aufnahme. Danach folgt der Bass den Noten die ich dazu im Netz gefunden und leicht angepasst habe. Der Teil klingt deutlich schlüssiger. Die Frage für mich ist natürlich warum. Klar kann man die einfach beantworten mit "na da hast Du eben nicht planlos und wild umhergezupft". Genauer wird die Antwort wohl in diese Richtung gehen: Jeder Ton der Basslinie (hinter dem Marimba-Solo), der auf der ersten oder dritten Zählzeit liegt ist exakt der Grundton des im Piano gespielten Akkordes (welches ja nur halbe Noten hat). Also in einfach: diese Walkingbasslinie ist alles andere als frei, sondern folgt exakt der Melodie im Chorus, nur mit jeweils einem Übergangston. Also sind nu 50% der Töne improvisiert.

Giant Steps erster Versuch

Naja Ihr könnt ja mal reinhören. Weiß auch nicht was ich grade konkret fragen kann/will dazu :)
Mir ist nur noch schleierhaft wie schnell man denken muss um sowas locker aus dem Hangelenk zu spielen. Jedenfalls ist das wohl nicht aus dem Bauch heraus improvisiert obwohl es natürlich Leute gibt die auf diese Chordfolge auch passendere Walking Lines imrpovisieren können.
 
...Was die Diskussion um Offtopicdiskussionen betrifft: ich finde Abseitsinfos immer lesenswert wie etwa in Post 8 ...

Da kann ich nicht ganz folgen - es ist doch absolut ON TOPIC, wenn auf unterschiedliche Interpretationen von Giant Steps und Coltranes Umgang damit hingewiesen wird.

... Erst wenn sich daraus eine eigenständige Diskussion ergibt, wird es ungemütlich.

Genau darum geht es.
Natürlich können immer 'mal wieder "abschweifende" Anmerkungen gemacht werden, nur bringen Beiträge wie Nummer 9 das Thema kein Stück weiter.
Bei Antworten, die sonst nichts beitgetragen hätten, wäre das "Seitenthema" ausgeschnitten und in die Plauderecke verfrachtet worden.

...Bei Giant Steps ist das Problem ja nicht nur eine andere Liga...
Doch, das ist der Punkt.
Es bleibt natürlich deine Sache, ob Du die recht objektiv fomulierbaren Mindestanforderungen auch so siehst und gegebenenfalls meinst, dass Du sie erfüllen kannst (Verständnis des Stücks, Analyse der Aufnahme(n), echte Beherrschung des Materials wie Chord Scales).
 
also ... ehrlich gesagt ... ich persönlich komm an coltrane ganz schwer ran. kollegen von mir transkribieren jeden monat ein neues coltrane-solo ... beim giant steps solo hab ich einfach mal provokativ gesagt dass das mechanischer scheiß ist und wurde dann auf die alternate takes verwiesen. ;)

eine liste gibts auf wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Giant_Steps#Die_Titel_der_Sessions
allerdings sind die anderen giant staps takes zum teil auch zu anderen terminen mit anderer besetzung aufgenommen worden.

hier hab ich zwei alternate takes auf youtube gefunden.
http://www.youtube.com/watch?v=DRS6Bvy5Fbs
http://www.youtube.com/watch?v=HDFZlOvOXQI&feature=relmfu

ob diese jetzt schöner sind, kann man diskutieren. auf jedenfall wird da nicht so endlos durchgeachtelt. ;)

gruß.
 
Ich empfinde die hier von einigen bekrittelten "Unzulänglichkeiten" Coltranes über GS als Indiz dafür, wie schwer sich selber der Meister himself getan hat, über Akkordfolgen zu improvisieren, die nicht wirklich in der gewohnten kadenziellen Linie sind ... und die man daher nur schwer in ihrer Gesamtheit wahrnehmen kann (mit Start und Ziel).

Ein Coltrane hat daran (nicht konkret DARAN, aber an diesem Thema) Jahre lang gebastelt, gefeilt und auf seinem Instrument geübt ... und herausgekommen ist das, was eben herausgekommen ist. Man kann das jetzt empfinden, wie man mag ... aber was soll bei gleicher Problemstellung erst bei weniger talentierten, weniger geübten und trainierten Musikern herauskommen ... !

Es wird dadurch im übrigen nur NOCH viel klarer, welcher ästhetischer Bruch sich in dieser Zeit getan hat ... wie groß der Spalt ist zwischen zwei Richtungen ... soviel ich weiß, ist GIANT STEPS und BIRTH OF THE COOL im selben Jahr entstanden !

MFG- Thomas
 
.. soviel ich weiß, ist GIANT STEPS und BIRTH OF THE COOL im selben Jahr entstanden !

Das war wohl eher Kind of Blue, das 1959 ungefähr zum gleichen Zeitraum entstand.
http://en.wikipedia.org/wiki/Kind_of_blue

Birth of the Cool enthält Aufnahmen von 1949/1950 und erschien 1957.
http://en.wikipedia.org/wiki/Birth_of_the_cool

Das Vorhaben mag verwegen sein, sich ohne erkennbare Erfahrungen mit der Improvisation über Changes ausgerechnet an Giant Steps zu versuchen.
Andererseits, Coltrane ist ja schon tot. :D

Coltrane beweist mit Stücken wie Giant Steps, Countdown, 26-2 und Satellite, wie innovativ er harmonisch denken konnte und dass er in der Lage war, auch "konzeptuell" zu improvisieren.
Giant Steps ist nun einmal kein Stück, in dem etwas zufällig passiert, insofern sehr untypisch für Jazz.

Ohne ein Interesse daran, was dort warum passiert, wird sich das Stück nicht erschließen lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ähm ... t´schuldigung. Da habe ich doch glatt die beiden Miles-Davis-Meilensteine verwechselt ! Ist aber - inhaltlich - egal ... der Gegensatz zwischen Kind of Blue und Giant Steps könnte trotzdem größer nicht sein. Und wenn man bedenkt, daß die mal auch zusammen spielten, und sich in so gegensätzliche Richtungen weiterentwickelt haben (der eine die Antithese des anderen ...), dann ist das schon erstaunlich ...

Thomas
 

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