Kadenzanalyse

  • Ersteller Phisherman
  • Erstellt am
Phisherman
Phisherman
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
09.02.17
Registriert
04.04.10
Beiträge
43
Kekse
0
Hallo,

Ich habe mir eine Akkordfolge überlegt und würde gerne wissen, wie ich die Spannungen, die dadurch erzeugt werden, am sinnvollsten beschreiben kann.
Leider kann ich mit meinem Wissen nicht viel anfangen. Hier die Akkordfolge und meine Analyse. Wie würdet ihr diese Kadenz beschreiben?

In C-Dur:

IVmaj7 (F A C E) Subdominantfunktion von C-Dur, Tonikafunktion von F-Dur
IVmaj7(#4) (F B C E) "alterierte" Dominantfunktion (Tritonus von F zu B) von F-Dur, Akkord lässt auf F-Lydisch schließen
III-7 (E G B D) Auflösung des harmonischen Leittons (C->B), Modus endgültig in F-Lydisch manifestiert wegen dem Wechsel von IVmaj7(#4) auf III-7
V (G B D) Tonikafunktion von C-Dur, wegen dem Wegfall von E von III-7 stabilisiert sich der Akkord auf G-Dur
VI-7 (A C E G) Tonikafunktin von C-Dur, Trugschluss, weil auf V normalerweise I folgt.
 
Eigenschaft
 
Ohne den harmonischen Rhythmus zu kennen, ist sowas nur schwer ... oder gar nicht beantwortbar ... von mir jedenfalls.
Thomas
 
Wenn ich die Akkorde gleichmäßig durchspiele, klingt das für mich nach einer Standard-Kadenz mit Moll-Dominante. Also eine Variante von s d t.
(insbesondere dann, wenn ich die Akkorde mehrfach durchspiele)

bVImaj7 bVImaj7 sus#4 | V-7 bVII | I-7

sieht ein bißchen kompliziert aus. Daher noch mal mit Akkorden in A-moll

Fmaj7 Fmaj7 sus#4 | Em7 G | Am7

Fmaj7 ist Dur-Parallele der Moll-Subdominante, die anschließend noch mit einem Spannungston angereichert wird. Trotzdem bleibt es subominantisch.

Em7 ist Moll-Dominante. G hat meinem Empfinden nach nicht mehr Spannung als Em7, da sich nur der Baßtonändert.

Am7 ist Moll-Tonika. Er klingt für mich schlüssiger nach den vielen Septakkorden als ein C.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
In C-Dur:

IVmaj7 (F A C E) Subdominantfunktion von C-Dur, Tonikafunktion von F-Dur

Ja was jetzt? Sind wir nun in C Dur wie Du oben schon angabst oder doch in F?

IVmaj7(#4) (F B C E) "alterierte" Dominantfunktion (Tritonus von F zu B) von F-Dur, Akkord lässt auf F-Lydisch schließen
f b c e ist ein sehr armes Voicing. Es klingt ausgesprochen unausgeglichen und passt in den Rahmen Deiner übrigen Voicings überhaupt nich hinein. FMA7#4 würde man eher f a b e spielen. Die Terz des Akkordes glänzt ja bei Dir durch Abwesenheit.
Eine alterierte Dominantfunktion gibt es nicht. Du befindest Dich auf der IV Stufe und die hat nun mal Subdominantfunktion.
Der Tritonus zwischen Grundton und #4 (f b) ist zwar identisch mit dem Dominanttritonus der Tonart - solange der Grundton aber nicht die Dominanteoder einer ihrer Stellvertreter darstellt schafft dieser Tritonus noch lange keine Dominantqualität.



III-7 (E G B D) Auflösung des harmonischen Leittons (C->B), Modus endgültig in F-Lydisch manifestiert wegen dem Wechsel von IVmaj7(#4) auf III-7
Du bist in C Dur und sprichst vom Ton c als harmonischer Leitton? C repräsentiert die Tonika und will niergendwo hin.
Die III-7 Stufe gilt im Normalfall als Tonikastellvertreter.
Wenn Du die Akkordfolge FMA7#4 -> Em7 für sich alleinstehend betrachtest und nicht auf das harmonischen Umfeld von C Dur beziehst, was allerdings in diesem Zusammenhanf absolut keinen Sinn macht, ist es eine Phrygische Kadenz und keine Lydische. Das Wort Kadenz kommt von cadere = fallen. Ein instabiler Akkord "fällt" in einen Stabilen. Der Letztere ist also immer das Ziel.


V (G B D) Tonikafunktion von C-Dur, wegen dem Wegfall von E von III-7 stabilisiert sich der Akkord auf G-Dur
Jetzt auf einmal Dreiklang, wo doch die Dominantsept so wichtig wäre um Dominantqualität zu erzeugen?
Ich glaube Du bist mit Deinen Erklärungen auf dem Holzweg. Das funzt so nicht. Du hast oben als Tonart C Dur angegeben, also halte Dich daran. Du kannst nicht jeden neu eintretenden Akkord zur Tonika deklarieren. Was soll das?

VI-7 (A C E G) Tonikafunktin von C-Dur, Trugschluss, weil auf V normalerweise I folgt.
Volltreffer!!!!!!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
... klingt das für mich nach einer Standard-Kadenz ...

So etwas Ähnliches dachte ich zuerst auch. Allerdings ein wenig abgewandelt:

f a c e -> f a b e -> e g b d - e g a c

mit den Grundtönen D G C A.

Das passt! :)

Könnte es sich um eine Verwechslung handeln? :)
 
Vielen Dank für eure reichhaltigen Untersuchungen.


Ja was jetzt? Sind wir nun in C Dur wie Du oben schon angabst oder doch in F?
Das ist doch nach dem einen Akkord doch nicht klar. Deshalb habe ich beides erwähnt.

f b c e ist ein sehr armes Voicing. Es klingt ausgesprochen unausgeglichen und passt in den Rahmen Deiner übrigen Voicings überhaupt nich hinein.
Findest du? Ich finde, dass es sehr schön dazu passt. F A B E passt meiner Meinung nach nicht so gut. :)

Du bist in C Dur und sprichst vom Ton c als harmonischer Leitton? C repräsentiert die Tonika und will niergendwo hin.
Die III-7 Stufe gilt im Normalfall als Tonikastellvertreter.
Wenn Du die Akkordfolge FMA7#4 -> Em7 für sich alleinstehend betrachtest und nicht auf das harmonischen Umfeld von C Dur beziehst, was allerdings in diesem Zusammenhanf absolut keinen Sinn macht, ist es eine Phrygische Kadenz und keine Lydische. Das Wort Kadenz kommt von cadere = fallen. Ein instabiler Akkord "fällt" in einen Stabilen. Der Letztere ist also immer das Ziel..
Entschuldige, ich meinte den melodischen Leitton. Aber was ich dort geschrieben habe, ist Quatsch. Natürlich will/kann sich die Tonika nicht auf den Leitton auflösen.


Jetzt auf einmal Dreiklang, wo doch die Dominantsept so wichtig wäre um Dominantqualität zu erzeugen?
Ich glaube Du bist mit Deinen Erklärungen auf dem Holzweg. Das funzt so nicht. Du hast oben als Tonart C Dur angegeben, also halte Dich daran. Du kannst nicht jeden neu eintretenden Akkord zur Tonika deklarieren. Was soll das?
Ich experimentiere gerne beim Spielen und empfinde einfach, dass der Dreiklang G-Dur besser passt, als ein G7, weil er wegen der fehlenden Septime etwas offener klingt.

Zum Thema Holzweg: Ich lese gerade die Jazz-Harmonielehre von Sikora. Viele Sachen verstehe ich nicht auf Anhieb und probiere deshalb viel herum und versuche mir die Sachen durch seine Beschreibungen herzuleiten. Dort ist utner anderem beschrieben, dass jeder diatonische Akkord eine Tonikafunktion ist, wenn sie entweder den melodischen oder gar keinen Leitton beinhaltet. Deshalb habe ich V wieder als Tonikafunktion deklariert.

Ohne den harmonischen Rhythmus zu kennen, ist sowas nur schwer ... oder gar nicht beantwortbar ... von mir jedenfalls.
Thomas
Weshalb sollte das vom Rhytmus abhängig sein? Ich spiele fast alle Akkorde gleich lange. Nur den IVmaj7(#4) spiele ich nur kurz und wechsle dann zu III-7.
 
Weshalb sollte das vom Rhytmus abhängig sein? Ich spiele fast alle Akkorde gleich lange. Nur den IVmaj7(#4) spiele ich nur kurz und wechsle dann zu III-7.

Weil aus dem Umstand, welcher Akkord wie lange klingt, und welcher Akkord WANN gespielt wird, ob auf starken oder schwachen Zählheiten usw. das harmonische Geschehen und die Funktionen der Akkorde untereinander erkennbar und verdeutlicht wird.
 
Alles klar. Die Akkorde der Kadenz werden alle bei starken Zählzeiten gewechselt.
 
Das ist doch nach dem einen Akkord doch nicht klar. Deshalb habe ich beides erwähnt.
Bei Analysen muß man immer das ganze Stück vor Augen haben und demnach agieren. Man legt z.B. die Tonart als erstes fest und ordnet ihr danach die einzelnen Akkorde zu.

Findest du? Ich finde, dass es sehr schön dazu passt. F A B E passt meiner Meinung nach nicht so gut. :)
Ohren auf! Dein Akkord f b c e enthält 3 starke Dissonanzen, und zwar kl. Sekund, gr. Sept und Tritonus, ein solcher Akkord hat in einem von Terzstrukturen bestimmten Umfeld eigentlich nichts zu suchen.


Entschuldige, ich meinte den melodischen Leitton.
Der Ton C im vorangehenden FMA7#4 stellt die Quinte dar und hat somit von Natur aus keine Strebewirkung, ist also kein Leit- (Gleit-) Ton. Leittöne sind fast immer Terzen und Septimen.


Ich experimentiere gerne beim Spielen
Das ist sehr lobenswert!


...und empfinde einfach, dass der Dreiklang G-Dur besser passt, als ein G7,
Der Dreiklang G Dur hat 3 gemeinsame Töne mit dem vorangehenden Em7. Der Gebrauch der Sept würde ihn davon wesentlich besser absetzen, aber das ist wohl Geschacksache.



Zum Thema Holzweg: Ich lese gerade die Jazz-Harmonielehre von Sikora. Viele Sachen verstehe ich nicht auf Anhieb und probiere deshalb viel herum und versuche mir die Sachen durch seine Beschreibungen herzuleiten. Dort ist utner anderem beschrieben, dass jeder diatonische Akkord eine Tonikafunktion ist, wenn sie entweder den melodischen oder gar keinen Leitton beinhaltet. Deshalb habe ich V wieder als Tonikafunktion deklariert.
Sag' mir bitte die Seitennummer wo das steht damit ich verstehen kann was Du meinst.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ohren auf! Dein Akkord f b c e enthält 3 starke Dissonanzen, und zwar kl. Sekund, gr. Sept und Tritonus, ein solcher Akkord hat in einem von Terzstrukturen bestimmten Umfeld eigentlich nichts zu suchen.
Es ging mir eigentlich nur um die Analyse. Aber mich würde es trotzdem interessieren, ob Du den Akkord wirklich im Kontext zu den anderen Akkorden, wenn du ihn hörst, für deplatziert hältst.


Sag' mir bitte die Seitennummer wo das steht damit ich verstehen kann was Du meinst.
Seite 74f.
 
Dort ist utner anderem beschrieben, dass jeder diatonische Akkord eine Tonikafunktion ist, wenn sie entweder den melodischen oder gar keinen Leitton beinhaltet. Deshalb habe ich V wieder als Tonikafunktion deklariert.
Frank schreibt auf besagter Seite 74 etwas über den Gleitton der ja durch die IV Stufe einer Dur Tonart repräsentiert wird.

Er schreibt mit anderen Worten gesagt, daß alle diatonischen Septakkorde auf den 7 Stufen einer Durtonart die diesen Gleitton als Akkordton beinnhalten kadenzierenden Charakter haben, also zur Kadenzbildung taugen.

Das ist zum einen die IVMA7 Stufe mit ihrem diatonischen Stellvertreter auf der IIm7 Stufe und zum anderen ist es natürlich die Dominante auf der V Stufe mit ihrem diatonischen Stellvertreter auf der VII Stufe.
Die Stufen IMA7, IIIm7 und VIm7 beinhalten diesen Ton nicht, haben daher keine Strebewirkung und sind somit tonisch. Der Grundton der IV Stufe gilt daher auf die tonischen Akkorde I, III und VI bezogen als sogenannte "Avoid Note" - d.h. im tonischen Bereich kann dieser Ton nur als Durchgangston verwendet werden.


Irgendwie hast Du da einen Dreher reinbekommen.


Aber mich würde es trotzdem interessieren, ob Du den Akkord wirklich im Kontext zu den anderen Akkorden, wenn du ihn hörst, für deplatziert hältst.
Auf jeden Fall. Es ist kaum möglich mit nur 4 Tönen noch mehr Dissonanz zu erzeugen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ohren auf! Dein Akkord f b c e enthält 3 starke Dissonanzen, und zwar kl. Sekund, gr. Sept und Tritonus, ein solcher Akkord hat in einem von Terzstrukturen bestimmten Umfeld eigentlich nichts zu suchen

Ohne jetzt alles gelesen und nachvollzogen zu haben - ich finde den Akkord nicht deplaziert und kommt mir auch gar nicht so ungewöhnlich vor.
Für mich klingt die #4 wie ein Vorhalt, quasi ein Fmaj7(sus#4)

Es ist kaum möglich mit nur 4 Tönen noch mehr Dissonanz zu erzeugen.
Möglicherweise ist das gerade der Reiz, den Akkord so einzusetzen.;)

Ich finde, dass es sehr schön dazu passt. F A B E passt meiner Meinung nach nicht so gut. :)
Klingt als Standard-Rootless-Voicing für G7/13 auch eher nach "gewöhnlicher" Dominante.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben