Akkordeon lernen mit 50 plus

ich bin ueberzeugt, dass Lernen ansich immer gleich funktioniert, nur bei aelteren langsamer als bei juengeren. Wir Alten haben u.U. aber auch einen
Vorteil gegenueber den Jungen, naemlich die Motivation und die Freiheit (weil wir nicht mehr orientierungslos und suchend durch die Welt eiern)

Das glaube ich eben gerade nicht. Je jünger der Lernende, desto beeindruckender ist jedes Ereignis. Er nimmt Neues erst einmal einfach an und verarbeitet später.
Ein Erwachsener oder Älterer hat bereits Erfahrungen, die er mit den neuen Eindrücken nur noch abgleicht. Er integriert es in sein relativ festes System und wird zunehmend weniger beeindruckt.

Wie kommst Du darauf, dass Kinder beim Lernen weniger motiviert oder unfreier sind? Die wollen doch eigentlich immer ganz schnell Erwachsen werden und alles besser wissen, sie "leiden" gewissermaßen unter ihrer Kindlichkeit oder Jugendlichkeit, nur meistens wollen sie nicht viel Mühe aufwenden. :whistle: Da ist ein Erwachsener oder Älterer verbissener, weil er absichtsvoll ein Ziel verfolgt. (im besten Fall) Deshalb möchte er aber auch möglichst "abrechnen", systematisch und mit Überblick vorgehen...
 
Das glaube ich eben gerade nicht. Je jünger der Lernende, desto beeindruckender ist jedes Ereignis. Er nimmt Neues erst einmal einfach an und verarbeitet später.
Ein Erwachsener oder Älterer hat bereits Erfahrungen, die er mit den neuen Eindrücken nur noch abgleicht. Er integriert es in sein relativ festes System und wird zunehmend weniger beeindruckt.

Ja, dem stimme ich Dir uneingeschraenkt zu. Jedoch ist das eine Analyse oder Bewertung des zu lernenden Stoffes. Das Lernen selbst ist das gleiche: im Gehirn werden entsprechende Bahnen geknuepft, dieser Prozess beginnt sich ab ca dem 25.Lebensjahr zu verlangsamen. Die Analyse oder die Bewertung des zu lerneden Stoffes sind bei Aelteren dann eine Barriere, die sie vor dem Lernen zu ueberwinden haben, was wiederum den gesamten Prozess verlangsamt.

Wie kommst Du darauf, dass Kinder beim Lernen weniger motiviert oder unfreier sind? Die wollen doch eigentlich immer ganz schnell Erwachsen werden und alles besser wissen, sie "leiden" gewissermaßen unter ihrer Kindlichkeit oder Jugendlichkeit, nur meistens wollen sie nicht viel Mühe aufwenden. :whistle: Da ist ein Erwachsener oder Älterer verbissener, weil er absichtsvoll ein Ziel verfolgt. (im besten Fall) Deshalb möchte er aber auch möglichst "abrechnen", systematisch und mit Überblick vorgehen...

ich schrieb "u.U.", da mag es sicher Ausnahmen geben. Seit ich Akkordeon lerne habe ich die Kinder und die Eltern in meinem Umfeld oft zum Instrument spielen befragt. Weil das Erlernen eines Instrumentes fuer mich ein ueberwaeltigendes Erlebnis war (und noch immer ist) Das sind um die fuenf Kinder, die von Blockfloete bis Klavier alles moegliche lernen. Ich hatte den Eindruck, dass das Lernen eines Instrumentes fuer die Kinder etwas voellig normales und nichts ueberwaeltgendes ist. Die ganz jungen widmen sich ihrem Instrument 10 bis 15Minuten am Tag, die aelteren ca 30Minuten. Der aelteste ist jetzt 13. In der Summe muessen die Eltern die Kinder oefter motivieren, das zu lernende zu Ueben. Also "wollen nicht viel Muehe aufwenden". Erwachsene motivieren sich selbst. Sicher gibt es auch die Kinder, die schon ganz frueh das Instrument als einen ihrer Hauptwege im Leben erkennen und engagierter sind, aber solche kenne ich persoenlich nicht. Zudem ist Motivation von aussen fuer Kinder scheinbar elementar wichtig. Ich als Alte lerne auch mit ausseren Demotivationen (das kann man auch als Starrsinn bezeichnen)
Mit unfreier meine ich, dass Kinder vielles, wenn nicht sogar alles immer gern moechten und dann beim Ueben vielleicht gedanklich schon am Badesee sind, waehrend sich Erwachsene geistig darauf einstellen, dass sie jetzt eine Stunde Zeit haben, Akkordeon zu lernen, somit ist ihr Geist befreiter vom restlichen Leben und anderen Eindruecken. Verbissenheit bringt wenig; viele, die hier schreiben, bemerken ja auch, dass sie die schwierigen Uebungen nur kurz machen koennen und dann leichteres Ueben. Das muss aber auch erst gelernt werden.
Da komme ich gleich zu einem anderen wichtigen Punkt, naemlich dass das Lernen auch gelernt werden muss und das muessen Kinder wie Erwachsene lernen (und Erwachsene haben es scheinbar meistens verlernt, das ist zumindest mein Eindruck: obwohl ich seit Jahren in der Arbeit staendig was lernen muss, kann ich zum Beispiel kein Gedicht lernen und das Instrument lernen lernen musste ich erst lernen, d.h. mein Lehrer bringt mir u.a. bei wie ich lerne)

Gruss,
Sylvia
 
Sehr richtig - alles. Hast Du gut beobachtet! Wenn Du jetzt noch Strategien zeigen würdest, wie Erwachsene zu besseren Ergebnissen kommen können ... ;)

Besonders interessant in Deinem Absatz: Lernen ist auf verschiedenen Gebieten ausgeprägt wie z.B. ein Talent, gut Schlittschuh zu laufen, aber schlecht Auto zu fahren (oder umgekehrt). Ich bilde mir ein, Musik zu lernen geht bei mir genauso schnell oder sogar schneller als früher. Mit Sprachen habe ich dagegen meine Mühe - es geht zwar ... ist aber anstrengend. (Ein Aufenthalt im anderen Land wäre sicher angebracht).
An bestimmte Sachen komme ich einfach nicht heran, weil ich es irgendwie "ablehne". Zum Beispiel läßt man sich bei der Geschmacksbildung in Musik nicht mehr auf alles ein. Man wurde als Jugendlicher geprägt, neue Modeerscheinungen haben es bei mir schwer, obwohl ich es gern an mich heran lassen würde. (Welcher Alte findet schon die Klamotten und Frisuren der Jugend gut?) Man vergleicht neue Stile mit alten und ordnet in Schubladen.


Ich schrieb schon weiter oben von einem erwachsenen Schüler, der echt hart arbeitet, bei dem ich aber trotzdem irgendwie andes als bei Kindern feststelle, dass er begrenzter ist. Finger steif, Gelerntes wird schnell wieder vergessen usw.
Angenehm ist, dass man mit ihm reden kann, wie mit einem Erwachsenen, auch wie mit einem Musiker. Er versteht sehr wohl was ich sage. Trotzdem ist die Anwendung und Umsetzung für ihn schwierig. Kinder verstehen viel weniger, sondern machen einfach und verstehen später.(vielleicht).
 
Ja, das ist genau der schwierige Punkt. Da kann ich auch nur von mir persoenlich antworten:

Erstmal muss der Lernende sicher sein, dass er das auch lernen moechte. Ich gebe mir dazu immer (denn ich bin sehr vielseitig :) ein paar Monate Zeit.
Jetzt zum Beispiel fuer Knopfakkordeon habe ich mir eine Frist bis Februar gegeben. Ab diesem Zeitpunkt werde ich fuer mich das Knopfakkordeon bewerten. Bis dahin versuche ich mich dem Ganzen vorurteilsfrei auszusetzen. Das bedeutet u.a.: ich spiele nicht mehr auf dem Piano (bzw nur ganz selten), weil ich damit das knopfakordeon automatisch bewerten wuerde. Ist das dann ein Wertverlust, dass ich bis Februar mein bisheriges Koennen am Pianoakkkordeon verlerne? Nein! Weil ich weiss, dass ich fuer das Knopf eine gewisse befreite Zeit benoetige und ich mir das Knopf schneller wieder "draufschaffen koennte". In der Summer muss sich also jeder erstmal klar und sicher werden, ob eine Sache fuer einen was ist oder nicht und das braucht Zeit.
Mit Musikrichtungen habe ich kein Problem. Einmal gibt es Musik, die ich gern hoere - und die wuerde ich auch gern spielen, kann ich aber nicht, das muss ich erstmal akzeptieren. Dann gibt es Musik, die ich spielen kann. Das ist eine andere Musik :) gegenueber dieser habe ich keinerlei negative Vorurteile, wenn es darum geht, dass ich die spielen, bzw Spielen lernen soll. Und die macht mir dann auch Freude. Es ist also der Weg, den ich mag.
Am Ziel werde ich ja nie sein also konzentriere ich mich auf das Jetzt. Ich weiss noch wie verbluefft ich war, als ich zum erstenmal ein zweistimmiges Summ Summ Summ auf den Akkordeon zusammengeeiert habe. Dieses Schubladendenken kann man einem anderen Menschen (einen Schueler) nicht abnehmen, er muss von sich aus begreifen, dass man den dritten Schritt nicht vor den ersten machen kann.

Wenn das dann der Fall ist, muss man sich in seiner derzeitigen Beschraenktheit wohlfuehlen lernen, Entwicklung kommt dann schon. Was heisst das? Das heisst, dass ich weiss, dass ich nicht Du bin und dass ich gerne nochmal mit Freude die Uebungen von Anfang an mache: die nenne ich C-G-F-Trallala-Stuecke. Das gelingt mir sehr gut, weil ich da eine gewisse Dummfroehlichkeit an den Tag legen kann und ich mich nicht daran stoere, dass ich keine Bachsonaten runterrasseln kann und dass das was ich spielen kann sonst keinem gefaellt. Ich werte die Sachen anders auf: zum Beispiel dass ich mittlerweile, Dank Konstantin, den Du mir geraten hast, die Knopefe ergonomischer finde und verfolge wie hier der Fortschritt ist. Oder dass ich meine Balgdefizite in Angriff nehme. Oder dass ich mir lustige Zweitstimmen zu meinen Trallala-Stuecken bastele. Oder dass ich mich mit dem Roland begleite.

Was ich zum Lernen von meinem Lehrer gelernt habe ist folgendes: Anfangs und auch oft heute noch, habe ich den Drang, ein Stueck durchzuspielen. Natuerlich versenke ich dann einzelne Stellen immer wieder. Und das musste ich lernen: wenn ich ein Stueck tausendmal durchspiele, bleiben die schlechten Stellen schlecht. Dann erst wenn ich mich denen direkt widme und sie in kleine, fuer mich lern- und ueberblickbare Einheiten zerlege und diese uebe, dann kann ich sie irgendwann. Das erfordert einiges an Disziplin, einen Takt 100 Mal zu ueben.

Beim Umgang mit meinem Lehrer, bzw in meinem restlichen Leben auch, habe ich gelernt, dass ich fragen muss, wenn ich was nicht komplett verstanden habe oder umsetzen kann. Das kann dann schon mal echt peinlich sein. Aber was hilft es mir, wenn ich nichts davon habe? Also habe ich mir angewoehnt, zu fragen und nachzufragen oder zu erkennen zu geben, dass ich was nciht verstanden habe. Kinder machen das automatisch, das nimmt ab, wenn sie aelter werden, weil sie sich in ihrer Umwelt reflektieren und einer Schmaelerung ihrer persoenlichen Bewertung befuerchten, wenn sie "dumm" fragen. Wenn ich jemanden etwas beibringe (hab ich in der Arbeit oft), dann stelle ich zuerst klar, dass es keine dummen Fragen gibt und ich die mir gegenueber sitzende Person nicht an ihrem Wissenstand/Koennen bewerte (ich bewerte, wenn, dann nach solzialen Kompetenzen) Also muesste man meiner Meinung nach zwischen Lehrer und Schueler eine Vertrauensbasis schaffen, die unerschuetterlich ist.

Und dann habe ich gelernt, dass nicht immer alles gleich lernbar ist. Das heisst, dass man die Basis in Angriff nimmt und die Feinheiten spaeter erarbeitet werden muessen. Also ungelenkes Balgziehen kann man einem neuen Schueler nicht in den ersten Stunden "austreiben". Wenn erstmal ein Stueck, wenn auch im ZickEzackE ungeschmeidig gespielt werden kann, kann man, so hat das mein Lehrer gemacht, hier und da auf Einzelheiten eingehen. Aber nicht zu viele! Dann kommt das naechste Stueck und es wird ZickZack gespielt, dann kommen die naechsten Einzelheiten , die man rausarbeiten kann, das naechste Stueck wird dann ZiZa gespielt - und nach Monaten oder Jahren ist daraus ein schoenes gleichmaessiges Spiel geworden. Und noch spaeter spielt der Schueler akzentuiert. Aber einen Schueler von anfang an damit zu ueberfordern waere ein Fehler. In dem Fall mit dem Balg muss sich auch erst des Schuelers Ohr mitentwickeln.

Ich hatte einmal Aufnahmen von meinem Akkordeongespiele gemacht und fand es schrecklich anzuhoeren. Das hat mir wirklich die Freude, die ich bis dahin empfunden hatte, vermiest. Da muss man sich eben selbst an die Hand nehmen und sich sagen: Du hast Freude beim Spielen und von anderen unbedarften Personen kommt auch eine positive Rueckmeldung. Und die anderen koennen gleich ueberhaupt nix auf dem Akkordeon spielen :)

Ich bekomme dann nicht viel Lob von meinem Lehrer, ich merke lediglich an seinem Interesse und seiner Motivation, dass alles gut ist. Und Kritik auch kaum, in dem Fall zeigt er mir etwas nochmal mit Nachdruck. So bin ich immer zufrieden und motiviert, wenn ich gehe. Wenn ich wirklich ein Lob bekomme, wie gesagt selten, dann laufe ich einen Tag mit gefuehlter Prinzessinenkrone herum. Das immer zu hoeren waere nichts fuer mich. Echhte Kritik habe ich auch schonmal erhalten, mit Samthandschuhen und sehr ausfuehrlich: da ging es um mein Herumzappeln beim Spielen. Mein Lehrer hat mich darauf aufmerksam gemacht und mein Interesse geweckt, daran zu arbeiten. Also konstruktiv. Und da bin ich rausgegangen, ohne Prinzessinenkrone, klar, aber auch mit Motivation.

In der Summe hiesse das: Vertrauen zwischen Lehrer und Schueler; dem Schueler aufzeigen wie man schwierige Teile in Lernbares zerlegen kann; den Schueler nicht ueberfordern, aber auch nicht unterfordern, Lob und Kritik muss beides sehr dosiert eingesetzt werden. Der Schueler selbst, und das kann keine Strategie ersetzen, muss sich darueber klar sein wer er ist, wo er ist, was er will und was das alles bedeutet (wo er sein WILL, ist u.U. ein destruktiver Gedanke, der nicht verwertbar ist zum Instrument lernen)

Gruss,
Sylvia, heute mal aus dem Naehkaestchen geplaudert


Zusatz.
Eben war ich Ueben. Und da ist mir noch etwas wichtiges zum Lernen eingefallen. Eine klare Trennung zwischen Ueben und Spielen sollte sich jeder immer bewusst machen. Zumindest funktioniert das bei mir so. Beim Ueben, breche ich sofort bei einem Fehler ab. Denn wenn ich drei mal falsch spiele und jedesmal weiterspiele, merkt sich mein Gehirn: das ist okay so. Wenn ich aber abbreche, lernt es, dass da ein Fehler ist. Haeufig wiederholte Fehler sind schwieriger wieder hauszugearbeitet zu bekommen. Wenn ich Spiele (Vorspiele), dann ziehe ich das Stueck durch, auch bei einem Fehler und nehme mir dannach konsequent Zeit, den Fehler zu bearbeiten. Logischerweise ueber ich oefter als ich Spiele/Vorspiele und somit ist alles gut im Gehirn :)
 
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@Silvia
Ich habe viel Nützliches in Deinem Nähkästchen gefunden, liebe Silvia!
Toll hast Du das beschrieben und ich kann ganz viel damit anfangen, besonders der Absatz, wo Du den Weg vom ZickEzackE zum ziza beschreibst. Genauso ist es und es hat überhaupt keinen Sinn, sich da unter Druck zu setzen. Ja, der Erfolgsdruck ist bei mir das größte Hindernis. Alleine in meinem Raum klappt es gut, kaum soll ich meinem Lehrer vorspielen, Herumgeeiere. Wie wird man das los? Der Kopf sagt zwar, es gibt keinen Grund sich aufzuregen, aber die Finger führen dann ein Eigenleben.

Grüße
martha
 
Hallo Martha,

Alleine in meinem Raum klappt es gut, kaum soll ich meinem Lehrer vorspielen, Herumgeeiere. Wie wird man das los? Der Kopf sagt zwar, es gibt keinen Grund sich aufzuregen, aber die Finger führen dann ein Eigenleben.

ich spiele jetzt seit zwei Jahren. Die Frage, die Du stellst, stellt sich mir auch immer wieder. Und die Antwort ist: sei froh, dass Du das hast! Das unterscheidet Dich von einem toten Spielautomat und ist ganz normal.
Es aendert sich und ist von der Tagesverfassung abhaengig. Bei meinem Lehrer kann ich jetzt nach zwei Jahren gut vorspielen, daran habe ich mich quasie gewoehnt. Ein Lehrer ist das auch gewoehnt, dass seine Schueler vor ihm nicht ganz frei sind und bewerten das entsprechend (nicht)
Zu anderen Vorspielanlaessen hatte ich ein Erlebnis, dass mir bisschen die Augen geoeffnet hat: naemlich das Vorspielen beim Akkordeontreffen letztens in Mitteldeutschland. Da war naemlich mir klar, dass das Publikum aus Musikern besteht und die wissen alle alles - was in mir vorgeht, wie es zittrig ist und dass alleine viel gescheidiger ist. Und dieses Wissen hat gemacht, dass ich um einiges entspannter war und es besser ging. Nicht voellig entspannter, aber beachtlich viel entspannter. Somit ist es also immer eine Kopfsache. Und ich denke, dass man an der ARBEITEN kann.
Nun habe ich neulich zum zweiten mal meinen zweiten Akkordeonlehrer getroffen (ich bin eben Groesus und kann mir gleich zwei leisen... IRONIE) und da
habe ich was zusammengeiert: ich bin froh, dass er mich nicht hochkant rausgeworfen hat.
Also Antwort: nein, es hoert nie auf, man kann sich damit arrangieren lernen und sei froh, dass Du kein Spielautomat bist (der verspielt sich zwar nie, aber das Gespielte klingt tot)

Gruss,
Sylvia
 
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Sylvia, danke für Deinen schönen Beitrag!

Ich kann meinen Lehrer sämtliche dummen Fragen stellen, er beantwortet mir alles brav. Das man diese Fragen stellt zeigt ja auch Interesse. Ich habe da überhaupt keine Hemmungen.

Dazu gibt es eine Anekdote aus meinem Theoriekurs. Diese Kurse müsse von der Musikschule aus gemacht werden um zu den Prüfungen zugelassen zu werde. Die meisten sehen das als unnütz und blöd an und sind dem entsprechend unmotiviert. Ich fand das interessant, wollte das verstehen und habe dann auch mal blöde Fragen gestellt, die mir immer ausführlich beantwortet wurden. Irgendwann kamen wir bei den MODI Tonleitern an, beim nächsten mal fragte der Lehrer ob wir das verstanden haben. Alle antworteten mit "JA" nur ich nicht, ich hatte das überhaupt nicht begriffen. Er fragte mich, was ich nicht verstanden hatte. "Alles!!!" So war es auch. Er erklärte alles noch mal in allen Einzelheiten. Dann hatte ich es verstanden, aber ich glaube ich war die Einzige.
Ich kann Fragen dazu nicht wie aus der Pistole geschossen beantworten, aber ich kann mich dahin denke, weil ich es gescheckt habe.

Ich übe auch immer schwere Stellen extra und häufig, oder wenn eine längere Passage schwer ist baue ich da 3 fache Wiederholungen ein.
Das Phänomen, alleine in seinem Kämmerlein super spielen zu können, hat wohl jeder. Ich habe zum Glück keine Hemmungen vor meinem Lehrer zu spielen, ich ärgere mich aber wenn dort irgendwas nicht klappt, was sonst geht. Da liegt aber meist eher an Unkonzentriertheit, weil ich vorher auf der Arbeit viel Stress hatte. Die persönliche Tagesform spielt bei mir eine erhebliche Rolle.
Auch wenn ich zu Hause übe bemerke ich da Unterschiede.

Ich hatte im Sommer meinen ersten Gasthaus-Auftritt, die Wirtin sagte mir vorher, dass sie sich freut. Ich antwortete, aber so perfekt bin ich ja nicht, ich baue ja immer kleine Fehler ein. Ihr Antwort war "Und gerade das ist das Schöne" Also kleine Pannen werden eher als menschlich angesehen. Wenn man es perfekt haben will, sollte man lieber eine CD auflegen.

Gruß grollimolli
 
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Hallo Mitübende,

das Vorspielen / Mitspielen vor anderen ist für die meisten schwieriger als alleine vor sich hinzuspielen.

Mit hat es etwas gebracht, ein Metronom in meine Übungsstunde einzubauen.

Das kleine Korg ist quasi unbestechlich und eine Art elektrischer Zuhörer.

Der Effekt: Ich lerne "loszulegen" und durchzuspielen.
Zweiter Effekt: Ich merke unmittelbar, wo die Schwachstellen in einem Stück liegen, an denen ich mich vorher vorbeimogelte.

Gefahr: Ich habe ne Zeitlang versucht, schneller zu spielen als ich eigentlich konnte. Diesen falschen Ehrgeiz musste ich mit einer Art Sehnenscheiden-Entzündung o.s.ä. bezahlen.

Frohes Üben allen!
 
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Ich übe gerade. Und ja, ich merke, wo ich noch mogele. Der Sprung von D runter nach B und wieder rauf - da kommt es mir vor, ich setze an zum Sprung über einen Wassergraben und bin jedesmal gespannt, ob ich reinfalle oder ankomme. Herrjeh! Ich bin schon tiefnass!:igitt:

Ich danke Euch sehr für Eure Tipps, die mir sehr helfen. So, nun noch mal rüber über den Graben!:redface:
 
Hallo reini2, morino 47, mille1954, martha,


herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung! Leider habe ich Eure Antworten erst heute mitbekommen. Das Board scheint wohl nicht immer Mitteilungen über neue Beiträge zu versenden ...


Mir hat ein Buch sehr geholfen, besser zu üben: Gerhard Mantel - Einfach üben: 185 unübliche Überezepte für Instrumentalisten.


Übrigens scheint mir "fehlerfreies Spielen" ein Mythos zu sein, der sich vor allem durch Studioaufnahmen eingebürgert hat. Selbst von Alfred Cortot, dem großen Klavierlehrer und Pianisten gibt es Live-Aufnahmen, in denen er sich gelegentlich verspielt. Und wie an anderer Stelle gesagt wurde: Es gibt keine falschen Töne (obwohl es die natürlich schon gibt). Zum Üben gehört wohl auch dazu, Strategien zu entwickeln, falsche Töne richtig klingen zu lassen.


Und ja, ich bin auch schon akkordeonsüchtig, habe aber glücklicherweise ein Umfeld, das nicht grummelt.


Herzliche Grüße von
Rudi
 
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fehlerfreies Spiel!

Außer bei den Stücken, die recht einfach sind passieren mir immer wieder Fehler. Ich habe das früher auf mangelhafte Übung zurückgführt. Bei den Stücken in meiner oberen Leistungsklasse passieren die Fehler, aber an den unterschiedlichsten Stellen. Mal hier und mal dort.

Es liegt also nicht daran, dass man eine Stelle nicht kann, das muss dann andere Gründe haben.
Bei mir als Hobbyspieler muss ich das so hinnehmen, ich denke aber, dass die profis genau die gleichen probleme haben, dann nur auf einem wesentlich höheren Niveau.

Und hier setzt jetzt die Taktik an, wie man solche Fehler am besten umspielt. Ganz schlecht ist es, abzubrechen und von vorn anzufangen. Die Lösung kann nur sein, dass man flüssig weiterkommt.

Und jetzt heisst es üben, wie man am besten Fehler umspielt. :great:

grüße
morigol
 
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Hallo Wil,

tatsächlich habe ich das Thema abboniert, und immerhin habe ich ja heute morgen eine Mitteilung über die Posts von martha und semperoni erhalten. Ich werde einfach öfter mal auch ohne Benachrichtigung vorbeischauen.

Danke und Grüße von
Rudi
 
@morigol

Ich meine, es ist von der Tagesform abhängig, wenn man auch bei bekannten Stücken Fehler macht an verschiedenen Stellen. Eine Sache der Konzentration oder ich habe mich nicht "warmgespielt". Kalte Hände sind jetzt sehr hinderlich. Deshalb spiele ich erst immer Stücke, die ich ganz gut kann. Dann erst das neue, schwierige Stück. Erst rechts, dann links die Bässe, erstmal getrennt und dann Takt für Takt zusammen. Ich habe ein schönes "Belohnungsstück" gefunden, Andante sentimento zu spielen: Tango to Evora. Fast ein bisschen meditativ. Das spiele ich dann zum Schluss.

@ Der Sprung über den Graben klappt schon viel besser. :)


Viele Grüße
martha
 
Übrigens scheint mir "fehlerfreies Spielen" ein Mythos zu sein, der sich vor allem durch Studioaufnahmen eingebürgert hat.

Nur Computer spielen fehlerfrei nach Noten und das hört sich ziemlich gruselig an. Da ziehe ich die handgemachte Musik vor, weil sie lebt, und im Leben gibt es nichts makelloses oder fehlerfreies.

Gruß
Reini2
 
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Übrigens scheint mir "fehlerfreies Spielen" ein Mythos zu sein, der sich vor allem durch Studioaufnahmen eingebürgert hat.

dem stimme ich zu. Beim sprechen machen wir auch Fehler obwohl die aller meisten von uns Meister des Sprechens sind und seit
Geburt taeglich ganz viel Sprechen ueben.

Viele Gruesse,
Sylvia

- - - Aktualisiert - - -

Außer bei den Stücken, die recht einfach sind passieren mir immer wieder Fehler. Ich habe das früher auf mangelhafte Übung zurückgführt. Bei den Stücken in meiner oberen Leistungsklasse passieren die Fehler, aber an den unterschiedlichsten Stellen. Mal hier und mal dort.

Es liegt also nicht daran, dass man eine Stelle nicht kann, das muss dann andere Gründe haben.

Diese Wanderfehler habe ich auch lange nicht verstehen oder nachvollziehen koennen. Aber ich bin mir noch nicht ganz
sicher, ob sie nicht auch mit der Konzentration zusammenhaengen, die ja innerhalb eines Stueckes, gerade, wenn man
es sehr gut kann, nicht konstant gleich hoch ist.
Einmal ist mir beim Spielen vorm Lehrer direkt aufgefallen, wie ich noch fuenf Takte spaeter ueber einen gemachten Fehler
nachdachte und mir bewusst wurde, dass ich an dieser Stelle grad daran dachte, dass der Balgwechsel grad nicht so dolle
war, woraufhin dann schliesslich mein Spielen voellig im Chaos versank und ich neu ansetzen musste.

Gruss,
Sylvia


Zusatz:
seit einiger Zeit uebe ich frueh morgens. Geht aber erst, nachdem ich komplett hochgefahren bin, einmal war ich vorher
Joggen und Duschen und hab erfrischende Musik gehoert, einen guten Gruentee getrunken und dann geuebt. Und dieser
Effekt war sehr erstaunlich: ich hatte tagsdrauf den Eindruck, dass ich an dem einen Tag sehr viel gefestigt hatte wofuer
ich sonst viel laenger gebraucht habe. Nun leider klappt das mit Joggen nun nicht jeden Tag, ich bin halt ein fauler Sack.
Aber damit koennte man vielleicht die Jungen Akkordeonisten im Alter doch einholen? *breit-grins*

Nochmal:
Gruss,
Sylvia
 
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Hallo zusammen,

die Beobachtung von Sylvia wundert mich nicht. Die geistige Leistungsfähigkeit hat morgens so um 11 Uhr rum ein absolutes Maximum, so um 17 - 18 Uhr herum nochmal ein kleineres Maximum. Das gilt für den "normal" getakteten Menschen. Also ist für einen so getakteten Menschen das Üben und Musizieren zu diesen Zeiten am erfolgreichsten, da das Musizieren auch viel mit geistiger Leistung zu tun hat.

Aber - wer kann schon an Wochentagen zu diesen Zeiten musizieren außer den Nichtberufstätigen, und wie soll man das Vorspielen auf diese Zeiten legen? Also sollten wir ganz cool mit dem nur suboptimalen Akkordeon-Spiel umgehen und uns keinen Stress machen.

Viele Grüße

morino47
 
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Da haben die Musiker im Orchestergraben ungünstige Bedingungen, wenn sie in den Abendaufführungen im Konzentrationsloch hängen ... da ist was dran, so habe ich das noch gar nicht gesehen ...
 
Aber sie schlafen sicher erst nach Mitternacht und stehen spät auf. Dann hat sich ihr Leistungs"hoch" ja auch verschoben. Aber sie sind ja Profis und haben sicher Techniken, ihre Höchstleistung abzurufen, wenn sie sie brauchen.

Grüße
Martha
 
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M
  • Gelöscht von Wil_Riker
  • Grund: OffTopic - weiteres gerne direkt per PN
Zusätzlich kann Adrenalin den ganzen Menschen verwandeln.
Andererseits schrubben manche ihre Orchesterdienste einfach so runter und schlafen tatsächlich fast dabei ein.

Auf jeden Fall ist die Biorhythmus-Kurve an die Abläufe angepasst. Viel schlimmer finde ich Schichtarbeit.

Allerdings gibt es so Phasen, in denen ich wochenlang durchschlafen könnte und dann gibt es die produktiven Phasen in denen ich tagelang auch die Nächte fast durch mache, weil das Gehirn sowieso nicht abschaltet. Fiebrig dem Ziel entgegen ...

Naja .

Mal ein Update von meinem erwachsenen Schüler:
So sieht es aus, nachdem er seit dem Sommer Tonleitern und Dreiklänge verschiedener Tonarten übt.
Vor zwei Wochen schrieb er sich fein säuberlich auf, welche drei Tonarten er üben soll. (Weil sie im Stück vorkommen a moll, d moll und E Dur)
Nun weiß ich nicht wirklich, wie viel er daran geübt hat, aber zufrieden bin ich mit dem Ergebnis nicht:



Die Hand ist sehr bemüht, es gibt kaum Temporeserven, der Daumen trifft gerade so und droht bei der nächsten Gelegenheit zu weit zu greifen. Alles steht unter Spannung.

Die Anforderung, geschlossene Akkorde zu greifen ergibt ein ähnliches Bild. Mit verkniffenem Gesicht und überlegend, welche Töne jetzt kommen, kriecht er mit Fehlern zum nächsten Akkord in jeweils etwa 3 - 5 Sekunden.
Es ist immer eine Ermessensfrage. Das Metronom stellt die einzige Kontrollmöglichkeit dar. Aber man traut sich ja kaum, diesen zu benutzen...

Könnt ihr aus dem Beispiel entnehmen, wo ich / er ansetzen muss?
 

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