"12 Takte" zu 12 Blues-Irrtümern

  • Ersteller DerZauberer
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Ich schaffe es sogar, Fakten über die beteiligten Musiker beim Anhören von Musik auszublenden, die mir an und für sich zutiefst zuwider sind,
Chapeau! DAS schaffe ich nicht, alleine deshalb nicht, weil ich es solchen z.B. reaktionären Ar***l*chern wie Ted Nugent nicht gönne, auch nur einen Cent von meinem Geld für Tonträger oder Webclicks einzuhamstern. Da bin ich eisern.

Aber ich muss es doch trotzdem nicht lustig finden, oder?
Das Wort heißt nicht "lustig" sondern "unverkrampft"! Zwischen johlendem Schenkelklopfen und sauertöpfischer Betroffenheit ist eine breite Palette.

Abgesehen davon, weiß ich auch nach mehrfachem Lesens des EP, noch weniger was denn "Der Blues" nun sei. Jenseits der musiktheoretischen Handhabung zerfließt der Begriff in Wolken von Beliebigkeit. Gut, eine Mozartsche Klavieretüde für höhere Töchter ist kein Blues, aber sonst ....?
 
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Das Wort heißt nicht "lustig" sondern "unverkrampft"! Zwischen johlendem Schenkelklopfen und sauertöpfischer Betroffenheit ist eine breite Palette.

Du hältst es also für "sauertöpfische Betroffenheit", wenn man körperliche Gebrechen für billige Scherze ausnutzt, die nicht als "Schenkelklopfer" sondern lediglich zum Schmunzeln gedacht sind? Ist das Ausdruck der "neuen Lockerheit"?

Ich sehe mir die Paralympics an, weil man da so schön über die Bemühungen dieser Sportler schmunzeln kann, die nur unter größter Anstrengungen Dinge vollführen, die einem Nicht - Behinderten keinerlei Mühe bereiten?

D a s ist zynisch!

Ich glaube, nein, ich bin ansolut sicher, dass Du das nicht so meinst. Ich weise nur auf die große Gefahr hin, wohin solches "Nu, mach Dich 'mal locker!" führen kann, wenn man es 'mal konsequent zu Ende denkt!

Du wirst mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass wir uns da auf sehr, sehr dünnen Eis bewegen......

Das mag man gerne für "sauertöpfisch" halten oder nicht.

Aber meine Humorlosigkeit zeigt sich eben auch darin, dass ich noch nie über die vielen Stevie - Wonder - "Parodien" lachen konnte, wo sich minderbegabte Parodisten eine perlenbesetzte Perücke aufsetzen, eine dunkle Sonnenbrille aufsetzen, den Kopf leicht nach hinten legen und ihn nach links und rechts bewegen.... .

Aber egal, lasst uns lieber über Blues diskutieren.
 
Ist ja irgendwie interessant, dass sich zur Zeit Gott&Die Welt Sorgen um den Blues machen, und wie er denn "richtig" sei. Wo er doch schon tot ist. Angeblich.

Sogar in den Schweizer Hochgebirgs-Baumwollplantagen begibt man sich auf die Suche nach der Wahrheit und hängt sich dem Blues an die Fersen:


Dein zitierter Weltartikel ist gut
weltartikel schrieb:
Wir weißen und mit allen Abwässern der Popkultur gewaschenen Männer sehnen uns nach einem Blues, der sich so anhört wie die Feldaufnahmen im YouTube-Kanal des Smithsonian-Instituts in Washington. Wir wollen, dass uns schwarze Landarbeiter zu verzogenen Gitarren aus der Zeit der Großen Depression ihr Elend klagen. Wir wissen selbst nicht, warum. Weshalb wir glauben, dass der Blues eines vergessenen Sängers irgendwann und irgendwo im Sumpf des Mississippi wahrer als der Blues von B. B. King auf einer Düsseldorfer Bühne sein sollte.
genauso ticken viele europäische Bluesfans. Ich auch.:D
Mit Fakten hat das wenig zu tun. Romantische Vorstellungen behaupten ja auch nicht Fakten zu sein.

Dieser Koecheli spielt tollen Blues. Dazu braucht er nichtmal nen Künstlernamen:D
Obwohl Emptypockets ein prima Künstlername für einen Blueser ist:great:
 
....Aber ich muss es doch trotzdem nicht lustig finden, oder?....Aber meine Humorlosigkeit zeigt sich eben auch darin...

Lieber emptypockets,

so, wie Du hier rüberkommst, bist Du bestimmt in der ganz ernsten Musik zu Hause.

Also ich klinke mich denn hier mal schnell wieder aus, das ist besser für mich, denn ich fühle mich in der U-Musik wohl, was ich mir auch weiterhin nicht verderben lassen möchte.

Mit besten Grüßen und weiterhin hier viel Spaß für alle Beteiligten am Blues (ich versuche mich gerade am Silde-Spiel, es klingt m.E. unheimlich authentisch und bereitet mir eine geradezu unheimliche Freude, dies entdecken zu dürfen).

:)
 
Tja, manchmal kann man sich nur wundern.... .

Da wehre ich mich vehement dagegen, dass Blues immer nur aus Schmerz, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit bestehen soll und eben auch und manchmal sogar in erster Linie reine Unterhaltungsmusik darstellt und darstellte, und dann wird ausgerechnet mir vorgeworfen, wohl eher in der "ganz ernsten Musik" zu Hause zu sein.:confused::confused::confused::gruebel::gruebel::gruebel:

Manchmal hilft es, sich Beiträge mit dem Willen durchzulesen, diese auch inhaltlich zu verarbeiten, bevor man reflexartig "zurückschlägt" und völlig absurde Schlüsse zieht.

Alles, wogegen ich wehre ist die Ausnutzung körperlicher Defizite - wie Blindheit - für billige Scherze. Wenn das dann Indiz für völlige Humorlosigkeit genommen, kann ich es nicht ändern. Das ist weder witzig, noch hat es irgendetwas mir der Realität zu tun.

Darüber kann ich nur den Kopf schütteln und viel Spass beim Slidespiel wünschen.

Ich schrieb es ja schon öfter: manchmal bin ich einfach nur fassungslos!

@blechgitarre
Ich gebe es auf.
 
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Lieber emptypockets,

so, wie Du hier rüberkommst, bist Du bestimmt in der ganz ernsten Musik zu Hause.

:)
Freuen wir uns, selbst Humorlose und Schweizer können tollen Blues spielen. (nur mir gelingt das nicht:mad:)

Freuen wir und ebenfalls, dass viele Blinde in der Musik einen bezahlten Beruf, Geld und Freude fanden. Von Ray Charles gibt es übrigens eine sehr freche Autobiographie. Ich glaube nicht , dass der in dieser Diskussion Behindertenfeindlichkeit entdecken würde.

Ray: Die Autobiographie Taschenbuch

von Ray Charles (Autor), David Ritz (Autor)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Jedem das seine ...

Für mich ganz subjektiv und persönlich kann ich sagen, daß es mir beim Zuhören zu Musik VÖLLIG egal ist, ob die betreffenden Musiker in ihrem Vorleben Traktorfahrer, Baumwollpflücker, Chef-Dirigenten oder Quantenphysiker waren. Weil das alles nichts an dem ändert, was ich da gerade HÖRE. Und nur das zählt für mich.
Ich schaffe es sogar, Fakten über die beteiligten Musiker beim Anhören von Musik auszublenden, die mir an und für sich zutiefst zuwider sind, wie etwa die Mitgliedschaft bei und das Werben für so obskure Vereine wie Scientology ...

Thomas
Scientology Anhänger und reaktionäre Rassisten (ted Nugent wurde ja erwähnt) wird es unter den alten Blusern vor 80 Jahren sicher nicht gegeben haben. Aber unangenehme Typen massenhaft.
Frauenverachtende Schläger z.b.
Aber wir lieben ja auch nur die Musik dieser Typen.
So geht es mir jaauch mit modernen Musikern, die ich mag und bewundere. Deren Musik finde ich toll, befreundet möchte ich mit denen nicht unbedingt sein wollen.
 
Freuen wir uns, selbst Humorlose und Schweizer können tollen Blues spielen. (nur mir gelingt das nicht:mad:)

Freuen wir und ebenfalls, dass viele Blinde in der Musik einen bezahlten Beruf, Geld und Freude fanden.

Über den ersten Satz habe ich mich hier ja schon mehrfach gewundert..... .

Aber der zweite Satz ist einer, der sowohl historisch richtig ist als auch wohl der erste von Dir, der kein Klischee bedient.
 
Meine Fresse.. :popcorn2:

ich glaube im Reggae-Thread würde man das Thema etwas chilliger bereden :opa:
 
Meine Fresse.. :popcorn2:

ich glaube im Reggae-Thread würde man das Thema etwas chilliger bereden :opa:
Aber der Rasta ist doch auch eine exotische Projektionsfläche für die erotischen Träume und Sehnsüchte deutscher Teenager. So wie der baumwollpflückende Bluser der 30er Jahre.
Eigentlich sollten Blues und Raggie Fans viele Gemeinsamkeiten haben.
Vielleicht macht der viele Alk uns Blusser agressiv, während das edle Kraut.....:engel:
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Über den ersten Satz habe ich mich hier ja schon mehrfach gewundert..... .

Aber der zweite Satz ist einer, der sowohl historisch richtig ist als auch wohl der erste von Dir, der kein Klischee bedient.
Blues geht doch nicht ohne Klischee. Schon alleine die Musik benutzt ausgelatschte altbekannte Tonfolgen. Das macht sie interessant für mich. Klischeefreie Musik(atonale oder Freejazz) finde ich langweilig und unverständlich.
Allerdings will ich historische Realität nicht dur Klischees und meine romantischen Wünsche ersetzen.
Ich lege schon Wert darauf die Historie zumindest teilweise zu kennen. Dabei seid ihr ja auch hilfreich.

Der Satz : "Ich liebe Bluesmusiker, die morgens Baumwolle pflücken, und keine Virtuosen sind." Sagt ja nicht, dass alle Bluesmusiker diesem Stereotyp entsprachen.
 
genauso ticken viele europäische Bluesfans. Ich auch.:D
Mit Fakten hat das wenig zu tun. Romantische Vorstellungen behaupten ja auch nicht Fakten zu sein.
Ich glaube schon, dass diese Einstellung mit dem uns allgegenwärtigen Lärm vulgo Popmusik zu tun hat. Irgendwann hat man die Schnauze voll von durchgestylten, pipsenden Tussen oder dauergrinsenden Lackaffen. Da schlägt das Pendel eben ein wenig heftig in die andere Richtung aus. Vielleicht ist das sogar vergleichbar (nicht in der Menge) mit der Romantik-Bewegung des 19.Jhdts., obwohl da eigentlich die Gothic-Szene die Hand drauf hat? Rousseau will ich erst gar nicht bemühen.

Aber der Rasta ist doch auch eine exotische Projektionsfläche für die erotischen Träume und Sehnsüchte deutscher Teenager.
Wenn da bloß nicht die Heldenverehrung für einen blutrünstigen Despoten wäre .... aber über den Fakt sehen Viele hinweg, das geht eigentlich gar nicht zusammen, obwohl der politisch-historische Zusammenhang eigentlich klar sein müsste.

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Alles, wogegen ich wehre ist die Ausnutzung körperlicher Defizite - wie Blindheit - für billige Scherze.
Von "billigen" Scherzen ist doch wirklich nicht die Rede. Was aber den meisten gehandicapten Menschen auf den Geist geht ist, wenn sie andauernd mit Finstermiene bemitleidet werden. Man kann, zum Besten für Alle, solche Situationen auch lockerer angehen. Und nochmals: Von geschmacklosen und idiotischen Scherzen ist nicht die Rede!
 
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Tut mir ja leid, wenn ich insistiere, aber als eine wichtige Voraussetzung dafür, ein guter Bluesmusiker zu werden, Blindheit zu nennen, halte ich für einen geschmacklosen, idiotischen "Scherz".

Auch wenn ich dafür bis in alle Ewigkeit als Muster an Humorlosigkeit bezeichnet werde. Genauso geschmacklos und idiotisch wie Judenwitze, Schwulenwitze und allgemeine Scherze über körperliche Gebrechen.

Mag ja sein, dass, wie ja hier zu lesen war, die Reggae - Fraktion das "chilliger" sieht (Jo, man! Right on!), ich nunmal nicht. Und dafür gebe ich gern auch noch eine Runde Popcorn aus::mampf::mampf::mampf::mampf:
 
...mal als Versuch, die Kurve zu kriegen...:

ADDENDUM: MAN MUSS NICHT BLIND SEIN, UM DEN BLUES ZU HABEN

In den USA der 1920er/30er Jahre gab es nicht nur praktisch kein Sozialsystem (bis heute ist dieses ja gelinde gesagt deutlich schwaecher ausgepraegt als das deutsche!), sondern mit der "Great Depression" auch sehr heftige Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Man bedenke: Das war die Zeit, in der es auch in Deutschland mit vielem den Bach runterging - Weltkrieg verloren, Inflation, 25% Arbeitslosigkeit... wir alle wissen, welchen "Rettern" sich viele Deutsche dann zugewendet haben. Auch in den USA waren das "Hard Times" - in den laendlich gepraegten Gebieten vielleicht etwas weniger hart als in den Staedten mit der am Boden liegenden Industrie, aber viel besser war es auch nicht.

Kurzum: Times is hard.

Koerperliche Defizite machen es in einer solchen Situation - schwache Sozialsysteme plus Wirtschaftskrise - schwerer, die eigene Existenz zu sichern. Wer kraeftig und gesund ist, kann immerhin noch hoffen, durch harte koerperliche Arbeit sein taeglich Brot zu verdienen. Wer das nicht kann, hat eine Option weniger. Wer dann aber "sonst was" kann, sei es im intellektuellen oder eben kuenstlerischen Bereich, hat wieder eine Option mehr. Als blinder Musiker hat man ja "nur" das Augenlicht nicht (eine heftige Einschraenkung, aber man kann eben noch sprechen, hoeren, fuehlen und riechen) und so fehlt eigentlich wenig im Vergleich zu nicht-blinden Mitmusikern. Wer ein Instrument spielt und/oder singt, hat eine potenzielle Einnahmequelle mehr.

Dazu kommt eben auch - gerade als Blues-Musiker / Solo-Kuenstler kann man blind "sein Ding" machen, auch ohne Noten zu koennen oder sich in einem Ensemble gross absprechen zu muessen. Der Musikstil hilft also durchaus auch - vielleicht? Hat jemand Ahnung, wie viele blinde Strassenmusikanten es in Europa in den 1920er/30er Jahren gab? Ich nicht... aber das wird ja gern vergessen: Ich wiederhole mich, aber viele der heute "grossen" Blueser waren damals weder bekannt noch erfolgreich. Es mag viel mehr unbekannte und unerfolgreiche Musiker an deutschen und franzoesischen Strassenecken gegeben haben, nur haben die eben allesamit nicht Blues und Rock'n'Roll erfunden.

Die Frage ist - gab es denn so viele blinde Blueser? Wikipedia listet nun nicht sooo viele: https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Blind_bluesmen
Ich finde, das sind weniger, als man so denkt.
Hier etwas umfangreicher und Stil-uebergreifend: http://blindamericanmusicians.blogspot.com/ - ganz interessante Liste.

Wenn man sich die Biographien der Blueser anschaut - gar nicht mal so wenige haben eben die Musik praktisch als Einnahmequelle gehabt, um eben nicht zum Bettler zu werden. Gruende fuer Blindheit gab es viele: Neben den blind geborenen Menschen gab es zu der Zeit Mangelernaehrung, schlechte medizinische Versorgung, keine Arbeitssicherheit... und auch der "Moonshine", also in Zeiten der Prohibition illegal gebrannter Schnaps, wird immer wieder als Mit-Ursache fuer Erblindungen zitiert (Methanol & Co. fuehren ja noch heute in gepanschtem Schnaps zu koerperlichen Schaeden). Interessanterweise hatten aber von diesen wenigen blinden Bluesern einige sehr grossen Erfolg: Allein mit Blind Lemon Jefferson, Blind Willie Johnson, Blind Blake und Blind Willie McTell hat man schon einige absolute Schwergewichte. Das macht den gefuehlten Anteil etwas "ueberproportional" und hat das Klischee zementiert.

Ich sehe es also als Kombination von "aus der Not eine Tugend machen" und "zufaellig waren einige der grossen alten Blueser eben blind". Nachweisbare statistische Zusammenhaenge gibt es jedenfalls nicht.

Spannend ist folgende Anekdote, die ich aufgeschnappt habe, aber nicht belegen kann, daher nur als Zitat:

As a guitar player, I was amused, while reading Ray Charles' memoir, that when he was just a kid starting out in music, he laid down a firm ground rule that he would never play a guitar. He thought the image of a blind, black guitar player was too much of a cliche. As far as I know he never did touch a guitar in his life, though he did have guitarists in his big bands.
Wenn sogar ein schwarzer blinder Musiker, der auch Blues gespielt hat, Angst vorm Klischee des schwarzen blinden Gitarristen hat, dann merkt man dass das Thema etwas ueberstrapaziert ist.

Also - weiter im Text! :D
 
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Mag ja sein, dass, wie ja hier zu lesen war, die Reggae - Fraktion das "chilliger" sieht (Jo, man! Right on!), ich nunmal nicht. Und dafür gebe ich gern auch noch eine Runde Popcorn aus::mampf::mampf::mampf::mampf:

Ich habe mit Reggae noch weniger am Hut als mir Blues :D
Aber einer der wenigen Leute die Blues mach(t)en, welche ich mir öfters gebe ist Jeff Healey. Nun ... ich mache keine Scherze über seinen Zustand - er hat welche gemacht.
Auch wenn das total offtopic ist. Man kann mit solchen Themen imho durchaus Scherze machen. Natürlich ist die Grenze gefährlich, aber unabhängig vom reinen Sachverhalt ist die Frage ob, die eigene Intention - und wie es Rüberkommt.
In der "richtigen" Konstellation, geht das.
 
Wenn da bloß nicht die Heldenverehrung für einen blutrünstigen Despoten wäre .... aber über den Fakt sehen Viele hinweg, das geht eigentlich gar nicht zusammen, obwohl der politisch-historische Zusammenhang eigentlich klar sein müsste.

Womit wir beim ganz schwierigen Thema Religionskritik wären, mit dem wir Blueser uns gottseidank nicht beschäftigen müssen:evil:
Frauenverachtung wird manchen Jamaikanischen Musikern ja auch vorgeworfen.
Interessant wäre eine Untersuchung wie es da bei Bluestexten aussieht. Da könnte man auch fündig werden, aber wohl nicht mehr als in anderer Musik.
Und wenn ein ländlicher Bluessänger vor 90 Jahren seine Frau als Milkcow besingtist das ja nicht unbegingt abwertend gemeint.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Das stammt aus: Frank Sikora, Neue Jazz-Harmonielehre


Naja, wurde immerhin von einem als höchst seriös und kompetent erachteten Jazzprofessor getextet. Der geht aber, eigentlich für Jazzer untypisch, nicht in den Keller lachen, wie so manch furchtbar ernsthafter Blueser.
ich fürchte Jazzer halten uns Blueser für ungebildet.:evil:
unsere Musik ist ja auch sehr einfach und in ihren Augen primitiv. Der Herr Professor wollte einfach mal eine Liste von Ostfriesenwitzen, nein von Blueswitzen erstellen:cool:
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Wenn man sich die Biographien der Blueser anschaut - gar nicht mal so wenige haben eben die Musik praktisch als Einnahmequelle gehabt, um eben nicht zum Bettler zu werden. Gruende fuer Blindheit gab es viele: Neben den blind geborenen Menschen gab es zu der Zeit Mangelernaehrung, schlechte medizinische Versorgung, keine Arbeitssicherheit... und auch der "Moonshine", also in Zeiten der Prohibition illegal gebrannter Schnaps, wird immer wieder als Mit-Ursache fuer Erblindungen zitiert (Methanol & Co. fuehren ja noch heute in gepanschtem Schnaps zu koerperlichen Schaeden). Interessanterweise hatten aber von diesen wenigen blinden Bluesern einige sehr grossen Erfolg: Allein mit Blind Lemon Jefferson, Blind Willie Johnson, Blind Blake und Blind Willie McTell hat man schon einige absolute Schwergewichte. Das macht den gefuehlten Anteil etwas "ueberproportional" und hat das Klischee zementiert.

Ich sehe es also als Kombination von "aus der Not eine Tugend machen" und "zufaellig waren einige der grossen alten Blueser eben blind". Nachweisbare statistische Zusammenhaenge gibt es jedenfalls nicht.

Spannend ist folgende Anekdote, die ich aufgeschnappt habe, aber nicht belegen kann, daher nur als Zitat:

As a guitar player, I was amused, while reading Ray Charles' memoir, that when he was just a kid starting out in music, he laid down a firm ground rule that he would never play a guitar. He thought the image of a blind, black guitar player was too much of a cliche. As far as I know he never did touch a guitar in his life, though he did have guitarists in his big bands.
Wenn sogar ein schwarzer blinder Musiker, der auch Blues gespielt hat, Angst vorm Klischee des schwarzen blinden Gitarristen hat, dann merkt man dass das Thema etwas ueberstrapaziert ist.

Also - weiter im Text! :D

Nicht jeder Blinde hat musikalisches Talent. Viele blinde Gitaristen waren halt einfach Bettler mit Gitarre.
Pianisten machten da schon mehr her. ihr Instrument ist teuer,Sie können meistens Noten und haben mehr Ahnung von Harmonielehre. Oft haben sie deshalb den Spitznamen Professor oder Doktor. Ein Pianist war damals einfach angesehener.
 
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Nicht jeder Blinde hat musikalisches Talent. Viele blinde Gitaristen waren halt einfach Bettler mit Gitarre.
Pianisten machten da schon mehr her. ihr Instrument ist teuer,Sie können meistens Noten und haben mehr Ahnung von Harmonielehre. Oft haben sie deshalb den Spitznamen Professor oder Doktor. Ein Pianist war damals einfach angesehener.
Den Seitenhieb kann ich mir nicht verkneifen - womit belegst Du die letzten Aussagen? Ich kenne keinen Professor/Doktor unter den "klassischen" Blues-Pianisten der 1920er/30er... und neben Peetie Wheatstraw als erfolgreichem Pianisten ganz viele sehr erfolgreiche Gitarristen (Tampa Red, Lonnie Johnson...), aber die weitaus meisten waren eben schlichtweg als SAENGER bekannt. Auf den Platten steht ja auch "Vocal with Guitar" oder so - Blues ist Text+Melodie, nicht Instrument... ich kenne auch keinen Beleg dafuer, dass "damals" ein Pianist "einfach angesehener" war als ein Gitarrist. Ebensowenig weiss ich, ob "die meisten" Pianisten schon damals besser ausgebildet waren - woher ziehst Du diese Aussagen?

Ganz praktisch: Der Gitarrist konnte einfacher auf Tour gehen und das Instrument mitnehmen, Gitarre war billiger zu kaufen...

Ganz allgemein, lieber @blechgitarre - ich versuche hier im Thread, mit halbwegs belegbaren Fakten (auch bei duenner Beweislage) zu argumentieren, um gerade vorgefertigten Meinungen und Klischees etwas entgegenzusetzen. Es ist schwierig, wenn Du hier dann persoenliche Meinungen (ohne den Versuch, dies zu belegen) postulierst, weil Du damit genau das Gegenteil von dem tust, was ich zu erreichen versuche - die Auseinandersetzung mit den Tatsachen, nicht nur mit Meinungen und persoenlichen Vorlieben.
 
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Ganz praktisch: Der Gitarrist konnte einfacher auf Tour gehen und das Instrument mitnehmen, Gitarre war billiger zu kaufen...
Nun, da ist Paul Oliver ("Die Story des Blues") zumindest beim ersten Argument, anderer Meinung:

"Gesetzt den Fall, sie wussten wo das nächste Klavier stand, auf dem sie ihren Blues spielen konnten, waren die Pianisten relativ beweglich. Zwar konnten sie nicht wie die Gitarristen ihre Instrumente überall mit herumschleppen, waren andererseits auch nicht damit belastet und konnten jederzeit ohne große Umstände auf einen Güterzug springen und sich in die nächste Stadt kutschieren lassen. Ein Pianist hatte also schon den gewissen Grad von Unabhängigkeit erreicht, der eine solche Mobilität erst möglich macht. Ein Bluesgitarrist mußte vielleicht sein ganzes Leben auf einer einzigen Plantage verbringen, doch der Pianist, der in den Camps arbeitete, war schon von den Bedingungen seines Berufes her gezwungen, häufiger zu reisen. (...)"
Auszug aus den Kapitel: "Struttin' that Thing"
 
Den Seitenhieb kann ich mir nicht verkneifen - womit belegst Du die letzten Aussagen? Ich kenne keinen Professor/Doktor unter den "klassischen" Blues-Pianisten der 1920er/30er... und neben Peetie Wheatstraw als erfolgreichem Pianisten ganz viele sehr erfolgreiche Gitarristen (Tampa Red, Lonnie Johnson...), aber die weitaus meisten waren eben schlichtweg als SAENGER bekannt. Auf den Platten steht ja auch "Vocal with Guitar" oder so - Blues ist Text+Melodie, nicht Instrument... ich kenne auch keinen Beleg dafuer, dass "damals" ein Pianist "einfach angesehener" war als ein Gitarrist. Ebensowenig weiss ich, ob "die meisten" Pianisten schon damals besser ausgebildet waren - woher ziehst Du diese Aussagen?

Ganz praktisch: Der Gitarrist konnte einfacher auf Tour gehen und das Instrument mitnehmen, Gitarre war billiger zu kaufen...

Ganz allgemein, lieber @blechgitarre - ich versuche hier im Thread, mit halbwegs belegbaren Fakten (auch bei duenner Beweislage) zu argumentieren, um gerade vorgefertigten Meinungen und Klischees etwas entgegenzusetzen. Es ist schwierig, wenn Du hier dann persoenliche Meinungen (ohne den Versuch, dies zu belegen) postulierst, weil Du damit genau das Gegenteil von dem tust, was ich zu erreichen versuche - die Auseinandersetzung mit den Tatsachen, nicht nur mit Meinungen und persoenlichen Vorlieben.
Hallo Zauberer. Dass die Bluesmusiker der 20er und 30er Jahre nach feinem Zwirn und guten Gitarren, nach virtuosem Spiel, strebten ist doch deine Rede. Sie wollten eben der Armut und der harten Arbeit auf dem Land entkommen, das ist meine Interpretation. Ein teures Instrument(Piano) gibt mehr Ansehen als eine billige Mundharmonika oder Gitarre.Das ist meine Interpretation.
Das klavierspiel verlangt eher nach Notenkentnissen und formaler musikalischer Bildung als die Gitarre. Das behaupte ich als schlechter Gitarrist und Nichtpianist.
Ein Musiker mit Notenkentnissen wie w.c.Handy https://de.wikipedia.org/wiki/W._C._Handy war angesehener als ein ländlicher Gitarrist ohne dieses Wissen.

Ich respektiere dein überlegenes Blueswissen Zauberer. Wenn ich nur falsche Klischees verbreite bin ich gerne bereit dazuzulernen.

Dass man vor 90 Jahren auch ländliche, rauhe Bluesgitarristen gut verkaufen konnte, und nicht nur Tampa Red, Lonnie Johnson und Bessie Smith ist die Quintessenz meines vielleicht falschen Blueswissens.
 

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