Marshall 1959 SLP Reissue retten - Hilfe von Amptechnikern gesucht

Saul_Hudson
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Hallo zusammen,

ich habe hier einen 1959 SLP von einem Kumpel stehen, den ich günstig ankaufen könnte, da dieser modifiziert wurde und das mehr schlecht, als recht. Größtes Problem ist einfach, daß die ist abartig rauscht. Absolut unspielbar. Auf der Rückseite wurde ein zweiter Master eingebaut, der leider auch nur wahnsinnig laut macht. Alles in allem ziemlich daneben und unbrauchbar. Die Modifikationen wurden angeblich von Nils Thomsen gemacht, wofür es leider keinen Nachweis gibt. Einzig der Footswtch für dieses ominöse Mastervolume deutet darauf hin, da es der gleich FS wie beim Nepomuk ist. Leider kann ich Nils auch nicht mehr fragen, ob die Kiste aus seinen Händen kommt.

Sei es drum, Ziel ist es den Amp möglichst wieder in seinen Originalzustand zu versetzen und anstelle des MV-Potis eine PPIMV einzubauen.

Grundsätzlich für einen versierten Techniker kein Problem, aber ich möchte das gern selber in Angriff nehmen. Jetzt werden einige die Hände über den Kopf zusammenschlagen und denken "Wie kann er nur?", "Der hat doch keine Ahnung". etc. Stimmt, insofern, daß ich kein Elektrotechniker bin, kann aber mit dem Lötkolben umgehen und das Layout scheint im 1959 ja überschaubar. Also ein gutes Projekt, um sich einfach mal mit der Materie mehr auseinanderzusetzen. Mir ist bewußt, daß Gitarrenamps hohe und teils tödliche Spannungen unterwegs sind und ich bin dankbar, wenn mir jemand den Tip gibt, wie z.B. "Bevor Du an den Kondensator oder die Stelle gehst, vorher mal messen, etc." :great:

Fangen wir einfach mal an und dann warte ich ab, was die Jungs und Mädels dazu sagen, die sich mit Ampmodifikationen, Reparaturen beschäftigen und Plan haben.

Folgendes wurde meines Verständnis nach umgebaut:

- Die Inputs sind gebrückt worden und es gibt nur noch zwei (High 2 und Low 2). Der High 1 ist tot und der Low 1 wurde für den Footswitch für das rückseitige Mastervolume umgebaut.
- Gain und Volume werden jetzt über High Treble (Gain) und Normal (Volume) geregelt.
- Einige Kondensatoren wurden getauscht, entfernt oder teilweise mit einem weiteren ergänzt und anschließend mit so tollem schwarzen Wachs vergossen.

Erstmal Bilder nach dem ersten Öffnen des Amps:

IMG_1920.JPG



Mit einem Fön und etwas Geduld habe ich das schwarze Zeug entfernt.

Folgende Änderungen kann ich erkennen:


- R1 wurde getauscht
- C1 wurde entfernt
- C2 wurde getauscht
- C7 wurde entfernt
- R2 hier wurde ein Kondensator hinzugefügt, vermute, daß der andere noch original ist.
- R8 wurde getauscht
- R11 hier wurde ein Kondensator hinzugefügt, vermute, daß der andere noch original ist.

Das scheint es auf dem Board weitestgehend gewesen zu sein.

IMG_2845.JPG


IMG_2849.JPG


IMG_2850.JPG


Hinzu kommen die Veränderungen an den 4 Inputs und dem High Treble und Normal Regler:

IMG_2851.JPG


IMG_2853.JPG


IMG_2854.JPG



Und dann dieser ominöse Volumeregler, auf der Rückseite:

IMG_2846.JPG


IMG_2847.JPG


IMG_2848.JPG


Ich habe im weltweiten Netz auch Schaltpläne von der Kiste gefunden, aber die sind für mich größtenteils wie Böhmische Dörfer.... ;)

1959SLP2-3.gif


1959SLP2-2.gif



Ich würde mich sehr freuen, wenn sich jemand diesen Mod ansehen und mich unterstützen kann, die Kiste wieder in ihren Urzustand zu bringen. Ich fühle mich schon in der Lage dieses Volume zu entfernen und auch die hinzugefügten Kondensatoren, brauche aber Hilfe bei der Neuverkabelung und dem Rückbau der 4 Inputs und wäre sehr dankbar, wenn mir jemand sagen kann, welche Kondensatoren wieder auf die oben angegeben Stellen müssen (am besten sogar mit Link zu einem Händler wie Tube Town, oder so). Das wäre Bombe. Evtl. hat ja auch jemand einen 1959 SLP und kann mit Bilder von dem Innenleben zur Verfügung stellen, die mir helfen, das wieder richtig hinzustrippen.... Wenn der Amp dann grundsätzlich erstmal wieder funktioniert, würde dann das PPIMV folgen, aber erstmal eines nach dem anderen. :)


Ich bin sehr gespannt, ob ich gleich für total bescheuert erklärt werde oder ob sich jemand findet, der mir helfen kann und möchte... :great:


Auf jeden Fall schon mal vielen Dank.... :)
 
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Boah, hast Du Dir das gut überlegt?

Ich meine, in einem Röhrenamp mit Spannungen von mehreren 100 V rumzulöten, wenn Schaltpläne "Böhmische Dörfer" für Dich sind, ist schon gewagt. Oder hast Du nur die ausgetauschten Bauteile nicht gefunden? Das liegt dann wohl daran, dass das hier nur der Schaltplan der Endstufe ist, und der dafür zweimal ;). Was Du brauchst, wäre also schon mal zusätzlich den des Preamps. Ohne Gewähr, aber der hier sollte es sein:

http://www.drtube.com/schematics/marshall/1959sprm.gif

Dem Schaltplan kannst Du dann auch entnehmen, dass zB der entfernte Kathodenkondensator für die erste Röhre, also der C1, einen Wert von 330 uF hatte. Wenn Du das nicht kannst, geh bitte zu einem Techniker, damit wir uns nicht alle Sorgen machen, wenn Du in diesem Thread mal zwei Tage nicht antwortest...

Gruß, bagotrix
 
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Da ist mir dann ein Fehler unterlaufen. Ich wollte eigentlich beide Pläne anhängen. ;)
Den Kondensator für C1 mit 330 uF habe ich dort auch entdeckt und das geht natürlich auch mit den anderen Komponenten. :) Wenn ich allerdings nach 330 uF bei Tube Town suche, bekomme ich 9 Ergebnisse, die ich dann anhand der Optik eingrenzen kann, aber sich dann die Frage stellt, welcher ist der richtige.

Wo es dann eher kryptisch wird, sind die Geschichten mit den 4 Inputs, die veränderten Volume Regler und der zusätzliche Regler, wobei der vermutlich noch relativ simpel zu entfernen ist. Zumindest habe ich Bilder von dem Ausschnitt von einem unverbastelten Amp.

Ok, mag naiv oder zu optimistisch sein, aber wenn ich hier oder anderen Foren so lese, wer alles an Amps bastelt, frage ich mich, ob das wirklich alles Elektrotechniker sind, etc.
Ich habe jahrelang nicht gewagt Bias einzumessen und Röhren selber zu tauschen, weil ich mir der Gefahr der Spannungen bewußt war, bis mich hier im Forum mal jemand genau aufgeklärt hat, was ich zu tun habe und wie es genau funktioniert. Seit fast 5 Jahren mache ich das jetzt selbst und lebe noch. ;)

Natürlich ist das hier eine andere Nummer, hoffe aber, daß mich jemand "ein wenig an die Hand nimmt" und mich da durch führt. Wenn das nicht möglich ist, geht es natürlich zum Techniker oder wird halt richtig gemoddet...
 
Ich würde den Amp erstmal reparieren (lassen), bevor er zurückgerüstet wird. In dem Zustand müsste der Fehler mit einem Signalverfolger wahrscheinlich gut zu finden sein, weil ja immerhin was rauskommt. Wenn beim zurückrüsten was schief geht oder vergessen wird, ist er erstmal in einem undefinierten Zustand, heisst es wird schwieriger. Und diese Mastervolume Hacks basieren auf einem Umbau der Vorstufe (was eigentlich nicht das ist, was man von so einem Amp will). Aber gerade die ausgetauschten Teile sind ja alle Input/Vorstufen-Bereich.

Btw: Der im Foto rechte Input ist m. E. so original. Im Schaltbild sieht man auch die beiden 68K Widerstände.
 
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Danke für Deine Antwort....

Vielleicht ist das auch ein guter Ansatz... Wenn man sich das Rauschen versucht wegzudenken, klingt er ja gar nicht soooo schlecht.... Wobei der Originalsiund ja eigentlich eine Macht ist.... :)
 
Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und sage, dass Nils Thomsen das Ding nicht modifiziert hat. Die Lötstellen sind amateurhaft. Sieht so aus, als hätte ich das gelötet :D

Ein Hr. Thomsen hätte das deutlich akkurater gemacht - meiner Meinung nach.


Zur Fragestellung kann ich sonst nix beitragen ;)
 
Daß der Amp aus Nils Thomsens Händen stammt, bezweifel ich, seit ich die Kiste das erste Mal eingeschalttet habe.... ;)
 
Moin,

da wurde kräftig(st) gebastelt an der Kiste, den Lötungen, den verwendeten Bauteilen und der schwarzen Pampe nach riecht das stark nach Tonehunter...da hatte ich auch schon das Vergnügen das an 2 Amps wieder rückgängig machen zu dürfen. Was wichtig ist beim Rückbau ist die Platine wirklich auszubauen und nicht diese Abknips-/Anlöt-Pfuscherei fortzusetzen, dort verbergen sich nämlich die meisten Fehler weil beim Anlöten der neuen Komponenten die Verbindung zur Leiterseite der Platine leiden kann. So wie ich das sehe wurde da übelst Gain reingezaubert, die Rks und Cks der Vorstufe sind nämlich geändert und die dort verbauten Kohlepresswiderstände klingen in einem originalen 1959er geil, rauschen aber wie Hulle wenn man das Gain so hochschraubt. Dass das Ganze übertrieben wurde sieht man an den zusätzlichen Cs an den Röhrensockeln, die sollen nämlich Schwingen verhindern...Alles in allem würde ich den Rückbau als nicht trivial einstufen und es gehen (wenn man es ordentlich machen will) einige Stunden drauf, ich würde trotzdem raten den Amp in professionelle Hände zu geben denn sonst ist Erfolg fraglich....

Gruß
 
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Moin Bluesfreak,

Danke für Deine Infos.... Ja, dieses wüste Knäuel an der 2. Vorstufenröhre fand ich auch beachtlich. Alles in allem hat die Kiste schon ordentlich Gain, keine Metal High Gain, aber mehr, als jeder 2203, den ich bisher in den Fingern hatte. Und dieses Rauschen ist einfach nicht akzeptabel. Damit kann man nicht spielen... Auf Tonehunter ist man hier wohl nicht so gut zu sprechen, wie man das des öfteren in dem Board zwischen den Zeilen rauslesen kann....

Ich finde es halt unglaublich schade um den Amp. Aus den Erfahrungen raus, was würde so ein professioneller Rückbau wohl kosten...? Man muss ja auch irgendwann mal beim Kosten/Nutzenfaktor die Sinnhaftigkeit hinterfragen....
 
wow.. da hat aber einer ganze Arbeit im schlechten Sinne geleistet.. LOL
hoffe der Vorbesitzer, hat dafür kein Geld hingelegt.. das sieht mir nach selbst reingebraten aus.. bis auf den schwarzen Kleister.. hm..

Wenn Du Fotos vom Original Innenleben bekommen kannst, plus Schaltplan und/oder Layout Plan.. könntest du das auch selbst zurück bauen,
selbstverständlich unter strenger Berücksichtigung aller Sicherheitsmaßnahmen bei Arbeiten an Röhrenschaltungen...
Ich möchte allerdings zu nichts ermutigen, was am Ende mehr Schaden als Hilfe anrichten kann.

Der vernünftigste Schritt wäre, jemanden zu suchen, der sich auskennt und das Teil auf Originalzustand zurück baut. Dann wird es ggf. auch nicht so teuer.
Die Elektronikbauteile sind ja nur Cent Artikel.. Wenn den Amp jemand gut kennt, dürfte der Aufwand auch überschaubar sein.

Grüße
Oliver
 
Hallo,


schwer zu sagen wie lange der Techniker dafür braucht, kommt drauf an, wie gut er sich mit der Materie auskennt. Schätzung ins blaue hinein wären 200-300€.


Da selbst Hand anzulegen, würde ich dir aber dringend abraten, da a) Gefährlich b) Erfolg fraglich c) Wertverlust und d) darfst du den Amp dann eigentlich nirgends spielen, da du ja kein Fachmann bist und egal wie gut du alles repariert hast keine VDE oder ähnliche Prüfungen durchführen kannst/darfst.


Greets


PS: Ich bin auch noch Laie, wenn du allerdings ernsthaftes Interesse an Röhrenamps hast, dann schau mal in die "Tube Guitar Amp Builders" Facebook Gruppe.
 
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Ich würde mal Bierschinken kontaktieren - dann wird alles wieder gut ! :)
 
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Aus den Erfahrungen raus, was würde so ein professioneller Rückbau wohl kosten...?

Ich würde zuerst mal die Beschaltung von V1 (R1, R2, C1, C2) und den Tonestack (R11, C7) angehen, gegenüber der Serienbeschaltung wurde hier der Gain fast vervierfacht, evtl. bringt dass das Rauschen schon etwas nach unten und dann weitersehen. Kompletter Rückbau mit Ausbau der Platine, entfernen des Fußschalters, Rückbau des NFB sowie Wiederherstellung der 4 Eingänge und Einbau eines PPIMV => über den Daumen gepeilt ca 300€...(3-4h Arbeitszeit + Material, incl Überprüfung Bias)
 
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Danke für die Einschätzungen.... Das wäre ja sogar überschaubar und lohnt sich noch... :great:
 
So, ein kleines Update. Bierschinken hat mir den Amp wieder zurück auf Urzustand gebaut und in dem Zuge das Loch auf der Rückseite gleich mit einem PPIMV ausgestattet. Klingt super und die Kiste wird jetzt doch kein stylischer Brotkasten... :great::D

Danke @Bierschinken
 
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Sehr gut ! :great:
 

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