
Strato Incendus
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Und pünktlich nach dem deutschen Vorentscheid übe ich mal wieder meine Funktion als Forums-ESC-Nerd aus und eröffne den passenden Thread. 
Mein Bruder und ich sind in den gestrigen Abend nach Bekanntgabe des Konzepts der Vorauswahl mit gemischten Gefühlen gestartet. Die alte "jeder Kandidat ab einem bestimmten Level präsentiert zwei verschiedene Songs"-Nummer hat uns nicht besonders zuversichtlich gestimmt, da auf diese Weise in vergangenen Vorentscheiden oft ein guter Song einen Kandidaten ins Finale gebracht hat, dieser dann aber mit seinem zweiten, schlechteren Song zum ESC geschickt wurde, weil man den eben zuletzt gehört hat und "neuer" dann oftmals für den Moment besser klingt oder mehr im Gehör bleibt (=der sogenannte "Recency"-Effekt, zu Deutsch "letzte Eindruck zählt").
Positiv fand ich jedoch, dass einige Erkenntnisse den Verantwortlichen doch mal mittlerweile gekommen zu sein scheinen:
Das war diesmal zum Glück anders, mit dem wiederholt eingeblendeten Stimmungsbarometer aus dem übrigen Europa, mit einem besonderen Augenmerk auf den Osten, weil die nun einmal in der Überzahl sind und jedes noch so kleine Balkan- oder Ex-Soviet-Land genauso viele Punkte vergeben kann wie die großen Fünf.
Auch die Jury hat, neben dem üblichen nervtötenden The Voice-Gesülze, wie "unglaublich" das Dargebotene alles sei, für mich zum Glück ihren Wert bewiesen und einige längst mal überfällige Äußerungen gemacht:
Sogesehen fand ich es auch gut, dass am Ende nochmal "sängerintern" über den Song entschieden wurde, als Levina schon als Kandidatin feststand - damit man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht, der eine mit dem einen und die andere mit dem anderen Song.
Was die Kandidaten selbst angeht: Axel hatte für mich eine interessante Stimme, stellenweise ein wenig an Chad Kroeger erinnernd, aber eben null Bühnenpräsenz. Zu seiner beschwingteren Version von "Wildfire" hätte das imho noch ganz gut gepasst, wenn er da so lässig auf dem Stuhl saß. An der Stelle fand ich Bendzkos Bemerkung, da müsse mehr Action rein aufgrund des Titels, ziemlich albern, denn musikalisch hätte es imho umso weniger gepasst, wenn er da jetzt wild herumgehopst wäre. Bei "Perfect Life" kam die Stimme mehr zur Geltung, aber er wirkte für mich noch etwas verkrampfter auf der Bühne.
Insgesamt hat man wohl auch an den Reaktionen in der Halle bemerkt, dass Levina mehr Leute spontan begeistern konnte, und das ist ein entscheidener Punkt, der sie wohl unabhängig von persönlichen Präferenzen zur besseren Wahl macht.
Problem: Man hat sich mal wieder zu viel mit der Sängersuche aufgehalten und zu wenig mit dem Song. Nur zwei zur Auswahl, und dann auch noch beide Lieder einfach random von irgendwelchen Ami-Songwritern schreiben zu lassen (wenn schon, dann einen Schweden, das ist doch mittlerweile bekannt beim ESC
), obwohl beide Kandidaten auch selbst Songschreiber waren, ist wohl prädestiniert dafür, eine suboptimale Passung zwischen Interpret und Lied zu schaffen.
Soul mag nicht meine Musikrichtung sein, aber Levina hat sich nun einmal mit einem Adele-Song vorgestellt und wenn ihre Stimme so ausgelegt ist, dann braucht es auch einen Song, wozu das passt. Sowohl "Wildfire" als auch "Perfect Life" waren jedoch wieder typische offend-nobody Pop-Songs, wo die Wärme einer Soulstimme kaum zur Geltung kommen kann, im Gegenteil, sie musste sich meiner Wahrnehmung nach stellenweise ziemlich durch die höheren Parts quetschen. Da war der ein oder andere Ton flat oder die Stimme klang strapaziert.
Am Ende habe ich dad Gefühl, dass Deutschland erstmals strategisch gestimmt hat - d.h. unter Berücksichtigung dessen, was international besser ankam und was die anderen bereits ins Rennen schicken. Generell finde ich das positiv, das hätte ich der Bevölkerung nicht zugetraut. Speziell der deutsche Musikgeschmack deckt sich nun einmal oft nicht mit dem der anderen und wenn man wieder Erfolg haben möchte, muss man gewillt sein, seine Fühler auszustrecken.
Natürlich bewundere ich es am meisten, wenn jemand einfach sein Ding macht, sich selbst treu bleibt und damit ggf. auf die Schnauze fällt (Roger Cicero R.I.P.). Allerdings vertritt man beim ESC ja nicht nur sich selbst als Künstler, sondern sein gesamtes Land - und ich habe schon letztes Jahr gesagt, dass ich Deutschland diese "stoische" Haltung à la "Wir probieren einfach was und die Platzierung ist uns egal" nicht zutraue. Denn wenn es schiefgeht, heulen wir ja bekanntlich wieder rum und schieben alles auf die Politik
.
Passenderweise hat Geography Now gerade seine Deutschland-Episode rausgebracht und erst noch einmal bewusst gemacht, wieviele Länder uns eigentlich durchaus etwas abgewinnen können
. Wir müssten nur mal anfangen, ernsthafte Konkurrenz ins Rennen zu schicken.
Ich bin einfach nicht überzeugt davon, dass das hier das Beste ist, was herauskommt, wenn Deutschland versucht, einen Beitrag für den Wettbewerb zu tunen. Am Anfang eines Songs sollte eine Inspiration stehen, nicht der bloße Anlass "wir brauchen mal schnell was für den Wettbewerb".
Ich würde mir wirklich mal einen Vorentscheid wünschen, der so ein offenes und gnadenloses Schlachtfeld ist wie Schwedens Melodifestivalen. Jeder kommt schon mit einem einzigen, zu ihm passenden Song an und Künstler und Song sind stets eine Einheit. Keine große geheime Vorauswahl seitens des Senders, einfach nur "Das Mikro ist rund und der Song dauert drei Minuten". Feuer frei. Wir haben 83 Millionen Leute, da werden doch wohl irgendwo noch ein paar fähige Songschreiber drunter sein!
Denn mit der jetzigen Nummer sind wir natürlich wieder konsequent auf dem letzten Platz in sämtlichen Top-Listen, die ich bisher auf YouTube gefunden habe:
Und bevor jetzt jemand sagt "so schlecht ist das Lied doch gar nicht": Genau. Nicht schlecht.
Für "nicht schlecht" ruft aber nach wie vor niemand an. "Nett" ist die kleine Schweser von Sch*ße, oder um es anders zu sagen:
Nice songs finish last!
Hört mal in den albanischen oder georgischen Beitrag rein. Die tun teilweise richtig in den Ohren weh, aber sie trauen sich was. 1) Auffallen, 2) in Erinnerung bleiben, 3) Sympathien wecken. Wer schon beim ersten Schritt strauchelt, kann gleich einpacken.
Meine persönlichen Lieblingssongs waren bislang der finnische und der weißrussische - wobei die Französin defintiv einen Charme hat, den unser Nachbarland lange nicht mehr auf die Bühne gebracht hat. Habe das Lied noch nicht ganz gehört, kann aber bereits verstehen, warum das bei so vielen Leuten auf Platz 1 ist.
Sieht aus, als würde der Big 5-Fluch vor allem wieder uns und Großbritannien treffen, wären die Franzosen angefangen haben, es ernster zu nehmen.
Ich halte den letzten Platz für uns auch dieses Mal nicht für ausgeschlossen. Insbesondere, falls wirklich Bürger Lars Dietrich wieder für die Promotion verantwortlich ist
. Der war ja nach der Pleite letztes Jahr weiterhin so im verblendeten Jamie-Lob-Modus, dass ich fürchte, er hat nichts aus der Niederlage gelernt.

Mein Bruder und ich sind in den gestrigen Abend nach Bekanntgabe des Konzepts der Vorauswahl mit gemischten Gefühlen gestartet. Die alte "jeder Kandidat ab einem bestimmten Level präsentiert zwei verschiedene Songs"-Nummer hat uns nicht besonders zuversichtlich gestimmt, da auf diese Weise in vergangenen Vorentscheiden oft ein guter Song einen Kandidaten ins Finale gebracht hat, dieser dann aber mit seinem zweiten, schlechteren Song zum ESC geschickt wurde, weil man den eben zuletzt gehört hat und "neuer" dann oftmals für den Moment besser klingt oder mehr im Gehör bleibt (=der sogenannte "Recency"-Effekt, zu Deutsch "letzte Eindruck zählt").
Positiv fand ich jedoch, dass einige Erkenntnisse den Verantwortlichen doch mal mittlerweile gekommen zu sein scheinen:
- "Was bringt es, wenn wir unseren Song geil finden, der Rest von Europa aber eher... stumm bleibt?" (freies Zitat von Frau Schöneberger)
Das war diesmal zum Glück anders, mit dem wiederholt eingeblendeten Stimmungsbarometer aus dem übrigen Europa, mit einem besonderen Augenmerk auf den Osten, weil die nun einmal in der Überzahl sind und jedes noch so kleine Balkan- oder Ex-Soviet-Land genauso viele Punkte vergeben kann wie die großen Fünf.
Auch die Jury hat, neben dem üblichen nervtötenden The Voice-Gesülze, wie "unglaublich" das Dargebotene alles sei, für mich zum Glück ihren Wert bewiesen und einige längst mal überfällige Äußerungen gemacht:
- wenngleich ich mir manche größere musikalische Fachleute vorstellen kann als Fräulein Meyer-Landrut, so war es doch wichtig, dass sie endlich nochmal aus eigener Erfahrung allen bewusst gemacht hat, was für ein Rummel beim ESC noch abseits der Bühne stattfindet und auch stattfinden muss! Interviews hier, Pressekonferenzen da, ständig von einem zum nächsten. Hauptsache, im Gespräch bleiben. Das imho Wichtigste - Auftritte auf internationalen Pre-Parties - hat sie leider weggelassen, aber immerhin, besser als nichts. Den Kandidaten von heute muss einfach klar sein, dass es nicht mehr reicht, nur am Abend des Finales eine gute Performance abzuliefern. Ein Großteil des Wettbewerbs entscheidet sich genau jetzt, in den Wochen zwischen Vorentscheid und Fernsehshows.
- Herr Silbereisen hat nach der Übersicht über die Konkurrenz aus den anderen Ländern wie von mir erhofft die Beobachtung geäußert, dass da ja mal wieder verdammt viele Damen mit Balladen ins Rennen gehen. Da jetzt unbedingt eine weitere in den Topf zu werfen, ist also nicht gerade die beste Möglichkeit, um aufzufallen.
Sogesehen fand ich es auch gut, dass am Ende nochmal "sängerintern" über den Song entschieden wurde, als Levina schon als Kandidatin feststand - damit man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht, der eine mit dem einen und die andere mit dem anderen Song.
Was die Kandidaten selbst angeht: Axel hatte für mich eine interessante Stimme, stellenweise ein wenig an Chad Kroeger erinnernd, aber eben null Bühnenpräsenz. Zu seiner beschwingteren Version von "Wildfire" hätte das imho noch ganz gut gepasst, wenn er da so lässig auf dem Stuhl saß. An der Stelle fand ich Bendzkos Bemerkung, da müsse mehr Action rein aufgrund des Titels, ziemlich albern, denn musikalisch hätte es imho umso weniger gepasst, wenn er da jetzt wild herumgehopst wäre. Bei "Perfect Life" kam die Stimme mehr zur Geltung, aber er wirkte für mich noch etwas verkrampfter auf der Bühne.
Insgesamt hat man wohl auch an den Reaktionen in der Halle bemerkt, dass Levina mehr Leute spontan begeistern konnte, und das ist ein entscheidener Punkt, der sie wohl unabhängig von persönlichen Präferenzen zur besseren Wahl macht.
Problem: Man hat sich mal wieder zu viel mit der Sängersuche aufgehalten und zu wenig mit dem Song. Nur zwei zur Auswahl, und dann auch noch beide Lieder einfach random von irgendwelchen Ami-Songwritern schreiben zu lassen (wenn schon, dann einen Schweden, das ist doch mittlerweile bekannt beim ESC

Soul mag nicht meine Musikrichtung sein, aber Levina hat sich nun einmal mit einem Adele-Song vorgestellt und wenn ihre Stimme so ausgelegt ist, dann braucht es auch einen Song, wozu das passt. Sowohl "Wildfire" als auch "Perfect Life" waren jedoch wieder typische offend-nobody Pop-Songs, wo die Wärme einer Soulstimme kaum zur Geltung kommen kann, im Gegenteil, sie musste sich meiner Wahrnehmung nach stellenweise ziemlich durch die höheren Parts quetschen. Da war der ein oder andere Ton flat oder die Stimme klang strapaziert.
Am Ende habe ich dad Gefühl, dass Deutschland erstmals strategisch gestimmt hat - d.h. unter Berücksichtigung dessen, was international besser ankam und was die anderen bereits ins Rennen schicken. Generell finde ich das positiv, das hätte ich der Bevölkerung nicht zugetraut. Speziell der deutsche Musikgeschmack deckt sich nun einmal oft nicht mit dem der anderen und wenn man wieder Erfolg haben möchte, muss man gewillt sein, seine Fühler auszustrecken.
Natürlich bewundere ich es am meisten, wenn jemand einfach sein Ding macht, sich selbst treu bleibt und damit ggf. auf die Schnauze fällt (Roger Cicero R.I.P.). Allerdings vertritt man beim ESC ja nicht nur sich selbst als Künstler, sondern sein gesamtes Land - und ich habe schon letztes Jahr gesagt, dass ich Deutschland diese "stoische" Haltung à la "Wir probieren einfach was und die Platzierung ist uns egal" nicht zutraue. Denn wenn es schiefgeht, heulen wir ja bekanntlich wieder rum und schieben alles auf die Politik
Passenderweise hat Geography Now gerade seine Deutschland-Episode rausgebracht und erst noch einmal bewusst gemacht, wieviele Länder uns eigentlich durchaus etwas abgewinnen können
Ich bin einfach nicht überzeugt davon, dass das hier das Beste ist, was herauskommt, wenn Deutschland versucht, einen Beitrag für den Wettbewerb zu tunen. Am Anfang eines Songs sollte eine Inspiration stehen, nicht der bloße Anlass "wir brauchen mal schnell was für den Wettbewerb".
Ich würde mir wirklich mal einen Vorentscheid wünschen, der so ein offenes und gnadenloses Schlachtfeld ist wie Schwedens Melodifestivalen. Jeder kommt schon mit einem einzigen, zu ihm passenden Song an und Künstler und Song sind stets eine Einheit. Keine große geheime Vorauswahl seitens des Senders, einfach nur "Das Mikro ist rund und der Song dauert drei Minuten". Feuer frei. Wir haben 83 Millionen Leute, da werden doch wohl irgendwo noch ein paar fähige Songschreiber drunter sein!
Denn mit der jetzigen Nummer sind wir natürlich wieder konsequent auf dem letzten Platz in sämtlichen Top-Listen, die ich bisher auf YouTube gefunden habe:
Und bevor jetzt jemand sagt "so schlecht ist das Lied doch gar nicht": Genau. Nicht schlecht.
Nice songs finish last!

Hört mal in den albanischen oder georgischen Beitrag rein. Die tun teilweise richtig in den Ohren weh, aber sie trauen sich was. 1) Auffallen, 2) in Erinnerung bleiben, 3) Sympathien wecken. Wer schon beim ersten Schritt strauchelt, kann gleich einpacken.
Meine persönlichen Lieblingssongs waren bislang der finnische und der weißrussische - wobei die Französin defintiv einen Charme hat, den unser Nachbarland lange nicht mehr auf die Bühne gebracht hat. Habe das Lied noch nicht ganz gehört, kann aber bereits verstehen, warum das bei so vielen Leuten auf Platz 1 ist.
Sieht aus, als würde der Big 5-Fluch vor allem wieder uns und Großbritannien treffen, wären die Franzosen angefangen haben, es ernster zu nehmen.
Ich halte den letzten Platz für uns auch dieses Mal nicht für ausgeschlossen. Insbesondere, falls wirklich Bürger Lars Dietrich wieder für die Promotion verantwortlich ist
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