Eurovision Song Contest 2017 in Kiew

Die Charts hingegen sind meiner Wahrnehmung nach mittlerweile hauptsächlich voll von DJs, die nichts tun außer auf der Suche nach den eingängigsten Melodien bereits existierende Songs aufzuwärmen und diese ollen Kamellen dann neu zusammen zu kleben - natürlich nicht ohne sie dabei auch noch mit ihrem ekelhaft künstlichen Sound zu versauen. Leute wie Avicii mochte ich noch, der sah sich selbst ja auch mehr als Songschreiber denn als DJ, aber Felix Jaehn & Co. sind imho mittlerweile nur noch musikalische Mikrowellen :) .
Dann ist Deine Wahrnehmung schon etwas verzerrt. Klar, es mag - gerade in DE - immer noch viel DJ-tanzbares rauf und runter nudeln, aber wenn man sich mal die wirklich großen "Alben" anschaut, da kann ich Deinen "Mikrowellen" die Werke von - zum Beispiel - Beyonce, Adele, Solange, Ed Sheeran, The Weeknd, 21 Pilots, und einer ganzen Reihe von anderen Pop und Hip-Hop-Künstlern dagegen halten.

Es gibt meiner Wahrnehmung nach durchaus mehr als die Top 40 Singles, es gibt nach wie vor eine durchaus spanennde Pop-Szene. Allerdings muss ich zugeben, dass gerade das deutsche Top40-Radio wirklich kein Highlight ist, die Rotation der immer selben gerade "angesagten" Songs ist wirklich anstrengend. Ich kann nur empfehlen: Ohren auf und mal offen an die aktuellen Top40 der Alben-Charts in USA/UK/DE reinhören. Es gibt viel gute Musik! Leider gibt's davon im ESC immer noch sehr wenig.

Liegt aber auch am Image. Würde heute noch ein "echter" Star dort auftreten, so wie ABBA damals? Warum schickt Irland nicht mal U2, England Ed Sheeran, Deutschland Rammstein, usw.? Mit dem Image der Veranstaltung kriegt man halt entsprechende Qualität. Bei den aktuellen Songs kann ich bei 90% echt würfeln, was die Ranfolge angeht. Die anderen 10% sind alle Songs, wo außer den immer gleichen Dosen-Samples und Orchestergeigen auch mal "richtige" Instrumente (Klavier, Gitarre) hörbar sind oder wo es mal in die rockigere Richtung geht. Oder "anders" eben.

Belgien finde ich ganz stark, wenn auch nicht unbedingt ESC-Tauglich. Oder doch?
 
Würde heute noch ein "echter" Star dort auftreten, so wie ABBA damals?

Ähm... wie bekannt waren ABBA denn vor dem Contest? ;) Waterloo war für die doch erst das Sprungbrett, ein bisschen wie bei Lordi 2006.

Viele osteuropäische Länder schicken tatsächlich durchaus ihre bereits bekannten Stars. Ani Lorak, Dima Bilan, Sergey Lazarev, Zeljko Joksimovic, das sind alles große Namen in ihren jeweiligen Ländern. Der 2011 für Bosnien & Herzegovina angetretene Dino Merlin entspricht laut meinem serbischstämmigen Gesangslehrer so in etwa einer Balkan-Version von Herbert Grönnemeyer. Nur so als Größenordnung. ;)

Big Five-Länder hingegen sind traditionell schwach beim ESC, deshalb traut sich kein großer englischer, deutscher, spanischer oder französischer Künstler mehr hin. Ergo: selbsterfüllende Prophezeiung. Unsere "Großen" gehen erst zum Song Contest, wenn ihr Stern bereits im Sinkflug ist und sie keine anderen Alternativen mehr haben (s. No Angels & Cascada).
Nur Italien scheint noch frisch, dank seiner langen Pause bis 2011 :) .

Ich kann nur empfehlen: Ohren auf und mal offen an die aktuellen Top40 der Alben-Charts in USA/UK/DE reinhören. Es gibt viel gute Musik!

Dafür gucke ich im Dezember immer die ultimative Chart-Show - quasi der winterliche Gegenpol zum ESC für mich :D . Da sehe ich dann, was ich das Jahr über verpasst habe... oder auch welche Kelche an mir vorbeigegangen sind.

Leider gibt's davon im ESC immer noch sehr wenig.

Oder auch zum Glück. Wie gesagt, Timberlakes Auftritt mit "Can't Stop the Feeling" letztes Jahr habe ich gehasst. Laura Tesoro hat ihn mit ihrer vergleichbaren Funk-Nummer an die Wand gesungen, was mich betrifft. Deshalb fand ich's lustig, dass sie seinen Song dann später nochmal gecovert hat.

Was von beiden ist hingegen in den Charts gelandet? Ja, klar - natürlich wieder das, wo die Schweden mitgeschrieben haben... ;)

Belgien finde ich ganz stark, wenn auch nicht unbedingt ESC-Tauglich. Oder doch?

Das ist tatsächlich neben Italien momentan wahrscheinlich der größte Anwärter auf den Sieg. Auch wenn ich persönlich das Mädel mit dem wässrigen Blick zum Einschlafen finde. Ist für mich das Gegenteil der Ausstrahlung, die mMn beim ESC oft so wichtig ist.
Aber gut, manche hören ja auch immer noch Lorde ;) . Vielleicht packt sie's also trotzdem.


(Achievement unlocked: Erwähne Lorde und Lordi im selben Beitrag :D .)
 
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Dafür gucke ich im Dezember immer die ultimative Chart-Show - quasi der winterliche Gegenpol zum ESC für mich :D . Da sehe ich dann, was ich das Jahr über verpasst habe... oder auch welche Kelche an mir vorbeigegangen sind.
Damit kriegst Du aber nur den sensations-getriebenen Einheitsbrei und nicht das, was so "wirklich" passiert. Ehrlich - ich kann nur empfehlen, mal in Podcasts wie "All Songs Considered" oder den "New York Times Popcast" reinzuschnuppern, oder eben entsprechende Playlisten auf Spotify oder wo auch immer man unterwegs ist... es gibt wirklich nach wie vor gute Musik!
 
Es ist schon richtig, dass du "wirklich" und "richtig" immer in Anführungszeichen setzt. Denn wir müssen schon mit gleichem Maß messen; das, was in der Chartshow läuft, ist das, was in Deutschland am erfolgreichsten ist. Vergleichen wir das also damit, was beim ESC am erfolgreichsten ist. Dann haben wir an beiden Fronten relativ viel schwedisch-amerikanischen Pop-Kram.

Natürlich gibt es darüber hinaus immer wieder Nadeln im Heuhaufen, sowohl beim ESC als auch in den Charts. Ob das jetzt aber deshalb "wirklicher" passiert als das erfolgreiche Zeug, das ja nun eindeutig omnipräsenter ist?

Wenn wir uns in die Diskussion begeben, packen wir wieder die berüchtigte Schottland-Flagge aus :) .
 
Ich versuche es noch ein Mal: du wirst das mit Abstand beste Gesamtwerk (Pop, R&B, sogar Rock und County-Einfluss) der letzten Monate - Beyoncé mit "Lemonade" - nicht in irgendwelchen Chart Shows finden. Ich kann nur empfehlen, sich das Album anzuhören oder noch besser gleich das Video anzuschauen.

Wer sich ansatzweise für Pop Musik interessiert, sollte und gar "muss" das meiner Meinung nach tun.

Ich kann akzeptieren wenn du sagst "nö, mich interessiert eigentlich nur der ESC, sonst habe ich mir schnöder Pop Musik nix zu tun". Aber die Pop-Erfahrung eines Jahres auf eine gesponserte Single-Chartshow zu setzen, in Zeiten in denen Radioplay und Plattenverkauf immer weniger mir Erfolg und Bedeutung eines Künstlers zu tun haben? Kann ich nicht ernst nehmen.
 
Ich muss sagen, die ganzen letzten Jahre hatte Deutschland weder gute Sänger noch gute Songs am Start. Immer wieder sehr enttäuschend.
 
du wirst das mit Abstand beste Gesamtwerk (Pop, R&B, sogar Rock und County-Einfluss) der letzten Monate - Beyoncé mit "Lemonade" - nicht in irgendwelchen Chart Shows finden. Ich kann nur empfehlen, sich das Album anzuhören oder noch besser gleich das Video anzuschauen.

Bin gerade dabei, auf iTunes reinzuhören. Wenn das "das Beste" ist (sofern man das bei Geschmacksdingen wie Musik überhaupt sagen kann), will ich das Schlechteste nicht kennen lernen.

Auch bei "Popmusik" ziehe ich es vor, wenn noch echte Instrumente gespielt werden und nicht eine ganze Armada von Komponisten benötigt wird, um einen 3-Minuten-Song zu schreiben. So viel Aufwand beim Komponieren, und dann wird am Ende doch wieder nur ein Drum-Loop drunter geschmissen.
Gegenbeispiel: Vanessa Carltons "Be Not Nobody". Bis auf einen Song alles selbstgeschrieben und dann einen Haufen fähiger Studiomusiker zum Einspielen reingeholt. Da braucht die Stimme dann gar nicht mehr die großartigste der Welt zu sein. :)

Bei dem Schweden-Kram verstehe ich ja noch, was Leute daran mögen, auch wenn ich es selbst nicht mag - bei "Lemonade" erschließt sich mir das bis auf 1-2 Songs nicht im Geringsten. Wenn du es magst, gut für dich - bei mir geht das emotionale Investment sofort verloren, wenn mir die Social Justice-Mentalität aus praktisch jeder Zeile entgegensuppt.

Aber das ist ein anderes Thema. Beim ESC ist das zum Glück noch nicht angekommen :) .

Es ist übrigens auch hier wieder die Frage, wie du das Genre definierst. "Pop" kommt bekanntlich von "populär", d.h. da ergibt es durchaus Sinn, sich anzugucken, was momentan am populärsten ist - und das dürfte meistens damit korrelieren, dass es sich auch am besten verkauft.

Natürlich findet man die "beste" Musik (=die einem selbst am besten gefällt) immer, wenn man sich persönlich auf die Suche macht. Dann kann ich das aber auch gleich in Genres tun, wo die Erfolgsaussicht (=die Wahrscheinlichkeit der Passgenauigkeit Zuhörer / Lied) subjektiv größer ist. ;)

Ich kann nach komplettem Anhören des von dir vorgeschlagenen Albums nur feststellen, dass mir da selbst die farbloseren und damit "schwächeren" der diesjährigen Balladen noch mehr zusagen:



Selbstverständlich komplett selbst geschrieben und dazu super gesungen. Gibt natürlich Abzug für die künstlichen Instrumente. Insgesamt gefiel mir sein 2005er-Beitrag auch etwas besser. Aber man kann nicht alles haben.

 
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Ich geb' dann mal auf.
Viel Erfolg mit dem ESC-Thread - ich bin "raus", mir ist die Betrachtung der Songs und deren Bewertung nun eindeutig viel zu einseitig.
 
Du gibst dann mal auf, zu versuchen, mich von deinem Musikgeschmack zu überzeugen? ;) Gut. Das bedeutet ja, du hast verstanden, dass man über Geschmack nicht streiten kann und es so etwas wie das objektiv "Beste" nicht geben kann. Ich denke, gerade uns Musikern sollte das stets im Bewusstsein bleiben.

(Passenderweise wird bei mir am Bildschirmrand gerade die Werbung von Amazona mit dem "Das ist das Beste!" - Wir sagen "falsch!" eingeblendet :D ).

Objektiv messen kann man nur, was bei den meisten Leuten wie gut ankommt - beim ESC dadurch, wie viele für einen Beitrag stimmen. Manchmal ist das trashig und billig gemacht, aber es trifft irgendwie einen Nerv. Und manchmal ist es mit viel Aufwand und jahrelang geschultem musikalischen Können der Interpreten verbunden. Was davon nun "echte" musikalische Qualität ist und was nicht, dafür gibt es hingegen keinen Maßstab - außer, dass alle live singen müssen und keine "Schummel-Software" wie Autotune erlaubt ist (entspräche hier ja quasi "Doping" :D ).

Ich habe mich längst daran gewöhnt, dass mein Musikgeschmack sich nicht mit dem vieler anderer Personen deckt - und das ist mittlerweile auch die Nullhypothese, von der ich ausgehe. Wenn jemand anderes dann doch mal die gleiche Band mag wie ich, sehe ich das einfach als positive Überraschung. Grundsätzlich ist jedoch wohl im Zeitalter des Internets, wo jeder seine persönliche Playlist hast, davon auszugehen, dass sich die Musikgeschmäcker immer weiter diversifizieren werden.
 
Hier ist die für den Wettbewerb gekürzte Version des italienischen Beitrags (wurde gerade eben veröffentlicht). Da das Lied zuvor 3:38 min. lang war, war klar, dass eine Kürzung stattfinden musste, um innerhalb des vorgeschriebenen 3 Minuten-Limits zu bleiben.



Das Erste, was auffällt, ist dass das Intro halbiert wurde - super Möglichkeit ein paar Sekunden einzusparen, stört imho nicht im Geringsten. Die erste Strophe wurde ebenfalls halbiert. Was mich etwas überrascht hat, ist, dass man die zweite Strophe komplett weggeschnitten hat - aber wenn man das Lied schon so oft gehört hat wie ich, wird einem nach 2 Sekunden Überlegen klar, warum: Der Markenname "Chanel" fällt dort im Text, und das ist beim ESC nicht gestattet (Schleichwerbung und so).

Aus diesem Grund musste auch der weißrussische Teilnehmer 2014 seinen Text ändern, weil er Google Maps erwähnt hatte, und San Marinos "Social Network Song" 2012 musste gar seinen ganzen Titel austauschen, weil er vorher "Facebook" lautete. Australien kam letztes Jahr damit durch, aus dem erwähnten "Facetime" in den geschriebenen Lyrics "Face Time" zu machen. Haarscharf mMn, wenn man so eine Regel denn schon einführt, aber bitte...

Dafür, dass eine ganze Strophe fehlt, sind aber dann zum Glück im weiteren Verlauf des Liedes überhaupt keine Cuts mehr nötig. Alle Riffs, Refrains, das zum Mitsingen wichtige "Namaste" und selbst das dreitaktige Solo - das ich am ehesten als Opfer der Schneidemaschine vorhergesehen hatte - sind erhalten geblieben. Mit einer Gesamtlaufzeit von 3:09 min. ist man jetzt wohl im oberen Toleranzbereich, was das Überschreiten des Limits angeht (Mans Zelmerlöws "Heroes" hatte eine Gesamtlaufzeit von 3:12).

Unterm Strich gilt für mich "aufatmen", weil hier zum Glück nicht auch noch überflüssiges Englisch eingebaut wurde. Ich hatte zwar schon gelesen, dass Francesco Gabbani sich diesbezüglich behauptet haben soll und das Lied höchstwahrscheinlich komplett auf Italienisch bleiben würde... aber die Gerüchteküche brodelte natürlich weiter und nach Frankreichs Entscheidung konnte man ja nie wissen.

Im Endeffekt ist die Version für die Fernsehshow jetzt ein Teaser für den vollständigen Dreieinhalb-Minuten-Song. Damit kann ich leben. Bei Frankreich hingegen sind es zwei völlig verschiedene Lieder, eines mit einer Aussage, das andere ein wahlloses Puzzlewerk, das krampfhaft versucht, allen und jedem zu gefallen und damit gehörig auf "sa gueule" fällt.

Allerdings sieht man hier natürlich mal wieder, dass man die Fans ein Stück weit verarscht, wenn man mit einem Song, der länger als 3 Minuten ist, einen Vorentscheid gewinnt - so war es auch bei Cascadas "Glorious" der Fall. Avantasia hatten bereits vor Antritt zum Vorentscheid die Kürzung durchgeführt, da kam die "Enttäuschung" über den fehlenden letzten Refrain dann etwas früher - aber sie kommt eben immer.

In früheren Zeiten war das Limit tatsächlich einmal 3:30 min., aber da waren es ja auch noch weniger Teilnehmer. Ich würde mir zwar wünschen, dass man das noch einmal ausprobiert... aber im Moment sehe ich leider keine Anzeichen, warum da eine Regeländerung erfolgen sollte.

Morgen kommt Armenien, dann sind alle vollzählig. Habe eben auch dazu schon einen kurzen Teaser gesehen, es scheint - oh Wunder - mal wieder balladesk zu werden :rolleyes: .
 
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Und damit sind wir komplett:



Allerdings noch keine Garantie, dass das die finalen Versionen sind. Deutschland hat z.B. ebenfalls angekündigt, ihren Song nochmal revampen zu wollen (dazu sage ich nur "You can't polish a turd", aber vielleicht wird's ja zumindest etwas besser :D ). Außerdem wird Levina wohl am 8. April in Amsterdam bei Eurovision in Concert, einer der vielen Pre-Parties, auftreten.

Alles Verbesserungen im Vergleich zum letzten Jahr - ich fürchte nur, dass es noch nicht genug sein wird, weil der Song eben so wenig auffällt.

Interessant fand ich diesen Artikel von Dr. ESC Irving Wolther, darüber, wieviel die Teilnahme welches Land eigentlich kostet - weil es nach jedem schlechten Abschneiden ja heißt, wir sollten aussteigen. Lustig fand ich's jedoch zu sehen, wenn man mal die vier britischen Kommentare darunter anguckt, dass die ewige "Buhu, keiner mag uns"-Erklärung für Niederlagen offenbar auch auf der königlichen Insel hoch im Kurs steht :D .
 
Ich muss sagen, die ganzen letzten Jahre hatte Deutschland weder gute Sänger noch gute Songs am Start. Immer wieder sehr enttäuschend.
Daran wird sich auch schnell nicht viel ändern. Russland wurde z. B. ausgeschlossen, somit hat es sich mit dem "Contest" auch erledigt und es sollte mittlerweile jedem klar sein, zu was diese Veranstaltung verkommen ist.
 
Ich wollte es auch schon ansprechen. Skandale interessieren die Leute eben meist mehr als die (zugegebnermaßen speziell in diesem Jahr besonders beliebigen) Lieder :D .

Hier ein mMn sehr schöner Kommentar dazu.

Ich ergreife in dieser Sache keine Partei. Es ist davon auszugehen, dass Russland von der bestehenden Rechtslage wusste und die Sängerin nicht trotzdem, sondern gerade deswegen nominiert hat, um sie als Opfer aufzubauen. Ob die Ukraine also ihre eigenen Gesetze aushebelt, um die Dame rein zu lassen, oder wie der Unmensch dasteht, der eine Rollstuhlfahrerin nicht ins Land lässt, es war eine Lose-Lose-Situation für die Ukraine. Deswegen sind sie aber bei weitem keine Unschuldslämmer in dieser Debatte.

Ich finde es schade, dass das Verhalten einiger weniger Länder jetzt wieder Anlass für genügend Hater überall im Netz bietet, der Veranstaltung generell jeglichen Wert abzusprechen. Denn die Opfer sind wie letztes Jahr schon bei der Disqualifikation von Rumänien immer die Künstler, nicht die ach so bösen politischen Instanzen im Hintergrund.

Es ist wichtig, im Kopf zu behalten, dass es nicht die ukrainischen ESC-Organisatoren sind, die die russische Teilnehmerin ausschließen, sondern der ukrainische Geheimdienst. Das sind verschiedene Personen und ich würde sehr genau differenzieren, wem ich da welchen Vorwurf mache.

Gewöhnen wir uns dran, die Ukraine und Russland werden sich auch in den folgenden Jahren weiterhin nicht grün sein, genauso wie sich jedes Jahr Armenier mit Aserbaidschanern und Griechen mit Mazedonen zoffen. Das passiert deshalb, weil in diesen Ländern der Veranstaltung eben ein höheres Gewicht zugesprochen wird. Deshalb gönnt keiner dem anderen, dass er sich da günstig präsentiert, und die Hater tummeln sich bereits unter den Musikvideos des jeweiligen Rivalen.

Würde bspw. die Türkei auf Deutschland Druck ausüben wollen, kämen die wohl nie auf die Idee, dafür den ESC zu verwenden - weil der hierzulande dafür einfach viel zu unwichtig ist (passenderweise macht die Türkei auch seit Jahren nicht mehr mit). Und wir sind dafür auch einfach viel zu schlecht im Wettbewerb, bei uns besteht gar nicht die Gefahr, dass wir uns günstig präsentieren :D . Wer bereits am Boden liegt, den muss man nicht mehr treten.

Das auch zur ewigen "keiner mag uns"-Debatte: An Ukraine vs. Russland, Armenien vs. Aserbaidschan, Griechenland vs. Mazedonien etc. sieht man, wie es aussieht, wenn Länder sich wirklich nicht ausstehen können. Das hält aber den Rest Europas nicht davon ab, für diese Länder zu stimmen, wenn sie denn starke Beiträge schicken. Uns hingegen hasst man eigentlich nicht aktiv, wir sind halt einfach nur wie üblich "egal".

Beim ESC ist für das Voting nur wichtig, wie viele Leute du erreichen kannst, denn man kann schließlich als Televoter nur FÜR einen Beitrag stimmen, nicht gegen einen :) . In der Jury sieht das etwas anders aus, hier ist jedoch festzuhalten, dass Absprachen von Mitgliedern einer Landesjury untereinander gegen die Regeln des ESC verstößt und auch verfolgt werden.

Wenn hingegen Juries verschiedener Länder einem Publikumsliebling keinen Punkt geben, kann man nichts dagegen machen. Das hat letztes Jahr u.a. Russland getroffen, aber z.B. auch Polens Michal Szpak - und bei letzterem hat keiner "Politik!" geschrien. Das waren hauptsächlich die Russen selber :D.

Für die armenische Sängerin wird wohl auch noch geprüft, ob sie nach ukrainischem Recht illegal auf der Krim war. Daran werden wir u.U. sehen, ob dieses Gesetz konsequent angewandt wird oder nur vorgeschoben ist.

Deswegen jetzt aber die Veranstaltung zu boykottierten o.ä., wie es leider einige Stimmen (vorwiegend aus Russland) fordern, träfe ebenfalls die falschen, nämlich die Vertreter der 41 übrigen Länder, die mit dem ganzen Aufstand rein gar nichts zu tun haben.

In diesem Sinne: Namastë!
 
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Und es geht genauso problematisch weiter wie jedes Jahr. Dieses Wochenende ist Pre-Party in Riga. Polen, Norwegen, Tschechien, Weißrussland, Gastgeber Lettland, alle präsentieren ihre Songs international.



Wer ist nicht dabei? Na klar, wir. Und wo ist Levina stattdessen? Auf heimischem Boden bei Herrn Silbereisen. Weil wir ja auch sowas von für sie werden abstimmen können.


Sie hat noch London und Amsterdam, da muss sie dann alles rausholen, was geht... auch wenn das vermutlich nicht viel sein wird.

Stattdessen kommt der Ösi zu uns, so wie letztes Jahr Italiens Francesca Michelin im deutschen Songcheck auf eurovision.de. Nathan Trent hatte sich ursprünglich auch für den deutschen Vorentscheid beworben... der ist jetzt sicher so froh, dass er für Österreich antritt, sonst hätte er nachher Perfect Life singen müssen anstelle seines eigenen Songs :D :



Muss ich noch viel darüber sagen, worauf das wieder hinauslaufen wird?

"Ich geh mit meiner Laterne, und meine Laterne mit mir." Mit einer roten Laterne, versteht sich :p .
 
Ich mache schon mal meine Prognose über die Rangliste des 1. Halbfinals, und damit auch darüber, wer weiter kommt :). Also kein persönlicher Geschmack, sondern Wahrscheinlichkeit:

1. Semi:
  1. Schweden
  2. Portugal
  3. Belgien
  4. Aserbaidschan
  5. Armenien
  6. Moldawien
  7. Lettland
  8. Griechenland
  9. Finnland
  10. Zypern
  11. Australien
  12. Albanien
  13. Polen
  14. Montenegro
  15. Tschechien
  16. Island
  17. Georgien
  18. Slowenien
Begründung:
Schweden eröffnet die Show, da zieht diese perfekt durchchoreografierte Nummer trotz ihrer Beliebigkeit. Die Halbfinals werden auch tendenziell von mehr Freaks geguckt, die von Anfang an dabei sind, während im Finale viele Normalzuschauer erst später einschalten. Im Halbfinale anzufangen ist also nicht so ein großer Nachteil wie im Finale.

Portugal ist momentan noch schwer einzuschätzen, weil alle Proben, die ich gesehen habe, aufgrund des Gesundheitszustands des Sängers von seiner Schwester absolviert wurden. Er ist aber nicht "krank", er kann halt nur nie zu lange am Stück von seinen Ärzten daheim weg. Aufgrund des starken stilistischen Unterschieds zu Schweden dürften die beiden Beiträge sich kaum gegenseitig Stimmen wegnehmen. Möglicherweise hat er jedoch im Finale bessere Chancen als im Halbfinale, da der Song aufgrund seiner Aufmachung vor allem ein älteres Publikum ansprechen dürfte und dieses nicht unbedingt von der Existenz des Halbfinals weiß, geschweigedenn dafür einschaltet.

Belgien hat sich live als bei weitem nicht so stark herausgestellt wie in dem Video, die Sängerin wirkt immer noch sehr nervös bis verängstigt. Das Staging ist auch relativ unauffällig.

Aserbaidschan ist stimmlich besser geworden, Armeniens Staging gehört mit zu den auffälligsten, Moldawien wird Stimmung machen, Lettland hat mit dem letzten Startplatz gute Karten, in Erinnerung zu bleiben. Die griechische Sängerin erfreut sich vieler Fans, stimmlich waren da aber noch einige Wackler, die sie immer noch das Finale kosten könnten. Finnlands "Blackbird" könnte auf ähnliche Weise durch Ruhe bestechen wie ein gewisses anderes Vogel-Lied von Anouk 2013. Der Zypriot schließlich hat sich stimmlich verbessert und hat auch ein aufwändiges Staging - solange er nicht hinfällt :D .

Alle bis zum 10. Platz kommen bekanntlich weiter.

Australien ist leider ziemlich unauffällig vom Staging, der Startplatz tut ihnen dabei keinen Gefallen. Albanien und Georgien sind so ähnlich, dass sie sich gegenseitig die Punkte wegnehmen werden - und auch sie sind sehr früh am Anfang platziert. Polen hat leider kein so atmosphärisches Staging wie im Musikvideo und sie wandelt die Melodie live auch sehr stark ab. Hier könnten allerdings noch Diaspora Votes greifen und ihr ins Finale verhelfen.
Montenegro wird sicherlich durch seinen Trash-Faktor einige Stimmen bekommen, unauffällige, wenn auch vielleicht insgesamt bessere Songs landen dann eher weiter hinten - das wird vermutlich Tschechien treffen. Als Schlusslicht zeichnet sich Slowenien schon ziemlich klar ab; vielen ist das Lied zu altmodisch, und die Tatsache, dass der Sänger 2011 mal wegen sexuellem Missbrauch im Knast saß, trägt sicherlich auch nicht gerade zu seiner Beliebtheit bei.
 
Ich sach jetz schon, das ist mein Favorit:



Ziemlich strange Bühnenarbeit. Erst fand ich es zu eindimensional, aber wenn das noch einen Tick besser sitzt von der Choreographie her, dann schmeckt mir das ungemein! Irgendwie ist es im Vergleich zum Video nen ganz anderes Stück geworden! Tja, kein Autotune, da muss man sich anstrengen und das merkt man hier im positiven Sinne. Einige Parts waren nicht ganz grade, aber es waren eher die, die mit Timing und nicht mit Tonhöhe zu tun hatten. Ich find es jedenfalls sehr dark und schön. Hat für mich jetzt garnichts mehr von Rihanna!
Der Zypriot war auch juut, viel mehr hab ich noch nicht gesehen, aber warum tanzte der den mit 2 Jungs herum?!
 
Naja, klingt irgendwie wie Dalbello für Arme (das klang aber vor über 30 Jahren schon moderner....).

Mir persönlich hat der Portugiese gut gefallen. Endlich 'mal einer, der sich auf die Bühne stellt und ohne viel Pyrotechnik und Laser einfach singt.... .
Was ja irgendwie auch an den Ursprung dieser Veranstaltung erinnert.

Aber wir sind hier ganz tief in Geschmacksfragen,
 
Mir persönlich hat der Portugiese gut gefallen.

Auch so :) . Ich denke, wenn jemand noch Chancen hat, Italien den Sieg streitig zu machen, dann Portugal. Die andere (Ex-)Favoritin, die Belgierin, ist live imho nicht wirklich überzeugend, so wie es sich in den Proben schon abgezeichnet hat - die wird gestern hauptsächlich dank ihrer Fans durchgekommen sein, die das Musikvideo so gefeiert und dann trotz wackeliger Vocals für sie gestimmt haben. (Warum hat sie denn auch versucht, den letzten Refrain eine Oktave höher und in Vollstimme zu singen? Sie klang für mich, als würde sie gleich losheulen ^^. Überlasse sie die hohen Parts doch den Backgroundsängerinnen, das macht sie ja die ersten 2 Refrains auch so. Die Leute mögen sie doch schließlich vor allem für ihre tiefen Parts!)

Dass Australien gestern durchgekommen ist, hat mich ziemlich überrascht, die Performance war für mich ziemlich unscheinbar und dann hatte er auch noch diesen deutlich hörbaren, weggerutschten Quietsch-Ton im letzten Refrain. Allerdings muss er wohl im Jury-Semi-Finale am Montag besser gewesen sein, also werden die Juries ihn wohl durchgeschleust haben.

Das muss man sich immer im Bewusstsein halten, gerade auch für das Finale am Samstag, wo die "angesagten" Punkte ja nur die der Jury darstellen und die Televotes erst am Ende als Summe draufgerechnet werden: Manchmal kann man eine Entscheidung absolut nicht nachvollziehen und fragt sich: "Haben die Juries etwa eine andere Show als ich gesehen?"

Und die Antwort ist: Ja, haben sie :) . Zu jedem Halbfinale sowie auch zum Finale gibt es eine identische Show am jeweiligen Vortag, wo nur die Juries abstimmen. Als der ESC 2011 in Düsseldorf war, war ich an dem Freitag beim Jury-Finale (habe die Eintrittskarte sogar noch hier neben mir am schwarzen Brett hängen :) ). Diese Shows taugen dann auch immer gleichzeitig als Generalprobe fürs Finale, da wird dann schonmal geprüft, ob alle Telefonleitungen funktionieren, und es werden auch probehalber random irgendwelche Punkte vergeben, die nichts mit den tatsächlichen Jury-Votes zu tun haben (diese werden alle erst nach dem Finale bekanntgegeben).

Das also nur als Vorwarnung für alle "Aufreger", die evtl. noch kommen werden ;) . Heute ist dementsprechend die Jury-Show für das zweite Halbfinale, die Fernsehshow mit Televote ist dann bekanntlich morgen. Aus dem Semi wird der Bulgare noch relativ hoch gehandelt, Rumänien könnte spontan auch sehr gut ankommen, aber die sind mehr so eine "Wundertüte" :) .

Am meisten tat es den Leuten wohl gestern leid um Finnland, das hat kaum jemand kommen sehen. Mögliche Erklärungen für das Ausscheiden sind mEn 1) die hohe Dichte an Balladen gerade in der ersten Hälfte der Show und 2) dass ein stärkerer Song eines ähnlichen Genres oft alle Punkte "aufsaugt". Aserbaidschan hatte eben auch das Düstere und Portugal war die stärkste Ballade, dann bleibt für die übrigen Länder mit ansatzweise ähnlichen Beiträgen nur das, was noch "vom Tisch fällt".

Was noch dazukommt: Vor dem finnischen Auftritt war eine sehr lange Unterbrechung, wo die Moderatoren jede Menge Zeit geschunden haben. Ich schätze, das lag daran, dass der Flügel auf die Bühne musste, vielleicht gab es da Probleme? Jedenfalls könnte das viele dazu bewegt haben, mal kurz vom Fernseher wegzugehen und dadurch womöglich den finnischen Auftritt ganz verpasst zu haben. :( Wir z.B. mussten unseren Vater extra "zurückpfeifen", als es weiterging; mein Bruder saß da mit Finnland-Flagge auf dem Sofa und wollte natürlich nicht, dass ausgerechnet dieser Song jemandem entgeht :D .
 
Naja, klingt irgendwie wie Dalbello für Arme (das klang aber vor über 30 Jahren schon moderner....).

Man weiß nie, ob es da nicht sogar Stellen gab, wo sie sich nicht gut gehört hat, da ihre Stimme ja durchaus die geforderte Range hat. Is auch egal. Im Finale zählt es, wenn sie dahinkommt. Hoffentlich fällt der Pferdenmann uns nicht noch von der Leiter, haha.
Gut, höre mir mal die genannten Acts an.
 

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