Wie verändern sich Flöten mit dem Alter?

Anouk
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Ich habe mal eine Frage an die unter euch, die Flöten sammeln und dadurch auch Erfahrung mit älteren Flöten haben.
Eine Flöte, die über lange Zeit intensiv gespielt wird, verliert unter Umständen irgendwann an Brillanz. (Das ist ein Thema für sich, um das es mir hier gar nicht geht.)

Aber wie sieht es mit Flöten aus, die 30, 40 Jahre alt sind oder noch älter, wenig gespielt und immer sehr gut behandelt und gelagert wurden.
Sind die klanglich mit neuen Instrumenten vergleichbar oder "verliert" die Flöte auch durch den Einfluss der Zeit.

Hintergrund: Ich habe da gerade in der Bucht eine Flöte im Auge. Sie sieht wie neu aus, wurde wenig gespielt, hat allerdings 40 Jahre auf dem Buckel...
Im Vergleich zu einer neuen Flöte wäre der Preis günstig, aber es wäre trotzdem ein Batzen Geld.
Windkanal und Labium sehen tadellos aus.

Kann alleine der Faktor Zeit gegen eine Flöte sprechen? Streichinstrumente werden mitunter besser, je älter sie werden, aber auf Flöten trifft das eher nicht zu, oder?
 
Eigenschaft
 
Streichinstrumente werden mitunter besser, je älter sie werden,...
Was sich bei etlichen Untersuchungen wie dem unten verlinkten "Doppelblindversuch" nicht ohne Weiteres bestätigen lässt.
Dass sich Musiker auf ihr konkretes Instrumentenexemplar einstellen liegt natürlich auf der Hand und wenn man will, "klingt das Instrument" dann mit der Zeit besser.

Eine Rolle dürfte außerdem spielen, dass Streichinstrumente der Wartung bedürfen. Arbeiten wie Saiten, Sattel und Steg austauschen und einrichten, Griffbrett abziehen oder austauschen, Stimmstock korrigieren, andere Saitenaufhängung, bei Cello oder Bass den Stachel austauschen usw. können alle teils erhebliche Verbesserungen mit sich bringen, von Arbeiten am Korpus ganz zu schweigen.

Bemerkenswert finde ich, wie besonders Steichinstrumente von Mythen umgeben sind, die lieber durch Emphase statt durch Belege verteidigt werden.
https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-00810976/document
https://en.wikipedia.org/wiki/Player_preferences_among_new_and_old_violins#Criticism

Zu Flöten weiß ich leider nichts über die Alterung (bei Pflege).

Gruß Claus
 
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Meine Sopranino und meine Moeck Rottenburgh Sopran sind beide ca. 37 Jahre alt und lagen weit über dreißig Jahre lang nur herum, z.T. sogar in unbeheizten Räumen. Sie sind noch einwandfrei und haben ihren Klang erhalten. Ich kann gegenüber meinen neuen Flöten keinen Qualitätsverlust feststellen oder nur minimal, was an verstecktem Dreck liegen könnte(die Sopran lasse ich mal durchchecken). Drei andere Flöten hatten dagegen Schimmel angesetzt.
 
@Anouk
Mal ein paar Beobachtungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit zusammengefasst:

Klang und Bespielbarkeit einer Blockflöte hängen von vielen baulichen Details ab, wie diverse Mensuren (Maße), Zustand der Oberfläche, Dichtigkeit. Diese können sich durch verschiedene Einflüsse verändern. Die meisten Veränderungen werden meines Erachtens als negativ empfunden.

Die Kanten der Grifflöcher werden im Laufe der Zeit abgenutzt, einfach dadurch, dass man sie immer wieder mit mehr oder weniger harter Hornhaut und Fingernägeln angreift. Eine besonders kritische Abnutzung ist die Einkerbung am Daumenloch. Mechanische Abnutzung ist einerseits eine Frage der Nutzungsdauer und Intensität, andererseits aber auch eine Frage individueller Gewohnheiten wie z.B. die Daumentechnik und das regelmäßige Kürzen des Daumennagels. Schäden an den Grifflöchern können durch Ausbuchsen behoben werden.

Feuchtigkeitsbelastung führt ebenfalls zu Veränderungen, die sowohl Klang als auch Bespielbarkeit beeinflussen.
Wenn der Block verquillt, wird der Kernspalt verengt. Dabei wird die Blockbahn mehr oder weniger rauh. Beides führt zu einer Änderung des Klangs, die unter bestimmten Umständen positiv empfunden wird, die Tonbildung aber auch empfindlich stören kann.
Auch das Labium kann bei zu hoher Feuchtigkeitsbelastung aufquellen. Das macht es anfälliger für mechanische Beschädigung.
Das Holz "arbeitet" aufgrund Veränderung des Wassergehalts und kann dadurch reißen. Das passiert bei weichem Holz so weit ich weiß schneller als bei hartem. Deshalb kommen Flöten aus weichen Hölzern ins Parafinbad. Das Parafin verdrängt das Wasser. Dadurch hört das Holz auf zu arbeiten. Dafür muss man dann die Flöte so lagern, dass das Parafin nicht "ausläuft".
Das Ölen der Flöte hat denselben Sinn.
Das lange Rohr lässt sich durch Ölen schützen, die Kopfbohrung natürlich auch, der Kernspalt jedoch nicht.
Manche Hölzer können Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben und quellen und schrumpfen dabei nur ganz wenig. Deshalb benutzt man für den Block ein anderes Holz als für den Rest der Flöte. Hat sich der Block negativ verändert, kann man ihn austauschen.

Feuchtes Holz ist ein idealer Nährboden für Schimmelbefall. Pflegefehler können daher üble Folgen haben.


Bei guter Pflege (Achtsamkeit im Umgang mit der Flöte, gute Lagerung) halten sich die Abnutzungs- und negativen Alterungserscheinungen in Grenzen, so dass die Instrumente auch nach vielen Jahren gut klingen. Positive Alterungserscheinungen fallen mir jetzt keine ein. Bei Blockflöten, die mir besonders am Herzen liegen konnte ich negative Veränderungen dadurch "ausbremsen", dass ich im Laufe der Jahre mehrere Instrumente angeschafft habe, die ich abwechselnd spiele.

Mein persönliches Fazit: Es kann gelingen, eine Blockflöte sehr lange in einem guten Zustand zu erhalten. An Veränderungen zum Besseren allein durch Alterung glaube ich nicht, da ich bislang nur das Gegenteil erlebt habe.

Gruß
Lisa
 
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Danke für eure Beiträge und Meinungen!
Die Flöte ist jetzt doch an einen anderen Bieter gegangen und ich kann damit leben. Der Preis hat am Ende mein gesetztes Budget deutlich überschritten.
Dann lieber irgendwann mehr Geld für eine neue Flöte mit Garantie und allem Pipapo.
 
@Anouk Ich wundere mich auch manchmal, für wie viel Geld gebrauchte Flöten weggehen. Sehe ich wie du: Dann lieber eine neue.
 
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Hallo, ich habe schon so einige alte Flöten ersteigert. Dabei habe ich Licht und Schatten erlebt.
Was Lisa schreibt, kann ich unterstreichen. Flöten werden durch das Alter nicht besser.
Aber alte Flöten haben auch ihren Reiz. Sie erzählen eine Geschichte, jede Macke, jede Abnutzung.
Ansonsten ist es immer ein Glücksspiel, ob die Flöte gut ist. Ich habe Flöten, die sehen äußerlich sehr gut aus, klingen aber nicht gut (z.b meine Roessler).Auf der anderen Seite steht da z.b.meine Fehr Altflöte. Da ist das Daumenloch ziemlich ausgearbeitet, aber es schadet der Spielbarkeit nicht und sie klingt sehr schön.
Wer mit gebrauchten Flöten kein Problem hat, dem kann ich nur empfehlen, mal für wenig Geld ein Schnäppchen zu versuchen. Die gewonne Erfahrung ist es Wert.
Gruß Norbert
 
In diesem konkreten Fall war der Preis am Ende der springende Punkt.
Ich erwarte nicht, eine erstklassige, neuwertige Flöte quasi geschenkt zu bekommen, aber fast 300,- für eine 40 Jahre alte Flöte auszugeben, die sehr gut aussieht, aber trotzdem einen gewissen Unsicherheitsfaktor mit sich bringt, war mir zu gewagt.
Wenn ich auf Schnäppchenjagd bin, kann ich eine ähnliche und tatsächlich neuwertige Flöte mit Garantie und Service für den doppelten Preis erwischen...
 
Meine Erfahrung ist, das Flöten, die gut (!) gespielt wurden besser wurden.......
 
Wie und durch was wurden Flöten besser? Und was genau wurde besser? (Ansprache Klang ...?)
 
Wie und durch was wurden Flöten besser? Und was genau wurde besser? (Ansprache Klang ...?)

Beides -wodurch, weiss ich nicht, Ich weiss nur, dass cih sehr oft "Gebrauchte" Flöten angespielt habe. Und wenn sie gut gespielt worden waren, hab ich das gehört......es kommt sehr darauf an, wie und von wem eine Flöte geblasen wird, glaube ich...... und, natürlich, welches Holz......Harthölzer kann man sehr lange spielen (wenn sie gut geblasen wurden).
Schon geblasene Flöten wurden oft auch schon mal überarbeitet, sind sehr gut eingeblasen - sie gewinnen m. E. also......
 
@Lily de Lil Das ist natürlich ein Aspekt! Aufgrund der Fragestellung hatte ich mehr an das Altern im Sinne von verbraucht werden gedacht, dem man bewusst entgegen arbeiten muss, wenn die Flöte lange halten soll.
Gruß
Lisa
 
Interessant fände ich auch die Frage, wie sich das Flöten im Alter verändert.
 
@Lily de Lil Das ist natürlich ein Aspekt! Aufgrund der Fragestellung hatte ich mehr an das Altern im Sinne von verbraucht werden gedacht, dem man bewusst entgegen arbeiten muss, wenn die Flöte lange halten soll.
Gruß
Lisa

Lustig - auf die Idee komme ich bei harten Hölzern gar nicht :)
 
hab jetzt mal meine kugel befragt,

sie sagte mir, d. material und spieler gleich älter werden.
 
auf die Idee komme ich bei harten Hölzern gar nicht

Naja. Hätte ich meine alten Palisanderflöten nicht gepflegt (immer ausreichend trocknen, im Futteral aufbewahren, bei Bedarf ölen) und sie mit zu langem Daumenagel und klebrigem Mund gespielt, wäre sie wohl nicht mehr so schön in Klang und Optik.
Das sind Kleinigkeiten, die aber sehr viel ausmachen und der Abnutzung entgegen wirken.
 
Naja. Hätte ich meine alten Palisanderflöten nicht gepflegt (immer ausreichend trocknen, im Futteral aufbewahren, bei Bedarf ölen) und sie mit zu langem Daumenagel und klebrigem Mund gespielt, wäre sie wohl nicht mehr so schön in Klang und Optik.
Das sind Kleinigkeiten, die aber sehr viel ausmachen und der Abnutzung entgegen wirken.

Vielleicht entscheiden genau diese "Kleinigkeiten" (inklusive gutem, regelmässigem Blasen) darüber, ob eine "schwarze" Flöte nach 30 Jahren noch gut bis sehr gut spielbar ist.........?
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
hab jetzt mal meine kugel befragt,

sie sagte mir, d. material und spieler gleich älter werden.

Naja, manche Menschen scheinen länger jung zu bleiben (um mal vom Wort "altern" wegzukommen ;))
 
@Lily de Lil Ich denke schon.
 
@Lily de Lil Ich denke schon.

Ich hoffe und wünsche es mir - weil es sonst einige ganz wunderbare Flöte geben könnte, die vielleicht als solche nicht erkannt werden........
Sowas finde ich immer schade, egal, wen oder was es betrifft.....
 

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