Wenn Musiker davon sprechen, dass es "wie Cello" klingt, dann wird das oft missverstanden und zu wörtlich genommen.
Man muss Ähnlichkeiten ja irgendwie benennen und das geht am einfachsten, wenn man den Namen des dafür typischen Instruments benutzt.
Die Registerbezeichnungen "Flöte", "Violine", "Orgel" gehen ja auch in die Richtung.
Außerdem sagt er auch nur "es wird Cello Akkordeon genannt" vor allen Dingen weil es die gleiche Range hat. Der tiefste Ton ist ein großes C, also nicht etwa Kontra E oder sogar Kontra C wie bei den Bassakkordeons.
Vom Stimmenaufbau ist dieses Holz-Modell aus dem Laden ein Double Bassoon, wie es in jedem Bajan (zumindest bei Jupiter oder Pigini z.B.) in der linken Hand verbaut ist.
Die meisten modernen Jazzmodelle (z.B. Hohner Fun Flash) haben ebenfalls 2x 16 Fuss im Cassotto und klingen ganz ähnlich.
Und Bridge ist ja nicht irgendwer: Er war mal Zweiter bei den Weltmeisterschaften im Digitalakkordeonspielen. Hört er anders als wir?
Es ist wohl so, dass der Spieler, der ja den Klang von durchschnittlichen Akkordeons und Konzertinstrumenten gewöhnt ist, hier durch die Resonanz und vielleicht auch vergrößerte Stimmzungen beim Spielen selbst beeindruckt wird. Man fühlt schon was dabei, wenn es richtig brummt

Dann wirft man schnell mal mit Superlativen um sich, wobei Bridge sich noch vergleichsweise seriös gibt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass er als Werbe-Ikone geschäftsfördernd wirken will um anderswo vom Laden Vorteile zu bekommen.
Was mich an solchen Geräten am meisten stört ist die Limitierung auf den Diskant ... das gleiche gilt für Bassakkordeons oder auch die ganz ähnlich gebauten Tenorakkordeons aus Russland. Es ist als Spezialinstrument für Ensembles gedacht. Trotzdem wäre es vorteilhaft, wenn man auch als Ensemblespieler mit beiden Händen auf die gleichen Stimmen zugreifen zu können, einfach um sich spieltechnische Möglichkeiten zu verschaffen. Eine mechanische Kopplung zwischen links und rechts?
Gallianos Version werdet ihr ja sicher auch kennen?
Er spielt z.B. leicht geteilt - das meiste links, aber einige Stellen ergänzt er mit rechts, was klanglich sofort auffällt. Wenn beide Hände die gleichen Klappen bedienen würden, profitierten besonders Tastenspieler davon.
Ich finde es auch recht mühsam, wenn die Töne relativ unbeweglich bleiben (kein portamento, keine verschiedenen Anstriche und so weiter) und vor allem wenn die Ansprache und Klang jedes Tons etwas anders ist, so dass also keine gleichmäßigen Linien sondern holprige Schritte entstehen und die Kontrolle über den Ansatz kaum gegeben ist. (ich beziehe mich hier allgemein auf Stimmzungen, nicht auf Galliano!)
Galliano spielt einchörig, das Victoria hat kein Double Bassoon im Bass. Deshalb ist der Bassknick auch nicht so schlimm. Beim Celloakkordeon gibt es natürlich auch keinen Knick.
Aber die Ansprache ist recht schlecht, das hört man gleich beim ersten Ton ... pfffff haaaaaa daa di di di di do di
Es braucht auch irre viel Luft, so dass er einige male unelegant wechseln muss. Natürlich war das sicher eine spontane Aktion, er hat das nicht auf diesem Instrument geübt. Trotzdem finde ich den Luftverbrauch enorm für die mittleren Lagen.
Konkret Streicher: Wie würde man z.B. auf einem Akkordeon Pizzicato spielen? Oder ein auf- und abschwellendes Vibrato?
Tja ...
Carolina Eyck zeigt mit dem Theremin, wie wichtig und elementar Lautstärke - und und Tonhöhenmodulation für Streicher-Charakter sind.
Es reicht irgendeine Wellenform - Sinus oder Dreieck ... und man imitiert Geige (0:55) oder Basspizz (1:16), so dass man erst einmal grob sagt, ok es kann wie Geige oder Bass eingesetzt werden ... übernimmt die Funktion, ohne dass es natürlich genauso klingt wie die echten Instrumente. Schade dass man ausgerechnet beim Basspizz ihre linke Dynamikhand nicht sieht.
Ich denke man sieht gut das einfache Spielprinzip:
- linke Hand dicht an der Antenne= leise, mehr Abstand von der Antenne = laut,
- rechte Hand dicht an der Antenne = hoher Ton, mehr Abstandvon der Antenne tieferer Ton
Wir sind also nicht allein - nicht nur Akkordeonisten imitieren, jeder Musiker denkt irgendwie orchestral.
Man muss nur ÜBEN
Ich merke das mit meinen beiden Spielzeugen Linnstrument und Seaboard, die eigentlich nur in der Ecke stehen, weil sie mir viel Zeit abverlangen würden. Dann kann man auch gleich Geige lernen...
Wir sind also nicht allein - nicht nur Akkordeonisten imitieren, jeder Musiker denkt irgendwie orchestral.