Ikonische Gitarren #1 Peter Frampton: Gibson Les Paul 1954 "Phenix"

Captain Knaggs
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Hallo liebes Forum,

bezugnehmend auf den Grundthread https://www.musiker-board.de/threads/ikonische-gitarren-der-musikgeschichte.678085/
geht es nun los mit der ersten Gitarre. Für die Geschichte der Gitarre ist es besonders schön, dass der Musiker selbst darüber erzählt und man somit viele Fakten aus 1. Hand bekommt.


1. Der Gitarrist: Peter Frampton

Entstaubt eure Talk-Box, jetzt geht´s los:)

Man kann Peter Frampton sicherlich als einen der bekanntesten Rock-Gitarristen der 70er Jahre bezeichnen. Vielen ist er speziell durch das mit 6fach Platin ausgezeichnete Album "Frampton comes alive" von 1976 bekannt,
er spielte aber auch zusammen mit Steve Marriot in der Band Humble Pie. Besonders auffällig an seinem Stil war auch der Einsatz von ungewöhnlichen Effekten, speziell der Talk-Box. Hier ist noch etwas mehr Info zu dem Album, dass sich bereits damals über 11 Millionen mal verkaufte.

https://en.wikipedia.org/wiki/Frampton_Comes_Alive!#cite_note-2




Hier ist auch schon Phenix in seiner Hand, aber damals noch als "normale" namenlose Gitarre. Der Spitzname Phenix sollte erst viel später zum Tragen kommen.
Bis heute ist Frampton auf den Bühnen der Welt unterwegs und hat auch u.a. mit David Bowie oder Ringo Starr gespielt. An seine Erfolge der 70er konnte er zwar nicht mehr anknüpfen, doch ist seine Musik, speziell das "Frampton comes alive" Album
auch noch heute sehr hörenswert und hat zumindest mir musikalisch neue Horizonte eröffnet. Ich habe Peter Frampton recht spät entdeckt, vor ca. 2 Jahren, aber ich finde das Album einfach genial. Fast hätte ich mir nur deswegen eine Talk-Box gekauft :D



2. Die Gitarre: Gibson Les Paul 1954 Black Beauty

Nun erstmal die technische Seite. Peter erzählt uns gerne auch etwas dazu, aber ich fasse natürlich zusammen:)



Bei der Gitarre handelt es sich um eine 1954er Gibson Les Paul. Betrachtet man nun einmal die Reissues auf der Gibson Seite, sahen die Black Beauties damals ja eigentlich so aus:

d5eb08ab-17c8-4622-9414-673424bc6cb8.jpg

(Copyright Gibson.com)

Mahagoni Korpus und Hals mit einem Ebenholzgriffbrett.

Framptons Gitarre wurde also massiv gemoddet, wie sich herausstellt aber nicht nur äußerlich, auch die Gitarrenelektronik bekam eine Komplettbearbeitung. Wie oben aus dem Video hervorgeht, wurden diese Modifikationen bereits getätigt, bevor Peter die Gitarre erhielt.

Die Gitarre wurde von 2x P90 auf 3x Humbucker umgebaut. Es ist bis heute nicht klar, ob der Vorbesitzer die Umbauten selbst gemacht hat, oder ob er es damals durch Gibson erledigen ließ. Den Hals hat der Vorbesitzer deutlich mit Schleifpapier "sanding" bearbeitet und wohl auch einiges gegenüber dem üblichen Profil weggenommen. Peter Frampton sagt in dem obigen Video auch, dass er eher 1960er Hälse im Gegensatz zu den "klobigen" 1959er Hälsen bevorzugen würde, da er kleine Hände hat. Auch am Body an sich wurde etwas weggenommen, Frampton beschreibt es als etwas dünner, vermutlich als damals die Farbe weggenommen und neu lackiert wurde.

Die Elektronik ist wie folgt verschaltet:

- Das Poti das normalerweise das Neck-Humbucker Volume regelt ist ein Master Volume für den Neck und Bridge Humbucker
- Der Selector Switch regelt nur das Umschalten zwischen Neck und Bridgetonabnehmer, nicht den Mittelpickup
- Das Volumepoti das normalerweise den Bridgetonabnehmer regelt dient als Volume für den Mitteltonabnehmer, somit läßt sich der Mitteltonabnehmer "einblenden"
- Die Tonepotis sind genauso verschaltet

Peter Frampton erzeugt dadurch tonale Variationen, die sogar in leicht "strattige Gefilde" vordringen.





3. Die Geschichte der Gitarre und wie sie zu ihrem Namen kam

1970 oder 1971, als Peter Frampton noch bei Humble Pie spielte, gab es ein Konzert im legendären Fillmore West in San Franciso.
300px-69fillmorewest.jpg


Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Fillmore_West#/media/File:69fillmorewest.jpg

Vor diesem Konzert hatte Frampton seine geliebte Gibson SG durch eine Gibson ES-335 ersetzt. Da er aber bei Humble Pie sehr laut spielen musste, gab es bei jedem Solo, wenn er sein Volume Poti hochregelte extremes Feedback. Ein befreundeter Musiker, Mark Mariana, der im Publikum
saß bekam dies mit und sagte im Anschluß zu Peter, dass er ihm eine Les Paul zum Spielen geben könnte, da er die Probleme bemerkt hatte. Eigentlich mochte Frampton keine Les Pauls, er war eher ein Fan von SG´s, da aber die ES-335 mehr oder weniger unspielbar war, brachte
ihm sein Kumpel die Les Paul mit und die Legende begann:)
Laut eigener Erzählung war er sofort von dem Instrument begeistert und wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Als das Konzert zuende war, ging er von der Bühne zu seinem Freund und fragte: "Diese Gitarre wirst Du niemals verkaufen,oder?" Mariana antwortete: "Nein!". Als Frampton sich dann enttäuscht von der Gitarre verabschieden wollte, führte Mark Mariana den Satz zuende: "...aber ich gebe/schenke sie Dir". Mark war nicht nur ein Freund, sondern auch ein großer Fan von Peter Frampton und so fand die Gitarre in dieser schicksalhaften Nacht den Weg zum Meister;)

Frampton spielte diese Gitarre über 10 Jahre fast exklusiv, auch "Frampton comes alive" entstand zum Großteil auf dieser Gitarre.

1980 begab sich Frampton auf Tour durch Südamerika, als das Unfassbare geschah. Aufgrund von Komplikationen konnten die Musiker ihre Instrumente nicht mitnehmen und mussten diese stattdessen mit einem Frachtflugzeug verschicken.

Kurz nach dem Start stürzte das Flugzeug ab und alle Besatzungsmitglieder starben. Laut Berichten gab es ein "Inferno" und alles brannte. Nach dem Absturz war alles verbrannt und die Instrumente waren nicht zu retten, bzw. man ging davon aus dass alle verbrannt waren.
Besonders tragisch war für Peter Frampton der Tod der Flugzeugbesatzung, wenn er heute auf das Ereignis angesprochen wird, widmet er immer ein paar Worte/Gedanken der damaligen Besatzung.

Jahrzehnte später entdeckte ein Zollbeamter aus Curacao, der als Hobby Gitarren reparierte, eine Gitarre die ihn stutzig werden ließ. Sie war bei ihm von einem lokalen Musiker für ein Setup abgegeben worden. Eine schwarze Les Paul Custom mit 3 Pickups, Brandflecken und extremen Abnutzungsspuren.
Der Zollbeamte vermutete in der Gitarre das Instrument von Peter Frampton und schaffte es nach jahrelangem Hin und Her dem in Geldnot geratenen Musiker die Les Paul für rund 5.000 $ abzukaufen.

Der Zollbeamte und ein weiterer Helfer (angeblich der Tourismus-Minister von Curacao) flogen dann mit der Gitarre nach Nashville und übergaben sie Peter Frampton persönlich, siehe auch das Video unten. Ob und wieviel Geld geflossen ist, ist nicht bekannt.

Die Gitarre wurde durch den Gibson Custom Shop wieder etwas auf Vordermann gebracht und ist nun wieder mit auf Tour.

Sie war verloren geglaubt und verbrannt, doch nach mehr als 30 Jahren erschien sie wieder aus der Versenkung, wie Phönix aus der Asche...und daher hat sie nun ihren Namen:


"PHENIX"



peter-frampton.jpg




http://www.guitarinteractivemagazin...rampton-s-1954-gibson-les-paul-custom-phenix/






4. Wenn ich heute so eine will, wo krieg ich die her? Reissue und Signature Modelle

Nachdem Peter seine Les Paul wiederbekommen hatte ließ es sich Gibson natürlich nicht nehmen eine möglichst 1:1 getreue Kopie mit allen Beschädigungen, Brandflecken etc. anzufertigen. Das Instrument wurde nur 35 mal gebaut und der damalige Gibson UVP lag bei 20.799 $. Derzeit gibt es auch mal Angebote bei Reverb.com für nur 19.500 Euro, also nicht zögern, zuschlagen:D



http://www.gibson.com/Products/Elec...ter-Frampton-Phenix-1954-Les-Paul-Custom.aspx

LPB4PFPXASEBGH1_MAIN_HERO_01.jpg

LPB4PFPXASEBGH1_BODY_FRONT_BACK.jpg




Wem das zu teuer ist, dem sei die Gibson Peter Frampton Signature ans Herz gelegt, ein erschwinglicheres Instrument mit Richlite, aber was soll´s ;)





Die aktuelle Reissue bietet allerdings eine andere Verschaltung als die originale Phenix, zumindest wenn ich Peter da richtig verstanden habe. Schön finde ich beide. Ich hätte gerne auch beide. Aber das ist ja so ein typische Gitarristenproblem:evil:





Ich hoffe der erste Beitrag war unterhaltsam und vielleicht hat der ein oder andere ja auch was gelernt oder neue Musik entdeckt, das wäre für mich das Schönste.

In diesem Sinne bis zum nächsten mal:)

P.S.: Feedback und Kritik sind auch herzlich willkommen, da ich diese Serie gerne über lange Zeit am Leben halten möcht:)


Viele Grüße,

Thorsten
 
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Danke für den ersten Beitrag- sehr schön zusammengefasst!

Ich steh ja grundsätzlich drauf, wenn eine Gitarre Geschichte hat. Wenn dann noch so eine spannende und kuriose, dann natürlich um so besser.

Was noch interessant wäre, weil es sich ja bei den Stories immer um einen ganz bestimmte Gitarre handeln wird, wäre natürlich die jeweilige Seriennummer! Ist die in diesem Fall bekannt?

Noch etwas: Die alten Bilder und die CS-Reissue zeigen schwarze Spulen an den PUs, die gefundene Gitarre hat jedoch weiße. Was hat es damit auf sich?
 
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Das mit den Spulen ist mir auch aufgefallen, ich konnte es aber noch nicht rausfinden. Da die Gitarre ja knapp 30 Jahre im Nirvana unterwegs war, vermute ich dass der lokale Musiker sie getauscht hat. Ich suche noch nach alten Bildern der späten 70er. Evtl waren da ja schon andere PU´s zu sehen.

Zur Seriennummer konnte ich nichts finden, ich vermute mal da ist nichts mehr lesbar:) Die war wohl auch mal neu gefinisht worden, deswegen kann es auch sein dass die Nummer nicht mehr neu gestempelt wurde.

Dieses Video ist von 1979, sieht noch anch den alten Pickups aus.



@fly me to the moon

Nun kann ich die Frage beantworten, Dank sei Seymour Duncan:)

“It was an email to my Frampton.com email and I opened it up and there was just a picture of the guitar with the three white Seymour Duncan pickups that I had just put in before I went on that South American tour in 1980. I knew it was mine."

https://www.seymourduncan.com/blog/backstage-pass/frampton-and-the-phoenix-comes-alive

Es sind also 3 damals neu angeschaffte Seymour Duncans.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei der Restaurierung nach dem Fund haben sie ihm bei Gibson ja offenbar wieder schwarze PUs eingebaut.
 
@fly me to the moon

Ich finde gerade den Artikel nicht, aber das kommt daher, dass die Elektrik der Gitarre komplett getauscht werden musste, da nichts mehr funktionierte. Viele Teile bekam Peter Frampton aus der "Szene" in Nashville gespendet, unter anderem "echte PAFs". Manche Teile wurden durch "zeitgemäße" Teile ersetzt. Sobald ich den Artikel finde verlinke ich ihn noch.
 
Wow, das ist ja mal ne interessante Geschichte. Zwar ist Framptons Musik nicht meine, aber nach 30 Jahren sein Schätzchen wieder zu bekommen ist echt cool.
Da besteht ja doch noch Hoffnung auf Buddy Hollies Brille :D.
Bin schon gespannt auf weitere Stories.
:keks:
 
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Scheiße, dieser Framton spielt besser als ich.
Aber da liegt weder an seiner Diät, noch an seiner Gitarre:cool::cool::cool:
 
So sah die Gitarre nach dem 'Fund' aus....


totaal_zpsbhinbr2h.jpg


kop_zpsm6hh0d3p.jpg


front_zpszljoi8nc.jpg


Framptons '54 Custom found

Die ganze Geschichte mit den 'echten' Beteiligten kann auf 65 Seiten nachgelesen werden
 
Zuletzt bearbeitet:
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Als Kind der 60er gehört Frampton natürlich zu meinen All-time-Favourites . Mich hatte der lyrisch-psychedelische Touch seiner Band "The Herd" mächtig umgehauen. Damals war er noch auf einer Strat "unterwegs"



Humble Pie danach waren ein "Quantensprung" in die andere Richtung - eher vom Typ "voll in die Fresse" :D. Das im Startbeitrag erwähnte "Fillmore"-Konzert in 1971 musste ich derzeit unbedingt meiner Vinyl-Sammlung hinzufügen (ebenso wie in 1976 das "Comes-Alive"- Album ;)).

Ich war von den ES335-Gibsons angetan, zwar eher durch B.B.King und Eric Clapton's Royal-Alber-Hall/Cream-Konzert, aber dieser Frampton hatte ja nun auch so ein Exemplar
...durch eine Gibson ES-335 ersetzt
, was ihn noch einmal interessanter für mich machte. Jedoch erblickte ich auf dem Platten-Cover zu meinem "Entsetzen" eine Les Paul bei Frampton

MuBo_Frampton_Phenix.jpg


Das Entsetzen wich jedoch einem Grinsen bei dem, was ich nach Auflegen der Nadel zu hören bekam. Allerdings fiel mir schon damals beim Hören der LP (nee, nicht Les Paul, sondern LangspielPlatte :D) ein Feedback-Problem auf, weswegen diese ES335-Aussage
Da er aber bei Humble Pie sehr laut spielen musste, gab es bei jedem Solo, wenn er sein Volume Poti hochregelte extremes Feedback.
wohl nicht auf das Fillmore-Konzert zu beziehen ist, sondern in vorangegangenen Gigs seinen Wechsel zur Les Paul begründete. Ehrlich gesagt, hatte ich das Feedback damals unabhängig von ES335 oder LesPaul eher auf gewollt oder zu laut ist eben zu laut zurückgeführt - hier auf der Platte (4:47 bis 4:57) deutlich zu hören :



Nun, genug am eigentlichen Thema "Phenix" vorbei in Nostalgie geschwärmt. Ich habe in jedem Fall mit dem "Comes Alive"-Album meine bis dahin vorhandene Abneigung gegen Les Pauls endgültig abgelegt, weil Musiker und diese hier thematisierte Klampfe eine phänomenale Arbeit -imho einen Meilenstein der Rockmusik!!- abgeliefert hatten :rock:.

LG Lenny
 
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@C_Lenny Echt cool, ich steh auf solche Zeitzeugenberichte!
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
@Paruwi Danke für den MLP Link, super interessant!

Da bin ich schon seit Jahren unterwegs, aber dieser Thread ging mir durch die Lappen. Hab erst die Hälfte geschafft, aber ist super spannend:)

Danke für den "Heads up" :)
 
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@crazy-iwan Das Problem hab ich auch:)

Muss ich mal heute abend den HomePC anwerfen.
 
@Paruwi Man KÖNNTE die Bilder ja auch ganz einfach hier hochladen... :rolleyes:

@Captain Knaggs Super Story! :great:
 
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Man KÖNNTE die Bilder ja auch ganz einfach hier hochladen... :rolleyes:

soweit habe selbst ich als Computer-Laie auch schon gedacht
dann versuche doch mal die Bilder auf deinen PC zu speichern - bei mir ging es nicht.....
aber @benny barony hat sie ja oben schon gepostet
 
soweit habe selbst ich als Computer-Laie auch schon gedacht
dann versuche doch mal die Bilder auf deinen PC zu speichern - bei mir ging es nicht.....

Wenn Fotos gegen Abspeichern geschützt sind, kannst du folgendes machen:

Taste "DRUCK" betätigen
Paint aufmachen
Einfügen
Dann in Paint bearbeiten, allenfalls schneiden, wenn du willst
speichern unter ... fertig.

klingt umständlich, aber bei besonderen Bildern ist es die Mühe wert und funktioniert immer.
 

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