Die Crux beim Spiel der E-Gitarre über Kopfhörer

  • Ersteller OliverT
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Das Dumme bei Kopfhörern ist nunmal, dass die Raumakustik fehlt.
Das Problem (und die Lösung) sind die IRs. Bei Aufnehmen von IRs will man ja genau die Reflexionen vermeiden, aber mittlerweile gibt es "Full-Res-IRs", die den Raum mit einfangen. Das ist für Kopfhörer ein kleiner Gamechanger. Allerdings verbrauchen diese IRs auch eine immense DSP-Leistung.
Ich hoffe schon seit Längerm, dass das wird der nächste große Schritt im Modeling sein wird: Impulsantworten mit, sagen wir mal, drei Sekunden Länge zu laden. DSP-technisch ist das natürlich eine VÖLLIG andere Hausnummer als nahmikrofonierte Gitarrenboxen, aber eben weil sich so viele Gitarristen inzwischen hauptsächlich auf Kopfhörern hören, wäre das ein Weg, ENDLICH das ersehnte "amp in a room"-Gefühl zurückzubekommen. Gleichzeitig würde das ganz neue Möglichkeiten für Livesounds bieten. Wortwörtlich zum ersten Mal in der Geschichte hätte man damit die Möglichkeit, dass sowohl Gitarrist auf der Bühne als auch das Publikum diesen Klang hören könnten. (Ich finde das ironisch, weil "amp in a room" ja das Ursprünglichste E-Gitarren-Erlebnis ist, das es gibt; Liveverstärkung und Studioaufnahmen haben dann ja erst die Nahmikrofonierung nötig gemacht und damit als Ästhetik etabliert.)

Diese Erkenntnis wurde mir auch diesen Sommer, wo wir uns im Studio befanden bestätigt. Selbst im Sommer hatte ich immer noch laut Produzent zu viel Höhen & Presence im Sound. Er hat auch gemeint, dieses Problem kann er regelmäßig bei Leuten feststellen, die überwiegend mit Kopfhörer spielen.
Das finde ich wirklich faszinierend. Meine Erfahrung ist: Dadurch, dass ich seit Jahren über vernünftiges Equipment höre (DT770 mit in Software korrigiertem Frequenzgang, 64 Audio A3e, eingemessene Adam Audio T7V) und ich mein Gehör immer weider verbessere, kann ich inzwischen Gitarrensounds alleine erstellen, an denen ich nicht mehr viel machen muss, damit sie im Bandkontext tun, was ich möchte. Ausnahmen gibts immer wieder, aber eben immer seltener. Für den Live-Kontext verlasse ich mich auf unseren Mischer und spreche mit ihm immer wieder darüber, wie an zeitlichen und Stereo-Effekten sinnvoll sind, sodass meine Live-Sounds möglichst in jedem Raum funktionieren. Ich bin davon ausgegangen, dass es eine reine Übungssache ist, dass man irgendwann zuverlässig mit Kopfhörern Sounds erstellen kann, die überall funktionieren – so wie es inzwischen genügend Produzenten gibt, die Top-Hits auf Kopfhörern mischen. Ich denke nach wie vor, dass es so sein muss, aber es ist schon interessant, dass der besagte Produzent diese Beobachtung gemacht hat. Mit dem Klang der verwendeten In-Ears oder Kopfhörer kann es ja nicht zusammenhängen, wenn das ein Problem unterschiedlicher Gitarristen ist, die sicher nicht alle die gleichen Hörer verwenden. Die Frage, die sich mir hier stellt, ist: Was verleitet einen dazu, über Kopfhörer einen zu höhenlastigen Sound zu erstellen? Mir fallen folgende Möglichkeiten ein:
– Das Offensichtliche, aber hier eigentlich schon Ausgeschlossene: unpassender Frequenzgang der Kopfhörer.
Fehlende Lautheit: um sein Gehör zu schonen, dreht man nicht zu laut, aber dann fehlt einem das "Auf-die-Fresse-Gefühl" –> man überhöht "schrille" Frequenzen)
Fokussierung auf sich selbst: selbst wenn man mit Backing Tracks spielt oder zu eigenen Aufnahmen, wo der Rest der Band zu hören ist, spielt man ja für sich selbst und mischt seinen Gitarrensound vielleicht zu vordergründig
Abgestumpfte Ohren: zu lange zu laut auf Kopfhörern gespielt bedeutet, dass man Hochmitten und höhere Frequenzen irgendwann leiser hört. Im Laufe einer längeren Session zum Sounds-Erstellen denkt man vielleicht, man wäre endlich beim richtigen Ergebnis gelandet, hat in Wirklichkeit aber vor allem sein ermüdetes Gehör kompensiert. Das wäre dann ein Gegenkonzept zur ersten Hypothese.

Was denkt ihr darüber? Würde mich wirklich mal interessieren! =) Vielleicht fallen euch ja auch noch andere mögliche Gründe ein. Interessant fände ich auch, ob ihr die gleichen Erfahrungen gemacht habt.

Im Übrigen ist meine Reise genau umgekehrt: Ich habe lange Zeit meine Sounds zu höhenlastig abgestimmt, und erst im Laufe der Zeit gelernt, sie besser vorzubereiten, dass sie sich im jeweiligen Mix einbetten. Den Hang zur Höhenlastigkeit habe ich aber immer noch. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich als ursprünglicher Schlagzeuger unbewusst das Knallige fühlen möchte, das mir das Schlagzeug bietet.
 
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Für mich sind Kopfhörer zum Spielen zuhause alternativlos!
Klar, macht es mehr Spass, sich auch dort vom Amp anfeuern zu lassen, zumal ein Kopfhörer die Interaktion Lautsprecher/Saiten nicht liefern kann.
Doch das Leben ist kein Wunschkonzert und zu 99% der Zeit, wo ich üben kann, kann ich nicht laut spielen. Punkt.
Ein Gitarrenverstärker auf Zimmerlautstärke, was die Umgebung nicht stört, ist für mich die klar schlechtere Option, da ich der Meinung bin, dass E-Spielen eine gewisse Lautstärke erfordert, um die notwendige Dynamik zu bekommen. Ein E-Gitarrenverstärkerrig kann noch so hochwertig und ausgeklügelt sein, es klingt für mich -so leise- immer flach und leblos und den akustischen Klang der Gitarre durchzuhören, macht es noch schlimmer.

Ich nutze schon seit Jahren zu hause den guten alten AKG K240 MkII, der mir klanglich sehr gut gefällt (besser als viele Inear-Systeme) und den ich aufgrund von Overear und Velours Kissen, wirklich Stunden tragen kann, ohne Schwitzen oder Drücken. Allerdings treibe ich der Kopfhörer mit einem kleinen KH-Verstärker von ART an, weil mir die KH-Lautstärke am Ausgang von meinem Focusrite Interface, selbst bei max. Volume, etwas zu niedrig ist.

Ich kann auch ganz und gar nicht nachvollziehen, in wie fern üben/spielen über Kopfhörer, das Hören/Soundempfinden negativ verändern soll.
Das Wissen, welcher Gitarren Sound im Bandkontext funktioniert und welcher nicht, bekommen ich nur, wenn ich in einer Band spiele und dort Dinge ausprobiere. Jetzt sind das aber auch keine großen Geheimnisse, dass zu viel Gain, zu viel gescoopted und zu viel Effekte den Untergang im Bandkontext bedeuten (können), wenngleich dass für sich alleine sehr „gefällig“ klingt. Das ist aber zuhause via KH, Übungströte oder Fullstack nicht anders oder „besser“!

Ich habe mit diesem Wissen jedoch auch schon ein ganz anderes „Soundideal“ im Kopf! Ich stelle mir grundsätzlich, egal ob zuhause zum Üben, im Probenraum, mit Musikgeschäft, auf der Bühne oder fürs Recording einen bandtauglichen Sound ein und nicht einen, der für sich alleine “bombastisch„ klingt. „Gut“ klingt es für mich, wenn ich weiß, dass ich damit in einer Band klarkomme.

Dabei ist es nur von Vorteil, dass ich mir zuhause beim Spielen, fast grundsätzlich Backings auf den Kopfhörer gebe und dazu spiele und über den Mix sehr gut kontrollieren kann, was da gut funktioniert und was nicht.

Ein weiterer Aspekt ist, dass ich in Bands, die Inear Monitoring machen, kein großen Gewöhnungsprobleme habe. Auch da würde ich, wenn ich wählen kann, zwar immer noch lieber ohne die Knöpfe im Ohr spielen, aber auch hier ist das Leben nicht immer ein Wunschkonzert und die Vorteile einer Silent Stage lassen sich nun mal auch nicht wegdiskutieren.

Von daher können IMO Kopfhörer idR. natürlich nicht der Raumsound abbilden oder ersetzen, sind aber für mich die Lösung, um “umweltverträglich„ meinen Spaß haben zu können und ich glaube nicht, das ein E-Gitarrenspieler sich irgendwas “versaut“, wenn er Kopfhörer nutzt.:nix:
 
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, dass er sich gut in einen Backing Track einfügt, sollte es im Bandkontext doch auch halbwegs passen, oder?
deine Frage wurde nachfolgend gar nicht beachtet:rolleyes:. Ich denke mal Unterschiede sind, wenn du zu Hause alleine zu Backingtracks spielst
(ob mit Kh oder über Amp wurde ja inzwischen genug erörtert) stehst du als Gitarrist im Mittelpunkt des Geschehens. Der Track verändert sich nicht und du kannst in Ruhe z.B. mit verschiedenen Sounds rumexperimentieren. Wenn du mit anderen spielst, stehst du als Gitarrist nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens. Du mußt dich anpassen, wenn das Stück wiederholt wird kommt es auch zu Veränderungen, eben auch durch die anderen Musiker, die genau wie du, auch Variationen ausprobieren. Dazu u.a. ist ja auch das Proben gedacht, live kommt dann eh alles wieder anders als gedacht:). Man muß also etwas flexibler und dann auch schneller reagieren als man das zu Hause tut.
Zu den anderen Beiträgen, jeder macht so seine eigenen Erfahrungen, daraus resultiert dann auch, daß jeder eine andere Vorgehensweise, aus unterschiedlichen Gründen, bevorzugt. Letztlich ist das ja auch gut so, mMn..
 
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Wenn ich mein Gitarristenleben damit verbringe, zuhause über Kopfhörer meinen persönlichen Wohlfühlsound zu fahren, ist das völlig ok und es wird niemals irgendein Problem geben. Wenn aber dieser Jemand das erste Mal in seinem Leben mit seiner Gitarre direkt in einen lauten Fender Silverface Twin Reverb spielt, wird ihn mit absoluter Sicherheit das komische Gefühl beschleichen, dass das irgendwie alles ganz ganz anders ist. Wohlfühlen ist das dann nicht. Genau darum geht es!!!
Jetzt kann man natürlich sagen, dass ist doch total oldschool. Wir sind in 2022. Und da geht es um das Maximieren von Optionen, Bequemlichkeit, dem puren Konsum etc. Und gleichzeitig um das Minimieren jeglicher Gefahren und doofer Umstände.
Aber die Gitarre in einen lauten Twin ist der Ursprung. Damit fing alles an. Da ist das Gefühl. Da ist der Rock and Roll. Daher kommt jedenfalls bei mir die Inspiration und die Leidenschaft.
Und die technische und gesellschaftliche Entwicklung schreitet ja voran. Und wenn man in einigen Jahren den perfekten Gitarrensound auf einer Art Keyboard im stillen Kämmerlein simulieren kann, wird das das Maß der Dinge sein. Aber nicht für mich. Bei diesem ganzen bequemen Perfektionismus geht nämlich was ganz entscheidendes verloren. Aber das bemerken die meisten Leute nicht mal.
 
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Hatte vor Wochen mal wieder das Vergnügen einen schicken Tweed Amp in einem gut klingenden Raum zu spielen und dabei viele schöne Gitarren auszuprobieren. Schon eine ganz andere Nummer,
 
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@Spanish Tony : Ich glaube, Du musst niemand davon überzeugen, dass das, was Du beschreibst, "the real thing" ist, und das leise Spielen zuhause nur das Zweitbeste. Kaum ein Bedroom Player spielt zuhause über KH, weil der das für das Geilste überhaupt hält, sondern weil Band und Gigs (noch?) nicht zu Lebensplanung / Zeitbudget / Können passen.

Interessant werden Diskussionen da, wo der Konsens aufhört, und das ist m.E. @OliverT 's These, dass man sich mit dem Spielen mit KH für die spätere Bandpraxis einen Bärendienst erweist. Und da habe ich einiges mitgenommen: sowohl zu Gefahren (#43) als auch zu Gegenstrategien (#42).

Schöner Thread!
 
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Volle Zustimmung zu sowohl SpanishTony als auch nacrainter18. Wenn ich zuhause, brav über Kopfhörer, um ja niemanden zu stören, schrammeliges Post-Hardcore-Zeug spiele, ertappe mich doch auch dabei, dass ich mir denke: Das hat NICHTS mit Rock 'n' Roll zu tun. Das ist bestenfalls ein Zitat davon, wie Rock klingt. Alles andere ist nicht dabei. Aaaaaaber darum geht es hier nicht. Um den philosophischen Aspekt kurz zu Ende zu führen: solange ich das dann auf die Bühne bringe und mit echten Menschen teile, ist alles gut. Für diesen Thread wäre es ganz gut, wenn wir bei dem Thema bleiben, das OliverT angefangen hat, nämlich inwieweit man mit Kopfhörern sinnvoll seine Gitarrenarbeit für die Band vorbereiten kann. Das Thema "E-Gitarre spielen über Kopfhörer – was ist daran noch Rock 'n' Roll?" diskutiere ich gerne mit, aber das gehört dann in einen eigenen Thread. ;)
 
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Sehr cool! Starte doch sowas! Ich bin dabei:rock:
Herzlichen Dank an Oli und Bassi für die Kekse! Ich werf noch ein Stückchen Zucker ein und dann helfe ich, wo ich nur kann:hi5:
 
der Realismus wird’s euch danken 😉

die fehlende Schall-Laufzeit in der Luft beim Kopfhörer schlägt dann im ersten Moment im Proberaum voll zu.

Das Dumme bei Kopfhörern ist nunmal, dass die Raumakustik fehlt.

Der Klangdifferenz zwischen Kopfhörern und und Amp lässt sich auch für mich nicht wegdiskutieren.

Hatte schon mal einer von euch das Vergnügen mit einem Boss Waza Air zu spielen? Immer wenn ich nicht direkt am Amp sein kann, ist das meine GoTo Lösung. Natürlich sind dort andere Sounds am Start und es ist nicht die "analoge Kette", die ich sonst bevorzuge. Aber zumindest räumt er mit dem "isolierten Gefühl" auf. Auch die Simulation der Bewegung im Raum finde sehr gelungen ...

Ab 11:30 gut zu hören ...




Er nimmt aber sicher nicht mehr als 10 % meiner Spielzeit ein. Es ist eher so, dass ich mit ihm 10% mehr zum Spielen komme, weil es in Situationen passieren kann, in denen es sonst nicht möglich gewesen wäre.

Einsatzbereit ist er in kürzester Zeit und da er auch sehr gut als reiner Bluetooth KH fürs iPhone klingt ... brauche ich für on the Road (in Hotels, im Dienst ...) nix zusätzlich.


Sondern eher um die Problematik, dass so ein Sound über Kopfhörer nicht auf reale Band Situationen übertragbar ist.

Da bin ich bei euch. Allerdings muss man auch nicht 100 % der Spielzeit in Bandsituation haben. Es reicht aus meiner Sicht, wenn man sich darüber im klaren ist, dass das Kopfhörer/AmpSim-Monitor Spiel nicht übertragbar ist. Man muss das Spiel mit der Band üben, sonst fehlen einem ca. 15 % Ressourcen im Live Betrieb, die man benötigt, um mit der Band zu interagieren. Ausserdem ist der Umgang mit Dynamik ein ganz anderer als in einem "komprimierten" Backing Track zu dem man spielt - alleine wenn man das "Durchdringen im Bandsound" von Clean und Lead Tönen bewertet. Da braucht es eine Lernkurve und ständige Übung. (P.S. ich/wir haben einen Gig abgesagt, weil der Zeitpunkt nach Verletzung Bassist + Geburt der Tochter des Drummers ... nicht ausreichend Proben erlaubt hätte, um mir das nötige "Band Sicherheit" Gefühl zu geben. Natürlich kann ich meinen Kram, aber zusammen ist es noch mal anders! Und wenn es sich nicht vertraut anfühlt, dann gehe ich lieber 1x weniger auf die Bühne.)

Am Anfang sollte man sich also klar darüber sein was man will ... und sobald da Band steht, ist es schwierig das im heimischen Wohnzimmer zu simulieren. 👍

Alles andere: Übezeit/Online Jam/ .... geht für mich auch simuliert - nur sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass man dies 1 zu 1 übertragen kann auf Band, Real Life Jam und Co.

Kleines Beispiel: "die beste gelernte 12 Takt Blues Linie - perfekt aufs Backing geknallt - ist Live nix wert, wenn du erst am Ende von Takt 1 den Ball zugeworfen bekommst ..."

Gruß
Martin
 
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Und die technische und gesellschaftliche Entwicklung schreitet ja voran.
Die technische Entwicklung bestimmt - Die gesellschaftliche Entwicklung ... Hm, ich weiss nicht??!! ;)
Alles andere: Übezeit/Online Jam/ .... geht für mich auch simuliert - nur sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass man dies 1 zu 1 übertragen kann auf Band, Real Life Jam und Co.
Klar geht das auch simuliert. Da sind wir auch wieder bei virtual Reality. Ist halt nix für jeden. Das Boss Waza Air scheint ja ein nettes Toll zu sein, für Leute, die gerne ihr Smartphone intensiv nutzen.
Ist halt so wie, als der C64 raus kam. Es gab die Leute, die damals nur noch vorm PC abhingen und andere, die lieber sich mit ihren Freunden auf dem Bolzplatz zum Fußballspielen getroffen haben.
Ich spreche da auch jetzt rein subjektiv von mir: Meine Simulation beginnt im Kopf. Da brauche ich so etwas wie den Boss Waza Air nicht.
Wie ich schon geschrieben habe: Da spiele ich lieber unplugged, als mit Kopfhörern.

Wie gesagt, nur meine subjektive persönlich Meinung und so wie ich das halt handhabe. Ich erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
 
Das ist übrigens für viele „Homerecordler only“ oft ein Problem, wenn sie auf einmal über eine Gitarrenbox spielen, meinen die das klingt nach Müll 😉
Ganz ehrlich? Tut es auch. Das funktioniert dann eben NUR im Mix.
Ich dagegen liebe meinen aufgehübschten Multieffekt-Modeller-Gitarrensound, der weichgespült mit breitestem Stereoeindruck zuhause aus dem Kopfhörer rieselt, im Proberaum zumindest ähnlich dem gewohntem Sound von zuhause aus dem Stereo-FRFR-Setup und bei Gigs dann auch noch aus den FOH-Speakern zu hören ist.
Genau so. Und live entscheiden wir sowieso alle, bzw. der Toni, wie ich klingen soll. Da ordne ich mich vollständig den Bedürfnissen der Mehrheit unter. Und was das Monitoring angeht; da geht es mir nur darum, mich ausreichend zu hören. "Sound" ist da absolut zweitrangig. Solange der VOR der Bühne stimmt, ist alles okay.
 
Das Boss Waza Air scheint ja ein nettes Toll zu sein, für Leute, die gerne ihr Smartphone intensiv nutzen.

Nun ja ... Im Proberaum lassen wir häufig den Recorder mitlaufen und ich habe im Nachgang einzelne Spuren ... und daher auf dem Handy Backing Tracks mit der eigenen Band ... minus meiner Spur. Und damit lässt es sich schon auch ganz gut üben.

Der Vorteil ist halt an der Stelle nicht der Gitarrensound in Simulation, sondern die Möglichkeit es "virtuell" im Kontext zu tun :) ...

P.S. die Verbindung Gitarre KH passiert praktisch ohne Latenz (also das was man bei einem Funksystem auch hätte). Die Sound Simulation passiert im KH und nicht auf dem Handy, ist also "Snappy" flott. Es fühlt sich für mich ziemlich "real" an, weil es sich halt auch nach "Raum" anfühlt. Schwer zu beschreiben, aber 2 Minuten das Ding mal probieren erklärt mehr, als 1000 Worte.

Normal übe ich zuhause auch alles über normalen Amp (und nicht wirklich leise) ... aber mit dem Boss übe ich halt 10% mehr, weil ich mehr "Gelegenheiten" habe in denen es mir auch klanglich Spaß macht.

Gruß
Martin
 
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Vielleicht bin ich auch einfach zu alt für solche Sperenzien. :unsure:
 
@OliverT

Ich hätte nochmal eine Frage zu Deinem Ausgangsthread. Du schreibst ja, dass KH-Spieler dazu tendieren, einen schönen Sound zu haben, der aber nichts mit dem echten/nötigen Sound für den Band-Kontext zu tun hat, richtig?

Meinst Du, das liegt an dem HiFi Gefühl, das die Kopfhörer suggerieren? Dass man deshalb dazu tendiert, den Sound auch so zu gestalten?

Oder sagst Du, dass man mit KH überhaupt nicht an den „richtigen“ Live-Sound hinkommen kann, auch wenn man es drauf anlegt und weiß, worauf es ankommt? Wenn ja, woran liegt das Deiner Meinung nach?

Danke und Gruß,
glombi
 
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den „richtigen“ Live-Sound

Der Livesound, der sich im Bandmix durchsetzt und auch im Studio für Aufnahmen gut klingt, klingt zuhause halt so gar nicht schön. Das liegt auch weniger an Amp-in-the-Room oder nicht, sondern an den dafür benötigten Frequenzen (und denen, die man daheim allein dazumischt, damit es "schön" klingt).

Ganz stark vereinfacht:
Bestes Beispiel dabei für mich: Als ich Mitte der 1980er angefangen habe, Musik zu machen, war der SH-4 von Seymour Duncan sozusagen der Standard-Bridgepickup für Rock- bis Glam-Metal und ein wenig mehr. Man findet ihn auf sehr sehr vielen Platten dieser Zeit und hat ihn auf unglaublich vielen Konzerten gehört und dem Gitarristen häufiger als nicht einen geilen Ton bescheinigt. Heute (im Zeitalter der Bedroomplayer, wo alles daheim schön klingen soll), hat der SH-4 doch einiges an Popularität eingebüßt.

"Bleib mir mit dem schrillen Ding weg" ist dabei häufig zu hören. Das ist aber genau der Punkt. Der SH-4 ist seinerzeit mit der Maßgabe, sich live im Bandkontext sowie im Studiomix durchzusetzen, ohne allzuviel an der Signalkette schrauben zu müssen. Ganz konkret hatte Jeff Beck den Anspruch, dass er besser durch das Frequenzband, das ihm auf der Bühne und im Studio zur Verfügung stand, durchkommt und der Amp stärker angeblasen wird, als mit einem "normalen" PAF. Heute kannst Du all dass vollkommen problemlos anders regeln (und tust es auch). Gain kommt aus dem Amp oder Pedal, nicht mehr aus dem ultraheißen Pickup.

Es sind nicht nur die KH-Spieler, sondern grundsätzlich Spieler, die ihren Sound an Zuhause anpassen und entsprechend modulieren/modellieren. Versteht mich dabei nicht falsch: Es ist unglaublich, dass Technologie heute in der Lage ist, für einen überschaubaren Geldbetrag, auch diesen mittlerweile sehr großen Markt perfekt zu bedienen - ich spiele auch nicht mehr live und freue mich jeden Tag darüber, wenn ich spiele. Man muss sich dessen einfach nur bewusst sein, damit man nicht allzusehr überrascht ist, wenn es dann doch mal in eine Jam-Session oder neue Band geht und sich wundert, warum die Mitmusiker den Gitarensound nicht ganz so geil finden, wie man selbst.
 
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Ich tue mich schwer, die hier oftmals geäußerten Einstufungen von irgendwelchen Klängen als "echt/falsch", "Rock'n'Roll/Bedroom" usw. etc. nachzuvollziehen. Für mich ist das alles ein bisschen ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen, und liest sich genauso wie die häufige und bis zum Erbrechen wiederholte Litanei über "aktive Pickups = steril". Es ist klar, dass ich mit den Amp-Einstellungen für passive Pickups eine Gitarre mit aktiven Pickups erstmal schrill und unangenehm empfinde, weil aufgrund der niedrigen Impedanz die gewohnten Höhenverluste ausbleiben und daher meine Klangregelung nicht zur aktiven Gitarre passt. Also muss ich die Amp-Einstellungen anpassen, damit die aktive Gitarre gut klingt. So ist das halt.

Genauso geht's mir hier mit Kopfhörer. Natürlich sind die Einstellungen von irgendeinem Amp/Preamp/Modeler/Whatever möglicherweise nicht dafür passend, wenn ich üblicherweise meinen Sound auf dem Kopfhörer einstelle und dann das ganze in einen Amp mit Box einstöpsle. Keine Überraschung. Es klingen ja nichtmal zwei Kopfhörer unbedingt gleich. Also muss man's halt wieder neu am EQ hindrehen. Aber mit dem Erleben eines Band-Kontextes hat das überhaupt nichts zu tun. Wir haben als Band grundsätzlich alle über Kopfhörer (und zwar jeder den gleichen, bewusst) geprobt. Preamp/Modeler von Gitarren und Bass direkt in den Mixer, Gesang ebenfalls, und Schlagzeug anfangs mikrofoniert, später E-Drums. Es war geil. Klang toll, war mitreißend für alle, aber halt Funk und Soul, und kein "Rock'n'Roll", obwohl… manchmal auch das. Keine Ohrenschmerzen und stundenlanges Nachgeklingel nach den vertrauten "althergebrachten" Übungsabenden mit aufgerissenen Amps im Kampf mit der Schlagzeuglautstärke. Richtig guter Sound, so wie das viele Bands heute Live auch ähnlich gut und mit ähnlichen Mitteln auf die Bühne bringen. Und ein gruppendynamisches Gemeinschaftserlebnis, das sich bis in jede Faser "echt" angefühlt hat.
 
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Es sind nicht nur die KH-Spieler, sondern grundsätzlich Spieler, die ihren Sound an Zuhause anpassen und entsprechend modulieren/modellieren.
Ich glaube, auf genau diesen Unterschied will @glombi auch hinaus. Das sind halt zwei verschiedene Themen.

Für mich persönlich sind sie beide evident. Ich glaube sowohl, dass der Bedroom Player seinen Sound anders einstellt, als der Live-mucker in der Band, als auch, dass es quasi unmöglich ist, einen Amp-in-room Sound auf dem Kopfhörer zu replizieren.
 
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@OliverT

Ich hätte nochmal eine Frage zu Deinem Ausgangsthread. Du schreibst ja, dass KH-Spieler dazu tendieren, einen schönen Sound zu haben, der aber nichts mit dem echten/nötigen Sound für den Band-Kontext zu tun hat, richtig?
Das habe ich jetzt so nicht gesagt. Das hat jetzt erst mal nichts mit dem Bandmix zu tun. Der Sound kann sich ja dennoch durchsetzen, klingt halt nach nix ;)

Ob bei meiner Metalband oder Coverband, die Erfahrung war die gleiche: Die Sounds über Kopfhörer, die wo da gut waren, haben einfach nur schlecht über PA geklungen.
leichter wurde es dann mit Monitoren und 1x12 oder 2x 12 zum zu Hause testen.

Unser Ohr spielt uns nun mal einen Streich mit dem Kopfhörer. (Aussage von 2 Produzenten, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten die ich kenne).
Übrigens, professionelle Studios machen den Mix in der Regel mit Monitoren, zumindest die meisten ;) Das hat schon seinen Grund.

Meinst Du, das liegt an dem HiFi Gefühl, das die Kopfhörer suggerieren? Dass man deshalb dazu tendiert, den Sound auch so zu gestalten?
Weiß ich nicht

Oder sagst Du, dass man mit KH überhaupt nicht an den „richtigen“ Live-Sound hinkommen kann, auch wenn man es drauf anlegt und weiß, worauf es ankommt? Wenn ja, woran liegt das Deiner Meinung nach?
Kann ich nicht sagen


Ola Englund hat da bei einem Video zu dem WAZA folgenden Satz gesagt, auch was das Spiel mit Kopfhörer angeht: "It sounds good, but It doesnt sound right"
Das würde ich unterstreichen.
 
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Ob bei meiner Metalband oder Coverband, die Erfahrung war die gleiche: Die Sounds über Kopfhörer, die wo da gut waren, haben einfach nur schlecht über PA geklungen.
leichter wurde es dann mit Monitoren und 1x12 oder 2x 12 zum zu Hause testen.
Meine Erfahrung ist das übrigens überhaupt nicht. Im Gegenteil. Wenn ich über verlässliche Kopfhörer einen Sound erstelle, der später aus einer eingemessenen PA kommt, klappt das. Jedenfalls wurde mir das schon von etlichen Leuten, denen ich vertrauen kann, bescheinigt. Vielleicht sind es die letzten >5%, um die es den von dir zitierten Produzenten ging? Das mag sein, so weit reicht mein Perfektionismus dann doch nicht. ;) Aber mit Kopfhörern hab ich die Möglichkeit, einen verlässlichen Eindruck vom Klang UND Spielgefühl zu bekommen, ohne dass ich dabei die E-Gitarre akustisch höre (was ja enorm wichtig ist). Über Studio-Monitore muss ichs dann schon so machen, dass ich DI aufnehme und dann am Sound arbeite. Soweit jedenfalls meine Erfahrung und Arbeitsweise, die sich bewährt hat.

Noch ein Wort zu den WAZA-Kopfhörern: als ich das Andertons-Video dazu gesehen habe, war ich 1. erstaunt davon, dass sich hinter dem "krassen Trick" kaum mehr zu verbergen scheint als ein guter Room-Reverb – das mach ich schon seit Jahren so (gähn), und 2. dass die Andertons-Leute anscheinend selber nicht darauf gekommen sind, dass das schon alles ist, bzw. dass man das, was die WAZA-Kopfhörer machen, mal damit zu vergleichen, wie es klingt, wenn man einen trockenen Gitarrensound mal mit einem adäquaten Room-Reverb versieht. Für mich ist das essentiell, damit ich mich beim alleinigen Gitarrespielen wohlfühle.

Unser Ohr spielt uns nun mal einen Streich mit dem Kopfhörer.
Das hab ich auch schon gehört, aber bisher noch nie in Kombination mit einer nachvollziehbaren Erklärung oder Begründung. Ja, du hast bei trockenen Signalen (ohne irgendeine Art Cross-Bleed) die Signale von links und rechts isoliert auf einem Ohr, und das ist theoretisch gesehen unnatürlich. Aber welche psychakustischen Effekte soll das haben, dass man irgendwelche Probleme bekommen könnte? Und: sind das überhaupt Probleme, wenn man grundsätzlich nur über Kopfhörer hört – und vielleicht schon so weit daran gewöhnt ist, dass man weiß, wie es über Kopfhörer klingen muss?
Diese Fragen müsste jemand erstmal beantworten, um dieses pauschale "Kopfhörer lügen" nachvollziehbar zu machen. Und wie ich schon geschrieben hab: Es gibt sehr wohl Produktion von höchstem professionellem Niveau, die von Anfang bis Ende auf Kopfhörern entstehen und trotzdem auch auf Lautsprechern absolut überzeugend klingen.
 
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Ola Englund hat da bei einem Video zu dem WAZA folgenden Satz gesagt, auch was das Spiel mit Kopfhörer angeht: "It sounds good, but It doesnt sound right"
Mag sein.
Das wichtigste Plus ist allerdings: Kopfhörer ist für mich die Alternative zu gar nicht spielen oder trocken ohne Amp.
 
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