Nachbar beschwert sich über Bass

Waljakov
Waljakov
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Hi,
vorweg: Ich hab bereits die Suchfunktion bemüht und einzelne Threads gefunden, die ein ähnliches Problem beschreiben. Aber entweder wurden diese direkt geclosed mit dem Verweis, es gäbe angeblich schon unzählige Threads zum Thema (ohne jedoch eines zu verlinken) oder die vorgeschlagenen Lösungen treffen bei mir nicht zu. Also bitte nicht direkt zumachen oder wenn doch, dann bitte mit einem Verweis auf einen Thread, der genau das selbe Problem beschreibt.

Ich spiele viel Gitarre und höre auch viel Musik, aber alles auf sehr dezenter Lautstärke. Das haben mir Freunde und Familie beschtätigt bzw. ungläubig geguckt, dass sich jemand von so einer Laustärke gestört fühlen könnte. Weder mein Gitarrenspiel noch meine gehörte Musik ist besonders basslastig. Dennoch beschwert sich mein Nachbar neben mit oft über wummernde Bässe.

Ich stelle meinen Verstärker (Roland Streetcube) oder meinen Lautsprecher (JBL Charge 3) immer auf mein Bett, sodass diese vom restlichen Raum entkoppelt sein sollten.

Bspw. hab ich zum Arbeiten neulich sowas hier gehört

Daraufhin hat mir mein Nachbar fast die Wand eingeschlagen. Ich hab dann mal mit dem Handy die Laustärke gemessen:
Bei absoluter Stille zeigt mir die App ca. 40db an
Eine leise Unterhaltung liegt bei ca. 85db
Beim verlinkten Track waren es ca. 75db

Entfernung Handy zu Schallquelle ca. 1m.
Die absoluten Werte kommen mir sehr hoch vor, aber zum Vergleich reicht es wohl.

Die (Rigips)-Wand zu meinem Nachbarn ist ca. 6x2.5m. Der Verstärker/Lautsprecher ist ca. mittig im Raum platziert. Das Zimmer ist ca, 6x3.5m groß.

Ich höre von meinen Nachbarn so gut wie gar nichts, keine Musik, keine Unterhaltungen, keine Küchengeräte. Höchstens, wenn mal was Schweres umfällt.

Gibt es irgendetwas, was man sinnvoll machen könnte, um das Problem zumindest zu reduzieren? Alle vorgeschlagenen Lösungen in anderen Threads haben sich auf das Entkoppeln von Schallquelle und Fußboden bezogen, das scheint aber bei mir ja nicht das Problem zu sein.
 
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Ich höre von meinen Nachbarn so gut wie gar nichts, keine Musik, keine Unterhaltungen, keine Küchengeräte. Höchstens, wenn mal was Schweres umfällt.
Dann dürfte das umgekehrt genauso sein (außer der Nachbar kann durch die Wohnung schweben, hat nie Besuch und hört alles mit Kopfhörer).

Ich würde, bevor ich bei mir umbaue, mal eines Deiner "normalen Musikstücke" laufen lassen und den Nachbarn bitten, Dich mal in die Wohnung zu lassen. Ist der Bassdruck auch für Dich tatsächlich störend, dann kann man ja mal gucken, was möglich ist. Hörst Du nix, kann der Nachbar gerne umziehen oder sich mit Oropax behelfen. Man darf in seiner Wohnung nämlich nicht ur still rumsitzen, sondern leben, und zum Leben gehört normales Radiohören genauso wie Gitarre oder sonstwas spielen (okay, also Dudelsack oder ähnliches in voller Lautstärke vielleicht nicht unbedingt länger als 30 Minuten... ;)).
 
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Das Problem in solchen Fällen ist meist kein technisches Problem, sondern ein menschliches, und das heißt Nachbar. Gibt ja genug dokumentierte Fälle, die in Gutachten, Gegengutachten, Anwälten, Lärmmessungen und Gerichtsverhandlungen ausarteten. Und am Schluß zieht einer von den Kontrahenten aus. Nicht, dass ich dir das wünschen würde, aber wenn dich der liebe Nachbar aufs Korn genommen hat, wirds schwierig, da kannste dämmen was du willst.
 
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Tiefe Frequenzen sind in diesem Zusammenhang leider etwas undankbar.
Aufgrund der langen Wellenlängen kommt es durchaus vor, daß der Bass einen Raum weiter *und* einem Stockwerk tiefer lauter ist als im Raum selbst ...
Ich habe auch selbst erlebt, daß alle höheren Frequenzen unkritisch waren, aber der Bass gut durchzieht. Erschwerend kommt dazu, daß vor allem ältere Leute bei Bass empfindlicher sind.
Radio und Gespräche dagegen machen da nichts aus. Individuelle subjektive Empfindlichkeit kommt natürlich immer mit dazu.

Physikalisch gesehen hilft bei Bass nur Masse. Es gibt Clubs, in denen ziemlich laute Mucke läuft und draußen auf der Straße hört man fast nix. Das geht meist nur mit viel, viel schwerem Beton.
Eine massive Steinmauer vor der Rigips-Wand würde vermutlich helfen, aber da haben vielleicht andere etwas dagegen ...
 
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Eine leise Unterhaltung liegt bei ca. 85db
Na da lies besser nochmal nach. Die mir bekannten Tabellen setzen starken Straßenverkehr bei 80 bis 85 dB an, Radio in Zimmerlautstärke bei 55 und ein normales Gespräch bei 60 dB an. Eine ruhige Wohnung wird mit 45 dB angegeben, das passt also zu deiner Messung.
Da halte ich es für plausibel, dass sich sensiblere Gemüter an 75 dB stören können, während du offensichtlich belastbarer bist.

Leider gibt es keine objektive/absolute Grenze der Zumutbarkeit. Gerade wenn ich Rigipswand lese, läuten bei mir alle Alarmglocken. Wenn die Schallisolation unterdurchschnittlich ist und du dir dessen bewusst bist, hast du vermutlich im Streitfall die Pflicht, deine Emissionen noch penibler zu hinterfragen. Die beschriebenen Reaktionen lassen beim Nachbarn auf wenig Verständnis schließen, also wäre mein Rat, spiel über Kopfhörer. Und suche das Gespräch mit dem Nachbarn und eruiere, wie viel Zeit er dir täglich bei welcher Lautstärke maximal zugestehen würde. Am besten hört man sich das mit Zeugen dafür gemeinsam auf beiden Seiten der Wand an. Wenn ein Kompromiss gefunden werden kann, ist es super, wenn nicht, sehe ich wenig Chancen für dich. Schließlich ist gerade E-Gitarre ein Instrument, was man perfekt geräuschlos spielen KANN, wenn man will.

Da wirst du m.E. von keinem Richter der Welt Unterstützung bekommen. Das rauszufinden lohnt selten, nur um "Recht" zu behalten auf Konfrontation zu gehen strapaziert die Nerven beider Seiten unnötig.

Edit: Rigipswände schwingen häufig und können wie eine riesige Membrane die Schwingungen nebenan noch verstärken.
 
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Da halte ich es für plausibel, dass sich sensiblere Gemüter an 75 dB stören können, während du offensichtlich belastbarer bist.
Wenn der Nachbar etwas hören will das ihn stört, dann hört er auch etwas. Prügeln müsste man die Erbauer solcher Behausungen, wo jeder gelassene Furz das halbe Haus in Aufruhr bringt.
 
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Hallo!

Ich würde, bevor ich bei mir umbaue, mal eines Deiner "normalen Musikstücke" laufen lassen und den Nachbarn bitten, Dich mal in die Wohnung zu lassen. Ist der Bassdruck auch für Dich tatsächlich störend, dann kann man ja mal gucken, was möglich ist.

Genau das ist der richtige Weg. Damit zeigst Du dem Nachbarn auch das Du bemüht bist das evtl. Problem zu lösen.
Ohne sich selber zusammen mit dem Nachbarn bei ihm in der Wohnung ein Bild zu machen, kann man nichts tun.
Du kannst dann die Messungen mit dem Handy auch beim Nachbarn in der Wohnung mit ihn zusammen durchführen.

Gruß
sven
 
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Kurzform: Deine Suchrichtung und Deine Annahmen werden der Physik leider nicht gerecht.

Längere Form: Ich liste einmal auf. Lösung vielleicht am Ende.

1) Die Entkopplungsannahme
Ich stelle meinen Verstärker (Roland Streetcube) oder meinen Lautsprecher (JBL Charge 3) immer auf mein Bett, sodass diese vom restlichen Raum entkoppelt sein sollten.
Wir neigen dazu, Wände, Böden usw. als starre, unverformbare Dinge wahrzunehmen. In unserer Erfahrungswelt stimmt das ja auch. In der Welt der Vibrationen stimmt es überhaupt nicht mehr.

Du kannst fast sicher sein: Alles, was in Richtung "Entkopplung" angeboten wird, ist physikalisch falsch. Verdeutlichen wir es, indem wir im Geiste Deinen Lautsprecher auf dem Bett durch einen "Hau-den-Lukas" ersetzen, den Du mit Schmackes bedienst. Was passiert? Nun, der Schlag geht über das Bett und die Beine in den Boden, regt dort Transversalwellen an, die, an den Wänden angekommen, die Wände zu lustigen Lautsprechermembranen umfunktionieren. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf durch's Gebäude. Mehr dazu unten, bei den Resonanzthemen (durch Mitdenken zu erschließen).

Dein Lautsprecher wird auch über Schalldruck und Schallausbreitung alle Wände und insbesondere die Decke(n) in Wallung bringen. Stelle Dir dazu einen Luftaballon vor, den Du in einem Karton (als Zimmermodell) bis zur allseitigen Berührung der Wände aufbläst, und dann mal mehr, mal weniger Luft hineinbläst (also Schallwellen anbietest) ... Alle Wände bewegen sich ... ist halt ein quaderartiger Großlautsprecher mit etlichen Dutzend qm Fläche, so ein Zimmer ...

2) Ausbreitungswege
Die Vibrationen haben dazu viele; einige sprach ich gerade an. Aber es gibt in Deiner Situation einen noch wirksameren Weg: Die Resonanz über die Luft von Raum zu Raum. Dieses hier (unten) zeigt den Effekt leidlich gut (gibt leider wenig gute Videos dazu):
  • Sender = angeschlagene Stimmgabel (= Dein Lautsprecher)
  • bringt das Volumen der Box zum Schwingen (= Dein Zimmer)
  • überträgt durch die Luft (!nicht! über den Boden) in die andere Box
  • ist die empfangende Stimmgabel auf gleicher Resonanzfrequenz, schwingt sie (Fernübertragung)
Andere Videos dieser Serie zeigen, dass die empfangene NICHT schwingt, wenn man ihre Resonanzfrequenz, z.B. durch ein Blöckchen, ändert.

DASS eine Wand zwischen Euren Zimmern ist, ist nicht relevant für den Effekt. Eher im Gegenteil, siehe Dämpfung.




3) Resonanzphänomene
Frequenzabhängige "Resonanz" ist denkbar unanschaulich. Am ehesten sieht man das am Pohlschen Rad (anderes bekanntes Beispiel ist die durch Resonanz sich selbst zerstörende Brücke). Diese beiden hier haben das ganz ordentlich gezeigt:



Und darauf läuft das hinaus: Verstärkung (y-Achse) vs. Anregungsfrequenz (f, hier omega = 2*pi*f). Die wichtigen Fälle:

6070


  • KEIN Resonanzkörper (irreal) -> ergäbe eine durchgezogene Parallele durch die 1 (nicht gezeigt)
  • Resonator, aber KEINE Dämpfung -> 1-unendlich-1, mit unendlich bei Resonanzfrequenz (nicht gezeigt; wäre bei der am weitesten rechts liegenden gestrichelten Senkrechten)
  • Resonator MIT Dämpfung (jeder Normalfall) -> Resonanz-ÜBERHÖHUNG (= echte Verstärkung v >1, bis v >> 1) in einem Frequenzbereich um die Resonanzfrequenz
  • Resonator MIT Überdämpfung (Pohlsches Rad in Sirup) -> sog. aperiodischer Grenzfall: Die "Schwingung" ist immer gedämpft (also v < 1)
In der Praxis haben wir fast immer den 3. Fall davon, also WEGEN der stets vorhandenen Dämpfung der sich ausbreitenden Welle(n) einen relativ BREITEN Frequenzbereich mit VERSTÄRKUNG über bis weit über "1" (d.h. auf der richtigen Frequnez geflüstert, klingt's nebenan "wie Donnerhall" ...).

In der Praxis haben wir IMMER mehr als einen bedämpften Resonator (Raum-Moden, Räume, Schränke, Wandausbreitungen s.o. usw.), d.h. als Spektrum sieht man immer ziemlich viele Resonanzen, oft konzentriert im niederfrequenten Bereich.

4) Rückbetrachtung
Du beschreibst hier sehr schön die Stimmgabelsituation, s.o.
Die (Rigips)-Wand zu meinem Nachbarn ist ca. 6x2.5m. Der Verstärker/Lautsprecher ist ca. mittig im Raum platziert. Das Zimmer ist ca, 6x3.5m groß.

Und hier lieferst Du eine tieffrequente Salve nach der anderen:
Bspw. hab ich zum Arbeiten neulich sowas hier gehört

Süß, nur ohne Spektrum leider ohne jegliche Aussagekraft, s.o. "Resonanz".
Ich hab dann mal mit dem Handy die Laustärke gemessen:

Ich folgere 'mal messerscharf: Dein Gegenüber sendet hochfrequenter, Du niederfrequenter. So hört er Dich verstärkt (Resonanzüberhöhung), Du Ihn dagegen kaum (bis auf dumpfe Aufprallgeräusche). Also sehr stimmig im Lichte obiger (Bau-) Physik.
Ich höre von meinen Nachbarn so gut wie gar nichts, keine Musik, keine Unterhaltungen, keine Küchengeräte. Höchstens, wenn mal was Schweres umfällt.

5) Was kann man tun?
Wenn Du obige Effekte durchdenkst, wirst Du schnell einsehen: technisch ist da wenig bis nichts zu reißen. Beispiele:
  • Eure beiden angrenzenden Räume werden nahezu symmetrisch sein => Stimmgabelsituation (watt will man denn umgestalten?)
  • soviel Beton oder Sirup könnte man garnicht in beide Zimmer pumpen, dass genügend Dämpfung entsteht ... und selbst dann liegt v immer noch über 1 ...
  • hätte man die Raumresonanzen in den Griff bekommen ... blieben immer noch die anderen Wellenausbreitungen (Ballon-im-Karton-Beispiel)
  • usw.
Es hilft nicht, Ihr müsst Euch verständigen, falls noch nicht geschehen. Interessant wäre zB eine gegenseitige Hörbesichtigung, etwa der Art:
  • "ach, so leise klingt hier Dein Lautsprecher"? (Musi läuft, bzw. Kumpel gitarrisiert)
  • "guck mal, während Deine Anlage leise spielt, hört sich das in diesen Räumen so und so an." ... "und es hängt auch noch davon ab, wo man ist" (tja, Wellen halt)
  • usw. "In den Schuhen des Anderen stehen" (hier also in den Ohren)
Neben der Physik können auch andere Dinge eine Rolle spielen, wie etwa ein belastender Beruf Deines Nachbarn (Schichtarbeit usw.), usw.

Gerichte entscheiden regelmäßig sinngemäß so:
  • man kann dem Einen nicht verbieten, Musik zu hören oder zu machen
  • man kann dem Anderen eine ständige Lärmbelastung nicht zumuten
  • man möge sich einigen.

Hoffe, Dein Blick ist nun etwas geschärfter für die Wirklichkeit der Welt der Wellen und Vibrationen.

Grüße vom Physiker und gutes Gelingen.
 
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was kann man tun:
wenn es eine GK ständerwand ist, könntest du auf deiner seite eine zweite lage gipskarton aufbringen.
das reduziert resonanzen und hilft bei tiefen frequenzen, erhöht aber das gewicht der wand kaum.
kostet zwar mit tapezieren und malern ein paar euros, aber so eine maßnahme kann das verhältnis zum nachbar vielleicht verbessern.
 
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Nur mal zur Info:

https://www.mietrecht.com/zimmerlautstaerke/
https://www.mietrecht.org/mietvertrag/zimmerlautstaerke-mietrecht/

"Wie lange Mieter zuhause Musizieren dürfen, machen die deutschen Richter vom Instrument und dem Schallschutz des jeweiligen Wohnhauses abhängig. Zwei Stunden gelten im Allgemeinen als zulässig. Bei lauten Instrumenten wie Klavier oder Schlagzeug muss die Spielzeit unter Umständen jedoch kürzer gehalten werden, um die Nachbarn nicht zu stören. Ein generelles Verbot für Mieter zuhause Musik spielen zu dürfen ist jedoch nicht zulässig."

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in seinem Urteil vom 26. Oktober 2018 (Az.: VZR 143/17) neue Vorgaben definiert. So müssen sich Berufs- und Hobbymusiker grundsätzlich an die im jeweiligen Bundesland geltenden Mittags- und Nachtruhezeiten halten. Darüber hinaus definiert der BGH fürs Musizieren Richtwerte. Diese liegen an Werktagen bei zwei bis drei Stunden sowie an Sonn- und Feiertagen bei einer bis zwei Stunden.

Miteinander reden ist sicherlich erstmal die beste Option. Sollte es zu keiner Einigung kommen,
kannst du dich auf deine Rechte berufen, und die sind gar nicht so schlecht für Musiker...:)
Theoretisch darfst du sogar minimal 30 Minuten Schlagzeug am Tag in einer Mietwohnung spielen.

"Wenig überraschend sind Schlagzeuge besonders laut und durchdringend. Zu ihnen sind schon mehrere Gerichtsurteile gefällt worden. So hat das Landgericht München I entschieden, dass Vermieter das Schlagzeugspielen nicht grundsätzlich verbieten können.
Das heißt aber auch nicht, dass Mieter nun ohne Einschränkung "auf die Pauke hauen" dürfen. Das Ausmaß dessen, was in einem Mietshaus noch zulässig ist, hängt immer vom Einzelfall ab, also unter anderem vom vorhandenen Lärmschutz und der Hellhörigkeit des Gebäudes. Andere Mieter dürfen nicht wesentlich in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt werden (Az. 6 S 11144/05). Durch andere Gerichte wurde das Schlagzeugspielen mal auf 30, mal auf 90 Minuten pro Tag eingeschränkt. Unzulässig ist es immer während der Ruhezeiten, teilweise geht man in Wohngebieten auch von einer Unzulässigkeit ab 19 Uhr aus – dies ist aber einzelfallabhängig (Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 17.09.1991, Az. 13 S 5296/90)."
Quelle: https://www.anwalt-suchservice.de/

Um es abzukürzen, rede mal mit deinem Nachbarn. Sollte das nicht fruchten, wird er halt mit deiner Musik leben müssen. Er kann imo froh sein, dass du nicht Drummer oder Geiger bist.

LG
 
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Wohnungstrennwand in Trockenbau? Die müßte ja als Brandschutz schon relativ schwer sein. Aber wenn dem so ist, spricht viel dafür, daß ihr beide(konstruktiv) auf derselben Decke steht. Wenn du jetzt noch sagst, daß das ein sanierter Altbau mit Holzdeckenbalken ist...
Beweg dich mal auf einem Trampolin, ohne daß ein zweiter auf dem Trampolin was mitbekommt.
Die womöglichen juristischen Schritte müßten eigentlich nicht gegen Nachbarn, sondern gegen den Planer unternommen werden!
 
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was kann man tun:
wenn es eine GK ständerwand ist, könntest du auf deiner seite eine zweite lage gipskarton aufbringen.
das reduziert resonanzen und hilft bei tiefen frequenzen, erhöht aber das gewicht der wand kaum.
Ja, so etwas liest man in ähnlichen Zusammenhängen oft. Schauen wir es uns genauer an ... dann wird auch deutlich, warum man ohne gemessene Impulsantwort (= alle Resonanzen aller Zimmer) nichts konkret reißen kann.

1) Voraussetzung
Nehmen wir an, die Zwischenwand wäre das einzige schwingende System (=Resonator) UND alle anderen stets vorhandenen Ausbreitungswege irrelevant (was sie nicht sind - dann Betrachtung für jeden Weg wiederholen).

Das zutreffende Ersatzsystem ist das Federpendel mit Masse m und Federkonstante D, sowie Dämpfungs-/Verlustfaktor. Ohne Dämpfung beträgt die Resonanzfrequenz bei kleinen Auslenkungen
  • 2*pi* f = wurzel( D/m )
Wir betrachten als nächstes, wie sich (D/m) verändert. Das bleibt ohne gemessene Spektren ... unbestimmt, trotz aller Werkelei.

2) (D/m) ~ konstant
Das ist gar nicht so selten. Mit mehr Masse (zB doppelte Lage) bringt man auch mehr Federkraft ein (2*D, parallele Federn). Damit ist dann (2*D) / (2*m) = D/m, also (in der Praxis nahezu) unverändert.

Das Ergebnis NACH dem Werkeln ist dann von VOR dem Werkeln kaum unterscheidbar:
1677925818791.png

WARUM nimmt eine schwingende Wand überhaupt Lautstärke weg, jedenfalls meistens?

WEIL typischerweise deren Resonanzfrequenz sehr tief liegt, eher bei oder knapp unter den Bässen. Entscheidend ist nun die BLAUE Linie:
  • rechts der Resonanz ist es irgendwann (Schnittpunkt mit blau) immer leiser (v < 1)
  • zu den Bässen hin erst transparant (v=1), dann verstärkt (v >> 1)
  • noch tiefer weniger verstärkt, aber stets lauter als im Sendezimmer (1 < v)
3) (D/m) nun größer
Das wäre natürlich M**t, denn man macht die Wand für Nachbars Schall mehr als transparent. Kommt immer mal wieder vor, z.B. wenn die zweite Lage ein größeres D und/oder geringere Dichte hat: Werkelei für die Katz.
1677926195764.png

4) (D/m) kleiner
Das ist prinzipiell besser, und mit Sorgfalt oder Glück auch erreichbar, reicht aber vielleicht nicht aus:
  • um wurzel( D/m) auf 1/10 zu bringen (DEUTLICHE Verschiebung) ...
  • ... muss (D/m) auf 1/100 sinken, also ...
  • ... m * 100 (unpraktisch, Baustatik, ...)
  • ... D/100 (tja, wie?)
In der Praxis wird man nur marginale Veränderung erhalten. Die Synthi-Fans kennen das: Man schiebt das Bandpassfilter eine Winzigkeit zu tieferen Frequenzen. Klingt anders, meist ohne dramatischen Effekt auf Lautstärke, Bässe bleiben erhalten. (Einzig die Hörkurve "rettet" hier vielleicht etwas: gleicher Schalldruck, als leiser empfunden)
1677926510685.png


5) Abschließende Gesamtschau
Hier die drei Fälle zusammen. Wie gesag:
  • Winzigkeiten kann man reißen
  • erforderliche Größenordnung an Verbesserung praktisch nahezu unmöglich
  • immer geht: QUELLE reduzieren (Lautstärke, Häufigkeit, weniger niederfequente Stücke, Kopfhörer usw.)
1677926558928.png

Übrigens: Mit der blau-violetten Kurve kämpfen alle Trittschalldämmer, wie Architekten oder Drummer. Man ist da in sehr schwerem Territorium. Und beide kämpfen mit der Physik:
  • Energieerhaltung ist OK: eine Form wandelt sich in eine andere um
  • Impulserhaltung BLEIBT auch, und zwar in Stärke UND Richtung (abwärts beim Stöckeln oder vom Bassfuss) ... und der wabert dann als (Summe aller) Impulsvektor(en) durchs gesamte Gebäude.
Also:
  • wenn schon werkeln, dann nur mit qualifizierter Vorher-/Nachher-Messung (und dem Risiko der Verschlimmbesserung)
  • Verständigung und Absprachen haben vielleicht größere Erfolgsaussichten.
 
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Der einfachste Weg ist einen passenden Wandaufbau nach Zulassung zu bauen. Dann sollte das klappen
 
@MS-SPO
Deine Vorlesung in Schwingungsmechanik ist ziemlich imposant, ob sie richtig ist, bin ich zu faul nachzurechnen. Sie läßt aber, wie immer in solchen Fällen, die konkrete Situation in der Praxis unberücksichtigt.
Zum einen ist die Gipskartonbeplankung nur eine Ebene des kompletten Wandaufbaues, weswegen schonmal das Rechenmodell der Massenverdopplung ziemlich ungenau wird. Zum anderen bedeutet eine (fachlich korrekt ausgeführte) Doppelbeplankung eben nicht, daß sich nur die Dicke von 1,25cm auf 2,50cm ändert. Beide Lagen sind gespachtelt, (die untere natürlich nicht🐂4) und versetzt angeordnet. Das bedeutet nämlich am Ende des Tages, daß eine doppelt beplankte Wand praktisch noch viel besser als eine großflächige Membran wirkt, als eine einfach beplankte, die akustisch mehr zum gelenkigen Polygonzug wird, und dadurch sogar mehr Energie durch Wärme entzieht....o_O

Und , nein, ich bin kein Trockenbauer, nur Klugsch....:whistle:
 
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Deine Vorlesung in Schwingungsmechanik ist ziemlich imposant
Danke

ob sie richtig ist, bin ich zu faul nachzurechnen.
Muss man nicht: Ist ja alles graphisch, bis auf 'ne Wurzel, und, wo es geht, anschaulich gedacht.

Das bedeutet nämlich am Ende des Tages, daß eine doppelt beplankte Wand praktisch noch viel besser als eine großflächige Membran wirkt, als eine einfach beplankte, die akustisch mehr zum gelenkigen Polygonzug wird, und dadurch sogar mehr Energie durch Wärme entzieht....o_O
Eine weitere Möglichkeit, zu verschlimmbessern ... (das eint uns)

Deswegen pauschalisierte ich eingangs, denn da liegen unzulässige Vereinfachungen, mitunter schlichtes Wunschdenken nahe:
Du kannst fast sicher sein: Alles, was in Richtung "Entkopplung" angeboten wird, ist physikalisch falsch. Verdeutlichen wir es, indem wir im Geiste Deinen Lautsprecher auf dem Bett durch einen "Hau-den-Lukas" ersetzen,


Mein Fazit:
  • wer werkeln will, möge werkeln
  • und sich über die Ergebnisse wundern.
  • Also: Wundern ist Aufgabenstellung. "Keine Beschwerde mehr" heißt im Grunde: nichts, ohne weiteres erkunden.
 
Die womöglichen juristischen Schritte müßten eigentlich nicht gegen Nachbarn, sondern gegen den Planer unternommen werden!
Wenn man Mieter ist, wendet man sich an den Vermieter. Wer Planer ist kann dem Mieter herzlich egal sein. Der Nachbar soll die Miete mindern, dann wird der Vermieter meist aktiv.
Nur mal zur Info:

https://www.mietrecht.com/zimmerlautstaerke/
https://www.mietrecht.org/mietvertrag/zimmerlautstaerke-mietrecht/

"Wie lange Mieter zuhause Musizieren dürfen, machen die deutschen Richter vom Instrument und dem Schallschutz des jeweiligen Wohnhauses abhängig. Zwei Stunden gelten im Allgemeinen als zulässig. Bei lauten Instrumenten wie Klavier oder Schlagzeug muss die Spielzeit unter Umständen jedoch kürzer gehalten werden, um die Nachbarn nicht zu stören. Ein generelles Verbot für Mieter zuhause Musik spielen zu dürfen ist jedoch nicht zulässig."

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in seinem Urteil vom 26. Oktober 2018 (Az.: VZR 143/17) neue Vorgaben definiert. So müssen sich Berufs- und Hobbymusiker grundsätzlich an die im jeweiligen Bundesland geltenden Mittags- und Nachtruhezeiten halten. Darüber hinaus definiert der BGH fürs Musizieren Richtwerte. Diese liegen an Werktagen bei zwei bis drei Stunden sowie an Sonn- und Feiertagen bei einer bis zwei Stunden.
Achtung beim googeln für juristische Fragen. Für elektrische Instrumente ist diese Rechtsprechung nämlich nicht 100%ig übertragbar. Die kann man nämlich leiser drehen. Klaviere, Trommeln und Trompeten eher nicht.
Miteinander reden ist sicherlich erstmal die beste Option.
Definitiv.
 
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grundsätzlich ist für dieses thema die DIN 4109 und die ergänzung VDI 4100 zuständig.
da gibt es verschiedene anforderungsprofile für diverse bauteile an bauwerken.
es gibt sog. anforderungsniveaus.
"zeitgemäß"
"gehoben"
"komfortabel"
"luxuriös"
jenachdem, wie alt das gebäude ist, gelten entsprechend die anforderungen der jeweiligen DIN des baudatums.
die DDR hatte auch entsprechende standards zu diesem thema.

heißt, nur weil ein nachbar sich beklagt, muß deswegen das bauwerk nich falsch geplant sein, es kommt auf das baujahr und bei neueren bauwerken auf das gewählte anforderungsniveau an.
bedeutet, ein sozialer wohnungsbau ist anders ausgelegt (auch damit die nachbarn besser über den ehestreit informiert werden) als die luxoriöse villa, wo neben dem schlafzimmer der kinosaal liegen könnte.
 
Unter der Annahme, daß die 'Lärmemission' von Waljakov wirklich unerheblich ist, und der Nachbar nicht hypersensibel, scheiterts für mich an der Bauausführung. Ich präzisiere mal den Planer raus, da der sich bestimmt erst mal an Vorgaben wie die 4109 gehalten haben wird. Vielleicht liegts ja mehr bei der Bauleitung, die die Ausführung nicht kontrolliert hat. Z.B. ist die Steinwolle wirklich ordnungsgemäß eingebaut? Wenn nicht, erklärt das auch sehr viel...
Aber grau ist alle Theorie, und nix davon löst die Probleme des threadstarters.
 
Hmm, wurde hier schon mal das naheliegende angesprochen? Nämlich sich mal mit dem Nachbarn zusammen setzen, bei einem guten Essen und einem gepflegten Getränk nach Wahl. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die aber besprochen werden sollten um Unstimmigkeiten auszuräumen. Nicht immer sind Nachbarn sture, unwirsche Zeitgenossen.
da brauchts keine Physik und auch keine juriste Ermittlung des Übeltäters bzw wer den jetzt im Recht ist und warum.
 
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