Berliner Elegie

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Jongleur
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Berliner Elegie

1
In deinem Fall mit einem Mal verschwunden
Wer weiß, wie bald in deinem Fall die Zeit
Ein Zeichen gibt fĂŒr klĂŒgeres Verhalten
Statt dass sie unbewegt im Kreise geht

2
In deinem Fall im freien Fall entflogen
Ein Weinen, das uns keine Antwort gibt
Denn wenn man liebt, und kann es nicht mehr halten
Dann klaffen all die Spalten bis ins All

Bridge
In deinem Fall, im freien Fall entflogen
Betrogen um ein letztes Happyend
Und weiter geht die Reise in die Fremde
Die jeder kennt und keiner gern benennt

Hook
In deinem Fall im freien Fall
In deinem Fall im freien Fall
In deinem Fall im freien Fall

3
GlĂŒck neben UnglĂŒck haben wir empfunden
Wund oder Wunder wird es nie mehr sein
Die Kinder weinen, weil sie was vermissen
Bis sie vergessen, was zum Weinen ist

Bridge
In deinem Fall, im freien Fall entflogen
Betrogen um das letzte Happyend
Und weiter geht die Reise in die Fremde
Die jeder kennt und keiner gern benennt

In deinem Fall ein freien Fall
In deinem Fall ein freien Fall
Im freien Fall ein freier Fall

1
In deinem Fall mit einem Mal verschwunden
Wer weiß, wie bald in deinem Fall die Zeit
ein Zeichen gibt, fĂŒr klĂŒgeres Verhalten
Statt dass sie unbewegt im Kreise geht

Hook
In deinem Fall im freien Fall
In deinem Fall im freien Fall
In deinem Fall im freien Fall

In deinem Fall ein freien Fall
In deinem Fall ein freien Fall
In deinem Fall ein freien Fall
 
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Einen speziellen Dank, lieber Binder fĂŒr deinen ⭐! Diesen Text habe ich fĂŒr Musiker geschrieben. Er geht formal bei nĂ€herer Betrachtung eigene Wege. Hier ist mir der verdĂ€chtige Klang wichtiger als der logische Inhalt! Dieser soll letztlich nur EIN Bestandteil des fertigen Songs sein.
 
Ja, lieber Jongleur, ich habe alle Knöpfe so eingestellt, dass mir jeder neue Beitrag von Dir sofort gemeldet wird :) ... Hin und wieder entdecke ich so etwas wie einen Reim - aber ohne feste Struktur - und dennoch oder gerade deswegen fließt alles harmonisch ineinander. Kannst Du "verdĂ€chtiger Klang" fĂŒr mich nĂ€her erklĂ€ren.
 
Hin und wieder entdecke ich so etwas wie einen Reim - aber ohne feste Struktur - und dennoch oder gerade deswegen fließt alles harmonisch ineinander.
Kann ich! Der Text verzichtet auf die unverdĂ€chtigen, erwartbaren Endreime. Statt dessen arbeitet er mit Halbreimen, auch Assonanzen genannt und Alliterationen! Gleichzeitig folgt auch der Satzbau nicht regelmĂ€ĂŸig der ĂŒblichen Satzbau-Art: Subjekt-PrĂ€dikat-Objekt. Das alles gibt dem Text automatisch eine unverbrauchtere Syntax als gewöhnlich ĂŒblich! Was nĂŒtzen den Songschreibern der Gegenwart „moderne“ Textformen, wenn jeder jeden kopiert. In Sachen Klassiker hat die KI jedenfalls noch etwas RĂŒckstand, wie ich noch tĂ€glich im ZwiegesprĂ€ch feststellen darf!

Ich studiere seit Monaten Rilkes „Duinesische Elegien“. Von Woche zu Woche fallen mir neue Merkmale auf, die bis heute eher nur oberflĂ€chlich erwĂ€hnt werden, falls ĂŒberhaupt. Mein Text hat zwar nicht die klassische Form einer deutschen Elegie, aber etwas spöttisches Augenzwinkern kann heutzutage nicht schaden! ;)

Vermutlich werden dem nur Wenige folgen wollen oder können. Auch deshalb antworte ich so offenherzig.

Aber je mehr ich Rilke begreife, umso hÀufiger fallen mir zugleich Texte von Grönemeyer oder Nils Frevert ein, an deren Machart ich mich einfach nicht satthören kann!
 
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Da stand ein wenig "Der Panther" Pate, oder?
 
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Da stand ein wenig "Der Panther" Pate, oder?
Nein, der „Panther“ ganz bestimmt nicht! Denn damals hat Rilke hauptsĂ€chlich noch ganz klassisch End-Reime geschrieben! Erst in den letzten Jahren hat er freie Verse, also ohne Endreime geschrieben.

Endreime haben den Nachteil, dass man sie stets als Zeilenziel ansteuern muss. Der End-Reim ist fĂŒr mich ein mĂ€chtiger Diktator! Ein Halb-Reim steht hingegen oft am Anfang
 und der Rest der Zeile steht der Phantasie total frei!

Nehmen wir an, ich steure auf den End-Reim „Hund“ zu. Dann wĂŒrden sich viele EntwĂŒrfe Ă€hneln.
Aber wenn die vorige Zeile mit „und“ endet, kann die nĂ€chste mit „ein Hund“ beginnen, dann klingt auch DAS gut und der Sinn der neuen Zeile ist noch total offen! Oder?

Falls du eine Ähnlichkeit mit dem „Panther“ siehst, dann vielleicht deshalb, weil auch ich das Dinggedicht liebe, also die „Innenwelt“ gern so beschreiben, als wĂ€re sie eine „Außenwelt“.., ;)

Aber lass uns bitte ausserdem nicht vergessen, wie gewaltig Hip Hop den Schreib-Stil moderner Lyrics verĂ€ndert hat.,,, und bei Kool Savas oder Koolegah ahne ich ebenfalls EinflĂŒsse vom Rilke.
 
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Nein, der „Panther“ ganz bestimmt nicht! Denn damals hat Rilke hauptsĂ€chlich noch ganz klassisch End-Reime geschrieben!
Ein Gedicht weist ja nicht nur im Reimschema bestimmte Merkmale auf.

Mich hat speziell die vierte Zeile "Statt dass sie unbewegt im Kreise geht" an den Panther erinnert. Auch er bewegt sich "im Kreise", auch bei ihm ist trotz aller Bewegung das Eigentliche unbewegt (betÀubt).

Auch das Versmaß entspricht in den Strophen dem vom Panther. Deshalb vermutete ich da eine VerknĂŒpfung.
 
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Ein Gedicht weißt ja nicht nur im Reimschema seine eigenen Merkmale auf.
Hm .., das bevorzugte Reimschema ist fĂŒr Dichter schon extrem wichtig, zumal oft spezielle Gedichtearten mit speziellen Reimschemata verbunden sind.

Aber ich verstehe schon was du mir sagen willst. NatĂŒrlich kenne ich den Panther auswendig und natĂŒrlich könnte mir schreibend unbewusst sein tragischer Tanz hinter den Gittern durch den Kopf gegangen sein
 allerdings schrieb ich vor 40 Jahren bereits; „der große Zeiger jagt den kleinen“ - und da kannte ich Rilke höchstens vom Namen. ;)

Auch das Versmaß entspricht in den Strophen dem vom Panther. Deshalb vermutete ich da eine VerknĂŒpfung.
Die Versmaße sind in der Tat identisch! Aber das ist nicht sonderlich ĂŒberraschend. Denn ein 5-Heber bietet oft die beste Möglichkeit, in einem Vers gleich zwei Aussagen unterzubringen. Und einem Musik-Text wird ja gegenwĂ€rtig immer weniger Platz angeboten.

Aber ich freue mich echt ĂŒber die beiden Kommentare- tolle Analyse! Schreibst du selber auch?
 
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Hin und wieder.
 
Herzlichen Dank fĂŒr euren ⭐, @Tygge @x-Riff, @Frank_de_Blijen!

Mit etwas Abstand wird mir immer klarer, wie manche Raptexter fĂŒr viele Jahre traditionelle Texte in den Hintergrund verdrĂ€ngten ( konsequent und vermutlich unbewusst auf den Spuren von Rilke, Heine oder Goethe.., ;)
 
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Oh, vielen Dank, @Teestunde: NatĂŒrlich heißt die Hook einheitlich;

In deinem Fall im freien Fall

Hier haben wir so einen bewussten Umstieg vom 5-Heber zum 4-Heber oder gar 2-Heber!! Ich kann mir hier 2 Minuten Chor vorstellen; immerfort nur;

In deinem Fall im freien Fall
Im freien Fall in deinem Fall
In deinem Fall im freien Fall
Im freien Fall in deinem Fall

Bis Musik und Tanz in einem freien Fall verschmelzen und allmÀhlich völlig egal wird, worin eigentlich der freie Fall besteht!!!!
 
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Ich werde gelegentlich gefragt, warum ich oft irgendwie kompliziert texte.- Ich denke, ein Grund dafĂŒr ist, dass ich vermute, dass unsere EINFACHEN Meinungen meistens einseitiger formuliert werden, als wir das jeweilige Problem tatsĂ€chlich empfinden. Das EINFACHE einer Meinung entsteht mE meistens nur durch das VERSCHWEIGEN der angeschlossenen Ängste und Unsicherheiten. Unser UnverstĂ€ndnis wiederum entsteht, weil wir letztlich selber unseren vereinfachten Meinungen mehr vertrauen, als dem unklaren Dauerfeuer unserer GefĂŒhle.

Ich sehe mich und den Rest der Welt stÀndig einer verwirrenden und verworrenen Logik folgen. Egal, ob ich das Einfache oder das Komplizierte betone.
 
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Ich werde gelegentlich gefragt, warum ich oft irgendwie kompliziert texte.- Ich denke, ein Grund dafĂŒr ist, dass ich vermute, dass unsere EINFACHEN Meinungen meistens einseitiger formuliert werden, als wir das jeweilige Problem tatsĂ€chlich empfinden. Das EINFACHE einer Meinung entsteht mE meistens nur durch das VERSCHWEIGEN der angeschlossenen Ängste und Unsicherheiten. Unser UnverstĂ€ndnis wiederum entsteht, weil wir letztlich selber unseren vereinfachten Meinungen mehr vertrauen, als dem unklaren Dauerfeuer unserer GefĂŒhle.

Ich sehe mich und den Rest der Welt stÀndig einer verwirrenden und verworrenen Logik folgen. Egal, ob ich das Einfache oder das Komplizierte betone.
Das ist ein schönes Statement.
 
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Ich lese Texte hier im Forum meistens mehrfach, nach ein paar Tagen noch einmal. Der hier ist einer, der besonders intensiv nachwirkt.
In deinem Fall im freien Fall
ist eine so starke Zeile! So viel Bedeutung, so viel Klang! Diese Zeile bleibt gleich im Kopf und wird da immer bleiben (wenn der Kopf das mitmacht)
Und vermutlich werde ich noch ein paar mal auf diesen Text zusteuern.

Ein wenig geschmunzelt hab ich darĂŒber, dass Du den Refrain "Hook" nennst ... da scheint mir das Forum ĂŒber Bande gewirkt zu haben :)
 
In deinem Fall im freien Fall
ist eine so starke Zeile! So viel Bedeutung, so viel Klang! Diese Zeile bleibt gleich im Kopf und wird da immer bleiben (wenn der Kopf das mitmacht)

Ich habe zu tippen begonnen, nachdem mir „In deinem Fall im freien Fall“ eingefallen war. Denn auch mir fielen dazu mehrere Bedeutungen gleichzeitig ein. Aus gutem Grund, denn ich arbeite seit Monaten an einer (fĂŒr mich) neuen Ausdrucksform: dem freien Vers.

Daran mĂŒssen sich meine Wahrnehmungs- Organe erst mal gewöhnen. FrĂŒher suchten sie auf Entscheidung drĂ€ngende Endreime. momentan suchen sie nach „Hooks“, an denen sich gleich mehrere Gedanken aufhĂ€ngen lassen. Mein Grundgedanke lautet: Sollten unsere Wahrnehmungen ganz speziell rein menschlich sein, dann sind vielleicht alle Dinge Ă€hnlicher bzw. miteinander verbundener, als ich bisher vermutet habe


Wobei das LD vieles sein kann: ein konkreter Mensch, eine Philosophie, ein Planet und vieles mehr
 Mich trug beim Schreiben der Wunsch: Ein Song stĂ€rkt das gemeinsames GefĂŒhl, dass sich alle im Freien Fall befinden und sich dabei bei plötzlich bei den HĂ€nden fassen könnten. Mir gehen verschiedenste Bilder durch den Kopf: eine Familie am Sterbebett, Menschen beim Tandemsprung, eine Menschen-Gruppe auf dem Weg zu einem historischen Ereignis oder eine Trennung und und und. Ich habe genug von klaren, hasserfĂŒllten Reden!

Ich weiß nicht genau, wohin meine Reise fĂŒhrt, aber ich weiß ganz sicher: mich treibt weder Eile noch Gier!
 
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