Analyse einsamer Melodie

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Kater Blau
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Hallo liebe Community,

es geht bei meiner Frage um diese beiden kleinen Musikstücke aus älteren Videospielen:

1.) Silence/Secret Area aus Metroid (Töne: b-f-a-des-c-fis-h-f-d)

View: https://youtu.be/QjeISoK3pqs

2.) Secret-Jingle Zelda (Töne: g-fis-es-a-gis-e-gis-c)

View: https://youtu.be/LbMzV-GJ7uY

Beide Musikstücke bestehen mehr oder weniger aus einer einstimmigen Melodie. Von der Stimmung her ähneln sich meines Empfindens die Musikstücke. Sie klingen mysteriös und geheimnisvoll - ganz entsprechend Ihres Einsatzgebietes im Spiel. Die Stücke tauchen auf, wenn es darum geht ein Geheimnis zu lüften oder im Falle des Secret Jingles, man ein Puzzle erfolgreich gelöst hat.

Beim Spielen am Klavier und genauem Hinhören und Hinsehen konnte ich leider keine althergebrachten melodischen Muster aus der tonalen Dur-Moll-Welt erkennen. Worin auch meine Frage besteht: Wodurch entsteht der Charakter der beiden Stücke und wie kann man diesen in eigenen Musikstücken nachmachen? Hört ihr hier tonale Zentren heraus?

Beim ersten gibt es noch in der Bassstimme einen chromatischen Bass, der allerdings außer einem verzierten Orgelpunkt auf dem Ton E (e-f-fis-g-as-g-ges-f-e) keine weiteren Informationen bringt (zumal ich bezweifle, dass die Melodie E als Zentrum hat…)

Mir fiel noch auf, dass beim Secret-Jingle aus Zelda, die Melodie zunächst abwärts und im Anschluss aufwärts geht. Ich habe für diese Art der Melodik den Ausdruck „kreisende Melodik“ kennengelernt. Hierdurch entsteht ein zielloser, suchender Charakter. Das würde ja schon einmal zu dem Titel des Stückes passen.

Durch die einstimmige Melodie (in Musikstück 2 mit einem Echo), entsteht eine sehr einsame Stimmung, die nicht wenigen Spielern ein unbehagliches Gefühl vermittelt.
 
Von der Stimmung her ähneln sich meines Empfindens die Musikstücke. Sie klingen mysteriös und geheimnisvoll
Durch die einstimmige Melodie (in Musikstück 2 mit einem Echo), entsteht eine sehr einsame Stimmung, die nicht wenigen Spielern ein unbehagliches Gefühl vermittelt.
Das kann ich beides so nicht nachempfinden: Ich empfinde die Melodien weder als mysteriös, noch als geheimnisvoll oder einer einsamen Stimmung entsprechend.

Beim ersten durchhören der ersten Melodie hatte ich den Eindruck, daß irgendein Computernerd relativ wahllos Töne aneinandergereiht hat. Bei näherem Hinschauen habe ich dann mehrere Dinge festgestellt:
  1. Die Melodie enthält 8 verschiedene Töne von 12 möglichen einer Oktave. Diese sind aber nicht gemäß einer Tonleiter angeordnet. Eine solche Struktur ist nicht zu entdecken.
    Die Töne sind: a, b, h, c, des, d, f, fis. Es ist also eine chromatische Tonleiter, der die Töne dis, e, g und gis fehlen. Das f kommt zweimal vor, alle anderen Töne nur einmal.
  2. Die Töne erklingen in großem Abstand, so daß es gewissermaßen einer Zwölftonreihe ähnelt.
  3. Die ersten drei Töne ergeben einen Mollakkord mit großer Septime: Bbm maj7. Vielleicht erzeugt der in Dir diese mystische Stimmung?
  4. Die nächsten vier Töne (c-fis-h-f) enthalten zweimal das Intervall eines Tritonus, der zweite Tritonus (h-f) liegt eine große Septime höher als der erste (c-fis). Durch solche großen Intervalle versucht man, in der Zwölftonmusik z.B., jede Reminiszenz an herkömmliche Melodik zu eliminieren.
  5. Die letzten beiden Töne (f-d) haben das Intervall einer Rufterz (absteigende kleine Terz). gerade diese Rufterz (Hallo!) zerstört bei mir jeden Eindruck der Einsamkeit, denn das heißt ja im Grunde: Hallo, hier bin ich, siehst Du mich?
Bei der zweiten Melodie so ähnlich: Die Summe der Töne ist: c, es, e, fis, g, gis, a. Dadurch, daß so viele Töne chromatisch nebeneinander liegen, ist keine herkömmliche Tonleiter zuordenbar.

Überlegungen:
  1. Die Töne 2, 3 und 4 (fis-es-a )ergeben einen verminderten Dreiklang.
  2. Die Töne 5, 6, 7 und 8 (gis-e-gis-c) ergeben einen übermäßigen Dreiklang.
  3. Wie Du schon erkannt hast, sit die Laufrichtung der Melodie (abwärts -> aufwärts) etwas konventioneller als im ersten Beispiel.
Mehr fällt mir dazu nicht ein. Wie schon gesagt halte ich beide Melodien eher für Zufallsprodukte durch Herumprobieren, als für gezielte Komposition mit fundiertem Hintergrundwissen des Erstellers.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Hallo McCoy,

ich danke dir für deinen Beitrag!
Verstehe ich das richtig? Die Musik ist echt atonal?

Verhindern oder unterstützen die übermäßigen Akkorde in beiden Musikstücken den atonalen Charakter deiner Meinung nach? Ich kenne es nämlich so, dass man in atonaler Musik jegliche Akkordbildung vermeidet. Aber auf der anderen Seite sind ja übermäßige und verminderte Akkorde auch so schön mehrdeutig.

Ich höre im ersten Stück eine dreigliedrige Struktur in der Melodie: 1.) Die ersten vier Töne, 2.) die nächsten drei Töne und 3.) die letzten beiden „Hallo“-Töne.

Könnte man da irgendwie ein Call-and-Response hören?

Die Tonfolge „Hallo“, die du entdeckt hast, finde ich sehr interessant. Ich kannte dieses Intervall lediglich als Kuckucks-Terz. Allerdings könnte man ja auch sagen, es ruft jemand „Hallo (ist da jemand?)“ - also schon irgendwie einsam…

Der Hintergrund ist, dass ich selbst ein Spiel programmiere und ich auch verschiedene Stimmungen einfangen möchte und ein Stück wie die obigen würde denke ich auch gut in mein Spiel passen. Welche (akustischen) Instrumente würdest du denn für die obigen Stücke jeweils verwenden, wenn du es instrumentieren müsstest?
 
Verhindern oder unterstützen die übermäßigen Akkorde in beiden Musikstücken den atonalen Charakter deiner Meinung nach? Ich kenne es nämlich so, dass man in atonaler Musik jegliche Akkordbildung vermeidet.
Das ist zu sehr nach Regeln gedacht. Wenn man sich genügend mit Akkordlehre beschäftigt hat, kann man ja drei oder mehr beliebige Töne immer zu irgendeinem Akkord zusammendeuten, wenn sie nicht gerade im Sekundabstand zueinander stehen. Dieses Kunststück kriege ich auch mit einer Zwölftonreihe von Schönberg hin. Zwei Töne ergeben ein Intervall, drei oder mehr Töne einen Akkord. Die Frage ist nur, ob man einen Namen dafür findet. Und mit genügend Erfahrung findet man für fast alles einen Namen.

Ich höre im ersten Stück eine dreigliedrige Struktur in der Melodie: 1.) Die ersten vier Töne, 2.) die nächsten drei Töne und 3.) die letzten beiden „Hallo“-Töne.

Könnte man da irgendwie ein Call-and-Response hören?
Richtig gehört. Call-and-Response ist aber eher ein Ausdruck der afroamerikanischen Musik. Wenn man sagt, daß es drei Abschnitte oder Phrasen gibt, reicht das ja, um einer Beschreibung Genüge zu tun.

Die Tonfolge „Hallo“, die du entdeckt hast, finde ich sehr interessant. Ich kannte dieses Intervall lediglich als Kuckucks-Terz. Allerdings könnte man ja auch sagen, es ruft jemand „Hallo (ist da jemand?)“ - also schon irgendwie einsam…
Das ist jetzt ein bisschen überinterpretiert ...

Welche (akustischen) Instrumente würdest du denn für die obigen Stücke jeweils verwenden, wenn du es instrumentieren müsstest?
Auf die Idee, das zu instrumentieren, würde ich von selbst nicht kommen. Dafür ist mir das zu belanglos. :nix:

Viele Grüße,
McCoy
 
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Die Musik ist echt atonal?
Vielleicht kann ein Vergleich dienen: tonal ist die intervallische Melodie des bekannten Filmkomponisten Bill Conti bei 1:14, die als kosmischer Schlüssel in Masters of the Universe funktioniert.
Weniger kosmisch könnte man annehmen, dass über den Bordun C ein Durdreiklang mit umspielter Terz etabliert wird.
Aber ist denn eine vergleichbare interstellare Portalwirkung auch von den Motiven aus Metroid und Zelda bekannt? :D

1762617197366.png



View: https://www.youtube.com/watch?v=B5oiPFdjAYI&t=74s

Gruß Claus
 
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Dieses Kunststück kriege ich auch mit einer Zwölftonreihe von Schönberg hin. Zwei Töne ergeben ein Intervall, drei oder mehr Töne einen Akkord.

Naja, allerdings existieren ja durchaus auch so etwas wie tote Intervalle.
So höre ich z.B. in Stück 1 den
Die nächsten vier Töne (c-fis-h-f) enthalten zweimal das Intervall eines Tritonus, der zweite Tritonus (h-f) liegt eine große Septime höher als der erste (c-fis).
besagten Tritonus h-f nicht als solchen, weil es zwei unterschiedliche Phrasen sind.

Das ist jetzt ein bisschen überinterpretiert ...
In dem Spiel geht es halt darum, dass man vollkommen alleine und isoliert einen unbekannten Planeten erkundet.

Auf die Idee, das zu instrumentieren, würde ich von selbst nicht kommen. Dafür ist mir das zu belanglos. :nix:

Melodie Nr. 2 z.B. wird in den heutigen Spielen von einer Harfe gespielt.

Aber trotzdem danke für deine Antworten, auch wenn es überhaupt nicht deine bevorzugte Musik ist!
 
In dem Spiel geht es halt darum, dass man vollkommen alleine und isoliert einen unbekannten Planeten erkundet.
Der Ausdruck Rufterz ist einfach nur ein etablierter Fachausdruck. Ich hätte eben so gut auch Kuckucksterz schreiben können. Das heißt aber nicht, daß der Ersteller der Tonfolge im Kopf hatte, daß da irgend jemand etwas ruft. Das meine ich mit Überinterpretation.

auch wenn es überhaupt nicht deine bevorzugte Musik ist!
Ganz so schlimm ist es ja nicht. Ich habe vor 30-40 Jahren auch so manche seltsame Tonfolgen mit QBasic (SOUND und PLAY) erschaffen. Die Programme habe ich noch, kriege sie aber leider nicht mehr zum Laufen.

Melodie Nr. 2 z.B. wird in den heutigen Spielen von einer Harfe gespielt.
Bei Melodie Nr. 1 würde ich wahrscheinlich im Sinne einer Klangfarbenmelodie jeden Ton von einem anderen Instrument spielen lassen.

Viele Grüße,
McCoy
 
Von der Stimmung her ähneln sich meines Empfindens die Musikstücke. Sie klingen mysteriös und geheimnisvoll
Das kann ich beides so nicht nachempfinden: Ich empfinde die Melodien weder als mysteriös, noch als geheimnisvoll oder einer einsamen Stimmung entsprechend.
Das könnte - möglicherweise - daher kommen, dass der eine zuerst das Spiel kannte, also
ganz entsprechend Ihres Einsatzgebietes im Spiel.
In dem Spiel geht es halt darum, dass
und der andere eben nur die beiden Melodien hörte, ohne den Zusammenhang im Spiel und deshalb ohne "Vorwissen" um den Hintergrund ...
 
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Vielleicht kann ein Vergleich dienen: tonal ist die intervallische Melodie des bekannten Filmkomponisten Bill Conti bei 1:14, die als kosmischer Schlüssel in Masters of the Universe funktioniert.
Weniger kosmisch könnte man annehmen, dass über den Bordun C ein Durdreiklang mit umspielter Terz etabliert wird.
Aber ist denn eine vergleichbare interstellare Portalwirkung auch von den Motiven aus Metroid und Zelda bekannt? :D

Anhang anzeigen 1007480


View: https://www.youtube.com/watch?v=B5oiPFdjAYI&t=74s

Gruß Claus

das ist ein interessantes Beispiel, warum schreibt er ein "Ges" und kein "Fis" (oder war das deine Übertragung)?
Sollte es so stimmen, müsste man sich überlegen, ob die Tonalität formell erfüllt ist oder nicht. Sollte man von E-Moll und enharmonischer Verwechselung des "Fis" ausgehen, fehlt der bei der letzten Wendung Leitton. Die klangliche Wirkung ist für mich eher freitonal. Als Beispiel für eine tonale Melodie würde sich anderes vielleicht besser eignen ;)
 
warum schreibt er ein "Ges" und kein "Fis" (oder war das deine Übertragung)?
Weil man bei diesem einem chromatischen Ton ja vom G nach unten denkt - und da ist ein Ges nunmal logischer, eben einen HT vom G "runter gedacht" und nicht vom F einen "rauf".

Sollte man von E-Moll und enharmonischer Verwechselung des "Fis" ausgehen, fehlt der bei der letzten Wendung Leitton.
??
Egal wie man F# oder Gb enharmonisch verwechselt, der Leitton zu E ist ein D#.
 
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Der Leitton von E-Moll (oder auch E-Dur) wäre ja ein Dis. Allerdings ist der Leitton in moderner Musik auch nicht zwingend, selbst wenn es eine Tonart gibt.
Vermutlich reden wir gerade aneinander vorbei :)
 
Sorry, meinte ich, ist korrigiert - aber eben kein F# 😅
 
Ne, das bezieht sich nur auf den letzten Schritt, D zu E.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Weil man bei diesem einem chromatischen Ton ja vom G nach unten denkt - und da ist ein Ges nunmal logischer, eben einen HT vom G "runter gedacht" und nicht vom F einen "rauf".

Sollte er sich gedanklich in E-Moll befinden, würde das Ges keinen Sinn machen. Falls das "Ges" gemeint ist, müsste man kritisch hinterfragen, wie tonal diese Melodie ist. Das "E" taucht zwar als letzter Ton auf, muss ja aber trotzdem nicht das harmonische Zentrum sein.

Es gibt doch angeblich in Beethovens Neunter eine Stelle mit einer 11-Ton-Reihe, wo also nur ein Ton zur Dodekaphonie fehlt. Hat jemand die konkreten Takte parat?
 
Zuletzt bearbeitet:
das ist ein interessantes Beispiel, warum schreibt er ein "Ges" und kein "Fis" (oder war das deine Übertragung)?
Es ist meine Notation und ich schreibe es so, weil enharmonische Notation in Pop, Rock und Jazz-Notation gang und gebe ist: bei Bewegung aufwärts ein # und abwärts ein b-Vorzeichen.
Unter anderen spricht das Anne-Kathrin Dern in einem ihrer Videos vor längerer Zeit an, das über die Einspielung von Partituren in der aktuellen Filmmusik geht, bei der sie ihre Partitur für eine konventionelle Orchesterbesetzung dirigiert.

Als musikalischer Laie bin ich in dieser Hinsicht eher anspruchslos. Eine Stelle ist mir schon tonal genug, wenn ich den C-Durdreiklang über dem Bordun C deutlich erkennen kann.

Gruß Claus
 
Hallo,

das ist doch grundsätzlich nachvollziehbar argumentiert. Klanglich finde ich die Tonalität fraglich, wozu dann auch deine Notation passt. Wer seit Jahrzehnten Musik macht, wird wohl kaum als Laie gelten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Klangbeispiel hast Du ja gehört... :nix:
 
das heißt trotzdem nicht automatisch, dass ich Recht habe :) Um eine Gedanken anzuregen, hat es jedenfalls gereicht.

Auf die Schnelle habe ich ein Arrangement gefunden, in dem die Vorzeichen gemischt werden :p

 
Die Notation meines Beispiels könnte dir eigentlich vertraut sein, sie ist vom Genre unabhängig doch konventioneller als von mir zuerst angenommen.
Elaine Gould, Behind Bars, beschreibt es so:
Notes are easiest to read and to pitch when they are spelled according to the following conventions, whether or not the music has a tonal context.
...
Chromatic C-scale figures use sharps to ascend, flats to descend
...
Gould, 2011, p. 85

Jazz. Rock und Popmusik liegen mir aber näher und das ist die Mischung der Vorzeichen bei Praxisbezug ebenfalls auf Lesbarkeit angelegt.
Atonal Notation Ornithology.jpg

Ornithology, aus: You Don’t Need 1,000 Licks…

Gruß Claus
 
1.) Silence/Secret Area aus Metroid (Töne: b-f-a-des-c-fis-h-f-d)
Beim Spielen am Klavier und genauem Hinhören und Hinsehen konnte ich leider keine althergebrachten melodischen Muster aus der tonalen Dur-Moll-Welt erkennen. Worin auch meine Frage besteht: Wodurch entsteht der Charakter der beiden Stücke und wie kann man diesen in eigenen Musikstücken nachmachen? Hört ihr hier tonale Zentren heraus?
Tja, erstmal höre ich das hier:
1762708050257.png


Und da kann ich die Erkenntnisse von McCoy gut nachvollziehen.

Darüber hinaus finde ich die zweite Stimme für die Deutung schon wichtig. In meinen Ohren ist das nicht einstimmig. Denn:
  • die zweite Stimme liefert eine Konstanz, quasi wie ein Ostinato oder ein Riff. Das macht die erste Stimme nicht, diese liefert Melodik
  • die erste Stimme definiert, wo eine Phrase anfängt und aufhört. Ich will mal behaupten, dass das, was ich als Schlag "1" gehört habe (b in Takt 2, c in Takt 5) von den meisten Hörern als ein Schlag 1 wahrgenommen wird. Bin aber für andere Deutungen offen
  • wenn damit wirklich ein melodischer Schwerpunkt bzw. ein Deutungszentrum definiert wird, also wo Phrasen starten, werden damit auch alle anderen Töne gewichtet. Sie unterliegen also einer Hierarchie
  • Phrase #1 (Takt 2-3) besteht dann aus zwei absteigenden Intervallen (b-f und a-des), deren Starttöne b und a eine kleine Sekunde abwärts auseinanderliegen. Die übergreifende Melodik ist also b-a, die davon abgeleiteten tieferen Töne f und des stehen quasi im Schatten der übergreifenden Melodik
  • Phrase #2 (Takt 5-7) besteht aus einem Melodiebogen (c-f#-h, f-d). Der ist ziemlich ausschweifend, mit einem riesigen Tonumfang (Oktave+Quarte) für die fünf Töne. Und er ist auch nicht geschlossen, kehrt also nicht zum Ausgangspunkt zurück. Er startet mit Quarten aufwärts (ü4, dann r4), dissonanter geht's kaum. Dann folgt nach einem "Innehalten" (die Viertelpause in Takt 6 Schlag 2) als Beantwortung der eben gehörten drei Töne die hohe Terz f-d abwärts, in der Tat eine Rufterz. In meinen Ohren sind die aufsteigenden Quarten ein Spannungszuwachs, die fallende Terz am Ende dagegen ein Spannungsabfall
Die zweite Stimme dagegen hat als Hauptaufgabe offensichtlich harmonische Verschleierung. Sie füllt mit ihrem Ostinato immer chromatisch den Raum zwischen e und as aus. Diese beiden Grenztöne e und as kommen in der Melodie nicht vor, sondern liegen oft einen Halbton (oktavversetzt) neben dem Melodieton. Die Notenwerte des Ostinatos sind acht mal so schnell wie die Melodie. Das Ostinato hat kein vorhersehbares Verhältnis zu den Melodiephrasen, kommt und geht also quasi unabhängig davon. Das spricht dafür, dass Hektik und Unruhe vermittelt werden soll.

Ich kenne das Spiel nicht und bin auch überhaupt kein Gamer. Ich habe aber vor 35 Jahren C64/C128-Programme geschrieben, in denen der SID angesteuert wurde und ziemlich genau solche Klänge entstanden.

Du fragst "Wodurch entsteht der Charakter der beiden Stücke?" - ich würde sagen: vor allem dadurch, dass du evtl. das konkrete Spiel bzw. andere Spiele kennst und mit diesen Klängen einer außermusikalische Dramaturgie verbindest. Mir fehlt das, auf mich wirkt das nach ziemlich beliebigen Zusammenklängen und nicht nach Chrarakter. Ein tonales Zentrum höre ich in diesem Stück nicht. Immerhin ist die Melodik offensichtlich dramaturgisch geplant.
 
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