Dur akkord auf bVII

  • Ersteller luckyluke
  • Erstellt am
luckyluke
luckyluke
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
01.04.20
Registriert
29.11.05
Beiträge
351
Kekse
414
Ort
Merzig (Saarland)
Hi Leute
Mir begegnet in letzter Zeit immer häufiger in allen möglichen Songs
ein Dur Akkord der auf der bVII. Stufe Gebildet wird...
Kleines Beispiel in C-dur

| C | Bb | F | G |

Bisher hab ich das immer so hingenommen...
aber jetzt wollte ich wissen woher dieser Akkord kommt,
da er sich ja trotz des Bb´s sehr harmonisch ins Klangbild einfügt....
Kann das sein dass dieser AKKord aus C mixolydisch / F Ionisch entstammt
oder gehe ich da auf dem holzweg?

Gruß Luke
 
Eigenschaft
 
Hi Leute
Mir begegnet in letzter Zeit immer häufiger in allen möglichen Songs
ein Dur Akkord der auf der bVII. Stufe Gebildet wird...
Kleines Beispiel in C-dur

| C | Bb | F | G |

Bisher hab ich das immer so hingenommen...
aber jetzt wollte ich wissen woher dieser Akkord kommt,
da er sich ja trotz des Bb´s sehr harmonisch ins Klangbild einfügt....
Kann das sein dass dieser AKKord aus C mixolydisch / F Ionisch entstammt
oder gehe ich da auf dem holzweg?

Gruß Luke

Hi,

Die bVIIma7 Stufe in Dur (nicht zu verwechseln mit der bVII7 Stufe in Moll!) ist ein nicht-diatonischer Akkord, der durch Tiefalteration der VII Stufe entsteht. In der Regel ist das auch die einzige Alteration was seine Chordscale betrifft. Somit wird aus dem ehemals Lokrisch Lydisch.
Da der tonarteigene Tritonus in der Akkordstruktur nicht mehr enthalten ist, kann dieser Akkord sowohl dominantische als auch subdominantische Funktion übernehmen. Entschieden wird dies durch die Positionierung und den Harmonischen Rhythmus.
Eigentlich ist bVIIma7 ein Modal Interchange Akkord aus dem gleichnamigen Mixolydisch. Auch Dorisch hat eine bVIIma7 Stufe, kommt aber wegen der Tiefalteration der Tonartsterz wohl eher nicht in Frage.

bVIIma7 kann immer dann zur Reharmonisierung herangezogen werden, wenn die Melodie den Tonartsleitton nicht enthält.

Die ersten 4 Takte von "Blue Room" könnten so reharmonisiert werden:

Original:
|| F6 D-7 | G-7 C7 | Fma7

Reharmonisation:
|| F6 D-7 | G-7 Ebma7 | Fma7 (hier hat sie Dominantfunktion)

oder auch
|| F6 D-7 | Ebma7 C7 | Fma7 (hier hat sie Subdominantfunktion)


Oder "Our Love Is Here To Stay":

Original:
|| G7 | G-7 C7 | F6

Reharmonisation:
|| G7 | G-7 Ebma7 | F6 (hier hat sie Dominantfunktion)

oder auch
|| G7 | Ebma7 C7 | F6 (hier hat sie Subdominantfunktion)




Die dazugehörigen Melodien findest Du in einem der Realbooks.


CIAO
CUDO
 
Moin!
Als Funktion könnte man die Doppel-Subdominante nennen, also die Subdominante der Subdominante (in C Bb zu F).
Gerade wenn dannach die "herkömmliche" Subdominante kommt (wie in deinem Beispiel), ist diese Stufeninterpretation vertretbar.

Weiteres Beispiel: With a little help from my friends (REF).
Bb - F - C - C



Liebe Grüßé,
LUKN-134
 
Eigentlich ist bVIIma7 ein Modal Interchange Akkord aus dem gleichnamigen Mixolydisch.

LUKN-134 schrieb:
Als Funktion könnte man die Doppel-Subdominante nennen, also die Subdominante der Subdominante (in C Bb zu F).

Dann werf' ich mal eine dritte Erklärung in den Raum:

Ein bVII, das in C-Dur vorkommt, stammt aus dem äolischen Modus von C-moll. Also ebenfalls ein modal interchange:

Eb - Cm(7), Dø7, Eb(maj7), Fm(7), Gm(7), Abma7, Bb(7), Cm(7).

Bei diesem Ansatz erhält man praktischerweise nicht nur den einen, sondern gleich eine ganze Reihe weiterer Akkorde, mit denen man ein Stück in C anreichern kann.

Das muss natürlich bei Melodieführung und Impro entsprechend berücksichtigt werden - was aber nicht schwer fällt, da pro Akkord jeweils nur ein einziger Ton von der zurunde liegenden C-Leiter abweicht.

Der Jazz-Ansatz geht ja oft von Reharmonisieren aus. Den kann man als Laie hier auch gern mal überspringen und nette Folgen basteln wie z.B.

z.B. C F Fm (ohne oder mit 6 oder 7) C

z.B. C Fm Gm C

z.B. C Gm Bb C (= "Rain" von Eric Clapton)

z.B. C Bb Eb Abmaj7 Fm Bb C

z.B. C F Bb G

usw.

Wie man bei einigen Beispielen sieht, kann das (als bequemer zu denkendem Umkehrschluss) einfach darauf hinauslaufen, ausschließlich die Akkordstufen einer Moll-Tonika zu verwenden, um die selbige dann immer in Dur zu bringen. Dem Jazzer wird dieser Denkansatz viellicht nicht ausreichen - dem theoretisch weniger tiefgänggen Folker, Rocker oder Pop-er an der Gitarre oder dem Keyboard daheim wird's recht sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da der tonarteigene Tritonus in der Akkordstruktur nicht mehr enthalten ist, kann dieser Akkord sowohl dominantische als auch subdominantische Funktion übernehmen.

Hi Cudo!

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Deine Erklärung ganz Verstanden habe.
Mir Tonarteigener Trtitonus ist wohl 4. und 7. Stufe der Durtonleiter gemeint.
Wenn ich als Chord-Scale Mixolydisch#11 auf bVII verwende, wie es in vielen Jazz-Standards vorkommt, müßte dann ja grundsätzlich das gleiche gelten, oder?
 
Dann werf' ich mal eine dritte Erklärung in den Raum:

Ein bVII, das in C-Dur vorkommt, stammt aus dem äolischen Modus von C-moll. Also ebenfalls ein modal interchange:

Eb - Cm(7), Dø7, Eb(maj7), Fm(7), Gm(7), Abma7, Bb(7), Cm(7).

Wenn ich als Chord-Scale Mixolydisch#11 auf bVII verwende, wie es in vielen Jazz-Standards vorkommt, müßte dann ja grundsätzlich das gleiche gelten, oder?

Hi,
ich wies in meinem letzten Post gleich zu Anfang im ersten Satz darauf hin, dass bVIIma7 nicht gleichzusetzen ist mit bVII7.
Beide Akkorde sind MI Akkorde, werden aber aus unterschiedlichen Modis abgeleitet.

bVIIma7 leitet sich, wie schon gesagt, aus dem gleichnamigen Mixolydisch ab und hat somit als Chordscale Lydisch. Der Akkord wird meist subdominantisch oder dominantisch eingesetzt. Die Funktion als Doppelsubdominante (SS), bei dem ihm unmittelbar die Subdominante folgen muss, ist eher selten.
bVIIma7 kommt übrigens in versteckter Weise auch in Molltonart als SDM Akkord vor, aber aufgepasst, er befindet sich dann auf der bII Stufe. ;-) Er ist dabei die bVIIma7 Stufe der Parallelen Durtonart. Auf die Molltonart bezogen steht er natürlich auf der bII Stufe und kann somit auch aus dem gleichnamigen Phrygisch hergeleitet werden. Seine Funktion hat in Bezug auf Moll dann SDM Qualität.

bVII7 beinhaltet als Akkordton die bVI Stufe der Tonart und fällt somit in die Gruppe der SDM Akkorde wie auch bIIma7, II-7b5, IV-6 und bVIma7. Abgeleitet wird er, wie Hans schon bemerkte, vom gleichnamigen Aeolisch. Seine von daher resultierende Chordscale ist Mixolydisch.
Verwendet man bVII7 in Dur als MI Akkord, wird ihm oft die tonarteigene Terz implementiert. Aus Mixolydisch wird dann Mixo#11 (MM4). In dieser Form ist er der Durtonart klanglich wesentlich näher. In Molltonart wird das natürlich nicht gemacht. Dort gilt als Chordscale Mixolydisch.


CIAO
CUDO
 
Die bVIIma7 Stufe in Dur (nicht zu verwechseln mit der bVII7 Stufe in Moll!)...

Ok, danke. Das hatte ich jetzt nicht sofort damit in Zusammenhang gebracht - eben wegen der #11, also der Tonleitereigenen Terz.
 
Bb in C-Dur vor einem F-Dur ist für mich ein verkürzter C-Dur-Dominantseptakkord. Vor dem Wechsel von der Tonika in die Subdominante kann man immer erstere dominantisieren, sprich - zu einem Dominantseptakkord umbauen. In dem Fall hier wäre für mich das Bb ein C7/9 sus4 (ohne Grundton bzw. mit der Septime im Grundton).

Wer´s nicht glaubt, soll´s mal so spielen:
C-Bb/C-F-G...
;)
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben