Also mal die China-Frage aussen vor lassend...
Ich hab die Dano 56 Pro (das Single Cut-Modell) aus der Reissue-Serie (also vergleichbar zur genannten 59er, die 56er wird aber seit vorigem Jahr nicht mehr gebaut).
Die Danos haben den Ruf, "Pappgitarren" zu sein - tatsächlich sind Boden und Decke aus Pressspanholz (dem Zeugs, aus dem z.B. die Rückwände von Kleiderschränken sind), wenn man mal hinten den Elektronikfachdeckel abschraubt, kann man's sehen, man würd's aber nie merken, wenn man's nicht wüßte; fühlt sich jedenfalls sehr solide an, hatte noch nie Problem damit, obwohl ich mit der Gitarre viel unterwegs war. Das Zeugs hat noch einen Vorteil: die Gitarre wird dadurch sehr leicht...
Der Hals ist mit 5 Schrauben bombenfest verschraubt, hat, IIRC, eine 25" Mensur (also kürzer als Fender, länger als Gibson, wie bei PRS). Was mich daran etwas stört: der Hals ist auf der Rückseite recht dick glänzend lackiert, ich persönlich hätte da lieber eine seidenmatte Lackierung, oder, noch besser, ein Öl-Finish.
Bei der Bridge ist das verstellen der Oktavreinheit etwas fummelig, ansonsten ist sie aber solide (ich hatte problemlos meistens 11er Saiten drauf).
Zum Klang: die Lipstick-Tonabnehmer haben einen recht niedrigen Output, klingen sehr klar und glockig, sehr eigenständiger Klang, kaum mit was anderem zu vergleichen, irgendwo zwischen Rickenbacker und Telecaster (also ein bißl jangelig, ein ganz leichter Twang, aber viel zivilisierter als eine Tele).
Der Bridge-Tonabnehmer ist alleine kaum zu gebrauchen, dazu klingt er einfach zu dünn und kraftlos; der Neck-Tonabnehmer ist da schon eher nützlich, warm und klar, schön für Rhythmusgezupfe, oder mit leichter Anzerrung für bluesige Sachen; im Prinzip kauft man eine Dano aber NUR wegen der Mittelposition: da sind, anders als bei den meisten Gitarren, die beiden Pickups nicht parallel sondern in Serie verschaltet - das merkt man gleich mal am deutlichen Lautstärkesprung zu den anderen Positionen; der Sound ist dann extrem punchy, schöne klare, nicht schneidende Höhen und tighte Bässe, ideal um z.B. mit viel Hall so cleane Surf- oder Ennio-Morricone-Spaghetti-Western-Sachen zu spielen, oder so Duane Eddy-Rockabilly-Licks.
Mit Verzerrung wird's in der Mittelstellung dann fett, aber bleibt immer transparent, sehr gut für Slide-Spiel (-> Jimmy Page), oder dreckige Blues-Sachen, so '50er Jahre Muddy Waters, Hubert Sumlin, Elmore James-Sachen flutschen auf der Dano nur so... Für High Gain Metal ist sie natürlich nicht die erste Wahl...
Also wie gesagt, ist Dir eine Rickie zu brav und Beatles-mäßig, und eine Tele zu rotzig und twangig, wär die Dano der ideale Mittelweg, vorausgesetzt Du bewegst Dich überwiegen im cleanen und leicht angezerrten Bereich, und für Surf-Musik ist die Dano (neben Strat, Jazzmaster und Jaguar) sicher eines der besten Gitarrenmodelle.
Hier noch ein paar Bildchen von meiner: