...Angenommen ich habe eine Akkordfolge auf der Gitarre zb: G - Em - C - D woher weiß ich was der Grundton ist und woher weiß ich welche Tonleiter zum Solospielen passt?
Statt D würde ich D7 vorschlagen, dann entspricht das der Standardakkordfolge von einigen tausend Popsongs.
Die Funktionen der Akkorde in dieser Abfolge (englisch: Progression) sind Tonika, Tonikaparallele, Subdominante und Dominante; als Stufen I VIm IV V bzw. besser V7.
Eine Dominante (V, V7) ist der spannungsreichste Akkord einer Progression und instabil. Sie möchte nicht als Schlussakkord stehenbleiben, es zieht sie zur "Auflösung" in die Tonika.
Dein zweites Beispiel ist die denkbar einfachste denkbare Kadenz, deren Dreiklänge alle Töne der Durtonleiter der Grundtonart (C-Dur) enthalten.
Tonmaterial für Improvisationen wären im Prinzip daher alle Töne der Grundtonart C-Dur und die C-Dur-Pentatonik C D E G A oder die meist Moll-Pentatonik genannte Umkehrung der gleichen Töne, hier A C D E G. Nimmst Du die C-Durtonleiter, sollte das F nur als Durchgangston auf schwachen Zählzeiten vorkommen, es ist eine sogenannte "Avoid Note". Du hörst das gleich, wenn Du dich nicht daran hältst.
Die Blues Scale kennt keine Avoid Note, Blues stammt eben nicht so ganz aus dem westlichen Musik-Kulturkreis. Die passende Blues-Scale wäre eine chromatische Erweiterung der "Moll-Pentatonik", im Beispiel wäre es zwischen D und E dazwischen geschobenes Eb. Ob es passt, hängt von der Stilistik des Stückes ab.
Hat dein Stück eine (einfache) Bluesform, kannst Du mit dieser einen Skala über alle Akkorde spielen, bei einem etwas aufwendiger gestalteten Popsong könnte es unpassend klingen.
Die gut ausgebildetete Generation führender aktueller Rockgitarren-Profis bezieht sich häufig auf das Konzept der Akkordskalentheorie, DVD-Kurse für Rock und Erklärungen dazu findest Du unter anderem auf der Site von
http://www.licklibrary.com.
Ansonsten bieten Jazz-Harmonielehren wie die von Frank Sikora oder Mark Levine das Wissen dazu in dichter Form.
Die Beispiele stammen dann allerdings nicht aus dem Rock (Alex Skolnick, Dream Theater usw.), sondern vorzugsweise aus dem Jazz zwischen 1940 und 1980.
Bevor Du in die teilweise recht anspruchsvolle Theorie einsteigst, könntest Du dein Verständnis der Grundlagen verbessern, z.B. auf
http://www.musicians-place.de/