Das ändert aber alles nichts daran, daß und warum die Harmona gerade über die Klippe geht.
Tut sie denn das wirklich?
Klar wenn man einfach die allgemeine Wetterlage betrachtet (Deutschland = zu teuer + Chinesen sind nicht dumm + billige Arbeiter), dann gibt es nur den Schluss: alles geht den Bach runter. Würde ich das wirklich ernsthaft glauben, dann müsste ich eigentlich schon lange auswandern, da ja offensichtlcih Deutschland auch den Bach runter gehen müsste. Ich bin aber noch hier! Auch weil ich meine, dass man sich nicht von Verallgemeinerungen leiten lassen darf und sich die Sache iM Detail ansehen muss.
Klar gegen die Preise eines chinesischen Arbeiters kann man hierzulange nicht anstinken - da muss man dann eben mit anderen Qualitäten kommen. Und das sind dann Punkte, wie Service, Kundennähe, individuelle Lösungen, Qualität mit denen man sich auch hierzulande als Produzent seinen Markt schaffen und erhalten kann.
Der ganz große Nachteil der asiatischen Produktiion ist ganz einfach, dass die sehr weit von den hiesigen Abnehmern entfernt ist und schon deshalb schnelle Reaktionen auf die Kundenwünsche sehr schwer möglich sind. Und wenn man sich mit den Unternehmen im Mittteleruopäischen Raum unterhält, dann kommt klar raus, dass die Wünsche des Kunden sehr wichtig sind und die Wünsche des Kunden in weiten Grenzen erfüllt werden (soweit dies eben technisch möglich ist). Und in diesem Punkt ist die Fa. Harmona (Weltmeisterakkordeons) nach meiner Erfahrung bisher sehr dicht am Kunden dran. Hiermit kann man punkten.
Zudem hinkt der Vergleich zwischen Gitarren und Akkordeons. Eine Gitarre ist, wenn das Modellkonzept mal steht relativ einfach nach Schablone zu bauen. Zum Justieren und abgleichen gibts da relativ wenig dran. Ganz im Gegensatz zum Akkordeon - da hat es eben tausende von Einzelteilen und die Gesamtfunktion wird nur dann hervorragend, wenn sich jemand um den ablgeich aller Elemente mit- und zueinander macht. Und dieser Ablgeich ist deutlich mehr, als nur ein technischer Abgleich wie z.B. bei einem Fernseher - hier geht es um Musikinstrumente und die sind trotz alledem mehr als die Summe der Einzelteile. Und Musik ist vom Geschmack abhängig und der ändert sich von Region zu Region. Wenn man hier näher am Markt ist, hat man hier auch Vorteile.
Ganz abgesehen ist die chinesiche Produktion, nach allem, was ich bisher von dort in die Finger bekam derzeit noch sehr deutlich vom mitteleuropäischen Niveau entfernt ist. Das wird dann schlagartig anders, wenn die Produktion dort stattfindet, aber nach westlichen Standards die Qualitätssicherung durch geführt wird - wie z.B. bei Hohner. Und selbst dort werden die Instrumente in der deutschen Zentrale nochmals geprüft und abgeglichen. Den Produktionsvorteil muss man sich also mit einem deutlich höheren Qaulitätssicherungsaufwand erkaufen.
Also von daher sehe ich auch auf absehbare Zeit keinen Widerspruch zur Produktion in Deutschland.
Dass die Akkordeonfirmen unter Finanzknappheit leiden, ist nichts neues - das betrifft fast ausnahmslos die ganze Branche. Das liegt aber einfach auch an der geringer werdenden Zahl der Akkordeonspieler, die ein Instrument suchen. Das zwingt dann eben zu Firmenzusammenschlüssen wie in Italien und Kooperationen. Diese werden aber auch schon seit längerem getätigt, ohne dass man die Akkordeonspieler darüber groß behelligt. Und hier sind die Kooperationen nicht nur auf Italien beschränkt, sondern mehr oder weniger alle Firmen kooperieren hier- unter und miteinander. Auch Harmona ist in dem Verbund mit beteiligt.
Es sind für mich also durchaus jede Menge Ansätze erkennbar, wie versucht wird mit den Problemstellungen umzugehen und Lösungen zu finden, die es einerseits erlauben die eigene Firma zu erhalten und sogar noch den Markt auszubauen.
Konkret auf die Fa. Harmona bezogen:
Messeauftritte werden hinterfragt, weil die einerseits viel Geld kosten und zunehmend weniger bringen, da andere Werbe- und Kommunikationsplattformen in der heutigen Zeit in den Vordergrund kommen. Dasgilt aber für die komplette Insustrie und ist nicht nur auf die Musikindustrie bezogen.
Umzug in neue Gebäude sind sinnvoll, wenn die Betriebsbedingungen damit verbessert werden - aber nicht um jeden Preis. Wenn neue Umstände eintreten, kann sich die Situation wieder ändern und der Umzug kann eventuell auch wieder obsolet werden. Das ist für mich als außenstehender nicht erkennbar - das kann ich nur hinnehmen, aber mangels besserem Wissen, kann ich das nicht bewerten.
Tja und wie Morigol schrieb - es wird zu Firmenschließungen kommen - dessen bin ich mir auch ziemlich sicher. Nur, welche es sein werden... das hängt davon ab, wer seine Hausaufgaben am besten macht . Das kann ich derzeit beim besten Willen nicht erkennen. Das wird dann die Zukunft zeigen. Und wer da jetzt schon die Flinte ins Korn wirft und nicht drum kämpft, der hat schon von vornherein verloren. Soweit ich sehen kann, stellt sich die Fa Harmona aber den Herausforderungen. Und das ist schon mal die Basisbedingung für s weitere Überleben.
Also soweit mal nix verkehrtes. Oder?
Gruß, maxito