Entwickelt sich die Musik zurück ???

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DJ Nameless
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Hallo,

ich bin, da Jahrgang 1982, in den 90ern aufgewachsen, interessiere mich schon seit meiner Kindheit für Musik. Nachdem zu Beginn der 90er naturgemäß die Zeit der Kinderlieder vorbei war, lernte ich über meine Eltern die Musik der 60er und 70er kennen (Beatles, Elvis, Beach Boys, Bee Gees, Abba ...). Allerdings begann ich auch mich für die damals aktuelle Musik zu interessieren, und hörte z. B. Madonna und Michael Jackson. Dann kam die Eurodance-Welle mit Acts wie Culture Beat, Snap oder Dr. Alban. Auch für diese Musik konnte ich mich begeistern. Vor allem war, wenn man so zurückblickt, die ganzen Jahre über eine stete Weiterentwicklung der Musik festzustellen: Vom Rock'n'Roll der 50er über Beat der 60er, Disco-Sound und Hard-Rock-Anfänge in den 70ern, NDW und Synthiepop in den 80ern und schließlich der Eurodance der frühen 90er.

Plötzlich, um 1994, dann eine musikalische Revolution: Auf einmal kamen Titel auf den Markt, wie sie vorher noch nie da waren: Eiskalte Rave- und Techno-Beats, von "warmen" Instrumenten-Sounds keine Spur, monotone Melodik, oftmals fernab jeglicher Harmonien. Einige Vertreter dieser Zeit waren z. B.:
Interactive - Who Is Elvis
Star Wash - Disco Fans
Mark Oh - Droste, hörst du mich
oder etwas später
Members Of Mayday - Sonic Empire
Ich fand diese Musik faszinierend: Diese Titel hatten oft keine eingängige Melodie, keine anspruchsvollen Texte, über die Interpreten wusste man abgesehen von einem Pseudonym gar nichts, und technisch waren sie aus heutiger Sicht unglaublich billig produziert: Den Rave-Sound der frühen 90er kann heute jeder am Heim-PC zusammenschustern. Doch was mir an der ganzen Sache auffiel: Die Titel waren in den Charts, und auch in den Discos sind die Leute auf diese Tracks abgegangen wie Sau.

Etwa um diese Zeit fing es auch an, dass ich mich selber für das Produzieren und Mixen solcher Musik interessierte. Schließlich begann ich Anfang 2002, auch als DJ aktiv zu werden. Vor allem habe ich dann angefangen, das Internet intensiv zu nutzen, und habe vor allem online nach neuen Musikern Ausschau gehalten, und dabei mich auch oft bemüht, immer wieder Titel zu finden, die irgendwie "innovativ" und "futuristisch" klingen. Da das Veröffentlichen eigener Songs im Internet immer einfacher wurde, gab es da auch ein immer größeres Angebot, zumeist von Hobby-Producern.

Was ich aber feststellen muss: Die Leute wollen das auf Partys kaum mehr hören! Als ich 2002 mit dem DJ-ing angefangen habe, begannen immer mehr Acts, sich zurückentwickeln. Während progressive Rave-DJ's wie Marusha oder Chris Liebing praktisch vollkommen aus den Medien verschwanden, versuchten einige andere wie z. B. Jan Wayne, sich über Wasser zu halten, indem sie nicht nur immer mehr 80er-Jahre-Elemente verwendeten, sondern zunehmend alte Hits aus den 80ern coverten. Im Laufe der letzten paar Jahre hat sich die Situation dann noch weiter verschärft: Aktuelle Stars wie Beyoncé, Lena Meyer-Landrut oder Mark Medlock sind rein musikalisch allesamt extrem konservativ orientiert; diese Stücke hätten prinzipiell schon in den 80ern entstanden sein können. Da hat Marusha Mitte der 90er m. E. modernere Musik gemacht. Aber wenn ich solche supermoderne Musik (auch aktuelle Produktionen) als DJ auf Partys auflege (ich versuche dabei halt, den Rave-Sound der 90er konsequent weiterzuentwickeln), ist das Publikum unzufrieden; die Leute wollen das Zeug einfach nicht hören. Woran liegt das? Selbst auf Techno-orientierten Veranstaltungen (z. B. Sunshine Live "Welcome To The Club" Partys) ist es mittlerweile gang und gäbe, fast nur noch Remixe und Cover-Versionen alter Platten aufzulegen. Von Weiterentwicklung keine Spur.

Habt Ihr auch so das Gefühl, dass sich die Musik zurück entwickelt? Habt Ihr auch den Eindruck, dass in den 90ern viele Titel progressiver waren als die heutigen? Ich habe diesen Eindruck sehr stark.

DJ Nameless
 
Eigenschaft
 
Solche Zyklen sind in der Kunst seit Jahrhunderten normal. Erst kommt das scheinbar völlig Neue und eine Zeitlang sind alle begeistert, wie losgelöst das ist. Dann kommt der Kater wie nach dem Suff: so ganz weit weg von der Vergangenheit kann eben doch keiner sein Leben auf Dauer führen. Also werden mit neuen Mitteln alte Muster aufgegriffen. In der nächsten Phase kommt wieder was, was anders ist als das Alte aber auch anders ist als das vorherige Neue, was ja nun auch nicht mehr neu ist.


Früher haben solche Prozesse Jahrzehnte und Jahrhunderte gedauert. Heute sind es Monate oder allenfalls 1 bis 2 Jahre. So schnell ticken wir Menschen aber nicht, bzw,. nur kurzzeitig. Wir möchten einerseits ständig Neues, bekommen es auch und könenn doch andererseits nicht unsere bisherigen Lebensprägungen außen vor lassen. Solche Brüche überleben höchstens mal einige durchgeknallte Künstler. Aber niemals massenhaft der Konsument und normale Mensch, der den besonderen Kick mal phasenweise sucht aber niemals lebenslang aushalten kann.
 
Dein Kernproblem ist jetzt also vor allem, dass die Leute solche Musik früher total toll fanden und heute nicht mehr dazu tanzen wollen?
Das wundert mich jetzt irgendwie nicht. Wenn das damals in den Charts war, kannte das jeder und hat daher dazu getanzt. Wenn du heute die Leute damit konfrontierst, kennt das keiner und tanzt nur dazu, wenn er sich darauf einlassen kann.
Aber in den letzten Jahren hat sich eben der durchschnittliche Discogänger gewandelt. Die von damals wurden älter und eine neue "Generation" ist nachgerückt. Dass diese andere musikalische Interessen hat, ist keinesfalls abwegig, sondern völlig normal.

Du musst aber auch folgendes sehen... es gibt einfach ein viel größeres Spektrum an Musik. Während sich vielleicht im Ravebereich die Musik auf retro besinnt, gibt es in anderen Genres andere Künstler, die in ihrem Stil etwas Neues erschaffen und damit Anhänger finden.
Vermutlich passiert das sogar in vielen Bereichen gleichzeitig. Aber nicht nur um etwas Neues zu entwickeln, auch um die Menschen für etwas Ungewohntes zu begeistern, braucht man Zeit. Damit ist es eigentlich naheliegend, dass es Phasen gibt, die wenig innovativ scheinen.
Aber auch wenn sich da jetzt irgendwo was ganz Neues entwickelt, muss das kein Massenphänomen werden. Kann also sein, dass du davon garnichts mitbekommst. Bis dann irgendwann wieder die Musik betroffen ist, in der du zu Hause bist. Aber das kann eben dauern...

Um jetzt auch eine andere Sichtweise einzubringen: Für mich waren diese Rave-Geschichten damals schon absolut nervig und unschön, um nicht zu sagen: stumpf und blöde. Aus meiner Perspektive könnte man also sagen, ist jede Entwicklung weg davon ein Fortschritt. Kann man also auch so und so betrachten ;)
 
Die Leute wollen das Zeug einfach nicht hören. Woran liegt das?

Weils nix taugt?

Selbst auf Techno-orientierten Veranstaltungen (z. B. Sunshine Live "Welcome To The Club" Partys) ist es mittlerweile gang und gäbe, fast nur noch Remixe und Cover-Versionen alter Platten aufzulegen.

Nur bedingt verwunderlich einem Genre, dass seine Hits fast nur durch das Remixen und Sampeln alter Platten erreicht hat.

Habt Ihr auch so das Gefühl, dass sich die Musik zurück entwickelt? Habt Ihr auch den Eindruck, dass in den 90ern viele Titel progressiver waren als die heutigen? Ich habe diesen Eindruck sehr stark.

Ganz klar nein. Der Rave Sound hat sich zu anderen Sounds weiterentwickelt, diese werden gehört und sind erfolgreich. Der ganze "wasauchimmer"-Step hat da seine Wurzeln, die Syntie-Sounds und die poppigen Melodien haben irgendwann in den Drum'n'Bass Einzug gehalten und da haben sich bis heute wieder tausende Subgenres entwickelt.
 
Oder um es simpel auszurücken: Die Rave/Techno/etc.-Welle der 90er ist ebenso vorbei wie die Punk-Welle der späten 70er/frühen 80er wie die Madchester-Bewegung und New Wave der 80er wie EBM der 90er wie Beat der 60er wie Blues der 30er... ein paar Klassiker bleiben da, oder kommen in verändertem Gewand wieder, der Rest ist Musikgeschichte.

Trotzdem kann man diese Musik für sich ja bewahren und weiter lieben, und sich freuen wenn doch mal der eine oder andere Song wiederkommt bzw. wiederentdeckt wird - man darf nur nicht versuchen, permanent die "neue Generation" von dem "alten Zeugs" zu überzeugen... ;)
 
direkter Vergleich:

alt: http://www.youtube.com/watch?v=DDXr3RspXsY Rest in Peace Dio

neu: http://www.youtube.com/watch?v=F-NkI-W9PMQ

Man nehme alte Klassiker (Black Sabbath, Pantera, Dio, Van Halen, Manowar, Iron Maiden usw. ) und Vergleiche sie mit der heutigen Trendmusik (Lady Gaga, Atzen, Sido, Bushido usw)

Muss jeder selbst sehen was er besser findet. Ich denke nicht dass die Musik sich zurückentwickelt, nur der Mainstream geht in eine andere Richtung (Pop, Dance), was ich persönlich sehr bedauernswert finde.
 
Hinkender Vergleich. Auf diese Weise könnte man nämlich auch prima das Gegenteil beweisen, man müsste nur sowas wie "Die 3 Besoffskis" gegen Bands à la Opeth laufen lassen...

Bleib innerhalb des Genres und der Zielgruppen.
Entweder billige Partymucke gestern vs. billige Partymucke heute,
Hip-Hop gestern vs. Hip-Hop heute,
Hard'n'Heavy gestern vs. Hard'n'Heavy heute...
Ansonsten vergleichst Du Äpfel mit Zahnpastatuben.
 
Die Diskussion kommt doch nun in jeder Dekade auf's neue, bei gleichzeitiger Verklärung der Vergangenheit. Ich wundere mich oft darüber, wie die 80er Jahre von vielen heute als tolles Jahrzehnt der Musik gerühmt wird, das Maßstäbe in Innovation und Qualität gesetzt habe, von denen die Gegenwart nur träumen könnte.
Stattdessen war die damalige Radiomusik zu 95 Prozent von Stock, Aitken Waterman dominiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Stock_Aitken_Waterman

Klar, auch wenn ich selber an 1987 zurückdenke, dann fallen mir auch eher Guns 'n' Roses ein als Rick Astley...;)

Gruß
Hank
 
Wir können ja mal einfach die Nummer 1 der Chats heute und vor zwanzig Jahren oder dreißig Jahren vergleichen:

21.05.1980 Weekend von Earth and Fire: http://de.wikipedia.org/wiki/Earth_&_Fire

21.05.1990 Matthias Reim, Verdammt ich lieb dich: http://www.youtube.com/watch?v=Cox_VYZuT98

21.05.2010 Merzad Marashi Don't Believe: naja, das braucht vielleicht keinen Link...


Ist jetzt alles nicht so der Knaller, oder? Aber einen "Rückschritt" kann ich da wirklich nicht feststellen...
 
Ich hab mir die Frage letztens auch gestellt... allerdings nachdem ich Prokofievs Piano Concerto 3 im Barbican gesehen hab. Und ich glaub eine Rolle in der ganzen Geschichte spielt eben die Verbreitung. Bedingt durch moderne Technik.

Ganz früher musste man auf Konzerte gehen oder sich Noten kaufen und daheim selber spielen. Hoher Aufwand.
Dann irgendwann konnte man sich Platten kaufen, mit Grammophon und all so Zeugs... immer noch recht hoher Aufwand aber schon was anderes.
Dass wir alle (zumindest die prä-90er) noch wissen, was unsere erste CD war und wie wir sie uns von unserem Taschengeld gekauft haben, nehm ich jetzt mal an... ihr seht, worauf ich hinaus will.
Und jetzt haben wir z. B. Spotify um nur ein legales Beispiel einer niemals versiegen wollenden Quelle von Musik zu nennen. Der absolute Durchschnittskonsument kennt, besitzt und hört heute mehr Musik als jeder heftige Musikfreak vor drei Jahrzehnten.

Mit der Verfügbarkeit sinkt der Anspruch, Extrembeispiel: Man zieht sich jetzt keinen Anzug mehr an, um Musik hören zu gehen. Mit der Verfügbarkeit ändern sich aber auch die Ansprüche an die Musik. Auf einmal ist da ein breites Angebot durch das es sich schnell durchzusetzen gilt. Oft haben wir nur wenige Sekunden, zu entscheiden ob wir ein Lied mögen oder nicht (z. B. Werbung, 30s Previews auf iTunes usw usf.) d. h. immer mehr Musik wird komponiert um eingänglich zu sein, schnell mitzureißen, denn wir haben einfach keine 30 Minuten mehr für diese Tiefe, wie der Prokofiev sie noch hatte..

Nur seh ich das alles nicht so negativ. Diese Veränderung hat Musik auch großartig demokratisiert. Ich kann jetzt selber alle möglichen Instrumente spielen, aufnehmen, mit Freunden proben und Gigs spielen, meine Musik an Tausende im Internet bringen...
 
Ist jetzt alles nicht so der Knaller, oder? Aber einen "Rückschritt" kann ich da wirklich nicht feststellen...
Eben. Diese "Argumentation" von Silence Freak kommt ja immer wieder auf, ist aber völlig falsch.

Man nehme alte Klassiker (Black Sabbath, Pantera, Dio, Van Halen, Manowar, Iron Maiden usw. ) und Vergleiche sie mit der heutigen Trendmusik (Lady Gaga, Atzen, Sido, Bushido usw)
Man könnte auch damalige Trendmusik mit heutiger "wertvoller" Musik (vielleicht zukünftige Klassiker) vergleichen

Ich denke nicht dass die Musik sich zurückentwickelt, nur der Mainstream geht in eine andere Richtung (Pop, Dance), was ich persönlich sehr bedauernswert finde.
Willst du damit sagen, dass "Black Sabbath, Pantera, Dio, Van Halen, Manowar, Iron Maiden usw." damals Mainstream waren? Ich würde sagen, dass der Mainstream in den letzten Jahren deutlich rockiger ist als in den 80ern und 90ern. Und ganz abgesehen davon ist Musik nicht automatisch "gut" wenn sie grob "Rock/Metal" ist, und nicht autoamtisch "schlecht" wenn sie "Pop und Dance" ist. Und auch keine Rückentwicklung.

Abr diese Diskussion haben wir hier ja ständig. Ich glaube aber nicht, dass es DJ Nameless darum geht. Ich verstehe ihn er so, dass er meint die Leute waren früher offener für moderne und neue Sounds, während sie heute konsvertaiver sind.
 
Mit der Verfügbarkeit sinkt der Anspruch, Extrembeispiel: Man zieht sich jetzt keinen Anzug mehr an, um Musik hören zu gehen. Mit der Verfügbarkeit ändern sich aber auch die Ansprüche an die Musik. Auf einmal ist da ein breites Angebot durch das es sich schnell durchzusetzen gilt. Oft haben wir nur wenige Sekunden, zu entscheiden ob wir ein Lied mögen oder nicht (z. B. Werbung, 30s Previews auf iTunes usw usf.) d. h. immer mehr Musik wird komponiert um eingänglich zu sein, schnell mitzureißen, denn wir haben einfach keine 30 Minuten mehr für diese Tiefe, wie der Prokofiev sie noch hatte..
Stop!
Auch hier wird wieder die durchschnittliche Hörgewohnheit zugrunde gelegt, was aber nicht so ganz korrekt ist.
Prokofiev war sicher auch damals kein "Gassenhauer" - oder neudeutsch "Mainstream" - und der Otto Normalverbraucher anno 1920 ging auch nicht unbedingt im Anzug zum Konzert, sondern pfiff sich ein paar Volkslieder, machte vielleicht ein bisschen Hausmusik mit seiner Familie und lauschte in der Gaststube ein paar Musikanten, die ebenfalls Volkslieder zum Besten gaben - und nichts von Prokofiev. Die jüngeren fingen vielleicht langsam an, sich mit dem frühen Jazz anzufreunden, was bei den Älteren für hysterische Anfälle gesorgt haben mag...
Was den Anzug angeht: gut, da gehen wir schon fast konform - ich habe schon jede Menge Leute in Jeans und Sweatshirt ins Theater oder in ein (klassisches) Konzert gehen sehen... nicht grade auf den grünen Hügel, aber...

Abr diese Diskussion haben wir hier ja ständig. Ich glaube aber nicht, dass es DJ Nameless darum geht. Ich verstehe ihn er so, dass er meint die Leute waren früher offener für moderne und neue Sounds, während sie heute konsvertaiver sind.
Auch das kann man so nicht sagen.
Beethoven wurde wohl teilweise reichlich ausgebuht, weil seine Musik für den damaligen Musikgeschmack zu "dissonant" erschien.
Rock'n Roll, Charleston - damals absolute Skandalmusik!
(Als mein Vater anno 1996 feststellte, dass ich Die Ärzte mochte, auwei, auwei! Und Oma erst...)
Konservative Einstellungen gab es also schon immer. Warum auch nicht? Wäre ja schlimm, wenn jeder angesichts des Techno-Hypes in den 90ern seine E-Gitarre aus dem Fenster geworfen hätte... ;)

Was Dance, Techno, Rave, Electro, was auch immer angeht: ich denke einfach, nach dem Dance-Überfluss der 90er mit seinen tausend miesen Coversongs, die mit "Utzzz-Utzzz"-Beat unterlegt wurden, sind inzwischen einfach viele Leute dieser Musik vollkommen überdrüssig. Und unmelodischere, progressive Stücke haben es meines Wissens sehr, sehr selten in Richtung Mainstream geschafft. Die Leute mögen Sachen, die sie mitsingen, mitpfeifen und auch ohne Folkwang-Abschluss nachvollziehen können.
Eine musikalische Weiterentwicklung findet inzwischen wohl auch eher in anderen Genres statt, warum sollte man sich auch an einer Art, Musik zu machen, aufhängen...?
 
Was Dance, Techno, Rave, Electro, was auch immer angeht: ich denke einfach, nach dem Dance-Überfluss der 90er mit seinen tausend miesen Coversongs, die mit "Utzzz-Utzzz"-Beat unterlegt wurden, sind inzwischen einfach viele Leute dieser Musik vollkommen überdrüssig.

Wobei sich die Dancemusik auch seit den 90ern weiterentwickelt hat und die Aussage von DJ Nameless dort einfach nicht stimmt. Die Leute sind immer auf der Suche nach neuen Sachen, deswegen gehen die alten Sounds auch nicht mehr. Auch heute schaffen es Dance-Tracks an die Chartspitze, dass diese nicht mehr klingen wie 1990 ist logisch und meiner Meinung nach auch begrüssenswert. Der "Club-Hit" ist aber etwas, was es immer noch gibt.

Vielleicht liegt es natürlich daran, dass der ganze Rave-Sound für DJ-Nameless völlig neu war und er die Entwicklung nicht miterlebt hat. Natürlich erscheint einem alles progressiver, wenn man es das erste Mal hört. Die erste Grunge-Platte, die ich in den Händen hatte, war für mich Ende der 80er auch eine Offenbahrung, 10 Jahre später dachte ich auch, dass ich das alles doch schon mal irgendwie gehört habe und der "Kick" des ganz neuen da irgendwie fehlt. Das ist aber ein Problem des Hörers, nicht der Musik.

Ich finde, dass viele neue Genres in der Club-Musik eine Weiterentwicklung des Dance-Sounds sind, kein Rückschritt.
 
Wobei sich die Dancemusik auch seit den 90ern weiterentwickelt hat und die Aussage von DJ Nameless dort einfach nicht stimmt. Die Leute sind immer auf der Suche nach neuen Sachen, deswegen gehen die alten Sounds auch nicht mehr. [...]
OK, von der Weiterentwicklung kann ich nicht viel nachvollziehen. Dance ist nicht so ganz meins, und ich hab's nach meiner Pubertät nicht mehr verfolgt. (Außer den Fakt, dass eine unsägliche Lumpenpuppe aus Amiland mir auf die Nerven geht, für mich klingt ihre Musik noch genau wie vor 15 Jahren...)
Vielleicht liegt es natürlich daran, dass der ganze Rave-Sound für DJ-Nameless völlig neu war und er die Entwicklung nicht miterlebt hat. Natürlich erscheint einem alles progressiver, wenn man es das erste Mal hört. Die erste Grunge-Platte, die ich in den Händen hatte, war für mich Ende der 80er auch eine Offenbahrung, 10 Jahre später dachte ich auch, dass ich das alles doch schon mal irgendwie gehört habe und der "Kick" des ganz neuen da irgendwie fehlt. Das ist aber ein Problem des Hörers, nicht der Musik.
Volle Zustimmung. Ist in ja überall so. Mitte und Ende der 90er haben meine lieben Theatre of Tragedy mit ihrem "Beauty and Beast"-Stil die Goten- und Metalszene in Aufruhr versetzt, heute haben wir gefühlte drölfzigtausend "Femme Metal"-Bands (und für mich klingt eine abgeklatschter als die andere.) But the kids love it!
Ich finde, dass viele neue Genres in der Club-Musik eine Weiterentwicklung des Dance-Sounds sind, kein Rückschritt.
Vielleicht sucht der Namenlose einfach nur nach einer Musik, die nicht nur eine relativ langsame Weiterentwicklung bzw. Verfeinerung des bereits Existenten ist, sondern etwas zu weiten Teilen Neues und Innovatives...?
 
Von Weiterentwicklung keine Spur.

Kann ich so nicht ganz nachvollziehen. Ich finde, dass es in der heutigen Zeit ein sehr vielfältiges Angebot an elektronischer Musik gibt, gerade im Techno-Bereich, diese ganzen Unterströme gab es damals nicht. Da war immer alles voll auf die 12, bis Robert Hood mit "Minimal Nation" den Minimal Techno erfunden hat. Eine Zeit lang hat dann jeder Minimal produziert, bis alle wieder davon übersättigt waren. Und in dieses Vakuum ist jetzt das einstige Kellerkind Dubstep gebrochen. Künstler wie Burial, Joy Orbison und Mount Kimbie haben das Genre komplett umgekrempelt und ihre eigene Mischung erschaffen, die mit normalem Dubstep (wie z.B. von Skream oder Scuba) nicht mehr viel gemein hat.
 
Auch da habe ich wieder das Gefühl, dass es DJ Nameless eher darum geht, dass die Leute sowas nicht mehr so gerne hören - auch wenn es das gibt. Zugegebenermaßen ist das ja nicht der erste Thread von DJ Nameless, der in dise Richtung geht ;) Und ich meine in anderen Beitragen von ihm kam es mir auch so vor, dass er eher darüber enttäuscht ist, dass das Publikum nicht an dem interessiert ist, was er gerne auflegen würde.
 
Und ich meine in anderen Beitragen von ihm kam es mir auch so vor, dass er eher darüber enttäuscht ist, dass das Publikum nicht an dem interessiert ist, was er gerne auflegen würde.

Dann wäre es an der Zeit, dass "DJ" mal aus seinem Namen zu streichen - sollte er wirklich so denken.
 
wäre an einer Rückmeldung von ihm zu der Threadentwicklung interessiert :)
 
Auch da habe ich wieder das Gefühl, dass es DJ Nameless eher darum geht, dass die Leute sowas nicht mehr so gerne hören - auch wenn es das gibt. Zugegebenermaßen ist das ja nicht der erste Thread von DJ Nameless, der in dise Richtung geht ;) Und ich meine in anderen Beitragen von ihm kam es mir auch so vor, dass er eher darüber enttäuscht ist, dass das Publikum nicht an dem interessiert ist, was er gerne auflegen würde.

Genau darum geht's mir. Es gibt auf der Angebotsseite so viel Musik-Innovation wie nie zuvor. Beispiele hat Merowinger110 gerade gegeben, z. B. Minimal oder Dubstep. Aber in den frühen 90ern war es so, da war Eurodance gerade neu, da konnte der DJ in der Disco die damals neuen Scheiben von Snap oder Dr. Alban auflegen, und die breite Masse tanzte nicht nur drauf ab, sondern hat die Platten massenweise gekauft, so dass die Sachen auch hoch in den Charts waren. Auch im Radio lief dieser frische, neue Sound rauf und runter.

Wenn ich hingegen heutzutage auf einer "normalen" Party neue Sparten wie Minimal oder Dubstep auflege (was mir auch sehr gut gefällt), sind die Leute gelangweilt. Sie wollen es einfach nicht hören. Und in die Charts kommen diese Minimal-Platten dann auch überhaupt nicht. Vom Radio ganz zu schweigen.

Der heutige Mainstream-Partysound ist wesentlich konservativer als noch in den 90ern. Ich weiß noch genau, wie die "Sonic Empire" von den Members Of Mayday anno 1997 Platz 1 der Media Control Single-Charts erreichte. Die letzten drei Jahre kamen die Mayday-Hymnen hingegen nicht mal mehr in die Top 100 der Charts - obwohl sich der Sound weiterentwickelt hat. Stattdessen kommen so Acts wie die Discoboys, deren Sound im Grunde 70er/80er-Jahre-Disco-Sound ist, der nur elektronisch interpretiert wird. Eine Discoboys- oder David Guetta Platte von 2009 klingt viel konservativer als z. B. das "Sonic Empire" aus 1997.

Ich will keinen alten Zeiten hinterhertrauern, sondern bin selber ein Typ, der immer versucht, sich weiterzuentwickeln. Ich fände es gut, wenn frische, neue Sounds wie Minimal, Dubstep oder Latin-Electro von der breiten Masse angenommen würden.

DJ Nameless
 
Dann ist das aber keine Diskussion darüber ob sich die Musik weiter- oder zurückentwickelt, sondern eher eine gesellschaftliche Frage...
 

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