Gehen aktuelle Modelingverstärker in die falsche Richtung?

  • Ersteller wosch666
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Ein dogmatisches Bejubeln oder Verteufeln der unterschiedlichen Arten der Gitarrenverstärkung sollte wirklich der Einsicht weichen, dass diese Diskussion im Grunde sinnlos ist. Obgleich ein großer Teil der Gitarristenschaft sich in überzeugte Humbucker- und Singlecoil-Spieler teilt, kommt (glücklicher Weise) kaum jemand auf die Idee in dieser epischen Breite zu diskutieren, ob ein Humbucker besser als ein Singlecoil der bessere Tonabnehmer ist.
Zu dem ist eine Soundbeurteilung - wie hier vielfach erwähnt - alles andere als nur halbwegs objektiv und nachvollziehbar. An diesem Punkt überschätzen sich viele Gitarristen IMO schon.

-Wir hören sehr wohl das, was wir hören wollen und gehen auch der Werbung, aber auch eigenen Erfahrungen auf den Leim, was man dann gerne mit Voodoo & Co erklärt oder eben auch nicht. Nichtsdesto trotz kommen wir am Ende in der Regel zu einer klaren Entscheidung, was uns am meisten "anmacht" und das ist dann doch ok, auch wenn jemand anderes zu einem ganz anderen Schluß kommt.

Die unterschiedliche Flexibilität der unterschiedlichen Verstärker kann auch genauso Fluch oder Segen sein. Ein Segen für denjenigen der gerne experimentiert oder eben Top-40 Spieler, die eine möglichst große Palette von Trademarksound anbieten können müssen.
Ein Fluch (IMO) jedoch für jeden (Durchschnitts-) Gitarristen, der eigentlich mit einer normalen Dreibandklangreglung schon völlig überfordert ist. Man verliert sich dann sehr leicht im Wust der unendlichen Möglichkeiten des Modelings und findet nicht mal in die Nähe eines Optimums oder aber wie auch schon gesagt wurde, man vergisst das wichtigste, nämlich sich mit seinem eigenen Gitarrenspiel zu beschäftigen.
So bitter das ist, man kann mit dem besten Equipment nicht gut klingen, wenn man nicht vernünftig spielen kann.
Da ist die Frage worauf man seine Zeit verwendet: Sound-Optimierung oder Verbesserung des eigenen Spiels? (Das ist kein Argument gegen Modeler oder für einkanalige Röhren Dinosaurier! Man kann in bei jedem Modeler einen Sound (richtig) einstellen und dann ist's "gut", aber erfahrungsgemäß erliegt man dann doch leicht dem "Knöbchen"-Drücken und Drehen...)

Ob die Amp-Entwickler bei ihrem Tun auf dem richtigen Weg sind, ist dann noch mal eine ganz andere Frage.
Inovationen sind erstmal immer spannend. Wo technische Inovation aber "Geschmackssache" werden, wird es sofort wieder irrational und das vermeintliche "Naturgesetzt", dass Inovationen sich langfristig immer durchsetzen werden, gilt dann nur noch sehr bedingt. Die Amp-Hersteller probieren alle möglichen Inovation aus, um neue Käufer zu finden. Doch die Käufer entscheiden dann, was "gut" ist. Manchmal löst das eine "Revolution" aus und alte Technologien werden völlig verdrängt. Manchmal kann das aber noch so "clever" gemacht sein und trotzdem verkauft es sich nicht.

Bei ganz "neuen" Sound ist das IMO besonders schwierig. Neue (Gitarren)Sounds wurden IMO eher selten von Equipment-Herstellern "erfunden", sondern in der Regel von ganz besonders talentierten Musikern. Leute wie Jimi Hendrix oder Eddi van Halen haben Equipment und Spieltechniktechnik so gekonnt miteinander verbunden, dass da etwas wirklich eigenständig "Neues" entstanden ist. Erst dann wollten die Massen von Gitarristen genauso klingen. Und so wird in der Regel "Sound" eben sehr stark über Vorbilder "verkauft". Jeder kennt das aber auch von sich selbst: Es gibt nur sehr wenige (Otto-Normal)Gitarristen, die "ihren" Sound identifiziert haben. In der Regel ist das immer das Ergebnis aus eigener Spieltechnik, dem was das Equipment hergibt und dem was man im Kopf/Ohr hat. Das sind ganz neue Soundmöglichkeiten vielleicht für den Moment ganz witzig (...man denke an die Halbwertszeit der Nutzung von Effektgeräten...) doch schnell orientiert man sich jedoch wieder an anderen Vorbildern.
 
Ich habe momentan das "Glück" mich dieses Semester mit Musikpsychologie zu beschäftigen. Ich weiss nit in wie weit Musik und Hörpsychologie einen Einfluss auf die Entwicklung von Verstärkern hat, aber der Mensch und vor allem das Gehör ist ein Gewohnheitstier. Es gibt einfach "Trademarks" die unserem Ohr schmeicheln oder eben nicht und die ganzen Klassischen Amps haben sich über die Jahre bewehrt und wurden bei der entsprechenden Zielgruppe für gut befunden.

Dazu gibt es ja auch zig interessante Beispiele.
1. Lautsprecher in Gitarrenboxen sind vom Klangspektrum verglichen mit HiFi Boxen gar nit so toll... trotzdem ist genau dies der Umstand warum wir (besonders bei Zerrsounds) diese sehr angenehm finden...
2. Wenn man sich z.B. mal die Kritiken zu den Line 6 Hd Pedalen durchliest... dann liest man oft das die standard Presets total der Mist seien... da sie einfach zu " unnatürlich" sind. Line 6 spielt da halt mit den technischen Muskeln. Am Ende baut sich doch jeder wieder einen klassichen Ampsound.
 
Im Musical Bereich spielt niemand ein 50W Halfstack mit 4*12 Box. Eigentlich spielt von den Profis, die ich kenne, niemand eine 4*12 Box mehr, aber das lassen wir mal beiseite. Große professionelle Musicals wie die Dinger in Hamburg haben einen extra Raum für die Band, in den das Bühnengeschehen per Kamera übertragen wird. Die Band spielt dann dazu, der Raum ist Voll isoliert und das Signal wird dann fertig gemischt in den Saal übertragen. Solche Musicals werden allerdings weder Du noch ich aller Voraussicht nach jemals spielen :)

Die Lösung mit Orchesterabteil ist die, die bei kleineren Produktionen (< 300 Personen) meist gewählt wird. Und da werden bei allen Produktionen die mir bekannt sind, Modeller eingesetzt, oft die Axe-FX, aber auch andere. Solche Produktionen spiele ich schon mal. Oft hat man noch nicht mal en akustisches Schlagzeug - ein E-Drum ist leiser und leichter mixbar. Jeder Toni freut sich nämlich über ein Direktsignal, auch von der Gitarre. Und Isocabs und Plexiwände - jetzt mal ehrlich, wer hat sowas? und ist es nötig, wenn ich das 19" Gerät nehmen kann?

Meinen Röhrenamp, zugegebenermaßen ein älteres Modell, kann man nicht in einer Lautstärke spielen, so daß er schön klingt und die Nachbarn sich nicht beschweren. Dabei hat der nur 20 Watt. Aber vor allem mit dem Leadkanal kann man Häuser einreißen.

Wenn Du Raumklang im Studio einfangen willst, dann brauchst Du einen schönen Raum. Steht oft nicht zur Verfügung. Ich hab mal einen mit nem JCM 800 aufgenommen, den musste ich auf den Gang setzen, damit er den Kopfhörer noch hörte. Das geht im Heimstudio nicht. Röhrenamps klingen laut besser als leise, Modeller immer gleich. In vielen kleineren Prduktionen wird gemodelt, auch und besonders bei den Profis. Als ich neulich einem HipHopper ein paar Klampfen auf die CD drücken sollte (war ein Profi), wurde Modelling vom Toni extra verlangt. es spart Zeit und Zeit ist Geld...
 
@Koebes:
Die Musical-Geschichten sind nicht so mein Geschmack, wie gesagt, dass Modeller da praktischer sind mag ich garnicht bezweifeln.
Und dass alte Röhrenamps laut besser klingen ist ja sowieso kein Geheimnis, aber gerade moderne Amps können meistens auch leise schön tönen (mein Statesman schafft das z.B. gut).
In Sachen Tontechnik kenn ich nur das Gegenteil: Unser Stamm-Techniker will immer unbedingt mikrofonieren. Ich wollte auch mal mit Direktsignal testen, aber das wollte er nicht.
Ich komm halt auch aus nem anderen Metier mit Lautstärken wo sich Röhrenamps gut aufreißen lassen und die PA stellenweise so dürftig ist, dass ein Amp als Monitor zwingend notwendig ist.
Raumklang ist mir eigendlich recht egal, klar, es sollte kein Fliesenboden im Glashaus sein, aber ich mags dann nicht mich da stundenlang mit der Raumakustik zu beschäftigen. Viel wichtiger ist doch, dass ich das aufs Griffbrett bringe, was letztendlich auf die Platte soll, gerade im Studio. Ist vielleicht ne Art von Purismus^^
Und die Zeitsparerei...naja...ein Tontechniker, der mir nicht die 5 Minuten gibt, 1-2 Mikros vorm Amp zu positionieren (vorrausgesetzt man kennt wie gesagt die Sweetspots) ist niemand, mit dem ich gern dauerhaft zusammenarbeiten mag. Und als nicht-Berufsmusiker bin ich nicht auf jeden Gig und jeden Studiojob angewiesen.
Ich bin eigentlich kein großer Röhrenverfechter, aber manchmal geht mir die generelle Schlechtmacherei (nicht auf dich bezogen) etwas auf den Zeiger. Von wegen "4x12er sind nicht mehr zeitgemäß" hör ich in letzter Zeit immer öfter. Witzigerweise so gut wie nie von Tonmenschen, eher von der "Musikerpolizei". Ich kanns nicht nachvollziehen. Mit dem richtigen Amp lassen sich Lautstärken regulieren, das kann einfach niemand abstreiten.
Und die Beam-Geschichten von 4x12ern: Schmääääh. Sowas lässt sich mit kleinen Hausmitteln in den Griff kriegen, behaupte ich.
Ich hab vor mir auch irgendwann mal ein Axe-Fx anzuschaffen (in ferner Zukunft), stehe dem also auch keinesfalls verfeindet gegenüber. Aber Live find ich sowas nahezu unpraktisch. Man hat ein 19"-Gerät da stehen. Ist das Monitoring mies, hört man sich nicht. Alternativ schleppt man ne Aktivbox o.ä. mit, aber dann kann ich mir genausogut auch ein Halfstack da hinstellen. Einziger theoretischer Vorteil: Mikrofonierung ist nicht nötig. Aber da gibts auch Abhilfe: RedBox von HK o.ä.
Im Studio ist das was anderes....

lg
 
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Ein dogmatisches Bejubeln oder Verteufeln der unterschiedlichen Arten der Gitarrenverstärkung sollte wirklich der Einsicht weichen, dass diese Diskussion im Grunde sinnlos ist.

In diesem Thread ging es ja überhaupt nicht um die blöde Diskussion Röhre vs. Trans vs. Modeller (die Diskussion an sich ist eigentlich noch nichtmal blöde, aber der Dogmatismus, der dabei oft aufkommt, sehr wohl).
Die Frage war doch eine andere: In welche Richtung entwickelt sich der Verstärkermarkt bzw. die Innovationsrichtung der Modeller und ist das eine sinnvolle Richtung. Wenn ich überzeugter Schaltgetriebe-Fahrer bin, interessiert mich vllt wirklich nicht besonders, in welche Richtungen sich Automatik-Getriebe weiterentwickeln, aber man muss zumindest zu Kenntnis nehmen, dass manche der "frühen" Gegenargumente irgendwann erledigt sind (z.B.: Automatikgetriebe haben grundsätzlich einen höheren Spritverbrauch, .... ).
Wohingegen das Argument "ich mag es einfach, mit Schaltung zu fahren" nicht zu entkräften ist, logischerweise aber nicht für jeden zutrifft.

Ich glaube, dass bei der Eröffnung dieses Threads die Kritik an den Modellern ausschlaggebend war, sich mit der Weiterentwicklung dieser Technik immer noch nahezu ausschließlich auf das Nachahmen klassischer und beliebter Sounds zu beschränken. Daher das berechtigte und häufig gehörte Argument, dass da ein paar tolle Low-Price-Amps rauskommen, die Erstaunliches leisten aber im professionellen Bereich nicht mithalten können. Mittlerweile gibt es mit AXE-FX, Kemper u.a. eine neue Generation Herausforderer, die das Low-Price-Argument eindrucksvoll widerlegen. Andere Argumente aber bleiben kontrovers: schlechtere Live-Tauglichkeit, Ansprechverzögerungen etc.
Wenn man in die Vergangenheit blickt, sieht man überall da, wo Digitaltechnik in vormals analoge Domänen eingebrochen ist, eine rasante Entwicklung: CD vs. Schallplatte, Digitalphotographie vs. Filmphotographie. Diese Duelle sind durchaus nicht zu 100% entschieden, es fällt aber auf, dass es bei diesen Diskussionen sehr ruhig geworden ist und Schallplatten sowie Analogkameras heute Nischenprodukte mit relativ konstantem aber sehr niedrigem Marktanteil sind. Ich sehe ähnliches für den Amp-Markt voraus: Röhren-Amps werden in absehbarer Zeit nicht komplett verschwinden aber sie werden sich zum Nischenprodukt entwickeln.
Selbst wenn die Innovationen im Modeller-Bereich sich weiterhin auf das möglichst 100%ige Kopieren klassischer Amps beschränken, dauert es nur noch einige Jahre, bis die Anschlagslatenz auf 10% der heutigen Werte runter ist. Und wem das immer noch nicht reicht, der muss einfach 2 Jahre länger warten. Wenn dann irgendwann diverse digital-Amps mit der 10-fachen Leistungsfähigkeit eines Kempers für 499.- bei Thomann zu haben sind, wird die Masse der Käufer längst umgeschwenkt sein.
Vintage-Röhren-Amps werden nur noch zu weit höheren Preisen als heute zu haben sein und neben ihren akkustischen Eigenschaften Prestigeobjekte von hohem Wert sein aber die Masse der angebotenen und verkauften Amps wird ein Automatikgetriebe .... ähh, eine digitale Vorstufe haben.
Wenn der Konkurrenzdruck durch Röhrenverstärker spürbar kleiner wird, wird der Konkurrenzdruck durch andere Digitalverstärker riesig werden. Und ich denke spätestens DANN wird sich die Innovationsrichtung im Digitalverstärkerbereich deutlich verändern. Gitarrensynthesizer werden vom Markt verschwinden, genauso wie Navigationsgeräte von Smartphones verdrängt werden. Solche Funktionen werden in den nächsten Digitalverstärkergenerationen integriert sein. Bodentreter-Effekte werden zum Nischenprodukt werden, weil frei belegbare Multifunktions-Bodeneinheiten (z.B. 3 Pedale, 16 Schalter, ganz nach gewünschter Größe und Geschmack), die es heute schon häufig gibt (z.B. MFC-101 für das AXE-FX), einfach Standard-Ausrüstung werden. Vielleicht auch als zusammensteckbares Baukastensystem oder was weiß ich ...
Finde ich das gut? Interessiert doch keinen. Der Markt bestimmt die Richtung.
Um also auf die Eingangsfrage zurückzukommen, in welche Richtungen sich die Innovation im Verstärkermarkt entwickelt: Die aktuell zu beobachtenden Neuerungen zeigen nicht, was alles möglich wäre, sondern sie zeigen einfach, wo die Konkurrenz am Markt am größten ist. Sobald sich die Konkurrenzsituation stark verändert, wird sich auch die Innovationsrichtung ändern.
Meine positive Prognose für Röhrenfans: Der Röhren-Amp-Markt wird zwar klein werden aber nicht tot zu kriegen sein (auch die Schallplatte wird die CD überleben!).
Meine positive Prognose für Digitalverstärker-Fans: Es wird Digitalverstärker geben, deren Leistungsfähigkeit und Möglichkeiten wir uns heute nur ansatzweise vorstellen können.
 
ganz im Ernst:
hätte ich ein mir wirklich 'wertvolles' Stück Musik nur auf CD, würde ich es auf Vinyl archivieren... :p
meine ältesten Platten sind gut 60 Jahre alt... und lassen sich immer noch prima abspielen

die Digitalkamera verdankt ihren Siegeszug in erster Linie der reinen Kostenersparnis
sowohl das relativ teure Material, wie die damit verbundenen Verarbeitungzeiten entfallen
(zumindest eine Teil-Analogie zum Amp-Bereich)

cheers, Tom
 
Um auf das eigentliche Thema "Gehen Modelingverstäker in die falsche Richtung" zurückzukommen.
Ich glaube aus verschiedenen Gründen werden bekannte Verstärker nachgebildet:
1. Marketingtechnisch verkauft sich wahrscheinlich ein Modelingverstäker besser mit bekannten Nachbildungen. Es klingt viel besser ein "JTM 45" oder "Plexi"-Modell vorzufinden, als ein Amp A oder Amp B.
2. Man kann sich leichter vorstellen, welche Richtung der Modellingverstärker abdeckt, wenn z.B. ein Fender Bassman-Modell exisitert. Ob der Verstärker wirklich so klingt, steht auf einem anderen Blatt. Potenzielle "Bassman"-Spieler schauen sich den Modellingverstärker evtl. deshalb aber an.


Noch eine Anmerkung am Rande:
Wenn man die Beiträge hier liest, zwängt sich der Verdacht auf, dass die Digitaltechnik prinzipiell "problembehaftet" ist und der reinen Analogtechnik unterlegen sei. Technisch gesehen ist aber genau das Gegenteil der Fall.
 
...Noch eine Anmerkung am Rande:
Wenn man die Beiträge hier liest, zwängt sich der Verdacht auf, dass die Digitaltechnik prinzipiell "problembehaftet" ist und der reinen Analogtechnik unterlegen sei. Technisch gesehen ist aber genau das Gegenteil der Fall.

Kannst du das ein wenig präzisieren? Und heißt "technisch gesehen", dass es auch unseren Hörgewohnheiten mehr entspricht? (Vermutlich müssen sich viele auch nur erst an die anderen Charakteristika der unterschiedlichen Techniken gewöhnen und lernen damit korrekt umzugehen, um die jeweiligen Vorteile voll auszunutzen...)
 
der Vergleich hinkt, weil es in beiden Technologie-Varianten solche und solche Implementierungen gibt
prinzipiell bietet die Digitaltechnik aber eindeutig das höhere Fehlerpotential
wo diese noch weiterläuft, hätten sich analoge Geräte bereits in Rauch verabschiedet... ;)
(dh solche Geräte würden nie den Markt erreichen)

cheers, Tom
 
Das "höhere Fehlerpotential" der Digitaltechnik kann man meiner Meinung nach nicht so stehen lassen. Heute verbreitete Digitaltechnik, wie sie in vielen Artikeln für ein paar Euros verbaut wird, hat einen Grad an Miniaturisierung Komplexität erreicht, der mit Analogtechnik kaum mehr erreichbar ist. Andererseits wird heute sicher fast ALLES unglaublich viel "kostenoptimierter" gefertigt als vor wenigen Jahrzehnten. Ob das nun die Selbstbaumöbel mit fehlerhaften Bohrlöchern, die Handydeckel mt abgebrochenen Laschen oder die Gadgets mit fehlerhaften Platinen sind. Daher sollte man die allgemein nachlassende Verarbeitungsqualität nicht auf die Verwendung von Digitaltechnik schieben.

Marketingtechnisch verkauft sich wahrscheinlich ein Modelingverstäker besser mit bekannten Nachbildungen.
Exakt! Das muss in der Zukunft aber nicht so bleiben.
So hat in den 80er und 90er-Jahren nahezu jeder Synthesizer einen Fender-Rhodes-E-Piano-Sound als Preset gehabt. Heute wissen nur noch 10%, was ein Fender Rhodes überhaupt ist, daher heißen die entsprechenden Presets in heutigen Keyboards "E-Piano" und klingen nach Yamaha DX7. (Diese Übertreibung konnte ich mir nicht verkneifen ;-)
 
ich hatte mich allerdings nicht auf den Aufbau von Geräten und Bauteilen bezogen, sondern auf den Kern von Digitaltechnik... und der heisst Software... ;)
Aber auch auf Chipebene gibt es in bestimmten Bereichen Einsatzbeschränkungen, weil die Bauteile nicht mehr auf alle Zustände getestet werden können.

cheers, Tom
 
Zum Thema Digitaltechnik:
Beim Vorgang der Digitalisierung (AD-Wandlung) bzw. Rekonstruktion des ursprünglichen Signals (DA-Wandlung) wird das Signal verfälscht. Diese Verzerrungen/Verfremdungen sind aber um Grössenordnungen kleiner als z.B: Verfälschungen, die bei der Verstärkung eines Signals mittels einer Röhre entstehen. Hier ist die Digitaltechnik gnadenlos überlegen.
Ich denke, in dieser Diskussion spielt das aber keine Rolle. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass der Klang eines Modellingverstärkers nicht durch irgendwelche prinzipiellen Unzulänglichkeiten der Digitaltechnik limitiert wird.


>> Kannst du das ein wenig präzisieren? Und heißt "technisch gesehen", dass es auch unseren Hörgewohnheiten mehr entspricht?

Ich meine damit, dass z.B. manche Tonstudios immer noch Bandmaschinen einsetzten, obwohl Harddiskrecorder deutlich bessere technische Daten aufweisen. Mittlerweile ist es aber so, dass, bis auf ganz wenige Ausnahmen, Bandmaschinen in den Studios verstauben. Die aktuelle Gerätegeneration von AD/DA-Wandlern haben so einen neutralen (guten) Klang, dass man gar keine Bandmaschine mehr einsetzen will. Auch die digitale Signalverarbeitung (Plugins...) hat in der Praxis einen grossen Schritt nach vorne gamacht.

Ich glaube, um beim Thema Gitarrenverstärker zu bleiben, dass ein guter Modellingverstärker garnicht "digital" klingen muss (was immer das genau heissen mag). Von daher brauchen wir unsere Hörgewohnheiten wahrscheinlich nicht anzupassen.
 
Zum Thema Digitaltechnik:
Beim Vorgang der Digitalisierung (AD-Wandlung) bzw. Rekonstruktion des ursprünglichen Signals (DA-Wandlung) wird das Signal verfälscht. Diese Verzerrungen/Verfremdungen sind aber um Grössenordnungen kleiner als z.B: Verfälschungen, die bei der Verstärkung eines Signals mittels einer Röhre entstehen. Hier ist die Digitaltechnik gnadenlos überlegen...
der Meinung war man in den 80er Jahren auch, als beim Rundfunk zugunsten der gnadenlos überlegenen Digitaltechnik analoges (Röhren) Gerät per Schrottkippe entsorgt wurde...
Heute zahlt man bis 2k Euro für 1 einzelnen V76, ein Röhrenverstärker mit einem Störabstand von 102 dB (iirc)

es kommt immer drauf an, was man daraus macht ... bei jeder Technik

Bandmaschinen sind ja nicht wegen des Klangs aussortiert worden, sondern wegen Material und Zeitkosten
(vergleichbar den Trends in der digitalen Fotografie)
wie die veröffentlichten Messwerte von aktuellem Equipment zustande kommen, entzieht sich meiner Kenntnis
aber ich hatte (und habe immer noch) genug verschiedenes Digital-Equipment um Unterschiede zu hören
in Messprotokollen findet sich davon nichts wieder... also klebe ich mir die 0,00025% THD sonstwo hin ;)

oder um es mal ganz anders zu formulieren:
so wie 'nett' der kleine Bruder von 'shice' ist... gibt es vermutlich kaum etwas öderes, als perfekt 'sauber' reproduzierte Klänge.
Daran können sich Zahlenfetischisten begeistern, aber wirklich hören will es niemand.
Man liest von teuren Produktionen, wo tatsächlich Rauschen zugemischt wurde, damit die 'klinische' Wirkung nachlässt... doublefacedingens :p

ich benutze mein digitales Equipment gern, aber diese Verklärung von 'Technikpotential' grenzt ja beinahe an vintage-Fetischismus (in ihrer Intensität) :D

cheers, Tom
 
> der Meinung war man in den 80er Jahren auch, als beim Rundfunk zugunsten der gnadenlos überlegenen Digitaltechnik analoges (Röhren) Gerät per Schrottkippe entsorgt wurde...als beim Rundfunk ....

Ja, da hast Du vollkommen Recht . Die Digital-Technik vor 30 Jahren wollte ich auch nicht unbedingt einsetzen wollen :)
Das sieht aber zum Glück heute komplett anders aus.
 
dasselbe haben sie damals auch gesagt...

aber ich würde sofort eins der frühen AKG Digital-Hallgeräte kaufen, falls ich es nur halbwegs günstig bekomme
... oder das hier :D
(kann ich mir grad nicht leisten) :(
ich habe letztens auf einen alten Roland Sampler die Daten der Akai iMPC (ipad app) geladen - fett
wie üblich: it depends...

cheers, Tom
 
Ja, da gibt es schon interessante Sachen. Ich benutze immer noch gerne meine uralten Studer D 19 Wandler...
 
Heute zahlt man bis 2k Euro für 1 einzelnen V76, ein Röhrenverstärker mit einem Störabstand von 102 dB (iirc)

Jepp ..... made by Tonographie Apparatebau ( TAB ) ..... da war ich über 10 Jahre :D .

... aber auch bei der nachfolgenden analog Technik wurde ein irrsinniger Aufwand getrieben . Jede Verstärkerstufe hatte eigene Siebungen in der Stromversorgung und das , obwohl die 24 Volt Netzgeräte ( N324/4A3 bzw 4A2 ) schon fast Batterie Spannung lieferten ( ein Netzgerät kostete damals um die 1500 DM !! ) .

Solchen Schaltungsaufwand findet man leider nicht in den üblichen Verstärkern .
 
Ich will das hier mal in den Raum werfen:
http://wiki.fractalaudio.com/axefx2/index.php?title=AMP_(block):_list

Alles ein "klingt wie" und "für original benutze" bei bekannten Amps. Aber man werfe auch mal einen Blick auf die FAS Liste.
Das sind Modelle, die eben kein Vorbild haben (sollten). Ergo rein digital erstellte Amps. Soviel dazu, dass immer nachgebildet wird.
 
Findet ihr auch die Model-Namen so witzig? EnergyBall oder PVH 6160 :D
Aber mit dem Axe FX haben die Modeling Amps einen großen Schritt nach vorne gemacht. Man denke nur an die vielen Künstler, die das Teil einsetzen.
Imo ist Modeling dadurch wieder interessanter geworden.
 
Würden Modellerhersteller komplett auf Vorbild nahe Bezeichnungen / Beschreiben verzichten, gäbe es sicher haufenweise Leute, die ein JTM nahes Modell als 1a Deluxe Reverb Emulation bezeichnen würden. Alles schon erlebt.

Modeller sind ok wie sie sind, die Käufer sind das Problem. Ich kenne da ein paar steinalte Musiker die sich noch an das verwendete Equipment gewöhnt und angepasst haben. Fühlte sich ein Verstärker dynamisch steif an, hat man die Spieltechnik eben angepasst und gut ist. Heute undenkbar, liest man so in den Foren jeden Tag.
 

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