Klar, die Prüfung nach 0701/0702 ist Pflicht.
Aber mal realistisch betrachtet: Habt ihr euch schon mal diverse - insbesondere fernöstliche - Schaltnetzteile angeschaut, die inzwischen zu hunderten in vielen Haushalten zu finden sind? Wenn man sich die Sachen anschaut, dann kann der Gedankengang der Hersteller nur gewesen sein: "Y Kondensatoren kennen wir nicht, Kriechstecken auch nicht, Sicherungen braucht sowieso keiner und den Schutzleiter machen wir zwar in die Buchse rein, aber wo wir den anschließen, haben wir uns noch nicht überlegt, also lassen wir ihn mal in der Luft hängen"
Fakt ist, dass diese zumeist verschweißten/verklebten (fragt euch, warum...) Geräte sämtliche Prüfungen bestehen und dann irgendwann entweder abbrennen oder dank Feinschluss irgendwo im Gerät die Netzphase an die Ausgangsbuchse legen.
Selbst wenn man ein Gerät von jemandem kauft, der die Prüfungen nach 0701/0702 durchführt, dann garantiert das dem Anwender/Käufer/Kunden keine Sicherheit. Alte Marshalls mit Pignose-Steckern beispielsweise sind von Natur aus nicht sicher, selbst wenn sie die Prüfung bestehen sollten, weil konstruktiv nicht sichergestellt ist, dass der PE wirklich immer Kontakt macht. Und Bestandsschutz gibts für potentiell lebensgefährliche Konstrukte meines Wissens nicht.
Daher: Ja, wenn man repariert, muss man prüfen, aber das ist primär zur rechtlichen Absicherung brauchbar und das auch nur dann, wenn man die Kalibrierung des Messgerätes/Messautomaten sowie die persönliche Berechtigung nachweisen kann und ein Prüfprotokoll für das konkrete Gerät hat, das bei einem Kunden zu Schäden geführt hat. Ansonsten ist es ein Schritt in Richtung "sicheres Gerät" aber eben nur ein sehr kleiner.
MfG Stephan