Palatine Pickups - handgewickelte Pickups aus der Pfalz

Euch allen noch ein frohes neues Jahr!
Ich starte das neue Jahr mit einer ganz coolen, wie ich finde, Custom-Anfertigung. Der Kunde ist großer Gilmour-Fan und hat sich für den Neck- und Middle-Pickup meines "Muschelkalk"-Sets entschieden. Er spielt allerdings auch in einer Punk-Band und wollte also in der Bridge einen P-90 Sound. Meine Versuche, ihn zum Kauf einer zweiten Gitarre zu überreden, scheiterten leider (keine Ahnung, kann ich überhaupt nicht verstehen :-D ). Also haben wir uns für ein "PSS" (HSS kann ja jeder ;-) ) Set entschieden. In der Bridge Position werkelt jetzt ein P-90er im Humbuckerformat mit schwarzem Metallcover.
Sieht ziemlich cool aus, wie ich finde.

IMG_5485.jpg
 
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Sieht nett aus. 👍
 
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Wow, genial.
Wenn er jetzt auf Master-Tone umlötet und das frei werdende Poti als Bass-Cut belegt, werden an der Bridge vermutlich überzeugende Stratsounds möglich
 
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Wow, genial.
Wenn er jetzt auf Master-Tone umlötet und das frei werdende Poti als Bass-Cut belegt, werden an der Bridge vermutlich überzeugende Stratsounds möglich
Soweit ich mich erinnere, wollte er den zweiten Tone-Regler als Blender-Poti nehmen, um den Neck-Pickup einzublenden. Aber das wäre auch eine gute Idee.
 
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PSS ist ja mal ne coole Idee
 
........, Custom-Anfertigung

Kurze Frage:
Beschäftigst du dich auch mit der Restauration bzw. Reparatur älterer Tonabnehmer?
Z.B. Rellog oder Simeto (speziell ETA-1) aus den 60ér Jahren?

Die Frage deshalb, weil ich viele Jahre die zugehörigen Jazzgitarren restauriert habe und die Beschaffung immer ein Problem war.
 
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So, hier auch mal wieder ein Posting nach längerer Zeit.

Ich habe vor einiger Zeit bei einer Sammlungsauflösung eine 1983er Fender Stratocaster aus der Vintage Reissue Serie gekauft, die Anfang der 80er auf den Markt kam. Die Strat spielt sich super und hat eine schöne Patina.
Mit dem Klang des Neck- und Middle- Pickups war ich bisher soweit glücklich, der Bridge Pickup war mir allerdings immer einen Ticken zu grell. Aber gut, vintage reissue halt, das gehört halt bei alten Strats so, dachte ich mir. Ich habe dann als erstes den Bridge Pickup mal an den zweiten Tone-Poti gelötet, das gehört meiner Meinung nach sowieso standardmäßig gemacht.
Nun bin ich aber ja auch Pickup-Wickler und dachte mir, da kann ich mir ja auch selbst was bauen. Für mich sind Gitarren auch Werkzeuge. Und dann wird da dran auch gearbeitet, um sie zu optimieren. Ich habe auch nicht vor, die Gitarre zu verkaufen, deswegen habe ich auch kein Problem damit, an "alten" Gitarren rumzuschrauben.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe die Pickups ausgebaut und durchgemessen, um dann anhand dieser Werte ein Pickup-Set zu wickeln. Ich wollte den Neck- und Middle-Pickup so lassen, der Sound passte ja. Beim Bridge Pickup wollte ich etwas weniger Höhen haben und generell einen etwas "ausgewogeneren" Sound.

Hier mal die Messergebnisse der original-Fender Pickups:

NeckMiddleBridge
DCR5,9 kOhm5,8 KOhm5,9 kOhm
Induktivität @ 100 Hz2,3 H2,26 H2,3 H
Kapazität @ 100 kHz106,4 pF98,8 pF99,3 pF

Bei den Ergebnissen sieht man auch gut, dass man sich da bei Fender, was die Pickups angeht, "vintage-korrekt" verhalten hat, und einfach 3 gleiche Pickups eingebaut hat. Kalibrierte Sets, wie man das heute macht, gab es damals nicht.

Ich habe mich dann bei meinem Bridge Pickup erst einmal dazu entschieden, mich an diese Werte zu halten und dann eine Baseplate an den Bridge Pickup zu montieren. Hier die Ergebnisse meiner Pickups:

NeckMiddleBridge
DCR5,9 kOhm5,8 KOhm5,9 kOhm
Induktivität @ 100 Hz2,3 H2,23 H2,46 H
Kapazität @ 100 kHz82,34 pF78,11 pF85 pF

Man sieht also, dass ich Neck und Middle ganz gut getroffen habe. Bei der Bridge sieht man bei der Induktivität die Auswirkung der Baseplate. Und dann ist bei meinen Pickups die Kapazität geringer. Den Unterschied schiebe ich jetzt einfach mal auf unterschiedliche Wickeltechniken. Ich würde auch einfach mal behaupten, dass die Fender Pickups von der Maschine gewickelt worden sind, wohin gegen bei meinen Pickup der Draht mit der Hand geführt wird. Ich verwende beim Wickeln mancher Pickups teilweise auch die CNC-Funktion meiner Maschine, aber auch dort kann ich ein "Chaotisches" Wickelschema einstellen, was das so viel angepriesene "Scatterwinding" simulieren soll. Ich möchte dazu jetzt nicht so viel sagen, darüber wurde schon ausreichend diskutiert. Aber darin dürfte der Unterschied liegen, dass bei mir einfach weniger Umdrehungen pro Lage drauf sind. Und ich kenne leider auch nicht die genauen Spezifikationen des von Fender in den 80ern verwendeten Wickeldrahtes. Ausser, das es AWG42 Heavy Formvar Draht ist. Diesen habe ich auch verwendet.

Am Messgerät sieht das dann folgendermaßen aus (gemessen mit dem Integrator von Ken Wilmott):

Neck Pickups im Vergleich.png


Middle Pickups im Vergleich.png


Bridge Pickups im Vergleich.png

Alle Werte mit 200kOhm und 470pF "Last" gemessen, um das Verhalten in einer Gitarrenschaltung zu simulieren.

Mit dem Sound des Bridge Pickups bin ich soweit erstmal zufrieden.

Hier ein kleines Soundbeispiel. Leider habe ich keinen direkten Vorher-Nachher-Vergleich gemacht. Man verzeihe mir auch das uninspirierte Genudel, es war spät ;-)


View: https://www.youtube.com/watch?v=JMRsc2ArXsk

So, das war viel Text. Aber ich dachte mir, der ein oder andere findet das vielleicht ganz interessant. Ausserdem bekomme ich viele Anfragen, ob ich diesen und jenen Pickup "klonen" könnte. So etwas geht nur bis zu einem bestimmten Punkt. Und am Ende wird es nie genauso klingen, weil da einfach zu viele Variablen im Spiel sind. Man sollte sich dann eher überlegen, warum möchte ich genau diesen Pickup "klonen"? Wenn er einem gefällt, warum dann nicht genau den kaufen? Klar, wenn es alte Pickups sind, dann wird das schwierig. Aber in dem Fall arbeite ich mich mit dem Kunden meistens über seine Soundvorstellungen an das Endergebnis heran. Und das sieht in vielen Fällen ganz anders aus, als die Vorstellungen, mit denen man an die Thematik heran geht. In diesem Sinne - Happy Tinkering ;-)
 
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Wie wird denn bei einem Pickup die Kapazität gemessen?
 
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Ok. Der Pickup wird also an das Messgerät über die beiden Anschlussleitungen angeklemmt. Dann wird der ohmsche Widerstand, die Induktivität gemessen. Aber Kondensatoren sind doch hochohmig. Wie läuft das dann?

Wird da die Kapazität "zwischen" den Wicklungen gemessen? Wenn ja, kann man dann die Kapazität darüber beeinflussen, wie stramm gewickelt wird, also je dichter die Wicklungen beieinander liegen, desto höher ist die Kapazität? Lose Wicklung bedeuten dann, weniger Kapazität, höhere Resonanzfrequenz?
 
Wird da die Kapazität "zwischen" den Wicklungen gemessen? Wenn ja, kann man dann die Kapazität darüber beeinflussen, wie stramm gewickelt wird, also je dichter die Wicklungen beieinander liegen, desto höher ist die Kapazität? Lose Wicklung bedeuten dann, weniger Kapazität, höhere Resonanzfrequenz?

Genau. Ich habe das bei mir auch schon getestet. Ich habe eine CNC-Wickelmaschine, bei der ich auf Wunsch auch die Drahtführung per CNC machen lassen. Da kann ich den "Füllfaktor" einstellen, also wie viele Wicklungen pro Lage ich haben möchte. Außerdem kann ich einstellen, ob die Lagen schön nacheinander oder "chaotisch" sein sollen. Und das wirkt sich dann tatsächlich auf die Kapazität schon messbar aus, so wie von Dir beschrieben.

Zum Thema Kapazitätsmessung in Pickups wurde hier ausgiebigst diskuiert: https://music-electronics-forum.com/forum/instrumentation/pickup-makers/47553-
 
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Wer schon immer mal wissen wollte, wie Firebird-Pickups in einer Les Paul klingen, hier ein kleines Soundbeispiel:


View: https://youtu.be/AB0AFGujlWY

Firebird Pickups werden ja gerne mit Mini-Humbuckern verwechselt. Die Konstruktion ist allerdings doch etwas anders, daher klingen die auch anders als klassische Humbucker.
 
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Tausend Dank für die Wiedergeburt des NSX!

Für alle nicht direkt beteiligten:

Vor einiger Zeit ist mir eine Epiphone Nighthawk Custom Reissue zugelaufen, bei der einer der Vorbesitzer den mittleren SingleCoil "NSX" geschrottet hatte. Dieser Pickup bzw. adäquater Ersatz ist praktisch nicht zu bekommen, da es sich um einen "durchlöcherten" halben Humbucker handelt (also von den Maßen her eine Humbuckerhälfte mit zwei Löchern drin um ihn direkt ins Holz zu schrauben. Bei der Epi Reissue wurde er nach Originalspecs der 94er Gibson Nighthawk Custom hergestellt, aber niemand kennt diese Specs so ganz genau.

Meine Erinnerungen sind schon etwas blass (ich hatte die Gibson Nighthawk ende der 90er), aber ich habe den Pickup als "langweilig" und - wie so oft bei HSH - zu leise in Erinnerung.
Mein Workaround, ein Singlecoil aus einem Cimar Fake-Humbucker aus Mitte der 70er, war deutlich zu schrill, vom Charakter her ok, aber eben viel zu laut. Ein fixer Widerstand brachte natürlich "mumpfigen" Sound und somit hab ich Daniel gefragt, ob er mir da helfen könnte.

Klar konnte er und nachdem ich ihm, was ich hatte an Material und Daten, geschickt habe, hat er sich dran gemacht, ihn mir neu zu wickeln. Mit neuem, dreiadrigen Kabel (zum Phasentausch) kam er bei mir an und lag nun erstmal ein paar Tage, bis ich zum Einbau kam. Erstmal natürlich Schrauben suchen, ist ja nicht so, als wären die da wo man sie vermutet hätte. Aber am nächsten Tag waren die beiden Schrauben auch wieder da und es ging ans ausprobieren.

Daniel, Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!
Sowohl vom Output absolut "perfekt match" (also gleichmäßig auch in den Mittelpositionen) als auch im tonalen. Da ist keine Langeweile, da ist Kontour im Bass, "etwas" Brillianz in den Höhen, gerade um herrlich seidig zu klingen. Ich würde mal irgendwie sagen eine Mischung aus Tele-Neck und Strat Mitte, also richtig gut und wenig anfällig gegen Einstreuungen (da war die Cimar Pickup-Notlösung auch prädestiniert dafür^^).

Ich hab meine Freude damit und werde der Gitarre jetzt wohl endlich die Liebe zu teil werden lassen, die sie offensichtlich seit dem Unfall damals nicht mehr bekommen hat (die Gitarre ist 11 Jahre alt und die Bünde sind nocht nichtmal richtig eingespielt).
 
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Ach, das freut mich. Vielen Dank für das tolle Feedback! :)
 
Genau. Ich habe das bei mir auch schon getestet. Ich habe eine CNC-Wickelmaschine, bei der ich auf Wunsch auch die Drahtführung per CNC machen lassen. Da kann ich den "Füllfaktor" einstellen, also wie viele Wicklungen pro Lage ich haben möchte. Außerdem kann ich einstellen, ob die Lagen schön nacheinander oder "chaotisch" sein sollen. Und das wirkt sich dann tatsächlich auf die Kapazität schon messbar aus, so wie von Dir beschrieben.

Zum Thema Kapazitätsmessung in Pickups wurde hier ausgiebigst diskuiert: https://music-electronics-forum.com/forum/instrumentation/pickup-makers/47553-
Wo passen denn mehr Windungen drauf, Nacheinander oder Chaotisch?
 
@HD

Moin ✌🏻🙂
Bin eben erst auf deine PUs aufmerksam geworden.
Zum Aufrüsten einer günstigen Strat suche ich ein HSS-Set, vorzugsweise ein wenig schärfer.
Die Beschreibung deiner "Spätburgunder" klingt gut, aber da fehlt mir der Humbucker.
Gibt es da Möglichkeiten...?
 

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