1 von 10 streitbaren Thesen: Sound ist nicht käuflich

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These 1. Es gibt keine ultimativen, kaufbaren Lösungen für den Sound von XY. Es gibt nur Try & Error. Der Witz ist, dass die Vorbilder dafür einen langen Weg gegangen sind und die Epigonen nun meinen, diese Zeit mit den Errungenschaften der modernen Technik pfiffig abkürzen zu können. Das funktioniert nicht mit 50, 500 und auch nicht mit 5000 Euro.

Das Thema Effektgeräte wird total überstrapaziert und überbewertet. Flanger, Delay oder Kompressor schaffen niemals ersatzweise für nicht vorhandenen Ton eine gesunde Tonbasis, sie erweitern lediglich Möglichkeiten, die aber erstmal vorhanden und erarbeitet sein müssen. Deshalb sind Multis und Modeller mit ihrer verwirrenden (und vorproduzierten) Vielfalt für Einsteiger kein Segen sondern eine Gefahr. Ein “normales” Zerrpedal + ein Overdrive mit je 3 Knöpfen - da steckt die Welt der legendären Sounds in der Basis drin. Man muss sie dann halt musikalisch zum Leben erwecken. Beim endlosen Rumschrauben an 1000 digitalen Parametern auf irgendwelchen Displays sind Einsteiger hoffnungslos verloren und verdödeln ihre Zeit.

Was meint ihr?
 
Eigenschaft
 
Diese These erscheint mir im Grundsatz zu scharf formuliert. Natürlich ist mir die die Basisaussage klar: 'der Sound kommt aus den Fingern'. Trotzdem impliziert diese Vorgabe, daß man mit Spieltechnik alleine die einzige Chance hat, in die Nähe von Eric Clapton und Konsorten zu kommen, was Imho genauso pauschalisiert, wie die Annahme, man könne das mit dem Kauf eines bestimmten Pedals.

Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Wenn ich genauso klingen will, wie Clapton z.B. bei 'Lay Down Sally', so kann ich natürlich zunächst einmal die dort verwendete Anschlagtechnik üben, das Abdämpfen der Saiten und was auch immer spieltechnisch in dem Lied angewendet wird, trotzdem wird das Ergebnis nicht so klingen, wie der besagte Song auf der CD.

Habe ich allerdings die Spieltechnik drauf, steigt der Wiedererkennungwert meiner Darbietung sofort dramatisch und der geneigte Zuhörer könnte sagen: "hey, so ähnlich spielt Eric Clapton bei 'Lay Down Sally'! Jetzt mußt du nur noch den Klang von Gitarre und Verstärker hinbekommen, dann ist es perfekt!"

Im Zeitalter digitaler Signalprozessoren ist es technisch nicht mehr wirklich schwierig, Brian May oder Carlos Santana rein klangtechnisch hinzubekommen. Um das fast minutenlange Sustain von 'Europa' hinzubekommen, muß ich noch nichtmal die Gitarre von Carlos oder sein gesammeltes Know How haben, aber mit einem 50€-Chinabrett und einem kleinen Bodentreter ist mir zumindest diese kleine Voraussetzung schon mal möglich.

Richtig ist sicher, daß es die gnadenlos mit Funktionen überfrachteten Multis heutzutage nicht unbedingt einfacher machen, den Wunschsound zu bekommen. Bevor ich mir auf dem GNX4 den Sound in tagelangen Versuchen zusammenbastle (wenn es ihn nicht im Internet zum Download gibt), kann ich mir inzwischen allerdings auch (um z.B. nochmal auf Clapton zurückzukommen) einen speziellen Treter holen, da man das Problem in der Industrie inzwischen erkannt hat. Ich weiß in dem Fall, wovon ich spreche, ich habe beide Geräte und, ob man es glaubt oder nicht, schalte ich bei dem winzigen Pedal auf Modell 5 und schlage ein paar Saiten im entsprechenden Rhythmus an, höre ich gelegentlich: "aha, jetzt kommt Lay Down Sally'".
 
gebe dir 100 % recht.

habe auch kurz mit multis experimentiert und war total erschlagen, also fott damit.

nach einer phase wieviele effekte ehen auf ein stressbrett - alles wieder weg und nun bin ich mit zwei overdrive bzw boostern und delay recht zufrieden.

rest liegt zuhause zum experimentieren oder im proberaum.

hat bei mir auch gedauert aber bin langsam auf gutem weg. mich ärgert nur das ich die energie nicht ins ÜBEN gesteckt habe dann wäre ich jetzt schon dre schritte weiter :(

aber es st nicht allertage abend - also über, pben , üben .....
 
Ich meine, dass Equipment mindestens die Hälfte des Sounds ausmacht. Aber ein relativ simples reicht dazu schon.

Ein Multi-FX ist für mich ein Segen, ich würde niemals ein Effektboard mit 10 Pedalen rumschleppen. Spiele zwar meistens nur mit Zerre und reverb, aber es ist trotzdem schön wenn man mehr kann ohne großen Aufwand.

Also ja, die letzten 20-30% vom Sound kann man kaufen. Nur die Basis nicht.
 
Ich hatte früher viele falsche Ansichten - das gibt sich zum Glück mit der Zeit. Was eine gute Ansicht war - meiner Meinung nach, ist, dass ich in der Anfangszeit so gut wie ohne Effekte geübt habe. Ich hatte noch keinerlei Ahnung von Auswirkungen von Gain, von Marshall und Fender und von den eigentlichen Unterschieden einer E-Gitarre...ein Multi hätte mich da hoffnungslos zurück geworfen.

Mittlerweile weiß ich, was ich wirklich brauche und was ich einfach gerne haben würde (ohne, dass ich es wirklich benötige ;)) Mein Umgang mit Effekten hat sich drastisch geändert, der mit Gitarren ebenfalls. Die Effektgeräte-Armade wird weiter ausgebaut, der Umgang ist einfach zum leichten Spiel aus Try and Error geworden. Die Sounds sind dank erlernter Spieltechniken schon (für mich) sehr in Ordnung und es macht mir nun enorm viel Spaß neue Sounds zu entdecken. Bei der Gitarre wird außerdem noch jedes Poti genutzt, wo vorher alles auf 10 war. Früher hätte mich das nicht weiter gebracht, wo keine Spieltechnik ist, da bringt einem auch ein Poti nix.

Alles in allem würde ich sagen, viele Effekte sind nachher die Motivation weiter zu machen und neues dazu zu lernen. Am Anfang sollte man sich beschränken und die wesentlichen Grundsätze erlernen...
 
Ich denke im großen und ganzen stimmt diese These. Man kann können nicht kaufen! Doch das denken leider noch zu viele Anfänger, die sich dann teures Equipment kaufen, aber gleich wieder aufgeben weil sie den Spaß an der Sache verlieren..
 
Ich sehe es ähnlich wie Hans, daß man sich erst mal um das Grundhandwerkszeugs bemühen sollte, bis man anfängt, seine Soundmöglichkeiten zu ergründen. Wie oft erwischt man sich selbst dabei, daß man vor seinem Multieffekt sitzt und sich einfach mal durch die Presets klimpert. Von einem eigenen Programmieren ganz zu schweigen. Die meisten, teuren Multis ersticken doch an Parametern und Unterverzeichnissen.

Da wird einem erfahrenen schon schwindelig dabei. Außerdem: was bringt es, wenn ein Anfänger nur Powerchord schrammeln kann, diese aber mit einem Wust aus Compressor, Flanger und sonstwas überzieht.
Später kommen sie dann alle zurück. Wollen dann einen möglichst einfachen Amp, der ohne Schnickschnack und mit wenig Reglern auskommt. Dann wundern sie sich, daß man auf dem so scheiße klingt, weil dieser eben einem ehrlich die eigenen spielerischen Unzulänglichkeiten entgegenpustet.

Was die Effekte und die Wertigkeit des Equipments bei einem Gitarristen für einen Stellenwert haben? Und wie man am Besten vorgehen sollte?

Ich hab mir da schon öfters mal Gedanken darüber gemacht und bin der Meinung, daß man sich als Anfänger oder Früh-Fortgeschrittener auf einen soliden Zweikanaler und eine brauchbare Gitarre beschränken sollte.

Dafür sollte man das Geld ausgeben, daß manche Anfänger schon im Gedanken für die Multieffekte einplanen.

Lenkt am Anfang nur ab.

Wie gesagt, man spielt anfangs nicht damit, man ist nur am Rumspielen. Und das ist ein Unterschied.

Über die Bedeutung von teuren Equipment habe ich mir mal ein kleines Bildchen erlaubt. Völlig subjektiv.

Die Basis ist das Grundlegende, die Spitze das maximal Erreichbare.
Die Fläche als solche beschreibt den Stellenwert am Gesamtmöglichen.

P.S. nicht allzuviel hineininterpretieren und nicht allzu wissenschaftlich nehmen ;)

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Ich stimme damit überein, dass Anfänger mit einem parameterüberladenen MultiFX hoffnungslos überfordert sind, aber für "überbewertet" halte ich Effekte nicht - vielleicht auch, weil ich lieber im Studio musiziere als live. Eigentlich finde ich aber Gitarreneffektgeräte sehr einfach zu bedienen, zumindest meine haben mich nie vor Probleme gestellt. Studioequipment ist da oft schon komplexer, aber das ist ein anderes Thema.

Dass die Grundlage stimmen muss ist klar. Ein Anfänger klingt auch über Eric Claptons Anlage nach einem Anfänger und nicht nach Eric Clapton. Aber ein Fortgeschrittener klingt auf einem Mistequipment halt auch nicht gut, denn die 50 Euro China Gitarre ist ja scheisse und wird nicht besser dadurch, dass ein guter Gitarrist auf ihr spielt, der sich so ein Ding dann ja auch nicht kauft, weil es nicht klingt.

DIe eigentliche Gefahr von MultiFX liegt eher darin, dass die Leute sie sich kaufen, um sie zu haben, anstatt sich das zu kaufen, was sie brauchen. Ich brauche einen Harmonizer, ich verwende ihn häufig. Bei vielen ist der Harmonizer halt im Rack drin, also wird er auch willenlos irgendwann angemacht. In den 80ern kaufte man noch alles einzeln, da ist man sehr bewusster mit dem Kram umgegangen, weil man nur das kaufte, was man auch brauchte.

Bei jedem Effekt, dem man dem Signal beimischt, sollte man sich fragen "Brauche ich das?", eigentlich sollte man gar keine Effekte beimischen, wenn man nicht deutlich im Kopf hat "Hier muss ein Chorus hin." Viele Anfänger probieren dann mal aus, wie das mit Chorus klingt und wie mit Flanger und wählen dann die Variante mit beidem. Da ist ein MultiFX ein gefährlicher Verführer - wie breiig das alles klingt, kann ein Newbie ohne Erfahrung in Mixen nach einer Stunde willenlosem Rumhacken in Parameterbänken gar nicht mehr beurteilen.

Trotzdem denke ich, dass man Sound zu einem gewissen Maße kaufen kann. Ich habe mein Equipment sehr bewußt nach klaren Klangvorstellungen ausgesucht, ich wollte den und den Sound, habe mich informiert, wie ich den bekomme und dann das und NUR DAS gekauft, was ich dazu benötige. Es gibt Effekte in meinem MultiFX, die ich noch nie benutzt habe, weil ich es noch nie für nötig gefunde habe. Einen Effekt habe ich das erste Mal nach neun Jahren Besitz des Geräts angewählt.

Effekte zu programmieren ist die hohe Kunst des Weglassens.
 
Die These 1 kann ich zu 100% vertreten.

Meine persönliche Ergänzungsthese, bzw der Schluss, der daraus zu ziehen ist: Wer schnell und effizient lernen will, Gitarre zu spielen, muss sich mindestens ein oder zwei Jahre ausschliesslich mit der Akustischen beschäftigen. Wer gleich mit der Elektrischen anfängt, kauft sich damit etliche Hürden ein.
 
Ich kauf mir doch keinen sound!

Ich kauf mir direkt die Musiker!

OT ENDE
 
Das Thema Effektgeräte wird total überstrapaziert und überbewertet. Flanger, Delay oder Kompressor schaffen niemals ersatzweise für nicht vorhandenen Ton eine gesunde Tonbasis, sie erweitern lediglich Möglichkeiten, die aber erstmal vorhanden und erarbeitet sein müssen..
Was meint ihr?

Sehr richtig! Volle Zustimmung meinerseits...
Am besten klingt eine E-Gitarre immer noch direkt am Röhrenverstärker, sonst nix!

Und wiso? Das Zauberwort heisst Dynamik...denn in der o.g. Konfiguration (wers nicht glaubt, hats wohl noch nicht probiert:() wird jeder Hauch einer Saitenberührung schon in einen Ton umgesetzt, der deinem Spiel Ausdruck zu verleihen vermag. Umgekehrt kann man so auch feste in die Seiten hauen, ohne dass es irgendwo krazt oder krächzt...
Psychoakustik heisst das glaube ich auch im Fachjargon.

Jedes 9-oder 12V Effektgerät macht dir genau das zunichte...
 
Ich provoziere mal mit meiner alten These zu dem Thema:

"Sound ist käuflich, Tone kommt aus den Fingern"
 
"Sound ist käuflich, Tone kommt aus den Fingern"

Das kann ich so unterschreiben, wobei die Übergänge natürlich fließend sind. Wo hört Sound auf, wo beginnt Tone?

Ein Zitat von Steve Lukather zum Thema:
I'm afraid with any gear you won't sound like me, really even if you DID have the exact gear you wouldn't. People think it's the amp and guitar that get the sound... Well, it is not. It HELPS to have great gear but we all sound the same thru any gear. I have played thru EVH's amps, I played Jeff Becks Strats... I still sound like me playing thru their gear! Hahaha, that's the way it is. Just groove and sound like yourself and have FUN!!!"
 
Naja - den "Sound" kann man wohl kaufen (naja - net jeden *lol*), aber die Spieltechnik nicht - selbst, wenn der Sound derselbe ist, klingt's doch anders. Ach wie gut, dass ich wie Jiko klinge :rolleyes:
 
Hmm, ich würde mal behaupten, dass man seinen persönlichen Sound erst mit der Zeit entwickelt. Das "ein" Sound käuflich ist, ist wohl klar.(In Form von effektgeräten)

Den "EINEN" Sound, bei dem man denkt, wow geil...stellt sich erst durch die Beherrschung der Gitarre mit ihren Feinheiten ein. Wo man damals noch dachte, man ist das gut..., denkt man später und mit etwas mehr Erfahrung wohl, DAS ist jetzt viel besser.

Früher habe ich z.B. den Tonabnehmern kaum bedeutung geschenkt und mich gewundert warums bei meiner Yamaha eg112 immer gefiept hat. Heute, mit meiner EPI Les Paul studio, habe ich das Problem nicht mehr.
Was auch Interessant ist, dass ich früher NIE den einzelnen Potis Beachtung geschenkt habe. Auf meiner Gitarre stand alles auf voller Suppe. Erst mit der Zeit und rumprobieren, um den für mich damals "optimalen" Sound zu finden, stellte ich fest, dass durch das runterdrehen ein immer klirrfreier und klarerer Sound entsteht.
Das laute Soundgematsche der tiefen E-Saite, war damit verschwunden und ich war "DEM" Sound näher gekommen.

Ich komme daher zu dem Schluss, dass man guten Sound nicht (oder nur indirekt)kaufen kann...
Denn jeder definiert guten Sound anders.
 
These geht so i.O. ;-)
 
Ich provoziere mal mit meiner alten These zu dem Thema:

"Sound ist käuflich, Tone kommt aus den Fingern"

Signed.

Für mich ist die Definition ähnlich, Sound ist die Kombination des Equipments (Gitarre, Amp, Box, Kabel,...), Tone das, was der Gitarrist daraus machen kann.
 
Genau, gib zwei Gitarristen das gleiche Equipment, es wird sich immer unterschiedlich anhören! :great:
 
Wer schnell und effizient lernen will, Gitarre zu spielen, muss sich mindestens ein oder zwei Jahre ausschliesslich mit der Akustischen beschäftigen. Wer gleich mit der Elektrischen anfängt, kauft sich damit etliche Hürden ein.

Blödsinn !
Begründung bitte :)
 
Ist kein Blödsinn, wenn man von vornherein mit Effekten spielt, gehen viele unsaubere Spielweisen als ok durch weil man die fehler gar nicht wahr nimmt. Wenn dann der selbe Klampfer eine Western spielt zieht es einem die Schuhe aus wie schlecht, unsauber und schnarrig alles klingt. Und so weiter.

Also man muss sich nicht unbedingt mit der Akustischen beschäftigen, aber zumindest unverstärkt spielen, weil eben der Amp und die Effekte vieles kaschieren.
 

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