a-c-e-f, "Moll-Sextakkorde": gebräuchliche Bezeichnungen

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Hallo zusammen,

ich suche nach der korrekten, oder sagen wir besser, nach den allgemein verständlichsten Bezeichnungen (und Symbolen) für einen Akkord, der nach dem Schema

a-c-e-f oder
e-g-b-c

aufgebaut ist, also ein ordinärer Molldreiklang plus die kleine Sekunde über der V. Die Anführungsstriche im Titel sind mit Bedacht gewählt, denn ganz so einfach ist die Sache natürlich nicht. Ich sage für meinen eigenen Gebrauch immer "Moll-Sextakkord", und notiere "Am6" oder "Em6". Das selbe tue ich auch bei

d-f-a-b,

also "Dm6". Ich selber weiß natürlich immer, was ich damit gemeint habe -- die sechste Stufe (!) über dem Grundton -- aber wirklich schön oder sinnvoll ist es auf Dauer nicht, denn die beiden oberen Beispiele und das untere sind zwei Paar Schuhe. Und hätten daher eigentlich zwei verschiedene Bezeichnungen verdient. Da würde ich mich dann gerne an dem orientieren, was gebräuchlich ist, im, wie man so schön sagt, "Pop/Rock/Jazz" (furchtbar, ich weiß).

Mir ist klar, dass man die drei Beispiele allesamt auch komplett anders deuten könnte, und dass natürlich auch der Begriff "Sextakkord" recht verschiedene Sachen bezeichnen kann. Um die Vorschläge gleich einzuschränken: mir geht es hier wirklich nur um diejenigen Bezeichnungen, die in Frage kommen, wenn der hier jeweils erstgenannte Ton als Grundton aufgefasst wird. Macht es bspw. Sinn, die ersten Beispiele als "Amb6" und "Emb6" zu notieren, und beim zweiten bei "Dm6" zu bleiben? Diverse Quellen, die ich zu Rate gezogen habe, sind bislang keine große Hilfe gewesen. Sie kennen Akkorde meines erstgenannten Typs entweder nicht, sondern immer nur den zweiten (für Grundton a also a-c-e-f#), oder sie drücken sich eher zweideutig aus wie Wikipedia, wo es heißt, ein "m6" bezeichne einen Mollakkord mit "für gewöhnlich" großer Sexte, und erwähnen ebenfalls die mit der kleinen Sexte mit keiner Silbe.

vielen Dank im Voraus!
 
Eigenschaft
 
Vom Klang her würde ich zuerst an Fmaj7/A und Cmaj7/E denken.

Wenn der Akkord als Moll-Akkord mit kleiner Sexte aufgefaßt wird (z.B. beim Line Cliché im James-Bond-Motiv - 5, b6, 6, b6), sollte man auch b6 als Erweiterung schreiben, um kenntlich zu machen, daß es sich um die kleine Sexte handelt.

Ich würde dann so schreiben: Am(b6) und Em(b6)
 
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also ich hab damals im Studium gelernt, dass es die "b6" Akkorde nicht gibt. Soll heißen, durch Hinzufügen des Tones f wird der Akkord a c e hör-und gefühlsmäßig in einen Fmaj7/A umgewandelt. Er verliert seine Funktion als Am Akkord.
Das hör ich tatsächlich so, daher ergibt das für mich Sinn (ich hinterfrage sonst durchaus was ich mal gelernt habe^^).

Der Akkord muss demnach also Fmaj7/A heißen und nicht Am(b6), deine Forderung im Eingangspost
"Um die Vorschläge gleich einzuschränken: mir geht es hier wirklich nur um diejenigen Bezeichnungen, die in Frage kommen, wenn der hier jeweils erstgenannte Ton als Grundton aufgefasst wird."
kann nicht durchgesetzt werden.

Man muss natürlich unterscheiden, ob der Akkord liegenbleibt und seine Wirkung überhaupt entfalten kann, oder ob der Ton nur mal eben als Durchgangston drüber gespielt wird wie beim James Bond-Beispiel.
Wenn du mit Durchgangstönen und Leittönen arbeitest, gibt es nichts was nicht geht. Das muss mit Harmonie nichts zu tun haben (kann, aber muss nicht), das ist ja grad der Witz mit Durchgangstönen, dass die ihre eigene Logik haben (nämlich horizontal statt vertikal).

Und wenn du Filmmusik u.ä. heranziehst stehst du auch so weit jenseits der Harmonielehre dass du alles (und nichts) damit beweisen kannst ;)
Damit meine ich: in solchen Fällen mag die Bezeichnung b6 auch sinnvoll sein, das James Bond Beispiel ist schon gut gewählt. Aber das "gilt nicht" als Argument.
Funktionsharmonisch gibt es den mb6 Akkord nicht, da der Grundton als solcher nicht mehr wahrgenommen wird.
 
...dennoch mag das ja je nach Kontext sinnvoll sein, es auf einen Moll-Grundakkord zu beziehen - und dann würde ich eben auch "Amb6" schreiben.

Sinnvoll ist das z.B. (in meinen Augen) in beispielsweise folgendem Kontext: Ich schreibe mir - wenn ich Leadsheets als Gedankenstütze für mich selbst schreibe - Akkorde grundsätzlich so auf, dass ich auf einen Blick erfasse, was zu spielen ist und schere mich in dem Moment nicht um die Funktionsharmonik. Diese Notizen muss ich auch im Eifer des Gefechts auf der Bühne lesen und umsetzen können, und dann wird aus einem Cmaj7, der in der rechten Hand (Piano) ohne Grundton gegriffen wird, weil das Voicing dann schöner klingt, eben schonmal ein Em/C - auch wenn funktionsharmonisch da eigentlich eher ein Cmaj7 hingehört. Ich weiß dann aber auf Anhieb, wie ich greifen muss.

Genauso würde ich dann eben einen Am(b6) möglicherweise spontan anders greifen als einen Fmaj7/A, bzw. ist mir bei der notierten Akkordfolge Am, Amb6, Am6, Am7 eher klar, dass die Grundumkehrung liegenbleibt und nur Durchgangstöne gespielt werden, als wenn ich das als Am, Fmaj7/A, Am6, Am7 oder noch anders notiere.

Das soll nur als Beispiel dienen, weswegen solche Überlegungen auch Abseits der Funktionsharmonik durchaus "erlaubt" sind...
 
okay - so schreiben, dass du selbst am besten damit klar kommst, sollst du deine Notizen natürlich, da kannst du die Akkorde aber auch Bernhard und Bianca nennen. Solang du weißt was gemeint ist ist es "erlaubt", das bringt uns aber grad nicht weiter in der Fragestellung.

...dennoch mag das ja je nach Kontext sinnvoll sein, es auf einen Moll-Grundakkord zu beziehen - und dann würde ich eben auch "Amb6" schreiben
das ist der Punkt. Mir fällt kein solcher Kontext ein.
Bisher hat keiner ein Beispiel nennen können. Bringt bitte einen Kontext, ein wirkliches Beispiel, wo man einen Mollakkord so benennt - und nicht eins, wo man nur versucht, Durchgangstöne möglichst schnell und schmerzlos unterzubringen. Ist keine Polemik, sondern eine ernstgemeinte Frage; wenn es ein Beispiel gibt, lern ich ja gern was dazu.

Du hast in deinem zweiten Absatz ein Beispiel genannt, wo es nicht um Durchgangstöne ging: und du hast den Akkord prompt Em/C genannt und nicht Emb6 (!). Das bestätigt doch grad, was ich gesagt hab :)
 
Ich würde dem entgegenhalten, dass ich generell sehr vorsichtig bin mit Aussagen wie
also ich hab damals im Studium gelernt, dass es die "b6" Akkorde nicht gibt. Soll heißen, durch Hinzufügen des Tones f wird der Akkord a c e hör-und gefühlsmäßig in einen Fmaj7/A umgewandelt. Er verliert seine Funktion als Am Akkord.

Bezieht sich vor allem auf "gibt es nicht" und "hab ich so gelernt". Das ist kein Angriff, soll nur sagen: allgemeine Nichtexistenzaussagen sind immer mit Vorsicht zu genießen - und das gilt insbesondere dann, wenn das sozusagen "nur" einer gängigen Lehrmeinung entspricht.

Das gleiche mit "immer": "Jedes Auto braucht eine AU-Plakette, ist Vorschrift" - "Ähm, das ist ein Elektroauto...!?"

Mir fällt zwar gerade kein Gegenbeispiel ein, aber die Prämisse des Threaderöffners war doch, zu fragen, wie man den Akkord unter der Voraussetzung das man ihn auf einen Am-Grundakkord beziehen kann/darf/möchte, dann nennen würde. Und das wäre Amb6. Ob diese Benennung dann im funktionsharmonischen Kontext sinnvoll ist, ist eine ganz andere Frage, IMHO.

Es mag auch Fälle geben, wo der Akkord dann eben auch "gehörmäßig" nicht seinen Am-Charakter verliert, es aber auch nicht im strengen Sinne "nur" um Leit- oder Durchgangstöne geht. Wer will das auf immer und ewig in Abrede stellen? Gängige Lehrmeinung sagt das so, wahrscheinlich für "übliche" Musik unseres westlichen Kulturkreises (und da bin ich noch nicht bei Dingen abseits von diatonischen Skalen) - was da Gehörmäßig entsteht, ist aber nicht zuletzt auch eine Frage von Hörgewohnheiten und ist somit höchst subjektiv.

Ich würde daher die Aussage abmildern im Sinne von "Xmb6"-Akkorde mögen in der Regel nicht vorkommen bzw. höchst ungewöhnlich sein. Aber unter der Annahme, dass die Bezeichnung hier und da erforderlich sein kann, sollte man doch nun die Frage des TE beantworten. Der Hinweis, dass man sich - so denn so ein Akkord vorkommt - ganz besonders genau fragen sollte, ob das wirklich ein b6 ist oder nicht eigentlich was anderes, der ist natürlich hilfreich.

EDIT: Ergänzung - Die Bezeichnung von Akkorden muss in meinen Augen nicht streng der Funktionsharmonik folgen, das wollte ich auch mit meinem Beispiel oben andeuten. Du sagst selbst, Filmmusik z.B. läge oft schon "weit jenseits der Harmonielehre". Sie bedient sich aber in der Regel zumindest des gleichen Tonvorrats, und man muss sie u.U. auch aufschreiben können. Wenn also Akkordbezeichnungen genau dafür gesucht werden, dann kommen wir wieder zum Ausgangspunkt der Frage zurück. Wenn ich meine Akkorde Fritz oder Franz nenne, kann damit keiner was anfangen. Eine Bezeichnung wie Am(b6) entspricht aber formal einer sehr gängigen Notation, nämlich Grundakkord und Erweiterung. Ich behaupte, 99% der Musiker, die Leadsheets lesen können, werden bei dieser Angabe exakt die Töne a-c-e-f spielen - und darauf kommt es an. Ich kann mir auch völlig kranke Cluster ausdenken, die funktionsharmonisch keinen Sinn ergeben (oder die man vielleicht doch besser anders aufschreibt) - die Notation muss zunächst mal verstanden werden. Alles andere kommt dann danach.

Oder um mal ein einfaches Beispiel zu nehmen: C5/E. Mit deiner Argumentation dürfte es das gar nicht geben, das ist ein schlichter C-Dur. In der Schreibweise steckt aber mehr Information...
 
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Vom Klang her würde ich zuerst an Fmaj7/A und Cmaj7/E denken.


mmh...genau da liegt meines erachtens das problem. Meiner Meinung nach ist er eben nicht mehr auf den grundton f beziehbar, sondern klar auf a und der klang ist auch mehr moll als Dur. Hört euch zum Beispiel mal aus The Hours: Tearing Herself Away von Philip Glass an http://www.youtube.com/watch?v=H0OTDu9GrxU das hört sich doch nicht nach Fmaj7 an! Oder findet ihr schon?
 
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ich suche nach der korrekten, oder sagen wir besser, nach den allgemein verständlichsten Bezeichnungen (und Symbolen) für einen Akkord, der nach dem Schema a-c-e-f

Die Quint-Sext-Akkordumkehrung in Oktavlage wird beim Akkordtyp Dur-Major 7 in der Regel vermieden. Grund dafür ist der halbtönige Abstand zwischen 1. und 2. Stimme. Die kleine Sekunde in den beiden Oberstimmen führt dazu, dass sich der Sopran nicht richtig etablieren kann. Das will man ja in der Regel nicht! Folglich ist FMA7/A in Oktavlage zu vermeiden, beziehungsweise zu ersetzen durch F6/A.

Die Akkordbezeichnung Am(b6) wird ausschließlich im Zusammenhang mit sogenannten Line-Cliches verwendet. Besonderheit dabei ist das Weglassen der Quinte um den schon oben erwähnten Halbton zwischen den beiden Oberstimmen zu vermeiden. Im Line-Cliche-Zusammenhang wird dieser Akkord, auch wenn die Quinte wegfällt nicht F/A sondern Am(b6) genannt, um die Linie klar darzustellen.


Beispiel:
|| Am Am(b6) | Am6 Am(b6) | Am etc.
 
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