Akkordeon Stimmung

damit ein langsames Tremolo entsteht, das ist wirklich Fummelei für den Stimmer.

Genau so isses. Drum stimmen die Stimmer viel lieber ein "ordentliches " Tremolo, als in Richtung Null oder flach!

Aber bei Ipfish war wohl kaum ausgemacht, dass der Chor in sich bereits mit Tremolo ber die Oktavve gestimmt sein soll.

Ich meine, Gotthard Richter erwähnt in seinem Buch, das bei ganz einfachen Instrumenten bis zu 7 Cent noch toleriert wird. Etwas bessere Instrumente unter 4 Cent liegen sollen, und bei guten Instrumenten darf eine Stimmung unter 2 Cent erwartet werden. Besser als 2 Cent sind selten (und überdies im Normalfall auch nicht mehr ohne weiteres zu hören)

Die Atlantik ist aber beileibe kein ganz einfaches Instrument. Eine Stimmung besser als 4 Cent Abweichung darf also hier auf alle Fälle erwartet werden. Ich persönlcih würde diesa aber nicht am abslouten Wert festmachen , sondern daran, ob die Abweichungen so störend auffalen, dass sie im Spielbetrieb deutlich zu hören sind. Es gibt nämlich durch aus auch Fälle, wo die Abweichung so verteilt liegt, das das nicht groß auffällt.

Aber 11 Cent sind definitiv zu viel - sofern diese Abweichung beim gleichen Luftdruck gemessen wurde. Und wenn nicht, dann hat die Stimmzungen eine sehr große Tondrift über die Lautstärke und gehört schon von daher korrigiert oder ausgetauscht.

Gruß, maxito.
 
damit ein langsames Tremolo entsteht, das ist wirklich Fummelei für den Stimmer.

Der Aufwand ist nicht so riesig, ich habe das vor Jahren selbst gemacht. Ziel war die tiefe Schwebetonreihe so zu stimmen, dass sie praktisch linear unter der Grundtonreihe verläuft. Abweichung zu den Grundtönen jeweils ca. 2 Hz.

Vorgehen:

1. Kontrolle der Grundtonreihe, sie war i.O. (Abweichung max. 1 Cent).

2. Messen der tiefen Schwebetonreihe (Ist-Zustand) und in eine Tabelle eintragen. Dann entsprechend der Tabelle die einzelnen Töne auf den gewünschten Sollwert umstimmen. (Stimmstock ausgebaut auf dem Stimmtisch). Neue Werte in Tabelle eintragen.

3. Nach Einbau des Stimmstockes Töne nachprüfen und Differenz zum Wert vor dem Einbau in Tabelle vermerken. Von den 82 Stimmzungen waren nur ganz wenige, die zwischen „eingebaut“ und „ausgebaut auf dem Stimmtisch“ eine Differenz hatten.

4. Töne mit Differenz nochmals nachstimmen. Die Differenz zwischen „eingebaut und ausgebaut“ gibt an, welchen Wert man ausgebaut einstimmen muss, damit er eingebaut dann dem Sollwert entspricht.

Ist etwas schwierig zu beschreiben, hat aber sehr gut funktioniert. Und das beste kommt noch: Die Nachkontrolle nach einem und nach zwei Jahren hat eine kaum messbare Abweichung vom damaligen Wert ergeben. Die Stimmzungen behalten ihren eingestellten Wert sehr gut und offenbar auch über längere Zeit.

Akkordeon: Borsini Super Star, Stimmzungen Sabbatini „Super Star“.
Stimmsystem: Programm „ Piano Tuner“ von Katsura Shareware auf Mac. Mikrofon Revox M3500.

Ich möchte damit sagen, dass niemand sich davor „fürchten“ soll, ein Akkordeon (auch ein sehr teures) selbst zu stimmen. Es geht.

Gruß / Hermann
 
Also nochmal meine Frage auf den Punkt gebracht: Wie stellt ein (Könner-) Stimmer ohne Stimmgerät fest, dass sein Referenzintervall sauber gleichtemperiert gestimmt ist. Anhand der Schwebung in der Quinte die saubere Gleichtemperiertheit festzustellen, das stelle ich mir allerdings als richtige Herausforderung vor.

Ist total einfach, wenn man weiß wie es geht und wenn man es einige tausend male gemacht hat :D

Klaviere stimme ich so, dass ich die sogenannte Temperatur (gleichstufig) von A3 (220 Hz) nach A4 (440 Hz) stimme:

Oktave A3 -A4 rein, also schwebungsfrei.
Quart A3-D4 und Quint D4-A4 sind mit 1 Schwebung gleich
Quint A3-E4 hat 0,7 Schwebungen, die Quart darüber E4-A4 ist doppelt so schnell, also 1,4 Schwebungen.
Grundsätzlich die Quarten etwas weiter als rein, die Quinten etwas enger als rein
Grundsätzlich sind die Quarten immer etwas schneller am schweben als die Quinten
Terzkontrollen: A3-Cis4 = 8 Schwebungen, Cis4-F4 = 11 Schwebungen, F4-A4 = 13 Schwebungen

Der Trick besteht also darin, nach Quarten und Quinten zu stimmen und so viele Kontrollen wie möglich einzubauen bzw. zu nutzen. Die Kontrolle kann dann ein Quart, eine Quint oder eine Terz sein, auch mal eine Sext. Beispiel ist der Beginn des Temperatur legens, also der erste Schritt: Oktave A3-A4 schwebungsfrei. Hier hat man keine Kontrolle, ist aber auch der einfachste Schritt. Dann die Quart A3-D4 stimmen, wobei sich die darüber liegende Quint D4-A4 automatisch als Kontrolle ergibt. Dann die Quint A3-E4, wobei sich die darüber liegende Quart E4-A4 automatisch als Kontrolle ergibt. Und so weiter und so fort.....

Abschließende Kontrolle: alle Intervalle müssen nach oben hin aufsteigend immer schneller werden. Dazu teste ich alle Quarten, anfangend bei A3-D4, dann chromatisch nach oben. Das gleiche mit den Quinten, anfangend bei A3-E4, danach ebenfalls alle Quinten chromatisch hoch. Schließlich die Terzen, anfangend bei A3-Cis4 und dann alle Terzen chromatisch hoch. Alle Intervalle müssen nach oben hin immer schneller werden.

Wie gesagt: ganz einfach ;)

Gregor
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hallo Gregor,

vielen Dank. Da hast Du ja mal richtig was rausgehauen. Ich habe zwar nicht den Ehrgeiz, irgendwann einmal Deine 1000-fache Erfahrung zu erreichen. Aber ich möchte halt meinem Akkordeonstimmer gegenüber ein mündiger Kunde sein und nicht zu allem Ja und Amen sagen müssen, was er mir erzählt, und gegebenenfalls auch seine Arbeit schätzen zu lernen.

Viele Grüße

morino47
 
Hallo zusammen,

ich kann morgen meine Victoria zum Akkordeonzentrum Brusch bringen, um es stimmen zu lassen .
Ich habe sie vor gut einem 3/4 Jahr aus dem Dornröschenschlaf geweckt,
sie ist fast ungespielt , der damals 13 jährige Schüler hat lieber seine alte Concerto zum Orchester getragen,
als diesen 15 kg Trumb...
Anfangs sind mir einige Tonunreinheiten aufgefallen , inzwischen sind die Ventile und Stimmzungen nach regem Gebrauch wieder etwas geschmeidiger und das Ohr durch Gewöhnung etwas nachgiebiger .
Ich habe vor rund 3 Monaten einen Kostenvoranschlag machen lassen , rund 1600€ wird mich der Spass wohl kosten ,
da Herr Makarenko die Ventile auch austauschen möchte , da der Kleber nicht mehr die Festigkeit hat, die eine dauerhafte Stimmung garantieren könnten.
Also , Stimmen runter , ventilieren , neu einwachsen + stimmen , das ganze Programm ...
In rund 4 Wochen hätte ich es dann wieder .

Nun habe ich mir eben erstmals die Mühe gemacht , mal Ton für Ton mit der Stimm-App vom Iphone die Abweichungen nachzumessen.
Dabei war ich erstaunt , wie wenig Abweichungen es gibt. Das Instrument ist auf 442 Hz gestimmt , Abweichungen in 8 und 16 Fuss sind in der Mitte fast nicht festzustellen,
in den tiefen Lagen im 16 Fuß schon 1-2 mal 3 Cent Unterschied bei Zug/Druck , sonst gleich oder mal 1-2 Cent . Wobei ich natürlich nicht so kontrolliert bei gleichbleibendem Druck spielen kann,
wie man das vielleicht unter professionellen Umständen messen würde. Die ganz hohen Piccolotöne sind leicht ungenau , die habe ich aber auch in dem 3/4 Jahr nicht einmal benutzt.
Auffällig zudem : die ganz tiefen Töne im Melodiebass sind tendentiell etwas zu tief ,
die hohen Töne im Piccolo etwas zu hoch (aber gleichmäßig).


Ich kann den zweiten 8 Fuss , außerhalb des Cassottos nicht einzein schalten, also läßt sich die Cent Abweichung bei 8+8 nicht messen ,
die Töne sind fast unisono gestimmt , es gibt eine minimale Schwebung , man macht einen Unterschied aus (in/außerhalb des Cassottos)
ich vermute eine minimale Stimmabweichung , weniger als 4 Cent aber die Töne klingen dort auf Zug und Druck fast exakt gleich.
Obwohl das doch gerade ein sensibler Indikator für die Stimmung eines Akkordeons sein sollte, da man Fehler bei gleich gestimmtem Tönen
am ehesten wahrnimmen würde.

So bin ich nun etwas verunsichert über die Aussage von Maxito :
Etwas bessere Instrumente unter 4 Cent liegen sollen, und bei guten Instrumenten darf eine Stimmung unter 2 Cent erwartet werden. Besser als 2 Cent sind selten (und überdies im Normalfall auch nicht mehr ohne weiteres zu hören)

Lohnt sich der Aufwand ?
Ist denn eine saubere Stimmung im Cent Bereich technisch überhaupt machbar und bleibt diese auch stabil ?
Wobei mein spieltechnisches Vermögen den Aufwand eher nicht rechtfertigt ,
ich bin auch nicht mit dem absoluten Gehör gesegnet und trete mit dem Akkordeon nicht auf .
Ganz abgesehen von die schöne Geld ...

Andererseits ist das wirklich ein Trauminstrument in absolutem Topzustand,
da wäre es doch fast ein Frevel , wenn es so halb gut gestimmt ist ?
Allein die Gewissheit , das es perfekt ist , macht das Spielerlebnis ungleich wertvoller ?

Grübel,grübel...
Grüsse,

Ludger
 
Lohnt sich der Aufwand ?
Ist denn eine saubere Stimmung im Cent Bereich technisch überhaupt machbar und bleibt diese auch stabil ?

Hallo Polifonico,

die Fragen sind eigentlich einfach, aber gar nicht so einfach zu beantworten, denn da spielt vieles mit eine Rolle.

Das eine sind die tatsächlichen Abweichungen und das andere sind die Auswirkungen und da dritte ist was die Stimmzunge den sonst so macht und das vierte ist, was das in der Praxis bedeutet.

Ob das Instrument genau auf der perfekten Tonhöhe abgestimmt ist oder nicht ist eigentlich gar nicht so arg wichtig - wichtig ist, ob die Abweichungen sich hörbar unangenehm bemerkbar machen. So wird vermutlich niemand sich dran stören wen zwei benachbarte Töne eine relative Abweichung von sagen wir einfach mal 10 Cent haben...Z.B. C und Cis , oder C und D. Denn die beiden Töne spielt man normal nicht zusammen und wenn schon, dann reiben sich die Töne schon von Haus aus, so dass die Missstimmung gar nicht auffällt

Anders siehts aus, wenn man Oktaven greift oder Register dazuschaltet. Dann hat man es mit dem gleichen Ton zu tun - also z.B. C - in verschiedenen Oktaven. Da hört man dann kleine Abweichungen schnell als Schwebung raus, wo keine Schwebung sein sollte. Es müsste also nciht jeder Ton genau auf "0" gestimmt werden. Weil aber durch die Registerkombinationen und Oktavgriffe, oder Akkordgriffe allgemein schnell 4, oder mehr gleiche Töne klingen und zueinander stimmen sollten, muss dann sinnvollerweise trotzdem das ganze Akkordeon möglichst sauber gestimmt sein.

Wenn jetzt ein Ton nicht mehr zu seinem Nachbarn gleichen Tons passt, dann macht sich das zuerst in einer gewissen "Reibung" im Klang bemerkbar - der klingt nicht mehr so astrein, sondern klingt irgendwie rauher. Also z.B. 2x 8´Unisono gestimmt klingt meist nicht wie 1 Ton, sondern man hört schon einen Unterschied, weil die Stimmzungen halt vom Betriebsverhalten her nie so perfekt gleich klingen. Wird die Abweigung größer, wird der Ton rauher und irgendwann bemerkt man auch eine leichte Schwebung.

Wie gesagt - es müssten eigentlich nicht benachbarte Töen perfekt zueinander abgeglichen werden - aber weil es halt soviele Kombinationen gibt, wo die Töne in anderen Kombinationen wieder zueinander einen Bezug haben , kommt man in Teufelsküche wenn man nicht konsequent alle sauber stimmt. Also muss der Stimmer schon sorgfältig und genau stimmen, sonst klingt das Gesamtergebnis einfach Sch***.

Soweit so gut ... Jetzt kommt aber noch dei Eigenheit der Stimmzungen dazu, dass die in der Regel eine gewisse Tondrift aufweisen und über den Lautstärkebereich nicht konstant bleiben. Besonders deutlich wird das beiden tiefen Tönen , die können da mitunter schon einige Cent Abweichung über den Dynamikbereich aufweisen! Das hängt von Schliffprofil der Stimmzunge ab. Und dooferweise kann es durch aus sein, dass sogar zwei identische Töne nicht die exakt gleiche Schlffkurve haben und deshalb eine Tondrift zueinander haben...Hier kannst du stimmen wie du wilslt die beiden werden über ihren Range nie exakt gleich sein!

Dieses Dilemma haben alle Stimmer irgendwie in den Griff zu bekommen und müssen schauen, wie sie einen Kompromiss finden, der für das Instrument und für den Spieler passt. Manche Stimmer stimmen deshalb bei konstantem Spieldruck meist bei 300 Pa. Der Wert deshalb, weil bei dem Spieldruck alle Piccolos bei jedem Instrument sicher kommen müssten, egal welche Qualität verbaut ist. Damit können sie dem Kunden gegenüber relativ einfach eine ordentliche solide Arbeit nachweisen , ...denn manche Kunden sind hier ziemlich diskussionsfreudig. Allerdings ist es so dass 300 Pa bei mittleren Tonhöhen schon ziemlich laut klingt und das dann wiederum wenig praxisgerecht ist, weil man meist den Spieldruck so anpasst, das die Lautstärke passt...

Egal was man macht - es bleibt einfach kompromissbehaftet und wird nie über alle Bereiche perfekt passen!

Der Stimmer versucht meist einen Kompromiss zu stimmen der in dem Bereich, den der Spieler bevorzugt spielt am besten passt, so das sich im Gesamten eine möglichst geringe Abweichung ergibt. Ich kenne es von meine Stimmern so, dass die zuerst ziemlich genau auf den Tonwert stimmen, so gut es geht. Dann alle möglichen Kombinationen durchtesten und wenn da noch Reibungen auftreten, die versuchen zu vermitteln, so dass sich insgesamt ein möglichst homogenes Bild ergibt. Es kann also durchaus sein, dass beim Nachmessen, wenn man das Instrument vom Stimmen abholt nach Messgerät durch aus Abweichungen im Bereich 1 bis 2 Cent auftauchen (bei hochwertigen Instrumenten) , die aber im normalen Spiel nicht hörbar sind.

Auf der anderen Seite ist es leider auch so, dass die Stimmzungen "arbeiten". Ich hab meinen beiden Topinstrumente mal vom Stimmer abgeholt da hat er die Stimmung komplett neu eingerichtet und feingestimmt. Es war zum weinen schön als ich das Instrument abholte... leider hält sich das nur ca. 1 bis max. 3 Wochen.. spätestens dann sind erste leichte minimale Abweichugne schon wieder feststellbar.:nix: S ist leider so beim Akkordeon - aber mit diesen "leichten" Abweichungen hab ich dann trotzdemm ca. 2 jahre gespielt. Weils einfach so gering war, dass es im Gesamten bei normaler Benutzung keine Rolle gespielt hat.
Das waren jetzt aber Isntrumente, die wurden "nur" nachgestimmt.

Bei dir wird ja jetzt neu ventiliert und gewachst. Da gehe ich davon aus, dass in nächster Zeit noch etwas mehr "Leben" im Akkordeon sein wird. Ganz einfach deshalb weil die Ventile und der Kleber sich noch richtig "finden " müssen und eingespielt werden müssen bis die sich konstant verhalten und auch die Stimmplatten brauchen noch etwas bis sich alles im Wachsebett richtig gesetzt hat. Drum ist es durchaus normal , das hochwertige Instrumente nach so einer Prozedur nach einer gewissen Spiezeit nochmals im Feinbereich nachgestimmt werden müssen - eventuell auch zwei, dreimal.

Das alles wohlgemerkt hängt auch ein bisschen vom Instrument ab - bei Unisonostimmung ist alles insgesamt etwas heikler und muss genauer gearbeitet werden. Bei Tremolomaschinen kaschiert das Tremolo meist leichte Abweichungen, weil die das "normale" Ohr nicht einzeln raushört.

Kurz und gut: Die Stimmung muss schon genau sein - hat aber als natürlichen Gegner die Tondrift der Zungen und die natürliche Arbeit der Zungen und Ventile als Gegner. Drum muss der Stimmer in der Regel genauer arbeiten, als der Spieler das dann nutzen kann. Und perfekt in allen Lagen kann kein Akkordeon sein. man muss also auch einen gewisse Toleranzbereitschaft mitbringen und nicht auf die messgerätegenauigkeit beharren, wenn die im Spiel nicht bemerkbar ist.

In der Hinsicht ist das Akkordeon, so schön das Instrument an sich ist ein richtiges Sch*** Teil, egal ob es sich um eine Golerino, Beltoria oder Zero-Celsior handelt. Da macht es mehr Sinn mit dem Stimmer ausführlich zu reden, wie man das Instrument typischerweise spielt dass er sich ein besseres Bild davon machen kann was der Spieler braucht....Und es schadet auch nicht, wenn man zum Stimmer vertrauen mitbringt und die Toleranz nicht unnötigt hochschraubt. Deshalb hab ich im Laufe der Zeit mir auch bei den Stimmern, mit denen ich bevorzugt zusammenarbeite, geschaut, dass ich ein gutes Vertrauensverhältnis habe und auch nicht gleich den Stimmer gewechselt wenns mal nicht perfekt war. Dann habe ich mitunter Sachen bekommen, die sonst nicht gegangen wären und auf der anderen Seite auch mal fünfe grade sein lassen, wenns nicht unabdingbar wichtig war.

Nehmen und geben lassen eben ... oder hieß es geben und nehmen ??? :gruebel:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Das erste, was man verstehen muß: Das perfekt gestimmte Tasteninstrument gibts schon in der reinen Lehre nicht. Nicht am Akkordeon, nicht am Cembalo, nicht an der Orgel, nicht am Klavier, nicht an der Celesta, noch nicht mal beim Keyboard. Schon wegen des "Pythagoreischen Kommas" und der fehlenden Möglichkeit der Intonation durch den Spieler. Wenn die Terzen rein sind, sind es z.B. die Quarten oder Oktaven definitiv nicht. Und umgekehrt.

Man hat sich zwar irgendwann mal weitgehend auf eine Variante von "gleichstufig" eingeschossen, aber auch eine rein gleichstufige Stimmung ist nicht immer so eindeutig wie die Mathematik vielleicht glauben macht, und sie ist am Ende auch nur eine Form von "alles gleich falsch". Es gibt da immer Zielkonflikte und damit bleibt nur die Kompromißfindung. Jedenfalls wenn man nicht immer nur das gleiche Intervall spielen will.

Hinzu kommt auch die Frage der Stabilität. Jedes Instrument ist Umwelteinflüssen ausgesetzt, die sich auch auf die Tonhöhe und damit auf die Stimmung auswirken. Auch beim Akkordeon. Das kann man gar nicht vermeiden. Und speziell beim Akkordeon ist die genaue erklingende Tonhöhe und Obertonreihe zudem noch durchaus von der gespielten Lautstärke abhängig.
Je flacher die Schwebung im Tremolo ist, umso mehr hört man da z.B. kleine Verstimmungen raus.

Schon bei einzelnen Chören _muß_ der Stimmer da Kompromisse eingehen und die Frage ist letztlich nur, wo er diese gesetzt hat. Bei den Schwebungen wirds dann noch heikler, weil zum reinen Stimmen der Einzeltöne und der Schwebung auch noch die Frage der Spreizung kommt.

Man kann sich natürlich auf Meßwerte und rechnerisch ermittelte MIttelwerte kaprizieren, aber ich halte das für wenig zielführend. Besser ist, ggf. schon vorher mit dem Stimmer darüber zu reden, welche Kompromisse weniger schmerzhaft sind als andere bzw. wofür man das Instrument nacher verwenden will. Und bei frisch gestimmten Instrumenten nicht zuerst das Meßgerät zu bemühen (wer mißt, mißt Mist), sondern einfach mal alle Intervalle von der Quint bis zur Dezime durchzuhören. Die Ohren hören mehr als jedes Meßgerät darzustellen in der Lage wäre.

Und: man muß auch mal die Kirche im Dorf lassen. Insbesondere wenn selbst minimale Schwebungen als völlig indiskutabler Makel dargestellt werden. Wer das tut, sollte sich mal darüber informieren, was "Spreizung" für einen Klavierstimmer bedeutet oder wie genau so eine Horde Violinisten in einem Nicht-Spitzenorchester wirklich die Tonhöhen treffen oder wie sauber die intonieren. Oder sich mal mit einem Orgelstimmer unterhalten (komischerweise wird den Sakralorgeln ihre wetterabhängige Stimmhaltigkeit nie als musikalischer Mangel vorgeworfen, das tut man nur bei den Akkordeonorchestern). Da wird nämlich auch nur mit Wasser gekocht.

Also: ja, ein gut gestimmtes Instrument ist wichtig und man sollte auch einfach regelmäßig mal kontrollieren und nachstimmen lassen. Gute Stimmer zücken auch dabei übrigens nicht zuerst das Meßgerät, sondern benutzen ihre Ohren. Aber eine Abweichung im einstelligen Cent-Bereich werden unter Garantie 99% der Zuhörer in einem Doppelblindtest nicht wahrnehmen können - selbst wenn Euer Publikum Musikhochschulstudenten sind (deren Profs sind da eh raus, weil die Ohren altern). Wir pflegen ja auch nicht für Fledermäuse oder Hunde zu spielen, sondern für Menschen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Danke Maxito für diese sehr ausführlichen Details !

Es war zum weinen schön als ich das Instrument abholte...
Das wäre so ungefähr das, was ich mit der Aktion bezwecken wollte ,
ich glaube das Instrument hat noch Potential , welches sich für mich noch nicht ganz offenbart hat.


Bei dir wird ja jetzt neu ventiliert und gewachst. Da gehe ich davon aus, dass in nächster Zeit noch etwas mehr "Leben" im Akkordeon sein wird
Das stimmt mich nun wieder nicht ganz so hoffnungsvoll , lebhaft ist sie ja jetzt auch schon.

Das alles wohlgemerkt hängt auch ein bisschen vom Instrument ab - bei Unisonostimmung ist alles insgesamt etwas heikler und muss genauer gearbeitet werden. Bei Tremolomaschinen kaschiert das Tremolo meist leichte Abweichungen, weil die das "normale" Ohr nicht einzeln raushört.

Ich glaube , in der Tat würde ich mir ein leichtes Tremolo stimmen lassen .
Bei klassischen Stücken mag es reizvoll sein, z.B. bei der Wiederholung eines Parts, diesen mit vereinten Kräften lauter zu spielen, aber ich mag diesen unisono - Klang nicht besonders
und benutze ihn somit selten . In den späten 70ern waren die Registerschaltpositionen nicht so zahlreich, wie heute. Könnte man den offenen 8 Fuss auch einzeln schalten,
würde ich ihn gleichgestimmt behalten , aber so ? Eine verlängerte Registerleiste wäre da sinnvoll, das sprengt dann aber auf jeden Fall meinen Etat.
Hier habe ich nur 11 Register und das bleibt auch so :




VictoriaConcert_4.jpg


Ein leichtes Tremolo steigert vielleicht nicht unbedingt den Wiederverkauswert so eines Konzertakkordeons,
macht es für mich aber abwechslungsreicher nutzbar.

Von neu ventilierten Stimmen verspreche ich mir, so als Nebenprodukt dieser Aktion , einen sauberer ansprechenden Bass. Nicht , daß sie jetzt wild flattern würden.
Die Stimmleder sind zwar noch stramm und liegen gut an , das Akkordeoncentrum meinte jedoch , daß durch den nicht mehr 100% festen Kleber,
die Ventile unsauber arbeiten. Ich merke das weniger bei tiefen Einzeltönen im Melodiebass, als bei den tiefen Grundtönen im Akkordbass.
Im Zusammenspiel gibt es da zu viel Nebengeräusch.

Vertrauen ist bei Makarenko keine Frage , alle Akkordeons die diese Werkstatt verlassen haben, sei es meine eigenen ,
oder die von Bekannten waren wirklich sehr aufwendig betreut. Nicht umsonst werde ich vier Wochen auf die Victoria warten müssen.
Die Werkstatt hat zwar auch reichlich gut zu tun , doch er möchte dem Instrument auch Zeit geben , bis er die letzte Feinstimmung macht.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Also: ja, ein gut gestimmtes Instrument ist wichtig und man sollte auch einfach regelmäßig mal kontrollieren und nachstimmen lassen.

Das würde auf lange Sicht die kostenintensive Überholung auch rechtfertigen , frische Ventile und neuer Wachs garantieren auch,
daß sich die Victoria auch in 10 und auch in 20 Jahren noch sauber nachstimmen lässt.
 
Das stimmt mich nun wieder nicht ganz so hoffnungsvoll , lebhaft ist sie ja jetzt auch schon.

ach was - vor den sich anbahnenden Problemen die Augen aus Angst verschließen macht die Situation nicht besser - irgendwann muss man einen Punkt setzen und sagen: so und jetzt einmal die volle Tour und dann durch die Anfangsmucken durch und dann ist´s gut. Ich schreib nur so ausführlich um zu zeigen, was auftreten kann... nicht muss! ... kann aber auch problemlos laufen. Ich will mit der Aufzählung des Horrorkabinetts erreichen dass man sich der Punkte bewusst ist und nicht alles dem Fachmann anlastet, nur weil das Akkordeon halt noch n bissl Eigenleben zeigt - bei solchen Schätzchen muss man halt n bissl Anfangsgeduld mitbringen und dann hat man danach sehr viel Freude!

ie Ventile unsauber arbeiten. Ich merke das weniger bei tiefen Einzeltönen im Melodiebass, als bei den tiefen Grundtönen im Akkordbass.
Im Zusammenspiel gibt es da zu viel Nebengeräusch.

Wenn die Ventile das "Schnarchen" anfangen wirds mit aussitzen nicht besser. Da kann man nur an seiner persönlichen Toleranzgrenze arbeiten und irgendwann ist halt wechseln angesagt.


Ein leichtes Tremolo steigert vielleicht nicht unbedingt den Wiederverkauswert so eines Konzertakkordeons,

Für solche Gedanken hab ich noch nicht mal 0,05% Gedanken verschwendet: Denn ich will das Instrument spielen und da geht mir dei potentielle nachwelt so was am A*** vorbei. Wenn man sowieso den Verkauf plant ist jede Mark in Überholung reingesteckt rausgeworfenes Geld. Das bekommt man beim Wiederverkauf so nicht wieder rein. Für einen selber - da ist mein Ziel das saubere Ergebnis und mein Spaß am Spiel und nicht die billigste Überholung.
 
Das stimmt mich nun wieder nicht ganz so hoffnungsvoll , lebhaft ist sie ja jetzt auch schon.
Zumindest bei meinem Stimmer (der übrigens der gleiche ist wie maxitos) ist nach dem Ventilieren ein Nachstimmen, wenn nach einiger Zeit einzelne Töne sich verändern, im Preis inbegriffen. Also kein komplettes Nachstimmen, aber halt die auffälligen Töne korrigieren. War bei mir übrigens nicht nötig (aber mein Gehör ist auch nicht das allerfeinste).
 
Das bekommt man beim Wiederverkauf so nicht wieder rein.
Ich betrachtete das eher aus der Sicht eines potenziellen Käufers , ich plane da weniger für mich vor.
Den Preisvorteil habe ich ja schon beim Kauf bekommen , der ehemals 13jährige nun ergraute Erstbesitzer hat das Akkordeon schon einer Werkstatt vorgeführt,
die hatten einen weit höheren Kostenvoranschlag gemacht . In der Summe meines Kaufpreises und der veranschlagten Reparatur wäre das dann immer noch ein guter Kauf gewesen,
so etappenweise kann ich das aber besser verdrücken.
Das Instrument hat die kleine Industriellenvilla nie verlassen , wenn man aber ein rund 40 Jahre altes Akkordeon mit unbekannter Vita angeboten bekommt ,
hat man natürlich immer mögliche Folgekosten im Hinterkopf, die man auch , wenn man sich besser auskennt , nur bedingt einschätzen kann.

Ich mach mich gleich auf den Weg zum Akkordeoncentrum ,
bin einfach neugierig , was die Werkstatt dort noch aus meiner Victoria herausholen kann !
Meld' mich dazu also mal in vier Wochen wieder, dann hoffentlich frisch untem dem Eindruck :
Es war zum weinen schön

Dank+Gruss,
Ludger
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben