Allein (und kreativ) am Computer: Wer mag Erfahrungen austauschen?

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Christof Berlin
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Hi,

dieser Thread ist für all diejenigen, die allein am Computer sitzen, schreiben, komponieren, spielen, arrangieren, mixen, mastern, sich manchmal für Genies halten, manchmal verzweifeln, sich durchkämpfen und irgendwie immer wieder Musik machen. Dazu gehöre (auch) ich und evtl. gibt es ja Interesse, sich über ein paar Fragen auszutauschen. Ich gebe hier mal ein paar Vorlagen:

Mut zum Schrott, Teil 1:
Was ich inzwischen mache: alles aufnehmen, immer. Jede noch so abstruse Idee festhalten und archivieren. Fehler: egal! Es geht um die Idee (die war ja immerhin für ein paar Minuten oder Stunden "gut") und die kommt zumeist auch nicht wieder. Löschen kann man den Kram auch in einem Jahr noch. Aus 100 Ideen werden so bei mir 10 - 20 grobe Songs. 80% sind und bleiben Schrott-Ideen, aber ein paar Perlen bleiben immer. Nur mal zur Größenordnung: ich habe in knapp zwei Jahren jetzt ca. 250 Ideen wirklich festgehalten, habe 50 weitere schnelle iPhone-Aufnahmen (Gesang und Gitarre), Textschnipsel in diversen College-Heften und aufm Rechner etc. Ihr wisst schon....viel Material.

Schrott, Teil 2:
Von den 10 - 20 Songgerippen sind vielleicht drei wirklich gut, manchmal mehr. Die anderen Songs lege ich ab, vielleicht wird später mal was draus.
Tatsächlich fange ich erst jetzt mit dem wirklichen Texten für die drei Songs an. Die Produktion ist dann zumeist schon recht fortgeschritten.

Texte:
Ha, ganz schwierig. Oft habe ich eine Hook/eine Zeile/einen Reim oder wenigstens ein Thema, welches sich aber eigentlich immer aus der Musik generiert. So in etwa wie: "das fühlt sich nach XYZ an", dies aber zumeist ganz unbewusst, das kommt einfach so hoch als Gefühl, als Assoziation.
Ich schreibe ganz selten Texte ohne Musik. Und wenn ich drüber nachdenke: daraus werden auch nie Songs.
Und halb-ernst: ich texte eigentlich nur, weil ich muss! Wie sonst sollte ich meine Songs fertigstellen können?


Mixing-Schmixing, Mastering-Schmastering:
Mixen und Mastern machen für mich gefühlt 10% aus, maximal. Ok, mag eine steile These sein, aber ich achte inzwischen sehr darauf, dass die einzelnen Spuren klanglich und spieltechnisch wirklich passen. Nach der musikalischen Idee kommt zunächst mal die Produktion mit Arrangement, Instrumentierung, Soundauswahl, Einsingen (oha!) und allem anderen, was man so braucht. Klar, ich packe da am Ende auch schon im ersten Stadium Effekte, Kompressor, Limiter etc. drauf, aber als Mix würde ich das mal nicht bezeichnen. Hier sind wir erst bei einer relativ statischen Darstellung des Songs. Und die muss passen!
Kein Mixen und kein Mastern der Welt kann eine schlampige Produktion retten. Shit in - shit out. Punkt!
Aber Achtung: siehe nächster Punkt!


Durchhaltevermögen:
Mein persönlich größtes Manko! Nach den 20% Inspiration kommen bekanntlich die 80% Transpiration und naja, die "Arbeit" an der Musik ist nicht gerade meine Stärke. Alles noch einmal üben und einspielen, alles wirklich auf den Punkt bringen, Text fertig schreiben, singen üben, erst dann neu einsingen. Chöre, Mix, Side-Chaining, alles schick machen. Oh, fuck off!
Ergebnis bei mir: ich habe zwar einen ganzen Sack Songs soweit am Start, aber auch locker 25 Songs oder mehr, die "eigentlich" nur mal bearbeitet werden müssten. Das wären dann aber 25 Wochen richtige Arbeit, bäh!
Nein, nein, ich suche lieber jeden Tag den neuen Groove, die neue Melodie, den noch besseren Song. Und die "alten" Songs interessieren mich ganz schnell auch nicht mehr wirklich. Hat wohl etwas mit Belohnungszentren im Gehirn zu tun oder so.
Ich bin trotz meines nicht mehr ganz jungen Alters einfach ein Spielkind...... nur zufrieden bin ich damit leider nicht immer.
Wäre schon geiler, wenn ich zu mehr greifbaren Ergebnisse käme.


Ich hätte da durchaus noch mehr Punkte, aber vielleicht ist das als Start ja ausreichend.
Würde mich freuen, wenn wer Lust hat auf einen freundlichen Austausch.
Wie macht Ihr das so? Wie seht Ihr das so? Wie geht Ihr mit XYZ um?
Und andere, aber verwandte Themen? Immer her damit.

Lass schnacken!
 
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Da hab ich gerade deinen ersten Satz gelesen und mir gleich gedacht, ja, genau, endlich versteht mich jemand.
Hab mir gedacht, das trifft doch ganz genau das was mich so umtreibt, begeistert und manchmal quält.

bei mir ist es da sehr ähnlich, viele diffuse Ideen, einiges was auf dem Rechner rumliegt, wenig konkretes, und
sehr weniges was wirklich mal fertig wird.

Beim Texten hab ich auch Probleme, hier gibts aber bei mir quasi zeitgleich mit der Songidee auch schon ein Thema und ein paar Zeilen Text,
daraus ergibt sich dann auch noch weiteres was ganz gut ist, aber immer wenn nur noch eine Strophe oder die vierte Zeile vom Chorus fehlt
geht gar nichts mehr.

Und ja klar, den Song dann fertig zu instrumentieren und abzumischen, etc.
das ist auch so ein Thema.
Das fehlt´s oft an der Überwindung das Werk als FERTIG zu betrachten.

Viel lieber fang ich dann auch mal wieder was neues an.....

Ich denke mir manchmal, dass das Dilemma zu vermeiden wäre, wenn man die Instrumentierung etc.
so runterfahren würde, dass nur noch das Songwriting zählt,
also z.B.: nur Piano, bissle Bass und Drumcomputer und Gesang, fertig.
Aber das hab ich auch noch nie so hingekriegt,
ich fürchte fast dazu bräuchte man tatsächlich noch mehr Mut.
 
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Ich denke mir manchmal, dass das Dilemma zu vermeiden wäre, wenn man die Instrumentierung etc.
so runterfahren würde, dass nur noch das Songwriting zählt,
also z.B.: nur Piano, bissle Bass und Drumcomputer und Gesang, fertig.
Aber das hab ich auch noch nie so hingekriegt,
ich fürchte fast dazu bräuchte man tatsächlich noch mehr Mut.

Hi,

danke für Deine Rückmeldung.

Was Du da beschreibst ist der ja der Weg des klassischen Singer-Songwriters. Ich mache das auch eher selten so, obwohl man ja sagt, dass sich die Güte eines Songs erst in einem "nackten" Format so richtig zeigt bzw. beweist. (Und für ganz klassisches Songwriting stimmt das wohl auch, bei vielen aktuelleren Musikstilen scheint mir das aber nicht unbedingt der richtige Weg zu sein.)
Und ich bin nicht sicher, ob es dafür wirklich mehr Mut braucht- außer sich selbst gegenüber. Man kann ja im stillen Kämmerlein erst einmal zu Gitarre oder Piano etwas singen und das dann später saftig produzieren. Ich persönlich gehe auch diesen Weg manchmal, aber im Allgemeinen habe ich gern zunächst ein - wie soll ich sagen - Soundscape, welches mir den ungefähren Weg weist.
 
Auf dieses Thema gibt viele Antworten. Welcher Weg da produktiv und/oder motivierend ist, hängt sehr von individuellen Persönlichkeitstyp ab.
Schon „alleine vorm Rechner“ kann IMO die Sackgasse oder zumindest der Bottle Neck sein.
Wirklich “gute“ Sachen habe ich eigentlich nur zusammen mit anderen und dann auch zu Ende gebracht. Nichts motiviert mich mehr, als der Austausch und das Feedback.
Man schmort nicht im eigenen Saft und bekommt mehr Inspiration.

Daher mein Tip: Man sollte sich jemanden suchen, der etwas ähnliches selber macht und die Produktionen gemeinsam angehen.
 
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Würde sagen, ich gehöre auch in den Club. War schon als Kind (steht so im ersten Schulzeugnis) ein Eigenbrötler. Heute sage ich gern, dass Picasso auch nicht in einer Band gemalt hat. Wenn ich in meinem kleinen Dachkammerstudio am breiten Bildschirm sitze, griffbereit am Platz meine "Natur"-Instrumente Saxophon und Trompete, fühle ich mich frei und glücklich.
Da ich (bzw. wir beide) einen Freundeskreis haben, mit dem wir uns gern treffen, sehe ich mich mit meinem musikalischen Autismus jetzt nicht sozial gestört.
Aber diese Musikwelt allein um mich herum ist einfach schön. Ich werde niemals ein Konzert geben, weil ich eine Passage Dutzende Male einspiele, bis ich mit einer Version wirklich zufrieden bin. Sowas geht on stage nicht. Ich verkaufe auch so gut wie nichts, paar Jamendo-Lizenzen höchstens im unteren dreistelligen Bereich. Ansonsten mache ich nur, was ich will, und wenn es trotzdem jemandem gefällt, freue ich mich. Meine Musik begegnet mir z.B. auf YouTube in verschiedensten Zusammenhängen. Irgendjemand auf der Welt nimmt sie sich von Soundcloud als kostenlosen Background, mir egal.
In den letzten Jahren sind meine (bin jetzt 64) musikalischen Hausgötter gestorben: Michel Legrand, Ennio Morricone. Nichts wächst für mich noch nach. Mich interessieren (als Autodidakt) harmonische Raffinessen, die finde ich kaum in aktuell angesagter Musik.
Aber ich bin vor allem dankbar, dass es diese enormen Möglichkeiten gibt, zuhause Musik zu produzieren. Als ich Tontechniker wurde (ab 1973), hatten wir nicht die Phantasie, uns das alles vorzustellen.
Zufrieden bin ich mit meiner Musik selten. Ich weiß, dass ich kein Genie bin. 80 Prozent des Versuchten wird auf dem Rechner weggewischt wie ein buddhistisches Streubild. Meine eigenen Sachen höre ich selbst kaum, wundere mich aber, wenn ich es dann doch tu, wie ich wohl doch irgendwie langsam weiterkomme und doch irgendwas dran ist an dem Ganzen.
Wenn mir jemand, was vorkommt, aus Chile, Russland, Schweden oder Italien (aus Deutschland kaum) eine Mail schreibt, weil ihm meine Musik gefällt, macht mich das glücklich.
Vielen MusikerInnen, die in Band und auf Bühnen spielen, mag so eine Existenz sehr fremdartig erscheinen. Aber allein bin ich, wie es aussieht, wohl bei weitem nicht.
Herzliche Grüße an ähnlich Getaktete!

P.S. Hier ist mein neuestes Stück:
 
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Hi:hat:

Spannendes Thema.
Ursprünglich hab ich mir mal autodidaktisch mal das Gitarrespielen beigebracht, bis heute auf einem sehr mittelmässigem Niveau:D Dann nach und nach immer tiefer ins Homerecording eingetaucht. Als "Musiker" bezeichne ich mich je länger je weniger. Klar mach ich eigene Songs, aber das Komponieren und Einspielen, ist jetzt nicht unbedingt das, was ich am Liebsten mache. Oft sind meine Instrumenten Sounds rein Midi, am Bildschirm mit der Maus entstanden. :D Für mich geht die Sonne auf, wenn ich mich beim Mischen kreativ austoben kann.
Wenn ich die ersten paar Einträge hier lese, denke ich, ergänzen wir uns ganz gut. :)

Wem das Mischen also kein Spass macht, immer her mit den Spuren. Sofern die Musikrichtung erträglich ist, und die Zeit es zulässt, nehm ich mich gerne mal den Spuren an. Im Moment saug ich alles auf, was man mischen kann.. Als Übung, ich will weiter kommen. Ich kann euch natürlich kein Wundermix versprechen, ihr könnt ja nachher entscheiden, ob der Mix was taugt oder nicht. :D Wir könnten uns danach auch austauschen, wo und warum es Konflikte beim Mischen gab.

Ich bin bestimmt auch mal froh, wenn ich euch fragen kann, wenn ich beim komponieren nicht weiter komme:)
 
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Deine Beschreibung ist die perfekte Erklärung dafür, dass so viele Musiker an sich selbst scheitern.
Ein oder mehrere Instrumente aufnahmereif spielen zu können, ist schon ein ziemlich hoher Anspruch.
Songs zu schreiben und arrangieren, die aufnahmereif sind, mindestens genauso.
Aufnehmen, produzieren, mischen und mastern sind auch mehr als ein Vollzeitjob.
Und nebenbei noch das Geld zu verdienen, um Instrumente und Zubehör anzuschaffen, die auch gut genug klingen.... nunja.

Die technischen Möglichkeiten mit home-recording für wenig Geld sind großartig. Aber führen nach meiner Erfahrung oft zu nichts. Würdest Du in der Zeit konzentriert an Deinen songs arbeiten, und einmal im Jahr 10 Tage in ein Mittelklasse-Studio gehen, hättest Du jedes Jahr ein Album draussen. Würde besser klingen als das, was Du im Keller zusammenschiebst, vermutlich. Weil da einfach jemand sitzt, der 5 Tage pro Woche 8 Stunden lang nichts anderes macht, während Du nach Deinem Vollzeit-job erstmal ne Stunde lang Treiber und Plugins aktualisieren musst, bevor es überhaupt weitergehen kann, und dann ist wieder das Gitarrenkabel kaputt oder der Laptop-Akku leer und das Netzteil noch im Büro. Wie im richtigen Leben halt.

Vielleicht ist die Frage einfach, was Dein Hobby / Deine Leidenschaft ist. "Rumbasteln" ist ja völlig legitim. Wird halt nie ein Album oder ein 500 PAX-gig draus. Aber das muss ja auch nicht sein.

Ich hätte auch manchmal gern ne USB-Buchse im Kopf, um die songs aus meinem Gehirn zu bouncen, ohne den Umweg über "wie soll ich die Melodie denn jetzt auf der Gitarre spielen?". :ROFLMAO:
 
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Beruflich bin ich in der Produktionsmusik tätig und das bedeutet in erster Linie unter Zeitdruck produktiv zu sein.
Allerdings ist "Kreativität" da mitunter ein anderes Paar Schuhe und Produktivität die Kreativität daher also nicht immer wirklich mit einschließt :biggrinB:

Habe in den letzten 10 Jahren sicherlich um die 1.000 Titel in fast allen Genres gemacht- von den vielen Titel mir selbst allerdings nur eine kleine Hand voll wirklich selbst gefallen. (Mein anderes Zeugs kann ich zumeist schon gleich nach Fertigstellung einer Produktion nicht mehr hören, weil das wie Suppe aus den Ohren kommt).
Man gewöhnt sich mit der Zeit auch ein gewisses "Schema-F" und Automatismen an- und man ähnlich einer Fließbandküche bewährte Zutaten in einen Topf schmeißt und am Ende zwar eine handfestes Etwas dabei raus kommt... vlt. mal mehr oder weniger schmackhaft, aber im Laufe der Zeit sicherlich leidenschaftsloser.

Man nimmt sich halt ein Genre vor, setzt sich ran und macht und tut merkt ziemlich schnell, ob es zu was führt oder eben nicht.
Wenn nicht, wird es ohne mit der Wimper zu zucken ins Nirvana schickend gelöscht.
Ich hebe da auch nichts mehr für später auf. Wenn es beim 1.Mal nicht geklappt hat, klappt es auch nicht beim nächsten Mal.
Kiste auf, Affe rein, Deckel zu, Affe tot... nächster Affe.
Das ist der Einzelkämpfermodus und täglich Brot und die einzige Motivation eigentlich nur darin liegt, am Monatsende meine Rechnungen zu bezahlen.

Mit Herz&Seele bin ich allerdings dabei, wenn ich wiederum mit (oder für) anderen Leuten zusammenarbeite, wie z.B. aus unserer alten Band und andere Kollaborationen.
Wenn durch das Zusammenwirken mit verschiedenen Ideen und Einflüssen etwas wirklich Bleibendes entsteht, dann macht die Musik wieder richtig Spaß.

Normalerweise arbeite ich (für mich) auch so, dass ich während des Komponierens auch sehr schnell zu einem amtlichen Sound kommen möchte und schon während der Komposition die Prozesse des PreMastering usw. stattfinden.
In der Zusammenarbeit mit anderen allerdings, genieße ich es, um mich herum eben nicht jene festzementierten Mauern erschaffen zu müssen, sondern alles nach und nach zusammenwachsen und gedeihen kann.
Die Ideenfindung, das Einspielen, das Arrangement, der Gesang und schlussendlich der Mix...aber am wichtigsten, der Spaß an der Sache und die teils mitunter witzigen Situationen und Lacher... und einfach das Zusammensein.

Gerade in den gegenwärtig verrückten Zeiten, in denen man nun mehr oder weniger zwangsläufig allein war, fehlte mir das Zusammensein und Wirken mit anderen Musikern am meisten.
Hin und wieder ist man ja im Einzelkämpfermodus durch Collabs und der Monotonie seines eigenen Schaffens unterbrochen, aber im letzten Jahr ging halt nun gar nichts in diese Richtung und da merkt man eigentlich, wie klein und beengend erdrückend so eine Einzelkämpferinsel doch wirklich sein kann.
 
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Deine Beschreibung ist die perfekte Erklärung dafür, dass so viele Musiker an sich selbst scheitern.
Ein oder mehrere Instrumente aufnahmereif spielen zu können, ist schon ein ziemlich hoher Anspruch.

Hi,

(mal kurz aus meiner Sicht)

ja, es ist in der Tat durchaus ein hoher Anspruch. Im Alleingang von *null bis fertig* ist mitunter ein echt weiter Weg und ja, längst nicht immer gelingt es. Nervt auch manchmal, aber gehört wohl dazu.

"Scheitern" hingegen ist da ein (zu) großes Wort. Wer scheitert, muss ja ein gestecktes Ziel vor Augen haben und dieses nicht erreichen. Vor gut einem Jahr hatte ich so ein Gefühl und es hat mich wie Schei*e genervt, ich konnte mir dann aber eingestehen, dass ich ganz einfach *viel zu viel in zu kurzer Zeit* erreichen wollte. Diese Erkenntnis war schlussendlich sehr befreiend für mich.

Seitdem ist mein Songwriting deutlich besser geworden, mein Wissen rund um Aufnahmen, meine Singstimme, Soundauswahl, Arrangement etc. Ich klimpere praktisch überhaupt nicht mehr (bin hauptsächlich Gitarrist), sondern suche und übe Parts für die Songs/Schnipsel.
Unterm Strich habe ich mich als Musiker und Home-Recorder in den letzten zwei Jahren enorm verbessert. Und dies eben exakt durch die Beschäftigung mit dem *großen Ganzen*. Und wenn ich mal erwachsen bin (ha!), dann werde ich zu keinem Zeitpunkt vergessen, dass die fertigen Songs nur das Nebenprodukt meines täglichen Musik-Spielens sind.


Andererseits denke ich in letzter Zeit durchaus darüber nach, einen Partner in Crime zu suchen, mit dem ich gemeinsame Sache machen könnte. Mal schauen.....
Beitrag automatisch zusammengefügt:

80 Prozent des Versuchten wird auf dem Rechner weggewischt wie ein buddhistisches Streubild.

Super Beitrag von Dir und ein ziemlich gutes Stück Musik. Hut ab!
Und dieser Satz bzw. das Bild eines Mandala könnte doch glatt die Initialzündung für einen Song sein. Danke dafür. ;)
 
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Ergebnis bei mir: ich habe zwar einen ganzen Sack Songs soweit am Start, aber auch locker 25 Songs oder mehr, die "eigentlich" nur mal bearbeitet werden müssten. Das wären dann aber 25 Wochen richtige Arbeit, bäh!

"Scheitern" hingegen ist da ein (zu) großes Wort. Wer scheitert, muss ja ein gestecktes Ziel vor Augen haben und dieses nicht erreichen. Vor gut einem Jahr hatte ich so ein Gefühl und es hat mich wie Schei*e genervt, ich konnte mir dann aber eingestehen, dass ich ganz einfach *viel zu viel in zu kurzer Zeit* erreichen wollte. Diese Erkenntnis war schlussendlich sehr befreiend für mich.

Ich lese da eine leichte Diskrepanz ;) Und habe Dich so verstanden, dass du gern was fertig hättest, aber genau das nicht packst.

Das "scheitern" sollte kein Urteil meinerseits sein. Ich wollte nur anregen, die Vorgehensweise zu hinterfragen. Dein Anspruch wird immer weiter steigen, je besser Du singst, spielst und mischt. Das Gefühl, "fertig" zu sein, wird sich dadurch nie einstellen. Reicht ja schon wenn Du nen neuen Overdrive kaufst und den geiler findest, und deshalb "irgendwann mal" alle Gitarren neu einspielen willst. Und doch ein richtiges Schlagzeug statt EzyDrummer. Und nochmal richtig mischen, wenn Du endlich den neuen SSL Kompressor kaufen kannst. Und so weiter.

Wenn Du nach 10 Tagen Studio rausgehst, ist es zu Ende. 2 Wochen später kommt der fertige Mix per dropbox. Und Du kannst mit 10 neuen Songs anfangen. Hast dann aber schon die wievielte Platte im Regal und auf itunes? Wie viele Jahre machst Du das so?

Versteh mich nicht falsch, in genau dieser Falle stehe ich mit einem Bein auch, und verstehe Dich deshalb gut. Irgendwas kommt halt immer dazwischen. Aber so ein fest gebuchter Studio-Termin im Oktober würde vielleicht einfach mal helfen, 10 Nummern konzentriert und konsequent zu Ende einzuüben und arrangieren. Den Song so gestalten, dass er auch ohne das 14. plugin-preset von irgendeinem gearslutz-Alleswisser funktioniert. Den ganzen Technik-Blödsinn mal liegen lassen. Steht dem fertigen song nur im Weg und frisst Zeit. Stattdessen Texte perfektionieren, Gesang üben, alles im Schlaf zum click spielen können. Nicht nur Stückchen, die Du hinterher zusammenklebst. Dann passiert vielleicht einfach das:

Wäre schon geiler, wenn ich zu mehr greifbaren Ergebnisse käme.


;)
 
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Ich lese da eine leichte Diskrepanz ;)

Ja, nein, jein.

Ich mache fertig, wenn ich das Gefühl habe soweit zu sein. Kann nächste Woche sein, kann nächstes Jahr sein. Bis dahin spiele, schreibe und übe ich und werde dabei (hoffentlich) besser.

Aber sich eine Deadline zu setzen, wenn man wirklich mit zu veröffentlichen Ergebnissen raus will, ergibt natürlich extrem viel Sinn. Da bin ich komplett bei Dir.
 
Aber sich eine Deadline zu setzen, wenn man wirklich mit zu veröffentlichen Ergebnissen raus will, ergibt natürlich extrem viel Sinn. Da bin ich komplett bei Dir.
...oder wenn man einfach mal das Gefühl haben will, was geschafft zu haben.
Wenn man sich kein festes Ziel vornimmt, hat man halt auch nie ein Erfolgserlebnis, neh? ;)
 
...oder wenn man einfach mal das Gefühl haben will, was geschafft zu haben.
Wenn man sich kein festes Ziel vornimmt, hat man halt auch nie ein Erfolgserlebnis, neh? ;)

Es kommt drauf an, wie man "etwas schaffen" oder "Erfolg" definiert.
Ich muss vermuten, da kommen wir beiden nicht recht überein.
 
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Das würde ich wiederum nicht sagen. Ist ja kein Wettbewerb.

Du hast das Thema damit angefangen, dass du irgendwie unzufrieden bist, weil Du alleine am Computer nicht so recht voran kommst. Die Ideen stapeln sich, sie zu Ende zu bringen, gelingt Dir bisher nicht, weil Dir das Durchhaltevermögen fehlt.
Du hättest gern mehr greifbare Ergebnisse, und bist mit dem "Spielkind" und seinem output nicht zufrieden. Steht so in Deinem ersten Beitrag.

Um ein greifbares Ergebnis zu erreichen, müsstest Du ja erstmal ein Ziel definieren.
Welches das für Dich ist, geht mich nix an, schon gar nicht in der Form dass ich darüber urteilen darf.

Hier kommt es nur darauf an, wie DU "Ergebnis" und "schaffen" definierst. Oder vielleicht darauf, erstmal überhaupt ein realistisches Ziel zu definieren. Danach kann man sich dann den Weg dorthin überlegen. Sonst bleibt es halt wie jetzt - die Ideensammlungen werden grösser, die Plugin-Sammlungen auch, Deine Fähigkeiten sicher genauso. Aber die Unzufriedenheit... vermutlich auch?
 
Ich finde Unzufriedenheit nicht per se negativ. Es kann auch der Antrieb sein, weiter zu kommen.
 
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Diese Diskussion finde ich deshalb sehr interessant, weil ich sie (wie viele andere sicher auch) andauernd mit mir selber führe: wie weit kann ich mit Halbbildung und Homestudio kommen? Alles vergebene Müh?
Und da würde ich denn doch bei aller Einsicht in eigene Grenzen nicht so ganz prophylaktisch vor den Begrenztheiten kapitulieren, wie es Michi_HH nahelegt.
Natürlich gibt es nicht umsonst Musikhochschulen und Profi-Tonstudios, und ich habe höchsten Respekt vor dem, was da rauskommt!
Aber gegenüber den professionell geschliffenen Produktionen hat das Homerecording auch ein paar Trümpfe (abgesehen davon, dass die Audiosoft-und Hardware heute mindestens so viel Komfort bieten wie ich als Tonassistent in den 70igern in der professionellen Musikproduktion mit 16-Spurmaschinen und Riesenmischpulten auf Transistorbasis hatte).
Vor allem: ich kann vielleicht Musik- (oder in meinem Fall auch Hörspiel-) Produktion zwar nicht als full time Job leisten, aber das Studio ist immer da, rund um die Uhr! Wie oft hatte ich kurz vor Mitternacht das Gefühl, richtig gut drauf zu sein - angeschmissen die Technik und los gings (zum Glück im frei stehenden Haus ohne genervte Wohnungsnachbarn). Ich weiß, wie eng oft das Zeitlimit in teuer gemieteten Studios ist. Zuhause: no limit. Ich kann auch mal was experimentieren, drüber schlafen, wenn mir danach ist, wieder vorholen. Oder eben einfach mal was umschreiben, transponieren, und dann neu rangehen, wenn nicht heute, dann eben morgen. Und ich ‘riskiere’ sicher auch beim Spielen der Instrumente viel mehr, weil ich keine Angst haben muss, mich mit schrägen Ausrutschern zu blamieren. Selbst produzieren enthemmt positiv.
Das alles sind, daran glaube ich, besondere Kreativpotenziale, die manches Defizit aufwiegen können.
 
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@Michi_HH

Ok sorry, ich befürchte, ich habe mich weiter oben nicht klar genug ausgedrückt. Versuche ich es mal anders:

Zum einen liebe ich es, ohne großes Ziel (!) einfach Musik zu spielen. Praktisch jeden Tag etwas Neues finden, Akkorde, Melodien, Grooves, Sounds, Effekte, herumschrauben ohne große Erwartungshalt, einfach nur Spaß haben, abschalten, Welt ausblenden, Ich und meine Musik. Nenn es mal Improvisation im weitesten Sinne - und dabei empfinde ich zumeist eine unglaubliche Freude. Und dies ist tatsächlich der entscheidende Kern und Sinn meiner Beschäftigung mit Musik und durch nichts ersetzbar. Ich spiele de facto lieber Musik als wirklich daran zu arbeiten.
Nun mag ich auch den Eindruck erweckt haben, als würden sich auf meiner Festplatte nur musikalische Leichen tummeln. Nein, dem ist überhaupt nicht so. Und andererseits aber gehypte Must-have-Plugins für teuer Geld? Nein, praktisch null.
Ich hoffe, das klärt diese Seite der Medaille.

Die bisweilen vorhandene Unzufriedenheit liegt natürlich darin begründet, dass ich eine erhebliche Menge an Songs habe, die eben nur halbgar sind. Und so denke ich öfter mal: "es würde sich durchaus lohnen, da mal Tore zu schießen. Das Zeug ist ja schon gut auf dem Weg". Ich vermute übrigens, jeder von uns hat unfertiges Material ohne Ende auf dem Rechner. So ist das halt...

Aber: entweder habe ich inzwischen das Interesse an den Tracks verloren, oder ich finde sie passen nicht zu mir, oder ich kann spezifische Songs/Passagen nicht singen, oder der Text will nicht, oder der Beat tut es nicht, oder oder.... und diese Einschätzung bzw. Abwägung obliegt ja nun mal mir ganz allein.

Ich verstehe Deine Punkte bzgl. Studio, professioneller Bearbeitung, Ziele, Erfolge etc.... alles gut. Nur, ich mache das alles nicht (mehr), um irgendeinem Leistungsprinzip zu entsprechen. Damit habe ich mir das Leben in der Vergangenheit wahnsinnig schwer gemacht und darauf habe ich ganz einfach keinen Bock mehr. In der Abwägung zwischen Spielen und Perfektionieren entscheide ich mich fast immer für Spielen. Auch wenn ich weiß, dass da manchmal etwas in mir nagt....und auch, dass es da einen Widerspruch in mir gibt.

Aber eines ist sicher: irgendwelche Songs werden trotzdem eines Tages in Welt geschickt. Garantiert.
 
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Das alles sind, daran glaube ich, besondere Kreativpotenziale, die manches Defizit aufwiegen können.
Das sehe ich absolute genauso. Wenn es nicht um akustische Instrumente geht, kann man zu Hause auch ne Menge erfolgreich und gut aufnehmen.
Gesang geht vielleicht auch noch, je nach vorhandenen Räumlichkeiten.
Das Nicht-Vorhandensein einer Möglichkeit beinhaltet ja auch immer die Option, kreativ zu werden, und andere Wege zu finden.

Vielleicht hab ich mich unglücklich ausgedrückt. Ich sympathisiere total mit @Christof Berlin, weil ich auch die Erfahrung hinter mir habe, dass sich meine 19" Stapel und meine Mikrofonsammlung gefühlt jährlich verdreifacht haben, aber auch mehrere Eventides nicht dazu führten, das ein Album schneller fertig wurde. Das Gegenteil stimmt. Das Reduzieren aufs Wesentliche (den Song) hilft. Jedenfalls in meiner Erfahrung. Und wenn ein Song fertig ist, kann man sich supergut ums Aufnehmen kümmern. Alles nebenbei und parallel... puh. Egal ob man es kann oder nicht.

Bei mir wird das Zeug auch live eingesetzt, ich habe es also nicht nur für mich selbst, sondern auch zum Geld-verdienen.
Das macht es aber unterm Strich nicht besser, jedenfalls nicht wenn der Anspruch ist: ich möchte aus meinen Ideen endlich mal was Greifbares machen. :)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Aber eines ist sicher: irgendwelche Songs werden trotzdem eines Tages in Welt geschickt. Garantiert.
... ich bin gespannt!

zum Leistungsprinzip: Nichts ist falsch daran, Musik aus Spass und für sich selbst zu machen. Mir geht es auch nicht um kommerziellen Erfolg, in dieser Abteilung der Popularmusik habe ich mich viele Jahre meines Lebens rumgetrieben (Tourneegeschäft). War ne schöne Zeit, aber ist auch gut dass es vorbei ist.

Dein erster Beitrag hat auf mich so wahnsinnig unzufrieden gewirkt- danke fürs Klarstellen. Wäre ja schade, wenn wegen "akuter Verzettelung" der Spass daran verlorengeht.

Und na klar - selbstverständlich hab ich auf den Festplatten auch Ordner mit halbfertigen songs, an denen ich das Interesse verloren habe. Das ist wohl völlig normal und kein Grund zur Beunruhigung :)
 
Ich nutze den PC seit fast 20 Jahren zum Musik machen. Anfangs um für die (Metal) Band Riffs und ganze Songs zu schreiben und unseren ausgewanderten Drummer (noch mit Fruity Loops :rolleyes:) zu ersetzen. Zum Glück fanden wir recht schnell einen Neuen, doch der PC blieb natürlich. Später kam nach und nach Software für mio von Euro hinzu, mit der sich immer besser arbeiten ließ. Dank YT und vielen Tutorials geht das Musizieren und Komponieren auch immer locker-flockiger von der Hand.

Aaaber, ich bekommen nichts wirklich fertig so das ich es veröffentlichen würde, weil ich mich einfach nicht auf eine "Sache", einen "Stil" festlegen kann. Welche Gitarrenstimmung nutzen? Greif ich zur E-, H-, oder C-Standard-Gitte? Soll ich Deathmetal, modernen Melodic Metal, 80's Trash Metal machen? Oder doch lieber was Floydianisches? All diese Sachen höre ich gern und würde sie auch gern selbst umsetzen. Es scheitert aber sozusagen an der Qual der Wahl.
Hinzu kommt das ich kein Texter bin, Texte aber für extrem wichtig halte um einen Song ernsthaft in Angriff zu nehmen. Die Sache mit dem Texten ist wirklich mein größtes Hinderniss und so werde ich mich heute abend mal daran setzen und einfach ein kleines einfaches romantisches Stück aus einem Buch recorden ... Bis mich meine anderen Gitarren anschreien: "Nimm mich ...":unsure:
 
Habe in den letzten 10 Jahren sicherlich um die 1.000 Titel in fast allen Genres gemacht

Alter, das ist echt ne Hausnummer. Ich denke ja immer, ich hätte viel - und zu viel - Material. Aber 1.000 Songs? Wow.

Kann man von Deiner Musik etwas im öffentlichen Raum hören? Gern auch per link und/oder per PM, wenn Du das hier nicht preisgeben möchtest.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ich finde Unzufriedenheit nicht per se negativ. Es kann auch der Antrieb sein, weiter zu kommen.

Guter Punkt und durchaus auf meiner Wellenlänge. Frei nach dem Motto: "Ich könnte besser und ich weiß sicher, ich kann auch besser".
Und ja, diese Unzufriedenheit treibt mich durchaus voran. Auf der Jagd nach den Songs, die mein Herz, meine Seele und meinen Bullshit am besten abbilden.
 
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