Allgemeine Stimmfachverwirrung

Kenshi
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Hey Leute,

Auch Gesangslehrer sind nicht vor Verwirrung gefeit und ich muss hier mal was posten, was mich seit einiger Zeit zum Nachdenken bringt.

Ein bisschen Vor-Information ist allerdings nötig.

FĂŒr alle die es noch nicht Wissen: Ich wurde/werde als Tenor ausgebildet, erreiche sowohl im Belt, als auch in der Randstimme recht ordentliche Höhen. Absolute Extremtöne waren gebeltet ein g'' (ja, das sind absichtlich 2 Striche) und in Quietsche-Kopfstimme ein e'''. In der Tiefe gehts klingend bis D.
Soweit eigentlich ein recht ordentlicher Stimmumfang. Die Randstimme ist schön beweglich, klingt gestĂŒtzt fast nach nem Sopran.

Soweit, so angeberisch. Allerdings stellt mich diese Range in letzter Zeit immer wieder vor Luxusprobleme. Ich war jetzt etwa 3 Monate krank (Legionellen aus dem Zimmerbrunnen) und hab entsprechend körperlich abgebaut.

Frisch erholt beim Gesangsunterricht stell ich fest, dass echt bei Null anfangen muss. Eigentlich kein Ding.. allerdings bemerke ich, dass die Tiefe plötzlich ungewohnt befreit und solide kommt. Die Höhe hingegen, Technik-MĂ€ĂŸig ab g' schon immer ein Problem, kommt allerdings plötzlich garnicht mehr. Ab c'' gehts aber wieder.

Die Konsequenz daraus war fĂŒr meinen Gesangslehrer, erstmal am Mix zu arbeiten, als dem Mischen von Kopfstimme und Bruststimme, bzw. der Soliden Körperanbindung der ersten. Die Dinge die mir jedoch von ihm und anderen "Mixern" vorgemacht wurden, klangen fĂŒr mich eher nach dem, was ich so ab c' tue. Über g' geht da einfach nix mehr zu mixen, wie ich es auch drehe.

Mein Gesangslehrer meinte, dass es durchaus auch möglich wÀre, dass ich ein aufgrund meiner Range ein verkannter Bariton sein könnte und einfach immer fÀlschlicherweise als Tenor ausgebildet wurde und die lange Krankheit einfach eine Art technischen Reboot bewirkt hat.

Könnte es echt sein, dass des RÀtsels Lösung um den Mix, den ich bei irgendwie nie in der Form bestÀtigen konnte, darin liegt, dass meine Stimme eigentlich viel tiefer veranlagt ist?

Hat irgendeiner von den Erfahrenen oder den Lehrern davon schon gehört?
 
Eigenschaft
 
Könnte es echt sein, dass des RÀtsels Lösung um den Mix, den ich bei irgendwie nie in der Form bestÀtigen konnte, darin liegt, dass meine Stimme eigentlich viel tiefer veranlagt ist?

Ich halte es fĂŒr möglich. Du wĂ€rst nicht der erste, der in's falsche Schubladerl gesteckt wurde.

Soweit ich mich erinnere, meinte z.B. IcePrincess lange Zeit, sie sei Mezzo, bei ihr hat es aber nichts schlimmes angerichtet.

Es gibt hier am Board auch irgendwo einen link auf ein pdf, in dem es u.a. um die schÀdigende Auswirkung davon, in das falsche Stimmfach geschoben zu werden, geht.

Vielleicht wirst auch einfach alt ;) Es sind schon einige Frauenstimmen "gereift" und haben das Stimmfach zum Tieferen hin gewechselt.

Lies mal hier, da stand iirc was zu dem Thema:
http://www.miklos-klajn.de/coach/naehkaestchen_stimmfachverteilung02.html

Als zweite Möglichkeit sehe ich eine öde ErkÀltung. Da erreiche ich auch Tiefen, von denen ich sonst nicht mal trÀume ;) Die Höhen gehen entsprechend schlecht.
 
Hallo Kenshi,
ich halte es durchaus fĂŒr möglich, daß du ein verkannter Bariton bist. Allein dein Stimmumfang spricht dafĂŒr. Tenöre haben in aller Regel keinen so großen Umfang und bis zum D kommen sie schon gar nicht.
Wenn dem tatsÀchlich so sein sollte: freu dich doch ! Bariton (und du könntest in Richtung lyrischer Bariton tendieren) ist ein gaz ganz tolles Stimmfach.
 
Ich schließe mich Bell und moniaqua an: gut möglich. Als Bariton mit guter und womöglich auch lyrisch veranlagter Höhe, kann man gut und gerne als Tenor durchgehen.

Ein paar aktuelle Hörproben, auf denen man Höhe und Tiefe gut hört, wĂ€ren natĂŒrlich spannend. :)


Allerdings frag ich mich: inwiefern macht es denn fĂŒr dich als RocksĂ€nger derzeit einen Unterschied bezĂŒglich des Unterrichts? Ich mein, die Technik ist ja dennoch die Gleiche.


Bei IcePrincess ging's immer in Richtung Musical, zumal fĂŒr Frauen Mezzo oder Sopran halt allein deshalb nen Unterschied macht, weil das VerhĂ€ltnis Rand- zu Vollstimme anders angegangen wird. Aber sowohl als Tenor als auch als Bariton singt man ja eh großteils in der Vollstimme.

gebeltet ein g'' (ja, das sind absichtlich 2 Striche)
Soundfiles or it didn't happen. :D

Bariton [...] ist ein gaz ganz tolles Stimmfach.
Aber hallo! :D
 
Ich bin der vierte im Bunde, der's fĂŒr möglich hĂ€lt. Auch aus eigener Erfahrung - nur ohne Brunnen :p
Meine Range war frĂŒher geradezu gewaltig, ist es nun aber nicht mehr. Ich wurde zwar nie in eine Stimmfachschublade gesteckt, bekam aber in sĂ€mtlichen Bands stĂ€ndig Songs vorgesetzt, die mir eigentlich zu hoch waren. Da ich das aber (noch) nicht wußte, hab' ich sie trotzdem gesungen :rolleyes: Das war ausgesprochen anstrengend, hat aber funktioniert und mir glĂŒcklicherweise nicht geschadet. Allerdings wurde es mit der Zeit schwieriger und anstrengender; und ich wurde erfahrener und konnte mich besser durchsetzen, sodaß ich den zu hohen Kram nicht mehr gesungen hab'. Dann hab' ich mich 'ne Weile im Blues-, Jazz- und Funkbereich rumgedrĂŒckt, um spĂ€ter festzustellen, daß in der Höhe einiges verschwunden war. DafĂŒr ist seitdem die Tiefe besser, fetter und, naja, tiefer - und die Stimme allgemein tragfĂ€higer und klingt einfach besser.
Je nachdem wie alt Du bist, halte ich es durchaus fĂŒr möglich, daß Du bisher in einer Art "Gleitzone" warst und sich die Stimme jetzt (evtl. durch den Brunnen-Incident verfrĂŒht ausgelöst) dort niederlĂ€ĂŸt wo sie bleiben möchte.

Wie gesagt: möglich. Du weißt selbst genauso gut wie wir alle, daß die Stimme ein garstig Ding ist, und eigentlich keiner irgendwas genau weiß :igitt:
 
leicht OT: Darf ich fragen, warum Eurer Meinung nach das Bariton-Stimmfach so ein tolles ist?
Legionellen im Zimmerbrunnen? Ich dachte immer, die wĂŒrden mehr militĂ€rische Interessen in etwas grĂ¶ĂŸeren Gefilden vertreten... Nein?? :D
 
Zu Punkt 1: ich liebe ganz allgemein tiefe Stimmen, also tiefer Mezzo, Alt, Bariton und Bass. Ein Bariton hat eine sehr schöne Stimmfarbe, außerdem oft einen Stimmumfang, der dem Tenor in puncto Höhe in nichts nachsteht, aber in der Tiefe einiges voraushat. Insofern kann ein Bariton im Prinzip alles singen.

Zu Punkt 2: du wĂŒrdest dich wundern, wo ĂŒberall Legionellen sein können... nein, du willst es lieber nicht wissen, glaube mir ;)
 
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Was sind Legionellen?
Können sie allergischen Husten auslösen?
 
@ Bell: ihgitt nein, verschon mich!!

@ Shana: soweit ich weiss, Bakterien, die echt unangemehn sein können. Wahrscheinlich mit Àhnlichen Konsequenzen wie Schimmelsporen, mit denen ich und meine Atemwege gerade zu kÀmpfen haben :(
 
Legionellen gibt es in ĂŒber 70 Arten und lösen in vielen FĂ€llen Lungenkrankheiten aus. Eine der Bekanntesten ist die LegionĂ€rs-Krankheit, welche zur einer sehr hĂ€sslichen (und tödlichen) LungenentzĂŒndung fĂŒhrt. Die meisten anderen Legionelleninfektionen fĂŒhren 24 stunden nach dem Kontakt zu Erbrechen, Fieber, SchĂŒttelfrost. Ein paar stunden spĂ€ter stellt sich dann eine richtig fiese Bronchitis ein, die etwa drei Wochen bleibt.

Legionellen leben in warmem, stehendem Wasser. Das Wasser muss allerdings fĂŒr die Lungenkrankheit eingeatmet werden - so wie beim Nebler meines Zimmerbrunnens. Ihr könnt euch garnicht vorstellen, wie sehr ich mich gefreut hab, dreimal die selbe Kankheit zu kriegen. Von einem GerĂ€t dass ich besitze, damit ich von der trockenen Raumluft nicht krank werde. ^^

Stimmlich gesehen ist das mit dem Bariton möglich aber erstmal irrelevant, denn ich hab heute nochmal geĂŒbt und festgestellt, dass das c'' eigentlich recht mĂŒhelos geht - nur das g' geht garnicht (oder nur mit viel druck und dann sehr zerrig). In gestĂŒtzter Kopfstimme ist auch genau das g' ziemlich luftig, egal was ich tue.
Klingt fĂŒr mich nach Stimmknötchen, wahrscheinlich vom vielen gehuste.

Werd wohl mal zum Arzt gehen und das abklÀren. Geht ja so nicht weiter.

@Fox: Das g'' poste ich nachher. ^^
 
nur so nebenbei: ich kann auch sehr hoch "belten". liegt daran, dass ich als mezzo nicht so viel gewicht mit hinaufnehme und da, wo ein sopran noch mischt, schon randstimmig "quietsche". wie halt auch der countertenor. deswegen halte ich es auch fĂŒr möglich. auch wenn du schon einen anderen ansatz hast.
komisch finde ich allerdings, das es plötzlich kommt! also, wenn die stimme nach ner langen erkĂ€ltung nicht richtig will (was bei mir so ist und ich freue mich schon auf ein vorsingen am donnerstag und mein diplom nĂ€chste woche, haha), ist es logisch, dass gewisse dinge erstmal lĂ€nger anlauf brauchen. aber das einem plötzlich offenbar wird, dass man ein anderes stimmfach ist als vermutet... das wĂŒsste ich gern genauer! halt uns auf dem laufenden !!!
 
Wenn ich mein Iphone beim AufrÀumen gefunden hab. ^^
 
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also, wenn die stimme nach ner langen erkĂ€ltung nicht richtig will (was bei mir so ist und ich freue mich schon auf ein vorsingen am donnerstag und mein diplom nĂ€chste woche, haha), ist es logisch, dass gewisse dinge erstmal lĂ€nger anlauf brauchen. aber das einem plötzlich offenbar wird, dass man ein anderes stimmfach ist als vermutet... das wĂŒsste ich gern genauer! halt uns auf dem laufenden !!!

Stimme17 hat mich darauf gebracht, dass es auch sehr gut sein kann, dass deine StimmbĂ€nder nach einer derart langen Krankheit immer noch nicht vollstĂ€ndig genesen sind, ohne dass du das merkst oder Probleme hast. Schon eine minimale Schwellung kann ja dazu fĂŒhren, dass das Timbre gleich wesentlich dunkler und tieftöniger ist und tiefe Töne plötzlich mehr Klang haben.

Es wÀre also durchaus auch vorstellbar, dass das, was du derzeit an dir beobachtest, noch eine Nachwirkung der Krankheit ist.
 
Ah, du hattest zum GlĂŒck nicht die LungenentzĂŒndung? Pontiac Fieber also? Das soll ja auch ziemliche Halsschmerzen machen. Vielleicht sollte wirklich jemand mal gucken, ob alles schön verheilt ist. Da ja oft Muskelschmerzen dabei sind und du immerhin ne lange Zeit ko warst, baut sich die Atemmuskulatur ab. Es könnte also auch an der StĂŒtze liegen.
Dass man nach langer Krankheit und nicht-singen in der Zeit quasi wieder von Null anfĂ€ngt, ist ĂŒblich. Musste ich damals auch, als es mir die Stimme zerschossen hat. Ich musste die StĂŒtze neu lernen, musste wieder lernen zu mischen usw. Klang wieder wie ein totaler AnfĂ€nger (naja, ich war vorher auch schon AnfĂ€nger), aber dafĂŒr holt man schnell wieder auf, weil man es schließlich mal konnte und weiß wie es sich anfĂŒhlen sollte.

Dass du ein Bariton sein könntest, kann sehr gut sein. Ich fand sowieso schon immer eher (leicht) baritonesk. Dein Stimmumfang wĂŒrd auch dafĂŒr sprechen. Welcher Tenor kommt schon bis D. Bariton sollen auch ein besseres Falsettregister haben als Tenöre.
 
Soooo.. grade zurĂŒck vom Arzt. (Frau Dr. Neumann-Spieß, eine Stimm-HNO-Ärztin in Hamburg. Sehr zu empfehlen!)

ZunÀchst mal sei gesagt, dass ich tatsÀchlich Bariton bin. Mein Gesangslehrer hat den Unterricht entsprechend umgestellt und seitdem geht es besser. Ich hab endlich auch ein bisschen mehr Vertrauen in meine Stimme und weniger Erwartungshaltung, was die Höhe betrifft - das macht entspannter.

Beim Doc ist rausgekommen, dass ich, Gott-Sei-Dank, keine Stimmknötchen oder -lĂ€hmung oder Ă€hnliches habe. Das Problem ist, dass mein Stimmband ein bisschen wie ein alter Reißverschluss ist:
Normalerweise schließen die \/-Förmig angeordneten Stimmlippen von "unten nach oben".
Da bisher aber die meisten Gesangslehrer mit der Tenor-Erwartungshaltung und dem Mantra "Mehr StĂŒtze!" rangegangen sind, war zuviel Druck auf der Stimme und der Reißverschluss ging am unteren Ende wieder auf: ><
So entweicht natĂŒrlich ne Menge Luft. Beim g' ist das Problem am stĂ€rksten, deswegen musste ich noch mehr drĂŒcken fĂŒr den Sound, was das Problem sicherlich nicht grade verbessert hat.

Noch ein paar Jahre so und ich hĂ€tte mir wohl echt was ruiniert - da kann man echt sehen, was falsche bzw. zu frĂŒhe Stimmfacheinteilung insbesondere in Kombination mit einer mittelmĂ€ĂŸigen Lehrerin anrichten kann. :-/
So ist allerdings alles gut gegangen und ich mach jetzt erstmal ein paar Stimm-Therapie-Sitzungen bei einem Atem- Stimm- und Sprechlehrer. Bin sehr gespannt dadrauf. :)
 
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Hm. Mich wundert nach wie vor Folgendes:

Ich Allerdings frag ich mich: inwiefern macht es denn fĂŒr dich als RocksĂ€nger derzeit einen Unterschied bezĂŒglich des Unterrichts? Ich mein, die Technik ist ja dennoch die Gleiche.


Bei IcePrincess ging's immer in Richtung Musical, zumal fĂŒr Frauen Mezzo oder Sopran halt allein deshalb nen Unterschied macht, weil das VerhĂ€ltnis Rand- zu Vollstimme anders angegangen wird. Aber sowohl als Tenor als auch als Bariton singt man ja eh großteils in der Vollstimme.

Was macht dein Gesangslehrer denn jetzt, wo er dich fĂŒr einen Bariton hĂ€lt, plötzlich explizit anders?
 
Wahrscheinlich muss er nicht mehr andauernd zu hoch singen :D.

Wir warten immer noch auf die Hörprobe...
 
Hm. Mich wundert nach wie vor Folgendes:

Ich Allerdings frag ich mich: inwiefern macht es denn fĂŒr dich als RocksĂ€nger derzeit einen Unterschied bezĂŒglich des Unterrichts? Ich mein, die Technik ist ja dennoch die Gleiche.

Was macht dein Gesangslehrer denn jetzt, wo er dich fĂŒr einen Bariton hĂ€lt, plötzlich explizit anders?

Ich kann die Probleme von Kenshi nahezu 100% nachvollziehen. Ich bin selbst ein (Bass)-Bariton. Meine Range ist etwa einen Ton tiefer als die von Kenshi (C bis gebeltet f'') und mein Problemton ist ebenfalls das g'. Ich singe ebenfalls in einem sehr rocklastigen Stil. Hier mal die meine Beschreibung auf die Frage von Foxx:

Als klassischer SĂ€nger ist man vor allem bestrebt eine ausgeglichene Stimme zu haben, das heißt man versucht den Übergang zwischen Kopf- und Brustregister zu "verschleiern". DafĂŒr dĂŒnnt man normalerweise die Bruststimme aus, also man startet in der Kopfstimme und ĂŒbernimmt die "DĂŒnnheit" der Kopfstimme mit in die Bruststimme. (Randstimme)

Als RocksĂ€nger ist der schöne und ausgeglichene Klang meist nicht der primĂ€re Fokus, sondern vielmehr kraftvoll und laut zu singen, daher wird viel gebeltet, möglichst in der Vollstimme. Wenn man komplett im Belting-Modus singt, was im Rock oft getan wird, dann gibt es beim Bariton in einer bestimmten Tonhöhe einen Bruch, ab dem man entweder Screamen muss oder in einem hauchigen Falsett singen muss. Ich bin mir nicht sicher ob es den auch bei einem Tenor gibt (mĂŒsste dann theoretisch so bei cis'' bis e'' liegen).

Geht man noch weiter in die Höhe wird das Belten allerdings wieder leichter, weil man dort sowieso viel Druck braucht, um ĂŒberhaupt die Tonhöhe zu erreichen. Die Töne, von denen ich spreche sind bei mir gis' - a'- b'. Das g' ist bei mir, genau wie bei Kenshi, der Problemton. Das korrekte Belten auf diesem Ton erfordert eine exakt richtige Technik, wĂ€hrend das Wechseln auf Kopfstimmen- bzw. Randstimmenmodus bei diesem Ton ein hin und herwabern zwischen Kopf- und Brustresonanz zur Folge hat. Ab c'' wird das Belten dann wieder recht leicht.

Es ist genau dieser Tonbereich der mMn das Training zwischen Rock-Tenor und Rock-Bariton unterscheidet. Von einem Tenor wĂŒrde man erwarten, dass er gis' - a'- b' belten kann. Viele Baritone können das auch tun, aber nur unter zu hohem Druck auf den Kehlkopf. Und genau hier macht sich der Bariton dann die Stimme kaputt, weil er versucht diese Töne zu belten, was auch funktioniert. Der extrem hohe Druck auf dem Kehlkopf wird dann als normal empfunden und so lernt man womöglich noch, mit tendenziell zu hohem Druck auf dem Kehlkopf zu singen.

Wenn man die Stimme gesund halten will muss man als Bariton diese Töne "klassich" singen, d.h. mit relativ dĂŒnner Randstimme, was sich im Vergleich zu den brustlastig gebelteten tieferen Tönen dĂŒnn und schwach anhört und einen hörbaren Bruch verursacht. Es gibt ein paar bekannte Rock-Baritone, wie z.B. James Hetfield von Metallica, die sich mMn durch das Belten bzw. Screamen genau dieser Töne die Stimme kaputt gemacht haben.

Als ein bekanntes Beispiel fĂŒr einen Bariton der die "gesunde Rock-Technik" beherrscht nenne ich hier mal Ville Valo von HIM. Ich denke er hat exakt die selbe Range wie ich, weshalb ich mich stark an seiner Technik orientiere. Gute Beispiele, bei denen man hören kann, was ich meine sind die bekannten Songs Wicked Game und Join Me in Death. In den eigentlich intensiven Refrains "No I" (ein b') und "Die Tonight for Love" (ein a') wechselt Ville hörbar in einen klassisch (=Randstimmen-)orientierten Kopfstimmenmodus. In den Live-Versionen kann man durch die geringere Kompression sogar deutlich warnehmen, dass seine Stimme dadurch leiser und schwĂ€cher klingt.

Also zusammenfassen dazu ist meine Meinung: Ein Bariton kann im Bereich gis' - a'- b' nicht GESUND mit der Vollstimme belten, ein Tenor schon. Und genau das muss den Unterschied im Unterricht ausmachen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin selbst Bariton und kenne die entsprechenden Problemzonen.


Ich wollte aber auf was anderes hinaus: absolute Tongrenzen sind sowieso individuell. Ich finde es daher auch nicht sinnvoll, pauschal zu sagen: "ab da geht das nicht mehr, wenn man Bariton ist". Ein guter Gesangslehrer sollte meiner Meinung nach von vornherein nicht nach dem Schema "einen Tenor peitsch ich hoch bis daunddahin, ein Bariton braucht das ja nicht" vorgehen sondern einfach jede Stimme individuell gesund trainieren. Ein hoher Mix bzw. ein hoher Belt mag fĂŒr einen Bariton nicht in der gleichen Tonlage liegen wie fĂŒr einen Tenor, aber die Technik ist die Gleiche.


Abgesehen davon: auch in der Klassik begibt sich die mÀnnliche Stimme quasi nie in die reine Randfunktion, egal ob Tenor oder Bariton.
 

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