Amon Amarth/ Surtur Rising/ 2011/ CD+DVD

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Das lange ersehnte, alle 2 Jahre erscheinende Album von Amon Amarth ist nun endlich da und, auch wenn es offiziell erst letzten Freitag in den Handel kam, will ich versuchen, es jetzt schon zu rezensieren, denn oft genug gedreht hat sich die Scheibe mittlerweile.

Wir kennen das Band-Line-up dieser Tage natürlich, denn groß ändert sich hier bei Amon Amarth nie wirklich was:

Johan Hegg - Vocals
Olavi Mikkonen - Guitars
Ted Lundström - Bass
Johan Söderberg - Guitars
Fredrik Andersson - Drums

Songliste:

01. War Of The Gods
02. Töck's Taunt
03. Destroyer Of The Universe
04. Slaves Of Fear
05. Live Without Regrets
06. The Last Stand Of Frej
07. For Victory Or Death
08. Wrath Of The Norsemen
09. A Beast Am I
10. Doom Over Dead Man

amon-amarth-surtur-rising-300x300.jpg

Das Cover macht einem schon beim ersten Anblick relativ deutlich: groß wird sich hier im vergleich zu den Vorgängeralben nichts ändern. Und so ist es auch. Amon Amarth bleiben ihrem Stil treu und verlassen sich voll und ganz auf tief gestimmte Gitarren (dürften im Vergleich zum Vorgänger Twilight of the Thunder God nochmal ein Stück tiefer gestimmt sein) und Johan Heggs brutales Organ.
Als ich das Album eingelegt hatte und das erste Lied "War of the gods" aus den Boxen schallte, ist sofort klar geworden, dass dies letztlich eigentlich nur ein erweitertes TotTG ist, so gleich hört es sich an.
Dies ist nicht unbedingt negativ zu bewerten (zumindest in meinen Augen), da eben jenes Vorgängeralbum ein Meilenstein in der Geschichte der Band war und es, wie ich gelesen habe, das erste Album der Band war, das es in die Top 10 der Deutschen Charts geschafft hat.
Nahtlos daran knüpft Surtur Rising an. Wer Fan des letzten Albums war, wird hier nicht enttäuscht werden. Der Sound ist nach wie vor weich und nicht mehr jener harte, metallisch-thrashige Sound, den die Band nach den Alben "Versus the World" und "Fate of Norns" zum Missfallen vieler Fans abgelegt hat. Mit "With Oden on our side" kam jener weiche Sound, der das Ganze etwas poppiger klingen lässt, ein Weg, den in den letzten Jahren einige andere Bands (zum Beispiel Devildriver) ebenso wie Amon Amarth eingeschlagen haben.
Der Unterschied zum TotTG ist in meinen Augen vor allem im Songwriting zu sehen, das etwas komplexer, in manchen Liedern fast schon ein wenig progressiv zu nennen ist, man weicht etwas von dieser allzuvorhersehbaren Struktur "Intro - Strophe - Refrain - Solo - Refrain - Outro" ab. Dies macht einige Songs weniger eingänglich. Hat man auf dem Album TotTG beim ersten Hören schon mehrere Lieder herausgehört, die Ohrwurmcharakter haben, ist dies auf Surtur Rising nun nicht mehr so einfach. Die einzigen Lieder, die sofort hängen bleiben, sind "War of the Gods" und "Destroyer of the Universe", Lieder im Stile des Vorgängeralbums.
Was zudem auffällt, ist, dass es keine Lieder gibt, die wirklich hervorstechen, es gibt keine absoluten Knaller, die man sich in die Playlist seines iPod setzen würde (ich hätte mir bei TotTG beispielsweise meine Faves wie den Titelsong, "The hero" und "Embrace the endless Ocean" herausgepickt als absolute Topnummern) und deren Namen einem sofort im Gedächtnis hängen bleiben, es scheint eher ein Album zu sein, dass man in seiner Gesamtheit genießen muss. Von dem Album "With Oden on our Side" höre ich beispielsweise nur noch "Cry of the Blackbirds", das für mich das absolute Überlied der Band ist, den Rest des Albums habe ich seit Jahren schon nicht mehr gehört.
Und vielleicht liegt eben hier die große Stärke von Surtur Rising: dass der Hörer sich eben nicht einige wenige Songs herauspickt, sondern das komplette Album genießen kann.
Trotzdem hätte ich mir schon ein oder zwei Lieder gewünscht, die so richtig im Ohr bleiben. Bisher ist mir nur das Lied "Doom over dead man" in dieser Hinsicht positiv aufgefallen, das, wie Amon Amarth es auf seinen Alben ja immer hält, ein im Balladenstil gehaltenes Finale mit saghenhafter Outro-Melodie ist. Das haben sie auf dem letzten Album mit "Embrace the endless Ocean" schon perfektioniert und machen auf diesem Album ähnlich weiter. In dieser Hinsicht fehlt mir jedoch hier die uptempo-Nummer, die es auf den letzten Alben mit "Cry of the Blackbirds" und "Twilight of the Thundergod" immer gab. Auf Surtur Rising soll dieser Platz wohl von "Destroyer of the Universe" eingenommen werden, was aber in meinen Augen nicht so richtig gelingt.
Alles in allem werden Fans der Band, die sich mit dem neuen Stil anfreunden konnten, nicht enttäuscht werden, da es nach wie vor brutale Gitarrenwände gibt, Hegg sich die Lunge aus dem Leib brüllt und Fredrik Andersson nach wie vor ca. 2/3 eines jeden Songs Doublebass auf Höchstgeschwindigkeit durchzimmert. Freunde des alten Stiles werden hier wohl wieder nicht zugreifen. Sollte der Erfolg der Band Recht geben, wird sich am Sound in den nächsten Jahren wohl auch nichts mehr ändern, sollte Surtur Rising ein Reinfall werden, könnte das große Denken anfangen und Amon Amarth sich vielleicht zu einem Stilbruch hinreißen lassen.
Wir dürfen auf jeden Fall gespannt sein!

Für alle die noch Punkte wollen, ich würde dem Album 6/10 geben, ich kann es gut anhören, aber ich habe persönlich lieber Alben, auf denen es den ein oder anderen Favoriten gibt und die man nicht komplett durchhören muss, um in den Genuss des Albums zu kommen. Es kickt einen nach wie vor in den Allerwertesten, aber irgendwie fehlt dem Album die Seele, die beispielsweise "Versus the World" oder "Twilight of the Thundergod" hatten.

Meine Anspieltipps wären momentan:
- "War of the Gods" (Das Solo finde ich richtig schick!)
- "Destroyer of the Universe" (nette Uptempo-Nummer, kann aber nicht mit den oben genannten Stücken der letzten Alben mithalten)
- "Wrath of the Norsemen"
- "Doom over Dead Man" (wunderschönes Outro)

Und nicht zu vergessen die DVD, die bei meiner Version noch dabei war: Hier sind die kompletten 2008er Konzerte von "Bloodshed over Bochum" drauf, insgesamt 33 Songs. Ist mal richtig geil, das ganze alte Zeug live zu hören und sich wirklich jedes Lied herauspicken zu können, das man hören will. Allerdings finde ich, dass bei diesen Konzerten irgendwie ein bisschen die Stimmung fehlt, meiner Ansicht nach ist Amon Amarth weniger für kleine Locations denn für große Bühnen geeignet. Trotz allem ein nettes Gimmick, wenn einem an einem verregneten Sonntagnachmittag mal langweilig ist und man mal ein bisschen den Kopf kreisen lassen will, kann man diese DVD gut und gerne in seinen DVD Player schieben.
 
Eigenschaft
 
Zum Thema Uptemponummer:
Ich hätte da noch "A Beast am I" im Angebot ;)
Für mich ein absoluter Kracher und von der Schlagzahl fast doppelt so schnell wie "Destroyer of the Universe" :p
 
Habe ich bewusst nicht genommen, weil das für mich das schlechteste Lied auf dem Album ist ;) Verglichen mit einem "cry of the blackbirds" müsste dieses Lied -5 Punkte bekommen!
(vorsicht: meine Meinung! Nicht persönlich nehmen ;))
 
Ich nehm sowas nie persönlich, warum sollte ich auch? :)
Ich würde das nichtmal persönlich nehmen, wenn ich Mitglied der Band wär weil Geschmäcker nunmal verschieden sind. Solange man in vernünftigem Ton über solche Sachen reden kann ist doch alles in Butter.
 
metaljünger schrieb:
Der Unterschied zum TotTG ist in meinen Augen vor allem im Songwriting zu sehen, das etwas komplexer, in manchen Liedern fast schon ein wenig progressiv zu nennen ist, man weicht etwas von dieser allzuvorhersehbaren Struktur "Intro - Strophe - Refrain - Solo - Refrain - Outro" ab.

Dieses Schema "Intro - Strophe - Refrain - Solo - Refrain - Outro" gibt es aber bei Amon Amarth noch nicht allzu lange. Wer auf der Versus the World nach so etwas wie einem Refrain sucht, muss gründlich suchen. Wenn auf dem neuen Album also wieder davon abgewichen wird (ich hab jetzt nicht nachgezählt^^) ist das eher eine Rückbesinnung als Fortschritt.


metaljünger schrieb:
Hat man auf dem Album TotTG beim ersten Hören schon mehrere Lieder herausgehört, die Ohrwurmcharakter haben, ist dies auf Surtur Rising nun nicht mehr so einfach. Die einzigen Lieder, die sofort hängen bleiben, sind "War of the Gods" und "Destroyer of the Universe", Lieder im Stile des Vorgängeralbums.

Bei War of the Gods stimme ich da zu, aber Destroyer of the Universe will sich bei mir überhaupt nicht einprägen. Ich finde auch, dass es stilistisch eher an einige Ausahmelieder des Vorgängeralbums anknüpft und nicht an die Grundstimmung (Geknüppel aus Where is Your God gepaart mit dem grässlichen Solo aus No Fear of the Setting Sun).

Bei mir hat sich dagegen Slaves of Fear recht schnell im Gehörgang festgesetzt. Will man War of the Gods als musikalisches Gegenstück zu Twilight of the Thundergod sehen, könnte man Slaves of Fear als Gegenstück zu Guardians of Asgaard sehen. Nur ohne den langweiligen Refrain :D

metaljünger schrieb:
Und vielleicht liegt eben hier die große Stärke von Surtur Rising: dass der Hörer sich eben nicht einige wenige Songs herauspickt, sondern das komplette Album genießen kann.

Ich wollte eigentlich keine weiteren Vergleiche zu Versus the World bringen, aber beim Stichwort "Gesamtwerk" geht das schlecht anders. In der Hinsicht war Versus the World für meine Begriffe einfach perfekt, kein Einziges Lied, das man auch nach wiederholtem als langweilig abtun könnte. Bis jetzt habe ich es noch nicht geschafft, Surtur Rising von vorne bis hinten am Stück durchzuhören, weil es nach einer Weile anstrengend wird. Vielleicht gibt sich das noch, aber erfahrungsgemäß wird es das wahrscheinlich nicht.

metaljünger schrieb:
In dieser Hinsicht fehlt mir jedoch hier die uptempo-Nummer, die es auf den letzten Alben mit "Cry of the Blackbirds" und "Twilight of the Thundergod" immer gab. Auf Surtur Rising soll dieser Platz wohl von "Destroyer of the Universe" eingenommen werden, was aber in meinen Augen nicht so richtig gelingt.

Dieser Platz wird doch offensichtlich von War of the Gods eingenommen und das auch noch recht erfolgreich.

metaljünger schrieb:
[…] und Fredrik Andersson nach wie vor ca. 2/3 eines jeden Songs Doublebass auf Höchstgeschwindigkeit durchzimmert.

Hast du das nachgezählt? Mir kommt das Album insgesamt nämlich eigentlich ziemlich langsam vor.
 
Hast du das nachgezählt? Mir kommt das Album insgesamt nämlich eigentlich ziemlich langsam vor.

Hör dir mal den Anfang von "Thrown into the sun" von Misery Index an, das ist fast Doomartig langsam, aber eine Doublebass, die einem die Kehle zuschnürt ;)
Sicher ist das im Vergleich zu diesem Album etwas extrem, aber grundsätzlich hat sich am Drumming wenig geändert ;)

Die Vergleiche mit Versus the World, die du immer wieder heranziehst, finde ich nicht immer passend, ganz einfach, weil AA mit den letzten beiden Alben ihren Stil so komplett geändert haben (und sag mir bitte nicht, dass es nicht so ist! :D), dass man ein VtW mit einem SR nicht so gut vergleichen kann wie ein TotTG mit einem SR (in der Hinsicht). VtW war ein Gotteswerk und ist für mich mit dem letzten Album zusammen das beste, was die Band jemals geschrieben hat. Aber ich habe ja auch geschrieben: Der Unterschied zum TotTG [...] man weicht etwas von dieser allzuvorhersehbaren Struktur [...] ab. ;)

Hmm, das mit der uptempo-Nummer... find ich schwer. Ich wollte auch erst War of the Gods schreiben, aber ich finde, dass Destroyer of the Universe einfach noch etwas mehr auf Geschwindigkeit geht, wobei War of the Gods schon auch in die Richtung geht. Aber ich glaube, darüber kann man sich lange streiten, ohne sich einig zu werden.

Zu dem Gesamtwerk: ich habe mich vielleicht etwas ungünstig ausgedrückt. Aber ich finde, dass sich SR nur gut hören lässt, wenn man es komplett hört, weil es kein einziges Lied gibt, das halt so komplett heraussticht und für das ich es aus dem CD-Regal holen würde. Nur, um es eben mal auf einer langen Autofahrt komplett zu hören. TotTG hole ich dagegen immer wieder gerne raus, weil allein 2 Lieder davon so hörenswert sind, dass sich das Rausholen lohnt. Wobei ich sagen muss: mittlerweile hat sich mir das Doom over Dead Man so ins Hirn gebrannt, dass ich deswegen die CD glaube ich auch immer wieder mal rausholen würde :D
 
Ein echtes Death Metal Highlight!
 

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