Anfängerfrage: Wie definiert man "Sustain" ?

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Hallo zusammen

Mein Name ist Thorsten und ich lerne seit +/- 3 Monaten ernsthaft E-Bass. (In der Bastelecke hab ich die letzten Wochen den Umbau meines 8-Saiters in einen 5-Saiter dokumentiert)

Ich stoße bei Beschreibungen, ob dieser oder jener Bass (Saiten, Hals, Holz....) gut oder schlecht ist immer auf den Begriff Sustain - je länger der Ton klingt, umso besser (zumindest hab ich's so verstanden)

Nur: Wie definiert man eigentlich dieses Sustain ? Es ist ja keine fixe Masseinheit wie Meter, Zoll, Geschwindigkeit oder Gewicht. Auch einen Ton an sich kann man ja aufgrund der Schwingung in Hertz fixieren.

Ich hab jetzt z.B. einen 5-Saiter mit Eschebody und geschraubten Ahornhals. Aufgezogen sind Rotosound Roundwound.

Wenn ich jetzt einen Kopfhörer aufsetze, alle Lautstärken voll aufdrehe und die leere E-Saite mit einem Plektrum (Ibanez middle) sanft anreiße, höre ich den Ton ca. 95 Sekunden lang. Bei der G-Saite sind es immerhin noch 29 Sekunden.

Ist das jetzt gut oder schlecht ??

Natürlich kommt es auf zig verschiedene Faktoren an - Saiten, Anspielkraft, Plektrumstärke, Tonabnehmerhöhe und was weiß ich noch alles. Aber ich lese hier so viele gutgemeinte Tipps für Anfänger, das dieser oder jener empfohlene Bass "unendlich Sustain" liefert ( unendlich ist relativ :evil: ) oder wie lang brumm ist lang oder wie lang brumm ist gut oder....

Ich meine, wie wichtig ist eigentlich dieses Sustain in der Praxis, wenn man z.B. eine Basslinie spielt ? Ich darf derzeit eine Linie mit 240 bpm primär auf der E-Saite lernen, da hat die Saite nicht so viel Zeit zum in-der-Gegend-rumschwingen. Aber selbst mit 30 bpm ist es doch eigentlich egal, ob der Ton nun 10, 20 oder 60 Sekunden hält...... oder ??

Und keine Angst, die Frage nach "Attack" liegt mir auch noch auf der Zunge :gruebel:

Viele Grüße
 
Eigenschaft
 
Also Sustain ist für mich kein kritischer Punkt, ich würde mich jetzt nicht mit der Stoppuhr hinsetzen und gucken ob die Saite jetzt für 95 Sekunden oder länger schwingt, denn wo benutzt du das?
Klar für manche sphärischen Sachen können sehr lange stehende Töne gut sein, aber da gibt es dann andere Hilfsmittel (E-Bow, Feedback und Konsorten) und selbst dann nutzt man das ganze meisten nicht so lange.

Attack würde ich als den Anschlag, beziehungsweise des Geräuschs was aus dem Anschlag resultiert, definieren. Da hört man oft ein Klicken vom Plek oder die Saite auf das Griffbrett knallen.
 
... Und keine Angst, die Frage nach "Attack" liegt mir auch noch auf der Zunge :gruebel:...
dann erweitern wir ggf. den titel ;)
m.e. versteht man sustain als eigenschaft von dem ein bass mehr oder weniger hat. für die sustaindauer kenne ich keine allseits anerkannte definition. kann man sich ausdenken, oder auch nicht. irgendwann kommt vll. ein normungsinstitut auf den trichter, sein messverfahren als das einzig wahre in´s hirn der gäubigen zu pflanzen ;)
 
Aus der Praxis kenne ich den Unterschied zumindest so, dass beim Anschlag der Saite der Ton lange auf einem hohen Level bleibt.

Man spielt also z.B. ein Intro, wo ein Ton ein paar Sekunden lang erklingen soll. Und zwar nicht, dass er nach dem Anschlag hörbar abfällt. Auch wenn der Ton dann noch zig Sekunden zu hören ist, so ist es trotzdem ein schrottiges Sustain, wenn der wie eine Feuerwehrsirene sofort abschwillt.

Beispiel: John Mayall - Dirty Water
(auf den kleinen Pfeil links neben dem Titel fürs Probehören klicken)


Ein gutes Sustain schwebt dabei auch ohne Verstärkung die ganze Zeit bis zum nächsten Anschlag, ohne an Kraft und Ausdruck zu verlieren.

Übrigens ist "Dirty Water" von John Mayall ein lecker Basslauf für Einsteiger, nur davon ab. Sehr ausbaufähig und variabel.
 
Speziell in den 90ern war "Sustain" ein anscheinend unverzichtbares Merkmal jedes Basses, erst recht in den oberen Preisregionen. Am liebsten sollte ein Ton, einmal angeschlagen, möglichst ewig klingen und dabei auch die ganze Zeit das volle Frequenzspektrum zeigen. Meinem Schack wurden damals in der Gitarre & Bass regelrechte "Orgeltöne" bescheinigt - was ein großes Lob war!

Ich glaube, ein möglichst langes Sustain wurde als Anzeichen dafür gesehen, dass beim Bau des Instrumentes alles richtig gemacht und hochwertig verarbeitet wurde - passende Holzauswahl und -abstimmung, Handwerk auf höchstem Niveau. Nichts stört die freie Schwingung der Saiten, und der Ton klingt dann halt möglichst ewig... was rein technisch gesehen so auch nicht stimmt, aber egal, wir reden hier ja von Marketing und von bestimmten Soundvorstellungen.

Die haben sich übrigens im Laufe der letzten Jahrzehnte wieder deutlich geändert, heute darf's auch gerne wieder der "Retro-Sound" aus den 60ern sein - ohne ewiges Sustain. Wenn man sich z.B. mal die klassischen Motown-Linien von James Jamerson anhört: Viel mehr als ein (oft auch schepperndes oder angezerrtes) "Gnup" kommt da eigentlich nicht. Jedenfalls bestimmt kein orgelgleiches Sustain. Und für die sehr groovebetonten Motown-Songs wäre das auch eher hinderlich gewesen.

Ich würde mich bei einem Bass nicht auf ein bestimmtes Sound- oder Verarbeitungsmerkmal festbeißen, weder auf den Attack, noch auf die Obertonreihe noch auf das Sustain, sondern mir nur die Frage stellen, ob mir das Instrument - und zwar sowohl optisch als auch haptisch als auch akustisch - gefällt und ob es zu mir und meiner Musik passt.

Ganz sicher würde ich mich nicht mit einer Stoppuhr hinsetzen und die Qualität eines Instrumentes nach der Länge des Sustains in Sekunden beurteilen...
 
Sustain mag schon seine Daseinsberechtigung haben aber wie bei so vielen Begriffen in der Wirtschaft sollte man sehr vorsichtig sein denn es liegt nahe dass es sich einfach um Marketing handelt. Besonders da es ja ein subjektiver Wert ohne Einheit ist kann man viel herumphilosophieren und die Esotherik sprechen lassen.

Eigentlich bezeichnet es ja nur wie lange sich ein Ton hält (einfach ausgedrückt) und wird erfahrungsgemäß größtenteils von Brücke, Sattel und den Saiten selbst beeinflusst
 

:D

Und das ist der Sound, dem so viele nacheifern. Zusammengefasst in einem einzigen Wort. Gnup. Großartig :)

Nach sog. tollem Sustain schielen vor allem die Fretless Jünger. Ich finds relativ egal, hauptsache man hört dem gespielten Ton nicht in den ersten 2-3 Sekunden an, das er bereits Kraft verliert, da gehts dann schon fast in Richtung Dead Spot.
Einer meiner Bässe fällt da echt negativ auf, aber auch nur bei einem Song. Beim Hotel California Intro stehen die Töne relativ lange, und der P-Bass spielt die alle bis auf einen so richtig schön. Da fällt der eine, der eine Sekunde nach Anschlag direkt verflacht, richtig negativ auf. Typisch Dead Spot... quasi das Gegenteil von Sustain.
 
Sustain ist eine Eigenschaft, die ein Bass in unterschiedlichem Maße besitzt.
Das hat aber erst mal nichts mit gut oder schlecht zu tun.

Wenn man es als Maßstab einsetzt, dann eher um zwei gleiche Bässe zu vergleichen. Und da kann man eben sagen: Der mit viel / wenig Sustain ist für mich der Richtigere.

Je härter das Holz desto länger schwingt die Saite.

.
 
Vielen Dank für Eure Antworten und die sehr ausführlichen Erklärungen.

Nachdem gestern abend beim Jammen mit einer Hardrockband auch der Gitarrist & Komponist (20 Jahre Profimusiker) meinem 5er einen sehr guten, durchdringenden Klang bescheinigt hat, fühl ich mich mit meinem Instrument immer wohler.

...und jetzt gehts wieder ans Üben, sollte bis Ende des Jahres die (Gottseidank recht einfachen) Basslinien von 20-25 Songs auswendig kennen-----:eek:

CU
 
Mein Name ist Thorsten und ich lerne seit +/- 3 Monaten ernsthaft E-Bass.
Dazu schonmal Herzlichen Glückwunsch! Korrekte Enscheidung. :great:

Ich stoße bei Beschreibungen, ob dieser oder jener Bass (Saiten, Hals, Holz....) gut oder schlecht ist immer auf den Begriff Sustain - je länger der Ton klingt, umso besser (zumindest hab ich's so verstanden)

Ich meine, wie wichtig ist eigentlich dieses Sustain in der Praxis, wenn man z.B. eine Basslinie spielt ?

Die Antwort hast Du Dir schon selbst gegeben:

Ich darf derzeit eine Linie mit 240 bpm primär auf der E-Saite lernen, da hat die Saite nicht so viel Zeit zum in-der-Gegend-rumschwingen. Aber selbst mit 30 bpm ist es doch eigentlich egal, ob der Ton nun 10, 20 oder 60 Sekunden hält......

Sustain (der Begriff wurde ja schon hinlänglich erklärt) ist m.E. eine für die Klangqualität eines E-Basses völlig irrelevante Größe. Jamersons "Gnup" ( :D ) wurde ja schon genannt.
Anderes Beispiel: der Höfner-Bass in den Händen von Sir Paul. Der macht nur "Fump", wie ein ausgeleierter Hosenträger - und hat damit die Welt verändert.
 
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