[Aprilscherz 2015] Einstellen des Balginnendrucks

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Einstellung des optimalen pneumatischen Balginnendrucks (BID).

Viele von uns haben sich sicherlich schon oft gefragt, warum verschiedene Instrumente - auch innerhalb einer Baureihe - ein unterschiedlich gutes Spielverhalten zeigen.

Einer der Hauptaspekte bildet der nicht optimal bzw gar nicht eingestellte Balginnendruck.

Was wird durch diesen bewirkt:
Nehmen wir ein erstklassiges, optimal eingestelltes Instrument, bei dem die Stimmzungen durchschnittlich bei 50 Pa (entspricht 5 mmWs) ansprechen.
Wenn nun der Balginnendruck einen konstanten Vordruck von 50Pa erhält, bedeutet das, dass die Stimmzungen bereits bei einem Spieldruck von wenig mehr als 0 Pa ansprechen.

Bisher wurde der Balginnendruck jedoch nur bei extrem hochwertigen Instrumenten z.B. Golas eingestellt. In der Industriellen Fertigung wird dazu eine Druckkammer benutzt, wie man sie als Dekompressionskammer vom Tauchen her kennt. Die Instrumente verbleiben im Schnitt eine Stunde in der Kammer, bis sich der Druck zwischen 'Innen'und 'außen' ausgeglichen und der notwendige Balginnendruck eingestellt hat.

Bei minderwertigen Instrumenten lohnt sich der Aufwand nicht, da die Stimmzungen einen wesentlich höheren Anspieldruck benötigen (100-200 Pa) und der Anspieldruck auch bei den einzelnen Tonzungen stark schwankt.

Bisher war ich nun beim Verschließen von hochwertigen Instrumenten auf die Druckkammer eines befreundeten Tauchvereins angewiesen. Seit kurzem bin ich nun selbst in der Lage, Instrumente mit einem Balginnendruck zu versehen.

Das BalgInnenDruckEinstellGerät besteht aus 2 Teilen, ein Mannometer, um den Druck einzustellen, und eine Pumpe, sehr bewährt hat sich eine Fußpumpe.
Angeschlossen wird über die Löcher der Balgnadeln, ein Loch für den Mannometer, ein Loch für die Pumpe. Je nach Balgnadelstärke habe ich verschiedene Adapterröhrchen, die das Balgnadelloch genau so verschließen wie die Balgnadel.
Damit kann der Balginnendruck sehr exakt eingestellt werden. Die Erfahrung zeigt, dass es sich empfiehlt, den Balginnendruck auf 3 Pascal mehr als gewünscht einzustellen, da beim Herausziehen der Geräte und sofortigen Verschließen mit der Balgnadel immer etwas Luft entweicht, ähnlich einer aufgeblasenen Luftmatratze.
Den optimalen BDI ermittelt man, indem nur das Mannometer angeschlossen ist und man ermittelt, bei welchem Spieldruck die Stimmzungen ansprechen.

Da ich nun auf leichte Art und Weise den Balginnedruck einstellen kann, habe ich auch mit einfacheren Instrumenten experimentiert. Dabei zeigt sich, dass es bei Instrumenten, die nicht mit mindestens HA I-Stimmplatten ausgestattet sind, nicht sehr viel bringt. Würden die Stimmplatten alle gleichmäßig bei z.B. 150 PA ansprechen, könnte man den BID auf 150 PA einstellen und hätte ein optimales ergebnis. Das Problem dabei ist, dass Stimmzungen, die dann bereits bei 100 Pa ansprechen würden bei einem BID von 150Pa blockieren und gar nicht mehr ansprechen. Dies ist der Hauptgrund, warum einfachere Instrumente nicht mit einem BID versehen werden.

Zu erwähnen ist noch , dass man bei geöffneten Geräten möglichst die Basseite auf die Füße stellen und den Balg möglichst montiert lassen soll. Sonst kann der Balginnendruck auslaufen und man hat außerdem eine Sauerei mit dem ausgelaufenen Balgdruck und hinterher auch noch mehr Arbeit den wieder richtig einzufüllen! (Diese Erkenntniss, ein Instrument nach dem Öffnen richtig zu lagern hat maxito gewonnen und mich dankenswerterweise darauf hingewiesen. Da der Balginnendruck nahezu vollständig unsichtbar ist, war mir das nicht aufgefallen.

Soweit meine Ausführungen. Ich würde mir wünschen dass hier jetzt eine lebhafte Diskussion entsteht und wir gemeinsam das Verfahren optimieren.

Als nächstes Projekt habe ich mir Bildung des Kanzellenvakuums vorgenommen. Dieses ist essentiell nötig für das geräuschlose Schließen der Ventile.
 
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Didilu
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Eine kleine Warnung:

ich wäre sehr vorsichtig mit Balginnendruck-Experimenten bei weniger hochwertigen Akkordeons!
Denn das eigentlich aufwendige (und teure!) an gut gemachten Balginnendruckanlagen ist das rasche Umschalten zwischen Druck- und Zugbetrieb (bei einem konstanten Innendruck von z. B. 100 Pa müßte man ja beim Ziehen gegen diesen Druck arbeiten und somit sprächen die Zungen erst bei einem effektiv aufzubringenden Druck von -200 Pa an!
Billge Selbstbau-Lösungen wie die von morigol vorgeschlagene sind also nur in einer Balgrichtung spielbar und man muß gleichzeitig eine mindestens auf das Sechsfache vergrößerte Luftklappe zum "Atemholen" einbauen.

Die ansonsten erforderliche schlagartige Balginnendruckumkehr beim Balgwechsel kann leicht das Balgmaterial eines Mittelklasse-Akkordeons überfordern (der Fachmann spricht von "schlagendem Wetter").
Die Folge sind Rißbildung und Undichtigkeiten.

Nur in Akkordeonorchestern der Spitzenklasse, wo genügend gleichartige Instrumente vorhanden sind, kann man sich den Luxus von reinen Zug- (links sitzend) und Druck-Instrumenten (rechts sitzend) leisten.

Bei falsch eingestelltem Balginnendruck (Unterdruck!) kann das ganze Akkordeon deformiert und irreparabel geschädigt werden:

310px-Castelfidardo_z06.JPG



Viele Instrumente sind aus solchen Gründen mit Unterdruck- (auf der Unterseite) und Überdruck-Sicherheitsventilen (im Bild gut zu erkennen) ausgestattet:

39543.jpg


Viele Grüße
Torsten
 
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Auch bei meiner Steirischen habe ich das Problem des Balginnendrucks. Wenn ich alleine spiele, muss ich schon sehr
aufpassen, dass hier nicht aus- oder einbeult.
Wenn ich allerdings mit meinem Kollegen im Duo spiele, haben wir das Problem nicht; denn in diesem Fall spiele ich
genau umgekehrt, nämlich die Diskantseite links und Bass rechts, wobei wir vorsichtslhalber auch darauf achten,
dass, wenn mein Kollege zieht, ich drücke.
Das nur zu diesem Thema aus Sicht des diatonischen Spielens.
Gruß
Geobur
 
hallo zusammen,

da das messen des balginnendrucks extrem wichtig ist und dieser vorgang immmer wieder vorgenommen werden sollte, habe ich mich im internet auf die suche nach einer praktikablen, bezahlbaren messvorrichtung gemacht. vorteile des gefundenen messinstruments sind der bescheidene preis, der universelle usb-computeranschluss sowie die möglichkeit, das gerät für eigene bedürfnisse zu modifizieren. hier die ausführung für 16"-rundbalg:

balgdruck.jpg


freundliche grüsse

roger
 
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mein Hirn macht daraus immer einen "Balginnen-Druck" ... bei aller political Correctness - das ist übertrieben :eek:

heißt es eigentlich:
der Balg - die Balge
die Balgin - die Balginnen
das Balg - die Bälger?

BalgInnenDruckEinstellGerät
Gut, dass es nicht "BalgInnenDruckEinstellTeil" heißt - die Abkürzung BIDET wäre nicht sehr verkaufsfördernd ...
 
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:gruebel: Bilder? wer hat Bilder versprochen?

Ich habe schon welche gemacht. Aber der Aufbau ist ja denkbar einfach, nur draufkommen muss man. Wenn Bilder gewünscht werden, liefere ich die gerne nach. Aber wohl erst nächstes Jahr zum gleichen Termin, wenn ich mich dann über die Bildung des Kanzellenvakuums auslasse. Da bin ich aber noch nicht ganz so weit.

Chknopf bringt mich da auf eine ganz neue Idee mit dem USB-Anschluss, damit könnte man das ganze Computergesteuert vornehmen und die einstellung wäre viel genauer. Ob das aber wirklcih genauer wird ist fraglich, weil ja beim Abdichten der Luftmatratzeneffekt auftritt.

Von daher ist das allerbeste wirklich die Druckkammer
 
Jetzt habe auch ich das Problem verstanden - ich bin ja in Sachen Physik so eine Niete…

Also, wenn man das Problem mit dem Balginnendruck nicht bereinigt, kommt dann etwa das heraus wie beim Bild im Thread "Neulich auf youtube", Beitrag 1045?

Gruss

chnöpfleri
 
Beitragseditierer! (ist das das neue Unwort des Tages?)

statt 'Beitragseditierer' hatte ich erst 'Betrugseditierer' gelesen und bin vor Lachen beinahe auf dem Boden gelegen. :juhuu:

Freud lässt grüßen.
 
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@morigol das ja eine super Idee Respekt !
habe auch ein wenig experimentiert rumgebastelt , mein ziel war - es sollte einfach, praktisch und bezahlbar sein , und das Ergebnis kann sich sehen lassen ;
wie Ihr weisst mache ich oft Strassenmusick ( weil mich keiner zuhause hören kann und will ), dabei wird der linke Arm schon ganz ordentlich belastet und da ist so ein Balginnendrucksaugleich Vorrichtung ganz schön hilfreich .
angefangen habe ich mit meiner alten Garmoschka, da konnte ich nichts mehr kaputtmachen,
also habe ich ein Schlauch von meiner Autopumpe abgebaut , ein ende über Spezial- Ventil mit dem Balg verbunden und das andere ende mit dem Reifen von meinem Caddy, ich pumpe die Reifen vor dem spielen etwas mehr als normal auf ,damit es für mindestens ne n halben Tag ausreicht , ein etwas längeren Schlauch muss ich mir allerdings noch besorgen,weil mich die Leute manchmal hinter m Reifen nicht mehr sehen können, wenn ich in der City spielen muss - nehme ich besser den Reservereifen mit, den kann ich dann gleichzeitig auch als Sitz nutzen.
hier noch ein Bild dazu;
pics-0079.jpg



mit diese Vorrichtung war ich nicht ganz zufrieden , dieser andauernde Reifenwechsel hat mich fertig gemacht , außerdem möchte ich auch mal meine Öllerer mitnehmen können und für die -5 chörige "Amano Stute"- reicht so ein Autoreifen nicht aus, habe aber schnell eine Lösung gefunden;
mit einem Spezial- Adapter für 4 reifen und Schlauch-Verlängerung schlisse ich jetzt alle fier Reifen gleichzeitig an, das ganze wird über einen Druckausgleich Behälter an den Balg angeschlossen , mann hat damit immer den konstanten druck im Bauch... nein falsch... -im Balg, und mann kann es auch im freien z.B auf der Wiese einsetzen - auch ohne Auto ! mann kann es auch an eine Kuh anschließen, muss dann aber ein paar Balgnägel vorher rausziehen damit die Milch raus kann, mann kann die Nägel auch drin lassen aber dann gibt s- "Klangbutter" -das macht die Stimmzungen noch elastischer und die Stimmung fiel besser !
ihr wollt mein Patent sehen, bitte :
images.jpeg


alle Rechte vorbehalten .

Fiele Grüße,

Brevis :m_akk:
 
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Da war aber der creepingArrow schon nahe dran mit seinem "Druckmesser im Balg Thread".

Ich würde gleich mal meinen Druck/Sauggeber vom Stimmtisch mit 'nem flexiblen Schlauch und einer Spritzenlanzette über die Balgnagelbohrung verwenden. Am digitalen- oder Schlauchmanometer kann man dann den Balginnendruck einfach ablesen und beim Spielen den Effekt diverser Balginnendrücke sofort erkennen.

Für höhere Drücke kann man noch eine Druckflaschenkaskade mit Vordruckpumpe und Hauptpumpe überlegen (s.a. diverse Druckstufen bei Kompressoren für die Füllung von Taucherpressluftflaschen bis 200 bar)

Die gezeigte Variante mit dem Autoreifen ist sicher für 4 Versuchsläufe gut
:
  1. Können Akkordeonstommzungen auch Flageoletttöne bei genügend großem Balginnendruck erzeugen ?
  2. Können normale Akkordeonzungen bei Blasdrücken um 3500 hPa brechen?
  3. Wie verhalten sich italienische a Mano Stimmzungen dabei ?
  4. Beweis, das nach dem unumstöslichen goldenen Hohnergesetzt eine Gola (aber nur die Bauart mit dem Heiligenschein wie sie bei den Stammtischen anzutreffen ist ) mit allen Balginnendrücken klarkommt :tongue:

Wegen des von Morigol erwähnten "geräuschlosen Schließens der Ventile" schwebt mir entweder ein Test Ausserhalb der ISS oder in einer Vakuumkammer vor. Bei genügend geringem Luftdruck sollte man jegliche mechanischen Nebengeräusche von Ventilen und Hebeln eliminieren können (mindestens diese !)
Also für den Hausversuch:
  • Genügend starken Staubsauger in die Besenkammer,
  • Akkospieler kommt in den Tauchanzug (mit Flaschenluftversorgung)
  • Luft über das Schlüsselloch der Besenkammer entziehen
  • Über Mikro/Aufnahme feststellen, ab welchem Unterdruck die Klappengeräusche nicht mehr feststellbar sind
Gruß, Christof
 
heißt es eigentlich:
der Balg - die Balge
die Balgin - die Balginnen
das Balg - die Bälger?

Es heißt "das Balg" und wenn es dann älter wird und das Collagen nachläßt wird es ein Faltenbalg :D
 
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Wegen des von Morigol erwähnten "geräuschlosen Schließens der Ventile" schwebt mir entweder ein Test Ausserhalb der ISS oder in einer Vakuumkammer vor.
... und eine Absaugmethode finden, die den Klappen- und Ventilgeräuschen die Luft nimmt, nicht aber den Stimmzungen!

och mensch..... Der Bericht über die Bildung des Kanzellenvakuums ist doch erst für nächstes Jahr geplant. :evil:


..... und danke, dass das ganze hier auch noch mit 410 Keksen bedacht wurde. Da freut sich doch das kleine Krümelmonster.
 
Dieses Thema erinnerte mich aus unerfindlichen Gründen stark an meine nächtliche Unfähigkeit zum Verständnis beim Thema Druck im Akkordeon :-D

Wichtiger Hinweis!
bei zu viel Unterdruck kann sich das Akkordeon sehr komsich verformen, die Diskanttasten wachsen nach innen, während sich die Basstasten mehr verteilen, der Balg wird kleiner aber länger.
ein besonders tragischer Fall ist dieses ehemals so prachvolle Weltmeister Akkordeon:
bandoneon.jpg
 
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