Bartok und Col legno

  • Ersteller ColdDayMemory
  • Erstellt am
ColdDayMemory
ColdDayMemory
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
17.08.21
Registriert
05.02.09
Beiträge
1.675
Kekse
6.493
Ort
Mainz
Hallo,
ich bin ein junger Komponist im Bereich "library-music", was bedeutet, dass ich Produktionskosten meiden soll und somit zwar sehr viele Erfahrungen im Umgang mit Samplelibraries habe, aber noch nicht sehr oft mit lebendigen Musikern gearbeitet habe ;-)

Nun zu meiner Frage:
Was haltet ihr von den Spieltechniken Bartok pizz. oder col legno (sei es battuto oder tratto)?

Ich habe mal gehört, dass Streicher nicht gerne col legno spielen, da das Instrument unter Umständen bechädigt werden kann.
Gebt mir einfach mal ein kleines Feedback.

MfG
 
Eigenschaft
 
Warum sollte das Instrument beim col legno beschädigt werden ? :confused: Nur mit einer schlechten Stahl-(E)-Saite und sehr lauten Col Legno hätte ich Angst um das Holz meines Bogens. Du solltest allerdings nicht vergessen, daß viele Musiker Karbonbögen einsetzen. Welche Auswirkungen das auf den Klang hat, habe ich bisher nicht ausprobiert.

Col Legno habe ich meiner Erinnerung nach bisher nur in einem einzigen Stück verwendet, ob ich es je gehört habe kann ich mich spontan nicht erinnern.

Dafür mag ich das Bartok Pizz. nicht, da damit die Haltbarkeit empfindlicherer Saiten (Darmsaiten bspw.) deutlich reduziert werden kann. Das Pizz. kann auch so schon so sehr unterschiedlich genug gespielt/interpretiert werden, daß dieser Effekt mir zu einseitig ist. Viel interessanter sind dabei diverse Arpeggio-Varianten. Es gibt aber m.W. viele Streicher, die ungerne Akkorde greifen.
 
Vielen Dank für deine Antwort.
Das mit den Karbonbögen wäre mal interessant zu wissen, ob hier jemand schon Erfahrungen gesammelt hat.
Das Bartok Pizz. finde ich unter dem Aspekt interessant, dass es einfach für einen stärkeren perkussiven Charakter sorgt und trotzdem eine Melodie vermitteln kann.

Welche Akkorde sind denn möglich? Und hält man - in deinem Falle - die Violine/Bratsche dann wie eine Gitarre?

MfG
 
Akkorde sind alle möglich, ich kann allerdings nur Töne von max. 3 Saiten einigermaßen schnell erfassen. Es gibt für Streichinstrumente keine Akkordnotation wie bei Gitarren - und da der Bogen ja noch gehalten werden muß, kann man auch selten schneller als im halben Tempo zupfen wie Gitarristen (die ja mehrere Finger benutzen können - auf der Geige habe ich bewußt nie mehr als einen gesehen).

Da das Griffbrett gebogen ist und die Spannung in hohen Lagen deutlich steigt, ist es höchstens bei Solo-Konzerten oder üblich mit Akkorden in höheren Lagen zu spielen... (Ausnahmen bestätigen die...).
Das sollte man dann doch den Gitarristen überlassen (es gibt ja Stücke für (E)-Gitarre + Orchester bspw.).
Viel effektiver sind Arpeggios (mit Bogen), die finde ich auch wesentlich leichter zu spielen.

So ganz spontan fällt mir nur sehr wenig Stücke ein, bei denen Akkorde gezupft werden.

Hier ist ein sehr schweres Pizz-Stück, toll gespielt!

 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Bartok Pizz ... ich find das immer lustig wenn dies als Special Effect angesehen wird und bei Bassisten einfach slapping genannt wird und Grundlage ganzer Musikrichtungen ist. Auf dem Bass kann man das also problemlos machen. Bei Geigen wäre ich(!) vorsichtig. Eine Cellosaite habe ich so schonmal gerissen... war zum Glück nicht mein Cello :D

Bass-Saiten sollten das jedenfalls ganz gut vertragen.
 
Auch alle anderen Instrumente vertragen das Bartok Pizzikato, wenn die Musiker wissen, was sie tun. Genauso verhält es sich bei col legno. Wieso sollte es Spieltechniken bzw. -anweisungen geben, die nicht spielbar sind? Jeder Orchesterstreicher hat mal gelernt, wie er diese Bartoks und das col legno richtig anwendet, ohne seinem Instrument zu schaden.

Was ich davon halte? Nun ja, es kommt total auf die Musik an, ob es gut passt oder nur - wie wohl im Falle vieler normalsterblichen Laienkomponisten, ohne dir zu nahe treten zu wollen - eingesetzt wird, weil man zeigen will, dass man mitbekommen hat, dass es diese Spielweisen gibt und, weil man etwas perkussives haben will, damit viel übertreibt, obwohl es auch ganz andere Möglichkeiten gibt, perkussives Orchester zu haben.

Wenn ich mich recht erinnere kommt in Mahlers 2. Sinfonie an zwei Stellen mal kurz col legno vor und da fetzt es total.

Also, Zusammenfassung: Ob's cool ist oder nicht, hängt total vom Kontext ab, du darfst aber als Komponist von jedem Orchester verlangen, so zu spielen. :)
 
Vielen Dank für euren Input zu diesem Thema. Bisher habe ich Bartok und col legno noch nicht eingesetzt, da es, wie schon mein Vorredner gut anmerkte, nicht immer in das Klangkonzept der Komposition passt.
@Fastel: Slapping ist das Anschlagen der Saite mit dem Daumen, orthogonal zum Griffbrett. Bartok wäre eher Popping ;-)


MfG
 
Col legno verlangt von den Instrumentalisten den Einsatz eines robusten Bogens (Carbon).

Kein Streicher wird seinen teueren Spielbogen umdrehen, um damit auf der Saite die Stange zu kloppen.
Der Bogen nimmt dabei Schaden, der Lack platzt, das Holz bekommt Abnutzungen.

Das ist eine Effekt-Spielart - dafür nimmt man billige Bögen, die ersetzbar sind.

Man kann auch mir einem Auto auf dem Dach einen Eiskanal herunter rutschen, aber dafür wurde es nicht gebaut.


cheers, fiddle
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben