Betrachtet ihr eure E-Gitarrenmusik als Kunst?

Keine Ahnung was KUNST ist, aber ich weiß was BROTLOSE KUNST ist 😀
 
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Also ich kann nix (GitarrenmĂ€ĂŸig), wie sieht es denn bei Euch aus.
Wirklich logisch ist diese Aussage ja nicht... Du kannst doch offensichtlich Gitarre spielen, und selbst wenn Du selbst Dein Spiel nicht besonders zu schĂ€tzen weißt, ist das doch auf jeden Fall mehr als "nichts".

Und weil diese Haltung hier öfter mal anklingt, wollte ich mal dazu ermuntern, sich selber auch ein bisschen wertzuschĂ€tzen. Leute, macht Euch doch nicht immer selber und Eure Musik runter. Dass eine/r nicht so schnell laufen kann wie Carl Lewis, Ă€ndert ja auch nix daran, dass es Sport ist, wenn er/sie joggen geht. Und im Gegensatz zu Zeiten auf der Stoppuhr ist "gute" Musik nicht messbar- und fĂŒhrt oft genug dazu, dass sie andere sogar besser finden als man selbst.

Dazu passt der vielzitierte (und doch eigentlich nur als mehr der weniger geistreiche Herabsetzung gemeinte) Spruch von der Kunst, die von "können" kommen soll - etymologisch noch nachvollziehbar, aber doch nicht ernsthaft als Definition brauchbar. Die alte Wortwurzel lÀsst sich ja noch schön in Begriffen wie der "Handwerkskunst" sehen, die wiederum keineswegs nur im Kunsthandwerk eine Rolle spielt... o_O

Die Ironie lĂ€sst sich aber noch besser genießen, wenn man den zweiten Teil noch mitzitiert: "..denn kĂ€me sie von wollen, mĂŒsste sie Wulst heißen!" Ironie deshalb, weil Kunst aus meiner Sicht inhaltlich sogar gerade durch das "Wollen" zu definieren ist.

Denn fĂŒr mich hĂ€ngt die Antwort auf die Ausgangsfrage doch sehr davon ab, was beim Spielen gerade meine Intention ist. Es kommt schon mal vor, dass ich nach einem langen Tag im BĂŒro nach Hause komme, oben in der "Rumpelkammer" (nur wenig ironische Bezeichnung seitens der besten Ehefrau von allen) verschwinde und erstmal eine halbe Stunde lang laut Metal-Riffs schrubbe. Macht Spaß, entspannt ungemein, aber als Kunst wĂŒrde ichs eher nicht verstehen.

...na ja, außer es kommt auf einmal ein neues Riff dabei raus, und es wird ein bisschen weiter gesponnen, klingt doch eigentlich ganz interessant :gruebel: - und wird dann vielleicht sogar zu einem Song. Oder ich beruhige mich ein bisschen und beginne auch nur, altbekannte Töne mit einem bestimmten Ausdruck zu spielen, der in mir wiederum gefĂŒhlsmĂ€ĂŸig etwas auslöst. Aber dann hat sich halt auch meine Willensrichtung geĂ€ndert, und erst durch die wird es eben Kunst; eben durch meine Absicht, etwas neues zu erschaffen, das ĂŒber den reinen LĂ€rm hinausgeht.

In sofern kann man mMn die Aussage "dieses und jenes betrachte ich als Kunst" tatsĂ€chlich nur im Zusammenhang mit der Definition von Kunst sehen, die der Erzeuger fĂŒr sich selbst als gĂŒltig ansieht.

Und diese Definition kann fĂŒr mich immer nur vom Erschaffenden ausgehen, denn Kunst bedeutet fĂŒr mich immer auch die maximal freie BetĂ€tigung des menschlichen Geistes. Das heißt fĂŒr mich, etwas zu erschaffen, dem ich selbst ganz subjektiv eine Ă€sthetische Bedeutung beimesse, die ĂŒber die von außen objektiv messbaren und wahrnehmbaren Eigenschaften des Geschaffenen hinausgeht.

Hören, sehen, messen kann ich Gedichte, Musik, GemĂ€lde und vieles mehr natĂŒrlich auch. Der Donner einer Kanone ist erstmal nur ein GerĂ€usch, und kein schönes. In der OuvertĂŒre "1812" wird er zum Bestandteil eines Kunstwerks, und zwar nur, weil es Tschaikowsky so sehen wollte. Ein Ton ist keine Kunst, weil er von einem Instrument erzeugt wurde. Umgekehrt kann eine weiße Leinwand alleine dadurch Kunst werden, dass sie jemand dazu erklĂ€rt.

Ob andere das dann auch tun, ist mMn fĂŒr die Frage bedeutungslos, ob das Geschaffene Kunst ist, ja muss es in einer freien Gesellschaft auch sein.

Gruß, bagotrix
 
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90% ist das bei mir Üben, aber 10% sind definitiv Kunst. Wenn ich irgendwann mal komplett taub bin, verlege ich mich aufs Malen oder Schreiben als Ausdrucksform.
 
Ja, Gitarre spielen kann definitiv als Kunstform betrachtet werden, und hier sind einige GrĂŒnde, warum das der Fall ist:

  1. Selbstausdruck: Das Spielen der Gitarre ermöglicht es Musikern, ihre Emotionen, Gedanken und GefĂŒhle auszudrĂŒcken. Durch die Auswahl von Melodien, Harmonien, Rhythmen und Klangfarben können Gitarristen ihre Persönlichkeit und ihre kreativen Ideen kommunizieren.
  2. KreativitĂ€t: Beim Gitarrespielen gibt es viele Möglichkeiten, eigene MusikstĂŒcke zu komponieren oder bestehende StĂŒcke neu zu interpretieren. Gitarristen können ihre KreativitĂ€t nutzen, um einzigartige Arrangements, Soli und Improvisationen zu schaffen, die ihre individuelle Herangehensweise und ihren Stil widerspiegeln.
  3. Technisches Können: Die Beherrschung der Gitarre erfordert ein hohes Maß an technischem Können, sei es in Bezug auf das Fingerpicking, das Plektrumspiel, das Greifen von Akkorden oder das Spielen komplexer LĂ€ufe. Die Entwicklung und Verfeinerung dieser FĂ€higkeiten erfordert Zeit, Übung und Engagement.
  4. BĂŒhnenprĂ€senz: Beim Gitarrespielen geht es nicht nur um das musikalische Können, sondern auch um die PrĂ€sentation auf der BĂŒhne. Die Art und Weise, wie ein Gitarrist sich bewegt, wie er seine Emotionen ausdrĂŒckt und wie er das Publikum in seine Musik einbezieht, kann die Performance zu einer kĂŒnstlerischen Darbietung machen.
  5. Klanggestaltung: Gitarristen können den Klang ihrer Instrumente auf vielfĂ€ltige Weise manipulieren, sei es durch die Wahl verschiedener Gitarrentypen, VerstĂ€rker, Effekte oder Spieltechniken. Diese FĂ€higkeit, den Klang zu formen und anzupassen, trĂ€gt zur kĂŒnstlerischen Interpretation bei.
  6. Kulturelle Bedeutung: Die Gitarre hat eine reiche kulturelle Geschichte und ist in vielen musikalischen Genres und Traditionen prĂ€sent. Von klassischer Musik ĂŒber Blues, Rock und Jazz bis hin zu Folk und Weltmusik hat die Gitarre in verschiedenen Kulturen und Epochen eine bedeutende Rolle gespielt.
  7. Einfluss auf die Gesellschaft: Musik, die auf der Gitarre gespielt wird, hat oft die Kraft, soziale und politische Botschaften zu vermitteln. Gitarristen wie Bob Dylan haben zum Beispiel durch ihre Lieder soziale VerÀnderungen beeinflusst und wichtige Themen angesprochen.
All diese Aspekte tragen dazu bei, dass Gitarre spielen als eine Form der Kunst betrachtet wird. Es erfordert nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch kreativen Ausdruck, emotionales Engagement und eine Verbindung zur eigenen IdentitÀt und zur Welt um einen herum.
 
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Ganz abseits von der Tatsache, dass der Begriff kaum zu definieren ist: Ich bezeichne mein Geklimpere definitiv nicht als Kunst.
Was vielleicht daran liegt, dass ich mindestens ein Dutzend echter Heroes benennen kann, deren Spiel ich als Kunst ansehe. Das ist aber theoretischer als eine andere Begebenheit: Mein bester und nach ĂŒber 40 Jahren langjĂ€hrigster Freund ist professioneller klassischer Konzertpianist und Komponist. Und seit Jahrzehnten erlebe ich hautnah mit, was ich persönlich als ganz große Kunst im Bereich "Musik" ansehe. Und davon bin ich so weit weg mit meinen sechs Saiten, dass man das wirklich nicht miteinander vergleichen kann.
 
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Keine Ahnung was KUNST ist, aber ich weiß was BROTLOSE KUNST ist
Else Klemm s12 Kopie.jpg
 
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Ich versuche es mal so zu beschreiben: Wenn jemand, der das was er sieht sehr realistisch malen kann, als malender KĂŒnstler des Realismus bezeichnet werden darf, bzw. das Pendant als Musiker das was er sich in seinem Kopf vorstellt auf dem Instrument wohlklingend nach außen tragen kann....tja, dann ist meine Kunst wohl eher dem Surrealismus, oder vielleicht dem Abstrakten zu zuordnen.:gruebel:
 
Ich bezeichne mein Geklimpere definitiv nicht als Kunst.
Was vielleicht daran liegt, dass ich mindestens ein Dutzend echter Heroes benennen kann, deren Spiel ich als Kunst ansehe.
ich schliesse mich da bagotrix an: auch wenn du kein Olympia-sprinter bist, kannst du trotzdem LĂ€ufer sein.
auch wenn man ein schlechter Handwerker ist, kann man immer noch Handwerker sein,
und auch wenn ich nicht gut Musik mache, kann ich trotzdem Kunst daraus machen.
 
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Und weil diese Haltung hier öfter mal anklingt, wollte ich mal dazu ermuntern, sich selber auch ein bisschen wertzuschÀtzen. Leute, macht Euch doch nicht immer selber und Eure Musik runter.

Ich weiß nicht mehr wo und von wem ich das Zitat aufgeschnappt habe, aber es trifft mMn den Nagel dazu auf den Kopf

"learn to play what you love, and learn to love what you play" !!
 
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Hey,
...hier wurde doch jeder nach der Beurteilung seiner Musik gefragt.

Nein, ich bezeichne die Musik die ich mit der Gitarre "erzeuge" nicht als Kunst. Das hat aber keine Grundlage in einer wertenden Klassifizierung sondern darin, dass ich mich in meinem Alter (57) als dem Genre entsprechend "klassischer" Rockgitarrist sehe - und Rockmusik entstand nunmal als Gegenentwurf zu ĂŒblichen (gerechtfertigten) Kunstbegriffen. Rock`n Roll ist eine rebellische "Gegenkraft" und deswegen keine Kunst - das ist meine Ansicht darĂŒber.

Gruß,
Bernie
 
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Der eine sagt:So ein Mist!
Der andere: Ein Meisterwerk!

Ja eben.
Es gibt auch sehr respektable Gitarristen, die manche hier vermutlich richtig toll finden - und mit deren Spiel ich persönlich ĂŒberhaupt nichts anfangen kann und das mich völlig "kalt" lĂ€sst.
Man kann es als Gitarrist (oder auch KĂŒnstler allgemein) sowieso nie allen recht machen. Das gilt natĂŒrlich auch fĂŒr mich und fĂŒr mein Spiel. :)
Erlaubt ist, was gefÀllt.
Und selbst wenn es keinem gefĂ€llt... Hauptsache, Spaß dabei! :D
 
besten Dank fĂŒr eure teils interessanten BeitrĂ€ge zum Thema:), einen schönen Tag noch,
Micky
 
Das sich heute alle als KĂŒnstler sehen und anpreisen, entwertet die Kunst. Ich mache keine Kunst. Ich mache Musik. Gitarren Musik. Aber keine "kĂŒnstliche" Musik. KĂŒnstler halten sich zudem selten in Foren auf. Somit bin ich definitiv keiner der irgendwelche Kunst macht.
 
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Wobei ich Deinen ehemaligen, musikalischen Weggefaehrten Tom, schon als KĂŒnstler sehe :)

(oder verwechsele ich dich)?
 
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Das sich heute alle als KĂŒnstler sehen und anpreisen, entwertet die Kunst. Ich mache keine Kunst. Ich mache Musik. Gitarren Musik. Aber keine "kĂŒnstliche" Musik. KĂŒnstler halten sich zudem selten in Foren auf. Somit bin ich definitiv keiner der irgendwelche Kunst macht.
Sorry. Ich wollte den Beitrag eigentlich ignorieren, aber, sorry, ich bin wĂŒtend.
"KĂŒnstler halten sich zudem selten in Foren". Vielleicht richtig?! Scheint ja hier sogar Mehrheitsmeinung zu sein.
FĂŒr mich ist dein Satz eine brutale, soziale Ausgrenzung. Fast ein Berufsverbot. Jedenfalls wirft er Schmutz auf mich. Nur weil ich einige SĂ€tze in deiner verbalen NĂ€he poste, willst Du meine 2000 Songs in den Dreck ziehen, an denen ich mein Leben lang geschrieben habe?
Sorry fĂŒr meine Empörung.
Das ist nicht mein Umfeld.
 
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Du kannst doch offensichtlich Gitarre spielen, und selbst wenn Du selbst Dein Spiel nicht besonders zu schĂ€tzen weißt, ist das doch auf jeden Fall mehr als "nichts".
ÄÀhm, nein, leider >> noch<< nicht. Außer ein paar schrĂ€gen Akkorden ist noch nicht viel drin.
Aber ansonsten stimme ich Dir zu.
 

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