Hallöchen,
Kleiner OT-Exkurs:
Schallplatten werden für tiefe und hohe Frequenzen mit von der RIAA vorgegebenen Kennlinie mit angepassten Amplituden geschnitten und dann wieder im Vorverstärker entzerrt, im Bass wird die Amplitude auf der Platte stark verkleinert. Sonst wäre die Auslenkung des Abtastsystems (der Nadel) im Bassbereich viel zu groß und die Rille zu tief und breit. Dadurch wiederum würde der Signal-Störungsabstand verringert und die Höhenwiedergabe deutlich verschlechtert.
Die RIAA-Kennlinie ist ein Kompromiss aus praxisgerechter Amplitude des Systems bei keiner zu dramatischen notwendigen Entzerrung des ohnehin sehr sensiblen und niedrigen Signals.
Hat man dabei dann aber nur Bass auf einen Kanal tut man sich schwer, die notwendigen Pegel im Verhältnis zum Hochton zu erzeugen, weil die Amplitude und Rillenbreite eben begrenzt ist und die RIAA-Kennlinie von eher geringen Basspegeln und wenig Stereotrennung im Bassbereich ausging. Ausserdem erhöhen sich durch starke Asymmetrien im Bassbereich die Gesamtverzerrungen des Systems (Taumeln der Nadel...).
Deshalb war und ist es vorteilhaft für Schallplattenpressung im nicht zu lokalisierenden Bassbereich mono zu mischen und erst ab dem oberen Bassbereich (teilweise sogar erst ab dem Grundton) stereo zu fahren.
Tatsächlich werden so ja auch die dynamischen Fähigkeiten der Wiedergabeanlage nachteilsfrei besser genutzt (wenn eben trief genug getrennt).
Aus letzterem Grund hat dieses Verfahren der Monobassmischung also auch heute noch seine Berechtigung.
Für die CD gibt es die genannten schallplattenspezifischen Probleme natürlich nicht...
Ende des Exkurses
An den Jak:
Ich schreibe ja, dass die Aufstellung des Ensembles dann auch das grundsätzliche Stereobild vorgibt. Man hat schon noch Spielraum, aber keine richtige Freiheit mehr. Man muss also vorher festlegen, was man wie positionieren will und das Ensemble muss sich natürlich darauf vorbereitet haben. Den meisten Ensembles fällt es aber jedenfalls sehr viel leichter, sich an neue Positionierungen zueinander zu gewöhnen als an getrennte Aufnahmesituationen.
Für die CD-wiedergabe hast du aber prinzipiell jede Freiheit der Positionierung, krative oder ungewohnte Positionierungen im Sterobild wirken interessant und attraktiv, daher ist überhaupt nicht einzusehen, warum bei Blasorchester die Tuben unbedingt in der Mitte stehen müssten.
Wie gesagt, hast du da alle Freiheiten, die das Ensemble will und umsetzen kann...
Der Vorteil der von mir beschriebenen Vorgehensweise liegt darin, dass du hinterher noch sehr viele Freiheiten in der Mischung hast. Du kannst dein Stereosignal, beispielsweise einen erweiterten Decca-Tree doch alleine verwenden, mit ein paar als Stützen verwendeten Einzelspuren mischen oder doch das Stereosignal nur als Atmostütze zu den Einzel- und Gruppenspuren verwenden oder eben auch gar nicht... Nachteil: du hast bei der Aufnahme viele Spuren gleichzeitig, brauchst also entsprechend viele hochwertige Mikros und ein entsprechendes Aufnahmesystem.
Natürlich kann man die Gruppen trennen und getrennt aufnehmen - es ist aber anspruchsvoll die Ensembleatmoshäre hinterher wieder herzustellen. Und du kannst dir wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie schwer sich viele auch geübte und langjährig professionelle Musiker tun, wenn sie sich in so einer völlig fremdartigen und isolierten Studio-Aufnahmesituation wiederfinden.
Aber du hast ja auch noch gar nicht gesagt, um was für eine Art von Ensemble es sich handelt, Blasorchester ist ja ein sehr dehnbarer Begriff.
Ciao, Deschek