BPM - Bitte kurz erklären

  • Ersteller cataclysm_child
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Ich sehe das wie OckhamsRazor, nur weil die Bassdrum (bzw. das Synthiegezappel) durchdreht sind die Beispiele noch lange keine > 400bpm-Stücke, ich nehme z.B. im zweiten Beipiel die anderen Geräusche eher als grundtempobildend wahr als den Sägezahnmatsch.

Ich sehe das nicht wie OckhamsRazor, denn OckhamsRazor denkt musikalisch.
Hier geht es aber um technokratische Computermusik, und da bedeutet BPM nicht unbedingt, was man hört oder empfindet, sondern am Ende einfach nur die Zahl, die in der DAW im Feld "BPM" eingestellt wird.

Also im Prinzip wie eine Kennzahl bei Controllern, von der niemand weiß, was sie eigentlich bedeutet, sondern nur, dass sie nicht größer als 21 werden darf (oder so...) :evil:
 
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"Gabba Front Berlin" - Lacrima Mosa Est:
Ich habe da mal reingehört. Bezugspunkt ist für mich die Melodie, und die geht auch im schnellen Part im selben Tempo weiter wie vorher, nämlich in 120bpm. Die Bassdrum oder der Presslufthammer oder was auch immer das ist, knattert in 16teln dazu. Das Tempo ändert sich nicht, sogar die 16tel sind schon vorher da, nur von einem anderen Instrument gespielt.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Hier wird beat als Zählzeiten/min mit Spielaktionen/min verwechselt.

Der beat ist mit 104 bpm korrekt angegeben. Der beat ist eine übergeordnete Bezugsgröße, die nichts damit zu tun hat, wie viele reale Unterteilungswerte auf einem beat gespielt werden.
Die BD schlägt dazu Achtel, also 2 Töne ("onsets") pro beat - das sind zwar 208 Impulse/min, aber damit beträgt der beat als "Zählzeit" immer noch 104 bpm. Bei 16teln sind es 4 Töne/beat, bei 32teln kommt man mit 832 Impulsen/min bereits in den Grenzbereich der Spieltechnik.

Schauen wir uns mal 8 beats (gleich 2 Takte) des Kreator-Chorus an, dann wird schnell deutlich, dass sich das Ohr daran orientiert, was für Menschen Sinn macht, z.B. Sprache:

1 - 2 we 3 - 4 shall
| 5 - 6 kill 7 - 8 -

Es gibt hier keinen Grund, den einsilbigen Wörtern des Chorus mehr als einen beat zu unterlegen!
Ah, das Argument mit dem Text bzw. der Singstimme hat natürlich was für sich.

Mich würde trotzdem mal interessieren, woran der BPM-Analyzer das fest macht, dass es eben nur 104 bpm sind, obwohl die Basedrum 208 Schläge pro Minute macht. Wie unterscheidet das Programm zwischen Beats und Spielaktionen?

Beim Abspielen vom Blatt kann ich einen Notation in 208 bmp mit 16teln besser lesen als eine in 104 bpm mit 32teln. Gruppen von 16teln kann ich Kraft meiner Erfahrung intuitiv erfassen und spielen, ohne groß drüber nachzudenken. Aber das mag jetzt einfach Unerfahrenheit sein, die sich durch Üben beheben ließe.

(speed-) metal hat mit speed core etwa so wenig zu tun wie hard rock mit kuschelrock (wobei nur die ersten auch Musik sind).
ich finde trotzdem, der vergleich hinkt.
Das war überhaupt nicht als Vergleich zum Speedcore gedacht. Es ging ja allgemein um die Frage der gefühlten Geschwindigkeit. Und schoss mir dieses Beispiel sofort durch den Kopf.
 
Aber das mag jetzt einfach Unerfahrenheit sein, die sich durch Üben beheben ließe.

Yepp ...

Außerdem fühlen sich "wenige Noten vs. viele Noten" pro beat anders an, weil sich bei "vielen Noten pro beat" intuitiv die Akzentdichte verringert und umgekehrt:

Tappe mal mit dem Fuß einen kräftigen beat von bpm 120 und spiele auf dem ersten beat einen Abschlag, auf dem zweiten einen Aufschlag - jeder Tapp des Fußes bekommt also exakt eine Spielaktion. Dann mit "half time feeling", d.h. beim ersten beat geht der Fuß runter, beim 2. geht er hoch. Abschlag und Aufschlag am Instrument laufen jetzt synchron zur Fußbewegung (Tapp des Fußes : Abschlag - Heben des Fußes: Aufschlag). Merkst du etwas bezüglich der Dynamik des Aufschlags im Vergleich beider Versionen?

Mich würde trotzdem mal interessieren, woran der BPM-Analyzer das fest macht, dass es eben nur 104 bpm sind, obwohl die Basedrum 208 Schläge pro Minute macht. Wie unterscheidet das Programm zwischen Beats und Spielaktionen?

Das ist je nach Programmqualität eine äußerst komplexe Angelegenheit und seit Jahren ein beliebtes Forschungsfeld der AI. Suche mal unter "beat induction", da gibt es etliche Fachartikel zu den unterschiedlichen psychoakustischen Modellen, die heute schon bei bpm-Analyseprogrammen eingesetzt werden.
 
Man sollte eben vielleicht noch hinzufügen, dass bpm zwar auch gerne in der Musik für Tempowerte verwendet wird, aber es ist keine Einheit, der nur in der Musik verwendet wird.
Techniker werden eher Begriffe wie Frequenz und (Kilo-,Mega-,...)Hertz verwenden, aber speziell beim Endanwender wird ja verdammt viel pro Minute angegeben, ohne eigener Einheit, einfach ausgeschrieben bzw. abgekürzt mit X/min - von der Waschmaschinendrehzahl bis zu den Laufmetern, die eine Kreissäge pro Minute verarbeiten kann.

"BPM" ist eben auch nur eine dieser möglichen "X/min" Abkürzungen. So steht z.B. auch auf einem elektrischen Blutdruckmesser "BPM", dort halt für die Herzfrequenz. Und in dem Genre dürfte es eben ähnlich sein - es ist eine Kenngröße, und vor allem wohl in erster Linie eine, die wie @Be-3 schon schrieb, in irgendeinem Bedienfeldes eines Computerprogramms steht. Was daran zum prahlen ist kann man natürlich auch ohne irgendwelche Genrediskussionen vom Zaun zu brechen gut damit hinterfragen, warum es dann nur 500 bpm sind, wenn eine möglichst hohe bpm-Angabe das um und auf ist - weil wie schon ausgeführt wurde, wenn das das zentrale Ziel ist, da ist noch massiv Luft nach oben.
 
Techniker werden eher Begriffe wie Frequenz [...] verwenden

Auch Musiker benutzen das Wort Frequenz (bei Schwingungen). :)


"BPM" ist eben auch nur eine dieser möglichen "X/min" Abkürzungen. So steht z.B. auch auf einem elektrischen Blutdruckmesser "BPM", dort halt für die Herzfrequenz.

Und es passt auch sehr gut - in beiden Fällen geht es einerseits um Schläge/Beats und anderseits auch um Puls.
Bei Musik empfinden wir einen Grundpuls - und der wird mit BPM gezählt.

Ansonsten lassen sich all diese Einheiten ja wunderbar vielseitig anwenden, auch, wenn es für spezielle Fälle Sonderbegriffe gibt, auf die man eigentlich verzichten könnte, wenn man sich auf die SI-Basiseinheiten beschränken würde.

Wenn man's darauf anlegt, kann man Geschwindigkeiten auch in Hertz pro Dioptrie angeben. :D

Viele Grüße
Torsten
 
Am Rande: Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass Frequenz ein rein technischer Begriff ist, dem nichts metaphorisches anhaftet. Sowas gibt es in Musik nur extrem selten. Selbst die scheinbar grundlegendsten Begriffe sind Metaphern. Ein hoher Ton ist eine Metapher, die seltenen Alternativen Tonhelligkeit, -leichtigkeit oder -schnelligkeit ebenfalls. Sie alle implizieren einen gefilterten Bedeutungstransfer, den man einengend finden kann. Das "Problem" hat Frequenz so nicht.
Da "Tonhöhe" so abgegrabbelt ist, fällt nicht auf, dass es eine Metapher ist. Man spricht dann von einer Basismetapher oder einer erloschenen Metapher.

Sehr lesenswert: C. Thorau: Invasion der fremden Prädikate (ist ein angenehm kurzer Aufsatz)
 
gib dem Azubi mal was anständiges zu hören
 

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