Children of Bodom / I Worship Chaos / 2015 / CD

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Theo Retisch
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Alle zwei bis drei Jahre beglücken uns die Kinder vom See mit einem neuen Album. Nach dem sehr starken Vorgänger „Halo of Blood“ waren meine Erwartungen entsprechend hoch, als ich die ersten Singleauskopplungen gehört habe... und sie wurden erfüllt.

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Auch ohne Roope Latvala, der die Band kurz zuvor verlassen hat, können die Finnen überzeugen und liefern eine CD ab, die garantiert und meinen persönlichen Top 3 dieses Jahres kommt. Abgesehen davon, dass der Rhythmusgitarrist ausgestiegen ist, hat sich am Line-Up nichts verändert. Alexi Laiho schreit nach wie vor ins Mikro und spielt die Lead-Gitarre (jetzt natürlich auch noch die Rhythmus-Spuren). Henkka Blacksmith spielt den Bass, Jaska Raatikainen trommelt alles in Grund und Boden, während Janne Wirman Keyboard spielt.

Nachdem das Album am 2. Oktober erschienen ist, habe ich es mehrfach durchgehört und gebe jetzt einfach mal meine Eindrücke der einzelnen Tracks wieder...

I Hurt

Der Opener ist gleichzeitig auch die dritte Single. Der Song beginnt noch recht verhalten mit einigen atmosphärischen Soundschnipseln, ehe die Band einsetzt. Nach ein paar Riffs geht dann das Geknüppel los, das brachial aus den Boxen ballert. Hier wird schnell deutlich, dass die neue Scheibe einen harten Thrash-Metal Einfluss aufweist. Mir gefällts. (9/10)



My Bodom (I am the only One)

Neben dem Thrash-Metal, finden sich deutliche Anleihen bei Groove-Metal Bands auf „I Worship Chaos“. Der obligatorische „Bodom“-Song setzt auf ein minimalistisches Riff, das durch düstere Keyboardteppiche unterlegt wird. Experiment geglückt! (9/10)

Morrigan

Dieser Song war die erste Single des neuen Albums. Anfangs hat er bei mir noch nicht wirklich gezündet, da ich den Refrain etwas langatmig fand. Mittlerweile hat sich dieser Eindruck jedoch vollkommen relativiert, da der Song bei jedem Durchlauf dazu gewinnt. Inzwischen bin ich der Meinung, dass es sehr geschickt gemacht ist, wie der Refrain immer weiter rausgezögert wird, um dann anschließend wieder in das sehr eingängige Hauptriff überzugehen. Insgesamt ist es einer der stärksten Songs auf dem Album und verdient die volle Punktzahl (10/10)

Hier übrigens das Musikvideo, das nicht den Hauch eines Sinns ergibt. Wie auch immer...



Horns

Richtig schnell und brutal geht es nach den groovigen Anwandlungen weiter. Das Intro wird mit Blast-Beats unterlegt und anschließend pflügt die Band durch ein Riff nach dem anderen. Zwischen das aggressive Rumgekeife von Alexi wird ein Gitarrensolo eingestreut, ehe es mit weiteren Hasstiraden weiter geht. Das Keyboard- + Gitarrensolo ist übrigens hervorragend gelungen. So gefällt mir das! (9/10)

Prayer for the Afflicted

Die ersten vier Songs waren richtig stark, doch das Niveau kann leider nicht für immer gehalten werden. „Prayer for the Afflicted“ weist ein wesentlich langsameres Tempo als die anderen Nummern auf und fällt damit ein wenig aus dem Rahmen. Ich habe immer meine Schwierigkeiten damit, den langsamen CoB Songs etwas abzugewinnen (z.B. bei „Banned from Heaven“ oder „Angels don't kill“), doch nach einiger Zeit finde ich sie dann doch ziemlich cool. Hier bleibt aber leider gar nichts hängen. Leider kann ich auch keinerlei Spannungsbogen oder ähnliches erkennen. :redface: (5/10)

I Worship Chaos

Nach der ruhigen Verschnaufpause, geht die zweite Single wieder direkt in die Fresse. Der Name ist Programm und zeigt mal wieder, wie man Gewalt in Noten umsetzen kann. Ich kann mich noch dran erinnern, dass ich beim ersten Hören schon beim Intro ein breites Grinsen im Gesicht hatte, das sich auch jetzt noch einstellt. :rock: (9/10)



Hold Your Tongue

Song Nummer 7 hat mir zunächst überhaupt nicht gefallen. Nach einigen Durchläufen wurde es dann doch noch besser, aber dennoch wirkt der Track auf mich immer noch relativ belanglos. Ich weiß auch nicht so genau, was mir fehlt, deshalb gebe ich 7/10 Punkte, denn im Albumkontext funktioniert er bei aller Kritik doch recht gut.

Suicide Bomber

Nach dem Intro wird das Gaspedal mal wieder durchgetreten und uns knallt dieser Brecher um die Ohren. Es herrscht eine schöne Balance zwischen schnellen Thrash-Passagen und langsameren Abeschnitten vor, in denen Jannes Keyboardmelodien schön zur Geltung kommen. Auch hier sind die Soli von Keyboard und Gitarre gut gelungen. (8/10)

All for Nothing

„All for Nothing“ ist der zweite langsamere Song auf dem Album. Anders als „Prayer for the Afflicted“ konnte ich hier jedoch einen Zugang finden. Der Song startet sehr ruhig mit Arpeggios auf der Gitarre und geflüstertem Gesang von Alexi. Anschließend geht das Riffing los und alles gipfelt in einem getragenen Soloduell zwischen Janne und Alexi. Sehr schön. (8/10)

Widdershins

Den Abschluss des regulären Albums bildet wieder eine härtere Nummer. Soweit so gut, doch am Ende kam irgendwer auf die Idee, ein paar Breakdowns einzubauen... und ich kann Breakdowns nunmal einfach nicht leiden. :redface: In meinen Ohren klingen die weder hart noch groovig, sondern einfach sch$!§e. Experimente sind ja immer ganz schön, aber mit Metalcore kann ich nunmal nichts anfangen. :nix: Aufgrund des ansonsten guten Songs, gebe ich (noch) 7/10 Punkte. Das kann ja jeder meinetwegen anders sehen, aber aus meiner Perspektive kackt der Part halt richtig rein. Immerhin kann man ja vorher abschalten. :rolleyes:

Bonus Tracks:

Mistress of Taboo

Kommen wir nun zu den Bonustracks, die sich auf der Deluxe-Edition des Albums befinden. „Mistress of Taboo“ stammt ursprünglich von der Band „Plasmatics“, von denen ich ehrlich gesagt noch nie was gehört habe. Der Song klingt irgendwie nach 80er Glam-Metal und sorgt bei mir sofort für gute Laune. (8/10)

Danger Zone

Der Titelsong des Films „Top Gun“ passt irgendwie in die Reihe der etwas skurileren CoB-Coverversionen. Man denke nur an „Oops, I did it again“ oder ähnliches. Ich weiß gar nicht, was ich hier noch großartig schreiben soll, weil ich den Song einfach super finde. Er kommt sofort auf den Punkt und klingt auch im neuen Soundgewand einfach nur geil! (9/10)

Black Winter Day

Der letzte Song entstand im Rahmen eines Cover-Tandems mit der Band „Amorphis“. Die beiden Bands coverten nämlich jeweils ein Lied der anderen Band – bei Amorphis war das übrigens „Everytime I Die“. Mir persönlich gefällt dieser Track nicht wirklich, was aber wahrscheinlich daran liegt, dass ich mit Amorphis' Stil generell nicht so viel anfangen kann, wie mit der aggressiveren Herangehensweise von CoB. Da der Song dennoch nicht wirklich schlecht ist, gebe ich 7/10 Punkten.

Fazit

Was für eine Granate! :great: Waren auf dem Vorgänger noch dezente Anleihen vom Frühwerk der Band zu hören, geht es auf „I Worship Chaos“ eher in Richtung Thrash- bzw. Groove-Metal. Wer ein zweites „Hatebreeder“ sucht, wird es hier garantiert nicht finden, aber damit dürften sich die meisten inzwischen wohl abgefunden haben. Mir gefällt es jedenfalls sehr gut, dass die Band auf jedem Album ein paar stilistische Veränderungen einbaut und dabei immer noch eindeutig nach CoB klingt.

Wirklich schwache Songs gibt es, bis auf eine Ausnahme, nicht. Am Ende bleibt das aber auch nur eine subjektive Einschätzung, weshalb ich jedem empfehlen würde, selbst in die CD reinzuhören. In der Deluxe-Edition gibt es außerdem noch gute Bonustracks und eine Doku über die Entstehung des Albums oben drauf. Zusammen mit dem besten Cover-Design der Bandgeschichte, haben wir es hier mit einem sau-starken Album zu tun. :hail:

Das spiegelt sich auch in meiner Gesamtbewertung wieder:

81/100 Punkten ohne Bonustracks bzw. 105/130 Punkten mit Bonustracks. Unterm Strich ergibt das aber beide Male einen Wert von 81%
 
Eigenschaft
 
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Krass, ich würde doch etwas anders bewerten :D
Also, mit deinem Gesamtfazit gehe ich absolut konform. Es ist (insbesondere, weil mich keiner der Vorgänger auch nur ansatzweise überzeugen konnte. Nach HCDR und AYDY kam gar nix mehr...) ein saustarkes Album! Es läuft zwar nicht absolut heiß in meinem CD-Player, weil ich mit den neuen Scheiben von Parkway Drive, WASP und The Black Dahlia Murder drei weitere absolute Sahnestücke vorliegen habe, aber es lohnt sich definitiv, reinzuhören!

Die Einzelkritik muss ich für mich etwas relativieren. I Hurt ist kein schlechter Opener, allerdings finde ich 9 Punkte doch ziemlich übertrieben. Eine gute 7 ist ok für mich. Die Punkte von My Bodom und Morrigan würde ich je um eins runtersetzen. Horns passt so, ein ganz starker Song. Dafür würde ich dann Prayer for the Afflicted deutlich (!) raufsetzen, so auf 8 Punkte. Das ist ein Bombensong mit einer hammer Melodie! Fräst sich richtig ins Hirn ein, kommt aber wohl nicht so gut an, weil es sehr langsam und balladesk ist. Aber auch das können CoB, das beweisen sie hier. Mit den 9 Punkten für I Worship Chaos bin ich zufrieden, das Ding grooved ohne Ende! Mit Hold your Tongue und Suicide Bomber kann ich auch nicht so viel anfangen, da passen die Punkte. Danach kommt allerdings deine größte Fehlbewertung :evil: Nur 8 Punkte für All for Nothing is Blasphemie! Hier muss es mindestens 13/10 geben. Das Lied ist sowas von außerirdisch!!!
 
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Super Review für super Platte.

Danke für die Mühe!
 
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Krass, ich würde doch etwas anders bewerten :D

Ich hab ja auch nie behauptet, dass meine Bewertung einen allgemeinen Gültigkeitsanspruch erhebt. :tongue: Ist doch schön, wenn dir andere Songs besser gefallen, aber gerade "Prayer for the Afflicted" trifft halt überhaupt nicht meinen Geschmack. Wenn es schon "balladesk" sein muss (was in Zusammenhang mit dieser Band sowieso nie so ganz zutrifft), dann doch wenigstens so, dass der Song durch eine starke Atmosphäre punktet. Mein Lieblingsbeispiel wäre hier "Angels don't kill" (alleine das betonharte Riffing und das "Nooooo!" im Refrain :D :great:). Leider macht es bei "PftA" einfach nicht *klick* :redface:

"All for Nothing" finde ich ja durchaus gut, aber andere Nummern sind bei mir einfach wesentlich deutlicher in Erinnerung geblieben. Zum Beispiel die drei Singles und davon insbesondere "Morrigan". Mag sein, dass meine Bewertung bei diesen Songs ein wenig höher ausgefallen ist, weil ich sie schon länger kenne und häufiger gehört habe, aber dennoch sind das richtig starke Tracks. Gerade das Riff von "Morrigan" ging mir in den letzten Tagen einfach nicht mehr aus dem Kopf. Die Höchstnote gab es dann unter anderem deshalb, weil es mal etwas anderes war (zumindest für CoB Verhältnisse) und das Ergebnis einfach geil klingt.

Aber ich habe vielleicht eh einen etwas seltsamen Musikgeschmack, schließlich mochte ich ja auch die letzten Veröffentlichungen der Band vor "I Worship Chaos". Ich mag halt den deutlich härteren Einschlag, den man seit "Blooddrunk" hören kann und der auf dieser Scheibe seinen (vorläufigen) Höhepunkt gefunden hat.
 
Schönes Review - jetzt hab ich's mir auch gekauft :D

Aber das ein oder andere hätte ich vielleicht doch etwas anders bewertet:
Morrigan hat bei mir auch extrem lange gedauert, bis es gezündet hat - aber ich mag das Stück mittlerweile total gern, auch wenn ich es nicht wie du als das Beste bewertet hätte.
Auch die beiden langsameren Lieder stehen bei mir genau andersrum ;) - Prayer For The Afflicted gefällt mir doch wesentlich besser als All For Nothing. Zweiteres klingt für mich nach Generik pur - als kommt es direkt aus einem Extrem-Metal-Ballade-Baukasten :redface:
Ansonsten bin ich aber deiner Meinung ;)

Zu den Bonus-Tracks:
Mistress Of Taboo finde ich wirklich gelungen - obwohl ich das Stück vorher nicht kannte. Danger Zone hat mich dagegen etwas enttäuscht, da hatte ich mich richtig drauf gefreut. Etwas mehr CoB-Style hätte ich mir da gewünscht.
 
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Ich hab in meinen Jugendjahren auch sehr gern COB gehört, aber irgendwann wurde es mir zu chaotisch.
Habe aufgrund deines Reviews mal meinen Musikstreamingdienst bemüht und das Album gehört.
Finde es tierisch gut! Guter Gesamt-Sound der Band (aber Lahio hat schon ne sehr hochmittigen Gitarrensound wenn er alleine Rifft oO) und meine Favoriten sind: Morrigan und All for Nothing. Bei letzterem finde ich die Akkordwahl im Refrain einfach klasse in Zusammenhang mit dem Riff.
Auch sein Voicing was Gesang angeht gefällt mir besser als auf den alten Scheiben.

Jetzt muss ich mir den Vorgänger auch noch anhören, wenn der genau so gut sein soll.
Gefällt mir besser als frühere COB Alben. Ab Trashed Lost and Strongout (welches mein letztes Album war, bevor ich etwas das Interesse verloren habe), merkt man schon, dass die rohe, schnelle und chaotische Phase überwunden ist. Auch wurde das Album bereits deutlich besser produziert. Trifft somit auch eher meinen Geschmack. Kann ich mir besser am Stück anhören.
 
By the way. COB spielen am 20.11 zusammen nit Lamb of God in Wiesbaden!

Und ich hab ein fucking Quartal meeting in Hamburg. :igitt:
 
Unpraktisch... Ich hab ein Ticket für CoB und LoG in Wiesbaden am 20.11.!
 
Erzählst du dann wie grossartig sie waren? :weep:

Hab schon COB live in Langen 2011 gesehen. War mega.
 
Mach ich! Ich hab beide bisher nur am WOA gesehen, ich freu mich mega darauf, die im kleinen, vollgestopten Schlachter zu sehen :m_git1:
 
Wiesbaden... puh, ganz schön weit weg und dann auch noch im November, wo ich nur selten Zeit habe. Das wird wohl ohne mich stattfinden. :(
 
Hab sie am 27.11 in Geiselwind gesehen (wurden ja viele Shows abgesagt und nach Geiselwind wurde eine glücklicherweiße hin verschoben). Sylosis und Parasite Inc. waren als Support mit dabei.
Waren alle 3 richtig gut :).
 

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