Chor - Frust und Lust

Kann es denn wirklich eine EinschrĂ€nkung fĂŒr jemanden sein, nicht mit voller Kraft, aber dafĂŒr "schön" zu singen ?
Es ist höllisch anstrengend. Aber ich glaube, das weißt Du ;)
Ist es nicht eine Herausforderung fĂŒr jemanden, der glaubt, singen zu können, einen Chorklang zu beeinflussen, zu fĂ€rben, ohne ihn zu dominieren ?
Doch, schon.
Und ist es nicht dennoch lehrreich fĂŒr jemanden, der glaubt, (besser als andere) singen zu können, sich in einem Chor in ein GesamtgefĂŒge einzufĂŒgen und dabei auch ein wenig hinter die musikalischen Kulissen zu schauen, und zu lernen, wie mehrstimmige Musik eigentlich "funktioniert" ?
Auf alle FĂ€lle (ist diese Frage nicht eine Suggestiv-Frage? :gruebel:
In jedem normalen Laienchor lÀuft das anders, da zahlt man seinen (geringen) Chorbeitrag, damit man mitsingen darf.
Nicht in jedem. Im Kirchenchor zahle ich nichts, im Opernchor auch nicht, da bekomme ich sogar noch Freikarten (wenig genug fĂŒr die Arbeit ;) ) Wenn im Kirchenchor ein Requiem gesungen wird, kann es sogar sein, dass ich eine geringe AufwandsentschĂ€digung bekomme. Als ChorsĂ€ngerin wohlgemerkt, nicht als Solistin! Die bekommen natĂŒrlich auch etwas.
 
Was mich manchmal tatsĂ€chlich auch so im Chor irritiert, ist, dass ich da anscheinend anders singen muss als beim Gesangsunterricht. Im Gesangsunterricht bei mir ist es praktisch 'verboten', die Töne einfach so zu greifen, sondern alles soll schön legato verbunden werden, in hohe Töne soll ich von unten hineinkommen. Lieber etwas zu tief singen, als den Ton direkt zu greifen. Im Chor betont der Chorleiter immer wieder, dass wir die Töne direkt 'greifen' sollen und keinesfalls von unten in den Ton hineingleiten sollen. Vibrato ist natĂŒrlich in dem Chor gĂ€nzlich unerwĂŒnscht, bei meiner Gesangslehrerin erwĂŒnscht. Beim Chor steht das TextverstĂ€ndnis im Vordergrund, meine Gesangslehrerin legt mehr Wert auf die Töne, die Deutlichkeit der Sprache ist eher im Hintergrund. Beim Gesangsunterricht ist die LautstĂ€rke nie ein Problem, im Chor immer wieder.

Nach meiner Erfahrung, dass heisst so wie ich es in meiner (Solo-)Gesangsausbildung lerne, gibt es diese Unterschiede teils teils:

legato/nonlegato: da muss man natĂŒrlich beides können, sowohl im Chor wie solistisch, nur ist ein solistisch wirklich perfektes legato bereits ziemlich hohe Sangeskunst und es muss deshalb viel Arbeit drauf verwendet werden

hohe Töne von unten ansingen, falls damit ein "einschleichen" von unten her gemeint ist: das ist doch auch beim solistischen Singen sehr oft verpönt, kann sicher als Stilmittel mal gemacht werden, aber sehr oft sollten die Töne auch hier grad auf der richtigen Höhe angesetzt werden! dieser Ansatz muss aber natĂŒrlich weich sein, also nicht die hohen Töne hart reindrĂŒcken!

Vibratoverbot im Chor: das ist ein Problem und auch fĂŒr mich ein absoluter Grund in einem solchen Chor aufs mitmachen zu verzichten!

gute TextverstÀndlichkeit: das brauchst du solistisch spÀtestens dann wenn du Lied singst ganz dringend! so gesehen ist da der Chor die beste Schule!

LautstĂ€rke: ja, ist ein Problem! natĂŒrlich kannst du als ausgebildete Stimme im Laienchor versuchen, immer eine Dynamikstufe leiser zu singen, als der CL fordert; spĂ€testens bei einem p oder pp wird man dich aber trotzdem heraushören, weil ein gestĂŒtztes p gesungen von einer Stimme die mit voller ResonanzausnĂŒtzung singt schlicht ganz anders trĂ€gt!

Aber ich habe schon von anderen gehört, dass sie mit Gesangsunterricht nicht mehr gut in einen Chor passen und deshalb im Chor aufhören.

Ist sehr oft der Fall, hÀngt aber von diversen Punkten ab:
-der Stimme selber: leichte Stimmen lassen sich prinzipiell besser integrieren als schwere
-vom durchschnittlichen Ausbildungsstand der anderen ChorsÀnger: wenn alle mit mehr oder weniger solistischer Resonanz singen, klappt es gut, nur ist das, bei uns zumindest, praktisch nur bei den Profi-Ensembles der Fall, auch in sogenannt ambitionierten Laienensembles die GU von den SÀngern verlangen, sind nach meinen Erfahrungen nur wenige Stimmen drin, die auch wirklich solistische QualitÀten hÀtten
-der Chorgrösse: je grösser der Chor bzw. das Register, umso besser lÀsst sich eine ausgebildete Stimme drin integrieren (verstecken ;))
-der CL: seine Toleranz gegenĂŒber hervortretenden Stimmen ist letztendlich der matchentscheidende Punkt


Und ist es nicht dennoch lehrreich fĂŒr jemanden, der glaubt, (besser als andere) singen zu können, sich in einem Chor in ein GesamtgefĂŒge einzufĂŒgen und dabei auch ein wenig hinter die musikalischen Kulissen zu schauen, und zu lernen, wie mehrstimmige Musik eigentlich "funktioniert" ?

Ich glaube da verkennst du das Problem ziemlich! Es geht nicht darum, dass man das GefĂŒhl hat, zu gut zu sein, obwohl es solche Leute wohl auch geben mag (aber ĂŒber die muss man ja keine Worte verschwenden). Viele der ausgebildeten Stimmen die ich kenne, wĂŒrde sehr gerne in einem Chor mitmachen, treffen dort aber einfach auf grosse Probleme, mĂŒssten sich stimmlich so verbiegen, dass es irgendwann keinen Spass mehr macht.

Ich selber war gerade kĂŒrzlich in einem renommierten Laien-Kammerchor in einer Schnupperprobe (plus Einzelvorsingen) fĂŒr ein Projekt das mich sehr interessiert hĂ€tte. Der CL sagte mir danach auf den Kopf zu, ich hĂ€tte zwar eine schöne Stimme (irgendwas nettes musste er sich wohl noch aus den Fingern saugen :D), sei aber fĂŒr ihren Chor im Prinzip zu weit ausgebildet (und das obwohl laut deren Website Einzel-GU von den SĂ€ngern erwartet wird). Ich hĂ€tte zwar mitmachen können, aber nur unter der Voraussetzung, dass sich meine Stimme dann in den von ihm geforderten sehr sehr leichten Klang integrieren lĂ€sst. Und er wollte, dass ich mit weniger Vibrato singe. Mein Vibrato ist mittlerweile (zum GlĂŒck) deutlich vorhanden, aber sicher nicht ausufernd. "Weniger Vibrato" hĂ€tte deshalb bedeutet "ohne Vibrato". Ist natĂŒrlich das gute Recht des CL, die Bedingungen so festzulegen. Aber als ich unter diesen UmstĂ€nden dankend auf eine Teilnahme verzichtete, hat er dann doch ein bisschen dumm aus der WĂ€sche geguckt. Er war sich vermutlich nicht gewohnt, dass jemand aus freien StĂŒcken nicht bei ihnen mitmachen wollte. Eine gewisse Arroganz lag also eher beim CL denn bei mir!

In meinem Stammchor (ein Laienchor offen fĂŒr alle) gibt es das Problem zum GlĂŒck nicht! Unser CL ist sehr tolerant. Neben mir singt dort seit ca. 2 Jahren auch meine Ex-GL mit: Konzertdiplom mit Auszeichnung und eine der besten Sopranistinnen die ich ĂŒberhaupt kenne (sie ist gut solistisch gebucht, will aber bei uns ausschliesslich im Chor singen, weil sie Freude am gemeinschaftlichen Singen mit Laien hat). Sie kann ĂŒbrigens ein butterweiches pp ĂŒber ihre gesamte Range singen, aber sie ist ein sehr schwerer Sopran und natĂŒrlich hört man sie heraus! Und mich halt auch! Aber unser CL ist froh wenn wir mit solistischer Singenergie die andern Soprane (unter denen es durchaus auch gute Stimmen gibt, aber halt kaum ausgebildet) etwas mitziehen und fĂŒr eine volle und runde Höhe sorgen. Unser Chor bekommt dann auch immer wieder explizit Lob fĂŒr den schönen Sopranklang, sowohl vom Publikum, wie auch von begleitenden Profi-Instrumentalisten und externen Vokalsolisten. Mit etwas beidseitigem VerstĂ€ndnis scheint es also durchaus funktionieren zu können!
 
Viele der ausgebildeten Stimmen die ich kenne, wĂŒrde sehr gerne in einem Chor mitmachen, treffen dort aber einfach auf grosse Probleme, mĂŒssten sich stimmlich so verbiegen, dass es irgendwann keinen Spass mehr macht.
Ja, wenn man das als "verbiegen" betrachtet, und nicht als ein der Musik dienliches, gefĂŒhlvolles sich einfĂŒgen, dann ist das in der Tat ein Problem. Zugegeben.

In meinen Augen ist ein hervorragender SÀnger der, der sich auf alle musikalischen UmstÀnde gut einstellen kann, der seine Stimme im Griff hat und sie dementsprechend (verschieden) gestalten kann. Alles zu seiner Zeit.

Thomas
 
gute TextverstÀndlichkeit: das brauchst du solistisch spÀtestens dann wenn du Lied singst ganz dringend! so gesehen ist da der Chor die beste Schule!
Die braucht man doch immer. Auch die Kirchenmusiker haben immer so die Idee, dass man die Messen verstehen soll, auch wenn es Latein ist und der Text noch so bekannt :D Und Opern ohne verstÀndlichen Text finde ich oberöde.
Viele der ausgebildeten Stimmen die ich kenne, wĂŒrde sehr gerne in einem Chor mitmachen, treffen dort aber einfach auf grosse Probleme, mĂŒssten sich stimmlich so verbiegen, dass es irgendwann keinen Spass mehr macht.
Ich verstehe das nicht. Vielleicht habe ich einfach keine "solistische" Stimme (was ist das eigentlich?!), trotz Ausbildung, aber ich hatte noch nie in irgend einem Chor das Problem, mich verbiegen zu mĂŒssen. Höchstens vielleicht ein bisschen anpassen. Und in meinem Stammchor ist es ĂŒblich, dass auch "eingekaufte" Solistinnen bei den Chorpassagen im Chor mitsingen. Da stört sich niemand dran.
 
Die braucht man doch immer. Auch die Kirchenmusiker haben immer so die Idee, dass man die Messen verstehen soll, auch wenn es Latein ist und der Text noch so bekannt :D Und Opern ohne verstÀndlichen Text finde ich oberöde.

Im Prinzip hast du natĂŒrlich recht. Nur, bei Opernarien und v.a. beim Sopran wenn es in die Höhe geht, dann wird es halt schwierig mit guter TextverstĂ€ndlichkeit und schönem Klang. Und dann wird oft die VerstĂ€ndlichkeit etwas dem Klang geopfert! DafĂŒr gibt's dann die Untertitel, und das z.T. ja auch bei deutschsprachigen Opern, die wissen schon warum sie das machen! ;)

Bei Lied aber ist es sicher ein No-go wenn man den Text nicht versteht. Ist hier auch einfacher, da Lied oft sehr mittellagig. Und das Lied lebt doch deutlich mehr vom Text als die Opernarie! Die Liedtexte sind zudem oft sehr schön, da vertonte Gedichte. War vor 14 Tagen in einem Liederabend, eine Mezzosopranistin mit sehr schöner Stimme und enormem Volumen, aber TextverstÀndlichkeit war nicht 100% leider. Das Meiste hat man zwar schon verstanden, aber zwischendurch einzelne Wörter immer wieder nicht, so dass der Zusammenhang nicht mehr da war. Man hatte den Text im Programmheft und konnte nachlesen, hat mich aber trotzdem gestört.

Ich verstehe das nicht. Vielleicht habe ich einfach keine "solistische" Stimme (was ist das eigentlich?!), trotz Ausbildung, aber ich hatte noch nie in irgend einem Chor das Problem, mich verbiegen zu mĂŒssen.

Was eine "solistische" Stimme ist, ist natĂŒrlich erst mal Definitionssache, klar. FĂŒr mich ist der Standard hier ganz eindeutig die Stimme/das Singvermögen eines (guten!) Vollprofis. Das heisst natĂŒrlich nicht, dass man erst dann solistisch auftreten darf, wenn man dieses Niveau erreicht hat :) dann dĂŒrften wohl die wenigsten von uns Laien, ich z.B. auch nicht :D.

Bzgl. Chor/Vokalensemble habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass, je nĂ€her man an dieses (nach meiner Definition) "solistische" Niveau kommt, umso schwieriger wird grundsĂ€tzlich die ChorkompatibilitĂ€t. Bei vielen Laien mit z.T. auch langjĂ€hrigem GU ist es aber so (ich kenne jedenfalls viele solche), dass sie recht weit von diesem Profisolo-Niveau entfernt sind und entsprechend wenig fallen sie im Laien-Chor störend auf. War z.B. bei mir so nach den ersten 4 Jahren GU. NatĂŒrlich hatte sich meine Stimme durch den GU damals in diversen Punkten verbessert, sie war runder geworden, ich hatte an Höhe dazu gewonnen etc. Aber sie war trotzdem noch meilenweit vom Niveau des guten BerufssĂ€ngers entfernt! Damals habe ich dafĂŒr noch gut auch in kleine Laienvokalensembles gepasst.

Dass es diese Unterschiede zwischen Profi- und Laiensolist gibt ist ĂŒbrigens logisch. Wer Profi wird, verfĂŒgt ĂŒber eine Begabung die weit ĂŒber dem Durchschnitt liegt und arbeitet zudem i.d.R. tausendmal intensiver an seiner Stimme als es ein Laie tut, der neben dem Singen im Chor oder Vokalensemble noch GU nimmt.

Bei mir war dann so, dass sich mit dem Lehrerwechsel die Arbeit an der Stimme (leider nicht auch gleichzeitig das Talent :rolleyes:) exponentiell erhöht hat: von frĂŒherem ab und zu ein bisschen ĂŒben auf zuerst 1h tgl., mittlerweile ist es oft 1.5-2h pro Tag und an den Wochenenden noch deutlich mehr. Zudem vermehrt solistische Proben mit Mitmusikern und solistische Auftritte. Trotzdem habe ich nicht das Niveau eines (guten) Profis und werde es auch kaum jemals erreichen leider, aber ich bin durch dieses intensive Arbeiten gesanglich wohl weiter als diverse meiner Bekannten und Freunde die ebenfalls als Laien GU nehmen, das Singen aber nicht so intensiv betreiben. Nachteil: ich passe nicht mehr in gewisse Chöre und Vokalensembles, aber alles kann man halt nicht haben! Und dass es trotzdem Möglichkeiten zum Chorsingen gibt, zeigt, dass ich nach wie vor in meinem Stammchor singe (wo eben sogar meine Ex-GL dabei ist) und wo der CL glaub noch nicht wirklich ernsthaft ĂŒber einen Rausschmiss von uns beiden nachgedacht hat :D
 
Nur zur ErgĂ€nzung: Die wenigsten Topp-Chöre sind echte Profichöre (eigentlich nur die Radiochöre und die Opernchöre), die mit dem Chorsingen wirklich hauptberuflich Geld verdienen. Wesentlich hĂ€ufiger sind es "Semi-Profis", d.h. hervorragende ausgebildete Stimmen, je nach QualitĂ€t darunter ein unterschiedlich großer Teil studierter Musiker (Gesangslehrer, Schulmusiker, Musikstudenten etc.). Die kriegen sich mit ihren Konzerten im Idealfall soweit finanziert, dass sie fĂŒr ihren Topp-Chorleiter, Orchester-/Klavierbegleitung, Externe Solisten, Noten, Probenraum und Konzertreisen nicht zu bezahlen brauchen, aber letztlich ist es fĂŒr sie auch Hobby.
Das ist interessant.
Also in dem Kirchenchor, wo ich mitsinge, ist der Chorleiter auch sehr engagiert.
FĂŒr's Konzert werden externe Solisten - vermutlich Profis - und Instrumentalmusiker fĂŒr ein Orchester engagiert.
Der Probenraum ist kirchlich, da muss der Chor vermutlich nichts fĂŒr bezahlen, und der Chorleiter wird wohl auch von der Kirche bezahlt, vermute ich zumindest. Noten kaufen wir in der Regel selber, aber es gibt auch wohl ein paar Chornoten. Bei den Konzerten wird dann auch Eintrittsgeld genommen. Keine Ahnung, ob da was ĂŒbrig bleibt, oder ob Orchester und Solisten nicht eher noch durch die ChorbeitrĂ€ge mitfinanziert werden mĂŒssen.
Auf jeden Fall ist die (Geld-)Mittelbeschaffung im Chor sehr oft ein großes Thema, wo sich viele Leute Gedanken machen, wie man mehr Geld fĂŒr den Chor bekommen könnte.
Klar, und wenn man Eintritt verlangt, dann sollte man auch etwas entsprechendes bieten, das leuchtet mir auch ein.

Aber irgendwie sind das alles viele ZwĂ€nge und Bedingungen, und die stehen meinem "einfach-nur-Spaß-haben" entgegen. So recht weiß ich selbst nicht, wie ich zum Mitsingen in diesem Chor gekommen bin. Das schien der einzig passende dort zu sein, denn Kind oder Jugendliche bin ich nicht mehr, und dann hab ich da "hereingeschnuppert", dann das Konzert mitgesungen, wenn ich schon die ganze Zeit mitgeprobt hatte, und dann hab ich wohl verpaßt, dass ich nur bei dem "Projekt" dieses einen Konzertes dabei war, und aus lauter Lust zum Singen weiter zu den Proben gegangen ...
--- BeitrÀge wurden zusammengefasst ---
FĂŒr mich ist der Standard hier ganz eindeutig die Stimme/das Singvermögen eines (guten!) Vollprofis.
Das finde ich jetzt schon ein wenig heftig.
FĂŒr mich ist eine solistische Stimme einfach nur eine Stimme, mit der man auch solo singen kann bzw. könnte.
Wie ich schon geschrieben habe, habe ich letztens ein Konzert einer Sopranistin gehört, die wohl mal fest an einer Oper gesungen hat, im Moment aber dem Anschein nach nicht mehr fest an einer Oper singt, sondern irgend etwas anderes macht. Sie hat fĂŒr das Konzert auch keinen Eintritt genommen, aber dafĂŒr wirklich sehr gut gesungen.
WĂ€re die jetzt 'Vollprofi'? Oder doch nicht? Denn vermutlich verdient sie zur Zeit ihr Geld mit etwas anderem als Singen.
 
Das finde ich jetzt schon ein wenig heftig.

Wieso denn? Ich schrieb ja, ist Definitionssache! Kann jeder fĂŒr sich festlegen wie er möchte!

Und mit "Vollprofi" meine ich nicht jemanden der aktuell seine Brötchen zu 100% mit Singen verdient, sondern jemand, der ein professionelles Gesangsstudium durchlaufen hat: entweder an einer staatlichen MHS oder in einer adÀquaten stimmlichen und musikalischen Ausbildung (welche u.U. sogar rein privat organisiert sein könnte). Oder anders gesagt: die Ausbildung nicht nur als Hobby betrieb.

Deine Sopranistin könnte nach dieser Definition also sehr wohl ein Vollprofi sein.

Und dann gibt es noch die "Semiprofis": das sind fĂŒr mich Leute, die trotz viel Talent das Singen immer nur als Hobby betrieben, aber ĂŒber eine jahrelange (oder eher jahrzehntelange!) Gesangs-Ausbildung verfĂŒgen und stimmlich praktisch nicht mehr von den Profis zu unterscheiden sind (und neben ihrem Brotberuf oft auch recht gut Geld verdienen können mit dem Gesang), ev. aber musikalisch im Vergleich zum Profi etwas weniger drauf haben, da in einer professionellen Gesangsausbildung ja noch so viel mehr enthalten ist, als nur reine Gesangstechnik! Als Standard wĂŒrde ich die aber nicht nehmen, da es hier vermutlich generell stĂ€rkere Ausbildungs- und QualitĂ€ts-Schwankungen gibt als bei den Vollprofis.
Und daneben gibt es natĂŒrlich auch Leute mit voll professioneller Ausbildung, die ich nie als Standard setzen wĂŒrde (deshalb schrieb ich auch "gute Vollprofis").
 
"Echte" Solisten, die in einem klassischen Chorwerk die Soloparts singen, sind tatsĂ€chlich normalerweise studiert oder zumindest studierend, ganz ausnahmsweise hat man auch mal sehr sehr gute Amateure (oder verdammt mutige). Ein abendfĂŒllendes klassisches Soloprogramm kenne ich ebenfalls nur von Profis, und auch die nehmen selten festen Eintritt sodern sind froh, wenn sie den "Konzertsaal" gratis kriegen (von der Kirche, Musikschule, Dorfgemeinde), keine Gema zahlen mĂŒssen und das Geld im Körbchen von den 30 Zuhörern dann halbwegs Reingewinn ist. Im Popbereich (darunter subsumiere ich jetzt mal alles modernere) sieht das natĂŒrlich ganz anders aus, im Sonntagsgottesdienst beim netten kleinen Kirchenchor oder bei der Hochzeit auf dem Dorfe auch, genauso, wenn die Musikschule Konzertabend macht. In diesem Bereich kenne ich viele gute Laiensolisten, ob die alle eine "solistische Stimme" oder einfach nur eine gute Ausbildung haben, wage ich aber nicht zu beurteilen. Macht auch nicht wirklich den Unterschied, hauptsache, das Ergebnis gefĂ€llt dem Publikum!

bzgl. vom Chor verlangtes Engagement: Ein klassischer semi-professioneller Chor ist der Maulbronner Kammerchor. QualitĂ€t schon ein bisschen besser... Auf dem Niveau wird vom SĂ€nger in erster Linie verlangt, dass er verdammt gut singen kann und zuverlĂ€ssig ist, um Orga und Finanzierung kĂŒmmern sich hauptamtliche KrĂ€fte und/oder ein Förderverein.
Ansonsten kenne ich genau eine Kategorie Chor, in der sich die SĂ€nger nicht um die Finanzierung (sei es durch massive MitgliedsbeitrĂ€ge oder irgendwelche Festchen) oder irgendwelche Kleidungsregeln kĂŒmmern mĂŒssen: Der Kirchenchor, der mehrfach im Jahr im Gottesdienst singt. Das gilt als "Dienst" an der Gemeinde, die den Chorleiter und bei Bedarf auch einen Orgelbegleiter finanziert (so was ist Tonjas Chor vermutlich). Da ist dann aber nichts mit großem Publikum, Orchester, Solisten oder Konzertkritik in der Tageszeitung, es sei denn, die Chormitglieder kĂŒmmern sich darum. Da gibt es durchaus gute Chorleiter, gute Chöre, gute SĂ€nger und verdammt viel Freude am Singen, aber das Program ist selten bekannt (obwohl oft wirklich schön!).
Alternativ sucht man sich ein großes Chorprojekt (gerade Mode: Das Oratorium zum Lutherjahr) oder eine Chorwoche (Europa Cantat, AMJ etc.), da zahlt man dann aber krĂ€ftig fĂŒr die Teilnahme, falls sich nicht gerade ein Sponsor findet. Ist aber natĂŒrlich auch toll, denn so etwas macht man im kleinen Heimatchor selten.

Muss man eben wissen, was einem wichtig ist, fĂŒr mich wĂ€re zum Beispiel ein rein geistliches Programm (so gern ich das auch mag) letztlich zu einseitig. Mit Leuten zu singen, die keinerlei musiklische Ausbildung haben, ist mir heute auch zu frustierend, ich genieße ein hohes Probentempo und arbeite auch gerne zu Hause. FĂŒr 2 oder 3 Chöre habe ich keine Zeit, also ist meine jetziger Chor ein Kompromiss, aber dass der so lĂ€uft, bedarf nach wie vor richtig viel Engagement von allen Mitgliedern. Das ist definitiv nicht jedermanns Sache, muss es aber auch nicht, oder?
 
@cala , wohnst Du in einer grĂ¶ĂŸeren Stadt? Das Anspruchsdenken, dass ich aus Deinem ersten Absatz herauslese, ist schon krĂ€ftig. Ich kenne durchaus sehr fĂ€hige LaiensolistInnen hier. NatĂŒrlich mit GU, und der oft schon Jahrzehnte andauernd, wie Tonja geschrieben hat. Aber durchaus nicht als Profi, sondern im Neben"beruf". Ja, bei Konzerten werden gerne Profis engagiert, zumindest fĂŒr die Hauptrollen/Hauptparts. Weil es ja die Namen braucht :rolleyes: Aber auch da dĂŒrfen Laien, fĂŒr kleinere Sachen... Und die machen sich durchaus auch selber oft einen Namen; ich war schon in Konzerten, die mit Laien auch bei den Soli besetzt waren. Klar nicht im Gasteig, aber von der QualitĂ€t her auch nicht wirklich schlechter (Meinung eines Konzertbesuchers, die ich abgelauscht habe!)

Da ist dann aber nichts mit großem Publikum, Orchester, Solisten

Dann geh doch mal Ostern oder Weihnachten in die Kirche ;)

Wir haben in meinem Stammchor eigentlich fast immer Orchester dabei bei klassischen Messen, kein großes natĂŒrlich, aber halt das, was es (dringend) braucht. Im Kirchenchor weniger, da haben wir aber auch einen begnadeten Organisten. Aber selbst der dirigiert ganz gern mal ein Orchester. Im Kirchenchor zahle ich keinen Pfennig, genieße wunderbares Orgelspiel und Orchester gibt es zu grĂ¶ĂŸeren AnlĂ€ssen (Weihnachten, Christkönig, Ostern, etc) auch. Ab und an wird ein Konzert aufgefĂŒhrt, ja, da werden (professionelle) SolistInnen dafĂŒr engagiert. Und da gibt es dann auch Kritik. AnkĂŒndigungen in der Tageszeitung, was zu welchem Gottesdienst gesungen wird, gibt es aber afaik immer.

Muss man eben wissen, was einem wichtig ist, fĂŒr mich wĂ€re zum Beispiel ein rein geistliches Programm (so gern ich das auch mag) letztlich zu einseitig.

DafĂŒr geht der Trend zum Zweit- oder Drittchor :)
 
Vom Maulbronner Kammerchor gibt es viel auf Youtube, das kann man sich anhören. Ich finde, die klingen auch schön. Allerdings scheint mein Computer gerade Internetverbindungsprobleme zu haben, ich konnte nur in ein StĂŒck hineinhören, alles andere konnte ich nicht aufrufen.
'Unser' Chor hat jedoch wesentlich mehr SĂ€nger und SĂ€ngerinnen, ist ja auch kein Kammerchor, und leider kann ich den Chorklang auch nicht vergleichen, da bei unseren Konzerte Ton- und Videoaufnahmen stĂ€ndig strengstens verboten sind. Und ich selbst habe den Chorklang ja bisher immer nur aus meiner Stimmgruppe heraus mitbekommen, ich vermute mal, dass es sich dann fĂŒr den 'normalen' Zuhörer noch ein wenig anders anhört. Aber wie, weiß ich eben aufgrund der fehlenden Aufnahmen nicht.

Ansonsten kenne ich genau eine Kategorie Chor, in der sich die SĂ€nger nicht um die Finanzierung (sei es durch massive MitgliedsbeitrĂ€ge oder irgendwelche Festchen) oder irgendwelche Kleidungsregeln kĂŒmmern mĂŒssen: Der Kirchenchor, der mehrfach im Jahr im Gottesdienst singt. Das gilt als "Dienst" an der Gemeinde, die den Chorleiter und bei Bedarf auch einen Orgelbegleiter finanziert (so was ist Tonjas Chor vermutlich).
Ja, Kirchenchor, der mehrfach im Jahr im Gottesdienst singt, das kommt hin.

Da ist dann aber nichts mit großem Publikum, Orchester, Solisten oder Konzertkritik in der Tageszeitung, es sei denn, die Chormitglieder kĂŒmmern sich darum.
Doch, Konzertkritik in der Tageszeitung, um die sich natĂŒrlich Chormitglieder kĂŒmmern, Orchester und Solisten.

Muss man eben wissen, was einem wichtig ist, fĂŒr mich wĂ€re zum Beispiel ein rein geistliches Programm (so gern ich das auch mag) letztlich zu einseitig. Mit Leuten zu singen, die keinerlei musiklische Ausbildung haben, ist mir heute auch zu frustierend, ich genieße ein hohes Probentempo und arbeite auch gerne zu Hause. FĂŒr 2 oder 3 Chöre habe ich keine Zeit, also ist meine jetziger Chor ein Kompromiss, aber dass der so lĂ€uft, bedarf nach wie vor richtig viel Engagement von allen Mitgliedern. Das ist definitiv nicht jedermanns Sache, muss es aber auch nicht, oder?
Ich brauche auch keine rein geistlichen Programme, auch wenn ich zugebe, daß es schöne geistliche Literatur gibt. Und nein, ich probe nicht gern zu hause fĂŒr den Chor. Das wĂŒrde ich nur in AusnahmefĂ€llen machen, wenn mir ein StĂŒck wirklich so sehr gut gefĂ€llt, wenn es mir tatsĂ€chlich wichtig ist, daß ich etwas noch kurz vor der AuffĂŒhrung lerne, oder wenn ich dafĂŒr bezahlt wĂŒrde. Aber Geld habe ich fĂŒr meinen Gesang bisher noch nie erhalten, nur Geld ausgegeben dafĂŒr ...
Bei 'uns' im Chor engagieren sich auch sehr viele sehr, habe ich zumindest den Eindruck. Und nein, das ist nicht Jedermanns Sache, meine vielleicht auch nicht.

In was fĂŒr einem Chor @Tonja singt, wĂŒrde mich aber jetzt auch interessieren.

Deine Sopranistin könnte nach dieser Definition also sehr wohl ein Vollprofi sein.
Die Sopranistin, die ich letztens ghört habe, ist nach deiner Definition ein Vollprofi. Gesangsstudium und sogar Preis(e) gewonnen, dann fest im Opernensemble. Und jetzt vermutlich nicht mehr als bezahlte SĂ€ngerin tĂ€tig, obwohl im besten SĂ€ngeralter, aber ich weiß das nicht, kann nur mutmaßen.
 
Dann also hier ein Portrait "meines" Chores:

-Ja, ist ein Kirchenchor (als Verein organisiert), offen fĂŒr alle die gerne singen
-Auftritte im Gottesdienst: an Weihnachten, Ostern und/oder Pfingsten plus noch ca. 1 zusÀtzlicher GD pro Jahr (d.h. ca. 4 GD pro Jahr); Konzerte: alle 2 Jahre ein grosses Konzert, d.h. mit grossem Orchester bestehend ausschliesslich aus Profi-Instrumentalisten, die Jahre dazwischen ein kleineres Konzert z.B. nur mit Pianist oder Organist oder kleinerem Instrumentalensemble (auch hier nur Profi-Instrumentalisten). Bei allen Konzerten: professionelle Vokalsolisten, dito bei grösseren Werken an Weihnachten und Ostern
-offizieller Mitgliederbeitrag der SĂ€nger: CHF 30.-/Jahr, dafĂŒr kriegen man:
Noten (mĂŒssen wir nicht selber kaufen, geht alles auf Kosten des Chores), die Mitglieder bekommen Gratis-Stimmbildung durch eine externe GL an Singworkshops und in Kleingruppen, dann gibt es noch ab und zu sogenannte Chorkaffees nach den Proben mit Gratisessen und GetrĂ€nken
-Chorleiter: professioneller Kirchenmusiker: Organist und Pianist und Chorleiterausbildung
-Literatur: rein geistlich, aber das stört mich nicht, da erstens meine SolostĂŒcke zum ganz grossen Teil nicht geistlich sind und zweitens unser CL sehr oft musikalische Trouvaillen ausgrĂ€bt und zudem ein gutes HĂ€ndchen dafĂŒr hat, was der Chor gut bewĂ€ltigen kann
-ĂŒben zu Hause: darf man natĂŒrlich immer ist aber nicht Pflicht, das Tempo ist so ausgerichtet, dass Proben dafĂŒr reichen (Tempo ist trotzdem relativ schnell, da viele Leute im Chor auch noch ein Instrument spielen oder sonst an klassischer Musik interessiert sind); fĂŒr mich ist das mit ein grosser Pluspunkt, nicht weil ich grundsĂ€tzlich nicht fĂŒr den Chor zuhause ĂŒben möchte, aber ich habe neben meiner tĂ€glichen SoloĂŒberei schlicht keine Zeit mehr; bevor ich mit GU begann, habe ich aber relativ oft die Chorsachen zuhause geĂŒbt
-mitwirken der Chormitglieder im Verein (im Vorstand oder beim "Kaffee-Team") wird natĂŒrlich gern gesehen, ist aber vollkommen freiwillig und es gibt Mitglieder die schon jahrelang mitsingen, daneben aber noch nie Vereinsarbeit geleistet haben und niemand ist ihnen deswegen böse
 
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Hm, irgendwie hatte ich heute keinen so guten Tag, Gesangsunterricht lief schon nicht so, und dann war heute noch Chorprobe, und jetzt ĂŒberlege ich, ob ich nicht doch schon frĂŒher pausiere, nĂ€mlich genau jetzt ;)
Heute bin ich zum ersten Mal von einer MitsÀngerin angesprochen worden, dass ich im falschen Tempo gesungen hÀtte.
Ich verstehe zwar nicht wirklich, wie das geht, aber mag schon sein, dass ich ein paar Töne und auch mal einen Einsatz 'versemmelt' hab. Ich saß heute auch irgendwie ganz woanders, als ich sonst so sitze, und hab zugegebenermaßen meine eigenen Stimmgruppen-MitsĂ€ngerinnen heute manchmal schlecht gehört, insbesondere bei manchen Forte-Stellen. Meine Gesangslehrerin meinte irgendwann mal, dass die Ohren irgendwie 'zumachen' könnten, wenn es zu laut wird, vielleicht war das der Fall, vielleicht auch nicht. In meiner 'normalen' Umgebung fĂŒhle ich mich auch wohler, aber diese 'Sitzordnung' hatte sich wohl der Chorleiter ausgedacht.
Der MitsĂ€ngerin kann ich das nicht ankreiden, auch wenn ich diese nicht sonderlich mag, denn der Chorleiter hat uns ausdrĂŒcklich mehrmalig aufgefordert, unseren MitsĂ€ngern/Nachbarn Bescheid zu geben oder anzustubsen, wenn sie falsche Töne singen. Also hat sie alles richtig gemacht, mir das zu sagen, auch wenn sie nicht direkt neben mir saß.
Vielleicht bin ich heute auch einfach mit dem falschen Bein aufgestanden oder hatte einen schlechten Tag.
Aber vielleicht bin ich auch nicht so tief 'drin' in dem StĂŒck, wie vielleicht meine MitsĂ€nger, weil ich es vorher noch nie gesungen habe und nicht extra ĂŒbe. Es ist allerdings nicht mehr lang hin bis zum Konzert mit Orchester und Solisten, welches natĂŒrlich dann auch Eintritt kostet. Der Raum, wo das StĂŒck aufgefĂŒhrt werden soll, ist hier im Umkreis weithin bekannt, ich war dort allerdings noch nie und wĂŒrde ihn auch gerne sehen. Und ich hab den Großteil der Proben mitgeprobt.
Den Chorleiter mag ich dazu nicht ansprechen. Was sollte der mir sagen? Sollte ich ihm vorsingen? Etwa einzeln?
Und ich sitze in der stĂ€rksten Stimmgruppe, die auch stimmlich gut besetzt ist. Fehlen wĂŒrde ich da wohl also nicht.

Nach dem Konzert habe ich mich noch fĂŒr ein bestimmtes "Projekt" schon vor einiger Zeit eingetragen, danach wollte ich dann erst einmal pausieren. Aber vielleicht ist es fĂŒr den Chor besser, wenn ich direkt jetzt schon beginne mit der Pause und das Konzert nicht mitsinge?

Eine Dame aus dem Chor hat heute den weiblichen Solopart des StĂŒckes beim "Durchsingen" ĂŒbernommen, das fand ich richtig klasse. Eigentlich wollte ich nach der Probe zum Chorleiter hingehen und sagen, dass ich das gerne auch mal mit dem Chor in einer Probe singen wĂŒrde. Diesen Solopart hĂ€tte ich nĂ€mlich auswendig gekonnt ;)
Aber nach der Ansage bin ich dann einfach nur nach hause gegangen.
HÀtte ich vielleicht nachfragen sollen, was sie damit meinte? Zu spÀt!
Jetzt bin ich erst einmal frustriert.
 
HÀtte ich vielleicht nachfragen sollen, was sie damit meinte? Zu spÀt!
Ja. Nein. Frag das nÀchste Mal. Vielleicht erinnert sie sich und kann es Dir sagen, wenn nicht, war es nicht so wichtig.
Jetzt bin ich erst einmal frustriert.
Wegen eines Fehlers?! Geh, kumm! Mit so einer geringen Frustrationstoleranz brauchst eigentlich an Solo gar nicht denken. Da gibt es nÀmlich mitunter Neider ;)

Ich denke, ich bin eine sehr sichere und geĂŒbte ChorsĂ€ngerin. Trotzdem habe ich mir gestern so meine Fehler genommen (bin allerdings nicht darauf angesprochen worden; das ist aber auch schon, wenn auch selten, passiert. Dann habe ich einfach nochmal hingehört und entweder hatte die andere recht oder ich, dann hat halt eine anders gesungen...). Das passiert, abends, wenn ich mĂŒde bin und nicht mehr so genau aufpasse. Ist aber nicht tragisch - die Fehler kann man ja verbessern. Wenn es einem gesagt wird. Und es besteht immer noch die Möglichkeit, dass die andere sich vertan hat (ist auch schon vorgekommen, dass mir gesagt wurde, ich singe verkehrt, dabei war es die andere :) )

Wie kann es sein, wenn Du regelmĂ€ĂŸig in die Chorproben gehst, dass Du nicht so tief im StĂŒck bist wie anderen?
 
Wie kann es sein, wenn Du regelmĂ€ĂŸig in die Chorproben gehst, dass Du nicht so tief im StĂŒck bist wie anderen?
Na, der Chor hat das StĂŒck vor lĂ€ngerer Zeit schonmal gesungen, da war ich noch nicht im Chor. Außerdem ist das ein bekanntes StĂŒck, das haben andere vielleicht auch schon in anderen Chören gesungen, viele SĂ€nger sind hier in mehreren Chören, die Ă€hnliches Repertoire auffĂŒhren. Manche ĂŒben vielleicht auch zu hause, ist ja nicht verboten ;)
Und wir sollten viele Passagen auswendig singen, das können viele andere besser als ich. Wenn wir dann tatsĂ€chlich die Noten weglegen sollen, kann es sein, daß ich noch die ersten drei Töne mitsinge, dann aber passe. Wenn ich das StĂŒck durch die Chorproben auswendig lerne, dann ist's gut, wenn nicht, dann brauche ich eben die Noten.
Und nein, ich werde sie das nÀchste Mal nicht fragen. Ich mag sie nicht anschauen, sie hat so ein besonderes Gesicht, wo ich an irgendwelche Comics und Persiflagen denke, manchmal möchte ich dann einfach laut loslachen und das, ohne zu hören, was sie sagt... nein, ich frag garantiert nicht nach ;)

Wenn ich höre, daß ich falsch singe, höre ich auf und versuche wieder hineinzukommen. Aber gestern hab ich gerade in Forte-Passagen eben nicht so viel von meiner Stimmgruppe gehört. Könnte natĂŒrlich sein, dass ich dann da falsch lag. Ich hab schon ĂŒberlegt, ob ich gestern was anderes vorher gemacht habe als sonst, und mir ist eingefallen, dass ich eine Aspirin kurz vorher genommen habe, da mir etwas wehtat. Kann es sein, dass dadurch das Gehör beeintrĂ€chtigt wird?
Die Frau, die zwischen uns beiden saß, die hat gar nichts dazu gesagt, sie war aber auch dabei. Die könnte ich höchstens fragen, insbesondere, wenn ich nĂ€chstes Mal wieder hingehen sollte und sie wieder neben mir sitzt.
Wir saßen aber auch ganz hinten, das heißt, wir wurden von hinten nicht von anderen Stimmgruppenkolleginnen beschallt, und man singt ja meist nach vorne, so daß man von denen, die vor einem sitzen meist weniger hört.

Bei der ChorsĂ€ngerin mit dem Solopart konnte man gestern auch streckenweise deutlich ein Zittern in der Stimme hören. Ist natĂŒrlich nicht ohne, aufeinmal vor dem ganzen Chgor zu singen, wenn man sonst nur mittendrin mitsingt. Sie hat so einen "Bachsopran", also eindeutig eine sehr hohe schlanke Stimme, relativ gerade, und man merkt, dass ihr insbesonders die ganz hohen Töne besonders liegen.
Eine ganz andere Stimme also als ich.
Aber wenn der Chorleiter einem so einen Part zutraut, das heißt doch schon was. Ich bin auch sicher, dass er mir das nicht zutrauen wĂŒrde ... Und vielleicht paßt auch meine Stimme in seinem VerstĂ€ndnis nicht zu dem Part.
Gestern hÀtte ich das tatsÀchlich nicht gut singen können, da ich nicht gut drauf war.

... und jetzt schau ich mir mal an, was meine Gesangslehrerin mir als neues StĂŒck empfohlen hat.
 
Der MitsĂ€ngerin kann ich das nicht ankreiden, auch wenn ich diese nicht sonderlich mag, denn der Chorleiter hat uns ausdrĂŒcklich mehrmalig aufgefordert, unseren MitsĂ€ngern/Nachbarn Bescheid zu geben oder anzustubsen, wenn sie falsche Töne singen.

Finde ganz schlecht, wenn ein CL das macht! Korrekturen sollten ausschliesslich von ihm kommen und nicht von MitsĂ€ngern! Ev. mag es noch angehen, in einem ganz kleinen Vokalensemble, wo sich alle gut kennen, die AtmosphĂ€re freundlich und familiĂ€r ist, alle SĂ€nger etwa gleich stark sind und die StĂ€rken und SchwĂ€chen von einander eh kennen. In einem grösseren Chor, wo man sich weniger kennt, ev. auch nicht mit jedem einzelnen so supergrĂŒn ist, kann eine Aufforderung zur gegenseitigen Kontrolle verheerend sein, die pure Aufforderung zum Zickenkrieg! Und fĂŒr Leute, die in diesem Chor noch nicht so vertraut sind u.U. ganz ekelhaft! In sehr grossen Chören, wo der CL die Übersicht ĂŒber die einzelnen Stimmen ev. nicht mehr so hat, könnten allenfalls die StimmfĂŒhrer Probleme in ihrem Register dem CL melden, damit dieser dann daran arbeiten kann. Aber nie sollten einzelne SĂ€nger direkt angesprochen werden, weder vom CL noch von den MitsĂ€ngern. Das kann ganz schön verunsichern und die so Korrigierten singen darauf hin bestimmt nicht besser, weil sie sich bald gar nichts mehr (zu)trauen. Die Proben sind ja zum lernen da, Fehler sollten also noch passieren dĂŒrfen ohne dass man immer gleich eins aus Dach kriegt!

Den Chorleiter mag ich dazu nicht ansprechen.

Vielleicht solltest du genau das mal tun. Einen guten Moment abwarten und ihn dann auf deine Situation, resp. deine Bedenken in diesem Chor ansprechen. Vielleicht bist du dann ja ĂŒberrascht, was fĂŒr eine viel bessere Meinung er von dir, resp. deinem Gesang hat, als du jetzt annimmst. Und wenn nicht, auch nicht wirklich schlimm, dann weisst du zumindest, dass du diesem Chor keine TrĂ€ne nachweinen musst und etwas neues suchen kannst, das besser passt.

Aber vielleicht ist es fĂŒr den Chor besser, wenn ich direkt jetzt schon beginne mit der Pause und das Konzert nicht mitsinge?

Das hingegen wĂŒrde ich nicht machen. Wenn du jetzt schon lange auf dieses Konzert hin ĂŒbst, wĂŒrde ich das auf jeden Fall noch mitsingen. Und sei es nur, damit du nach dem Konzert mit dem guten GefĂŒhl, einen schönen Schlusspunkt hinter das Ganze gesetzt zu haben, dich vom Chor trennen kannst.
 
Korrekturen sollten ausschliesslich von ihm kommen und nicht von MitsÀngern!
Ja, das finde ich auch besser.
Und zum zweiten finde ich, solche Korrekturen sollten spezifisch sein und möglichst direkt nach der Stelle angebracht werden, als die Fehler passiert sind.
Die Aussage _n a c h_ der Chorprobe, dass ich in einem anderen Tempo gesungen hĂ€tte, ist viel zu unspezifisch und nicht konkret genug, um daraus irgendeine Änderung abzuleiten. An der und der Stelle ein falscher Ton, an dieser Stelle zu frĂŒh eingesetzt, an der Stelle zu spĂ€t abgesprochen, damit kann ich etwas anfangen. Aber so eine allgemeine, pauschale Kritik sollte man sich sparen, wenn man nicht jemand anderen Ă€rgern möchte.
Außerdem gibt es genau einen im Chor, der das Tempo angibt und anzeigt: den Chorleiter!
Und der Chorleiter hat da auch wesentlich mehr Möglichkeiten, das Tempo darzustellen, vorzusingen, etc.

Die Kritikerin gehört halt zu den "Chor-Urgesteinen", singt praktisch schon immer in diesem Chor.
Noch dazu mag kommen, dass sie sonst eigentlich nie ganz hinten saß bzw. stand.
Es macht schon einen Unterschied aus, ob man hinter sich noch andere MitsÀnger der STimmgruppe hört oder eben nicht.

Wenn du jetzt schon lange auf dieses Konzert hin ĂŒbst, wĂŒrde ich das auf jeden Fall noch mitsingen.
Ja, danke. Werde ich vermutlich auch, wenn nicht ganz konkret etwas dazwischen kommen sollte.
Allein auch die Location möchte ich gern einmal sehen, dann möchte ich gern die Sopranistin hören.
Und meinen Chorbeitrag hatte ich dieses Jahr auch schon bezahlt ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber nie sollten einzelne SÀnger direkt angesprochen werden, weder vom CL noch von den MitsÀngern.
Das sehe ich anders. Mich verunsichert es eher, wenn der Chorleiter die Stimmgruppe, in der ich sitze, auf einen Fehler anspricht und ich der Meinung war, ich hÀtte richtig gesungen aber vielleicht nicht mitbekommen habe, dass eine ein paar Personen weiter etwas anderes gesungen hat, weil das zu mir einfach nicht durchgedrungen ist. Ich habe auch schon die neben mir direkt angesprochen, oder bin direkt angesprochen worden. Dann haben wir uns das angeschaut, im Zweifelsfall den Chorleiter gefragt und gut war's. Es ist aber immer die Frage, wie es angesprochen wird. Sachlich sollte es schon sein.
Die Proben sind ja zum lernen da, Fehler sollten also noch passieren dĂŒrfen ohne dass man immer gleich eins aus Dach kriegt!
Das liegt am "wie" :) Es geht wirklich, Fehler sachlich ohne persönlichen Angriff anzusprechen. StimmfĂŒhrer haben wir ĂŒbrigens in keinem der Chöre, in denen ich singe.
Die Aussage _n a c h_ der Chorprobe, dass ich in einem anderen Tempo gesungen hĂ€tte, ist viel zu unspezifisch und nicht konkret genug, um daraus irgendeine Änderung abzuleiten.
Das geht ja wohl gar nicht. Absolut kein Grund, sich von so einer allgemeinen, unkonkreten Kritik frustrieren zu lassen.

Wenn ich in unserer Stimmgruppe (vermeintliche) Fehler wahrnehme, frage ich i.d.R. den Chorleiter, ob er die Stelle mit uns nochmal durchgehen will. Könnte ja immer auch ich diejenige sein, die sich gerade vertut. Wenn ich es nicht war, weiß ich es dann und bleibe halt stur bei meinem Ton/Rhythmus, die anderen ziehen dann schon nach :D
 
Das sehe ich anders.

Darfst du natĂŒrlich gerne ;) Ich bleibe aber bei meiner Meinung:

1. keine Namensnennung durch den CL, es reicht ja wenn er bei seiner Korrektur in die Richtung schaut, wo der Fehler passierte, dann wissen die, die es richtig machten auch, dass sie nicht gemeint waren. FĂŒr mich gibt es da nur eine Ausnahme: wenn die Kritik etwas betrifft, das mit mangelnder Disziplin zu tun hat, wenn z.B. 2 SĂ€nger dauernd schwatzen oder jemand an der Hauptprobe immer noch ein ff singt (weil er die Anweisung des CL nicht notiert hat, an dieser Stelle ein p zu singen). In so einem Fall sollen die Leute ruhig mal direkt angesprochen werden, der Effekt ist dann meist sehr gut :), v.a. wenn der CL ĂŒblicherweise keine einzelnen Namen nennt.

2. keine Korrekturen durch MitsĂ€nger (ausser ev. in dem von mir oben erwĂ€hnten kleinen Vokalensemble) Denn auch wenn die Korrektur sehr freundlich und sachlich kommt, kann sie verunsichern. Bsp: neues StĂŒck und jemand kommt bei einem Einsatz etwas zu frĂŒh; Nachbar beanstandet das sofort; der Korrigierte wird beim nĂ€chsten Mal an dieser Stelle ev. lieber in Kauf nehmen, zu spĂ€t zu kommen, als wieder zu frĂŒh reinzuplatzen! und wenn man bedenkt, dass in vielen Chörendie die Leute Angst haben, man könnte sie mit einem Fehler oder unschönen Ton hören und bei EinsĂ€tzen eh lieber warten, bis die Nachbarn zu singen begonnen haben, ist so was nicht förderlich fĂŒr ein gutes Endresultat.
Ausnahme hier: wenn jemand eine Korrektur vom Nachbar explizit wĂŒnscht; ich bin auch schon von einer "Nebenfrau" angesprochen worden, ich solle bitte sagen, wenn Intonation bei ihr nicht ok oder eine andere die wollte, dass ich allgemein Dinge bei ihr nenne die nicht gut seien; ich mache so was aber sogar in einem solchen Fall Ă€usserst ungern und habe deshalb kaum je was gesagt.


StimmfĂŒhrer haben wir ĂŒbrigens in keinem der Chöre, in denen ich singe.

In unserem auch nicht. Habe das aber in grossen Konzertchören schon gesehen.
 
Darfst du natĂŒrlich gerne ;) Ich bleibe aber bei meiner Meinung:
...

Ich sehe schon, Du hast so Deine Erfahrungen. Klar werde ich auch meiner Nebenfrau nicht gleich beim ersten Mal sagen, dass das verkehrt war. Schon gar nicht, wenn sie zu frĂŒh einsetzt oder in einer Pause (dann rutscht mir vielleicht ein "Wolltest auch mal Solo singen?" oder so mit Lachen raus, das kommentiere ich bei mir aber genauso - es hat noch keine danach zu spĂ€t eingesetzt außer denen, die sowieso notorisch warten.Und ich bekomme das genauso serviert, keine Angst :)). Eine gewisse Zeit, um das StĂŒck ĂŒberhaupt zu verstehen, sollte imho jede/r haben. Nur wenn ein Ton immer wieder verkehrt kommt, spreche ich das irgendwann doch an. Meistens wie oben, manchmal direkt. Das ist immer abhĂ€ngig von der Situation. Mich hat an Deiner Aussage eigentlich nur das "nie" gestört; im Großen und Ganzen sind wir ja d'accord ;)
 
... StimmfĂŒhrer haben wir ĂŒbrigens in keinem der Chöre, in denen ich singe.

Vielleicht keine "offiziell" ernannten StimmfĂŒhrer. Aber auch keine, die sich aufgrund Ihrer Kompetenz mit der Zeit in der Stimmhierarchie einfach als "Leithammel" herausstellen ?
Ich glaube, SOLCHE gibt es wohl in jedem Chor. Meine ich zumindest. In allen Chören, in denen ich bis jetzt gesungen habe, waren die vorhanden.

Und solange der (Umgangs-)Ton paßt, ist es meist auch sinnvoller, daß Kritik an den MitsĂ€ngern von denen, und nicht vom CL kommt, weil das in der Regel direkter, schneller, "heimlicher" geht, als durch den CL. Weil die Stimm-Leithammel auch besser im Auge haben, welche Problemstellen es gerade in ihrer Stimme gibt, und spezifisch darauf achten. Da gehtÂŽs auch nicht IMMER um rein "Musikalisches". Oft sind auch Text-Unklarheiten Thema, bei denen sich die Stimme intern erst einmal "synchronisieren" muß ...

Thomas
 

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