Chor - Frust und Lust

Kann es denn wirklich eine Einschränkung für jemanden sein, nicht mit voller Kraft, aber dafür "schön" zu singen ?
Es ist höllisch anstrengend. Aber ich glaube, das weißt Du ;)
Ist es nicht eine Herausforderung für jemanden, der glaubt, singen zu können, einen Chorklang zu beeinflussen, zu färben, ohne ihn zu dominieren ?
Doch, schon.
Und ist es nicht dennoch lehrreich für jemanden, der glaubt, (besser als andere) singen zu können, sich in einem Chor in ein Gesamtgefüge einzufügen und dabei auch ein wenig hinter die musikalischen Kulissen zu schauen, und zu lernen, wie mehrstimmige Musik eigentlich "funktioniert" ?
Auf alle Fälle (ist diese Frage nicht eine Suggestiv-Frage? :gruebel:
In jedem normalen Laienchor läuft das anders, da zahlt man seinen (geringen) Chorbeitrag, damit man mitsingen darf.
Nicht in jedem. Im Kirchenchor zahle ich nichts, im Opernchor auch nicht, da bekomme ich sogar noch Freikarten (wenig genug für die Arbeit ;) ) Wenn im Kirchenchor ein Requiem gesungen wird, kann es sogar sein, dass ich eine geringe Aufwandsentschädigung bekomme. Als Chorsängerin wohlgemerkt, nicht als Solistin! Die bekommen natürlich auch etwas.
 
Was mich manchmal tatsächlich auch so im Chor irritiert, ist, dass ich da anscheinend anders singen muss als beim Gesangsunterricht. Im Gesangsunterricht bei mir ist es praktisch 'verboten', die Töne einfach so zu greifen, sondern alles soll schön legato verbunden werden, in hohe Töne soll ich von unten hineinkommen. Lieber etwas zu tief singen, als den Ton direkt zu greifen. Im Chor betont der Chorleiter immer wieder, dass wir die Töne direkt 'greifen' sollen und keinesfalls von unten in den Ton hineingleiten sollen. Vibrato ist natürlich in dem Chor gänzlich unerwünscht, bei meiner Gesangslehrerin erwünscht. Beim Chor steht das Textverständnis im Vordergrund, meine Gesangslehrerin legt mehr Wert auf die Töne, die Deutlichkeit der Sprache ist eher im Hintergrund. Beim Gesangsunterricht ist die Lautstärke nie ein Problem, im Chor immer wieder.

Nach meiner Erfahrung, dass heisst so wie ich es in meiner (Solo-)Gesangsausbildung lerne, gibt es diese Unterschiede teils teils:

legato/nonlegato: da muss man natürlich beides können, sowohl im Chor wie solistisch, nur ist ein solistisch wirklich perfektes legato bereits ziemlich hohe Sangeskunst und es muss deshalb viel Arbeit drauf verwendet werden

hohe Töne von unten ansingen, falls damit ein "einschleichen" von unten her gemeint ist: das ist doch auch beim solistischen Singen sehr oft verpönt, kann sicher als Stilmittel mal gemacht werden, aber sehr oft sollten die Töne auch hier grad auf der richtigen Höhe angesetzt werden! dieser Ansatz muss aber natürlich weich sein, also nicht die hohen Töne hart reindrücken!

Vibratoverbot im Chor: das ist ein Problem und auch für mich ein absoluter Grund in einem solchen Chor aufs mitmachen zu verzichten!

gute Textverständlichkeit: das brauchst du solistisch spätestens dann wenn du Lied singst ganz dringend! so gesehen ist da der Chor die beste Schule!

Lautstärke: ja, ist ein Problem! natürlich kannst du als ausgebildete Stimme im Laienchor versuchen, immer eine Dynamikstufe leiser zu singen, als der CL fordert; spätestens bei einem p oder pp wird man dich aber trotzdem heraushören, weil ein gestütztes p gesungen von einer Stimme die mit voller Resonanzausnützung singt schlicht ganz anders trägt!

Aber ich habe schon von anderen gehört, dass sie mit Gesangsunterricht nicht mehr gut in einen Chor passen und deshalb im Chor aufhören.

Ist sehr oft der Fall, hängt aber von diversen Punkten ab:
-der Stimme selber: leichte Stimmen lassen sich prinzipiell besser integrieren als schwere
-vom durchschnittlichen Ausbildungsstand der anderen Chorsänger: wenn alle mit mehr oder weniger solistischer Resonanz singen, klappt es gut, nur ist das, bei uns zumindest, praktisch nur bei den Profi-Ensembles der Fall, auch in sogenannt ambitionierten Laienensembles die GU von den Sängern verlangen, sind nach meinen Erfahrungen nur wenige Stimmen drin, die auch wirklich solistische Qualitäten hätten
-der Chorgrösse: je grösser der Chor bzw. das Register, umso besser lässt sich eine ausgebildete Stimme drin integrieren (verstecken ;))
-der CL: seine Toleranz gegenüber hervortretenden Stimmen ist letztendlich der matchentscheidende Punkt


Und ist es nicht dennoch lehrreich für jemanden, der glaubt, (besser als andere) singen zu können, sich in einem Chor in ein Gesamtgefüge einzufügen und dabei auch ein wenig hinter die musikalischen Kulissen zu schauen, und zu lernen, wie mehrstimmige Musik eigentlich "funktioniert" ?

Ich glaube da verkennst du das Problem ziemlich! Es geht nicht darum, dass man das Gefühl hat, zu gut zu sein, obwohl es solche Leute wohl auch geben mag (aber über die muss man ja keine Worte verschwenden). Viele der ausgebildeten Stimmen die ich kenne, würde sehr gerne in einem Chor mitmachen, treffen dort aber einfach auf grosse Probleme, müssten sich stimmlich so verbiegen, dass es irgendwann keinen Spass mehr macht.

Ich selber war gerade kürzlich in einem renommierten Laien-Kammerchor in einer Schnupperprobe (plus Einzelvorsingen) für ein Projekt das mich sehr interessiert hätte. Der CL sagte mir danach auf den Kopf zu, ich hätte zwar eine schöne Stimme (irgendwas nettes musste er sich wohl noch aus den Fingern saugen :D), sei aber für ihren Chor im Prinzip zu weit ausgebildet (und das obwohl laut deren Website Einzel-GU von den Sängern erwartet wird). Ich hätte zwar mitmachen können, aber nur unter der Voraussetzung, dass sich meine Stimme dann in den von ihm geforderten sehr sehr leichten Klang integrieren lässt. Und er wollte, dass ich mit weniger Vibrato singe. Mein Vibrato ist mittlerweile (zum Glück) deutlich vorhanden, aber sicher nicht ausufernd. "Weniger Vibrato" hätte deshalb bedeutet "ohne Vibrato". Ist natürlich das gute Recht des CL, die Bedingungen so festzulegen. Aber als ich unter diesen Umständen dankend auf eine Teilnahme verzichtete, hat er dann doch ein bisschen dumm aus der Wäsche geguckt. Er war sich vermutlich nicht gewohnt, dass jemand aus freien Stücken nicht bei ihnen mitmachen wollte. Eine gewisse Arroganz lag also eher beim CL denn bei mir!

In meinem Stammchor (ein Laienchor offen für alle) gibt es das Problem zum Glück nicht! Unser CL ist sehr tolerant. Neben mir singt dort seit ca. 2 Jahren auch meine Ex-GL mit: Konzertdiplom mit Auszeichnung und eine der besten Sopranistinnen die ich überhaupt kenne (sie ist gut solistisch gebucht, will aber bei uns ausschliesslich im Chor singen, weil sie Freude am gemeinschaftlichen Singen mit Laien hat). Sie kann übrigens ein butterweiches pp über ihre gesamte Range singen, aber sie ist ein sehr schwerer Sopran und natürlich hört man sie heraus! Und mich halt auch! Aber unser CL ist froh wenn wir mit solistischer Singenergie die andern Soprane (unter denen es durchaus auch gute Stimmen gibt, aber halt kaum ausgebildet) etwas mitziehen und für eine volle und runde Höhe sorgen. Unser Chor bekommt dann auch immer wieder explizit Lob für den schönen Sopranklang, sowohl vom Publikum, wie auch von begleitenden Profi-Instrumentalisten und externen Vokalsolisten. Mit etwas beidseitigem Verständnis scheint es also durchaus funktionieren zu können!
 
Viele der ausgebildeten Stimmen die ich kenne, würde sehr gerne in einem Chor mitmachen, treffen dort aber einfach auf grosse Probleme, müssten sich stimmlich so verbiegen, dass es irgendwann keinen Spass mehr macht.
Ja, wenn man das als "verbiegen" betrachtet, und nicht als ein der Musik dienliches, gefühlvolles sich einfügen, dann ist das in der Tat ein Problem. Zugegeben.

In meinen Augen ist ein hervorragender Sänger der, der sich auf alle musikalischen Umstände gut einstellen kann, der seine Stimme im Griff hat und sie dementsprechend (verschieden) gestalten kann. Alles zu seiner Zeit.

Thomas
 
gute Textverständlichkeit: das brauchst du solistisch spätestens dann wenn du Lied singst ganz dringend! so gesehen ist da der Chor die beste Schule!
Die braucht man doch immer. Auch die Kirchenmusiker haben immer so die Idee, dass man die Messen verstehen soll, auch wenn es Latein ist und der Text noch so bekannt :D Und Opern ohne verständlichen Text finde ich oberöde.
Viele der ausgebildeten Stimmen die ich kenne, würde sehr gerne in einem Chor mitmachen, treffen dort aber einfach auf grosse Probleme, müssten sich stimmlich so verbiegen, dass es irgendwann keinen Spass mehr macht.
Ich verstehe das nicht. Vielleicht habe ich einfach keine "solistische" Stimme (was ist das eigentlich?!), trotz Ausbildung, aber ich hatte noch nie in irgend einem Chor das Problem, mich verbiegen zu müssen. Höchstens vielleicht ein bisschen anpassen. Und in meinem Stammchor ist es üblich, dass auch "eingekaufte" Solistinnen bei den Chorpassagen im Chor mitsingen. Da stört sich niemand dran.
 
Die braucht man doch immer. Auch die Kirchenmusiker haben immer so die Idee, dass man die Messen verstehen soll, auch wenn es Latein ist und der Text noch so bekannt :D Und Opern ohne verständlichen Text finde ich oberöde.

Im Prinzip hast du natürlich recht. Nur, bei Opernarien und v.a. beim Sopran wenn es in die Höhe geht, dann wird es halt schwierig mit guter Textverständlichkeit und schönem Klang. Und dann wird oft die Verständlichkeit etwas dem Klang geopfert! Dafür gibt's dann die Untertitel, und das z.T. ja auch bei deutschsprachigen Opern, die wissen schon warum sie das machen! ;)

Bei Lied aber ist es sicher ein No-go wenn man den Text nicht versteht. Ist hier auch einfacher, da Lied oft sehr mittellagig. Und das Lied lebt doch deutlich mehr vom Text als die Opernarie! Die Liedtexte sind zudem oft sehr schön, da vertonte Gedichte. War vor 14 Tagen in einem Liederabend, eine Mezzosopranistin mit sehr schöner Stimme und enormem Volumen, aber Textverständlichkeit war nicht 100% leider. Das Meiste hat man zwar schon verstanden, aber zwischendurch einzelne Wörter immer wieder nicht, so dass der Zusammenhang nicht mehr da war. Man hatte den Text im Programmheft und konnte nachlesen, hat mich aber trotzdem gestört.

Ich verstehe das nicht. Vielleicht habe ich einfach keine "solistische" Stimme (was ist das eigentlich?!), trotz Ausbildung, aber ich hatte noch nie in irgend einem Chor das Problem, mich verbiegen zu müssen.

Was eine "solistische" Stimme ist, ist natürlich erst mal Definitionssache, klar. Für mich ist der Standard hier ganz eindeutig die Stimme/das Singvermögen eines (guten!) Vollprofis. Das heisst natürlich nicht, dass man erst dann solistisch auftreten darf, wenn man dieses Niveau erreicht hat :) dann dürften wohl die wenigsten von uns Laien, ich z.B. auch nicht :D.

Bzgl. Chor/Vokalensemble habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass, je näher man an dieses (nach meiner Definition) "solistische" Niveau kommt, umso schwieriger wird grundsätzlich die Chorkompatibilität. Bei vielen Laien mit z.T. auch langjährigem GU ist es aber so (ich kenne jedenfalls viele solche), dass sie recht weit von diesem Profisolo-Niveau entfernt sind und entsprechend wenig fallen sie im Laien-Chor störend auf. War z.B. bei mir so nach den ersten 4 Jahren GU. Natürlich hatte sich meine Stimme durch den GU damals in diversen Punkten verbessert, sie war runder geworden, ich hatte an Höhe dazu gewonnen etc. Aber sie war trotzdem noch meilenweit vom Niveau des guten Berufssängers entfernt! Damals habe ich dafür noch gut auch in kleine Laienvokalensembles gepasst.

Dass es diese Unterschiede zwischen Profi- und Laiensolist gibt ist übrigens logisch. Wer Profi wird, verfügt über eine Begabung die weit über dem Durchschnitt liegt und arbeitet zudem i.d.R. tausendmal intensiver an seiner Stimme als es ein Laie tut, der neben dem Singen im Chor oder Vokalensemble noch GU nimmt.

Bei mir war dann so, dass sich mit dem Lehrerwechsel die Arbeit an der Stimme (leider nicht auch gleichzeitig das Talent :rolleyes:) exponentiell erhöht hat: von früherem ab und zu ein bisschen üben auf zuerst 1h tgl., mittlerweile ist es oft 1.5-2h pro Tag und an den Wochenenden noch deutlich mehr. Zudem vermehrt solistische Proben mit Mitmusikern und solistische Auftritte. Trotzdem habe ich nicht das Niveau eines (guten) Profis und werde es auch kaum jemals erreichen leider, aber ich bin durch dieses intensive Arbeiten gesanglich wohl weiter als diverse meiner Bekannten und Freunde die ebenfalls als Laien GU nehmen, das Singen aber nicht so intensiv betreiben. Nachteil: ich passe nicht mehr in gewisse Chöre und Vokalensembles, aber alles kann man halt nicht haben! Und dass es trotzdem Möglichkeiten zum Chorsingen gibt, zeigt, dass ich nach wie vor in meinem Stammchor singe (wo eben sogar meine Ex-GL dabei ist) und wo der CL glaub noch nicht wirklich ernsthaft über einen Rausschmiss von uns beiden nachgedacht hat :D
 
Nur zur Ergänzung: Die wenigsten Topp-Chöre sind echte Profichöre (eigentlich nur die Radiochöre und die Opernchöre), die mit dem Chorsingen wirklich hauptberuflich Geld verdienen. Wesentlich häufiger sind es "Semi-Profis", d.h. hervorragende ausgebildete Stimmen, je nach Qualität darunter ein unterschiedlich großer Teil studierter Musiker (Gesangslehrer, Schulmusiker, Musikstudenten etc.). Die kriegen sich mit ihren Konzerten im Idealfall soweit finanziert, dass sie für ihren Topp-Chorleiter, Orchester-/Klavierbegleitung, Externe Solisten, Noten, Probenraum und Konzertreisen nicht zu bezahlen brauchen, aber letztlich ist es für sie auch Hobby.
Das ist interessant.
Also in dem Kirchenchor, wo ich mitsinge, ist der Chorleiter auch sehr engagiert.
Für's Konzert werden externe Solisten - vermutlich Profis - und Instrumentalmusiker für ein Orchester engagiert.
Der Probenraum ist kirchlich, da muss der Chor vermutlich nichts für bezahlen, und der Chorleiter wird wohl auch von der Kirche bezahlt, vermute ich zumindest. Noten kaufen wir in der Regel selber, aber es gibt auch wohl ein paar Chornoten. Bei den Konzerten wird dann auch Eintrittsgeld genommen. Keine Ahnung, ob da was übrig bleibt, oder ob Orchester und Solisten nicht eher noch durch die Chorbeiträge mitfinanziert werden müssen.
Auf jeden Fall ist die (Geld-)Mittelbeschaffung im Chor sehr oft ein großes Thema, wo sich viele Leute Gedanken machen, wie man mehr Geld für den Chor bekommen könnte.
Klar, und wenn man Eintritt verlangt, dann sollte man auch etwas entsprechendes bieten, das leuchtet mir auch ein.

Aber irgendwie sind das alles viele Zwänge und Bedingungen, und die stehen meinem "einfach-nur-Spaß-haben" entgegen. So recht weiß ich selbst nicht, wie ich zum Mitsingen in diesem Chor gekommen bin. Das schien der einzig passende dort zu sein, denn Kind oder Jugendliche bin ich nicht mehr, und dann hab ich da "hereingeschnuppert", dann das Konzert mitgesungen, wenn ich schon die ganze Zeit mitgeprobt hatte, und dann hab ich wohl verpaßt, dass ich nur bei dem "Projekt" dieses einen Konzertes dabei war, und aus lauter Lust zum Singen weiter zu den Proben gegangen ...
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Für mich ist der Standard hier ganz eindeutig die Stimme/das Singvermögen eines (guten!) Vollprofis.
Das finde ich jetzt schon ein wenig heftig.
Für mich ist eine solistische Stimme einfach nur eine Stimme, mit der man auch solo singen kann bzw. könnte.
Wie ich schon geschrieben habe, habe ich letztens ein Konzert einer Sopranistin gehört, die wohl mal fest an einer Oper gesungen hat, im Moment aber dem Anschein nach nicht mehr fest an einer Oper singt, sondern irgend etwas anderes macht. Sie hat für das Konzert auch keinen Eintritt genommen, aber dafür wirklich sehr gut gesungen.
Wäre die jetzt 'Vollprofi'? Oder doch nicht? Denn vermutlich verdient sie zur Zeit ihr Geld mit etwas anderem als Singen.
 
Das finde ich jetzt schon ein wenig heftig.

Wieso denn? Ich schrieb ja, ist Definitionssache! Kann jeder für sich festlegen wie er möchte!

Und mit "Vollprofi" meine ich nicht jemanden der aktuell seine Brötchen zu 100% mit Singen verdient, sondern jemand, der ein professionelles Gesangsstudium durchlaufen hat: entweder an einer staatlichen MHS oder in einer adäquaten stimmlichen und musikalischen Ausbildung (welche u.U. sogar rein privat organisiert sein könnte). Oder anders gesagt: die Ausbildung nicht nur als Hobby betrieb.

Deine Sopranistin könnte nach dieser Definition also sehr wohl ein Vollprofi sein.

Und dann gibt es noch die "Semiprofis": das sind für mich Leute, die trotz viel Talent das Singen immer nur als Hobby betrieben, aber über eine jahrelange (oder eher jahrzehntelange!) Gesangs-Ausbildung verfügen und stimmlich praktisch nicht mehr von den Profis zu unterscheiden sind (und neben ihrem Brotberuf oft auch recht gut Geld verdienen können mit dem Gesang), ev. aber musikalisch im Vergleich zum Profi etwas weniger drauf haben, da in einer professionellen Gesangsausbildung ja noch so viel mehr enthalten ist, als nur reine Gesangstechnik! Als Standard würde ich die aber nicht nehmen, da es hier vermutlich generell stärkere Ausbildungs- und Qualitäts-Schwankungen gibt als bei den Vollprofis.
Und daneben gibt es natürlich auch Leute mit voll professioneller Ausbildung, die ich nie als Standard setzen würde (deshalb schrieb ich auch "gute Vollprofis").
 
"Echte" Solisten, die in einem klassischen Chorwerk die Soloparts singen, sind tatsächlich normalerweise studiert oder zumindest studierend, ganz ausnahmsweise hat man auch mal sehr sehr gute Amateure (oder verdammt mutige). Ein abendfüllendes klassisches Soloprogramm kenne ich ebenfalls nur von Profis, und auch die nehmen selten festen Eintritt sodern sind froh, wenn sie den "Konzertsaal" gratis kriegen (von der Kirche, Musikschule, Dorfgemeinde), keine Gema zahlen müssen und das Geld im Körbchen von den 30 Zuhörern dann halbwegs Reingewinn ist. Im Popbereich (darunter subsumiere ich jetzt mal alles modernere) sieht das natürlich ganz anders aus, im Sonntagsgottesdienst beim netten kleinen Kirchenchor oder bei der Hochzeit auf dem Dorfe auch, genauso, wenn die Musikschule Konzertabend macht. In diesem Bereich kenne ich viele gute Laiensolisten, ob die alle eine "solistische Stimme" oder einfach nur eine gute Ausbildung haben, wage ich aber nicht zu beurteilen. Macht auch nicht wirklich den Unterschied, hauptsache, das Ergebnis gefällt dem Publikum!

bzgl. vom Chor verlangtes Engagement: Ein klassischer semi-professioneller Chor ist der Maulbronner Kammerchor. Qualität schon ein bisschen besser... Auf dem Niveau wird vom Sänger in erster Linie verlangt, dass er verdammt gut singen kann und zuverlässig ist, um Orga und Finanzierung kümmern sich hauptamtliche Kräfte und/oder ein Förderverein.
Ansonsten kenne ich genau eine Kategorie Chor, in der sich die Sänger nicht um die Finanzierung (sei es durch massive Mitgliedsbeiträge oder irgendwelche Festchen) oder irgendwelche Kleidungsregeln kümmern müssen: Der Kirchenchor, der mehrfach im Jahr im Gottesdienst singt. Das gilt als "Dienst" an der Gemeinde, die den Chorleiter und bei Bedarf auch einen Orgelbegleiter finanziert (so was ist Tonjas Chor vermutlich). Da ist dann aber nichts mit großem Publikum, Orchester, Solisten oder Konzertkritik in der Tageszeitung, es sei denn, die Chormitglieder kümmern sich darum. Da gibt es durchaus gute Chorleiter, gute Chöre, gute Sänger und verdammt viel Freude am Singen, aber das Program ist selten bekannt (obwohl oft wirklich schön!).
Alternativ sucht man sich ein großes Chorprojekt (gerade Mode: Das Oratorium zum Lutherjahr) oder eine Chorwoche (Europa Cantat, AMJ etc.), da zahlt man dann aber kräftig für die Teilnahme, falls sich nicht gerade ein Sponsor findet. Ist aber natürlich auch toll, denn so etwas macht man im kleinen Heimatchor selten.

Muss man eben wissen, was einem wichtig ist, für mich wäre zum Beispiel ein rein geistliches Programm (so gern ich das auch mag) letztlich zu einseitig. Mit Leuten zu singen, die keinerlei musiklische Ausbildung haben, ist mir heute auch zu frustierend, ich genieße ein hohes Probentempo und arbeite auch gerne zu Hause. Für 2 oder 3 Chöre habe ich keine Zeit, also ist meine jetziger Chor ein Kompromiss, aber dass der so läuft, bedarf nach wie vor richtig viel Engagement von allen Mitgliedern. Das ist definitiv nicht jedermanns Sache, muss es aber auch nicht, oder?
 
@cala , wohnst Du in einer größeren Stadt? Das Anspruchsdenken, dass ich aus Deinem ersten Absatz herauslese, ist schon kräftig. Ich kenne durchaus sehr fähige LaiensolistInnen hier. Natürlich mit GU, und der oft schon Jahrzehnte andauernd, wie Tonja geschrieben hat. Aber durchaus nicht als Profi, sondern im Neben"beruf". Ja, bei Konzerten werden gerne Profis engagiert, zumindest für die Hauptrollen/Hauptparts. Weil es ja die Namen braucht :rolleyes: Aber auch da dürfen Laien, für kleinere Sachen... Und die machen sich durchaus auch selber oft einen Namen; ich war schon in Konzerten, die mit Laien auch bei den Soli besetzt waren. Klar nicht im Gasteig, aber von der Qualität her auch nicht wirklich schlechter (Meinung eines Konzertbesuchers, die ich abgelauscht habe!)

Da ist dann aber nichts mit großem Publikum, Orchester, Solisten

Dann geh doch mal Ostern oder Weihnachten in die Kirche ;)

Wir haben in meinem Stammchor eigentlich fast immer Orchester dabei bei klassischen Messen, kein großes natürlich, aber halt das, was es (dringend) braucht. Im Kirchenchor weniger, da haben wir aber auch einen begnadeten Organisten. Aber selbst der dirigiert ganz gern mal ein Orchester. Im Kirchenchor zahle ich keinen Pfennig, genieße wunderbares Orgelspiel und Orchester gibt es zu größeren Anlässen (Weihnachten, Christkönig, Ostern, etc) auch. Ab und an wird ein Konzert aufgeführt, ja, da werden (professionelle) SolistInnen dafür engagiert. Und da gibt es dann auch Kritik. Ankündigungen in der Tageszeitung, was zu welchem Gottesdienst gesungen wird, gibt es aber afaik immer.

Muss man eben wissen, was einem wichtig ist, für mich wäre zum Beispiel ein rein geistliches Programm (so gern ich das auch mag) letztlich zu einseitig.

Dafür geht der Trend zum Zweit- oder Drittchor :)
 
Vom Maulbronner Kammerchor gibt es viel auf Youtube, das kann man sich anhören. Ich finde, die klingen auch schön. Allerdings scheint mein Computer gerade Internetverbindungsprobleme zu haben, ich konnte nur in ein Stück hineinhören, alles andere konnte ich nicht aufrufen.
'Unser' Chor hat jedoch wesentlich mehr Sänger und Sängerinnen, ist ja auch kein Kammerchor, und leider kann ich den Chorklang auch nicht vergleichen, da bei unseren Konzerte Ton- und Videoaufnahmen ständig strengstens verboten sind. Und ich selbst habe den Chorklang ja bisher immer nur aus meiner Stimmgruppe heraus mitbekommen, ich vermute mal, dass es sich dann für den 'normalen' Zuhörer noch ein wenig anders anhört. Aber wie, weiß ich eben aufgrund der fehlenden Aufnahmen nicht.

Ansonsten kenne ich genau eine Kategorie Chor, in der sich die Sänger nicht um die Finanzierung (sei es durch massive Mitgliedsbeiträge oder irgendwelche Festchen) oder irgendwelche Kleidungsregeln kümmern müssen: Der Kirchenchor, der mehrfach im Jahr im Gottesdienst singt. Das gilt als "Dienst" an der Gemeinde, die den Chorleiter und bei Bedarf auch einen Orgelbegleiter finanziert (so was ist Tonjas Chor vermutlich).
Ja, Kirchenchor, der mehrfach im Jahr im Gottesdienst singt, das kommt hin.

Da ist dann aber nichts mit großem Publikum, Orchester, Solisten oder Konzertkritik in der Tageszeitung, es sei denn, die Chormitglieder kümmern sich darum.
Doch, Konzertkritik in der Tageszeitung, um die sich natürlich Chormitglieder kümmern, Orchester und Solisten.

Muss man eben wissen, was einem wichtig ist, für mich wäre zum Beispiel ein rein geistliches Programm (so gern ich das auch mag) letztlich zu einseitig. Mit Leuten zu singen, die keinerlei musiklische Ausbildung haben, ist mir heute auch zu frustierend, ich genieße ein hohes Probentempo und arbeite auch gerne zu Hause. Für 2 oder 3 Chöre habe ich keine Zeit, also ist meine jetziger Chor ein Kompromiss, aber dass der so läuft, bedarf nach wie vor richtig viel Engagement von allen Mitgliedern. Das ist definitiv nicht jedermanns Sache, muss es aber auch nicht, oder?
Ich brauche auch keine rein geistlichen Programme, auch wenn ich zugebe, daß es schöne geistliche Literatur gibt. Und nein, ich probe nicht gern zu hause für den Chor. Das würde ich nur in Ausnahmefällen machen, wenn mir ein Stück wirklich so sehr gut gefällt, wenn es mir tatsächlich wichtig ist, daß ich etwas noch kurz vor der Aufführung lerne, oder wenn ich dafür bezahlt würde. Aber Geld habe ich für meinen Gesang bisher noch nie erhalten, nur Geld ausgegeben dafür ...
Bei 'uns' im Chor engagieren sich auch sehr viele sehr, habe ich zumindest den Eindruck. Und nein, das ist nicht Jedermanns Sache, meine vielleicht auch nicht.

In was für einem Chor @Tonja singt, würde mich aber jetzt auch interessieren.

Deine Sopranistin könnte nach dieser Definition also sehr wohl ein Vollprofi sein.
Die Sopranistin, die ich letztens ghört habe, ist nach deiner Definition ein Vollprofi. Gesangsstudium und sogar Preis(e) gewonnen, dann fest im Opernensemble. Und jetzt vermutlich nicht mehr als bezahlte Sängerin tätig, obwohl im besten Sängeralter, aber ich weiß das nicht, kann nur mutmaßen.
 
Dann also hier ein Portrait "meines" Chores:

-Ja, ist ein Kirchenchor (als Verein organisiert), offen für alle die gerne singen
-Auftritte im Gottesdienst: an Weihnachten, Ostern und/oder Pfingsten plus noch ca. 1 zusätzlicher GD pro Jahr (d.h. ca. 4 GD pro Jahr); Konzerte: alle 2 Jahre ein grosses Konzert, d.h. mit grossem Orchester bestehend ausschliesslich aus Profi-Instrumentalisten, die Jahre dazwischen ein kleineres Konzert z.B. nur mit Pianist oder Organist oder kleinerem Instrumentalensemble (auch hier nur Profi-Instrumentalisten). Bei allen Konzerten: professionelle Vokalsolisten, dito bei grösseren Werken an Weihnachten und Ostern
-offizieller Mitgliederbeitrag der Sänger: CHF 30.-/Jahr, dafür kriegen man:
Noten (müssen wir nicht selber kaufen, geht alles auf Kosten des Chores), die Mitglieder bekommen Gratis-Stimmbildung durch eine externe GL an Singworkshops und in Kleingruppen, dann gibt es noch ab und zu sogenannte Chorkaffees nach den Proben mit Gratisessen und Getränken
-Chorleiter: professioneller Kirchenmusiker: Organist und Pianist und Chorleiterausbildung
-Literatur: rein geistlich, aber das stört mich nicht, da erstens meine Solostücke zum ganz grossen Teil nicht geistlich sind und zweitens unser CL sehr oft musikalische Trouvaillen ausgräbt und zudem ein gutes Händchen dafür hat, was der Chor gut bewältigen kann
-üben zu Hause: darf man natürlich immer ist aber nicht Pflicht, das Tempo ist so ausgerichtet, dass Proben dafür reichen (Tempo ist trotzdem relativ schnell, da viele Leute im Chor auch noch ein Instrument spielen oder sonst an klassischer Musik interessiert sind); für mich ist das mit ein grosser Pluspunkt, nicht weil ich grundsätzlich nicht für den Chor zuhause üben möchte, aber ich habe neben meiner täglichen Soloüberei schlicht keine Zeit mehr; bevor ich mit GU begann, habe ich aber relativ oft die Chorsachen zuhause geübt
-mitwirken der Chormitglieder im Verein (im Vorstand oder beim "Kaffee-Team") wird natürlich gern gesehen, ist aber vollkommen freiwillig und es gibt Mitglieder die schon jahrelang mitsingen, daneben aber noch nie Vereinsarbeit geleistet haben und niemand ist ihnen deswegen böse
 
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Hm, irgendwie hatte ich heute keinen so guten Tag, Gesangsunterricht lief schon nicht so, und dann war heute noch Chorprobe, und jetzt überlege ich, ob ich nicht doch schon früher pausiere, nämlich genau jetzt ;)
Heute bin ich zum ersten Mal von einer Mitsängerin angesprochen worden, dass ich im falschen Tempo gesungen hätte.
Ich verstehe zwar nicht wirklich, wie das geht, aber mag schon sein, dass ich ein paar Töne und auch mal einen Einsatz 'versemmelt' hab. Ich saß heute auch irgendwie ganz woanders, als ich sonst so sitze, und hab zugegebenermaßen meine eigenen Stimmgruppen-Mitsängerinnen heute manchmal schlecht gehört, insbesondere bei manchen Forte-Stellen. Meine Gesangslehrerin meinte irgendwann mal, dass die Ohren irgendwie 'zumachen' könnten, wenn es zu laut wird, vielleicht war das der Fall, vielleicht auch nicht. In meiner 'normalen' Umgebung fühle ich mich auch wohler, aber diese 'Sitzordnung' hatte sich wohl der Chorleiter ausgedacht.
Der Mitsängerin kann ich das nicht ankreiden, auch wenn ich diese nicht sonderlich mag, denn der Chorleiter hat uns ausdrücklich mehrmalig aufgefordert, unseren Mitsängern/Nachbarn Bescheid zu geben oder anzustubsen, wenn sie falsche Töne singen. Also hat sie alles richtig gemacht, mir das zu sagen, auch wenn sie nicht direkt neben mir saß.
Vielleicht bin ich heute auch einfach mit dem falschen Bein aufgestanden oder hatte einen schlechten Tag.
Aber vielleicht bin ich auch nicht so tief 'drin' in dem Stück, wie vielleicht meine Mitsänger, weil ich es vorher noch nie gesungen habe und nicht extra übe. Es ist allerdings nicht mehr lang hin bis zum Konzert mit Orchester und Solisten, welches natürlich dann auch Eintritt kostet. Der Raum, wo das Stück aufgeführt werden soll, ist hier im Umkreis weithin bekannt, ich war dort allerdings noch nie und würde ihn auch gerne sehen. Und ich hab den Großteil der Proben mitgeprobt.
Den Chorleiter mag ich dazu nicht ansprechen. Was sollte der mir sagen? Sollte ich ihm vorsingen? Etwa einzeln?
Und ich sitze in der stärksten Stimmgruppe, die auch stimmlich gut besetzt ist. Fehlen würde ich da wohl also nicht.

Nach dem Konzert habe ich mich noch für ein bestimmtes "Projekt" schon vor einiger Zeit eingetragen, danach wollte ich dann erst einmal pausieren. Aber vielleicht ist es für den Chor besser, wenn ich direkt jetzt schon beginne mit der Pause und das Konzert nicht mitsinge?

Eine Dame aus dem Chor hat heute den weiblichen Solopart des Stückes beim "Durchsingen" übernommen, das fand ich richtig klasse. Eigentlich wollte ich nach der Probe zum Chorleiter hingehen und sagen, dass ich das gerne auch mal mit dem Chor in einer Probe singen würde. Diesen Solopart hätte ich nämlich auswendig gekonnt ;)
Aber nach der Ansage bin ich dann einfach nur nach hause gegangen.
Hätte ich vielleicht nachfragen sollen, was sie damit meinte? Zu spät!
Jetzt bin ich erst einmal frustriert.
 
Hätte ich vielleicht nachfragen sollen, was sie damit meinte? Zu spät!
Ja. Nein. Frag das nächste Mal. Vielleicht erinnert sie sich und kann es Dir sagen, wenn nicht, war es nicht so wichtig.
Jetzt bin ich erst einmal frustriert.
Wegen eines Fehlers?! Geh, kumm! Mit so einer geringen Frustrationstoleranz brauchst eigentlich an Solo gar nicht denken. Da gibt es nämlich mitunter Neider ;)

Ich denke, ich bin eine sehr sichere und geübte Chorsängerin. Trotzdem habe ich mir gestern so meine Fehler genommen (bin allerdings nicht darauf angesprochen worden; das ist aber auch schon, wenn auch selten, passiert. Dann habe ich einfach nochmal hingehört und entweder hatte die andere recht oder ich, dann hat halt eine anders gesungen...). Das passiert, abends, wenn ich müde bin und nicht mehr so genau aufpasse. Ist aber nicht tragisch - die Fehler kann man ja verbessern. Wenn es einem gesagt wird. Und es besteht immer noch die Möglichkeit, dass die andere sich vertan hat (ist auch schon vorgekommen, dass mir gesagt wurde, ich singe verkehrt, dabei war es die andere :) )

Wie kann es sein, wenn Du regelmäßig in die Chorproben gehst, dass Du nicht so tief im Stück bist wie anderen?
 
Wie kann es sein, wenn Du regelmäßig in die Chorproben gehst, dass Du nicht so tief im Stück bist wie anderen?
Na, der Chor hat das Stück vor längerer Zeit schonmal gesungen, da war ich noch nicht im Chor. Außerdem ist das ein bekanntes Stück, das haben andere vielleicht auch schon in anderen Chören gesungen, viele Sänger sind hier in mehreren Chören, die ähnliches Repertoire aufführen. Manche üben vielleicht auch zu hause, ist ja nicht verboten ;)
Und wir sollten viele Passagen auswendig singen, das können viele andere besser als ich. Wenn wir dann tatsächlich die Noten weglegen sollen, kann es sein, daß ich noch die ersten drei Töne mitsinge, dann aber passe. Wenn ich das Stück durch die Chorproben auswendig lerne, dann ist's gut, wenn nicht, dann brauche ich eben die Noten.
Und nein, ich werde sie das nächste Mal nicht fragen. Ich mag sie nicht anschauen, sie hat so ein besonderes Gesicht, wo ich an irgendwelche Comics und Persiflagen denke, manchmal möchte ich dann einfach laut loslachen und das, ohne zu hören, was sie sagt... nein, ich frag garantiert nicht nach ;)

Wenn ich höre, daß ich falsch singe, höre ich auf und versuche wieder hineinzukommen. Aber gestern hab ich gerade in Forte-Passagen eben nicht so viel von meiner Stimmgruppe gehört. Könnte natürlich sein, dass ich dann da falsch lag. Ich hab schon überlegt, ob ich gestern was anderes vorher gemacht habe als sonst, und mir ist eingefallen, dass ich eine Aspirin kurz vorher genommen habe, da mir etwas wehtat. Kann es sein, dass dadurch das Gehör beeinträchtigt wird?
Die Frau, die zwischen uns beiden saß, die hat gar nichts dazu gesagt, sie war aber auch dabei. Die könnte ich höchstens fragen, insbesondere, wenn ich nächstes Mal wieder hingehen sollte und sie wieder neben mir sitzt.
Wir saßen aber auch ganz hinten, das heißt, wir wurden von hinten nicht von anderen Stimmgruppenkolleginnen beschallt, und man singt ja meist nach vorne, so daß man von denen, die vor einem sitzen meist weniger hört.

Bei der Chorsängerin mit dem Solopart konnte man gestern auch streckenweise deutlich ein Zittern in der Stimme hören. Ist natürlich nicht ohne, aufeinmal vor dem ganzen Chgor zu singen, wenn man sonst nur mittendrin mitsingt. Sie hat so einen "Bachsopran", also eindeutig eine sehr hohe schlanke Stimme, relativ gerade, und man merkt, dass ihr insbesonders die ganz hohen Töne besonders liegen.
Eine ganz andere Stimme also als ich.
Aber wenn der Chorleiter einem so einen Part zutraut, das heißt doch schon was. Ich bin auch sicher, dass er mir das nicht zutrauen würde ... Und vielleicht paßt auch meine Stimme in seinem Verständnis nicht zu dem Part.
Gestern hätte ich das tatsächlich nicht gut singen können, da ich nicht gut drauf war.

... und jetzt schau ich mir mal an, was meine Gesangslehrerin mir als neues Stück empfohlen hat.
 
Der Mitsängerin kann ich das nicht ankreiden, auch wenn ich diese nicht sonderlich mag, denn der Chorleiter hat uns ausdrücklich mehrmalig aufgefordert, unseren Mitsängern/Nachbarn Bescheid zu geben oder anzustubsen, wenn sie falsche Töne singen.

Finde ganz schlecht, wenn ein CL das macht! Korrekturen sollten ausschliesslich von ihm kommen und nicht von Mitsängern! Ev. mag es noch angehen, in einem ganz kleinen Vokalensemble, wo sich alle gut kennen, die Atmosphäre freundlich und familiär ist, alle Sänger etwa gleich stark sind und die Stärken und Schwächen von einander eh kennen. In einem grösseren Chor, wo man sich weniger kennt, ev. auch nicht mit jedem einzelnen so supergrün ist, kann eine Aufforderung zur gegenseitigen Kontrolle verheerend sein, die pure Aufforderung zum Zickenkrieg! Und für Leute, die in diesem Chor noch nicht so vertraut sind u.U. ganz ekelhaft! In sehr grossen Chören, wo der CL die Übersicht über die einzelnen Stimmen ev. nicht mehr so hat, könnten allenfalls die Stimmführer Probleme in ihrem Register dem CL melden, damit dieser dann daran arbeiten kann. Aber nie sollten einzelne Sänger direkt angesprochen werden, weder vom CL noch von den Mitsängern. Das kann ganz schön verunsichern und die so Korrigierten singen darauf hin bestimmt nicht besser, weil sie sich bald gar nichts mehr (zu)trauen. Die Proben sind ja zum lernen da, Fehler sollten also noch passieren dürfen ohne dass man immer gleich eins aus Dach kriegt!

Den Chorleiter mag ich dazu nicht ansprechen.

Vielleicht solltest du genau das mal tun. Einen guten Moment abwarten und ihn dann auf deine Situation, resp. deine Bedenken in diesem Chor ansprechen. Vielleicht bist du dann ja überrascht, was für eine viel bessere Meinung er von dir, resp. deinem Gesang hat, als du jetzt annimmst. Und wenn nicht, auch nicht wirklich schlimm, dann weisst du zumindest, dass du diesem Chor keine Träne nachweinen musst und etwas neues suchen kannst, das besser passt.

Aber vielleicht ist es für den Chor besser, wenn ich direkt jetzt schon beginne mit der Pause und das Konzert nicht mitsinge?

Das hingegen würde ich nicht machen. Wenn du jetzt schon lange auf dieses Konzert hin übst, würde ich das auf jeden Fall noch mitsingen. Und sei es nur, damit du nach dem Konzert mit dem guten Gefühl, einen schönen Schlusspunkt hinter das Ganze gesetzt zu haben, dich vom Chor trennen kannst.
 
Korrekturen sollten ausschliesslich von ihm kommen und nicht von Mitsängern!
Ja, das finde ich auch besser.
Und zum zweiten finde ich, solche Korrekturen sollten spezifisch sein und möglichst direkt nach der Stelle angebracht werden, als die Fehler passiert sind.
Die Aussage _n a c h_ der Chorprobe, dass ich in einem anderen Tempo gesungen hätte, ist viel zu unspezifisch und nicht konkret genug, um daraus irgendeine Änderung abzuleiten. An der und der Stelle ein falscher Ton, an dieser Stelle zu früh eingesetzt, an der Stelle zu spät abgesprochen, damit kann ich etwas anfangen. Aber so eine allgemeine, pauschale Kritik sollte man sich sparen, wenn man nicht jemand anderen ärgern möchte.
Außerdem gibt es genau einen im Chor, der das Tempo angibt und anzeigt: den Chorleiter!
Und der Chorleiter hat da auch wesentlich mehr Möglichkeiten, das Tempo darzustellen, vorzusingen, etc.

Die Kritikerin gehört halt zu den "Chor-Urgesteinen", singt praktisch schon immer in diesem Chor.
Noch dazu mag kommen, dass sie sonst eigentlich nie ganz hinten saß bzw. stand.
Es macht schon einen Unterschied aus, ob man hinter sich noch andere Mitsänger der STimmgruppe hört oder eben nicht.

Wenn du jetzt schon lange auf dieses Konzert hin übst, würde ich das auf jeden Fall noch mitsingen.
Ja, danke. Werde ich vermutlich auch, wenn nicht ganz konkret etwas dazwischen kommen sollte.
Allein auch die Location möchte ich gern einmal sehen, dann möchte ich gern die Sopranistin hören.
Und meinen Chorbeitrag hatte ich dieses Jahr auch schon bezahlt ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber nie sollten einzelne Sänger direkt angesprochen werden, weder vom CL noch von den Mitsängern.
Das sehe ich anders. Mich verunsichert es eher, wenn der Chorleiter die Stimmgruppe, in der ich sitze, auf einen Fehler anspricht und ich der Meinung war, ich hätte richtig gesungen aber vielleicht nicht mitbekommen habe, dass eine ein paar Personen weiter etwas anderes gesungen hat, weil das zu mir einfach nicht durchgedrungen ist. Ich habe auch schon die neben mir direkt angesprochen, oder bin direkt angesprochen worden. Dann haben wir uns das angeschaut, im Zweifelsfall den Chorleiter gefragt und gut war's. Es ist aber immer die Frage, wie es angesprochen wird. Sachlich sollte es schon sein.
Die Proben sind ja zum lernen da, Fehler sollten also noch passieren dürfen ohne dass man immer gleich eins aus Dach kriegt!
Das liegt am "wie" :) Es geht wirklich, Fehler sachlich ohne persönlichen Angriff anzusprechen. Stimmführer haben wir übrigens in keinem der Chöre, in denen ich singe.
Die Aussage _n a c h_ der Chorprobe, dass ich in einem anderen Tempo gesungen hätte, ist viel zu unspezifisch und nicht konkret genug, um daraus irgendeine Änderung abzuleiten.
Das geht ja wohl gar nicht. Absolut kein Grund, sich von so einer allgemeinen, unkonkreten Kritik frustrieren zu lassen.

Wenn ich in unserer Stimmgruppe (vermeintliche) Fehler wahrnehme, frage ich i.d.R. den Chorleiter, ob er die Stelle mit uns nochmal durchgehen will. Könnte ja immer auch ich diejenige sein, die sich gerade vertut. Wenn ich es nicht war, weiß ich es dann und bleibe halt stur bei meinem Ton/Rhythmus, die anderen ziehen dann schon nach :D
 
Das sehe ich anders.

Darfst du natürlich gerne ;) Ich bleibe aber bei meiner Meinung:

1. keine Namensnennung durch den CL, es reicht ja wenn er bei seiner Korrektur in die Richtung schaut, wo der Fehler passierte, dann wissen die, die es richtig machten auch, dass sie nicht gemeint waren. Für mich gibt es da nur eine Ausnahme: wenn die Kritik etwas betrifft, das mit mangelnder Disziplin zu tun hat, wenn z.B. 2 Sänger dauernd schwatzen oder jemand an der Hauptprobe immer noch ein ff singt (weil er die Anweisung des CL nicht notiert hat, an dieser Stelle ein p zu singen). In so einem Fall sollen die Leute ruhig mal direkt angesprochen werden, der Effekt ist dann meist sehr gut :), v.a. wenn der CL üblicherweise keine einzelnen Namen nennt.

2. keine Korrekturen durch Mitsänger (ausser ev. in dem von mir oben erwähnten kleinen Vokalensemble) Denn auch wenn die Korrektur sehr freundlich und sachlich kommt, kann sie verunsichern. Bsp: neues Stück und jemand kommt bei einem Einsatz etwas zu früh; Nachbar beanstandet das sofort; der Korrigierte wird beim nächsten Mal an dieser Stelle ev. lieber in Kauf nehmen, zu spät zu kommen, als wieder zu früh reinzuplatzen! und wenn man bedenkt, dass in vielen Chörendie die Leute Angst haben, man könnte sie mit einem Fehler oder unschönen Ton hören und bei Einsätzen eh lieber warten, bis die Nachbarn zu singen begonnen haben, ist so was nicht förderlich für ein gutes Endresultat.
Ausnahme hier: wenn jemand eine Korrektur vom Nachbar explizit wünscht; ich bin auch schon von einer "Nebenfrau" angesprochen worden, ich solle bitte sagen, wenn Intonation bei ihr nicht ok oder eine andere die wollte, dass ich allgemein Dinge bei ihr nenne die nicht gut seien; ich mache so was aber sogar in einem solchen Fall äusserst ungern und habe deshalb kaum je was gesagt.


Stimmführer haben wir übrigens in keinem der Chöre, in denen ich singe.

In unserem auch nicht. Habe das aber in grossen Konzertchören schon gesehen.
 
Darfst du natürlich gerne ;) Ich bleibe aber bei meiner Meinung:
...

Ich sehe schon, Du hast so Deine Erfahrungen. Klar werde ich auch meiner Nebenfrau nicht gleich beim ersten Mal sagen, dass das verkehrt war. Schon gar nicht, wenn sie zu früh einsetzt oder in einer Pause (dann rutscht mir vielleicht ein "Wolltest auch mal Solo singen?" oder so mit Lachen raus, das kommentiere ich bei mir aber genauso - es hat noch keine danach zu spät eingesetzt außer denen, die sowieso notorisch warten.Und ich bekomme das genauso serviert, keine Angst :)). Eine gewisse Zeit, um das Stück überhaupt zu verstehen, sollte imho jede/r haben. Nur wenn ein Ton immer wieder verkehrt kommt, spreche ich das irgendwann doch an. Meistens wie oben, manchmal direkt. Das ist immer abhängig von der Situation. Mich hat an Deiner Aussage eigentlich nur das "nie" gestört; im Großen und Ganzen sind wir ja d'accord ;)
 
... Stimmführer haben wir übrigens in keinem der Chöre, in denen ich singe.

Vielleicht keine "offiziell" ernannten Stimmführer. Aber auch keine, die sich aufgrund Ihrer Kompetenz mit der Zeit in der Stimmhierarchie einfach als "Leithammel" herausstellen ?
Ich glaube, SOLCHE gibt es wohl in jedem Chor. Meine ich zumindest. In allen Chören, in denen ich bis jetzt gesungen habe, waren die vorhanden.

Und solange der (Umgangs-)Ton paßt, ist es meist auch sinnvoller, daß Kritik an den Mitsängern von denen, und nicht vom CL kommt, weil das in der Regel direkter, schneller, "heimlicher" geht, als durch den CL. Weil die Stimm-Leithammel auch besser im Auge haben, welche Problemstellen es gerade in ihrer Stimme gibt, und spezifisch darauf achten. Da geht´s auch nicht IMMER um rein "Musikalisches". Oft sind auch Text-Unklarheiten Thema, bei denen sich die Stimme intern erst einmal "synchronisieren" muß ...

Thomas
 

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