Chromatische Mundharmonika lernen nach Noten

Ich weiß jetzt nicht wonach die Tremoloschwebung bei Tremolomundharmonikas gestimmt werden. Ich habe es jetzt nicht mehr genau im Ohr, werde mir beim nächsten Übungstag die Tremolos mal genauer anhören. Wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe sind die Schwingungen von tiefen und hohen Tönen ziemlich gleich. Tiefe Töne schwingen also nahezu gleichschnell wie hohe Töne. Wird dann wohl nach Cent gestimmt sein.

Eine Tremolomundharmonika würde ich für mich persönlich nur nach XXX-Schwingungen pro Sekunde stimmen lassen.
 
Tremolostimmungen entstehen, wenn zwei Saiten oder zwei Zungen auf denselben Ton gestimmt werden, jedoch nicht 100% auf exakt derselben Höhe sind. Ich demonstriere meinen Schülern dieses Phänomen am liebsten mit einer Akkordzither, die mit doppelten Melodiesaiten ausgestattet ist. Wenn die erste Saite auf den gewünschten Ton gestimmt wurde, zupfe ich beide Saiten gleichzeitig an und ziehe dann die noch nicht gestimmte Saite in den Ton der ersten Saite hinein. Dabei kann man sehr gut hören und auch ertasten (!), wie sich die Schwebung verändert. Je nach dem, wie klein/groß der Unterschied zwischen den beiden Tönen ist, kann es passieren, dass man die Schwankung kaum als solche wahrnimmt und den Ton einfach nur als "voller" empfindet. Wenn dann die Stimmung der Saite weiter verändert wird und der zweite Ton exakt den ersten Ton trifft, hört sich der Ton plötzlich irgendwie "schmal" / "flach" / "dünn" an.

Bei einer Mundharmonika funktioniert das im Prinzip genauso. Der erste Zungensatz wird genau auf die gewünschte Stimmung eingerichtet. Der zweite Zungensatz wird je nach gewünschtem Tremolo mit mehr oder weniger großem Abstand heller oder dunkler gestimmt.

Hast Du Dir das in #16 verlinkte Video über die Suzuki Tremolo-Chromatic angesehen? Ab ca 2:00 min wird demonstriert, wie das Tremolo durch Spieltechnik variiert werden kann. Diese Technik wende ich persönlich bislang nicht an. Aber man lernt ja nie aus ... :)
Meine Hohner Tremolo-Mundharmonikas sind so gestimmt, dass mir das Tremolo bei allen Tönen gleich schnell erscheint. So bin ich das seit zig Jahren gewohnt. Als ich dann die FanfareS von Seydel zum ersten Mal spielte, war ich sehr erstaunt über die großen Unterschiede der verschiedenen Schwebungen. Mal sehen, wann ich Zeit habe, mich damit näher zu befassen.

Du wünscht Dir, das Tremolo bei Bedarf abstellen zu können. Eine für diesen Zweck mit einem Schieber ausgestattete Mundharmonika ist mir noch nicht begegnet.
Mit entsprechender Spieltechnik sollte das aber bei den Tremoloinstrumenten mit doppelter Kanzellenreihe möglich sein. Wenn Du es ausprobieren möchtest, würde ich Dir wegen der Solo-Stimmung die Sailor oder die MountainHarp von Seydel vorschlagen. Die Instrumente kenne ich zwar nicht aus praktischer Erfahrung - (Habe genug andere Mundharmonikas :cool:) - aber Seydel ist eine gute Firma mit gutem Service, wenn mal etwas nicht funktioniert, wie es soll. Auf den verlinkten Webseiten (Instrumentennamen anklicken) kannst Du Dir die Tontabelle zum Instrument ansehen. An der Tontabelle der Sailor ist gut zu erkennen, dass die Zungen zum Blasen und Ziehen separat in nebeneinander liegenden Kanälen angeordnet sind. Dadurch liegen die Töne einer Blasrichtung relativ weit auseinander und sind gut einzeln zu treffen. Das habe ich auf meiner 6-fach-Wender schon ausprobiert. Anders als im Richter-Stimmsystem entstehen oberhalb der Kernoktav keine verdrehten Tonanordnungen. Dadurch hat man in allen Oktavlagen dasselbe Bewegungsmuster beim Spielen der Tonleiter. Eine große Erleichterung für das Einzeltonspiel!
 
Zuletzt bearbeitet:
Klar. die Tremolo hat einen "schön-schwebenen-vollen" Klang, der Spieler hat mehr oder weniger schnelle Erfolge. "-und so richtig falsch spiele ich ja auch nicht, klingt doch oder?-" meinen manche. Das die Schwebungen der Tremolo die Spielfehler (misstöne) gewissermaßen kaschieren, besonders für Anfänger, ist vielen kaum bewusst.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier eine Verwechslung in der Situationsbeschreibung unterlaufen ist.
Meines Erachtens können die Schwebungen der Tremolo-Mundharmonika unmöglich Spielfehler kaschieren. Das Akkordspiel kann das dagegen schon. Und dieses Akkordspiel ist bei mehrstimmigem Ensemblespiel aus bereits ausgeführten Gründen das Problem.

An anderer Stelle schreibst Du:

Ich lege in der Gruppe was die Mundharmonikaspieler betrifft Wert auf das Einzeltonspiel.

Mit dieser Aussage bestärkst Du meinen Eindruck. Dass Du bei der Problemerfassung den Tremoloklang/die Tremolostimmung und das Akkordspiel salopp ausgedrückt in einen Topf wirfst.
Würde nicht auf Tremolo-Mundharmonikas sondern auf Mundharmonikas in Oktavstimmung gespielt, ergäbe sich aus der Akkordspielweise resultierend dasselbe Problem. Ich spiele seit meiner Kindheit die Hohner Comet Wender. Das ist eine zweiseitige Richter-Mundharmonika in Oktavstimmung. Ich liebe dieses Instrument. Aber es ist nicht für jede Melodie brauchbar. Manches macht aber mit ihr besonderen Spaß. Melodien bespielsweise, die zwischendurch von C-Dur nach G-Dur wechseln. Kennst Du das Lied "Lass doch der Jugend ihren Lauf" ? Lasse das mal in Akkordspielweise spielen. Wenn der Musiker gut ist, beginnt er auf der C-Dur-Seite, dreht die Mundharmonika bei "Hübsche Mädel ... " blitzschnell um und spielt vier Takte auf der G-Dur-Seite. Dann muss man wieder blitzschnell zur C-Seite zurück wenden und das Lied fertig spielen. (Das kommt manchen schon fast wie eine Zirkusnummer vor. :)) Dieses Beispiel zeigt, dass es darauf ankommt, das Akkordspiel richtig einzusetzen. Ich denke, dann kann es auch im Ensemble mit positivem Effekt eingesetzt werden.

... Wir haben in der Gruppe einige an Tremolospieler, die Schwebungen machen jedes saubere gut klingende Einzeltonspiel der chromatischen- und Solomundharmonika´s schlicht und ergreifend kaputt.
Ich frage mich, ob das nun wirklich die Tremolo-Schwebungen sind, die da stören oder ob es nicht die durch schlechtes Akkordspiel erzeugten Missklänge sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tremolostimmungen entstehen, wenn ...
Wie Tremoloschwebungen entstehen weiß ich,:) das meinte ich aber nicht.

Meine Hohner Tremolo-Mundharmonikas sind so gestimmt, dass mir das Tremolo bei allen Tönen gleich schnell erscheint. So bin ich das seit zig Jahren gewohnt.
Dann hatte ich die Hohner Tremoloschwebung wohl noch richtig in Erinnerung.


Als ich dann die FanfareS von Seydel zum ersten Mal spielte, war ich sehr erstaunt über die großen Unterschiede der verschiedenen Schwebungen.
Das lässt vermuten das bei diesen Modellen die Schwebung nicht nach Cent gestimmt wird sondern nach XXX-Schwingungen pro Sekunde. So wird das auch bei Akkordeons gehandhabt. Tiefe Töne haben weniger Schwingungen als hohe Töne.

Meiner Lucia habe ich, speziell nach meinen Geschmacksvorgaben, drei verschiedene Tremoloschwebungen verpassen lassen. Ein 2chörig weich-dezent, ein 2chörig hart-schrill, und ein 3chöriges Oberkrainer-Tremolo.


Du wünscht Dir, das Tremolo bei Bedarf abstellen zu können. Eine für diesen Zweck mit einem Schieber ausgestattete Mundharmonika ist mir noch nicht begegnet.

Ich werde bei Seydel danach mal anfragen, die machen vieles möglich.
 
Da ich von Akkordeons keine Ahnung habe, fehlt mir da der Vergleich. Das ist ein interessanter Aspekt. Wieder was gelernt! :great:


Wird eigentlich verstanden, warum Du das Einzeltonspiel verlangst?
Das Tremolo ist meines Erachtens (siehe oben) das falsche Argument.
 
Hallo Lisa2,

Zu Deinem Beitrag #23

Klares Nein, mir ist da keine Verwechslung unterlaufen!
Ich werfe auch nichts in einen Topf!

Du sprichst von Akkordspielproblemen / schlechtes Akkordspiel.

Ich wiederhole mich mal: Ich lege Wert auf Einzeltonspiel.

Da gibt es kein Mundharmonika-Akkordspiel, für Akkorde haben wir andere Instrumente wie:
Akkordmundharmonika & Akkordeon spiele ich selbst, zwei weitere Akkordeons und zwei Gitarren.

Sollte es vorkommen das ich gewollte Mundharmonikaakkorde haben möchte, arrangiere ich es im Stück an den passenden Stellen. Drei Mundharmonikaspieler spielen dann die entsprechenden Töne die zusammen als Akkord klingen.

Beste Grüße
Mecky :)
 
Hallo Mecky
Da fühle ich mich jetzt mißverstanden. Gemeint war folgendes.
Wenn die Tremolo-Mundharmonika-Spieler das von Dir unerwünschte Akkordspiel statt des Einzeltonspiels praktizieren, dann kollidiert das mit den auf andere Weise gespielten Akkorden. Der dabei entstehende Mißklang hat seine Ursache dann im unerwünschten Akkordspiel und nicht im Tremolo.

Wenn Du der Meinung bist, dass der Tremoloklang den klaren Klang der chromatischen Instrumente stört, dann ist das eine separate Geschichte. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.


Viele Grüße
Lisa :)
 
Hallo Mecky
Da fühle ich mich jetzt mißverstanden. Gemeint war folgendes.
Wenn die Tremolo-Mundharmonika-Spieler das von Dir unerwünschte Akkordspiel statt des Einzeltonspiels praktizieren, dann kollidiert das mit den auf andere Weise gespielten Akkorden. Der dabei entstehende Mißklang hat seine Ursache dann im unerwünschten Akkordspiel und nicht im Tremolo.
Lisa2, ich glaube das Du mich nicht richtig verstanden hast.

Auch die (noch) Tremolo-Spieler spielen im Einzeltonspielmodus.
Mißklänge können viele Ursachen haben, die man aber nur nach Ohr- live vor Ort aufspüren kann. Mit Ferndiagnosen wird das kaum funktionieren.


Wenn Du der Meinung bist, dass der Tremoloklang den klaren Klang der chromatischen Instrumente stört, dann ist das eine separate Geschichte. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Ich sage mal, es ist mehr als nur meine Meinung. Und ich würde nicht nur von stören reden ich nenne es zerstören.

Beste Grüße
Mecky :)--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Wird eigentlich verstanden, warum Du das Einzeltonspiel verlangst?
Das Tremolo ist meines Erachtens (siehe oben) das falsche Argument.

Ja weil nach und nach, die kleinen wachsenden Erfolge immer deutlicher zu hören sind.

Aber das Tremolo als Argument fürs Einzeltonspiel?
Das versteh ich jetzt nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei der Diskussion um das Thema Tremolo-Mundharmonika haben wir einander offensichtlich in der ein oder anderen Hinsicht missverstanden.--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Aber das Tremolo als Argument fürs Einzeltonspiel?
Nein, natürlich nicht. Missverständnis.
Wenn Du das Einzeltonspiel forderst, dann doch wohl deshalb, weil sich das Akkordspiel mit den anderen Stimmen "beißt" und nicht weil das Tremolo nicht gut klingt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Lisa2,

Möglicherweise habe ich Deinen Begriff Akkordspiel missverstanden.

Unter Akkordspiel verstehe ich ein durch "Breitmund" erzeugter zusammenklang von drei Tönen die einen Akkord ergeben. In dem Fall stimme ich mit Dir überein. Damit kommt man bekannterweise mit nahezu allen MuHa Modellen, beim Gruppenspiel schnell an Grenzen wo es sich nicht nur "beißt" sondern richtig weh tut.

Was ich meine und warum ich diszipliniertes Einzeltonspiel fordere:

MuHa-Spieler die es nicht diszipliniert machen- mal ja- mal nicht- damit "schludern" erzeugen nicht selten einen Zweitonklang, der von manchen Spielern als "schön klingend" empfunden wird. Egal ob es dabei musikalisch passend / richtig ist oder nicht.

Versehentlich- aus Unachtsamkeit den richtigen Einzelton nicht / nicht immer getroffen, lässt sich korrigieren.

Bei Spieler, die ihre Spielgewohnheiten als Einzelspieler auch im Gruppenspiel nicht ablegen können / wollen, geht das nur über massives Fordern, generell nur im Einzeltonmodus zu spielen.

Leider, wie ich oft feststellen muss, sind die Schmerzgrenzen bei so manchen dehnbar wie ein Gummiband. Und, (jetzt kommt wieder die Tremolo ins spiel), die Tremolo trägt, (nach meinen- sowie auch Erfahrungen anderer) -manches dazu bei. Ich merke- / sehe- / höre- es doch ganz deutlich in meiner Gruppe, Tremolospieler die nun immer öfter auf einer Solo- oder chromatischen spielen, hören sich selbst anders / besser und korrigieren sich selbst viel häufiger / schneller als vorher (sehr selten / wenn überhaupt) mit einer Tremolo.

Zum Tremoloklang:

Wie schon gesagt, wie eine Tremolo zu klingen hat ist Geschmacksache worüber man nicht streiten kann, das möchte ich auch nicht. Ich möchte hiermit mal einfach meine Vorstellung / Anspruch an einen Tremoloklang beschreiben.

Die Schwebung eines Tremoloklanges muss leben / lebendig sein-, sich von Ton zu Ton dezent- ändern.

Die Tremolos die in meiner Gruppe gespielt werden, (Hohner Echo Harp und Kreuzwender) erfüllen dieses nicht, sind Welten davon entfernt.

Mein Klangempfinden dieser Tremolo-Modelle:
Starre- leblose repeatartige Schwebung, die in den tiefen Tonlagen noch leicht verwaschen jedoch in den hohen Tonlagen um so aufdringlicher wird.

Das was Du über die Schwebung der Seydel Fanfare beschrieben hast, lässt eine lebendige Schwebung, wie ich sie mir vorstelle, vermuten. Vielleicht besorge ich mir so ein Teil mal.

Beste Grüße
Mecky
 
Unter Akkordspiel verstehe ich ein durch "Breitmund" erzeugter zusammenklang von drei Tönen die einen Akkord ergeben

DITO !!!

... Schmerzgrenzen bei so manchen dehnbar wie ein Gummiband ...

... oder scheinbar gar nicht vorhanden ... :rolleyes:

Jetzt bin ich wieder einer Meinung mit Dir.

Mir fällt es allerdings schwer, das Tremolo der Mundharmonikas als derart maßgebliche Ursache für die schlechte Tonkontrolle zu sehen.
Dass die Umstellung vom "Zweiklang-Instrument" (Tremolo) auf ein "Einklang-Instrument" zu einer veränderten Wahrnehmung des Gespielten führt, kann ich mir allerdings gut vorstellen, weil die Spieler mit einem völlig neuen Klang konfrontiert werden.

Wie sieht Deine Erfahrung mit Oktav-Instrumenten aus? Die hast Du bislang nie erwähnt. Spielt die in Deinem Orchester niemand? Wenn doch, spielen die grundsätzlich besser als die Spieler von Tremolo-Mundharmonikas? Ich meine, wenn nun doch das Tremolo die Ursache für die schlechte Tonkontrolle ist, dann müssten Spieler der Oktavinstrumente eigentlich sauberer spielen. ???


Deine Ausführungen zum Tremoloklang finde ich sehr interessant!

Gruß
Lisa
 
Oktav-Mundharmonikas haben wir keine, außer den besagten Tremolos nur noch chromatische- und Solomundharmonikas.

Die einzige Oktav- gestimmte ist meine Akkordmundharmonika. Aber das ist ja wiederum eine ganz andere "Baustelle". Für den Fall das es interessiert mache ich ´ne Kurzbeschreibung darüber.

48- vierstimmige Akkorde in Oktavstimmung- (384 Stimmzungen) es klingen also pro Akkord 8 Töne.

Dank logischer Akkordanordnung nach Qintenzirkel kann man auf diesem Instrument ohne lange Einarbeitungszeit, (je nach Hintergrundwissen) nahezu sofort anständige Begleitakkorde liefern. Und das macht, (jedenfalls mir) richtig Spaß.;)

Ich hätte vorher auch nicht gedacht das ich mit dem Teil akustisch gegen die Gruppe ankomme. Ich war dann doch erstaunt darüber, wie wunderbar die durchdringt-, sich abhebt und selbst bei kleinster Besetzung nicht "aufdringlich" wirkt. Und Optisch ist dieses Teil für das Publikum ein interessanter "Hingucker"
 
Diese "Hingucker" hab ich mir auch schon ein paar Mal auf Videos angesehen/angehört. Finde ich echt spannend. War mir aber bislang immer zu kostspielig.

Mein Oktavinstrument ist die bereits erwähnte Hohner-Comet-Wender.



Um den Bogen zum Mundharmonikaspiel nach Noten zurück zu schlagen, fasse ich mal folgende Überlegungen zusammen:

Die Fähigkeit, den gespielten Ton hinsichtlich der korrekten Tonhöhe zu kontrollieren hängt von verschiedenen Fähigkeiten ab. Grundlage ist die Fähigkeit, zwei Töne zu vergleichen. Die Frage ist, wo kommt der Vergleichston her? Im Chor habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du mit Deinem Ensemble: so manche/r Sänger/in orientiert sich auf seinem Notenblatt hauptsächlich am Text und tonal am Gesang der Nachbarn. Aus den Noten lesen sie höchstens heraus, ob es rauf oder runter geht. Sobald die führenden Nachbarstimmen ausfallen und somit der "Leithammel" fehlt, sind sie aufgeschmissen, da ihre Tonkontrolle von einem sie ständig stützenden Vergleichston abhängt, der von außen kommt. Bei einem sicheren Sänger/Musiker kommt der Vergleichston dagegen von innen. Das bedeutet, dass er eine klare Tonvorstellung hat. Wenn dann noch zusätzlich harmonischer Zusammenklang und Differenzierung des Ausdrucks erinnert werden, könnte man zusammenfassend von Klangvorstellung sprechen. Das ist bei Mundharmonikaspielern nicht anders.
Mit exakt erinnerten Tonhöhen bzw. Intervallen musiziert man wesentlich sicherer, jedoch nicht zwangsläufig ausdrucksvoller (musikalischer). Die Fähigkeit zum musikalisch ausdrucksvollem Musizieren mag manchen durch ein scheinbar in die Wiege gelegtes Talent besonders leicht fallen, sie kann aber auch genauso gut durch die (unter Umständen unbewusste) Übernahme guter Vorbilder entstanden oder im Unterricht gezielt erworben worden sein. In jedem Fall steht und fällt der musikalische Ausdruck mit der Beherrschung differenzierter Spieltechniken. Auch das ist beim Mundharmonikaspiel im Prinzip nicht anders.

Warum ich diese Überlegung hier noch einmal zusammenfasse?

Zwischendurch klang hier zwischen den Zeilen die Meinung an, dass das Vom-Blatt-Spiel (zwangsläufig ???) zu ausdruckslosem, mechanischen und somit unmusikalischem Musizieren führt. Das kann ich so nicht unwidersprochen stehen lassen. Und auch, dass die Fähigkeit, ausdrucksvoll vom Blatt zu spielen, besonders begabten Menschen vorbehalten ist, passt nicht zu meiner Erfahrung.

Es gab und gibt Naturtalente die ein unglaublich sensibles Gefühl für Tonmelodien haben die gucken sich ein Notenblatt an und bewegen sich darin mit unglaublicher Sicherheit. So, als ob sie die Noten tatsächlich lesen könnten wie ein anderer eine Zeitung liest.

Mit entsprechender Übung kann man in der Tat Noten so lesen, dass man sie gleichzeitig innerlich "hört". Nur so ist es z.B. möglich, eine Melodie ohne instrumentale Unterstützung korrekt vom Blatt zu singen.

Ob das Vom-Blatt-Spiel im Ergebnis musikalisch oder unmusikalisch ist, ist in meinen Augen vorrangig Trainingssache. Meiner Meinung nach kommt es darauf an WIE man Notenlesen lernt und WIE man das Musizieren nach Noten übt. Diese Lernvorgänge gehen zwar in der Regel Hand in Hand. Doch sind es meiner Meinung nach zwei durchaus separat zu betrachtende Dinge. Meine Beobachtung ist, dass das mechanische Abspielen der Noten immer dann entsteht, wenn Noten als Einzelsignale gelesen und die melodischen Zusammenhänge nicht erkannt werden. Wer lernt, einzelne Noten im Zusammenhang zu sehen und aus ihnen z.B. Wege im Tonraum heraus zu lesen, der singt und spielt nicht mehr in Salamitaktik sondern liest die Noten vorausschauend und musiziert (sofern er/sie das Handwerk beherrscht) mit entsprechendem Ausdruck. Das ist nicht nur eine Frage des Talents sondern vor allem der Art und Weise des Notenlesens, die man erworben hat. Wie man das Gelesene dann auf dem Instrument umsetzt / umsetzen kann, ist dann davon abhängig, wie der einzelne das jeweilige Instrument beherrscht und welche Ausdrucksformen das Instrument überhaupt ermöglicht.

Übungen für den Erwerb einer zusammenhängenden Tonvorstellung/Klangvorstellung beginnt man am besten mit ganz einfachen Grundformen. Wie beschreib ich das jetzt, ohne Mißverständnisse zu produzieren? Hmmmm. .....

Also wenn ich die Noten c'' - a' hintereinander lese, "höre" ich im Innern sofort zeitgleich die fallende kleine Terz. Ich weiß nicht, ob ich da c und a "höre", aber ich habe eine genaue Vorstellung vom Abstand dieser zwei Töne, also dem Intervall.
Sehe ich c'' - a' - f', "höre" ich einen Doppelfall aus kleiner und großer Terz.
Sehe ich c' d' e' f' g', "höre" ich einen aufsteigenden Weg von der 1. zur 5. Stufe einer Dur-Leiter.
Da ich kein absolutes Gehör besitze, "höre" ich die Wege im Tonraum in relativer Beziehung zu einem spontan festgelegten Bezugspunkt/Ruheton.
So etwas kann man trainieren und das "innere Ohr" bzw. die Klangvorstellungen verknüpfen sich mit der Zeit mit Spielbewegungen am Instrument. Die Spieltechniken unterscheiden sich zwar von Instrument zu Instrument, das Lernprinzip ist aber grundsätzlich dasselbe.


Ich muß mal wieder los ...

Gruß
Lisa
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß jetzt nicht wonach die Tremoloschwebung bei Tremolomundharmonikas gestimmt werden. Ich habe es jetzt nicht mehr genau im Ohr, werde mir beim nächsten Übungstag die Tremolos mal genauer anhören. Wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe sind die Schwingungen von tiefen und hohen Tönen ziemlich gleich. Tiefe Töne schwingen also nahezu gleichschnell wie hohe Töne. Wird dann wohl nach Cent gestimmt sein.

Eine Tremolomundharmonika würde ich für mich persönlich nur nach XXX-Schwingungen pro Sekunde stimmen lassen.


Hallo Mecky,

es liegt mir völlig fern Musiklehre zu übernehmen und hier zum besten zu geben. Hierfür bietet das Internet eine Fülle an Informationen. Suchmaschine einfach „ Tremolo Mundharmonika ” eingeben und schon kann man Musiklehre ohne Ende studieren.

Mundharmonika ist aber nicht gleich Mundharmonika. Man schaue sich nur die Vielzahl der Instrumente an: Chromatische-, Ensemble- und Orchester-, Knittlinger Oktav-, Miniatur-, Richter Classic- und vor allem Tremolo-Mundharmonika – und das ist nur eine kleine Auswahl.

Ja, gerade die Tremolo übertrifft alle anderen an unglaublicher Vielfalt. Nicht nur am unterschiedlichen Tonaufbau, auch an Größe und Bauart. Vor allem aber an unbeschreiblicher Schönheit. Z.B. Mundharmonikas der renommierten Firmen wie Thie ( Wien ) und Hotz ( Knittlingen ) um 1870. Aber auch von Hohner aus Technik und Verkehr ( Graf Zeppelin AERO BAND u. THE AUTO ) Die unvergleichliche Red Rose oder die Juwel . Edel ist die Trumpet Call von 1912. Die reinen Messingdeckel sind sehr reich profiliert. Der Klang ist vergleichbar mit einer Stradivari. Für Sammler eine pure Kostbarkeit. Erwähnen könnte man noch das Dreigestirn. Hohner Elite, Regina und Comet ( 1939 ). Dagegen bleiben Chromatik Mundharmonika blaß. Allenfalls wäre die Hohner Chromatica IV de Luxe um 1950 oder die Hohner Cordomonika II zu erwähnen.
Bei den Mundharmonikaorchestern wird sehr viel der Hohner Kreuzwender – meist 6fach - . Einzelspieler verwenden meist die Wender Tremolo Hohner Echo Bell.
Daneben gibt es sie noch für verschiedene Musikrichtungen. Man denke da z.B. an die Hohner Wender Tremolo Soloist, oder an die Seydel Hochlandklänge, oder an die Seydel Fanfare, um nur ein paar wenige zu nennen. Bei großen Wettbewerben sieht man vornehmlich Asiaten die gleich ein Dutzend Tremolo in allen Tonarten auf ihren Tischchen ausbauen und damit gleichzeitig selbst anspruchsvolle Klassik ( Zigeunerweisen a la Franz Chmel ) spielen. Bei den Asia Pacific Harmonica Festival spielte der Koreaner Lee Hea Bong mit der Tremolo sogar das Bending. Es geht tatsächlich. Aber das ist eine sehr diffizile Übung. Allerdings lässt sich der Ton bzw. Doppelton nicht so tief nach unten benden wie bei einer Bluesharp. Leider wird in Europa die Tremolo total verkannt und ihre tatsächlichen Möglichkeiten der verschiedensten Spieltechniken total unterschätzt. In der Alpenländischen Volksmusik ist diese manchmal neben einer Steirischen Harmonica zu hören. Die Tremolo ( nach Richter ) liegt der Steirischen Harmonika nahe.

„ Ich weiß jetzt nicht wonach die Tremoloschwebung bei Tremolomundharmonikas gestimmt werden „
Dazu am Ende noch eine kurze Geschichte über die Tremolo. Der Überlieferung nach wurde diese bei Wilhelm Thie in Wien kreiert. Der Fabrikant plante seit langem, eine Mundharmonika mit dem süßen Ton der Geige zu schaffen. Da kam der Zufall zu Hilfe: Während ein Stimmer wegen guter Auftragslage Sonntagsarbeit verrichtete, habe sich Thie bei Reparaturarbeiten in seiner Werkstatt aufgehalten, als er plötzlich aufhorchte. Er hörte einen Ton, wie er ihn stets in seiner Fantasie von seinen Instrumenten zu hören wünschte, einen Ton der die Luft in sanftes Schwingen brachte,wie es die Geige Kapellmeisters Strauß im Stande war. Der Sphärenklang war keine Täuschung,es kam aus dem Raume, in dem der Stimmer saß. Mit Windeseile stürzte Thie zum Stimmer und rief;“Was haben Sie soeben gemacht ?“. Der Arbeiter war zu Tode erschrocken, er fürchtete eine Rüge, den er hatte der Sonntagsarbeit müde eine Spielerei vorgenommen. Er setzte die Zungen von Stimmplatten, von dnenen die einen etwas tiefer gestimmt waren die anderen zu gleicher Zeit in Schwingung und erzeugte so einen süßen, die Luft in zartes Schweben versetzenden Ton, das sogenannte „Celeste“.
Die Tremolo war geboren.

Quelle: Buch „Die Mundharmonika“ ein Musikalischer Globetrotter. ISBN 3-88747-110-5
Übrigens, Hohner produziert aktuell für den außer Europäischen Markt die Tremolo Hohner Celeste mit 48 Stimmzungen, voll verschraubt, nicht genagelt, in 12 Tonarten, in schickem Stoff Etui mit Reißverschluss. Sie ähnelt etwas der Asiatischen Tremolo von Suzuki und Tombo. Es gäbe noch so vieles über die Tremolo zu erzählen. Ich wüsste nicht wann ich damit zu Ende wäre.

Mit Mundharmonischen Grüßen
 
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Hallo Lisa2,
Deine Gedanken, interessant und gut beschrieben, einiges davon sehe ich ähnlich.

Dein Zusammenhang Sänger / Mundharmonikaspieler ist zwar stimmig, ich lasse jetzt aber die Sänger außen vor und beziehe mich nur auch Mundharmonikaspieler.
Solange ein "Leithammel" in der nähe ist funktioniert es, bis auf kleine Ausnahmen, für viele (mehr oder weniger) mit den Tonfolgen.

Der Leithammel liefert die Vergleichs-Töne an denen sich die MuHa-Spieler orientieren.
Für ganz viele Spieler ohne Notenkenntnisse oder -praxis ist das auch, (besonders bei unbekannten Liedgut- und / oder zweite- dritte Stimmen) die einzige Orientierungsmöglichkeit. Der nun stattfindende Umsetzungsprozess, (Vergleichston hören- eigenen Ton anspielen- eigenen Ton mit Vergleichston vergleichen- eigenen Ton gegebenenfalls korrigieren- usw.) ist ein komplexer Ablauf der dazu noch irgendwie Automatisiert werden sollte / muss. Manche schaffen das sehr schnell und brauchen sehr selten korrigieren, manche jedoch sind dabei in einer Art permanenter Überforderung.

Eine Zweite Möglichkeit wäre noch das auswendig lernen nach Hördateien. Von meinen arrangierten Stücken gibt es zu den Noten auch die Hördateien. Aber auch diese Möglichkeit funktioniert nicht bei allen. Einige Kandidaten fantasieren sich da auch mal das eine oder andere anders zusammen als wie es in den Noten / Hördateien vorhanden ist.

Die anfänglichen (Wege der schnellen Erfolge) sind schneller zu Ende als manche anfangs glaubten.
Wenn musizieren- besonders das Gruppenmusizieren umfangreicher- anspruchsvoller wird / werden soll, gibt es nur den Weg: Notenkenntnisse lernen / aneignen, Instrument kennen- beherrschen lernen, nach Noten spielen lernen.

Wer gelernt hat und weiß wo die entsprechenden Töne der Noten auf seinem Instrument liegen, sie zielsicher (durch üben- üben- üben) findet, wird auf die Vergleichs-Töne der "Leithammel-Methode" nicht mehr angewiesen sein.

Mit exakt erinnerten Tonhöhen bzw. Intervallen musiziert man wesentlich sicherer, jedoch nicht zwangsläufig ausdrucksvoller (musikalischer). Die Fähigkeit zum musikalisch ausdrucksvollem Musizieren mag manchen durch ein scheinbar in die Wiege gelegtes Talent besonders leicht fallen, sie kann aber auch genauso gut durch die (unter Umständen unbewusste) Übernahme guter Vorbilder entstanden oder im Unterricht gezielt erworben worden sein. In jedem Fall steht und fällt der musikalische Ausdruck mit der Beherrschung differenzierter Spieltechniken. Auch das ist beim Mundharmonikaspiel im Prinzip nicht anders.

Hierzu denke ich anders.
Gelerntes ausführen können Menschen vielerlei. Genauso wie die meisten schreiben und lesen lernen, ist es möglich auf einem Musikinstrument das spielen nach Noten zu lernen. Ein besonderes musikalisches Talent ist dafür nicht nötig.

Aber das Talent einer besonderen musikalischen Ausdrucksweise, (egal ob mit Instrument- oder Gesang-, frei aus dem Bauch heraus- oder nach Noten-) kann man m. E. weder erlernen noch sich aneignen, man hat es oder hat es nicht.

Zwischendurch klang hier zwischen den Zeilen die Meinung an, dass das Vom-Blatt-Spiel (zwangsläufig ???) zu ausdruckslosem, mechanischen und somit unmusikalischem Musizieren führt. Das kann ich so nicht unwidersprochen stehen lassen.

Ich finde jetzt auf die schnelle nicht die stelle auf die Du Dich beziehst, antworte daher auf das was ich hier lese.
Das widerspricht sich nach meinen Erfahrungen nicht. Ich drücke es mal so aus:

Bei den verschiedensten Auftritten vieler Gruppen, hören meine Ohren oft etwas anderes als das was die z. T. fast versteinerten Gesichter (der an Noten klebenden) Musikanten aussagen. Der gewisse Funke zum Publikum springt nicht wirklich rüber. Die Musik lebt ja erst / nur durch den Menschen der sie macht, je nach Musikrichtung sollte der optisch menschliche Ausdruck, genauso stimmig sein wie der akustisch musikalische Ausdruck.


Schreibe später zu anderen noch was.

Beste Grüße
Mecky
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber das Talent einer besonderen musikalischen Ausdrucksweise, (egal ob mit Instrument- oder Gesang-, frei aus dem Bauch heraus- oder nach Noten-) kann man m. E. weder erlernen noch sich aneignen, man hat es oder hat es nicht.

Diese Meinung ist sehr weit verbreitet.
Vielleicht kann ich verständlich machen, warum ich da anderer Meinung bin.

Für mich erhebt sich da zuerst einmal die Frage, was man unter "besonderer musikalischer Ausdrucksweise" zu verstehen hat.
Musikalischer Ausdruck entsteht durch feinste Abstufungen verschiedener Spiel-/Artikulationstechniken mit denen man Staccato/Portato/Legato, Rubato, Dynamik, Intonationsabweichungen, Vibrato ... erzeugt. Diese Spiel-/Artikulationstechniken kann man lernen. Dem einen fällt das leichter, dem anderern schwerer und manche glauben, es nie zu schaffen. Wenn man letzteren Musikschülern das Talent dafür abspricht, erhebt sich für mich die Frage, was in diesem Fall unter "Talent" zu verstehen ist, ob es da an der sogenannten Musikalität oder einfach "nur" an feinmotorischen Fähigkeiten fehlt?
Um nicht aneinander vorbei zu diskutieren, muss klargestellt werden was unter "Musikalität" zu verstehen ist. Das ist für mich etwas anderes als "besondere musikalische Ausdrucksweise".
Einerseits kann man "Musikalität" als Summe verschiedener Fähigkeiten sehen. Andererseits kann man unter Musikalität aber auch die spezielle Fähigkeit verstehen, Musik emotional zu erleben (sowohl passiv hörend als auch aktiv musizierend).
Wenn nun ein Schüler in der Lage ist, Musik emotional nachzuempfinden/zu interpretieren, diese Empfindungen beim Musizieren aber nicht umsetzen kann, weil ihm dazu die technischen Fähigkeiten fehlen, dann würde ich höchstens seine Art zu musizieren als unmusikalisch bezeichnen, jedoch nicht den Menschen selbst.
Wenn ein Schüler die feinmotorischen Fähigkeiten zum differenzierten musikalischen Ausdruck entwickelt hat, sie aber nicht einsetzt, weil es ihm an den entsprechenden emotionalen Empfindungen fehlt bzw. ihm die Fähigkeit fehlt, in die Musik emotionale Empfindungen hinein zu legen, dann ist seine Art zu musizieren unmusikalisch, weil der Mensch selbst (noch?) unmusikalisch ist.

Unmusikalisches Musizieren kann für mich daher zwei mögliche Ursachen haben:
1. technische Unsicherheiten/Unzulänglichkeiten
2. fehlender emotionaler Zugang zur Musik

Während sich ersteres unter guter Anleitung durch Fleiß und Ausdauer in der Regel beheben lässt (es sei denn, man ist körperlich dazu definitiv nicht in der Lage), ist Punkt 2 eine ganz andere Herausforderung für Lehrer und "Orchestererzieher". Ob lösbar oder unlösbar kann meines Erachtens immer nur individuell beantwortet werden. "Patentrezepte" wird es dafür nicht geben.

Ein engagierter Musikerzieher wird sich in solchen Fällen die Frage stellen, in welcher Form es möglich sein kann, einen emotionalen Zugang zur Musik zu vermitteln. Bei Kindern sind fantasievolle Geschichten ein guter Weg. Bei Erwachsenen, muss man aufpassen, dass diese Methode nicht durch unpassende "Geschichten" als "kindisch" abgelehnt wird. Den emotionalen Zugang zur Musik zu vermitteln erfordert bei Erwachsenen besonders viel "Fingerspitzengefühl". In jedem Fall ist er m.E. immer mit persönlicher Interpretation der Musik verknüpft. Und die ist unter Umständen nicht für jeden nachvollziehbar. Wenn nun jemand meine Interpretation nicht nachvollziehen kann, ist er dann unmusikalisch oder hab ich sie einfach nur schlecht erklärt/begründet ?

Wenn bei Erwachsenen das Ausleben/Zeigen von Emotionen aus unterschiedlichen Gründen (Erziehung, Rollenverständnis ...) gehemmt ist, ist es unter Umständen sehr schwer, emotional gestütztes musikalisches Musizieren hervorzulocken, weil dafür im Laufe von unter Umständen vielen Jahren entstandene Blockaden aufgebrochen werden müssen. Nun widerstrebt es mir aber, als Musiklehrer psychoanalytische Interpretationen des Schülerverhaltens/der Blockaden "zusammen zu basteln" und mit dem Schüler psychologisch aufzuarbeiten. Das ist einfach nicht mein "Job". Wenn ich also Blockaden spüre, muss ich die erst einmal so hinnehmen, den Schüler annehmen, wie er ist und erst einmal "einfach nur" anleiten, sozusagen auf technischer Ebene musikalischen Ausdruck zu entwickeln. Inwieweit je nach psychischer Verfassung des Schülers das Ziel erreicht werden kann, aus innerem emotionalem Erleben getragen zu muszieren, muss man abwarten.
Wenn nun ein Schüler aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage ist, Musik emotional zu erleben und man ihm auch keinen Zugang dazu vermitteln kann, kann man dann so jemanden als völlig bzw. hoffnungslos unmusikalisch bezeichnen? Mit "völlig ..." und "hoffnungslos ..." tu ich mich schwer. Aber viele scheinen den Zustand des "unmusikalisch seins" als unveränderbar anzusehen (man hat's oder hat's eben nicht). Ich bin der Meinung, dass in jedem Menschen ein Funken Musikalität steckt. Den Funken zu einem Feuer zu entfachen kann aber bei manchen Menschen sehr, sehr schwer sein. Und ich denke auch, das ursprünglich vorhandene Musikaliltät verschüttet werden kann.


Wenn jemand "aus dem Bauch heraus", also einfach nur nach Gefühl mit musikalischem Ausdruck musiziert, aber nicht erklären kann, ist das intuitiv und spontan ohne jede bewußte Analyse. Man kann sich aber genauso gut eine wie auch immer begründete Interpretation der Musik und einen dementsprechenden Ausdruck beim Musizieren systematisch erarbeiten. Da es immer mehrere Interpretationsmöglichkeiten gibt, ist das für Orchester-/Ensemblemusiker sogar ein Muss. Sonst macht ja jeder was er will. Deshalb besteht ja auch die wichtigste Aufgabe eines Orchesterleiters darin, die Musiker sozusagen auf einen Nenner zu bringen. Je besser der Orchesterleiter seine Interpretation erklärt, um so besser können die Musiker seine Vorstellungen umsetzen. Ist es für ein ausdrucksvolles Ergebnis notwendig, dass die Musiker aus einem inneren emotionalen Empfinden heraus musizieren, das sie den Vorstellungen des Orchesterleiters anpassen? Auf diese Frage weiß ich keine Antwort. Für mich steht aber fest: ein Profi muss in der Lage sein, genau den musikalischen Ausdruck zu erzeugen, der von ihm verlangt wird, ganz unabhängig davon, wie er selbst die Musik empfindet. Das ist eine vorrangig technische Sache. Wenn man diese Musik nur hört, ohne die Musiker zu sehen, wird sie, wenn sie gut gemacht ist und den Zuhörer auf welche Weise und aus welchen Gründen auch immer anspricht, überzeugen. Aber dann kommt da Dein Einwand:

Bei den verschiedensten Auftritten vieler Gruppen, hören meine Ohren oft etwas anderes als das was die z. T. fast versteinerten Gesichter (der an Noten klebenden) Musikanten aussagen. Der gewisse Funke zum Publikum springt nicht wirklich rüber. Die Musik lebt ja erst / nur durch den Menschen der sie macht, je nach Musikrichtung sollte der optisch menschliche Ausdruck, genauso stimmig sein wie der akustisch musikalische Ausdruck.

Das sehe ich auch so. Jedoch ist es meines Erachtens nicht zuallererst eine Frage der Musikalität der Musiker, ob das nun erreicht wird oder nicht sondern eine Frage der Übung. "Versteinerte Gesichter" sind meiner Erfahrung nach sehr häufig Ausdruck von Anspannung und Konzentration. Um so locker und entspannt sein zu können, dass man nicht "nur" musiziert, sondern auch den Funken zum Publikum überspringen lassen kann, bedarf es einer großen Souveränität nicht nur im Umgang mit dem Instrument, sondern auch der psychologischen Belastung (Lampenfieber ...). Bei Laiengruppen ist das vermutlich oftmals einfach zu viel verlangt.
Meiner Erfahrung nach spiegelt ein Ensemble in der Regel den emotionalen Ausdruck des Chor-/Orchesterleiters wider. Allerdings nur, wenn die Nase nicht ständig in den Noten hängt. Den Blick von den Noten lösen zu können, oder die Noten so zu halten, dass man beides sieht (Noten und Chor-/Orchesterleiter) ist ebenfalls eine Sache der Übung und nicht der Musikalität.


Mein mit Fragen durchsetztes Fazit:
Es gibt durchaus Menschen, die aufgrund von Fähigkeiten, deren Ursache/Entwicklung möglicherweise nicht nachvollziehbar ist und die einfach da zu sein scheinen, mit sehr überzeugendem musikalischem Ausdruck musizieren, ohne dass ihnen der Lehrer viel erklären muss. Diese Fähigkeiten machen in der Summe das aus, was man im allgemeinen als musikalisch oder Musikalität bezeichnet. Ich glaube allerdings nicht, dass sich diese Fähigkeiten ganz ohne irgendwelche Beeinflussungen von außen (Vorbilder) entwickeln.
Zu diesen Fähigkeiten zählen auch solche, die bei entsprechender Anleitung mit viel Fleiß erworben werden können und schließlich dazu führen können, dass Schüler infolge einer entsprechenden Anleitung und ihres Engagements im Ergebnis genauso musikalisch musizieren können, wie derjenige, der das "irgendwie einfach so (scheinbar) von alleine" kann.
Obschon das hörbare Ergebnis vergleichbar ist, macht es aber trotzdem einen Unterschied, vermutlich insbesondere für den Musiker selbst, ob das Musizieren mit einem intuitiven emotionalen Erlebnis verknüpft ist oder nicht. Sobald der Musiker in der Lage ist, sich mit seinem Instrument souverän zu präsentieren, wird dieser Unterschied vermutlich auch für die Zuhörer (oder nur für zuschauende Zuhörer?) in irgendeiner Form sichtbar/spürbar/hörbar (?). Oder ist das eine Täuschung, etwas, das man als Zuhörer/Zuschauer selbst in das, was man hört und sieht hinein interpretiert? Oder spielt uns der Musiker dank schauspielerischem Talent nur im doppelten Sinne etwas vor?

Kann sein - kann nicht sein.
Für mich ist das eine offene Frage.

Viele Grüße
Lisa
 
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Die "Vom-Blatt-Spieler" beherrschen das, haben sich das mehr oder weniger schwer erarbeitet. Trainiert, für jede Tonfolge, bis hin zum Transponieren in anderen Tonarten, sicher um zu setzen, sowie auch alle anderen Informationen die vom Komponisten- Arrangeur- oder Dirigent, für eine bestimmte musikalische Ausdrucksweise gefordert wird.

Nicht selten sind das NUR "Vom-Blatt-Spieler" die ohne ihre Noten musikalisch "behindert" sind, ohne Noten geht bei denen praktisch nichts. Und mit Noten geht nur das was auch trainiert wurde. Manche sind nicht mal in der Lage eine bestimmte Passage in seinen Noten, oktavversetzt zu spielen.

Sicher nach Noten- sowie auch auswendig musikalisch richtig- spielen zu können wäre eine ideale Kombination.

Ich selbst nutze Noten als Einstieg bei neuen oder lange nicht gespielten Stücken, und / oder schwierigen Passagen. Permanenter Notenzwang wäre für mich wie ein Korsett das mich einschnürt. Meine persönlich musikalische Ausdrucksweise steht in keinem Notenblatt.

Übungen für den Erwerb einer zusammenhängenden Tonvorstellung/Klangvorstellung beginnt man am besten mit ganz einfachen Grundformen. Wie beschreib ich das jetzt, ohne Mißverständnisse zu produzieren? Hmmmm. .....

Also wenn ich die Noten c'' - a' hintereinander lese, "höre" ich im Innern sofort zeitgleich die fallende kleine Terz. Ich weiß nicht, ob ich da c und a "höre", aber ich habe eine genaue Vorstellung vom Abstand dieser zwei Töne, also dem Intervall.
Sehe ich c'' - a' - f', "höre" ich einen Doppelfall aus kleiner und großer Terz.
Sehe ich c' d' e' f' g', "höre" ich einen aufsteigenden Weg von der 1. zur 5. Stufe einer Dur-Leiter.
Da ich kein absolutes Gehör besitze, "höre" ich die Wege im Tonraum in relativer Beziehung zu einem spontan festgelegten Bezugspunkt/Ruheton.
So etwas kann man trainieren und das "innere Ohr" bzw. die Klangvorstellungen verknüpfen sich mit der Zeit mit Spielbewegungen am Instrument. Die Spieltechniken unterscheiden sich zwar von Instrument zu Instrument, das Lernprinzip ist aber grundsätzlich dasselbe.

Was soll erreicht werden, was will ich erreichen, was sollen die Spieler erreichen. Was ist dafür zwingend notwendig- und wichtig. Nicht mehr und nicht weniger so halte ich es.
Für einen Hoch- motiviert- begabten Schüler würde ich ein ganz anderes Fundament bauen als ich es für die auswendig MuHa-Spieler meiner Gruppe mache, die ich motivieren muss. Denn es ist / war ja nicht der Wunsch der Spieler nach Noten zu spielen.

Die Verknüpfungen, von Noten sehen (lesen)- über "Inneres Ohr"- bis zur Umsetzung- der Töne auf dem Instrument, sind ja zwingende Bestandteile um nach Noten spielen zu können.
Durch gezielte Intervallübungen wird dann auch gleichzeitig die Treffsicherheit trainiert.

Bei den meisten "meiner" MuHa-Spieler fruchtet es:
Die Dur-Tonleiterübungen sind -immer und überall- Pflichtübungen!
Aus den Tonleiterübungen bzw. in Verbindung mit den Tonleiterübungen, bilde ich dann andere, leicht merkbare Intervalle. Ich muss das so interessant und geschickt wie möglich verpacken, um die Motivation immer schön am kochen zu halten.

Beste Grüße
Mecky
 
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Hallo Mecky
Die von Dir beschriebenen Probleme kenne ich so auch. Sie sind meiner Erfahrung nach typisch für Laienmusiker, die ihr Instrument zwar durchaus mit Leidenschaft spielen, jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen oft nur sehr langsam ihr Level steigern können. Und ja ... Es ist viel Fingerspitzengefühl notwendig, diese Musiker so zu fordern, dass sie weiter kommen und motiviert bei der Stange bleiben ohne sie zu überfordern. Das ist eine gar nicht so einfache Gratwanderung.

Aus dem, was Du schreibst, lese ich heraus, dass Du dafür ein Gespür hast. Das finde ich gut.

Die Dur-Tonleiterübungen sind -immer und überall- Pflichtübungen!
Aus den Tonleiterübungen bzw. in Verbindung mit den Tonleiterübungen, bilde ich dann andere, leicht merkbare Intervalle. Ich muss das so interessant und geschickt wie möglich verpacken, um die Motivation immer schön am kochen zu halte

Suchst Du auch "Melodiefiguren" heraus, die in den unterschiedlichsten Liedern immer wieder vorkommen?

Für mich sind das "Wege" die sich aus Anstößen, Schritten und Sprüngen zusammensetzen. Häufig wiederkehrende Kombinationen haben eigene Namen. Z.B. Drehung, Hebung/Senkung, Aufstieg/Abstieg, Schraube, Sprung, Doppelsprung, Fall, Doppelfall, Rückschwung/Rückfall Weiterschwung usw. Diese Therminologie stammt nicht von mir. Sie wurde von meinem Lehrer Karl Foltz in der von ihm entwickelten "Funktionssprache" benutzt, um melodische Motive/Bausteine für Kinder und erwachsene Laien besser fassbar zu machen.
Mit Hilfe der Funktionssprache ist es möglich, bekannte "Bausteine"/"Wege" ohne Noten abzurufen und zu allmählich komplexer werdenden Melodien zu kombinieren. Sehr einfaches Beispiel:
  • Die Tonleiterübung verkürzt auf c d e f g.
  • Es wird geklärt: c d e f g = Weg nach oben / g f e d c = Weg nach unten
  • Nun auf Ansage spielen: Weg nach oben / Weg nach unten
  • Alle sehen dabei auf die Hand des Dirigenten, passen sich dem vorgegebenen Tempo an, halten dem Dirigat entsprechend mittendrin einen Ton aus, spielen weiter, verändern die Artikulation usw.
  • Dann wird die Folge erweitert: der Schlusston wird 4x angestoßen (> Weg nach oben 1 2 3 4 / Weg nach unten 1 2 3 4)
  • Variante: Weg nach oben brem - sen (Schlusston nur 2x spielen, dafür gedehnt) Weg nach unten brem - sen
  • Kombination: 3x Weg nach oben / 1 x Weg nach unten
    • Weg nach oben 1 2 3 4 / Weg nach oben brem - sen / Weg nach oben 1 2 3 4 / Weg nach unten bremsen (1 2 3 4 = Tonwiederholung auf dem obersten Ton; "bremsen"= langsame Tonwiederholung (2 Halbe) auf dem letzten Ton)
Fertig ist ein einfaches Lied.

Sich an Noten klammernde Laien sind ofmals sehr erstaunt, wie leicht Musizieren ohne Noten mit dieser Methode sein kann. Voraussetzung ist allerdings, dass sie bereit sind, sich auf dieses fremde System einzulassen und die "Vocabeln" zu lernen, die zur Verständigung notwendig sind. Ist die Verständigungsbasis geschaffen, kann die Funktionssprache dazu genutzt werden, "Melodie-Diktate" zu üben. Die nächste Stufe ist dann, so ein "Diktat" auswendig zu lernen und ohne Hilfe zu spielen. Auf diese Weise kann erreicht werden, dass Musiker sich auch mal von ihren Noten lösen. Bei komplexen Aufgaben werden Noten allerdings dann doch wieder als optische Gedächtnisstützen gebraucht. Sie werden dann aber (entsprechende Vorarbeit vorausgesetzt) anders wahrgenommen/gelesen. Das zu erreichen ist mir wichtiger, als Musikstücke so zu "pauken", dass sie auswendig gespielt werden können.

Mit einem mehrstimmig spielenden Ensemble kann man so allerdings kaum arbeiten. Im Einzelunterricht oder mit einigermaßen homogenen einstimmig spielenden Gruppen habe ich das aber schon mit Erfolg gemacht.

Viele Grüße
Lisa
 
Zur "besonderen musikalischen Ausdrucksweise":
Ein Musikant sollte so Spielen / Singen können das die Tonfolgen keine "Misstöne" ergeben sondern in einer angenehmen Intervallbeziehung stehen.
Ein guter Musikant sollte so Spielen / Singen können das sein Spiel / Gesang einen Liedartgerechten Wiedererkennungswert hat.
Ein sehr guter Musikant wird gewisse liedabhängige Emotionen auf sein Publikum übertragen.

Kurzes Beispiel zum Talent:
Die "Hohe Kunst" auf Blues Harps Tönen ziehen (Benden) kann man sicherlich lernen.
Die Ergebnisse / Erfolge sind aber sehr unterschiedlich. Manche lernen es schnell, manche versuchen es schon über Jahre mit mehr oder weniger von mäßigen Erfolgen. Manche lernen es auch nie.

Talente beherrschen diese "Kunst" wie von selbst, in einer nahezu perfekten Qualität.
Andere, denen es gelingt, dieses durch lernen zu kopieren, halte ich für sehr gut aber als Talent würde ich das nicht bezeichnen.

Zu unmusikalisch:
Wenn jemand auf einem Instrument oder per Stimme Tonfolgen erzeugt, deren Intervalle jenseits, "von gut und böse" einer musikalischen Tonstruktur liegen, ist das m. E. eine Gereuscherzeugung.

Es sind ja nicht wenige, die permanent irgendwie daneben liegen, wo selbst beim Mitsingen kaum ein richtiger Ton getroffen wird. Fälle, bei denen dieses nicht korrigierbar ist, bezeichne ich als Unmusikalisch. Was für mich aber nichts schlimmes oder negatives bedeutet.

Wäre ein Mensch, der nur mit Hilfe von Noten musikalisch richtig spielen kann bzw. überhaupt spielen kann, nun musikalisch oder nicht?
Meine Antwort ist: Nein.

Ist es für ein ausdrucksvolles Ergebnis notwendig, dass die Musiker aus einem inneren emotionalen Empfinden heraus musizieren, das sie den Vorstellungen des Orchesterleiters anpassen? Auf diese Frage weiß ich keine Antwort. Für mich steht aber fest: ein Profi muss in der Lage sein, genau den musikalischen Ausdruck zu erzeugen, der von ihm verlangt wird, ganz unabhängig davon, wie er selbst die Musik empfindet. Das ist eine vorrangig technische Sache. Wenn man diese Musik nur hört, ohne die Musiker zu sehen, wird sie, wenn sie gut gemacht ist und den Zuhörer auf welche Weise und aus welchen Gründen auch immer anspricht, überzeugen.

Ich unterscheide ob es sich um ein Ensemble / Orchester von Berufs- (Profi-) Musiker handelt oder um Amateur- (Hobby-) Musiker handelt.

"Ich habe über 30 Jahre lang als Berufs-(Profi-) Musiker meine Brötchen verdient. Die eigene Verfassung- wie es innen aussieht, interessiert niemanden, es wird erwartet das man als Dienstleistender funktioniert. Klar, Spaß machte mir meine Arbeit immer irgendwie, aber als Beruf ist es was anderes. 2010 habe ich meinen Entschluss, von der Profi- in die Amateurliga zu wechseln umgesetzt. Habe es bislang nicht bereut."

Für ganz viele Spieler die in Amateur- Ensemble / Orchestern mitwirken, ist es alles andere als Spaß. Ich nenne das Verhalten einiger Leiter mal ganz salopp: (Ein drillartiges abrichten von- dem Leiter angepassten Marionetten.) Ich würde als Spieler schreiend und um mich schlagend davon laufen.

Eine Akkordeonspielerin in meiner Gruppe konnte auch ein Lied davon singen. Ich merkte es ihr auch an, mittlerweile ist sie richtig aufgeblüht- mit Spaß und Freude dabei.

Bei einem Profi- Ensemble / Orchester sehe ich das ein bissel anders.

Oder ist das eine Täuschung, etwas, das man als Zuhörer/Zuschauer selbst in das, was man hört und sieht hinein interpretiert? Oder spielt uns der Musiker dank schauspielerischem Talent nur im doppelten Sinne etwas vor?

Kann sein - kann nicht sein.
Für mich ist das eine offene Frage.
Bei beiden Fragen ist meine Antwort: JA.

Nicht generell und schon gar nicht in böser Täuschungsabsicht aber, wir sind alle nur Menschen. Der Musiker hinter seiner Fassade genauso wie das Publikum das ihre Lieblinge schon mal gerne glorifiziert.

Beste Grüße
Mecky
 
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Für ganz viele Spieler die in Amateur- Ensemble / Orchestern mitwirken, ist es alles andere als Spaß.
Warum tun sich die Leute so etwas an?
Das verstehe ich nicht.



In vielem Deiner Aussagen kann ich Dir zustimmen.

Beim Thema "unmusikalisch" ist mir Deine Antwort zu ... :gruebel: ... ich nenne es mal "einfach".

Zu unmusikalisch:
...
Es sind ja nicht wenige, die permanent irgendwie daneben liegen, wo selbst beim Mitsingen kaum ein richtiger Ton getroffen wird. Fälle, bei denen dieses nicht korrigierbar ist, bezeichne ich als Unmusikalisch. Was für mich aber nichts schlimmes oder negatives bedeutet.

Wenn einer nicht in der Lage ist, beim Singen oder Musizieren die Töne zu treffen und dies unkorrigierbar ist, dann ist dieser Mensch aus irgendeinem Grund zwar unfähig Tonhöhen anzugleichen, aber das ist nur ein Teilaspekt der Musikalität.
Ich kannte eine Tänzerin, die in ihren Bewegungen immer ganz bei der Musik war, sie mit Ausdruck erfüllte und ich deshalb als sehr musikalisch bezeichnen kann. Diese Frau war unfähig, eine ganz einfache Melodie nachzusingen. Sie bat mich, mit ihr zu üben. Es war unfassbar schwer für sie, ihre Stimmbänder zu kontrollieren. Ich wäre trotzdem nie auf die Idee gekommen, sie als unmusikalisch zu bezeichnen. Ein Instrument spielen konnte sie auch nicht.

Zu unmusikalisch: ...
Wäre ein Mensch, der nur mit Hilfe von Noten musikalisch richtig spielen kann bzw. überhaupt spielen kann, nun musikalisch oder nicht?
Meine Antwort ist: Nein.

Da sind wir konträrer Meinung. Aber das macht ja nichts.
Ich bin der Auffassung, dass es mehr darauf ankommt, was man aus dem, was man liest, macht.
Auswendig spielen ist zunächst mal eine Gedächtnisleistung und keine Garantie für "musikalisches" Musizieren. Wenn eine Musik auswendig runtergerattert wird, dann kann das sehr unmusikalisch sein, obwohl jeder Ton richtig getroffen wird. Ich betrachte die Fähigkeit, sich Melodien merken zu können, als Teilaspekt der Musikalität. Ein weiterer Teilaspekt ist die Fähigkeit, das Gemerkte auf einem Instrument oder mit der Stimme zu "reproduzieren". Wenn man in einem der Teilbereiche mehr oder minder große Defizite aufweist, bedeutet das meines Erachtens nicht, dass man dann unmusikalisch und erst recht nicht "total unmusikalisch" ist.

Viele Grüße
Lisa
 
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