Bei Youtube gibt es auf dem Kanal von Fender, die sogenannte "Airstream" Konzertreihe, wo Bands, in einem alten Wohnwagen sitzend, halbakustisch ein paar Titel spielen.
Das Augenmerk liegt dabei eher auf jungen, alternativen, smarten Bands, die sich erst noch einen Namen machen müssen, aber dennoch gut sind.
Es gehen, seitens der User, natürlich regelmäßig die Daumen runter für diese Newcomer, in den Kommentaren wird gemotzt ohne Ende und gefordert man möge doch lieber etwas Richtung SRV bringen als diese Schnösel.
Dort werden, meiner Meinung nach, viele Klischees so richtig bestätigt. Der Gitarrist, der sich eingeigelt hat und alles ablehnt, was nicht in sein schmales Weltbild passt.
Das Gitarrespielen wird dabei eher als eine merkwürdige Sportart angesehen, in der man sich erstmal gegenseitig übertreffen muss.
Ikonen sind nicht Beckenbauer oder Rummenigge, sondern Hendrix und SRV.
Dass erstmal das entsprechende "Trainigsgerät" angeschafft gehört, versteht sich von selbst - der obligatorische Röhrenamp ist dabei noch das kleinere Übel.
Ich persönlich verehre auch Gitarristen wie Hendrix usw... allerdings sind diese Ikonen damals um einiges progressiver an die Musik als Kunstrichtung (!) gegangen und haben weniger Normen erfüllt, als es heute in oben genannten Kreisen verlangt wird.
Auch was die Ausstattung (das "Gear") angeht, kann man die sechziger Jahre absolut nicht mit der heutigen Zeit bzw. dem heutigen Angebot vergleichen. Der Markt war kleiner, die Preise höher, die Produktionsmethoden und -kosten anders.
Lange Rede kurzer Sinn, ich handele nach der Maxime "Was gut klingt, ist erlaubt." - schon "traditionsbewusst" aber nicht dogmatisch.
Für mich ist Musik lebendige Kunst und keine spießige Sportart, auch kein altes Sofa, das in der Ecke verstaubt oder ein Oldtimer, den man sich in die Garage stellt.