Die "Magie" des Jammens?

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Ich habe ein Problem mit einer Situation mit meiner Band, für das ich keine so richtige Lösung sehe.
Kurz zur Vorgeschichte: Wir haben uns im Herbst letzten Jahres z'samm gefunden und... bisher hat alles super funktioniert, von den allgemeinen Problemen aus dem Thread hier nichts zu spüren :) . Wir wollen auch etwas in die experimentellere Richtung gehen, scheitern auch an diesem Ziel nicht wie ich finde, und auch trotz verhältnismäßig unterschiedlichen Musikgeschmäckern haben wir uns bisher stets einigen können.
Das liegt natürlich zum Großteil an der Offenheit meiner Bandkollegen, über die ich eigentlich nur froh sein kann. Ich äußere eine Idee und es wird probiert. Nur... bin ich so ziemlich der einzige der Ideen bekommt, während ein Song "erjammt" wird. "Ja, das wäre jetzt gut", "Das würde jetzt richtig geil kommen" sind häufige Unterbrechungen von mir, die geduldig angehört werden. "Geduldig" erwähne ich deshalb, weil ich mich manchmal nicht richtig ausdrücken kann, was meine Idee anbelangt, da mir meist dazu die Worte fehlen: die recht konkrete Idee wird dann nur vage in Worte gefasst weil es nicht anders geht. Meine erste Frage daher: ist es richtig so, oder bringt dieses beständige Festhalten meinerseits an konkreten Ideen nicht weiter? Könnten diese häufigen Unterbrechungen zugunsten der Umsetzung meiner Ideen ernsthaft stören oder sollte ich lieber alles sagen, was ich gut finden würde?
Desweiteren, und das ist mein Hauptproblem/meine Hauptfrage, habe ich einmal das Thema Lieder schreiben angesprochen. Ich habe schon seit Längerem einen Song zu Hause im Guitar-Pro-Format (das heißt alle Instrumente im Zusammenhang getabbt, Drums mehr schlecht als recht), der eigentlich einmal die Ohren meiner Bandkollegen finden sollte, um dann eine Bewertung zu bekommen. Aber nun erfahre ich, dass meine Bandkollegen diese Form des Songschreibens spontan ablehnen würden, da ein eigener Song für die Band "unehrlich" sei und eben nur ein eigener Song ist, und nicht ein Song der Band. Da ist bei mir irgendwie eine Grundvorstellung vom Musikmachen eingebrochen (nicht dass das Durchkomponieren meiner Meinung nach die einzig richtige Methode wäre, aber dass sie eine gängige wäre, hätte ich schon gedacht).
Desweiteren schwören sie auf die Kunst des Jammens. So gewonnene Ideen klingen viel natürlicher, ehrlicher und auch passender sagen sie, als sich "unter Zwang" hinzusetzen und etwas zu schreiben. Ich sage, wenn man zu Hause viel mehr Zeit hat, als in der Probe beim Improvisieren möglichst schnell eine passende Melodie parat zu haben, gewissermaßen unter Zeitdruck, dann müsste es doch viel besser möglich sein, zu probieren bis etwas passt. Ein Problem wurde nun angesprochen, dass meine Vorstellung von einem Song nicht wirklich passend umgesetzt werden kann, da eben nicht nur Noten nachzuspielen sind, sondern auch ein Gefühl oder Gedanke mit der Musik transportiert werden soll. Das kann man aber wohl den anderen nicht beibringen. Jetzt stehe ich da mit meinen konkreten Songplänen. Ich dachte, es wäre vielleicht eine Erleichterung für die anderen, wenn sie sich nicht ums Songschreiben kümmern müssen, aber das Gegenteil ist wohl der Fall. Soll ich nun all meine genauen Vorstellungen von Songs oder einzelnen Ideen verwerfen? Ist das nötig, um weiterzukommen?
 
Eigenschaft
 
Frag sie doch einfach mal, ob sie nicht einfach nur zu faul oder unfähig sind!:D
Vor allem, da Du ja anscheinend sowieso derjenige bist, der in etwa die Richtung vorgibt.
So einfach vor sich hinzujammen mag ja ganz nett sein, aber dass sich daraus "fertige" Songs entwickeln, dürfte eher Zufall bleiben.:rolleyes:
Für einfacher halte ich auf jeden Fall, wenn einer (es muss ja nicht immer derselbe sein) eine Songidee, oder wie bei Dir, einen durchkomponierten Song mitbringt.
Im Bandkontext wird der sich dann sowieso verändern, da ja jeder Deiner Mitmusiker zu diesem Song ein eigenes Gefühl bekommen wird.
So war's zumindest bei uns immer.
Einige Grundideen hatten mit den späteren "Endversionen" dann auch nicht mehr allzuviel gemein.:eek::D
Es wurde allerdings niemals vom jeweiligen Songschreiber versucht, den ersten Entwurf auf Biegen und Brechen durchzusetzen.:great:

Manch eine Idee haben wir auch gar nicht umgesetzt, da sich keiner ausser dem Schreiber dafür begeistern konnte.
Auch das gehört dazu.:redface:


Edit: Extrem besser wurde es bei uns, als wir begannen bei den Proben immer einfach mitzuschneiden. Beim Anhören konnten wir plötzlich dem Anderen viel besser erklären, wo was anders werden sollte/könnte. ...und wie...
 
Klingt so, als ob sie partou nicht "deine" Songs spielen wollen.

Wir machen es so, dass einer mit einem Grundgerüst zur Probe kommt. Also die Gitarrenparts ausgearbeitet hat, einen Vers einen Chorus etc. dann wird das vorgespielt und über den Verlauf von einigen Proben basteln wir dann daraus nen Song bis wir alle zufrieden sind. Hat sich für uns als das effektivste Mittel herausgestellt. Aus Jams ist bisher kein brauchbarer Song entstanden.
 
also klingt für mich als hättet ihr generell n bissl n verständigungsproblem in der band. vll kommen die andern mit deiner art nicht klar und wollens dir nur ned so direkt sagen. ich glaub weniger das es am jammen oder an deinen songs liegt sondern das sie vll nicht damit klar kommen das du ihnen immer was vorgibst. ich würd auf jeden fall mal mit ihnen reden was genau los ist

bei uns is es schon so das so ziemlcih jeder song entweder durch nen jam entstanden ist oder jemand n riff "mitgebracht" hat.

nur is das bei uns wohl was anderes, da wir uns auch ned auf ne richtung spezialisieren sondern so ziemlich alles spielen was es grad irgendwie gibt. naja

jammen ist schon gut um ideen zu sammeln, allerdings muss man es richtig betreiben, d.h. nicht nur vor sich hintüdeln, sondern ausprobieren und interessiert sein. auch wenn n basslauf oder n gitarrenriff mal ned passt einfach nochmal probieren und dran feilen. und plötzlcih sagt einer "wow das klang ja grad derbst geil, gleich nochma" und schon haste n riff für den song.
und dann wird am eigentlichen song gebastelt.
 
Jammen ist so mit das spaßigste was man in Proben tun kann - aber auch das unproduktivste.


Wenn man etwas Ausarbeiten will, macht man das normalerweise unter Zeitdruck (wenn man etwas probiert müssen die anderen leise sein und Warten), in einer Lautstärke die in jedem Stahlwerk ohne schweren Gehörschutz verboten wäre und zeitlich begrenzt auf zwei mal zwei Stunden die Woche?
Mag sein dass das jemand gerne macht, aber ich setze mich lieber wenn ich gerade Zeit, Muße und ein wenig Kreativität übrig hab bei einem Bier oder auch mal nem Tee zu Hause hin und arbeite meine Songs aus.

Frag mal einen Architekten oder einen Bauingenieur, ob die ihre Planungen und Statikberechnungen grundsätzlich im Baulärm durchführen, weil man dann näher an der Sache wäre. Ich denke, die Antwort sollte klar sein.



Mittlerweile bin ich ein ziemlicher Gegner vom "in der Band schreiben". Es mag Fälle geben, wo so etwas wunderbar funktioniert, nur leider hört man nur ständig davon, wie toll die Bandchemie ist etc. pp. - erlebt hab ich es noch nie, weder in einer der Bands in der ich gespielt hab noch in denen, wo ich mal Aushilfe gemacht hab.
Die geilen Ideen, die man während des Jammens gehabt hat sind meistens ziemlich durchschnittlich, sie hören sich nur geil an weil man gleich die komplette Band hat die es spielt und alles in ohrenbetäubender Lautstärke hört.

Ich sag mal ganz pauschal: Wer produktiv und effektiv arbeiten will, muss das Songwriting auch als Arbeit auffassen und es dementsprechend behandeln. Gemeinsames daddeln in der Band ist da kein guter Weg.


Ein bischen verändern tut man es natürlich, oft dreht man sogar das Arrangement eines Songs in der Probe nochmal komplett um. Aber das geht nur wenn eine Basis da ist.
Für mich hört es sich so an, als wollten deine Bandkollegen das Ruder nicht komplett aus der Hand legen, also auch wenn du die Ideen lieferst immer noch ein Wörtchen mitreden und teilhaben. Auch sehr verständlich, aber nciht sachdienlich.
 
jammen is gut und schön aber wie oben schon erwähnt entsteht dadurch doch eher nur einheitsbrei!
unsere songs entstehen meistens so: ich oder bassist haben eine riffidee und sängerin überlegt sich dann dazu ne gesangsmelodie. manchmal während der probe aber meistens daheim oder still mit mir zusammen ^^
danach wird schlagzeug draufgebolzt. das dauert dann auch immer weil alle meistens dabei sind und live mitspielen.
fertige songs haben wir zwar auch ein paar aber im großen und ganzen macht jeder seinen teil für sich un die anderen geben kritik dazu ab.
bei jammen kommt zwar manchmal was cooles raus (paar riffs hab ich auch aus jamsessions) aber meistens nur langweiliges akkordgedudel mit soli drüber :D
 
Jep jammen ist cool. Behaupten nicht die Red Hot chili Peppers viele ihrer Songs in Jamsessions geschrieben zu haben? Naja schwer vorzustellen. Denn die besten Songs entstehen wirklich wenn ich mich zuhause hinsetzte und echt "arbeite" an nem Song. Habe jetzt aber auch das Glück das meine Mitmusiker immer meine Songs umsetzten wollen, solange es geht. Es ist schon so viel komplett im Müll gelandet damit hätte man vier Alben füllen können. Schreibe aber auch nur Gitarre und Gesangspart. Bass soll der basser und Drums der drummer schreiben bzw. finden.
Habt ihr schonmal versucht nen Text während der Probe zu schreiben? Das ist heftig extrem und unmöglich?
 
Nanu?
Aus Jams koennen keine Lieder enstehen?

oO

Also bei uns geht das nicht anders, alle unsere bisher 5 Lieder sind aus Jams enstanden.
Nach der Jam wurde gesagt, welches Riff man sich behalten soll, und damit meine ich nicht einen einzelnen Gitarren-Part sondern gleich alle Instrumente (Gitarre, Bass, Trompete, Schlagzeug) und das wird dann anschließlich verfeinert.

Ich habe mal versucht, mich hinzusetzen und wirklich was zu schreiben...da kommt nichts raus.

Jammen ist bei unserer Band ein MUSS
 
Ich danke euch für eure zahlreichen und ausführlichen Antworten! :) Morgen ist es bei mir mal so weit, ich möchte ausprobieren, wie es funktioniert, meine Idee eines Songs zu präsentieren, die schon ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat. Dabei werde ich mich allen möglichen Sachen bedienen, MP3-Player mit einer MIDI-Datei meiner Version des Songs, Guitar-Pro-Tabs usw.
Was mir vorher fehlte, war zu akzeptieren, dass von meiner Band an dem Song hinterher noch etwas geändert werden kann. Das nicht einzusehen war sehr festgefahren von mir. Was ich aber nicht akzeptieren will ist, wenn jemand aus meiner Band festlegt "Bring einfach ein, zwei Riffs mit, der Rest entsteht eh durchs Jammen, denn anders geht es nicht." das war in etwa die Aussage, die mich veranlasste, diesen Thread zu verfassen.
Solange alle Bandmitglieder offen sind, verschiedene Kompositionsverfahren auszprobieren und nicht auf die eine fixiert sind, bin ich vollends zufrieden und sehe keinen Grund, kein Teil mehr einer solch wunderbar funktionierenden Band zu sein. :confused:
Wenn hier noch jemand Erfahrungen bezüglich jammen und Songs schreiben loswerden möchte, würde ich mich freuen wenn er das tun würde :great:
 
Also, da unsere Sängerin aus diversen gründen (job, chronische krankheit etc) hin und wieder nicht zu den Bandproben erscheint, haben wir (gitarre, bass und drums) uns eigentlich angewöhnt, ziemlich viel miteinander zu jammen. Es macht einfach riesig spass. Und ob aus jammen jetzt neue lieder entstehen oder nicht (bei uns tun sie das) das ist eigentlich nebensächlich, weil es kein besseres training für zusammenspiel als jammen gibt. Eine andere sehr geile sache is, wenn man zb. 2 gitarristen hat, oder wie bei uns jemand auch gitarre spielen kann ein rockoff zu machen. da spornt man sich selbst so richtig an, den oder die andern in grund und boden zu spielen^^
 
ich glaube, dass meine band zu den wenigen gehört, die fast nur jammen und das beim metal.
ich muss sagen, dass wir anderthalb jahre gebracuht haben um produktiv jammen zu können, haben in der zwischenzeit bisl was gecovert und bisl was komponiert aber mittlerweile sind wir so gut bei jammen, dass wir nix mehr zu komponieren brauchen.
wir treffen uns im proberaum und dei musik "geht an". wir brauchen nur noch ne nachbesprechung nach jedem improvisierten stück, um zu bereden was wir davon ändern würden und was besonders gut war.
wir sind sogar imstande rythmisch anspruchsvolle sachen zusammenzuimprovisieren ohne was abzusprechen.
ich kann euch sagen es lohnt sich trotz aller unproduktivität am anfang zu jammen denn wenn es erst richtig klappt hat man so viel mehr spaß und so viel weniger arbeit. man muss imgrunde nur auf aufnehmen dücken und losdaddeln bis man fertig ist.
manchmal ist man aber schlecht drauf und das kommt man nciht in den flow, dann klingt das ganze etwas langweilig, aber es kommt immer seltener vor und selbst dan schafft man es manchmal aus dem teif zügig rauszukommen.

ich bring mal demnächst ne hörprobe mit.

aber obacht!

wenn nicht alle in der Band diese art vom musizieren befürworten, sollte man das stark einschränken, sosnt führt es über kurz oder lang zum verlust von bandmitgliedern.
 
Ich würde vorschlagen, dass du deinen Part aus dem Song den du bei GP geschrieben hast, deinen Jungs vorstellst und die sich eigene Gedanken dazu machen sollen.

So läufts bei uns meistens.

Einer der Gitarristen hat eine Idee, führt sie vor, und dann versucht jeder seinen Part zu finden. Das wird dann alles mal notiert (auch in GP), damit man das grobe Grundgerüst hat, welches man dann während der Proben verfeinert.

Also kurz: Ideen entstehen zuhause, fertige Songs zusammen im Proberaum (bis auf die Gesangslinie und den Text vielleicht^^).
 
Nichts gegen das Jammen. Das macht Spass unbd kann in der einen oder anderen zündenden Idee münden. Doch um immer so zu arbeiten muss man das auch können. Schau dir Jam-Bands an wie zb. Gov't Mule, die machen das locker vom Hocker. Weil sie alle wissen was der andere will wenn er dies oder das spielt.

Was aus meiner Sicht auch wichtig ist, dass ist die Fähigkeit seine eigenen Ideen artikulieren zu können.
Wenn mir einer sagen will, was ich machen soll und er dann mit so Bemerkungen kommt "ich weiss auch nicht wie ich es sagen soll" dann nervt das. Mich zumindest.
Auch in der Musik gibt es eine Art von Fachsprache, die genau definiert welches Anliegen gemeint ist. Ist ungemein hilfreich um anderen klar zu machen, was man meint. Natürlich sollten die alle verstehen hehe, sonst klappt es nicht.
Nur schon in der Alltagskommunikation erlebe ich es häufig, wie Menschen aneinander vorbei reden. Wie Gesagtes so umgewandelt wird, wie es der Hörende eben hören will. Sich möglichst genau ausdrücken zu können ist nicht nur in der Musik eine Tugend, die gelernt sein will. :)
 

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