
DerOnkel
HCA Elektronik Saiteninstrumente
Die neue Cardinal-Serie von Aria - Reinkarnation einer "Legende"?
1. Einleitung
Neben Ibanez war Aria in den 70er und 80er Jahren der japanische Hersteller von Elektrogitarren. In Bezug auf die Bekanntheit stand dieser Hersteller, zumindest in Europa, immer ein wenig hinter Ibanez zurück. Gleichwohl wurden auch von Aria in dieser Zeit sehr hochwertige Instrumente gebaut, die den Vergleich zu den amerikanischen Vorbildern keinesfalls zu scheuen brauchten. Neben der PE-Serie, die es auch heute noch gibt, existierte mit der Cardinal-Serie eine Modellreihe, die unter Aria-Kennern einen fast legendären Ruf genießt. Leider wurde diese Reihe mit dem Verlagern der Produktion von Japan nach Korea Ende 1985 eingestellt. Details zu diesen Instrumenten sind hier im Board in den Beiträgen "Aria Pro II Cardinal-Serie" und "[Review] Aria Pro II Cardinal-Series 400" zu finden.
Da dieses Instrumente heute nur noch gebraucht zu finden sind und man ihnen auch einen gewissen Seltenheitswert zuschreiben kann (wer eine hat, der gibt sie in der Regel nicht her), kam immer mal wieder die Frage auf, ob man eine Cardinal nicht auch neu kaufen kann? Bisher mußte ich diese Antwort immer verneinen. Bisher...
Am 18. Januar 2007 stellte Aria auf der NAMM WINTER SESSION zwei Modelle der neuaufgelegten CS-Serie vor: Die CS-300 und die CS-450! Es stellt sich jetzt die Frage, was von diesen neuen Cardinals zu halten ist? Sehen wir uns die Modelle einmal genauer an:
2. Spezifikation
CS-300
Body: Alder
Neck: Maple, Bolt-on, Heel-less joint
Fingerboard: Rosewood
Frets: 22
Scale: 628mm(24-3/4")
Pickups: Duncan Designed HB-102 Humbucker x 2
Controls: Volume x 2, Tone x 2, 3 position PU selector toggle SW
Tailpiece: FB-1, Fixed type
Hardware: Chrome
Finish: RD (Red), BL (Blue), BK (Black)
CS-450
Body: Flamed Maple top, Mahogany Back
Neck: Maple, Set-Neck, Heel-less joint
Fingerboard: Rosewood
Frets: 22
Scale: 628mm(24-3/4")
Pickups: Duncan Designed HB-102 Humbucker x 2
Controls: Volume x 2, Tone x 2, 3 position PU selector toggle SW
Tailpiece: Wilkinson Contemporary style tremolo
Hardware: Chrome
Finish: AN (Amber Natural), CS (Cherry Sunburst)
3. Vorfahren
Ein Vergleich mit den Spezifikationen der Cardinal Serie aus den 80ern macht deutlich, daß die neuen Cardinals auf der CS-200 basieren, die seinerzeit das Einsteigermodell der Serie darstellte. Hier zunächst ein Bild dieser drei Instrumente:
Die Ähnlichkeit ist unverkennbar! Es handelt sich also um die einfach Konstruktion einer Brettgitarre, wie sie zum Beispiel bei der Gibson SG und den meisten Fender-Instrumenten vorliegend ist.
Besonders zu beachten ist der Hals-Korpusübergang. Er erfolgt beim 17. Bund. Dieses war nur bei der CS-200 und CS-300 aus den 80ern der Fall. Alle anderen Cardinals hatten den Übergang erst beim 19. Bund, was der Bespielbarkeit der hohen Lagen deutlich entgegen kommt
4. Unterschiede
Vergleicht man die alten Cardinals mit den neuen, so fallen einige Unterschiede auf:
Beide neuen Cardinals werden zur Zeit nicht in Europa und Amerika angeboten. Im Internet findet sich ein japanischer Anbieter, der zumindest die CS-450 zu einem Preis von 29,800 Yen anbietet, was in etwa 179 Euro entspricht.
Auf Anfrage teilte der deutsche Vertrieb für Aria mit, daß es zunächst nicht geplant ist, die Cardinals in Deutschland zu vertreiben.
Desweiteren teilte man mit, daß die Instrumente von Aria jetzt hauptsächlich und in guter Qualität in China produziert werden. Eine Ausnahme stellen lediglich einige Instrumente der FA- und PE-Serie dar. Diese werden in Korea gefertigt und sind dem oberen Preissegment zuzuordnen. Darüberhinaus gibt es noch einen Customshop, der allerdings überwiegend für den japanischen Markt arbeitet.
Sollte man sich in nächster Zukunft entschließen, die Cardinals doch in Deutschland zu vertreiben, so würde ich einen Preis von ca. 250 Euro für die CS-450 erwarten. Die CS-300 dürfte ein wenig günstiger ausfallen.
6. Fazit
Aufgrund des Preises zielt Aria mit den neuen Cardinals eindeutig auf das Low-End. Die 80er Cardinals waren im oberen Mid-Range und im High-End-Bereich angesiedelt.
Eine klangliche Vergleichbarkeit ist kaum gegeben. Dafür spricht die unterschiedliche Materialauswahl und die anderen Tonabnehmer, sowie die wesentlich einfachere Standardschaltung. Die CS-300 dürfte noch am ehesten mit einer alten CS-400 zu vergleichen sein. Die CS-450 zielt, aufgrund der Holzauswahl, eher Richtung Paula.
Insgesamt muß man vermuten, daß Aria hier nur die Form wiederbelebt hat. Die wesentlichen Vorteile der sehr flexiblen Schaltung in Kombination mit den Protomatic-Tonabnehmern fehlt leider.
Über die Qualität der neuen Cardinals läßt sich so, ohne Anschauungsmaterial, natürlich nichts sagen. Man darf sicherlich vermuten, daß sie dem Stand der anderen Aria-Modelle aus diesem Preisbereich entspricht. Wie gut oder schlecht das dann tatsächlich ist, bleibt abzuwarten.
Unter dem Strich werden die alten Pro II-Cardinals wohl noch eine Weile Legende bleiben!
Randbemerkung
Diese neuen Modelle sind keinesfalls der erste Versuch einer Wiederbelebung der Cardinal. Auf der japanischen Webseite finden sich Informationen über eine CS-400, die 2004 eingestellt wurde. Wann sie erstmalig produziert wurde, ist leider nicht festzustellen.
CS-400 (2004)
Body: Alder Carved Top
Neck: Maple,Bolt-on, Heel-less Joint, 14゜Pitched Head
Fingerboard: Rosewood
Frets: 22
Scale: 628mm(24-3/4")
Pickups: MH-1F Humbucking, MH-1R Humbucking
Controls: Volume*2,Tone*2, 3-position Pickup Selector Switch
Tailpiece: VGB-2
Hardware: Chrome
Finish: MBS (Metallic Blue Shade), MRS (Metallic Red Shade), MPT (Metallic Pewter)
Abgesehen von der Standardschaltung ist diese CS-400 schon eher mit der alten CS-400BG zu vergleichen. Auch der Halsübergang am 19. Bund stimmt.
Ulf
1. Einleitung
Neben Ibanez war Aria in den 70er und 80er Jahren der japanische Hersteller von Elektrogitarren. In Bezug auf die Bekanntheit stand dieser Hersteller, zumindest in Europa, immer ein wenig hinter Ibanez zurück. Gleichwohl wurden auch von Aria in dieser Zeit sehr hochwertige Instrumente gebaut, die den Vergleich zu den amerikanischen Vorbildern keinesfalls zu scheuen brauchten. Neben der PE-Serie, die es auch heute noch gibt, existierte mit der Cardinal-Serie eine Modellreihe, die unter Aria-Kennern einen fast legendären Ruf genießt. Leider wurde diese Reihe mit dem Verlagern der Produktion von Japan nach Korea Ende 1985 eingestellt. Details zu diesen Instrumenten sind hier im Board in den Beiträgen "Aria Pro II Cardinal-Serie" und "[Review] Aria Pro II Cardinal-Series 400" zu finden.
Da dieses Instrumente heute nur noch gebraucht zu finden sind und man ihnen auch einen gewissen Seltenheitswert zuschreiben kann (wer eine hat, der gibt sie in der Regel nicht her), kam immer mal wieder die Frage auf, ob man eine Cardinal nicht auch neu kaufen kann? Bisher mußte ich diese Antwort immer verneinen. Bisher...
Am 18. Januar 2007 stellte Aria auf der NAMM WINTER SESSION zwei Modelle der neuaufgelegten CS-Serie vor: Die CS-300 und die CS-450! Es stellt sich jetzt die Frage, was von diesen neuen Cardinals zu halten ist? Sehen wir uns die Modelle einmal genauer an:
2. Spezifikation
CS-300
Body: Alder
Neck: Maple, Bolt-on, Heel-less joint
Fingerboard: Rosewood
Frets: 22
Scale: 628mm(24-3/4")
Pickups: Duncan Designed HB-102 Humbucker x 2
Controls: Volume x 2, Tone x 2, 3 position PU selector toggle SW
Tailpiece: FB-1, Fixed type
Hardware: Chrome
Finish: RD (Red), BL (Blue), BK (Black)
CS-450
Body: Flamed Maple top, Mahogany Back
Neck: Maple, Set-Neck, Heel-less joint
Fingerboard: Rosewood
Frets: 22
Scale: 628mm(24-3/4")
Pickups: Duncan Designed HB-102 Humbucker x 2
Controls: Volume x 2, Tone x 2, 3 position PU selector toggle SW
Tailpiece: Wilkinson Contemporary style tremolo
Hardware: Chrome
Finish: AN (Amber Natural), CS (Cherry Sunburst)
3. Vorfahren
Ein Vergleich mit den Spezifikationen der Cardinal Serie aus den 80ern macht deutlich, daß die neuen Cardinals auf der CS-200 basieren, die seinerzeit das Einsteigermodell der Serie darstellte. Hier zunächst ein Bild dieser drei Instrumente:

Die Ähnlichkeit ist unverkennbar! Es handelt sich also um die einfach Konstruktion einer Brettgitarre, wie sie zum Beispiel bei der Gibson SG und den meisten Fender-Instrumenten vorliegend ist.
Besonders zu beachten ist der Hals-Korpusübergang. Er erfolgt beim 17. Bund. Dieses war nur bei der CS-200 und CS-300 aus den 80ern der Fall. Alle anderen Cardinals hatten den Übergang erst beim 19. Bund, was der Bespielbarkeit der hohen Lagen deutlich entgegen kommt
4. Unterschiede
Vergleicht man die alten Cardinals mit den neuen, so fallen einige Unterschiede auf:
- Die Mensur beträgt jetzt 628mm statt 630mm.
- Die meisten alten Cardinals hatten einen Korpus aus Esche. Erle wurde nur in der CS-400 aus der Black'n Gold-Serie verwendet. Eine Kombination aus Ahorn und Mahagoni wurde nicht benutzt.
- Es fehlen die für die Cardinals typischen Schalter für Split und Out of Phase.
- Statt Protomatic IV (CS-200, CS-250, CS-300) oder Protomatic V werden Duncan Design Humbucker eingesetzt. Sie unterscheiden sich zumindest von den Protomatic-V deutlich.
- Ein Vibrato findet sich nur bei der alten CS-Custom, die auf der CS-400 basiert. Allerdings ist die Custom vollständig aus Ahorn gefertigt.
Beide neuen Cardinals werden zur Zeit nicht in Europa und Amerika angeboten. Im Internet findet sich ein japanischer Anbieter, der zumindest die CS-450 zu einem Preis von 29,800 Yen anbietet, was in etwa 179 Euro entspricht.
Auf Anfrage teilte der deutsche Vertrieb für Aria mit, daß es zunächst nicht geplant ist, die Cardinals in Deutschland zu vertreiben.
Desweiteren teilte man mit, daß die Instrumente von Aria jetzt hauptsächlich und in guter Qualität in China produziert werden. Eine Ausnahme stellen lediglich einige Instrumente der FA- und PE-Serie dar. Diese werden in Korea gefertigt und sind dem oberen Preissegment zuzuordnen. Darüberhinaus gibt es noch einen Customshop, der allerdings überwiegend für den japanischen Markt arbeitet.
Sollte man sich in nächster Zukunft entschließen, die Cardinals doch in Deutschland zu vertreiben, so würde ich einen Preis von ca. 250 Euro für die CS-450 erwarten. Die CS-300 dürfte ein wenig günstiger ausfallen.
6. Fazit
Aufgrund des Preises zielt Aria mit den neuen Cardinals eindeutig auf das Low-End. Die 80er Cardinals waren im oberen Mid-Range und im High-End-Bereich angesiedelt.
Eine klangliche Vergleichbarkeit ist kaum gegeben. Dafür spricht die unterschiedliche Materialauswahl und die anderen Tonabnehmer, sowie die wesentlich einfachere Standardschaltung. Die CS-300 dürfte noch am ehesten mit einer alten CS-400 zu vergleichen sein. Die CS-450 zielt, aufgrund der Holzauswahl, eher Richtung Paula.
Insgesamt muß man vermuten, daß Aria hier nur die Form wiederbelebt hat. Die wesentlichen Vorteile der sehr flexiblen Schaltung in Kombination mit den Protomatic-Tonabnehmern fehlt leider.
Über die Qualität der neuen Cardinals läßt sich so, ohne Anschauungsmaterial, natürlich nichts sagen. Man darf sicherlich vermuten, daß sie dem Stand der anderen Aria-Modelle aus diesem Preisbereich entspricht. Wie gut oder schlecht das dann tatsächlich ist, bleibt abzuwarten.
Unter dem Strich werden die alten Pro II-Cardinals wohl noch eine Weile Legende bleiben!
Randbemerkung
Diese neuen Modelle sind keinesfalls der erste Versuch einer Wiederbelebung der Cardinal. Auf der japanischen Webseite finden sich Informationen über eine CS-400, die 2004 eingestellt wurde. Wann sie erstmalig produziert wurde, ist leider nicht festzustellen.
CS-400 (2004)
Body: Alder Carved Top
Neck: Maple,Bolt-on, Heel-less Joint, 14゜Pitched Head
Fingerboard: Rosewood
Frets: 22
Scale: 628mm(24-3/4")
Pickups: MH-1F Humbucking, MH-1R Humbucking
Controls: Volume*2,Tone*2, 3-position Pickup Selector Switch
Tailpiece: VGB-2
Hardware: Chrome
Finish: MBS (Metallic Blue Shade), MRS (Metallic Red Shade), MPT (Metallic Pewter)

Abgesehen von der Standardschaltung ist diese CS-400 schon eher mit der alten CS-400BG zu vergleichen. Auch der Halsübergang am 19. Bund stimmt.
Ulf
- Eigenschaft